Ich hab's total versockt - Sonett

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Walther

Mitglied
Ich hab’s total versockt.

Am Abend trug die linke Socke Trauer,
Ganz früh die rechte tiefe Sorgenfalten.
Ich hatte sie die Nächte anbehalten.
Warum? Das wüsste ich gern selbst genauer.

Es ist nicht kalt. Es fallen keine Schauer.
Da ist kein Wind. Und keine Stürme walten.
Ich hab die Socken einfach anbehalten.
Vielleicht sind bloß die Zeiten etwas rauer.

O ja, ich bin jetzt auch ein Leisetreter
Und reiß den Mund mir nicht mehr lautstark auf.
Ich schweige und verbeiße mir Gezeter.

Ich lasse dieser Welt still ihren Lauf.
Wie wurde ich so schnell zum Angstanbeter?
Selbst Socken nachts, sie nehme ich in Kauf!
 

sufnus

Mitglied
Hey Walther,
da bedenkst Du uns mit einem reimsparsam-elegant gefügten Sonett, das noch dazu - viel wichtiger & schöner - um einen wirklich coolen Einfall "herumgebaut" wurde: Der Sockenschläfer ist ein wahrlich zielgenau ins Sinnbildhafte strebender Zeitgenosse! Ein echter gedanklicher Volltreffer! :)
Vermutlich hätte ich persönlich noch eine Konzession an eine gewisse Restlogik vorgezogen, in der nicht gerade mehrere Nächte mit Socken verschlafen werden (die Nächte anbehalten), sondern es mit einer sockendurchpennten Nacht sein Genüge hat und in der Begründung mögen äußere Wetterereignisse wie Regenschauer oder stürmischer Wind in Zeiten der Zentralheizung auch nur von eingeschränkter Relevanz sein - aber das ist alles nicht der Punkt. :)
Sehr schönes Sonett. Like. :)
LG!
S.
 



 
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