Höhlen-Hetzjagd
>>Es ist sowieso zu spät, sagt er. Es ist zu gefährlich, jammert er!<<, regte sich der Mann mit dem kobaltblauen Umhang auf, als er in die Höhle ging. Draußen vor dem Eingang wartete ein kleiner Junge, der nicht sehr menschlich, ja nicht einmal lebendig aussah. Der Herr mit dem Umhang dagegen wirkte recht munter. Die brennende Spitze seines goldenen Magierstabes voranhaltend, erhellte er die nassen Grotten.
Die Stimme des Jungen schallte abermals herein.
>>Wenn du in fünf Minuten nicht zurück bist, dann hole ich Hilfe.<<
Wieder ergänzte der Magier mit zynischen Kommentaren den Satz.
>>Ich hab es satt! Dieser Bengel mag vielleicht doppelt so alt sein wie ich, aber immerhin bin ich der Zauberer unter uns.<<
Unaufhaltsam bahnten sich seine Lederstiefel den Weg zwischen Stalagmiten und plätschernden Rinnsaalen entlang, vorbei an unterirdischen Teichen und Salzkammern voller leuchtender Kristalle. Diese Höhle reichte tiefer als alle, von denen Stallin je gehört hatte. Gerüchten zufolge sollte die Höhle der Hexe Mari bis zum Kern der Erde führen. Nun, Feuerhexen waren eben etwas exzentrisch bei der Wahl ihrer Wohnung.
>>Fünf Minuten... Dass du Dickkopf noch lebst, wundert mich ehrlich gesagt nicht.<<, sagte da seelenruhig der kleine Vampirjunge.
Ohne ihn anzusehen, meinte Stallin: >>Die Monster schlafen. Es läuft alles nach Plan, also reg dich ab.<<
>>M-moment mal. V-von Monstern war hier nicht die Rede!<<
Stallin fuhr herum und versengte dem Kleinen mit der Stabfackel fast die schneeweißen Haare. >>Pssst! Nennst du das unauffällig?<<
Vinny Vamp schwieg und sah zu seinen Füßen herab. Er mochte wahrlich hundert Jahre oder gar mehr auf dem Buckel haben, aber ein Kind bleibt eben immer ein Kind.
Also schlichen sie weiter, der Gefahr von blutrünstigen, unbekannten Wesen entgegen.
Und Vinny war es, der stoppte.
>>Was ist jetzt schon wieder?<<
Vinny zeigte auf etwas links vor sich. In der Dunkelheit öffneten sich rubinfunkelnde Augen.
>>Ein Dämon!<<, fuhr es durch den Magier. Er packte seinen Stab fest in beide Hände und drehte ihn im Kreis, wobei mystische goldene Staubwirbel daraus hervorschossen. Vinny suchte hinter seinem Freund Deckung und packte die Hände über den Kopf.
Im gleichen Moment brach der Dämon aus seinem Versteck hervor. Ein ungeflügelter, junger Drachen, der nur aus Knochen bestand.
>>VERNABRIS!<<, sprach Stallin und der Stab entsandt dem Ungeheuer einen goldmetallischen, flüssigen Strahl, welcher es wie eine Form umhüllte und luftdicht konservierte.
Schon stand Vinny wieder auf den Beinen, sprang mit denselbigen auf den Goldklotz und bläkte triumphierend umher: >>Schaut, was mit euresgleichen geschieht, wenn sich unsere Pfade kreuzen sollten, ihr Weicheier!<<
Stallin hielt dem Vampirkind den Mund zu, sodass nur noch ein dumpfes Grummeln zu hören war.
>>Wir wollten leise sein, Herr Tomatensaft.<<
>>Ja-ja-ja.<<, wiegelte Vinny ab und trottete dem Magier fortan hinterher.
Im Schutze des Feuers lebt die Hexe Mari, wie die Oberirdischen es sich erzählen. Hier haust sie in einer Lavahöhle, umgeben von einer natürlichen Heizung.
>>Hat jemand von ihnen eine Ahnung, wie unbezahlbar teuer Fernwärme heutzutage geworden ist?<<, erklärt sie in unsere Richtung, schwingt ihren Stahllöffel und probiert einen Mund voll köstlichster...
>>Schmackhaft! Lecker! Deliziös!<<, schwärmt sie und tanzt im Kreis um den Kochkessel, kostet erneut, frohlockt und vergisst die Zeit dabei.
>>Wieviel Zeit bleibt uns noch?<<, wollte Vinny besorgt wissen.
