20.02.2009
Itsy Bitsy Teeny Weeny!
Das war der Text der E-Mail, die ich nachts an alle Kontakte aus meinem Adressbuch geschickt hatte. Nadine und ich waren relativ spät vom Pokern zurück gekommen. Wir hatten zwar nur mäßig erfolgreich gespielt, aber es ging uns wahnsinnig gut. Insbesondere war mir ein gewisser Grundhumor zugestanden worden. Ich hatte Nadine daran erinnert, dass wir noch alle Zutaten für einen leckeren Salat bei mir hatten, woraufhin sie meinte wir könnten auch einfach nur Tomate und Mozzarella essen. Mein Vorschlag, den Eisbergsalat dann am nächsten Tag zu frühstücken und mittags das Dressing zu trinken, hatte zwar keine Lachsalven aber immerhin wohlwollendes Schmunzeln seitens der Gastgeberin hervorgerufen.
So ermutigt hatten wir schon auf dem Rückweg zu mir viele Späße und Küsse getauscht. Mein wunderschönes rotes Sofa war zwar noch nicht ganz vollständig, aber da immerhin schon die Sitzfläche geliefert worden war hatten wir es uns gemütlich gemacht, eine DVD auf dem Notebook gesehen und irgendein hochgeistiges Getränk genossen.
Danach gingen wir, von ständigen Kuschelorgien unterbrochen, dazu über ganz gemütlich Shisha mit leckerem Doppelapfeltabak zu rauchen. Die Wohnung roch angenehm, ich fühlte mich richtig leicht und Nadines warmer Körper schmiegte sich in meine Arme. Irgendwann schob sie die Wasserpfeife zur Seite und fiel einfach über mich her. Ein Abend voller aufgestauter Leidenschaft fand Platz zwischen den Bauteilen meines Sofas, wurde unterstützt von hektisch herbei gezerrten Kissen und bescherte dem Notebook einige Tritte, die es in treuer Ergebenheit und ohne zu klagen hin nahm. Obwohl ich Nadine durchaus viel Talent und technisches Geschick zuschreiben würde, waren es diesmal ganz eindeutig die Nähe und die tiefe Geborgenheit, die mich überwältigten.
Noch während sie danach nackt an meinem Wohnzimmerfenster rauchte und ihren Blick über die nächtliche Stadt streifen ließ, lehnte ich zu ihren Füßen mit dem Rücken an der Heizung, den Kopf an ihren warmen Körper gelehnt und strich gedankenverloren und glücklich über ihre Beine. Das Gefühl war so intensiv, dass ich alles andere auszublenden vermochte, und doch so dezent, dass ich es ohne Schwierigkeiten als Grundstimmung hin nehmen konnte. Es war nicht der Augenblick sondern etwas ganz und gar Grundsätzliches, das in meinem Herz pulsierte.
Wir füllten zwei Schalen mit Schokomüsli und schnitten uns Bananen hinein, dabei die ganze Zeit unbekleidet, was mir nicht nur einen wirklich unbeschreiblich schönen Anblick bescherte sondern auch dazu führte, das ständig Haut über Haut strich und wohlige Schauer über meinen Rücken jagten.
Wir aßen und ich weiß nicht, ob jemals in meinem Leben eine Schale Schokomüsli mit Bananen dermaßen gut geschmeckt hat. Schmatzend und lachend sahen wir uns an, und als ich sagte, dass mir nach Tanzen zumute sei räumte sie ohne zu zögern alles aus dem Weg und machte Musik an. Es war mitten in der Nacht, das Fenster war weit auf, wir hatten nichts an und tanzten. Als das Lied über den Itsy Bitsy Teeny Weeny Honolulu Strandbikini anfing zu spielen waren wir so trunken vor Glück, dass wir lauthals mitsangen. Ich wollte der ganzen Welt sagen, wie schön das Leben ist und ließ die Botschaft über die dunklen Dächer Hannovers schallen.
Nadine wies mich darauf hin, dass ich so nicht genug Leute erreichte, um auch nur annähernd „die ganze Welt“ sagen zu können. Also schickte ich schnell eine entsprechende Nachricht an sämtliche Insassen meiner Mailkontaktliste, womit dieser Teil zu unserer beider Zufriedenheit erfüllt war.
