Geschichten aus dem Open Butt - Schmerzende Arme

Marc H.

Mitglied
Schmerzende Arme





Hin und wieder brachte es Barney fertig, gute Veranstaltungen im Open Butt zu organisieren. Meistens Poker Abende mit geringem Einsatz und der Gewinner des Abends bekam den Pott. Standardveranstaltung. Doch in diesem Jahr besorgte Barney tatsächlich einen professionellen Armwrestling Tisch. Er stand in der Mitte der Bar und war sogar speziell beleuchtet. Einige Tische und Bänke mussten weichen, damit genug Platz vorhanden war. Ich saß Barney gegenüber an meinem gewohnten Platz am Tresen, nippte an meinem Bierkrug und sah mir das Geschehen entspannt an. Am Tisch war ein ziemlich junger Bursche in Aktion. Sah sehr beeindruckend aus in seinem Trägershirt. Er drückte gerade gegen Ed „The Horse“. Die Menge johlte und feuerte unseren Ed lautstark an. Ed gab alles. Sein Kopf glühte in einem prächtigen Rot und die Schläfen pochten vor Anstrengung. Der junge Kerl wirkte einigermaßen gelassen. Seine muskelbepackten Arme gaben einen imposanten Anblick ab, muss ich gestehen. Der typische Gym-Typ halt. Bis auf deren Fressen sahen die alle gleich gezüchtet aus, fand ich. Kleiner Arsch und dann die übliche V-Form nach oben. Die Haare besonders kurz geschnitten. Er schwitze wie ein Schwein, aber von Erschöpfung war keine Spur an ihm zu erkennen. Gemächlich drückte er Eds Handrücken Richtung Kissen. Ed keuchte und stöhnte, gab seine letzten Reserven dagegen, aber es half nichts. Eds Hand landete schließlich, ziemlich unsanft, auf dem Polster. Der junge Held nahm sich die fünf Dollar Einsatz vom Tisch. Mittlerweile hatte er schon 25 eingesackt.

Barney sah mich an. "Das weckt wohl gewisse Erinnerungen, oder Jake?“
„Ja, Erinnerungen an schönere Zeiten, das stimmt wohl. Weißt du noch, als mir der kleine Asiate fast den Arm abgerissen hat?“
Wir lachten uns an. Barney zapfte mir noch einen Halben.
Ja, die Erinnerungen quollen in mir hoch. Der überfüllte Saal. Die Menge tobte. Weiber tanzten auf den Tischen und feuerten uns an. Die Bude stand im Nebel, roch nach Alkohol, Schweiß, Kotze und Dope. Wenn man viel Glück hatte, schwebte ein Hauch Muschi Aroma in der Luft. Armdrücken war damals mein Ding. Ich war gut. Die Zeit der fairen Faustkämpfe vor der Bar. Man schlug sich blutig, ging anschließend wieder rein an die Theke und soff zusammen weiter. Wer zu Boden ging, hatte halt verloren und der Kampf war beendet und entschieden. Keine große Sache. Man wachte am nächsten Tag irgendwann auf, mit blutverkrustetem Gesicht und geschwollenen Lippen. Heute wollen dich alle nur noch töten. Sie greifen zu Flaschen, Aschenbechern oder Stühlen und wenn du am Boden liegst, wird es lebensgefährlich. Man geht Kämpfen heutzutage lieber aus dem Weg.

Ed erhob sich stöhnend vom Wettkampftisch, hielt sich die schmerzende Armbeuge und ging wieder an seinen Platz. Der Bubi strahlte und massierte sich den gewaltigen, rechten Arm. Er blickte in die Runde. „Und, wer will es mal versuchen?“

Barney klopfte mir auf die Schulter. „Also, Jake, um den Abend noch etwas interessanter zu gestalten. Wenn du ihn packst, schließe ich die Bar ab und es gibt Freibier für alle. Wie hört sich das an?“
„Ich war mal gut, aber die Zeiten sind halt vorbei, Barney. Ich bekomme den Arm seit damals nicht mehr richtig gerade. Und ich bin alles andere als fit.“
Barney grinste mich an. „Hast du etwa Schiss?“
Ich blickte meinem Freund tief in die Augen. „Halt mal meine Jacke.“ Ich warf meine Jeansjacke auf den Tresen, stand auf und ging zum Tisch rüber.