Stallin warf einen Blick auf sein magisches Chronometer-Armband. >>Grob geschätzt? Etwa zehn Minuten.<<
>>Rennen wir!<<
Magier und Vampir tauschten einen entschlossenen Blick, nickten synchron mit dem Kopf und sprinteten eine Steinbrücke über einen brodelnden Lavasee entlang. Die Luft flimmerte vor Hitze, aber davon ließen sich die Helden nicht abhalten. Sie schwitzten und spuckten, als sie die andere Seite erreicht hatten, doch sie waren darüber hinweg.
Etwas nicht Selbstverständliches. Vinny spähte die Klippe hinab und sah die armen blauen Seelen der Unglücklichen, die nicht einen Fuß vor den anderen setzen konnten. Stallin zog den Kleinen am Kragen.
>>Los! Nun mach schon!<<, mahnte er lautstark und ging ohne nach vorne zu sehen in den nächsten Gang. Ein unerträglich lautes Fiepen ließ ihn zu Boden fallen und Vinny ebenso. Über ihnen entfleuchte eine schwarzer Schwall Fledermäuse in die Halle mit dem magmatischen See.
Vinny fluchte. >>So viel zum Thema leise.<<
Sie betraten einen geraden, in Basaltstein gehauenen Gang, der bereits von Wandfackeln beleuchtet wurde.
>>Oh, wie einladend.<<, scherzte Vinny, aber Stallin zügelte seinen Enthusiasmus herzlos direkt. >>Ich glaube nicht, dass dich jemand eingeladen hat, mit mir zu kommen.<<
>>Wenn ich nicht erwünscht bin, kann ich ebensogut wieder gehen.<<
>>Bitte! Dann mach doch, HERR Tomatensaft!<<
Der Vampir bockte beleidgt und blieb allein zurück. Stallins Schritte verhallten. Um ihn herum wurde es still.
>>Stallin?<<, fragte er verängstigt. Ein kalter, stechender Schmerz zog sich über Vinnys rechte Schulter. An sein Gesicht wehte ein heißer, schwefliger Wind vom Magmasee herüber. Plötzlich dröhnte etwas in seinen Ohren und er erschak und schrie so laut, dass Stallin auf dem Absatz kehrt machte, um ihm zu helfen. Er sah, wie Vinny vor einer zurückgekehrten Fledermaus davonlief. Das sah so dämlich aus, dass er lachen musste.
>>Seltsam. Du bist der erste Vampir, der sich vor einer Fledermaus fürchtet.<<
>>Aber diese Monster...<<
Der Magier zwinkerte. >>Uh, jaaa. Ich kümmere mich um diese ganz abscheulichen Monster.<<
Vinny wirkte unsicher, war dann schließlich ein wenig beruhigter und bangte nur noch halbherzig um sein untotes Leben, als sie ein domartiges Höhlenzimmer voller kläffender Cerberus-Höllenhunds-Dämonen zu durchqueren hatten. Mit seiner phänomenalen wie effektvollen Hexerei, verwandelte Stallin die Angreifer in allerlei Getier. Ameisen, Frösche, Lurche, Schnecken, Unken. Für jeden grotesken Geschmack mag etwas dabei gewesen sein. Binnen weniger Sekunden war die Gefahr gebannt.
Die Gäste der Hexe Mari waren mehr als nur grotesk. Sie stammten aus dem anderen Reich, der Welt hinter den Spiegeln oder wie man diesen Ort nun gerade nennt und kennt. Um eine Tafel herum saßen die Herren und Damen in ihren schicken, altbarocken Gewändern, unterhielten sich, lasen Zeitung aus Nimmerland oder hörten die neuste Sonate von Grabhoven. Die Tafel war mit kleineren Leckereien gedeckt, die Normalsterblichen den Magen umdrehen würden. Frisches Obst, rohes Gemüse, so wirklich gesunde Sachen eben.
Hexe Mari hob ein Glas und pochte mit einem Löffelstiel daran.
>>Ruhe bitte! Ich möchte etwas verkünden!<<
>>Nichts wirst du!<<, rief Stallin dazwischen, denn er war gerade in die Runde gestürmt.
>>Nanu?<<, wunderte sich Mari und dann freute sie sich noch mehr. >>Ohhh! Das ist aber schön, dass du dich an meinen Gebutstag erinnerst! Hast du auch ein Geschenk für deine Mutter?<<
>>Selbstverständlich! Hier, diesen kleinen Blutsauger kannst du zurück haben!<<
>>Aber hat er dir denn nicht gefallen? Er machte so traurige Augen im Schaufenster, da dachte ich...<<
Ende???
