In eigener Mission auf See 3. Teil

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Sonja59

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3. Teil

In eigener Mission auf See

20

Romana hatte miserabel geschlafen. Sie wurde von Albträumen heimgesucht. Leise schlich sie sich ins Bad, denn sie wollte weder Ralf noch einen von den Anderen wecken.
Doch als sie in die Küche kam, stand da schon Steffen, der dabei war, sich um das Frühstück zu kümmern.
„Guten Morgen, Romy. Ich hoffe, du hast gut geschlafen?“, begrüßte er sie vergnügt.
„Danke, es ging so“, erwiderte sie höflich und fragte: „Hast du etwas mitbekommen, ob Ralf durchschlafen konnte?“
„Na ja, er hat sich ziemlich rumgewälzt und ab und an gestöhnt. Aber lass mal, der Kerl kann was ab“, versuchte er sie zu beruhigen. „Du wirst sehen, er ist ganz schnell wieder auf den Beinen, wenn es zur Sache geht.“
„Eben, das beunruhigt mich ja“, gab Romana zu. „Er wird sich und seine Kräfte überschätzen mit den Verletzungen.“
„Nein Mädchen“, beschwichtigte er sie. „Ralf weiß, worum es geht. Er würde nie einen seiner Kameraden durch Selbstüberschätzung gefährden. Glaub mir einfach. Ralf ist sehr verantwortungsbewusst.“
„Ja, mag sein“, lenkte Romana ein. „Ich sehe das wohl noch zu sehr aus Sicht einer besorgten Freundin und Ärztin.“
„Ihr habt nicht gerade viel zu essen im Haus“, bemerkte Steffen, um sie vom Thema abzulenken.
Romana erklärte, dass sie, als sie die Lebensmittel gekauft hatte, nicht mit so vielen Gästen gerechnet habe.
„Ich muss heute eh zur Apotheke, um die bestellten Medikamente und zusätzlich etwas für Ralf gegen die schlimmer werdende Entzündung abzuholen. Da werde ich gleich mit beim Supermarkt vorbei fahren und Nachschub besorgen.
Steffen bot sich sofort an mitzukommen.
Sie war ihm dankbar für das Angebot, denn sie fühlte sich bei weitem nicht mehr so sicher, wie noch wenige Tage zuvor.
Gemeinsam deckten sie den Frühstückstisch. Als die Anderen wach wurden, war schon alles fertig.
Gegen neun Uhr brachen Romana und Steffen auf.
Ralf und Jens setzten sich in der Zwischenzeit an den Rechner, um eine neue Mail, dieses Mal an den Kapitän des Forschungsschiffes gerichtet, zu verfassen. Sie benötigten zusätzliche Einzelheiten zur aktuellen Situation an Bord.
„Komm wir nehmen meinen Wagen“, schlug Steffen vor, nachdem er den kleinen Mietwagen in der Garage stehen sah. „Meiner ist etwas größer, da passt mehr rein. Nicht vergessen, wir müssen für zehn Leute einkaufen. Vertraue mir, ich kenne die Bande. Die meisten von denen fressen wie neunköpfige Raupen“, scherzte er.
Sie gingen bis zur nächsten Querstraße, wo der schwarze Mercedes SUV stand, den Romana am Vortag schon beobachtet hatte.
Steffen öffnete höflich die Beifahrertür und ließ sie einsteigen.
„Und, wohin geht es?“, fragte er, als er den Motor anließ. Sie überlegte kurz. „Ich glaube, das Beste wird es sein, wenn wir als erstes zur Apotheke fahren. Ich habe mich da gleich für morgens bei Zeiten angekündigt“, begründete sie ihre Entscheidung.
„Dein Wunsch ist mir Befehl“, sagte er. „Also, wo müssen wir lang?“
Romana erklärte ihm den kürzesten Weg und bemerkte dabei, wie Steffen, so wie sie schon die Tage zuvor, öfter als normal notwendig, in den Rückspiegel sah. Sie musste schmunzeln. „Das muss so etwas wie eine Berufskrankheit sein. Oder?“, mutmaßte sie.
Steffen verstand nicht, was sie meinte und sah sie fragend an.
„Na, der ständig prüfende Blick in den Rückspiegel, ob man vielleicht verfolgt wird.“ Sie schwieg einen Moment. „Ich komme mir dabei immer noch etwas blöd vor. Aber Ralf hat mir auch ordentlich Angst gemacht“, erklärte sie.
„Ach so, das meinst du.“ Er nickte. „Ja, das bringt der Job so mit sich. Und so, wie ihr es geschildert habt, ist es auch angebracht.“
Romana konnte dem nur zustimmen.
Vor der Apotheke angekommen, parkte Steffen den Wagen und begleitete sie in den Verkaufsraum.
Der groß gewachsene Mann mit der gebräunten Haut, den schwarzen Haaren und dem scheinbar alles zu durchschauenden Blick an der Seite der kleineren, zierlichen Frau, schien bei den zwei Apothekerinnen seine Wirkung nicht zu verfehlen.
Die Ältere der beiden hatte sich schnell wieder gefangen und erkannte die Ärztin wieder.
„Oh hallo, Frau Doktor, wir haben alles schon für Sie bereitgestellt, auch das was sie telefonisch nachbestellt haben“, begrüßte sie sie freundlich. „Möchten Sie es gleich in Kartons und Beutel verpackt haben?“
Romana nahm das Angebot dankend an, bezahlte alles und vergaß nicht, sich die Rechnung geben zu lassen.
Zurück im Wagen musterte sie Steffen genauer. „Sag mal, wirkst du immer so auf Frauen?“, fragte sie.
„Ich weiß gar nicht was du meinst?“, beteuerte er mit gekonnter Unschuldsmiene und grinste sie dann breit an.
„Du bist schön braun gebrannt. Und das zu der Jahreszeit. Das fällt natürlich allen gleich auf“, meinte sie, während Steffen das Auto startete.
„Das ist echte Sonnenbräune. Ich bin gerade erst aus dem Urlaub zurückgekommen. Ich war mit meinen beiden Frauen auf Kuba“, gab er zurück und sah die junge Frau neben sich an. „Außerdem mag ich keine Sonnenbänke. Kommt mir da drauf vor, wie in einem beleuchteten Sarg. Muss ich nicht wirklich haben.“
Beide mussten über den zutreffenden Vergleich lachen. Dann konzentrierten sie sich wieder auf die Straße.
Romana erklärte die Strecke zum Supermarkt.
„Ist deine Frau nicht total sauer, dass du jetzt, so kurz vor Weihnachten, für eine doch noch unbestimmte Zeit einfach so verschwunden bist?“
Steffens Miene verfinsterte sich. „Meine Frau ist vor zwei Jahren bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen.“
„Oh, das tut mir sehr leid“, reagierte Romana verlegen.
„Konntest du ja nicht wissen“, meinte er. „Seitdem sind meine Mädels mein Ein und Alles. Sie sind gerade Vier geworden. Du musst wissen, es sind Zwillinge. Aber auf Grund meiner unregelmäßigen Dienstzeiten, muss ich sie oft zu meiner schon betagten Großtante bringen, wo sie jetzt auch gerade wieder sind. Andere Familienmitglieder haben wir leider nicht mehr, und Tantchen werden die beiden doch schon langsam zur Last. Ich verbringe jede freie Minute mit meinen beiden Frauen“, erzählte er und lächelte sie vielsagend an. „Nächster Halt, Supermarkt!“, verkündete er dann wieder fröhlich.
„Na, dann auf in den Kampf.“ Romana stieg aus den Wagen, nachdem Steffen ihn eingeparkt hatte.
Er holte gleich zwei Einkaufswagen und überließ einen davon Romana. Das Erste, was er unter den Einkaufswagen schob, waren zwei Kästen Bier. Als er sah, wie sie guckte, rechtfertigte er sich achselzuckend. „Na was? Du hast es schließlich mit paar ganz harten Jungs zu tun. Die brauchen das schon am Abend, wenn sie böse Pläne schmieden. Und, für die Dame einen Wein dazu? Ich meine ja nur, so als ausgleichende Gerechtigkeit“, fügte er hinzu.
„Nein danke, da halte ich mich lieber mit ans Bier“, antwortete sie lächelnd.
Kurzerhand packte Steffen einen weiteren Kasten dazu, was er mit ernster Miene kommentierte: „Ja logisch, in dem Fall brauchen wir auf jeden Fall einen mehr.“
Dann lud er Unmengen von Lebensmitteln in ihren Warenkorb, dass sie nur staunte. „Ich sagte ja, die Kerle vertilgen so einiges über den Tag verteilt“, verteidigte er sich erneut. „Außerdem willst du doch morgen nicht gleich wieder losrennen, um Nachschub zu holen, oder?“
Romana schüttelte energisch den Kopf.
Die beiden Einkaufswagen waren bis zum Rand gefüllt, als Steffen erleichtert meinte: „Okay, das war’s. Auf zur Kasse.“
„Eh“, protestierte Romana. „Aber wir haben doch noch gar nichts fürs Mittagessen geholt.“
„Wie jetzt?“, fragte Steffen etwas stutzig. „Du willst doch nicht etwa für die Bande kochen? Ich glaube solche großen Töpfe hast du garantiert nicht.“ Er zog sie einfach weiter und erklärte: „Wenn, dann bestellen wir lieber was und lassen es uns kommen. Das ist doch viel einfacher. Und ansonsten tut es ja auch ein zusätzliches Wurstbrot“, er sah die verdutzt dreinschauende junge Frau an und beendete seinen Satz, „oder meinst du etwa nicht?“
Romana war sprachlos und nickte deshalb nur.
Sie packten nacheinander alles auf das Kassenband.
Mitten in der Bewegung hielt er inne. „Ups, habe noch was Wichtiges vergessen, bin gleich wieder da“, sagte er, drehte sich um, rannte los und kam mit einer Packung Toilettenpapier zurück. „Na ja, muss auch sein“, meinte er lachend, als er die mit zu den Getränken und Lebensmitteln aufs Band legte.
Dieses Mal zückte Steffen seine EC-Karte und steckte den ellenlangen Kassenzettel in seine Tasche.
„Das hätte wirklich nicht alles in den kleinen Mietwagen reingepasst“, stellte Romana fest, während sie die Einkäufe im Kofferraum und auf der hinteren Sitzbank verstauten.
„Na sag ich doch. Oh, ich hoffe, du hast dir für alles, was du bis jetzt schon ausgegeben hast, auch immer eine Quittung oder den Kassenzettel geben lassen?“, sagte Steffen wie beiläufig, als er eine große, bis obenhin gefüllte, Einkaufstasche in den Kofferraum stellte und ihn dann schloss.
„Ja, das mache ich meistens, aber zugegeben nicht immer“, gab sie zurück. „Warum? Ist das denn wichtig?“
„Wer weiß, vielleicht können wir das ja am Ende bei irgendwem abrechnen“, antwortete er und lächelte sie an, während er die letzten Lebensmittel auf dem Rücksitz verstaute. „Schließlich tun wir das ja nicht nur für uns.“
Sie brauchten für alle Besorgungen fast drei Stunden. Steffen hielt mit seinem SUV direkt vor der Haustür und hupte zweimal kurz hintereinander. Gerade als er ausgestiegen war, und den Kofferraum entriegelt hatte, öffnete sich die Tür. Jens und weitere zwei Männer, die Romana noch nicht kannte, kamen zum Wagen und begannen, ohne ein Wort zu sagen, die Einkaufstüten, Kartons und Bierkästen ins Haus zu räumen.
Kaum hatte Romana die Autotür hinter sich geschlossen, startete Steffen den Wagen und fuhr ihn vom Grundstück. Sie sah ihm kurz nach, dann eilte sie ins Haus, denn es fing plötzlich an, in Strömen zu regnen.