Der junge Kerl blickte mich lächelnd an. "Setz dich doch, Grandpa. Ich reiße dir den Arm ab, für nur fünf Dollar. „
„Ach Bubi, das habe ich alles schon durch. Mach dich nicht größer als du bist. Mal sehen, was du wirklich drauf hast.“, entgegnete ich und setze mich ihm gegenüber an den Wettkampftisch. Die Meute versammelte sich vergnügt um den Tisch herum.
„Wisch den Boden mit ihm, Jake! Drück die Schwuchtel runter!“, schrie Mickey.

Wir stellten unsere Ellenbogen mittig auf den Tisch und griffen unsere Hände fest. Der Typ hatte einen sehr festen Griff, das ließ mich aber relativ kalt. Wir blickten uns an. Bubi kniff mir ein Auge zu. Ich blickte tief in seine. Barney legte seine flache Hand über unsere.
„Drückt!“, schrie Barney und es ging los.
Der junge Kerl drückte gegen meinen Arm, mit einer Wucht, die mich innerlich sehr überraschte und auch körperlich schlagartig an meine Grenzen trieb. So viel Kraft hatte ich nicht erwartet. Ich blickte auf den Tisch vor mir und hielt ihm stand. Mein Arm zitterte schon. Meine Sehnen schrien auf. Der Schmerz war gewaltig. Bubi drückte erbarmungslos weiter gegen meinen Arm. Ich lenkte meine Gedanken ab. Ein kaltes Heineken am Strand. Ich presste ihm entgegen und spürte meine Muskeln. Der Schmerz war nun noch kaum zu ertragen. Ich dachte an Susans saftige Möse, hielt mich mit der linken Hand am Haltegriff des Tisches fest und gab mein letztes. Ich schrie auf und drückte. Zu meiner Überraschung gab Bubi etwas nach und ich konnte seinen Arm ein Stück Richtung Tischplatte bewegen. Ich blickte ihm wieder direkt in seine Augen und las Verunsicherung darin. Er begann zu beben. Sein Gesicht färbte sich rot und Adern traten an seinen Schläfen hervor. Die Menge tobte. Ich nahm es entfernt wahr und lenkte mich weiter ab. Ich stellte mir vor, wie Susan mich heftig ritt. Die linke Hand am Haltegriff beugte ich meinen Körper nach links und presste weiter. Der Junge schrie auf. Zentimeter um Zentimeter kippte sein Arm Richtung Polster auf dem Tisch.
„Fuck, Grandpa! Mein Arm!“, schrie Bubi hilflos.
Ich fühlte in Gedanken, wie ich in Susan explodierte. Ich genoss es, holte nochmal aus und presste Bubis Handrücken ziemlich unsanft auf das Polster. Ende und aus. Ich hatte ihn!
Es fiel uns beiden schwer unsere Hände voneinander zu lösen, so verkrampft waren sie ineinander. Wir keuchten beide lautstark und fluchten. Die Leute im Butt schrien vergnügt und redeten wild durcheinander. Gläser stießen gegeneinander. Ich fühlte nur den Schmerz im Arm.

Ich sah zu Bubi rüber. „Nimm das Geld, Mann. Ich brauche es nicht. Wir bekommen nun eh Freibier.“, ich lächelte ihm zu und massierte mir die rechte Armbeuge.
„Himmel, mein scheiß Arm ist hinüber.“ ,entgegnete er grinsend.
„Das war ein geiler Fight, Mann. Ich heiße übrigens Michael.“ Er reichte mir seine linke Hand.
„Ich heiße Jake.“ Ich klopfte ihm lächelnd auf die breite Schulter und wir gingen Richtung Theke, setzten uns auf einen Hocker und massierten uns weiter die schmerzenden Gelenke.
Die Party im Butt an diesem Abend war gewaltig. Die Jukebox dröhnte. Mädchen tanzten hemmungslos auf den Tischen. Wie in den guten alten Zeiten.
Michael entpuppte sich zu einem sehr sympathischen Kerl. Ich mochte seine Art und wir tranken zusammen bis in den Morgen hinein. Schließlich sah ich ihn neben mir, seinen Kopf auf der Theke, schlafend.
Ich soff weiter. Tom Petty sang vom freien Fall. Ich kippte irgendwann seitlich vom Hocker.
 



 
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