hassgedicht

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Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
mit dreck auf der zunge „baby“ - lächerlich
denn ohne zähne ist der inhalt.
ja, berufspubertäre lieben
noch immer bukowski und fauser.

hingegen die zart
die nicht allzu hart geratenen
die früh und frühlingsvergreisten sprechen
das „worte unser im himmel“ aus.

glaubt mir; nichts als geheiligte
gockelei. sprach mystizismen
im gleichschritt der konvention.

du aber;
wirf dich mit allen armen in die welt
und vergiss dass es gedichte gibt.

die welt leuchtet klarer
wenn sie der makel der sprache
nicht bedeckt.
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
du aber;
wirf dich mit allen armen in die welt
und vergiss dass es gedichte gibt.

die welt leuchtet klarer
wenn sie der makel der sprache
nicht bedeckt.
Hallo Patrick,

das ist wohl wahr und ich nehme mich und meine Gedichte längst nicht mehr so ernst, wie ich das schon getan habe. Seitdem lebt es sich bedeutend leichter.

Liebe Grüße
Manfred
 

Scal

Mitglied
Ich hasse solche Gedichte,
sie machen mich sprachlos. :)

Nachdem die Welt Sprache IST,
werfe ich mich in ihre Spracharme;
auch eine Art Liebesverhältnis.
Aber der weiteren Rede nicht wert.
;)

LG
Scal
 
G

Gelöschtes Mitglied 21589

Gast
Hallo Patrick Schuler,

ein Gedicht über die Emanzipation vom "Makel der Sprache", welches gleichsam verschiedene Lyriktraditionen angreift. In gewisser Weise steht dein Gedicht in der Tradition alter philosophischer Texte, welche einen Auserwählten ansprechen ("du aber"), der sich über andere erhaben auf dem einzig richtigen Weg befindet (so etwa im Tao te King oder auch bei Siddhartha Gautama, des Weiteren auch bei einigen griechischen Philosophen). Dies klingt zunächst nach einer narzisstischen Überhöhung, aber bei genauerem Hinsehen ist diese weder in den genannten Schriften noch in deinem Gedicht zu beobachten: Denn es geht nicht darum, einen Menschen über den anderen zu stellen, sondern den Leser bzw. den Dichtenden selbst anzusprechen in seinem Streben nach Wahrheit und Erfüllung - eine Erfüllung, die über die Sprache hinausgeht.

Übrigens: Als ich vor einigen Jahren ein Gedicht mit ähnlichem Thema geschrieben habe (darin hieß es: "Ich werde einst nicht mehr schreiben"), hat es tatsächlich nicht mehr lange gedauert, bis ich den Stift an den Nagel gehangen hatte. Erst im letzten Jahr habe ich dann mal wieder etwas geschrieben. Man muss also sehr vorsichtig sein mit solchen Texten ;)

Liebe Grüße
Frodomir
 

wüstenrose

Mitglied
Hi Parick,
sehr interessante Zeilen!
"Sprache als Makel" - kommt mir irgendwie bekannt vor.
Der Prozess der Entsprachlichung (ich nenne es mal so) hat mich immer wieder beschäftigt.
Vieles nutzt sich ab, wenn es Kult wird, wenn etwas nur mehr auf eine ganz bestimmte Art und Weise getan oder gesagt werden kann, weil alles andere angeblich in die Irre führt.
Unkonventionalität kann vordiktiert sein.
Schön, dass du dich (sprachlich) immer wieder neu erfinden kannst.
Letztlich: Eine der spannensten literarischen Richtungen ist das Schweigen. Da muss man dann schon ganz genau hinhören, um am Ende doch nichts zu verstehen.
lg wüstenrose
 

Perry

Mitglied
Hallo Patrick,
man kann an allem etwas Schlechtes und Gutes finden.
Das Problem ist nicht die Sprache, sondern der Umgang mit ihr und denen,
die sie missbrauchen (hier schadet ein gelegentlicher Blick in den Spiegel auch nicht).
Da schweigen, bzw. nicht schreiben auch keine dauerhafte Lösung ist,
halte ich es mit der Devise, fröhlich sein und die Spatzen pfeifen lassen.
Gern Reflektiert und LG
Manfred
 

Ralf Langer

Mitglied
Hallo Patrick,

„die welt leuchtet klarer
wenn sie der makel der sprache
nicht bedeckt.“

Der Makel so empfinde ich es, bessser gesagt dieses Wort selbst trägt das Zentrale deines Stückes.

Der Titel scheint mir „over the top“ zu sein. Eigentlich traue ich lyrisch ein derartige innerliche Substanz wie den Hass nicht zu. Oder, was auch möglich ist: Ich durchschaue nicht deine Absicht.

Ich bin mir nicht sicher ob klarer hier das richtige Wort ist.
(Wobei es sich trefflich darüber streiten ließe, ob in einem Gedicht, das sich mit dem Makel der Sprache beschäftigt, das bessere Wort nicht auch zu bemäkeln wäre...)