Im Flur stand Jens und nahm ihr höflich die Jacke ab. „Darf ich vorstellen, das ist Dr. Romana Veit, die ihr übrigens schon aus Ralfs Erzählungen kennt. Und das ist Claus, unser Rotmilan.“
Claus trat einen Schritt vor und reichte ihr die Hand.
„Und der da hinten, der gerade aus der Küche kommt, ist Falko, unser Sperber.“ Der Mann winkte ihr freundlich zu und verschwand wieder.
Jens ging gemeinsam mit ihr zum Sofa, wo Ralf vor dem Laptop saß.
„Und, wie geht es dir?“, fragte sie ihn besorgt.
Er lächelte sie an. „Gut, Romy. Und seit die Jungs so nach und nach alle hier eintrudeln, immer besser.“
„Trotzdem sehe ich mir dann gleich deine Wunden noch einmal an“, beharrte sie. „Schließlich brauchen wir dich fit und nicht halb tot.“
Sofort setzte er sich auf und zog sich seinen Pullover bereitwillig aus.
„Wow, hat die Frau dich im Griff, Ralfilein!“, kam Claus’ Kommentar wie aus der Pistole geschossen.
Ralf zog, in seine Richtung gewandt, eine Grimasse und alle lachten gerade noch darüber, als Steffen eintrat. Die beiden Neuankömmlinge und er begrüßten sich lautstark. Dann ging er zu Ralf und fragte, ob sie schon weitere Einzelheiten von der Blue Sea erhalten hätten.
Jens und Ralf berichteten abwechselnd, während Romana damit begann den ersten Verband zu entfernen, dass sie eine verschlüsselte Botschaft an Dirk Schöller, den Kapitän des Schiffes, geschickt hatten und vor einer Stunde die Antwort gekommen sei. Demnach befänden sich alle Mitglieder des Forschungsprojekts, Wissenschaftler und Besatzungsmitglieder, auch die Mitarbeiter von der Basisstation vom Festland, bis auf zwei von ihnen, an Bord. Die Bewachung wechsle alle acht Stunden und bestünde am Tag aus jeweils acht bis zehn bewaffneten Männern die sich in zwei Schichten ablösen. Nachts würden die Leute eingeschlossen und könnten aus diesem Grund keine genauen Angaben machen, wie viele der Kerle zu der Zeit auf der Blue Sea seien. Der Kapitän sei sich aber ziemlich sicher, dass sich ein paar der Piraten auch auf der Basisstation breitgemacht hätten.
„Leider konnte der Käpt’n uns nicht über das nächste Ziel oder die genaue Route, die sie nehmen, in Kenntnis setzen. Die Kerle scheinen ihn vorher nicht über Kursänderungen zu informieren. Er erfährt es immer erst kurz zuvor“, schloss Jens den Bericht.
„Von wieviel Leuten, die auf dem Schiff gefangen gehalten werden, reden wir eigentlich?“, wollte Falko wissen.
„Achtunddreißig, davon sind sechs Frauen“, gab Ralf zurück.
„Haben wir etwas von dem anderen Schiff, von dem die Kerle gekommen sind?“, fragte Steffen weiter.
„Ja“, antwortete Jens. „In einiger Entfernung befindet sich immer dasselbe Schiff auf dem Radar. Nur ändert es ständig die Position zur Blue Sea. Die Kerle halten Funkverbindung mit ihnen, ebenso wie mit der Basisstation.“
„Und was uns gar nicht gefallen dürfte, laut Dirk ist die Blue Sea vermint. Immer vorausgesetzt, dass wir die Nachricht auch richtig entschlüsselt und verstanden haben“, ergänzte Ralf.
„Die Sprengsätze wären wohl noch unser geringstes Problem“, meinte Steffen nachdenklich. „Dafür haben wir Pitt. Wir müssten ihn nur unbemerkt an Bord bringen können. Größere Sorge macht mir, dass wir an drei Stellen zugleich zuschlagen müssten und das Ganze, ohne die Zivilisten zu gefährden. Wir haben einfach noch zu viele Unbekannte, die wir aber erst vor Ort klären können.“
„Wir müssen noch auf die anderen warten, ehe wir endgültig festlegen, wie wir vorgehen wollen. Wir brauchen jeden Einfall und Gedanken, den wir kriegen können“, gab Falko zu bedenken.
Alle im Raum stimmten ihm kopfnickend zu und schwiegen.
Claus verzog sich in die Küche.
Romana wollte sich gerade erheben und ebenfalls in die Küche gehen, um ihm zu helfen, als Jens sie zurückhielt.
„Lass gut sein. Claus macht das schon. Er war schon immer für unsere Mägen zuständig. Kümmere du dich mal lieber um Ralf. Wir brauchen ihn schnellstmöglich topfit.“


