TobiN
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Freddo Kaulquappe nahm einen Schluck Pfefferminztee und lauschte, wie der Regen gegen das Fenster der Bibliothek prasselte. Das Wasser zog lange Schlieren über die große Glasfront und versperrte einem fast den Blick auf den Sumpf, den er seit langem seine Heimat nannte.
Er wohnt nun weit außerhalb des Getümmels im sogenannten Ödland. Es war nicht so wie damals, in dem Sumpf, in dem er aufgewachsen ist.
Die Tage waren von jugendlichem Herumgehüpfe geprägt, mit seinen Froschfreunden.
Aber jetzt war man älter. Das Sprunggelenk funktioniert nicht mehr so, wie es damals war. Auch die bunten, belebten Jahrmärkte, auf denen er als Kind häufiger war, sind tristen, wenn doch sehr entspannten Tagen gewichten, in denen er das ein oder andere Buch zur Hand nimmt, um darin zu blättern. Manchmal spannende Prosa, manchmal auch Sachbücher.
Er war nicht sonderlich bei der Wahl der Lektüre festgelegt.
Die Hauptsache war, dass es eine entspannte Tasse Tee dazu gab und er einfach etwas abschalten konnte.
So sehr er den Tagen, in größeren Gemeinschaften, ein wenig nachsann, so genoss er auch einfach, die Zeit nur für sich zu haben.
Und in, wenn doch manchmal etwas unangenehmer Einsamkeit, aber doch fast schon meditativ seinen Alltag zu verbringen und ausschließlich an sich zu denken.
Ja, es gab Frösche aus seiner Jugend, die sind schnell davongezogen. Haben Familien gegründet, Kinder gezeugt, in den klassischen Frosch-Berufen schnell die Karriereleiter erklommen.
Einer seiner besten Freunde war Wetterfrosch geworden und sagt nun im ganzen Land das Wetter voraus. Sie hatten nicht mehr viel Kontakt, aber wenn er den Wetterbericht in der Zeitung las, musste er manchmal daran denken, dass sein Leben auch einen ganz anderen Verlauf hätte nehmen können.
Es mag wohl schade sein. Trotzdem war er froh, sich durch sein üppiges Erbe und seinen, ein paar Jahre ausgeübten Beruf als Schriftsteller, über Wasser halten zu können. Dadurch war das entspannte Leben erst möglich geworden.
Ohne Sorgen, außer welches Buch er sich als Nächstes widmen sollte.
Als sein Heimatsumpf von einer Libellenplage überrannt wurde, ist seine Familie und die meisten anderen seiner Froschgemeinschaft nach Süden migriert.
Andere hätten sich vielleicht angeschlossen, aus Angst auf sich allein gestellt zu sein, aber er nahm es, als Chance endlich auf eigenen Beinen zu hüpfen und etwas aus sich zu machen. Deswegen zog er lieber in die entgegengesetzte Richtung. Er war ohnehin nie ein Fan des warmen Klimas gewesen. Seine Mutter zog ihn immer auf, indem sie ihn Warmblüter nannte.
Ohne Zweifel waren die Zeiten nicht immer leicht. Sich mit Gelegenheitsjobs den Lebensunterhalt zu verdienen ist ein zweischneidiges Schwert.
Mal ist man im Trockenen und balanciert Teller mit gebratenen Fliegen, zu Familien und vorbeiziehenden Arbeitern.
Eine Zeit lang musste er aber auch durch Wind und Wetter ziehen, um Klinken zu putzen. Damals verkaufte er Telefonbücher. Zumindest dann, wenn ihm nicht die Tür vor der Nase zugeschlagen wurde. Ziemlich unfair, wenn man extra den Weg einen Baum hinauf zu einer Vogelfamilie auf sich genommen hatte.
Rückblickend war aber nicht alles schlimm daran. Wenn man in den frühen Morgenstunden zur Fabrik kam, um die neuen Exemplare abzuholen und einem der frische Leim und Papiergeruch in die Nase stiegen, war das einfach herrlich. Begegnungen die wohl seine jetzige Liebe zu Büchern befeuerten.
Als er dann zufällig beim Herumziehen über eine Lesebühne stolperte, war die Faszination für Literatur wohl für immer gesetzt. Der Rest war wohl Glück. Mit dem ersten eingereichtem Text Erfolg zu haben, ist etwas von dem die meisten Autoren nur träumen können. Es folgten Geld, ein bisschen Ruhm und das Haus, in dem er nun stand.
Der Regen verebbte langsam. Was blieb waren ein Nebelschleier, der den einsamen Sumpf wie eine leichte Decke überzog.
Klar fragte er sich manchmal, ob das Leben nicht doch mehr für ihn bereithielt. Die Laichzeit hatte er immer allein verbracht...
Sowas lag ihm einfach nicht. Mit Stift und Papier scheint die Welt einfacher als mit Essen gehen und dem Gestehen von großen Gefühlen. Leder und Papier scheint manchmal beständiger.
Er fuhr zusammen. Beinahe wäre ihm die Teetasse aus der Hand gefallen. Es hatte an der Tür geklingelt. Heute war kein Posttag und sein Verleger kündigte sich vorher immer an. Ansonsten verirrt sich hier doch niemand hier heraus.
Die Verwirrung genug ablegend, um aufzustehen, ging er zur Tür.
Er öffnete. Schaute nach links. Schaute nach rechts. Niemand da. Ein bisschen viel Aufwand hier hinauszukommen für einen Klingelstreich.
Sein Blick fiel nach unten auf einen Korb, der zu seinen Füßen stand. Darin lag ein Einmachglas.
Ein Einmachglas in dem eine Kaulquappe schwamm. Ein Mädchen.
