Höchst verehrter B.

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Eberhard

Mitglied
Höchst verehrter B.,

erlaubt mir, euch mit euerem Kosenamen anzusprechen.

Es hat lange gedauert aber nun bin ich endlich in der Lage euch zu schreiben. Ganz aufgeregt war ich als ich hörte euch solle es gesundheitlich wieder besser gehen.
Anand wollte zwar erst nicht mit der Adresse herausrücken, aber meiner, mhm Hartnäckigkeit, konnte er sich dann letztlich nicht mehr widersetzen und Ihr seht mit Erfolg für mich, er gab mir euere Anschrift.
Wie sagtet Ihr doch einmal, Je mehr der Mensch sein Selbst erkennt um so größer ist sein Fortschritt? Richtig? Nun Anand spricht häufig von dem regen, beinahe täglichen Schriftverkehr mit euch. Dabei ist mir aufgefallen welch liebevollen Ausdruck seine Augen dabei bekommen. Obwohl er derlei Gefühle sicher in einer anderen Art zu euch, als zu seiner Frau, Gott habe Vidyas seelig, hegt.
Nun, er bat mich euch noch zu schreiben, ihr wärt immer ein wichtige Quelle der Inspiration für ihn gewesen und seit es auch weiterhin. Anand verehrt euch wirklich sehr, da möchte ich nicht unerwähnt lassen lieber B. das auch ich viel Kraft aus eueren Worten schöpfe.
Wie ihr sicher von Anand erfahren habt, stamme ich aus Deutschland und es wäre schön gewesen euch einmal persönlich kennen zu lernen, leider ist die Strecke die uns beide voneinander trennt ja erheblich und da keine Flugverbindungen nach Porbandar existieren, höchstens über die große Stadt, wird mir das, die nächste Zeit wohl oder übel verwehrt bleiben.
Dieser amerikanische Journalist, von dem Anand euch berichtete, traf sich mit Anand und bat diesen, er möge ihm bei einem Artikel helfen in dem es um euch geht. Anand verneinte zwar, schlug ihm aber vor, direkt mit euch zu sprechen, um euere Unterstützung zu erhalten. Ich persönlich fand das eine kluge Idee. Soviel ich erfahren habe ist der Amerikaner auch schon unterwegs zu euch.

Wie geht es denn euerer verehrten Frau? Anand meinte Sie beide hätten einen Disput bezüglich gewisser Arbeiten die es zu erledigen gäbe geführt, die aber euere Frau so nicht erledigen wollte? Er sagte, euere Frau hätte sich dann doch für den richtigen Weg entschieden. Das freut mich außerordentlich.
Ich erwähnte es ja Anfangs schon, euere "wieder mal" aufgekommene Krise ist überwunden und ihr habt keinen all zu großen Schaden dabei genommen. Gott-sei-Dank für uns alle. Ohne euch wäre die Idee euerer Freunde nicht so leicht zu realisieren gewesen.
Auch hier im fernen Deutschland beobachten wir euer Tun aber es trifft nur Verhalten auf ein positives Echo, dass tut mir sehr leid, es wäre schöner die Menschen hier würden etwas mehr Abstand vom kämpfen, verletzen, töten und sonstiger Gewalt bekommen und mit euerer Art Ungehorsam, Widerstand gegen das Regime leisten. Doch das Umdenken dauert ja bekanntlich sehr lange. Da fällt mir ein, was ihr einmal Anand in einem eurer täglichen Briefe geschrieben habt" Es gibt nichts, was nicht durch Geduld und Gleichmut erreicht werden könnte." Ja, da bin ich auch überzeugt, dass diese beiden Eigenschaften nötig sind um zu einem Umdenken in unserer Gesellschaft zu kommen. Vielleicht sollten wir ähnliche Aktionen starten wie die in Südafrika?
Dazu gäbe es sicher noch viel zu bereden, doch für heute sei es bei dem Anfang belassen mit Euch Kontakt aufzunehmen, immer in der Hoffnung dies stößt auch bei euch auf Zustimmung und so möchte ich diesen Brief beenden.

Lieber B. ich wünschte mir, Ihr würdet mir baldigst antworten, denn ich freue mich schon jetzt mehr auf Euren Brief, als mich in meiner Kindheit auf Weihnachten.

In tiefer Verneigung, euer Eberhard.
 



 
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