Als wir uns einige Tänze und Getränke später in das Bett kuschelten bereute ich ein wenig, dass ich am nächsten Tag ein Magic-Turnier hatte. Da ich jedoch zu den Organisatoren gehörte, konnte ich schlecht wegbleiben. Nadine wollte die Zeit nutzen, um für anstehende Prüfungen zu lernen, bis ich in der Nacht zurückkehren würde. Während ich langsam in die wohligen Fänge eines glücklichen Traumes glitt dachte ich darüber nach, dass ich wohl ganz ohne Frage aufgeholt hatte, was der emotionale Vorsprung der verrückten Schönheit an meiner Seite gewesen war.
Während unser erstes Treffen vor einem eher freundschaftlichen und sehr sexuell geprägten Hintergrund verlaufen war, hatte sie sich zum Abschied versehentlich ziemlich in mich verguckt. Diese Gefühle konnte ich zunächst nicht erwidern, was die Sache für sie sicher nicht einfacher gemacht hatte. Während ihrer langen Abwesenheit war mir aber immer mehr klar geworden, wie sehr sie mir eigentlich fehlte und inzwischen bestand nicht mehr der geringste Zweifel daran, dass diese ganze Romanze mich äußerst tief berührte.
Der nächste Tag begann warm und kuschelig und verlief in der Folge sehr kartenlastig. Während ich mit kleinen Stücken bedruckter Pappe hantierte und die ganze Zeit dümmlich-zufrieden vor mich hin grinste, tauschten wir gelegentlich verliebte sms aus. Im Grunde sehnte ich mich voller Vorfreude danach, meiner Süßen wieder in die Arme zu springen, ihr niedliches Lächeln zu sehen und diesen warmen Körper ganz eng an mich zu drücken, um das Herz schlagen zu hören.
Doch die Nacht sollte sich anders entwickeln. Irgendwann bekam ich eine sehr verwirrende sms, in der sich Nadine darüber beklagte, dass ich vor irgendwem damit angegeben hätte, sie ins Bett bekommen zu haben. Ich wusste überhaupt nicht, was los war, mein Versuch sie anzurufen blieb erfolglos. Und so schrieb ich nur eine verwirrte Nachricht zurück und widmete mich wieder den Kartenduellen.
Der Abend klang ruhig aus und ich hatte noch ein gutes Stündchen, ehe der erste Zug um vier Uhr morgens zurück nach Hannover fuhr. Die Gastgeber überließen mir das Sofa im Wohnzimmer und zogen sich zurück. Ich rief Nadine an.
Sie war völlig aufgelöst, berichtete mir dass jemand aus dem Onlinespiel, in dem wir uns kennen gelernt hatten, erzählte dass ich mit ihr angeben würde und dass sie nicht wusste, was los sei. Ich selbst wusste das noch viel weniger, versuchte sie zu beruhigen und erfuhr zu meiner Bestürzung, dass sie gerade packte und zu einem Freund nach Köln fahren wollte.
Ich flehte sie an zu bleiben, in einer Stunde könnten wir alles in Ruhe klären. Doch sie war überzeugt, dass sie es nicht mehr schaffen würde zu gehen sobald ich erst einmal zurück war. Sie brauchte den Abstand. Sagte sie. Ich konnte nichts weiter tun, als den nächsten Zug zu nehmen um um halb fünf Uhr morgens meine Wohnung leer und verlassen vorzufinden.
Kurz danach schrieb sie mir aus dem Zug nach Köln, dass es ihr wahnsinnig leid täte und sie ihre Entscheidung schon wieder bereute. Doch meinen Vorschlaggleich wieder umzukehren, setzte sie nicht um. Selbst als sie von Hannover aus zurück nach Wien flog verschwand sie einfach, ohne mich noch einmal zu sehen, und ließ mich traurig, verwirrt und verständnislos zurück.
Es dauerte eine ganze Weile, ehe sie meine Mails wieder beantwortete, und auch wenn wir problemlos klären konnten, dass einfach nur jemand der wusste dass sie bei mir war Unsinn erzählt hatte und das Ganze sich stille-Post-artig verbreitete, hinterließ diese Flucht einen sehr seltsamen Nachgeschmack.
