gib acht

3,20 Stern(e) 6 Bewertungen

Walther

Mitglied
gib acht


du gehst auf einem weichen vlies & denkst
die zeit ist gut zu mir & liebevoll
kaum merklich zahlst auch du an sie den zoll
& wie du deine blicke rückwärts lenkst

erkennst du wie der schritte schatten zoll
um zoll verschwindet wie du zeit verschenkst
will dir sich nicht erschließen dich verrenkst
schon jetzt zu sehn was doch erst kommen soll

es führt zum stolpern dein bemühn das vorn
& rechts & links vor augen haben das
hat etwas von unmöglichkeit verworrn

zerfasert dir das leben irgendwas
gerät stets aus der sicht gib acht du fällst
wenn du das heute nicht im blick behältst
 

Trasla

Mitglied
Auch wenn du mir schon gesagt hast, dass du nunmal schreibst, wie du schreibst, aber ich finde die & statt "und" wirklich grauenvoll für den Lesefluss...
 

Walther

Mitglied
special trasla remix:D:

gib acht


du gehst auf einem weichen vlies und denkst
die zeit ist gut zu mir und liebevoll
kaum merklich zahlst auch du an sie den zoll
und wie du deine blicke rückwärts lenkst

erkennst du wie der schritte schatten zoll
um zoll verschwindet wie du zeit verschenkst
will dir sich nicht erschließen dich verrenkst
schon jetzt zu sehn was doch erst kommen soll

es führt zum stolpern dein bemühn das vorn
und rechts und links vor augen haben das
hat etwas von unmöglichkeit verworrn

zerfasert dir das leben irgendwas
gerät stets aus der sicht gib acht du fällst
wenn du das heute nicht im blick behältst
 

Trasla

Mitglied
Danke! :)
Also, die erste und die letzte Strophe gehen mir flüssig von der Zunge, im mittleren Teil komme ich nicht mehr mit, wo die Sätze um die Zeilen gebogen sind, wo eine logische Pause ist, und was eigentlich gesagt werden soll.

Wie hängt zum Beispiel das "dich verrenkst" da drin?
Sollte das nicht ein "du verrenkst dich" oder ein "wie du dich verrenkst" sein, und wenn es zusammengekürzt wird, eher als "du verrenkst" übrig bleiben?
 
A

AchterZwerg

Gast
Hallo Walther,
mir gefällt dein Sonett; an zwei Stellen würde ich anders formulieren (Metrum):

erkennst du wie der schritte schatten zoll
um zoll verschwindet wie du zeit verschenkst
will [blue]sich noch [/blue]nicht erschließen - verrenkst
dich [blue]um zu sehn was später kommen [/blue]soll
Die Betonung liegt ja auf sich verschließen.

Grüßle, der8.
 

Walther

Mitglied
gib acht


du gehst auf einem weichen vlies & denkst
die zeit ist gut zu mir & liebevoll
kaum merklich zahlst auch du an sie den zoll
& wie du deine blicke rückwärts lenkst

erkennst du wie der schritte schatten zoll
um zoll verschwindet wie du zeit verschenkst
will sich noch nicht erschließen - verrenkst
dich um zu sehn was später kommen soll

es führt zum stolpern dein bemühn das vorn
& rechts & links vor augen haben das
hat etwas von unmöglichkeit verworrn

zerfasert dir das leben irgendwas
gerät stets aus der sicht gib acht du fällst
wenn du das heute nicht im blick behältst
 

Walther

Mitglied
hi 8erzwerg,

danke, super idee, bereits umgesetzt. freut mich, daß es dir gefällt. :)

lg w.

hi trasla,

ich werde noch einen text mit zäsuren einstellen. das sollte die offenen fragen beantworten.

lg w.
 

Walther

Mitglied
special trasla remix2:D:


gib acht


du gehst auf einem weichen vlies und denkst /
die zeit ist gut zu mir und liebevoll /
kaum merklich zahlst auch du an sie den zoll /
und / wie du deine blicke rückwärts lenkst /

erkennst du / wie der schritte schatten zoll
um zoll verschwindet / wie du zeit verschenkst /
will sich noch nicht erschließen - verrenkst
dich / um zu sehn / was später kommen soll /

es führt zum stolpern / dein bemühn / das vorn
und rechts und links vor augen haben / das
hat etwas von unmöglichkeit / verworrn

zerfasert dir das leben / irgendwas
gerät stets aus der sicht / gib acht / du fällst /
wenn du das heute nicht im blick behältst /


in diesem zusammenhang fällt wieder das anonyme schlechtwerten auf, das wieder zuzunehmen scheint. es nützt nichts, wenn man ohne begründung schlecht wertet, weil dann der autor nichts davon hat.

lg w.
 

Trasla

Mitglied
Danke für die Mühe, jetzt blicke ich besser durch.
Muss das nochmal später in Ruhe lesen.

Und von anonymen, kommentarlosen schlechten Bewertungen, weißt du immerhin, dass jemand dein Werk schlecht findet, damit weißt du mehr, als wenn nicht gewertet wird. Ist natürlich unangenehm für einen selbst, aber ich finde es durchaus wichtig, dass man selbst entscheiden kann, ob einem ein Werk die Mühe einer textuellen Auseinandersetzung wert ist, bzw. ob man einen Autoren vor sich hat, mit dem man gerne oder ebend nicht über die eigene Kritik an seinen Werken diskutiert.
 