21

Nachdem sie die Verbände komplett entfernt hatte, holte sie ihre Arzttasche aus der Ecke hervor und kümmerte sich um Ralfs entzündete Wunde, während die anderen genau beobachteten, was sie tat. Sie wussten, dass viel davon abhing, wie schnell sie ihn fit bekam. Als sie die Wunde untersuchte, musste sie feststellen, dass die Entzündung weiter fortgeschritten war. Sofort fasste sie ihren Entschluss. „Ich kann Ralf nur dann schnell wieder auf die Beine bringen, wenn ich das entzündete Gewebe operativ entferne. Nur ist das schwierig und wird auch ein paar unschöne Narben hinterlassen. Denn ich muss größere Schnitte setzen, um in den gesamten Schusskanal hinein zu kommen, wo der Entzündungsherd steckt. Außerdem muss das tote Gewebe großflächig abgetragen werden. Ich habe hier nicht die Gerätschaften und Mittel zur Verfügung, die ich aber dafür bräuchte, um die Narben so klein wie möglich zu halten. Das was ich noch zusätzlich an Instrumenten in der Apotheke bekommen konnte, reicht nur für einen provisorischen Eingriff. Von einer dafür notwendigen Vollnarkose ganz zu schweigen“, erklärte sie mit fester Stimme. „Eigentlich wollte ich es mit Medikamenten behandeln. Aber das würde jetzt definitiv nicht mehr ausreichen.“
„Romy, wenn es notwendig ist, dann tue es einfach. Ich habe dir doch schon gesagt, dass Narben einen Mann interessanter machen“, versuchte Ralf zu scherzen, um sie in ihrem Entschluss zu bestärken.
„Ralf, ich kann das nicht ganz allein“, warf sie ein. „Ich brauche dafür hier alles klinisch reine, sprich sterile und zusätzliche Hilfe. Schließlich bin ich ja kein Lazarettarzt aus dem Mittelalter oder dem Ersten Weltkrieg, der eher noch als Fleischer bezeichnet werden konnten.“
„Okay“, sagte Steffen. „Was und wie genau brauchst du es? Wir geben unser Bestes. Jens und ich haben eine etwas höhere medizinische Ausbildung und können dir assistieren.“
Romana erklärte mit knappen Worten, was sie benötigte.
Die Männer reagierten schnell und richteten der Ärztin alles so her, wie sie es verlangte. Claus kochte Skalpelle und andere OP-Instrumente, die sie bereits benutzt hatte, ab. Jens stellte den Esstisch direkt unter die Wohnzimmerlampe, klappte ihn zur vollen Länge aus und holte zusätzlich eine Stehlampe, wie Romana es vorgeschlagen hatte. Falko organisierte einige Taschenlampen aus dem Gepäck der Männer. Auf ein sauberes Tuch auf den Beistelltisch legten sie, das steril verpackte OP-Besteck, welches sie erst in der Apotheke gekauft hatten. Steffen schaffte Bettlaken aus einem der Schränke der Gastgeberin heran, die von alledem, was in ihrem Haus vor sich ging, nichts wusste.
Ralf legte sich, wie von Romana gewünscht, bäuchlings, auf den Esstisch. Sie spritzte ihm ein starkes Schmerzmittel und betäubte die Wunde zusätzlich großflächig örtlich. Steffen und Jens assistierten ihr beim Eingriff.
Nach anderthalb Stunden gab sie Ralf eine weitere Injektion, seine Freunde drehten ihn vorsichtig auf den Rücken, damit Romana nun an die Austrittswunde herankam und die Operation fortsetzen konnte. Während sie totes und entzündetes Gewebe präzise entfernte, leuchteten die anderen den Operationsbereich zusätzlich mit den Taschenlampen aus. Nach zwei weiteren Stunden konnte Romana auch diese Wunden, Schicht für Schicht vernähen und schließen. Zuletzt kümmerte sie sich um den Streifschuss. Im Anschluss legte sie Ralf, unter der mithilfe von Jens und Steffen, feste Druckverbände an.
„So, das wäre geschafft“, sagte sie erleichtert. „Ich danke euch für eure Hilfe. Ihr seid wahre Profis“, lobte sie die Männer. „Das Beste wird sein, ihr bringt ihn hoch ins Bett. Er braucht jetzt etwas Ruhe und Schlaf.“
„Gut“, meinte Claus. „Da frisst der Kerl uns wenigstens in der Zwischenzeit nichts weg.“
Alle lachten auf. Jens und Falko halfen dem Freund vorsichtig die Treppe nach oben in die erste Etage.
Als die beiden zurückkamen, klopfte es, im schon bekannten Takt, an der Tür.
Romana, die auf dem Weg ins Bad war, um sich zu waschen, blieb voller Neugier stehen.
Jens ging zur Haustür, um zu öffnen. Steffen stand mit blutverschmierten Gummihandschuhen da und Claus hielt dabei inne, den Esstisch vom blutigen Bettlaken zu befreien und zu säubern.
Es war Thomas. „Was hat hier denn für ein Blutbad stattgefunden?“, fragte er verwirrt, als er das alles registrierte.
„Wir brauchten mal wieder frisches Blut, um uns für den Kampf zu rüsten“, gab Steffen zurück. „Und wo hast du dich in dieser wichtigen Phase der Vorbereitung rumgetrieben?“
Romana hatte noch einige Probleme damit, den schwarzen, wie auch den Galgen-Humor von Ralfs Freunden sofort als solchen zu erkennen. Aber allmählich gewöhnte sie sich daran.
„Wie geht es unserem flügellahmen Seeadler denn jetzt?“, fragte Thomas besorgt, ohne auf Steffens Frage einzugehen.
„Wir haben ihn gerade ins Bett gebracht. Ich denke, wir müssen noch abwarten, ob Romys Zauberhand ihm schnellstmöglich wieder auf die Beine bringt“, antwortete er, bevor sie etwas dazu sagen konnte.
Falko und Claus begrüßten nun ihren alten Freund herzlichst. Sie tauschten miteinander einige Erlebnisse aus, während Romana und Steffen sich im Bad die Hände wuschen.
„Und, was meinst du, Romy?“, fragte er. „Wie lange wird Ralf brauchen?“
Sie sah ihn im Spiegel an. „Zur völligen Ausheilung, so etwa fünf bis sechs Wochen. Doch bei guter Führung, und guten Mittelchen, dürfte er in spätestens vier Tagen halbwegs schmerzfrei und einsatzfähig sein. Nur erwartet nicht, dass er gleich loskämpfen kann. Seinen Arm wird er auf keinen Fall gleich wieder zu einhundert Prozent belasten und bewegen können. Das muss er langsam trainieren. Und wenn er tauchen muss, was ich denke, so ist das möglich, wenn auch noch etwas riskant. Schon um zum U-Boot zu gelangen, müssen die Wunden extra wasserdicht abgedeckt werden. Sonst kommt er nicht weit. Was dann den Wasserdruck auf die Wunden angeht, kommt es darauf an, wie Tief er runter muss. Dazu kommt der Druck und eventuelle Scheuerstellen von der Tarierweste. An der Schulter und an der Wunde der Taille sollten wir sie deshalb irgendwie abpolstern“, erklärte sie.
Steffen verstand, was die Ärztin meinte und nickte ihrem Spiegelbild zu. „Wir werden alles für ihn tun, was uns möglich ist“, versprach er, trocknete sich die Hände und verließ das Bad.
Kurz darauf kam auch Romana aus dem Bad zurück. Sie sah noch, wie Claus die gebrauchten Tupfern und Wundtücher von der OP in einem Müllbeutel verschwinden ließ und das Operationsbesteck zusammensammelte, um es zu reinigen.
Ein wenig erschöpft von der konzentrierten Arbeit, setzte sie sich auf das Sofa. In diesem Moment kam eine neue Mail auf dem Rechner an. Romana öffnete sie. Es war eine Nachricht von Chris Arnold. Sie las sie still durch.

Schatz mein Liebes,
ich bin es noch einmal. Ich habe über die Gästeliste für unseren Hochzeitstag nachgedacht. Ich glaube, es wird besser sein, wenn wir da Tante Mandy nicht mit einladen. Vielleicht sollten wir doch nur ganz klein feiern, egal was unsere Mütter sagen.
Ich sende Dir einen lieben Kuss und freue mich auf Dich.
Dein Chris


Romana atmete bewusst tief durch, um die Tränen zu unterdrücken. Dann wandte sie sich an die Männer, die lautstark am Diskutieren waren.
„Es sind nur noch 37 von unseren Leuten auf dem Schiff, und nur noch fünf davon sind Frauen“, informierte sie.
Sofort wurde es still im Raum. Alle Augenpaare richteten sich, voller Entsetzen geweitet, auf Romana.
Sie sah erneut auf den Monitor. „Genau das steht hier“, sagte sie mit erstickter Stimme. „Sie haben die nächste Freundin von mir umgebracht. Mandy war eine liebe kleine Frau, die keiner Fliege etwas zu Leide tun konnte.“
Was sie in diesem Moment nicht sehen konnte, war, dass die Männer ihre Hände zu Fäusten ballten, bis die Knöchel weiß hervortraten. Blanke Wut machte sich in ihnen breit, die sie auf diese Art zu beherrschen versuchten.
Wieder war es Steffen, der zuerst das Wort ergriff. „Falko, setze dich an den Rechner und suche uns die erstbeste Pauschalreise nach Ägypten raus, den du finden kannst. Hurghada ist als Reiseziel perfekt. Wir sind so, laut erster Beschreibung von Ralf, auch nahe genug an seinem Tauchboot dran. Aber wir müssen alle Zehn als Reisegruppe durchgehen. Kriegst du das hin?“ Keine Antwort abzuwartend, wandte er sich den anderen zu. „Und wir müssen uns überlegen, wie wir Ralf da ohne Pass durch die Kontrollen schleusen können.“
„Das ist nicht nötig“, meldete sich Thomas zu Wort. „Ich habe hier den Pass meines Stiefbruders für ihn. Auf dem Passbild sehen sie sich absolut ähnlich, auch die Größe stimmt bis auf ein oder zwei Zentimeter, die Ralf größer ist, überein. Was meint ihr denn, warum ich noch einmal abgehauen und durch die halbe Republik gerast bin?“ Sofort ging der Pass von Hand zu Hand und jeder taxierte das Bild skeptisch.
„Ja, stimmt, das könnte ebenso gut Ralf sein“, stellte Falko fest. „Damit heißt unser lieber Ralfi ab jetzt Andreas Mai. Und ist von jetzt auf gleich mal zwei Jahre älter geworden.“
„Gut gemacht Thomas“, lobte Steffen und klopfte dem Mann anerkennend auf die Schulter. „Dann los, Sperber, mach dich ans Werk. Spätestens Montagfrüh könnten wir hier abhauen, dann sind alle da.“ Er wandte sich wieder an Falko. „Buche vorsichtshalber eine dreiwöchige Pauschalreise und suche ein Hotel raus, wo wir alle als Gruppe unterkommen, damit wir den ägyptischen Behörden was vorlegen können. Du weißt schon, wie das läuft.“
„Alles klar, Boss, ich bin schon dran“, antwortete der Angesprochene knapp und setzte sich an den Rechner.
„Romy, kannst du Ralf schon wecken und zu uns runter bringen?“, bat Steffen dann.
Romana nickte kurz und lief mit der Arzttasche in der Hand die Stufen nach oben, wo Ralf schlief.
Jens zog seine Jacke über und machte sich auf den Weg, um eine Karte von Ägypten und dem Roten Meer zu besorgen, die sie für ihre weitere Planung in Papierform benötigten. Denn dafür würde das kleine Display vom Laptop nicht reichen. Er versuchte es zuerst an einer Tankstelle, jedoch ohne Erfolg. In der Buchhandlung am Bahnhof wurde er schließlich fündig.
„Thomas“, richtete sich Steffen an den Kleinsten der Truppe, „du baust mir eine Konferenzschaltung zu unseren drei Nachzüglern auf. Und Du, Claus“, er wandte sich an den Angesprochenen, „sorge dafür, dass wir was zwischen die Kiemen kriegen.“
Als Romana langsam mit Ralf die Stufen herunterkam, erkannte sie das Wohnzimmer nicht wieder. Es war in kürzester Zeit zu einer militärischen Einsatzzentrale mutiert.
Steffen kam ihnen entgegen und stützte seinen Freund. „Ralf, wie geht es dir?“, fragte er besorgt. „Tut mir leid. Aber wir brauchen dich jetzt hier dringend.“
„Danke, es geht schon. Nur noch etwas wacklig auf den Beinen. Und Lachen geht noch nicht wieder so richtig.“
„Gut. Es gibt gerade auch nichts zu lachen. Du kannst dich gleich setzen“, meinte Steffen, während die anderen für Ralf Platz machten. „Wo in etwa liegt dein Tauchboot?“, wollte Steffen wissen und hielt ihm eine Karte vor die Nase.
Ralf benötigte nur wenige Sekunden, um sich zu orientieren. Dann deutete er auf einen Punkt, die in nördlicher Richtung von El Gouna und Hurghada, mitten im Meer lag. Danach fragte er nach der letzten bekannten Position der Blue Sea. Ralf zeigte auf eine Stelle, die südlich von Safaga lag. Romana zeichnete ein Kreuz zwischen Quseir und Marsa Alam gelegen und erklärte, dass dies der Standort der Basisstation sei.
In dem Moment meldete sich Thomas zu Wort. „Okay Boss, ich habe unsere drei Nachzügler am Rohr.“ Er reichte Steffen sein Handy.
„Hi Jungs, hier Steinadler“, begrüßte er sie kurz, nachdem sie sich gemeldet hatten. „Ihr wisst, wir haben hier einen Fall Phönix, der aus der Asche geholt werden muss. Nur leider steckt der alte Knabe verdammt tief drin und die Scheiße ist am dampfen. Mauersegler, du hast doch noch guten Kontakt zu Sebastian, unserem alten Wanderfalken? … Sehr gut. Hat er noch immer die Tauchbasis in Ägypten. Wo war die genau? … Klasse, Junge. Noch eine Frage an dich. Verfügt er da auch über eigene Boote, von denen wir vielleicht eins mieten könnten?“ Eine Weile war Schweigen am anderen Ende der Leitung, dann kam ein fragendes „Ja?“ Steffen honorierte das mit einem kurzen „Perfekt.“ Daraufhin wandte er sich an Rainer, den Nachtfalken. „Nachtfalke, kannst du noch auf die Schnelle zehn Kirby Margon Vollgesichtsmasken MK 10 mit 3 pol KSS Stecksystem mit Hör- und Sprechgarnitur, Nasskopfhaube und Lampenhalter besorgen? … Ja, ich weiß, dass das kein kleiner Wunsch ist. Sehe es als obersten Wunsch auf meinem Wunschzettel für den Weihnachtsmann. Nur, dass wir die Dinger eben ein paar Tage eher brauchen. Also bitte, tue dein Bestes und mache es möglich. Es würde uns sehr helfen.“ Dann wandte sich Steffen an Pitt. „Waldkauz, es sieht so aus, als ob dein Geschick mal wieder bei den heißen Dingern besonders gefragt sein wird. Also bitte, packe dein spezielles Spielzeug mit ins Kosmetikköfferchen. Ich denke, wir werden es mehr als dringend brauchen, ebenso wie dein Geschick, damit umzugehen.“ Dann richtete sich Steffen wieder an alle drei. „Seht zu, dass ihr so schnell wie möglich her kommt. Zum Trost für euch, es geht ins Warme, raus aufs Meer. Also, eine Mission auf See. Bei dem Wetter hier kann das nur ein Ansporn für euch sein, etwas mehr Gas zu geben. Vergesst eure Pässe aber nicht. Steinadler Ende.“ Damit trennte er die Konferenzschaltung.
Nach einer Weile fragte Romana Ralf, was diese Kirby denn sei. Sie kenne nur einen Staubsauger unter diesem Namen.
„Nein, Kleines. Staub saugen kann man mit den Dingern nicht“, klärte er sie auf. „Das sind Vollgesichtsmasken mit Hör- und Sprechgarnitur, mit denen man ohne weiteres sogar tiefer als 250 Meter tauchen könnte und sich dabei unter Wasser unterhalten kann.“
Sie verstand und nickte.
„Ralf“, Steffen kam auf seinen Freund und ehemaligen Kampfgefährten zu, „gewöhne dich mal schon an deinen neuen Namen. Du heißt ab sofort Andreas Mai. Lies dir deine neuen Personalien gut durch und präge sie dir ein. Du weißt schon, fürs Ausfüllen der Visakarte bei der Einreise, oder sollte dich einer danach fragen.“ Mit diesen Worten legte er den Pass, den Thomas von seinem Stiefbruder besorgt hatte, direkt vor ihn auf den Tisch.
Noch während er seine neue Identität studierte, sagte Steffen laut zu allen: „Mensch, aber nun lasst uns endlich etwas essen. Ich hab vielleicht einen Knast im Ranzen.“