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>>Es ist sowieso zu spät, sagt er. Es ist zu gefährlich, jammert er!<<, regte sich der Mann mit dem kobaltblauen Umhang auf, als er in die Höhle ging. Draußen vor dem Eingang wartete ein kleiner Junge, der nicht sehr menschlich, ja nicht einmal lebendig aussah. Der Herr mit dem Umhang dagegen wirkte recht munter. Die brennende Spitze seines goldenen Magierstabes voranhaltend, erhellte er die nassen Grotten.
Die Stimme des Jungen schallte abermals herein.
>>Wenn du in fünf Minuten nicht zurück bist, dann hole ich Hilfe.<<
Wieder ergänzte der Magier mit zynischen Kommentaren den Satz.
>>Ich hab es satt! Dieser Bengel mag vielleicht doppelt so alt sein wie ich, aber immerhin bin ich der Zauberer unter uns.<<
Unaufhaltsam bahnten sich seine Lederstiefel den Weg zwischen Stalagmiten und plätschernden Rinnsaalen entlang, vorbei an unterirdischen Teichen und Salzkammern voller leuchtender Kristalle. Diese Höhle reichte tiefer als alle, von denen Stallin je gehört hatte. Gerüchten zufolge sollte die Höhle der Hexe Mari bis zum Kern der Erde führen. Nun, Feuerhexen waren eben etwas exzentrisch bei der Wahl ihrer Wohnung.
>>Fünf Minuten... Dass du Dickkopf noch lebst, wundert mich ehrlich gesagt nicht.<<, sagte da seelenruhig der kleine Vampirjunge.
Ohne ihn anzusehen, meinte Stallin: >>Die Monster schlafen. Es läuft alles nach Plan, also reg dich ab.<<
>>M-moment mal. V-von Monstern war hier nicht die Rede!<<
Stallin fuhr herum und versengte dem Kleinen mit der Stabfackel fast die schneeweißen Haare. >>Pssst! Nennst du das unauffällig?<<
Vinny Vamp schwieg und sah zu seinen Füßen herab. Er mochte wahrlich hundert Jahre oder gar mehr auf dem Buckel haben, aber ein Kind bleibt eben immer ein Kind.
Also schlichen sie weiter, der Gefahr von blutrünstigen, unbekannten Wesen entgegen.
Und Vinny war es, der stoppte.
>>Was ist jetzt schon wieder?<<
Vinny zeigte auf etwas links vor sich. In der Dunkelheit öffneten sich rubinfunkelnde Augen.
>>Ein Dämon!<<, fuhr es durch den Magier. Er packte seinen Stab fest in beide Hände und drehte ihn im Kreis, wobei mystische goldene Staubwirbel daraus hervorschossen. Vinny suchte hinter seinem Freund Deckung und packte die Hände über den Kopf.
Im gleichen Moment brach der Dämon aus seinem Versteck hervor. Ein ungeflügelter, junger Drachen, der nur aus Knochen bestand.
>>VERNABRIS!<<, sprach Stallin und der Stab entsandt dem Ungeheuer einen goldmetallischen, flüssigen Strahl, welcher es wie eine Form umhüllte und luftdicht konservierte.
Schon stand Vinny wieder auf den Beinen, sprang mit denselbigen auf den Goldklotz und bläkte triumphierend umher: >>Schaut, was mit euresgleichen geschieht, wenn sich unsere Pfade kreuzen sollten, ihr Weicheier!<<
Stallin hielt dem Vampirkind den Mund zu, sodass nur noch ein dumpfes Grummeln zu hören war.
>>Wir wollten leise sein, Herr Tomatensaft.<<
>>Ja-ja-ja.<<, wiegelte Vinny ab und trottete dem Magier fortan hinterher.
Im Schutze des Feuers lebt die Hexe Mari, wie die Oberirdischen es sich erzählen. Hier haust sie in einer Lavahöhle, umgeben von einer natürlichen Heizung.
>>Hat jemand von ihnen eine Ahnung, wie unbezahlbar teuer Fernwärme heutzutage geworden ist?<<, erklärt sie in unsere Richtung, schwingt ihren Stahllöffel und probiert einen Mund voll köstlichster...
>>Schmackhaft! Lecker! Deliziös!<<, schwärmt sie und tanzt im Kreis um den Kochkessel, kostet erneut, frohlockt und vergisst die Zeit dabei.
>>Wieviel Zeit bleibt uns noch?<<, wollte Vinny besorgt wissen.