Itsy Bitsy Teeny Weeny!
Das war der Text der E-Mail, die ich nachts an alle Kontakte aus meinem Adressbuch geschickt hatte. Nadine und ich waren relativ spät vom Pokern zurück gekommen. Wir hatten zwar nur mäßig erfolgreich gespielt, aber es ging uns wahnsinnig gut. Insbesondere war mir ein gewisser Grundhumor zugestanden worden. Ich hatte Nadine daran erinnert, dass wir noch alle Zutaten für einen leckeren Salat bei mir hatten, woraufhin sie meinte wir könnten auch einfach nur Tomate und Mozzarella essen. Mein Vorschlag, den Eisbergsalat dann am nächsten Tag zu frühstücken und mittags das Dressing zu trinken, hatte zwar keine Lachsalven aber immerhin wohlwollendes Schmunzeln seitens der Gastgeberin hervorgerufen.
So ermutigt hatten wir schon auf dem Rückweg zu mir viele Späße und Küsse getauscht. Mein wunderschönes rotes Sofa war zwar noch nicht ganz vollständig, aber da immerhin schon die Sitzfläche geliefert worden war hatten wir es uns gemütlich gemacht, eine DVD auf dem Notebook gesehen und irgendein hochgeistiges Getränk genossen.
Danach gingen wir, von ständigen Kuschelorgien unterbrochen, dazu über ganz gemütlich Shisha mit leckerem Doppelapfeltabak zu rauchen. Die Wohnung roch angenehm, ich fühlte mich richtig leicht und Nadines warmer Körper schmiegte sich in meine Arme. Irgendwann schob sie die Wasserpfeife zur Seite und fiel einfach über mich her. Ein Abend voller aufgestauter Leidenschaft fand Platz zwischen den Bauteilen meines Sofas, wurde unterstützt von hektisch herbei gezerrten Kissen und bescherte dem Notebook einige Tritte, die es in treuer Ergebenheit und ohne zu klagen hin nahm. Obwohl ich Nadine durchaus viel Talent und technisches Geschick zuschreiben würde, waren es diesmal ganz eindeutig die Nähe und die tiefe Geborgenheit, die mich überwältigten.
Noch während sie danach nackt an meinem Wohnzimmerfenster rauchte und ihren Blick über die nächtliche Stadt streifen ließ, lehnte ich zu ihren Füßen mit dem Rücken an der Heizung, den Kopf an ihren warmen Körper gelehnt und strich gedankenverloren und glücklich über ihre Beine. Das Gefühl war so intensiv, dass ich alles andere auszublenden vermochte, und doch so dezent, dass ich es ohne Schwierigkeiten als Grundstimmung hin nehmen konnte. Es war nicht der Augenblick sondern etwas ganz und gar Grundsätzliches, das in meinem Herz pulsierte.
Wir füllten zwei Schalen mit Schokomüsli und schnitten uns Bananen hinein, dabei die ganze Zeit unbekleidet, was mir nicht nur einen wirklich unbeschreiblich schönen Anblick bescherte sondern auch dazu führte, das ständig Haut über Haut strich und wohlige Schauer über meinen Rücken jagten.
Wir aßen und ich weiß nicht, ob jemals in meinem Leben eine Schale Schokomüsli mit Bananen dermaßen gut geschmeckt hat. Schmatzend und lachend sahen wir uns an, und als ich sagte, dass mir nach Tanzen zumute sei räumte sie ohne zu zögern alles aus dem Weg und machte Musik an. Es war mitten in der Nacht, das Fenster war weit auf, wir hatten nichts an und tanzten. Als das Lied über den Itsy Bitsy Teeny Weeny Honolulu Strandbikini anfing zu spielen waren wir so trunken vor Glück, dass wir lauthals mitsangen. Ich wollte der ganzen Welt sagen, wie schön das Leben ist und ließ die Botschaft über die dunklen Dächer Hannovers schallen.
Nadine wies mich darauf hin, dass ich so nicht genug Leute erreichte, um auch nur annähernd „die ganze Welt“ sagen zu können. Also schickte ich schnell eine entsprechende Nachricht an sämtliche Insassen meiner Mailkontaktliste, womit dieser Teil zu unserer beider Zufriedenheit erfüllt war.
