II Riesengipfel - Hansi und Eddi

anemone

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Sie verstecken sich schnell, denn die Bärtigen kommen zurück.
Unter jedem Arm einen Reifen. geklemmt. spazieren sie in bester Laune heran; mit einem Messer werden jetzt die Reifen zerteilt. Es finden sich immer mehr Riesen ein. Die Riesenkinder fallen schon über die kleineren Reifenstücke her. Sie kauen darauf, wie auf Kaugummi. Nun tauchen aus dem Inneren des UFOs auch Frauen auf. Sie alle haben Messer in den Händen und gehen den übrigen vier Talriesen entgegen, die gerade ankommen. Unter ihren Armen befinden sich die Sitze des Kombis. Man sieht, dass diese Leute schon lange nichts mehr gegessen haben, denn das Wasser läuft ihnen im Mund zusammen. Nachdem auch diese Teile zerlegt worden sind, greifen sie zu und man hört die ganze Riesenbande
genüsslich schmatzen. Die Riesenkinder springen vor Freude und spielen Fangen um die
Füße der Untertasse herum. Vater und Sohn warten, bis die Riesenfamilie satt ist und sich
ein Schläfchen gönnt. Dann machen sie sich eilig unbemerkt davon.

Unten im Tal warten die übrigen Familienmitglieder .schon ungeduldig in der Kneipe. Es
ist alles so seltsam: Ein Telefon scheint es im ganzen Ort nicht zu geben und überhaupt wollen oder können die Leute einen nicht verstehen. Zusammen haben sie sich viel zu erzählen und überlegen, wie sie ohne Auto aus dem Ort wieder hinaus kommen können.
Vater hält es nicht für ausgeschlossen, dass nach den Autoteilen, die Touristen auf der Speisekarte der Riesen stehen. Darum nehmen sie schnellstens ihr Gepäck und wenden sich zu Fuß Richtung Ortsausgang. Kaum sind sie eine Weile gegangen – sie befinden sich auf der Talstraße- gegenüber befindet sich die Auffahrt zum Berg- kommt ihnen ein Fahrzeug entgegen. Sie schauen in den Wagen hinein, denn dieses werden die nächsten Opfer der Riesen sein.