Stallin warf einen Blick auf sein magisches Chronometer-Armband. >>Grob geschätzt? Etwa zehn Minuten.<<
>>Rennen wir!<<
Magier und Vampir tauschten einen entschlossenen Blick, nickten synchron mit dem Kopf und sprinteten eine Steinbrücke über einen brodelnden Lavasee entlang. Die Luft flimmerte vor Hitze, aber davon ließen sich die Helden nicht abhalten. Sie schwitzten und spuckten, als sie die andere Seite erreicht hatten, doch sie waren darüber hinweg.
Etwas nicht Selbstverständliches. Vinny spähte die Klippe hinab und sah die armen blauen Seelen der Unglücklichen, die nicht einen Fuß vor den anderen setzen konnten. Stallin zog den Kleinen am Kragen.
>>Los! Nun mach schon!<<, mahnte er lautstark und ging ohne nach vorne zu sehen in den nächsten Gang. Ein unerträglich lautes Fiepen ließ ihn zu Boden fallen und Vinny ebenso. Über ihnen entfleuchte eine schwarzer Schwall Fledermäuse in die Halle mit dem magmatischen See.
Vinny fluchte. >>So viel zum Thema leise.<<
Sie betraten einen geraden, in Basaltstein gehauenen Gang, der bereits von Wandfackeln beleuchtet wurde.
>>Oh, wie einladend.<<, scherzte Vinny, aber Stallin zügelte seinen Enthusiasmus herzlos direkt. >>Ich glaube nicht, dass dich jemand eingeladen hat, mit mir zu kommen.<<
>>Wenn ich nicht erwünscht bin, kann ich ebensogut wieder gehen.<<
>>Bitte! Dann mach doch, HERR Tomatensaft!<<
Der Vampir bockte beleidgt und blieb allein zurück. Stallins Schritte verhallten. Um ihn herum wurde es still.
>>Stallin?<<, fragte er verängstigt. Ein kalter, stechender Schmerz zog sich über Vinnys rechte Schulter. An sein Gesicht wehte ein heißer, schwefliger Wind vom Magmasee herüber. Plötzlich dröhnte etwas in seinen Ohren und er erschak und schrie so laut, dass Stallin auf dem Absatz kehrt machte, um ihm zu helfen. Er sah, wie Vinny vor einer zurückgekehrten Fledermaus davonlief. Das sah so dämlich aus, dass er lachen musste.
>>Seltsam. Du bist der erste Vampir, der sich vor einer Fledermaus fürchtet.<<
>>Aber diese Monster...<<
Der Magier zwinkerte. >>Uh, jaaa. Ich kümmere mich um diese ganz abscheulichen Monster.<<
Vinny wirkte unsicher, war dann schließlich ein wenig beruhigter und bangte nur noch halbherzig um sein untotes Leben, als sie ein domartiges Höhlenzimmer voller kläffender Cerberus-Höllenhunds-Dämonen zu durchqueren hatten. Mit seiner phänomenalen wie effektvollen Hexerei, verwandelte Stallin die Angreifer in allerlei Getier. Ameisen, Frösche, Lurche, Schnecken, Unken. Für jeden grotesken Geschmack mag etwas dabei gewesen sein. Binnen weniger Sekunden war die Gefahr gebannt.
Die Gäste der Hexe Mari waren mehr als nur grotesk. Sie stammten aus dem anderen Reich, der Welt hinter den Spiegeln oder wie man diesen Ort nun gerade nennt und kennt. Um eine Tafel herum saßen die Herren und Damen in ihren schicken, altbarocken Gewändern, unterhielten sich, lasen Zeitung aus Nimmerland oder hörten die neuste Sonate von Grabhoven. Die Tafel war mit kleineren Leckereien gedeckt, die Normalsterblichen den Magen umdrehen würden. Frisches Obst, rohes Gemüse, so wirklich gesunde Sachen eben.
Hexe Mari hob ein Glas und pochte mit einem Löffelstiel daran.
>>Ruhe bitte! Ich möchte etwas verkünden!<<
>>Nichts wirst du!<<, rief Stallin dazwischen, denn er war gerade in die Runde gestürmt.
>>Nanu?<<, wunderte sich Mari und dann freute sie sich noch mehr. >>Ohhh! Das ist aber schön, dass du dich an meinen Gebutstag erinnerst! Hast du auch ein Geschenk für deine Mutter?<<
>>Selbstverständlich! Hier, diesen kleinen Blutsauger kannst du zurück haben!<<
>>Aber hat er dir denn nicht gefallen? Er machte so traurige Augen im Schaufenster, da dachte ich...<<
Ende???
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