22

Nach dem ausgiebigen Mahl klickten die Kronkorken von den ersten Bierflaschen. Steffen reichte eine der Flaschen zusammen mit einem Glas an Romana weiter.
„Danke, Steffen. Aber ich brauche kein Glas. Ich trinke Bier, ebenso wie ihr, lieber aus der Flasche.“ Beide stießen an und er ließ sich in den Sessel neben ihr nieder.
Ralf war auf dem Sofa eingeschlafen.
Sie deutete auf ihn und meinte: „Das ist das Beste was er zurzeit machen kann, um am Montag fit zu sein.“
Steffen stimmte zu und winkte zwei seiner Leute herbei, die Ralf vorsichtig hoch ins Schlafzimmer bringen sollten.
Dann setzten sich die anderen mit an den Tisch.
Romana sah in die kleine Runde.
„Noch keiner von euch hat gefragt oder was gesagt, wie ich zum Gelingen der Aktion beitragen kann.“ Sie schaute jeden Einzelnen fragend an. „Es sind auch meine Freunde, die dort auf dem Schiff gefangen gehalten werden und ich sitze hier bestimmt nicht untätig rum und drehe Däumchen oder kümmere mich nur um Ralfs Wunden.“
„Ich weiß“, antwortete Steffen. „Ralf hat uns oft von deinem Kampf im ewigen Eis und in Namibia erzählt. Doch das hier ist etwas ganz anderes. Hier geht es aufs und unters Wasser. Außerdem wird das kein Zuckerschlecken. Ich brauche da jeden einzelnen Mann und kann dir keinen zu deinem Schutz abstellen. Sorry, aber das musst du verstehen“, meinte er entschuldigend. „Wir wissen, dass du auf dem Forschungsschiff als Ärztin gearbeitet hast und dich dort gut auskennst. Aber trotzdem.“
„Ist das alles, was er euch von mir erzählt hat?“, fragte sie ungläubig. „Dann war das nicht gerade viel. Hat er euch nie erzählt, dass ich auch das internationale Kapitänspatent, für kleinere und mittelgroße Boote, zur See und auf Binnengewässern besitze? Dass ich außerdem ausgebildeter Dive Master von PADI bin? Mein neustes Hobby ist Hängegleiter-, also Drachenfliegen. Wofür ich zugegeben eigentlich nur immer meinen Urlaub nutzen kann. Und dass ich schon in meiner Studienzeit Judo und Karate trainiert und immer wieder aufgefrischt habe, und im Besitz des schwarzen Gürtels bin? Ich nehme noch immer regelmäßig an Turnieren teil und das nicht gerade erfolglos. Ich kann also sehr gut selbst auf mich aufpassen.“
Die Männer schüttelten erstaunt die Köpfe. Das hatte Ralf in der Tat nie erwähnt. Dabei hatte er fast unentwegt von ihr erzählt und geschwärmt. Nur das hatte er seinen Kameraden verschwiegen. Warum eigentlich? Auch hatte er ihnen nie ein Bild von ihr gezeigt, sodass sie manches Mal annahmen, dass diese Frau nur in seinen Fantasien existierte. Doch das Original übertraf all seine Beschreibungen bei weitem. Darin waren sich die Männer einig.
„Okay, Romy“, meinte Steffen schließlich. „In dem Fall werden wir dich nicht nur als Ärztin und Rettungsengel mit in unsere Planungen einbeziehen. Doktor Romana Veit, herzlich willkommen im Chaostrupp“, entschied er und erhob seine Bierflasche und alle stießen mit ihr an.
„Romy braucht einen Skip in unserer Truppe“, stellte Thomas, wie immer, trocken fest. „Ohne eigenen Skip wäre sie ja nur ein halbes Mitglied und das fände ich nicht gerecht.“
Alle überlegten. Doch sie fanden keinen treffenden Codenamen, der sie passend umschrieb. Bei jedem Vorschlag waren die anderen dagegen und bei den meisten Namen rümpfte Romana selbst die Nase.
„Wie wäre es mit Habicht?“, schlug Jens leise vor.
„Habicht“, wiederholte Steffen nachdenklich. „Das ist gut, Jens. Das würde sogar so richtig zu uns passen. Und“, er wandte sich an Romana, „was meinst du dazu?“
Sie lächelte. „Immer noch besser als Nixe oder Seerose ... ja, ich denke, der Name könnte mir gefallen.“
Die Männer erhoben sich und Romana tat es ihnen gleich. Wenn auch etwas verwundert, weil sie nicht wusste, was das sollte.
„Habicht, deine Flügel mögen dich ewig tragen und dich am Himmel große Kreise ziehen lassen“, tönte es im Männerchor.
Und wieder stießen die fünf mit ihren schon fast leeren Bierflaschen mit ihr an. Romana fühlte sich gut inmitten dieser Männer, die Ralfs beste Freunde waren. Warum nur hatte er nie etwas von ihnen geschrieben oder erzählt?
Claus sammelte die leeren Flaschen ein und brachte aus der Küche eine neue Runde für alle mit.
„Falko“, wandte sich Steffen an den Mann zu seiner Rechten. „Wie sieht es überhaupt aus? Hast du schon eine passende Pauschalreise für uns gefunden?“
Falko musste verneinen. In keinem der Hotels, die er bislang ausgesucht hatte, waren genügend Plätze für alle frei. „Es sieht so aus, als würde halb Deutschland bei dem Wetter nach Ägypten abhauen“, meinte er. „Aber ich habe noch ein paar Optionen offen. Soll ich mich gleich noch mal drüber machen?“
„Nein, ich denke es reicht, wenn du dich da morgen gleich früh noch mal dransetzt. Und wenn es eben nicht anders geht, dann müssen wir uns in mehreren Hotels verteilen. Wäre zwar nicht so ideal, wenn wir die Tarnung einer Gruppe von verrückten Tauchern aufrechterhalten wollen. Das wäre dann eben nicht zu ändern“, gab Steffen zur Antwort.
Romana überlegte eine Weile und fragte unsicher: „Aber warum müssen wir denn überhaupt erst ein Hotel beziehen, wenn wir dann doch eh nicht dort bleiben werden? Warum versuchen wir es nicht als Gruppe auf Tauchsafari?“
„Ist schon richtig, Romy“, antwortete Falko. „Nur gibt es dabei ein kleines Problem. In Ägypten muss man sich mit einem Visa anmelden. Man kann sich also auch nur an angemeldeten Safaris beteiligen, die ebenso vor Beginn der Reise deinen Aufenthalt im Land bestätigen müssen. Nur auf die Kürze der Zeit haben wir nicht mehr die Möglichkeit, ein solches Boot zu chartern und außerdem sind diese Boote an bestimmte Routen gebunden, was uns nicht entgegen kommen würde.“
„Stimmt, daran hatte ich nicht gedacht“, gab sie zu.
Thomas ergriff das Wort. „Unser erstes Spiel mit den Unbekannten werden wir bereits vor dem Abflug spielen müssen“, stellte er ernst fest. „Der Pass meines Stiefbruders ist zwar echt und Ralf sieht ihm auch verdammt ähnlich. Es ist nur die Frage, ob es der Bundesgrenzschutz, der Zoll und dann die Ägypter auch so sehen werden.“
„Und da gibt es wohl auch noch eine zweite Unbekannte“, setzte Romana nach.
Alle sahen sie fragend an.
„Was meinst du?“, wollte Steffen wissen.
„Du warst selbst dabei, als ich die Morphineinheiten und Medikamente in der Apotheke gekauft habe, Von denen fallen die meisten unter das Betäubungsmittelgesetz. Naja und meine Arzttasche und der Koffer da“, dabei zeigte sie mit dem Finger in die Ecke, wo beides stand „sind voll von solchem Zeug. Diese Menge werde ich beim Zoll wohl kaum als Eigenbedarf deklarieren können. Würde ich es zu schmuggeln versuchen, könnte es passieren, dass die kleinen süßen Drogenspürhündchen das Zeug nur zu gern für sich hätten. Was die Zöllner auf den Plan ruft, die das dann auch gern aus dem Verkehr ziehen wollen, samt der Person, die es bei sich hat.“ Sie lächelte in die Runde. „Doch wir können unmöglich auf die Medikamente und das ganze Verbandsmaterial verzichten. Denn auch wenn wir das hoffentlich nicht für uns brauchen, so brauchen wir es mit Sicherheit, sobald wir auf dem Forschungsschiff sind, für einige der anderen.“
„Eben auch deshalb müssen wir da als Gruppe durchgehen. Wer verbietet es, dass eine solche Gruppe ihre eigene Ärztin mit allen nötigen Medikamenten für den Notfall dabei hat“, warf Claus ein.
„Stimmt schon“, bestätigte Romana. „Nur, wie erkläre ich die großen Mengen von dem Zeug, was für eine Kompanie ausreichen würde, für eine zehnköpfige Touristengruppe?“
„Darüber müssen wir uns noch ein paar Gedanken machen“, stimmte Steffen zu. „Fakt ist, wir müssen schon im Vorfeld so viele Risiken und Unbekannten wie möglich ausräumen und somit ausschließen können. Nur würde es auch nichts bringen, diese Medikamente auf uns alle zu verteilen. Am Ende wird deshalb die gesamte Operation gefährdet. Das können wir uns nicht leisten. Also denkt mal mit darüber nach, Mädels. Verzichten können wir auf das Zeug auf keinen Fall, wie ihr von unserem Habicht gehört habt.“
Noch eine ganze Weile saßen die sechs zusammen.
Es schien Romana, als hätten die Männer einen Hebel umgelegt. Denn sie erzählten alte Episoden und es wurde viel gelacht. Das, was vor ihnen lag, hatten sie, so gut es ging, verdrängt. So erfuhr sie viel von ihren neuen Freunden und schon einiges von denen, die erst noch zu dieser Gruppe dazu stoßen würden. Immer wieder erstaunt war sie über die kleinen Geschichten, die die Jungs, wie sie diese für sich heimlich und liebevoll nannte, von Ralf zu erzählen hatten. Sie sah ihn so in einem völlig neuen Licht. Denn zuvor hatte sie nichts über seine geheimen und gefährlichen Einsätze gewusst, die er gemeinsam mit seinen Kameraden, die nun hier versammelt waren, durchgemacht und bestanden hatte. Nun wusste sie endlich, warum er sich manches Mal tage-, ja wochenlang nicht gemeldet hatte. Wann immer sie ihn diesbezüglich gefragt hatte, hatte er geschrieben, dass sie auf Manöver oder zu Übungen waren.
Nun sah alles anders aus. Sie lernte ihren Freund neu kennen.
Nach einer ganzen Weile meinte Steffen: „Okay Mädels, Zapfenstreich“, sagte er und löste damit die gemütliche Runde auf. Er bat Romana, nach oben zu Ralf zu gehen, um nach ihm zu sehen und dann gleich dort ihr Nachtlager aufzuschlagen.
Als sie ihre Gedanken und Sorgen äußerte, wo und wie sie zum Schlafen unterkommen würden, winkte Jens nur ab.
„Lass mal, kleiner Habicht, wir kommen super zurecht. Wir haben auch schon wesentlich schlechter geschlafen.“
„Wecken um null-sechshundert“, bestimmte Steffen. „Wir haben noch eine Menge zu tun.“


