Gesellschaft mit beschränkter Hoffnung

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klaatu

Mitglied
§ 1
Die Gesellschaft mit beschränkter Hoffnung
kann die Zukunft hören
- wie nächtliche Streitereien
hinter der elterlichen Schlafzimmerwand.
In Benzinpfützen schimmern
verschwommene Visionen
von letzter Woche.


§ 2 Abs. 1
Sterilisierte Schoßhunde
rebellieren sich bellend
in den Schlaf.
Die Realität leidet
unter Identitätsproblemen,
steht jammernd vor dem Haus
und versucht verzweifelt,
sich durch das gekippte Fenster
nach innen zu quetschen.

§ 2 Abs. 2
Mitten im Raum
sitzt ein Elefant
und spielt Banjo
auf nur einer Saite.

§ 2 Abs. 3
Im Keller haben
die tropfenden Rohre
einen neuen
König gekrönt.


§ 3 Abs. 1
Die rosarote Brille
ist obdachlos geworden
und lungert nun
in der Fußgängerzone rum,
mit einem Schild um den Hals,
auf dem steht:

"DIE WELT GEHT UNTER!
KANN MAN GOOGELN!"


§ 3 Abs. 2
Am Schauplatz eines Verbrechens
finden sich sofort Schaulustige
zu einer spontanen Musicalnummer ein
- so mitreißend,
dass sogar die Mutter des toten Kindes beginnt,
im Takt der Musik mit dem Fuß zu wippen.

§ 3 Abs. 3
Ob Wellnessoase
oder Wellblechhütte:
Man trägt die Konsequenzen
nach draußen in die Mülltonne
und macht sich Sorgen
im Sandwichmaker.


§ 4
Unter bedrohlich wirkenden Regenbögen
vakuumieren Mütter ihre Kinder
und frieren sie für später ein.
Eine schrille Stimme schreit:

"Wir sind der Krieg! Macht mit!
Splitterbomben im Banana-Split!"



§ 5
Auf der Spitze
des majestätischen Mount Everests
steht ein Mann und sagt: „Pfff…“,
weil er sich das Ganze
irgendwie größer
vorgestellt hatte.
 
Hallo klatuu!

Top! Wie gewohnt, viele verblüffende Bilder - besonders gelungen finde ich die ersten drei Verse in §2 Abs. 1! Eine Vertonung vom Autor wäre spannend ...

Gruß,
Artbeck
 

klaatu

Mitglied
Hi Artbeck!

Eine Vertonung von mir würdest du dir nicht antun wollen... Ich habe aber ehrlich gesagt schon öfter daran gedacht, Obdachlose dafür zu bezahlen, dass sie meine Texte in Fußgängerzonen lauthals rezitieren :D

LG
k
 
G

Gelöschtes Mitglied 20513

Gast
Also der Titel ist bon! Die ersten drei Strophen hätten mir aber gereicht, die sind wirklich gut. Danach wird es nämlich ein bisschen flach. Wenn einer nicht aufhören kann mit dem Dichten ...

blackout
 

klaatu

Mitglied
Moin Blackout!

Der Titel ist von Monty Python:
Und ja... Manchmal kann ich wohl nicht aufhören und packe zu viel Mist in einen einzelnen Text. Tage später frage ich mich dann, was zur Hölle ich mir dabei gedacht habe. Der nächste Text wird knapper, versprochen!

LG
k
 

klaatu

Mitglied
Entdeckt wäre ein bisschen zu viel gesagt. Aber er sorgte immerhin dafür, dass sie erstmals nach Deutschland kamen und hier sogar zwei Folgen ihrer Show in deutscher Sprache aufnahmen.
 



 
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