Hoffnung (Haiku)

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Mimi

Mitglied
Hallo Yeti,
mich stört an Deinem Haiku das Wort "herbstliche"... das welke Blatt kündigt den Herbst ja bereits an...
Spontan fällt mir da kein Ersatz für ein,
aber es wäre, aus meiner Sicht jedenfalls, eine Überlegung wert.

Grüße
Mimi
 

Yeti

Mitglied
Hallo Mimi!

Zunächst einmal: dieses Haiku hat mit Herbst als Jahreszeit eigentlich nichts zu tun.
Wichtig ist mir der herbstliche Zustand des Weltgetriebes!
Da Du ja auch irgendwie recht hast, könnte ich den Herbstbezug den 'welkend' vermittelt rausnehmen,
indem ich schreibe:

Ein trockenes Blatt
Weht in das herbstliche
Getriebe der Welt.

Ich finde, das verweist deutlich weniger auf den Herbst.

Auf jeden Fall danke ich Dir herzlich für Deine konstruktive Kritik und würde mich über Deine Meinung zu meiner Änderung freuen.

Liebe Grüße,
Yeti
 

Yeti

Mitglied
Hallo Mimi!

Oder auch so:

Ein welkendes Blatt
Weht in das knirschende
Getriebe der Welt

Gefällt mir sogar noch besser - ist aber noch a bisserl frisch...

Gruß, Yeti
 

Yeti

Mitglied
Hallo Lé, hallo Manfred!

Dann sind wir doch einer Meinung!
Vielen Dank für Eure Meinung und Hilfe.

Liebe Grüße,
Yeti
 

wüstenrose

Mitglied
Hallo Yeti,
deine Idee gefällt mir!
Vorab: vom Haiku weiß ich lediglich das, was ich hier in der LeLu durch erklärende / erläuternde Kommentare mitgenommen habe, ich bin kein Spezialist. Eventuell ist "Getriebe der Welt" ein zu abstrakter Begriff für ein Haiku? Eine Frage für Insider ...
Aber Haiku hin oder her, was mich an deiner Version nicht gänzlich überzeugt: Das Getriebe der Welt knirscht bereits, als dein welkendes Blatt hineingeweht wird. So meinst du es sicher nicht, aber das ist meiner Meinung nach der Sachverhalt, den die Worte abbilden.
Von daher lautet mein Vorschlag:

Ein fallendes Blatt
verfängt sich. Das Getriebe
der Welt knirscht.


lg wüstenrose
 

Yeti

Mitglied
Hallo Wüstenrose!

So meinst du es sicher nicht
Genauso meine ich es. Das welkende Blatt als das, was dieses (knirschende/verkorkste) Getriebe lahmzulegen versucht. Der Mensch, seine Gedanken, Visionen und Taten, die Natur - als letzte welke (winzige) Hoffnung.

Ein Haiku sollte Grundelemente wie Natur (als Spiegel der Seele), Konkretheit, Gegenwärtigkeit und Offenheit des Textes, der sich erst im Leser vervollständigt, aufweisen. Grob ausgedrückt: ein Anstoß für den Leser, mit seinen Gedanken und seinem Fühlen das Bild zu vervollständigen. Daß das bei jedem Leser zu unterschiedlichen Bildern führen kann ist eben - natürlich.

Vielen Dank, daß Du Deine Eindrücke mit mir geteilt hast und
Liebe Grüße
vom Yeti
 

wüstenrose

Mitglied
Hallo Yeti,
danke für die Aufklärung!
Mich hat es sofort und automatisch in eine andere Richtung geführt.
Stimme dir zu: Nimmt man den kurzen Text beim Wort, dann öffnet sich ein Raum für Assoziationen in Richtung Stillstand, Stilllegung, Kapitulation. Nach erneutem Lesen unter anderen Vorzeichen erging es mir jedenfalls so.
 

Mimi

Mitglied
Hallo Yeti,
wenn Dir Dein Haiku so besser gefällt, ist das völlig in Ordnung.
Haiku ist gar nicht so einfach...

Wüstenroses Einschätzung, bezüglich Abstrakta in Haikus, teile ich:
Das "Getriebe der Welt" , für sich ein eher abstrakter Begriff. In einem Haiku ist es eigentlich unüblich. Erlebtes wird meistens konkret dargestellt.
Mich stört es hier nicht, insgesamt ergibt sich ein doch recht stimmiges Bild.

Grüße
Mimi
 
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
Ein welkendes Blatt
Weht in das knirschende

Getriebe der Welt

Für mich absolut kein Haiku. Nach der ersten Zeile hört der Text auf, Haiku zu sein. Dass das Blatt "weht", geht eventuell noch durch. Das "knirschende Getriebe der Welt" aber ist völlig abstrakt. Haiku ist konkret, direkt. Metaphern, wie du sie hier konstruierst, gibt es im Haiku nicht. Und genau das macht eben HAIKU aus und ist das Geheimnis dieses Lyrik-Genres!

Und, um ehrlich zu sein: Auch wenn du deinen Text nicht Haiku nennen würdest, ergäben seine drei Zeilen für mich keinen wirklichen Sinn.

Ich befürchte, dass dieser Dreizeiler für ein Haiku völlig ungeeignet ist und nicht zu einem solchen umgebaut werden kann und das sollte man auch gar nicht versuchen. Das Herz dieses Textes ist nämlich nicht Haikugefühl, sondern die Verliebtheit in das "knirschende Getriebe der Welt". Ist ja völlig in Ordnung und ausbaufähig, aber eben nicht zum Haiku.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

Yeti

Mitglied
Hallo Cellist und auch Mimi!

Danke für´s mit der Nase drauf stoßen!
Tja - eigentlich weiß ich es Ja selber besser...
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Eventuell ist "Getriebe der Welt" ein zu abstrakter Begriff für ein Haiku
ja, zu abstrakt und zu wuchtig-groß. Denn was soll das konkret sein, das "Getriebe der Welt"? ein Autofragment?

Das ist absolut kein Haiku.
 



 
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