Geistige Fliehkräfte

Niklas May

Mitglied
Dem krampfhaften Widerstand gegen die geistigen Fliehkräfte zog er es manchmal vor, sich von ihnen an verschiedenste Abbruchkanten führen zu lassen und in den Abgrund zu schauen. Anfangs zwar stets noch widerwillig, erkannte er bei diesen Reisen bald ihre Übermacht an und ließ sie, in nach und nach wachsender, faszinierter, am Ende beinahe frommer Ergebenheit, gewähren. An der Schwelle zum Abgrund angekommen, überkam ihn dann das Bedürfnis, diesen zu kartographieren, seine schier endlose Tiefe wahrzunehmen und zu erkennen. Er versuchte, diesem Bedürfnis so lange nachzugeben, bis er ihm ganz und gar unwirklich, unfassbar, und damit banal erschien und in der Folge, für eine Weile, jeglichen Schrecken verlor. Spätestens dann aber war es Zeit, wieder umzukehren.
 

Rachel

Mitglied
Hallo miteinander,

es geht wohl um den Einstieg in eine Meditation. Der Meditierer kennt die Widerstände, weiß, dass sein Affengeist (Übermacht) anfangs in alle Richtungen fliehen wird. Er versucht diesmal nicht kramphaft alle Gedanken loszulassen, sondern mitzureisen, bis an die Abbruchkante umfassender Leerheit, die er nun (ergeben) nicht mehr bedrohlich findet ... usw.

Am Ende will er selbst den verlorenen Schrecken als Konstruktion/Illusion im Bewusstsein entlarven, umkehren und aufgeben.

Hat mir echt gefallen.
LG
 

Niklas May

Mitglied
Hallo Rachel,

danke für die Wiedergabe deiner Interpretation.
Es freut mich, dass die Sätze für dich dechiffrierbar waren, da war ich mir selbst nämlich nicht ganz so sicher.

Ich wünsche einen schönen Restsonntag.

LG
Niklas
 



 
Oben Unten