Vielleicht hielt das Leben doch noch mehr für ihn bereit. Vieleicht fängt es auch gerade erst an.
Er wohnt nun weit außerhalb des Getümmels im sogenannten Ödland. Es war nicht so wie damals, in dem Sumpf, in dem er aufgewachsen ist.
Die Tage waren von jugendlichem Herumgehüpfe geprägt, mit seinen Froschfreunden.
Aber jetzt war man älter. Das Sprunggelenk funktioniert nicht mehr so, wie es damals war. Auch die bunten, belebten Jahrmärkte, auf denen er als Kind häufiger war, sind tristen, wenn doch sehr entspannten Tagen gewichten, in denen er das ein oder andere Buch zur Hand nimmt, um darin zu blättern. Manchmal spannende Prosa, manchmal auch Sachbücher.
Er war nicht sonderlich bei der Wahl der Lektüre festgelegt.
Die Hauptsache war, dass es eine entspannte Tasse Tee dazu gab und er einfach etwas abschalten konnte.
So sehr er den Tagen, in größeren Gemeinschaften, ein wenig nachsann, so genoss er auch einfach, die Zeit nur für sich zu haben.
Und in, wenn doch manchmal etwas unangenehmer Einsamkeit, aber doch fast schon meditativ seinen Alltag zu verbringen und ausschließlich an sich zu denken.
Ja, es gab Frösche aus seiner Jugend, die sind schnell davongezogen. Haben Familien gegründet, Kinder gezeugt, in den klassischen Frosch-Berufen schnell die Karriereleiter erklommen.
Einer seiner besten Freunde war Wetterfrosch geworden und sagt nun im ganzen Land das Wetter voraus. Sie hatten nicht mehr viel Kontakt, aber wenn er den Wetterbericht in der Zeitung las, musste er manchmal daran denken, dass sein Leben auch einen ganz anderen Verlauf hätte nehmen können.
Es mag wohl schade sein. Trotzdem war er froh, sich durch sein üppiges Erbe und seinen, ein paar Jahre ausgeübten Beruf als Schriftsteller, über Wasser halten zu können. Dadurch war das entspannte Leben erst möglich geworden.
Ohne Sorgen, außer welches Buch er sich als Nächstes widmen sollte.
Als sein Heimatsumpf von einer Libellenplage überrannt wurde, ist seine Familie und die meisten anderen seiner Froschgemeinschaft nach Süden migriert.
Andere hätten sich vielleicht angeschlossen, aus Angst auf sich allein gestellt zu sein, aber er nahm es, als Chance endlich auf eigenen Beinen zu hüpfen und etwas aus sich zu machen. Deswegen zog er lieber in die entgegengesetzte Richtung. Er war ohnehin nie ein Fan des warmen Klimas gewesen. Seine Mutter zog ihn immer auf, indem sie ihn Warmblüter nannte.
Ohne Zweifel waren die Zeiten nicht immer leicht. Sich mit Gelegenheitsjobs den Lebensunterhalt zu verdienen ist ein zweischneidiges Schwert.
Mal ist man im Trockenen und balanciert Teller mit gebratenen Fliegen, zu Familien und vorbeiziehenden Arbeitern.
Eine Zeit lang musste er aber auch durch Wind und Wetter ziehen, um Klinken zu putzen. Damals verkaufte er Telefonbücher. Zumindest dann, wenn ihm nicht die Tür vor der Nase zugeschlagen wurde. Ziemlich unfair, wenn man extra den Weg einen Baum hinauf zu einer Vogelfamilie auf sich genommen hatte.
Rückblickend war aber nicht alles schlimm daran. Wenn man in den frühen Morgenstunden zur Fabrik kam, um die neuen Exemplare abzuholen und einem der frische Leim und Papiergeruch in die Nase stiegen, war das einfach herrlich. Begegnungen die wohl seine jetzige Liebe zu Büchern befeuerten.
Als er dann zufällig beim Herumziehen über eine Lesebühne stolperte, war die Faszination für Literatur wohl für immer gesetzt. Der Rest war wohl Glück. Mit dem ersten eingereichtem Text Erfolg zu haben, ist etwas von dem die meisten Autoren nur träumen können. Es folgten Geld, ein bisschen Ruhm und das Haus, in dem er nun stand.
Der Regen verebbte langsam. Was blieb waren ein Nebelschleier, der den einsamen Sumpf wie eine leichte Decke überzog.
Klar fragte er sich manchmal, ob das Leben nicht doch mehr für ihn bereithielt. Die Laichzeit hatte er immer allein verbracht...
Sowas lag ihm einfach nicht. Mit Stift und Papier scheint die Welt einfacher als mit Essen gehen und dem Gestehen von großen Gefühlen. Leder und Papier scheint manchmal beständiger.
Er fuhr zusammen. Beinahe wäre ihm die Teetasse aus der Hand gefallen. Es hatte an der Tür geklingelt. Heute war kein Posttag und sein Verleger kündigte sich vorher immer an. Ansonsten verirrt sich hier doch niemand hier heraus.
Die Verwirrung genug ablegend, um aufzustehen, ging er zur Tür.
Er öffnete. Schaute nach links. Schaute nach rechts. Niemand da. Ein bisschen viel Aufwand hier hinauszukommen für einen Klingelstreich.
Sein Blick fiel nach unten auf einen Korb, der zu seinen Füßen stand. Darin lag ein Einmachglas.
Ein Einmachglas in dem eine Kaulquappe schwamm. Ein Mädchen.
Vielleicht hielt das Leben doch noch mehr für ihn bereit. Vieleicht fängt es auch gerade erst an.