23

Es war dunkel und noch still im Haus.
In der Annahme, die Erste zu sein, schlich sich Romana leise ins Bad. Doch als sie wieder herauskam, blubberte bereits das Wasser in der Kaffeemaschine und Claus war mit dem Aufbacken der Brötchen für ein gemeinsames Frühstück beschäftigt.
Die Männer rollten ihre Schlafsäcke zusammen und begrüßten sie mit einem aufmunternden Lächeln.
„Und, wie geht es unserem flügellahmen Seeadler?“, wollte Thomas wissen.
„Er schläft noch den Schlaf des Gerechten“, gab sie zurück und fügte hinzu: „Er hat kein Fieber mehr. Ich denke mal, es sieht gut aus. Mehr dazu kann ich aber erst sagen, wenn er wach ist und ich mir die Wunde noch einmal angesehen habe. Soll ich ihn wecken gehen?“
„Nein, lass ihn mal noch schlafen“, entgegnete Steffen schnell, als er sah, dass Romana schon die Treppe wieder hoch eilen wollte. „Er wird die Kraft noch brauchen, die er jetzt auftanken kann. Er hat viel durchgemacht in den letzten Wochen.“
Jeder half mit, den Frühstückstisch zu decken, und schon nach wenigen Minuten saßen sie zu sechst um den Tisch. Auch wenn die Stühle nicht reichten, die Männer hatten sich da nicht so eng und improvisierten. Noch während sie aßen, lief auf der Kaffeemaschine bereits die nächste Kanne Kaffee durch.
Vom Geschirrgeklapper und dem aromatischen Kaffeeduft wurde Ralf wach. Er stieg, noch schlaftrunken, den linken Arm angewinkelt in einer Schlaufe fest am Oberkörper fixiert, die Stufen zum Erdgeschoss hinunter.
„Esst ihr immer alleine?“, fragte er mit aufgesetzter Vorwurfsmiene.
Flugs schob Jens einen Sessel für den Freund mit an den Tisch und Claus legte ein weiteres Gedeck für ihn auf.
„Das würde uns doch nie einfallen, Eure Majestät“, witzelte Thomas. „Hier, ihr Thron steht bereit“, sagte er mit einladender Handbewegung, sprang dabei vom Stuhl auf und wollte Jens behilflich sein, Ralf beim Hinsetzen zu unterstützen.
Der wehrte sofort entschieden ab. „Danke Jungs, aber ihr habt es hier nicht mit einem alten, verdatterten Greis zu tun. Mir geht es nämlich wieder blendend.“
So gerne das alle hörten, glaubten sie es ihm nicht, so wie er sein Gesicht bei der kleinsten Bewegung verzog.
Da ihr Freund einiges verschlafen hatte, brachten sie ihn noch während des Frühstücks auf den neusten Stand.
Romana erzählte von der weiteren Mail, die sie von Chris erhalten hatten.
Ralfs Miene verfinsterte sich. Er hatte Mandy viele Jahre gekannt und eng mit ihr zusammengearbeitet. Er war stets voller Hochachtung ihr gegenüber gewesen. Als seine Assistentin und Mitarbeiterin hatte sie ausgezeichnete Arbeit geleistet und war nicht unwesentlich an der Entwicklung des neuen Forschungs-U-Bootes beteiligt. Schon bei der Konstruktionsarbeit von >Neptun 2< hatte sie viele gute Ideen eingebracht.
Nachdem alle ihren Hunger gestillt hatten, machte sich Falko sofort wieder an die Arbeit, durchforstete weiter das Internet, um für seine Freunde und sich eine geeignete Pauschalreise nach Ägypten zu finden.
Romana wechselte Ralfs Verband, wobei Steffen ihr geschickt assistierte.
Claus hatte sich in die Küche verzogen und kümmerte sich um den Abwasch, während Thomas und Jens eine Liste von Dingen zusammenstellten, die sie dringend benötigen würden und spätestens in Ägypten beschaffen mussten.
Romana war zufrieden, nachdem sie sich Ralfs Wunden genauer angesehen hatte. „Wenn du dich noch etwas schonst, dann bist du ganz schnell wieder fit“, versprach sie ihm und nickte Steffen erleichtert zu, währenddessen sie den Verband erneuerte. „Ich denke, wir können schon in wenigen Tagen die Fäden ziehen. Er wird zwar keinen Schönheitspreis damit gewinnen, aber er wird einsatzfähig, allerdings noch nicht zu einhundert Prozent belastbar sein. Vor allem nicht mit dem Arm.“
„Alles klar, Romy, wir werden versuchen den flügellahmen Vogel, so gut es geht, aus vielem rauszuhalten. Aber versprechen können wir es nicht“, erwiderte Steffen ehrlich.
Romana wusste nur zu gut, was er damit meinte. Doch es standen Menschenleben auf dem Spiel, und deshalb wollte sie nicht die belehrende Ärztin mit erhobenem Zeigefinger sein. Sie wusste, dass diese Gruppe von Männern ihr Möglichstes tun würde. Das genügte ihr.
„Jungs, ich habe nachgedacht wie ich die große Menge von Medikamente wenigstens bei unseren Leuten erklären kann“, sagte sie unvermittelt. „Nur dazu müsste ich noch einmal in meine Wohnung zurück.“
„Warum das denn?“, fragte Ralf, sofort erschrocken.
Auch die anderen sahen Romana fragend an.
„Wenn ich denen erklären kann, dass wir eine Tauchexpedition mit spektakulären Filmaufnahmen von und mit Haien planen, und ich sowohl als Ärztin und filmende Taucherin mit zu dieser Expedition gehöre, könnte es vielleicht klappen. Nur, ohne Tauchausrüstung und Unterwasserkameras würde uns das keiner abkaufen“, erklärte sie und schaute dabei von einem zum anderen. „Oder sehe ich da was falsch?“
„Nein, das nicht. Aber was hat es damit zu tun, dass du deshalb noch einmal in deine Wohnung musst?“, wollte Thomas wissen und stellte die Frage, die allen Anwesenden ins Gesicht geschrieben stand.
„Ganz einfach. Weil ich dort eine profimäßige Unterwasser-Videokamera mit extra Filmleuchten und eine Unterwasserkamera habe. Ebenso wie mein Tauchequipment, welches ich ja auch bräuchte“, gab sie zur Antwort.
„Das ist ein Argument und ein guter Vorschlag, der funktionieren könnte. Zumindest bei den Kontrollen bei uns auf dem Flughafen, denn die würden nicht im gleichen Zug unser doch eher leichtes Gepäck damit in Zusammenhang bringen. Wobei wir dann ja die Kirbys in unserem Gepäck haben dürften, die Rainer hoffentlich mitbringen kann, was die Geschichte untermauern würde. Denen ist aber sicher egal, wer zu der Gruppe gehört. Nur ihre Aussage ist in dem Moment entscheidend und muss mit dem Gepäck, welches sie bei sich hat, untermauert werden“, stellte Steffen nach einer kurzen Überlegung fest. „Turmfalke und Bussard, ihr begleitet unseren Habicht. Nehmt meinen Wagen“, entschied er und warf Thomas die Autoschlüssel zu. „Romy weiß, wo er steht.“
Wenig später machten sich die drei auf den Weg.

