Handschuhe

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Sybil

Mitglied
Mein Tagebuch soll nun auch etwas von Corona geschrieben bekommen. Ist es schon infiziert? Schmerzen und Krankheit kennt es. Die sind alle vorbei gegangen.

Aber ein Bild geht mir für heute nicht aus dem Kopf:
Die Handschuhe auf dem Boden des verwaisten Supermarktparkplatzes. Sie liegen zerstreut, bei den Parkflächen. Sie fliegen ab und zu auf im Wind, sie sind hygienisch, weiß, benutzt. Von Händen, die einkaufen waren, deren Korpus, Arme, Beine und Kopf keine Zeit hatte, diese in den Mülleimer bei den Einkaufswagen zu werfen.

Regt man sich mehr über Müll auf, wenn man älter wird? Nein, ich glaube nicht. Es ist die Arroganz und Verwirrtheit, die wohl die Handschuhträger umtreibt und die mich ärgert. Das Kehren vor der eigenen Haustür im Einfamilienhaus mit Ökopflaster in der Einfahrt. Das ist eine komplett andere Welt als der Parkplatz beim Supermarkt da draußen. Die ist heilig, die ist mir. Da draußen gehöre ich gerade gar nicht hin, nichts wie weg von hier, nichts wie weg mit den Handschuhen. Die haben ausgedient für heute.

Ich könnte sie alle aufheben die Handschuhe. Wenn mich dabei einer sieht, stehe ich vielleicht morgen im Feuilleton.
 



 
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