Hansi und Eddi

Mit Seil und Haken bewaffnet beobachten die beiden Bergsteiger in der Ferne die kleine
Fußgruppe. Sehr freundliche Leute. Sie winken immer noch; besonders die Kinder hören nicht auf, ihnen immer wieder zuzuwinken. Nun aber winkt der Aufstieg und die beiden müssen sich auf den Berg konzentrieren. Hier unten macht sich äußerst hartnäckiges Gestrüpp breit. Die Dornen zwicken sich durch die Strümpfe und zerkratzen den Beiden die Waden. Ein sicheres Zeichen dafür, dass man ein Stückchen unberührte Natur gefunden hat. Als erfahrene Bergsteiger aus Bergsteigerfamilien waren sie immer wieder auf der Suche nach neuen unbekannten Bergen. Nicht die Höhe war es, die den Aufstieg für sie so interessant machte, sondern die Wildheit der Natur lockte sie magisch an. Irgendwo noch Eidechsen huschen sehen, Klapperschlangen zu entdecken und andere exotische Wesen aus längst vergangener Zeit, wie Feuersalamander oder ähnliche Wesen, das war es, was sie reizte, sich immer wieder neue Gegenden vorzunehmen. Hansi Müllermeier mit seiner vor Stößen gut gesicherten Fotoausrüstung, 36 Jahre alt und Eddi, Arzt im normalen Leben, ein Abenteurer!
Aber schon so oft mussten sie erleben, dass die so vermeintliche unberührte Natur in Wirklichkeit alles andere als unberührt war. Diesmal war wie immer die Hoffnung groß, ein unberührtes Stück Natur gefunden zu haben. Das war im Zeitalter der Technik besonders schön, denn zu ihrer Ausrüstung zählten die modernsten Geräte, wie Handys, ein Labtop im Wagen und vieles mehr. „Du, ich denke, diesmal ist es wirklich kein Flop!“, gibt Eddi seinem Freund Hansi zwischen zwei Atemzügen zu verstehen. Doch da hören Beide ein Kinderlachen. Sie verhalten sich ruhig und suchen sich einen Halt zwischen zwei Bäumen und schauen in die Richtung, aus der das Kinderlachen kommt. Es sind zwei kräftige Kinder. Sie laufen mit Riesenschritten den Berg hinab und wieder hinauf. In der Hand halten sie etwas Essbares, an dem sie knabbern wie an einen Knochen. Sie kauen, stubsen sich und lachen, wenn sie ausrutschen und reden unverständlich daher.
Als sie den Beobachtern etwas näher kommen, bemerken diese, dass die vermeintlichen Kinder fast ihre Größe haben, sich vom Benehmen her aber in nichts von Kindern unterscheiden. Gerade hat das Mädchen sich in eine Blättermulde gedrückt, um sich zu verstecken; als der Junge vorbei läuft, packt sie ihn mit ihrer großen Hand um sein Fußgelenk und er fällt der Länge nach hin. Das Brot, an dem sie häufig abbissen, fliegt in hohem Bogen fast bis zu den Füßen von Hansi, dem Fotografen. Die beiden Kinder lachen und wälzen sich in der Mulde herum. Hansi spielt mit dem Gedanken, die Kinder anzusprechen, aber beim näheren Hinsehen auf die vermeintliche Brotscheibe wittert er etwas ungeheuer Interessantes und hält sich weiter zurück. Er gibt seinem Freund das Zeichen zum Stillschweigen und drückt sich noch enger an den Baum. Als von oben eine Stimme etwas Unverständliches ruft, schütteln sich die beiden Kinder die Blätter von der Kleidung und beeilen sich bergaufwärts zu kommen. Es scheint ihnen wenig Mühe zu machen voranzukommen. Hansi schafft es noch unbemerkt hinter ihnen ein Foto zu schießen, dann sind sie so schnell wie sie gekommen sind
wieder verschwunden. Hansi springt an die Stelle, wohin das Brot gefallen ist. Er hebt es auf, aber es ist kein Brot, sondern ein Stück Autoreifen. Sein Freund Eddi erklärt ihn für verrückt, als er behauptet, die Kinder hätten daran gebissen. Sie beschließen nun Vorsicht walten zu lassen, denn die Größe der Kinder kommt ihnen unwahrscheinlich vor. Ihre Aufmerksamkeit richtet sich jetzt nicht mehr auf die kleinen Lebewesen am Boden, sondern
alles Ungewöhnliche oberhalb des Berges ist jetzt von größter Wichtigkeit. Das plötzliche Verschwinden dieser beiden Kinder ist den beiden Kletterern ebenfalls ein Rätsel. Sie beschließen trotzdem, nicht an der gleichen Stelle aufzusteigen, an der die Kinder hinauf stiegen, sie, die Stelle aber trotzdem im Auge zu halten. Der Berg ist dort zwar steiler und hin und wieder müssen sich die Beiden mit dem Seil sichern, aber es erscheint ihnen sicherer, die
übrigen Familienmitglieder dieser seltsam großen Kinder nicht so bald und plötzlich kennen zu lernen. Sie erreichen eine Böschung an der sie sich hochziehen können und stehen unverhofft vor einer Barrikade. Die Enttäuschung steht ihnen im Gesicht gechrieben, als sie die wohl angelegte steile Auffahrt erblicken. Doch wie seltsam kommt ihnen dieser lange Nagelstreifen mitten über dem Weg vor! Als sie Stimmen hören, verstecken sie sich im Gestrüpp.
Mit großen Schritten kommen zwei Riesenkerle den Weg herauf. Es ist eine Kleinigkeit für sie über den Nagelstreifen zu schreiten. Die Riesen haben gute Laune und schlagen sich auf die Schenkel. Etwas unterhalb der Wegkrümmung scheinen sie links abzubiegen, denn ihre tiefen Stimmen verraten ihre Richtung. Eddi und Hansi vermuten trotzdem, dass es oberhalb des Nagelstreifens noch sehr interessant werden könnte. Sie balancieren sich also sehr vorsichtig an den Nägeln entlang bergauf, bis nach einer Kurve sich plötzlich eine Plattform vor ihren Augen zeigt, auf der ungewöhnliche Dinge vor sich gehen. Besonders auffallend ist hier die übergroße fliegenden Untertasse (UFO)., die auf 12 Füßen steht und unter deren Schatten eine Riesenfamilie sitzt. Kleine Riesenbabies kriechen um die Standbeine dieser Behausung herum. Sie haben Schnorcheln in ihren Mündern hängen. Die ganz jungen Babies werden von ihren Müttern in Hängematten geschaukelt, die aussehen, als wären es Stoßstangen von Autos. Es ist ein Bild des Friedens; eine andere Welt! Die beiden Zusschauer
halten sich in einiger Entfernung auf. Es ist leicht möglich, von umher springenden Kindern entdeckt zu werden. Die beiden Kinder aus der Mulde, tollen immer noch mit vielen anderen auf der Plattform des Berges, dem die Spitze fehlt, herum. Eddi schaut auf seine Armbanduhr:
Es ist etwa 18 Uhr! Von dieser Idylle einen Film zu drehen.
Fortsetzung
 



 
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