Bei Romanas Haus angekommen, blieb Thomas im Auto. Jens begleitete sie nach oben in die Wohnung.
„Cool. Wirklich ein interessanter Einrichtungsstil“, kommentierte er, als er im Flur die Verwüstung sah.
„Ja, nicht? Ich habe mir auch sehr viel Mühe damit gegeben, dieses besondere Ambiente zu erzeugen, solltest erst mal die anderen Räume sehen, da habe ich mir ganz besonders Mühe bei der Dekoration gegeben“, konterte Romana, obwohl ihr der Anblick der verwüsteten und demolierten Einrichtung beinah das Herz zerriss.
„Ja, ich muss schon sagen, das ist dir wirklich gelungen. Aber bitte lass mich zuerst rein gehen. Ich will nur nachsehen, ob du vielleicht gerade Besuch hast“, sagte Jens, schob sich an ihr vorbei und zog seine Pistole. Er stieg über umgeworfene Möbelstücke und sah sich in allen Räumen um. „Okay, du kannst reinkommen. Die Luft ist rein, was man von dem Chaos hier nicht behaupten kann“, meinte er und steckte die Waffe zurück ins Schulterholster unter seiner Jacke. Romana zeigte auf die Stelle, wohin Jens die Pistole wieder hatte verschwinden lassen. „Darfst du so ein Ding tragen, oder besitzt du sie illegal?“, fragte sie vorsichtig.
„Keine Sorge, ich besitze sie und darf sie auch tragen. Ich arbeite in einer Spezialeinheit mit besonderen Befugnissen“, beruhigte er sie. „Aber lass uns hier so schnell wie möglich wieder verschwinden. Also, wo hast du das Zeug was wir brauchen? Ich helfe dir beim Packen.“
Sie überlegte kurz und erklärte, wo er die Videokamera und die zweite Unterwasserkamera mit allem Zubehör finden konnte, wenn die Kerle sie nicht hatten mitgehen lassen. Sie selbst ging ins Schlafzimmer, um ihre Tauchausrüstung zusammenzusuchen. Sie packte alles zurück in die Tauchtasche, aus der die Kerle sie gezogen und achtlos hingeworfen hatten. Zusätzlich stopfte sie ein paar leichtere Sachen, die ihr mit zwischen die Finger kamen, dazu. Als sie aus dem Zimmer zurückkam, hatte Jens bereits Unterwasserfoto- und Filmzubehör gefunden und drehte es skeptisch in der Hand.
„Was ist denn?“, wollte sie wissen.
„Na ja, es tut mir leid, Romy. Aber ich glaube, dass du damit nicht mehr viele Aufnahmen machen kannst. Sieht so aus, als wären da paar Trampeltiere drüber galoppiert.“
„Das spielt doch jetzt keine Rolle, wir brauchen das Zeug doch nur zur Tarnung“, erwiderte sie schnell. „Oder meinst du, dass die Zöllner wirklich überprüfen, ob das Zeug auch funktioniert?“ Sie nahm ihm die Apparate, Unterwassergehäuse und dazugehörige Lampen aus der Hand und verstaute sie, so wie sie waren, mit in die Tasche. Ebenso steckte sie einen Badeanzug und einen Bikini dazu, die sie auf einem Sessel entdeckte. Dann verschwand sie im Bad, um ihr Make-up zu holen. „Okay, ich denke, ich hab alles. Wir können gehen“, stellte sie fest, nachdem sie sich noch einmal zu dem Chaos in ihrer Wohnung umgedreht hatte.
Jens nahm ihr die schwere Tasche ab und sie fuhren mit dem Fahrstuhl nach unten, wo Thomas im Mercedes auf sie wartete.
„Ihr wart aber lange weg, wegen der paar Klamotten“, meinte er, als Jens die Tasche im Kofferraum verstaut hatte und sie zu ihm in den Wagen stiegen.
„Ja ich weiß, aber ich musste doch noch Romys ungewöhnlichen, sehr eigenwilligen Einrichtungsstil bewundern. So was dauert eben. Er hatte so etwas ganz besonders gemütliches und anheimelndes an sich. Am liebsten hätte ich dich hochgerufen. Doch leider hatte ich deine Handynummer nicht gleich zur Hand“, erklärte Jens, und setzte noch hinzu: „Madam scheint ein Lotterleben zu führen. Wir mussten nämlich alles erst zusammensuchen.“
Thomas wusste, worauf der Freund anspielte, grinste vielsagend und startete den Motor. „Übrigens habe ich mich mal etwas in der Gegend umgesehen, während ihr weg ward.“
„Und“, wollte Jens wissen.
„Warte kurz, das zeige ich Dir gleich“, dann an Romana gewandt: „Tue mir den Gefallen und mache dich mal kurz etwas klein, damit man dich von draußen nicht sieht.“
Ohne zu fragen, warum, rutschte sie auf der Rückbank so tief hinunter, wie es ihr möglich war. Thomas schaute prüfend zu Romana hinter sich, ob sie weit genug nach unten gerutscht war, bevor er aus der Tiefgarage auf die Straße abbog. Langsam fuhr er einmal ums Karree. Dabei wies er unauffällig auf zwei an der Hausecke stehende Kerle, die ihm bei seiner Erkundungsrunde aufgefallen waren. „Ich denke mal, die warten darauf, dass eine gewisse Person endlich mal wieder heim kommt“, flüsterte er dem Freund zu.
„Ja, und die stellen sich dabei verdammt dämlich an“, stellte Jens fest. „Kannst mit dem Ringelfahren aufhören. Ich habe genug gesehen. Dort drüben sind auch noch zwei von der Sorte. Lass uns abhauen. Die können von mir aus da stehen, bis sie schwarz werden.“
„Okay, Habicht, kannst aus deiner Versenkung wieder auftauchen. Die können dir nicht gefährlich werden“, meinte Thomas, sie durch den Rückspiegel anlächelnd.