Walther

Mitglied
lb trasla,

eine schlechtwertung von mir ohne begründung wirst du sehr selten bis gar nicht finden.

danke, daß du dich mit dem text befaßt. änderungen und vorschläge sind, wie man sieht, gerne gesehen.

lg w.
 
A

AchterZwerg

Gast
Lieber Walther,
habe noch ein Schwachstellchen gefunden:

& rechts & links vor augen haben das
hat etwas von unmöglichkeit verworrn
Hier läge die natürliche Betonung auf "hat." Man sagt ja ausdrücklich: Das hat was!
 

Walther

Mitglied
lb 8erzwerg,

das:) sehe ich ausnahmsweise anders. ;) grund:
& rechts & links vor augen haben das
xXxXxXxXxX
hat etwas von unmöglichkeit verworrn
xXxXxXxXxX
auch der sinn des statements, nämlich daß das bemühen, seine Augen überall zu haben, unmöglich ist, zeigt an, daß die betonung auf dem "das" liegt. das "hat" ist also unbetont, weil sonst ein dreifacher hebungsprall entstünde:
& rechts & links vor augen haben das
xXxXxXxXxX
hat etwas von unmöglichkeit verworrn
XXxXxXxXxX
daher sollte es bleiben, wie es ist.

lg w.
 
A

AchterZwerg

Gast
Ich verstehe dich schon: Metrisch und dudenös ist alles in Ordnung.
In zweiter, "natürlicher" (nicht unwichtiger) Linie würde man aber das Verb betonen. - Ich denke auch, dass der jugendliche Autor bei all den trefflichen Enjambements (der großen Stärke des Gedichts!) am Ende vielleicht selber etwas durcheinander geraten ist. ;):D
Sonst lass es halt so; korrekt ist das allemal. Was mich auch nicht wirklich wundert ... :)

LG, Heidrun
 

Walther

Mitglied
hi 8erzwerg,

danke für dein verständnis. :)

du hast den vorteil, daß bei dir die 5 sich zusammengefunden haben, bei mir sind es 2 und 3. also ganz schlecht und doch schon ziemlich schlecht. ;)

lg w.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Lieber Walther, insgesamt gefällt es mir sehr gut, es ist dicht und reich an Metaphern und Klängen.

Ich habe für eine Stelle einen Hinweis und für eine andere eine Bemerkung:

Der identische Reim auf "Zoll" (Synonym-Reim) fällt klanglich heraus.
Es ist kein weiterer solcher Reim vorhanden, (wenn man den Binnenreim nicht mitrechnet), und für Deutsch gilt er allgemein als nicht so toll. Ich weiß jetzt auch, warum, nachdem ich es laut gesprochen habe. Wenn er dagegen als Prinzip des Gedichtes verwendet wird, ändert sich das.

Die andere Stelle, bei denen "fällst" auf "behältst" gereimt ist, fällt für mich nicht negativ heraus, obwohl es ebenfalls ein unreiner Reim ist. Im Mündlichen ist er zumindest regional sogar rein. Und darauf kommt es an. Das "t" wird assimiliert ...
 

Walther

Mitglied
lb. bernd,

in der tat kommt es auf den klang der lyrik an. die sprache an ihren eigenen (ge)sang. darauf achten wir beim schreiben zu wenig. ich habe versucht, die sprache in die form fließen lassen; sollte das gelungen sein, ist es gut. ;)

der bilderreichtum soll zu spielen damit anlaß geben; die sprache ist ein stoff, der zum nachsinnen und -spüren einlädt. oft steht zwischen den zeilen/versen mehr, als die oberfläche auf den ersten blick vermuten läßt.

in der tat wird "zoll" in zwei bedeutungen gebraucht. das erscheint als gleicher endreim, ist es aber nicht. hier ist daraus ein schöner gegensatz entstanden, der in seinem bezug weitere aspekte beherbergt.

du hast zurecht darauf hingewiesen, daß eigentlich behältst auf fällst unrein ist. wenn man aber den reim spricht, paßt er doch. und der klang ist es, der am ende entscheiden sollte.

vielen lieben dank.

lg w.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Lieber Walter, mir sit bewusst, dass "Zoll" zwei verschiedene Bedeutungen hat.
Jedoch ist es in dieser Form im vorliegenden Gedicht isoliert.
Es gibt einige Werke, bei denen diese spezielle Form das Wesentliche des Werkes mit ausmachen.

Für mich persönlich ist der Klang (nicht der Inhalt) gestört, wenn auch nur leicht.

Diese Form finde ich aber toll:

erkennst du wie der schritte schatten zoll
---> man wird verleitet, an den Zoll/den Tribut zu denken. Vorbereitet wird das durch "Zoll" in der vorigen Strophe.

---> Hier wird es umgekippt, man merkt: es ist das Maß.
 

Walther

Mitglied
lb bernd,

das ist der grund, warum ich so schreibe. dann kann man dieses "umstürzen" des inhalts erkennen und seine assoziationen "strömen" lassen. allerdings ist das dem einen oder anderen leser nicht zuzumuten. das mißfallen auch bei diesem text ist unübersehbar.

danke nochmals fürs herausarbeiten. nicht viele nehmen sich mit diesen versuchen so viel zeit ...

lg w.
 



 
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