Als wir uns einige Tänze und Getränke später in das Bett kuschelten bereute ich ein wenig, dass ich am nächsten Tag ein Magic-Turnier hatte. Da ich jedoch zu den Organisatoren gehörte, konnte ich schlecht wegbleiben. Nadine wollte die Zeit nutzen, um für anstehende Prüfungen zu lernen, bis ich in der Nacht zurückkehren würde. Während ich langsam in die wohligen Fänge eines glücklichen Traumes glitt dachte ich darüber nach, dass ich wohl ganz ohne Frage aufgeholt hatte, was der emotionale Vorsprung der verrückten Schönheit an meiner Seite gewesen war.
Während unser erstes Treffen vor einem eher freundschaftlichen und sehr sexuell geprägten Hintergrund verlaufen war, hatte sie sich zum Abschied versehentlich ziemlich in mich verguckt. Diese Gefühle konnte ich zunächst nicht erwidern, was die Sache für sie sicher nicht einfacher gemacht hatte. Während ihrer langen Abwesenheit war mir aber immer mehr klar geworden, wie sehr sie mir eigentlich fehlte und inzwischen bestand nicht mehr der geringste Zweifel daran, dass diese ganze Romanze mich äußerst tief berührte.
Der nächste Tag begann warm und kuschelig und verlief in der Folge sehr kartenlastig. Während ich mit kleinen Stücken bedruckter Pappe hantierte und die ganze Zeit dümmlich-zufrieden vor mich hin grinste, tauschten wir gelegentlich verliebte sms aus. Im Grunde sehnte ich mich voller Vorfreude danach, meiner Süßen wieder in die Arme zu springen, ihr niedliches Lächeln zu sehen und diesen warmen Körper ganz eng an mich zu drücken, um das Herz schlagen zu hören.
Doch die Nacht sollte sich anders entwickeln. Irgendwann bekam ich eine sehr verwirrende sms, in der sich Nadine darüber beklagte, dass ich vor irgendwem damit angegeben hätte, sie ins Bett bekommen zu haben. Ich wusste überhaupt nicht, was los war, mein Versuch sie anzurufen blieb erfolglos. Und so schrieb ich nur eine verwirrte Nachricht zurück und widmete mich wieder den Kartenduellen.
Der Abend klang ruhig aus und ich hatte noch ein gutes Stündchen, ehe der erste Zug um vier Uhr morgens zurück nach Hannover fuhr. Die Gastgeber überließen mir das Sofa im Wohnzimmer und zogen sich zurück. Ich rief Nadine an.
Sie war völlig aufgelöst, berichtete mir dass jemand aus dem Onlinespiel, in dem wir uns kennen gelernt hatten, erzählte dass ich mit ihr angeben würde und dass sie nicht wusste, was los sei. Ich selbst wusste das noch viel weniger, versuchte sie zu beruhigen und erfuhr zu meiner Bestürzung, dass sie gerade packte und zu einem Freund nach Köln fahren wollte.
Ich flehte sie an zu bleiben, in einer Stunde könnten wir alles in Ruhe klären. Doch sie war überzeugt, dass sie es nicht mehr schaffen würde zu gehen sobald ich erst einmal zurück war. Sie brauchte den Abstand. Sagte sie. Ich konnte nichts weiter tun, als den nächsten Zug zu nehmen um um halb fünf Uhr morgens meine Wohnung leer und verlassen vorzufinden.
Kurz danach schrieb sie mir aus dem Zug nach Köln, dass es ihr wahnsinnig leid täte und sie ihre Entscheidung schon wieder bereute. Doch meinen Vorschlaggleich wieder umzukehren, setzte sie nicht um. Selbst als sie von Hannover aus zurück nach Wien flog verschwand sie einfach, ohne mich noch einmal zu sehen, und ließ mich traurig, verwirrt und verständnislos zurück.
Es dauerte eine ganze Weile, ehe sie meine Mails wieder beantwortete, und auch wenn wir problemlos klären konnten, dass einfach nur jemand der wusste dass sie bei mir war Unsinn erzählt hatte und das Ganze sich stille-Post-artig verbreitete, hinterließ diese Flucht einen sehr seltsamen Nachgeschmack.