24

„Gab´s Probleme?“, wollte Steffen wissen, kaum dass die drei das Haus betraten.
„Nö, Boss, alles lief wie am Schnürchen, auch wenn Romanas Einrichtungsstil wirklich etwas eigen ist“, antwortete Jens und fing sich damit eine gewaltige Kopfnuss von Romana ein, was alle auflachen ließ. Jens rubbelte sich an der Stelle den Kopf. „Ja ich weiß, in jedem Zirkus gibt es einen Clown, und hier bin ich es wohl gerade mal wieder“, kommentierte er es trocken.
Das ließ die Männer noch lauter lachen. Doch auch Jens und Romana konnten sich nicht länger zurückhalten und lachten lauthals mit.
Nachdem sie sich wieder beruhigt hatten, informierte Thomas über seine Beobachtungen vor Romans Haus.
„Okay, wenn die dort rumstehen, machen die wenigstens keinen anderen Blödsinn“, meinte Claus abwinkend. „Um die kümmern wir uns auch noch ... später.“
Steffen brachte dann die drei auf den neusten Stand. Falko hatte eine Pauschalreise für alle gefunden und auch gleich gebucht. Allerdings startete der Flieger nicht von Dresden, sondern von Frankfurt am Main aus. Was bedeutete, dass sie spätestens am späten Sonntagmittag losfahren mussten, um rechtzeitig die Tickets am Schalter der Fluggesellschaft abholen zu können und pünktlich zum Einchecken da zu sein. Wenn es die drei fehlenden Mitglieder der Truppe bis dahin nicht schaffen sollten, da zu sein, müssten sie ohne sie los, was eine wesentliche Schwächung des Potenzials ihrer Kampfkraft bedeuten würde.
„Alles was wir im Moment tun können ist abwarten und uns so gut wie möglich auf alle Eventualitäten vorbereiten“, sagte Steffen abschließend.
Jeder hing dann seinen Gedanken nach. Claus und Thomas begannen ihr Gepäck zu ordnen und auszusortieren, was sie nicht brauchten. Jens schliff sein Messer, was er aus seiner Reisetasche herausgesucht hatte und einem guten Tauchermesser glich, aber keines war, wie Romana erkannte. Steffen, Falko und Ralf saßen eng gedrängt auf dem Sofa vor dem Rechner und diskutierten leise.
Die Atmosphäre war angespannt. Alles schien davon abzuhängen, wie schnell die letzten drei Mitglieder zu ihrer Gruppe stoßen würden, um ein komplettes, mit hundertprozentiger Kampfkraft versehenes Team zu bilden. Romana ging zum Sofa. Sofort rückten die Männer enger zusammen, damit auch sie noch Platz darauf fand.
„Falko hat sich auf einem Satelliten eingeloggt“, erklärte Ralf kurz. „Vielleicht können wir so die derzeitige Position der Blue Sea ausmachen und erkennen, in welcher Entfernung sich das andere Schiff zu ihnen befindet.“ Romana rutschte etwas näher heran, um besser auf den Monitor des Notebooks sehen zu können. „Halt hier!“, rief sie schon nach kurzer Zeit ganz aufgeregt und zeigte auf einen kleinen Ausschnitt des Bildschirms. „Kannst du diesen Abschnitt vergrößern?“
Falko tippte auf ein paar Tasten, dann erschien der von Romana gewünschte Bildausschnitt um ein Vielfaches größer.
„Ja, das ist die Blue Sea“, stieß Ralf euphorisch hervor. „Ich erkenne sie an ihren sonst für Schiffe ungewöhnlichen Aufbauten.“
Nicht eine Seemeile weit entfernt, zeichnete sich ein zweites kleineres Objekt auf dem Bildschirm ab.
„Ich denke mal, da haben wir unsere speziellen Freunde auch gefunden. Kannst du sie noch etwas ran zoomen, Falko? Ich will mir die mal etwas genauer ansehen“, bat Steffen.
Die anderen Männer waren in der Zwischenzeit darauf aufmerksam geworden und hinter das Sofa getreten, um ebenfalls einen Blick auf den Monitor und damit auf diese Schiffe werfen zu können, die ihre Ziele sein würden.
Falko spielte, wie ein Pianist auf dem Klavier, auf den Tasten des Laptops und holte das Bild des Schiffes so nahe heran, wie es mit der Auflösung möglich war. Das zweite Boot war wesentlich kleiner, aber immer noch groß genug. Damit mussten sie davon ausgehen, dass sich, neben den Wachmannschaften auf der Blue Sea und der Basisstation, darauf durchaus weitere Kerle und nicht nur der Boss des Unternehmens befinden könnten.
Während sie gebannt auf den Monitor starrten, klopfte es an der Tür. Es war ihr Klopfzeichen, doch für heute hatte sich keiner der drei noch Fehlenden ihrer Gruppe angesagt.
Jens ging leise zur Tür und schaute durch den Spion. „Es ist Uwe“, informierte er und öffnete die Tür, um den Freund hereinzulassen.
„Schön, dass du eher kommen konntest“, begrüßte ihn Steffen und schlug ihm kumpelhaft auf die Schulter. „Wie kommt’s, dass du doch schon jetzt hier auftauchst?“, wollte er wissen.
„Das letzte Gespräch mit dir klang, als ob es nicht nur etwas brennt, sondern richtig lodert. Also habe ich auf das Auto verzichtet und den Flieger genommen. Da du sagtest, dass es ins Warme geht und du nach Sebastian gefragt hast, brauchen wir meinen Wagen ja sowieso nicht“, antwortete Uwe und sah sich um.
„Stimmt, dich knautschen wir in eine andere Möhre mit rein, um nach Frankfurt zu kommen“, gab Claus zurück. „Aber komm erst mal rein. Oh, und bitte begrüße Ralf etwas mädchenhafter als uns.“
Uwe verstand nicht recht, was er damit meinte und sah fragend in die Runde.
„Na ja, der Kleine hat noch nen Schonplatz“, erklärte Falko grinsend und zeigte mit dem Kopf in Ralfs Richtung.
Als Uwe durch die weit offen stehende Wohnzimmertür in besagte Richtung sah, die Falko ihm gezeigt hatte, pfiff er vielsagend durch die Zähne. Leise an Steffen gewandt, fragte er: „Und wer ist diese heiße Flamme, die da hinter ihm steht?“
Steffen konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, wurde aber sofort wieder ernst. „Von ihr lässt du mal schön deine Pfoten, sonst könntest du dich mächtig verbrennen und das nicht nur an ihrem roten Haar. Dafür würden alle hier sorgen. Ich hoffe, ich habe mich da klar genug ausgedrückt. Komm, ich stelle euch einander vor.“
Gemeinsam betraten sie das Wohnzimmer. „Romy, darf ich vorstellen, das ist unser Schürzenjäger Uwe, auch Mauersegler genannt. Uwe, und das ist Romy. Ihres Zeichens Ärztin, neu in unserer Truppe und seit gestern frisch getauft auf Habicht“, dann wieder an Romana gewandt, „Nimm dich in acht vor ihm“, warnte er.
Uwe reichte ihr die Hand. „Sie sind doch nicht etwa diese Romana, von der Seeadler immer geschwärmt und uns damit so manches Mal regelrecht genervt hat?“, fragte er kleinlaut.
„Ja, genau die“, antwortete Ralf unwirsch vom Sofa aus, auf dem er noch immer saß. „Musst du gleich alles austratschen, du olles Plappermaul“, fügte er ergänzend hinzu.
Uwe ging auf seinen alten Freund zu und sie begrüßten sich ebenso herzlich wie die anderen zuvor. „Ups“, flüsterte er Ralf ins Ohr. „Sie weiß wohl nichts von deinen wilden Schwärmereien für sie, was?“, kicherte er leise.
„Dank dir, jetzt wohl schon“, gab Ralf verärgert zurück.
„Okay Jungs, jetzt lasst mich mal nicht dumm sterben. Also klärt mich auf. Was liegt an, dass hier, wie es scheint, die ganze Familie zusammenkommt?“, fragte Uwe in die Runde und setzte sich neben Ralf aufs Sofa.
Die anderen setzten sich mit dazu, teils in die Sessel oder auf deren Lehnen, teils zogen sie einen Stuhl heran oder hockten sich auf den Fußboden. Ralf begann zu berichten, Steffen fügte Details hinzu, die sie zusätzlich herausgefunden hatten, Falko verwies auf die immer noch bestehende Verbindung zum Satelliten und zeigte das Bild der beiden Schiffe auf dem Monitor.
Damit wusste Uwe all das, was die anderen wussten. Ebenso verstand er jetzt, weshalb Steffen seine Verbindung zu Sebastian erfragt hatte und konnte sich zusammenreimen, welche Mission vor ihnen lag.
„Jungs, das wird ein verdammt heißer Ritt“, meinte er daraufhin.
„Und, bist du mit dabei?“, kam Thomas‘ Frage.
Uwe überlegte kurz und sah in die fragenden Gesichter seiner Freunde. „Kein leichtes Unterfangen. Aber Nichts, was ich lieber täte. Wird Zeit, dass mal wieder etwas Action in mein Leben kommt“, sagte er und grinste breit.
In dem Moment klingelte es das erste Mal, seit sie sich in diesem Haus aufhielten, an der Tür. Keiner rührte sich.
Nur Claus sprang auf und sah auf die Uhr. „Sorry Mädels, das ist wohl für mich“, meinte er fröhlich grinsend und ging an die Tür. Nach einer kurzen Weile kam er mit aufeinandergestapelten, flachen Kartons zurück ins Wohnzimmer. „Ich dachte, wir könnten was zu spachteln brauchen, und habe uns Pizza kommen lassen“, brachte er etwas verlegen hervor, als er in die teils ernsten, teils erstaunten Gesichter der Freunde schaute.
„Klasse Einfall von dir“, kam kurz darauf die Reaktion der Männer, die sich, regelrecht wie ausgehungert, auf die Kartons stürzten. Sie suchten sich ihre Lieblingspizza aus und aßen mit großem Appetit.
Claus hatte an alle gedacht und die richtigen Geschmäcker getroffen.
Nur Uwe hielt sich zurück, hatte er doch erst im Flieger gegessen. Er setzte sich stattdessen an den Laptop, schloss die Satellitenverbindung und ging ins normale Internet, um Verbindung mit dem ehemaligen Kampfgefährten in Ägypten aufzunehmen. „Sebastian hat eine Homepage eingerichtet, in der auch das Chatten in Echtzeit möglich ist“, erklärte er, während er sich einloggte. „Ich hoffe nur, er hat gerade Zeit für uns.“ Dann huschten seine Finger schnell und spielerisch über die Tastatur.
Ein sicheres Zeichen für die anderen, dass der Chat aktiv war und ihr alter Kamerad tatsächlich Zeit hatte.
Immer wieder zog ein Lächeln über Uwes Gesicht, dann wurde es wieder ernst und nach einer Viertelstunde trennte er die Verbindung.
Alle Augen waren nun fragend auf ihn gerichtet.
„Viele Grüße von Sebi, unserem Wanderfalken“, sagte er und fuhr dann fort, „Das Tauchequipment kann er uns zur Verfügung stellen, nur leider kein Boot ohne einen seiner Kapitäne.“
„Warum nicht?“, wollte Steffen wissen. „Der hat wohl Angst um seine Nussschale, dass wir die kaputtmachen könnten? Wir können da keinen Zivilisten mit reinziehen. Das müsste er doch noch wissen und du weißt das auch.“
„Ja, weiß er“, gab Uwe zurück. „Damit hat es auch nichts zu tun. Sondern damit, dass auf ägyptischer Seite viele Teile des Roten Meeres zu Nationalparks erklärt wurden und die Behörden dort strenge Kontrollen durchführen. Jeder von uns kann wohl solch eine Nussschale im Schlaf steuern. Aber hat jemand von uns auch einen international gültigen Bootsführerschein oder ein Kapitänspatent für hohe See? Nein! Also, kein Patent, kein Boot ohne Kapitän“, brachte er es auf den Punkt.
„Wie groß sind denn die Boote, die dein Freund hat?“, fragte Romana vorsichtig an.
Uwe lächelte etwas mitleidig über diese Frage. „Wie, wenn das was ausmachen würde. Nichts für Ungut, aber du als Frau kannst uns da am Wenigsten helfen“, sagte er, aber beantwortete die Frage trotzdem.
Die anderen grinsten nur, doch keiner verlor ein Wort. Sie überließen ihrer neuen Freundin den Auftritt, der Uwe zum Staunen bringen würde.
Romy sah zu Steffen, der ihr aufmunternd zunickte. Daraufhin ging sie zu ihrem Koffer, wühlte eine Weile darin und kam mit einer kleinen Karte, die in einer durchsichtigen Plastikhülle steckte, zurück. Sie wedelte damit vor Uwes Nase herum und legte sie dann vor ihn auf den Tisch. „Und, wie wäre es damit? Ich darf sogar noch etwas größere Nussschalen steuern, als diese“, sagte sie und fügte höflich lächelnd hinzu, „und das sogar als Frau und in internationalen Gewässern.“ Uwe schien in dem Moment der Atem auszusetzen und sein Gesicht erstarrte vor Staunen. Dabei war er die Sorte Mann, dem nichts so leicht die Sprache verschlug. Doch Romana hatte es geschafft.
Die anderen schütteten sich aus vor Lachen, als sie ihren Freund so sprachlos dasitzen sahen.
„Habt ihr mir sonst noch etwas verschwiegen, was diese Frau betrifft?“, fragte er, nachdem sich die andern wieder beruhigt hatten. „Oder vielleicht wäre es ja ein kürzerer Bericht, wenn ihr mir einfach nur sagt, was sie nicht kann“, fügte er kleinlaut hinzu.
Wieder war das laute Lachen der Männer zu hören.
Uwe ging erneut auf die Homepage der Tauchbasis von ihrem ehemaligen Kampfgefährten und wartete einen Moment, bis dieser sich ebenfalls im Chat meldete. Nach einer Weile verriet er seinen Freunden, dass Sebastian ihnen sein größtes Boot, die El Warda, zur Verfügung stellen würde. Obwohl es ihm gerade nicht so passe, da er viele Tauchtouristen auf der Basis hätte. „Er will es auch gleich noch in die Wege leiten, es voll auftanken zu lassen und noch zusätzlich Kanister mit Diesel auf dem Boot deponieren. Die 15 Liter Flaschen mit Nitrox und die 12 Liter Pressluftflaschen sowie ein transportabler Kompressor werden ebenfalls schon an Bord sein. Wir müssen nur noch die von uns gewünschten Neoprenanzüge, wegen der richtigen Größe, anprobieren und uns das restliche Equipment raussuchen. Moment mal … warum eigentlich nur neun Anzüge?“, wunderte Uwe sich. „Kann die Prinzessin endlich mal was nicht?“, fragte er, grinste Romana dabei frech an und sprach weiter, ehe sie darauf antworten konnte. „Eigentlich der richtige Bootsname für unseren Kapitän“, meinte er und wollte gerade den Namen übersetzen.
Doch dieses Mal war Romana schneller. „Danke, ich weiß, dass es >die Rose<, heißt. Ein wirklich schöner Name für ein Boot. Und ich brauche kein Equipment, weil ich mein eigenes hier schon dabeihabe. Trotzdem danke“, sagte sie und ein listiges Lächeln hob ihre Mundwinkel.
„Jetzt wird mir diese Frau unheimlich“, raunte Uwe Ralf zu, der nur unschuldig grinsend die Schultern hochzog.
Und erneut grölten die Männer los.
„Okay, Jungs und Mädels“, meinte Steffen, als erster wieder ernst geworden. „Wir wollen hier auch so ganz nebenbei einen Job erledigen und dafür brauchen wir noch etwas Planung, also reißt euch zusammen.“ Nach einer kurzen Pause sprach er weiter. „Wir können keine Waffen mitnehmen, die wir aber dringend bräuchten. Jeder Zollbeamte würde aufschreien und uns mit Freuden die Goldene Acht anlegen, wenn wir versuchen würden, mit unseren Bleispritzen ein Flugzeug zu besteigen. Da haben wir sowieso schon das kleine Problem mit Ralf und dem Gepäck von Romy. Das reicht völlig, um schon den ersten Nervenkitzel am Flughafen zu kriegen. Also denkt daran, die Dinger lieber hier einzumotten. Das heißt aber auch, dass wir uns ebensolche vor Ort, am besten von den netten Herrschaften selbst, besorgen müssen. Hat einer von euch eine Idee, wie wir das anstellen, ohne dass die Ratten gleich verrücktspielen und um sich beißen?“
Lange saßen die Männer der eingeschworenen Gruppe beieinander. Sie diskutierten einzelne Vorschläge, bis sie eine zufrieden stellende Lösung für ihr Problem gefunden hatten. Weit nach Mitternacht und ein paar Biere später war dann auch geklärt, wie sie die >Neptun 2< wieder flott und einsatzfähig bekommen konnten. Sie lief akkubetrieben, aber bei Ralfs Flucht war alle Energie aufgebraucht worden.
Romana und Steffen nutzen diese Zeit und sahen sich Ralfs Wunden an. Beide waren zufrieden mit dem Heilungsprozess, was alle aufatmen ließ. Dann zog sich jeder auf seinen Schlafplatz zurück und kurz darauf kehrte Ruhe im Haus ein.