Ich komme nicht umhin an Philip Roth zu denken:
Der menschliche Makel ( The human stain)
...die ein wildes Tier durch den Umgang mit Menschen davonträgt: „Die Berührung durch uns Menschen hinterlässt einen Makel, ein Zeichen, einen Abdruck. Unreinheit, Grausamkeit, Missbrauch, Irrtum, Ausscheidung, Samen – der Makel ist untrennbar mit dem Dasein verbunden .
(wikipädia)

und natürlich die Erbsünde als Makel schlechthin.

Am Anfang eine Bestandsaufnahme, die der Form nach die zitierten Fauser und Bukowski „nachahmt“. Die Aussage ist eindeutig:
Die Sprache und also auch das Wort ist dreckig, besudelt – von Anfang an , und das gesagte hat keinen Biss, Der Inhalt der Sprache packt nicht.
Andererseits, hier kategorisierst du den Dichter in zwei Lager,andererseits sind da die Dichter denen das Wort heilig ist.
Beide scheitern. Sie kommen mit dem Wort der „Welt“ nicht nahe, oder nicht nahe genug. Das liegt nicht am „falschen“ oder „richtigen“ Wort“ sondern das Scheitern liegt in der Natur der Worte selbst. Die Sprache ist a priori bemäkelt, sie ist nicht rein, und weil sie es nicht ist, sind alle Annäherungen an die „Welt“ eine Besudelung ihrer selbst.

Die Welt ist, du sagst sei „klarer“ ohne das Wort.

Und wenn es einen Makel in deinem Gedicht gibt

( Egal ob man ihm inhaltlich folgt oder nicht), ist es meines Erachtens eben das Wort „klarer“. Sicherlich hat „klar“ eine Ebene zu rein, zu allem was unbemäkelt ist. Aber, ich Glaube :

„die welt leuchtet klarer“ ist hier keine zum Besten des Stückes gesetzte Metapher.
Ich sehe kein Leuchten, und keine Klarheit ohne die Sprache.

Hm. Zaghafter Versuch eines Vorschlages:


„die welt leuchtet
sich selber ein
wenn sie der makel der sprache
nicht bedeckt“
Ist vielleicht ein bisschen sehr von mir um die Ecke gedacht. Aber vielleicht weißt du wie ich es meine.

Na, und eben der Titel?

Vielleicht magst du dich zu beidem äußern.


LG
Ralf
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
huii, schöne Gedanken habt ihr dagelassen. ich werde darauf noch genau eingehen. grade habe ich super viel stress, ich denke aber, ich werde morgen die zeit dazu finden :)
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
hallo manfred

ach, so ein bischen ernst, kann sollte man seine gedichte schon nehmen, sonst beginnt man noch zu schmieren ;)

lg
patrick
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
ein Gedicht über die Emanzipation vom "Makel der Sprache", welches gleichsam verschiedene Lyriktraditionen angreift. In gewisser Weise steht dein Gedicht in der Tradition alter philosophischer Texte, welche einen Auserwählten ansprechen ("du aber"), der sich über andere erhaben auf dem einzig richtigen Weg befindet (so etwa im Tao te King oder auch bei Siddhartha Gautama, des Weiteren auch bei einigen griechischen Philosophen). Dies klingt zunächst nach einer narzisstischen Überhöhung, aber bei genauerem Hinsehen ist diese weder in den genannten Schriften noch in deinem Gedicht zu beobachten: Denn es geht nicht darum, einen Menschen über den anderen zu stellen, sondern den Leser bzw. den Dichtenden selbst anzusprechen in seinem Streben nach Wahrheit und Erfüllung - eine Erfüllung, die über die Sprache hinausgeht.
das trifft es sehr gut! wenn ich darf, lasse ich das mal so stehen, denn hier fühle ich micht gut verstanden!

lg
patrick

ps; na, mit dem schreiben, höre ich so leicht nicht auf :p
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo wüstenrose und perry

danke auch euch für eure gedanken. und entschuldigt, dass ich nicht konkret darauf eingehen kann, das liegt daran, dass ihr wohl einfach recht habt. keine ahnung, worüber ich mich mit euch streiten soll :D

lg
patrick
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
hallo ralf

den titel habe ich gewählt, weil der hass auf die sprache in dem text nicht wirklich vorkommt, es aber genau um den geht. oder nein, das stimmt eigentlich nicht, es geht eher um ekel ... "sprachekel" wäre eine andere möglichkeit für den titel. ginge das?

und zu dem klarer ... hmmm... ja, das ist nicht unproblematisch. wie wäre es, wenn ich das wort einfach streichen würde? also;

die welt leuchtet
wenn sie der makel der sprache
nicht bedeckt

?

lg
patrick
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
japp, ich lasse den titel ändern.
in "sprache"

das ist zwar unspektakulär. triff aber am ehesten ...

lg
patrick
 



 
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