25

Noch bevor der neue Morgen dämmerte, wurden sie durch lautes Klopfen aus dem Schlaf gerissen. Es war nicht das bekannte Zeichen, sondern eher wildes Hämmern gegen die Haustür.
Schnell zogen sich Jens und Steffen etwas über, während sich die anderen, auf alles gefasst, still verhielten.
Steffen öffnete langsam die Tür. Drei Polizeibeamte standen davor und leuchteten den beiden Männern mit dem grellen Licht ihrer Taschenlampen ins Gesicht und blendeten sie damit. Trotzdem nahmen sie im Hintergrund weitere bewaffnete, vermummte Gestalten wahr.
„Guten Morgen, die Herren“, sagte einer der Beamten mit tiefer, strenger Stimme und stellte sich als Polizeiobermeister Wenzel vor. „Wir haben mehrere Anzeigen von Anwohnern erhalten, dass hier im Haus etwas Merkwürdiges vor sich gehen würde, obwohl die Besitzerin für längere Zeit im Ausland weilt. Können Sie uns Ihren Aufenthalt hier erklären?“
Romana wollte schon zur Tür eilen, um es aufzuklären, wurde aber von Claus zurückgehalten.
„Lass mal“, flüsterte er. „das schaffen die auch alleine.“
Jens und Steffen lächelten sich kurz an und griffen gleichzeitig hinter sich in ihre Hosentaschen.
Das Entsichern von Waffen war zu hören.
„Oh, oh. Nicht so schnell meine Herren. Sie müssen hier nicht gleich mit dem Einsatzkommando anrücken“, meinte Steffen daraufhin und hob beschwichtigend die Hände. „Wir möchten uns doch nur ausweisen.“ Mit langsamen Bewegungen, denn sie wussten, dass man sie dabei beobachtet und auf sie gezielt wurde, zogen sie ihre Brieftaschen hervor und klappten sie auf, sodass die Beamten ihre Dienstausweise sehen konnten. Nachdem die Polizisten diese genau in Augenschein genommen hatten, gaben sie ein kurzes Handzeichen.
Steffen und Jens hörten deutlich, wie die auf sie gerichteten Waffen gesenkt und wieder gesichert wurden.
„Danke, die Herren. Ich denke, wir haben keine weiteren Fragen mehr. Wir wünschen Ihnen eine frohe Weihnachtszeit“, sagte Polizeiobermeister Wenzel und salutierte kurz.
„Das wünschen wir Ihnen auch. Es wäre nett, wenn Sie ab und an mal hier mit ein Auge auf dieses Grundstück werfen würden, um sicherzustellen, dass hier keine üblen Gestalten rumschleichen, wenn wir weg sind“, erwiderte Jens höflich.
Die Polizeibeamten deuteten ein kurzes Kopfnicken an und zogen sich zurück.
Steffen schloss die Haustür und hörte die Freunde erleichtert aufatmen. „Doch immer wieder schön zu wissen, dass es noch aufmerksame Mitbürger gibt“, kommentierte er den Zwischenfall, hörbar sarkastisch. „Mädels, ich denke“, er hielt einen Moment inne und sah dann auf seine Uhr, „wir können uns noch zwei Stunden Schönheitsschlaf gönnen.“
Alle zogen sich auf ihre Lager zurück.
Und schon bald hörte man erneut das tiefe, gleichmäßige Atmen der Schlafenden. Aus einer der Ecken erklang leises Schnarchen, was aber keinen der anderen zu stören schien.
Nur Romana lag noch lange wach. Ihre Gedanken kreisten um die bemerkenswerten Männer im Wohnzimmer, und um die Menschen und guten Freunde, die gefangen und eingepfercht auf der Blue Sea und der Basisstation ausharrten. Diese Männer da unten waren ihre einzige Hoffnung und Chance. Romana war nicht gläubig, doch in dieser Stunde schickte sie ein Stoßgebet gen Himmel und bat um gutes Gelingen der Operation. Man kann nie genug Unterstützung dafür bekommen, dachte sie und rechtfertigte es damit. Dann schlief sie ein.


26

Als Romana erwachte, war das Bett neben ihr leer und bereits kalt. Erschrocken sah sie auf die Uhr. Es war kurz nach zehn. Schnell zog sie sich etwas über und eilte, frische Sachen unter den Arm geklemmt, die Stufen hinunter.
Ein fröhliches „Guten Morgen“ der Männer empfing sie.
„Ja, euch auch einen Guten Morgen. Warum habt ihr mich denn nicht geweckt?“, beschwerte sie sich.
Uwe trat auf sie zu und gab ihr einen angedeuteten Handkuss. „Ralf hat gemeint, du hättest sehr schlecht geschlafen und dich immer nur von einer Seite auf die andere gewälzt. Also wollten wir dich noch etwas schlafen lassen. Umso schöner erstrahlst du jetzt.“
Alle nickten zustimmend.
„Olle Petze“, zischte sie Ralf entgegen und verschwand schnell im Bad.
Als sie zurück ins Wohnzimmer kam, waren alle Blicke auf sie gerichtet. Ihr rotes, welliges Haar, das sie offen trug, floss wie züngelnde Flammen über ihre Schultern bis zur Taille. Ihre grünen Augen glänzten wie Smaragde, der eng anliegende olivgrüne Overall betonte ihre sportliche und dennoch weibliche Figur.
„Jungs, kriegt euch wieder ein“, fand Jens als Erster die Sprache wieder. „Es ist Habicht, unser Teammitglied, und kein Wesen aus einer anderen Welt, also, starrt sie nicht so an.“ Dann wandte er sich Romana zu. „Wir haben dir den Kaffee warmgehalten, und auch frisch aufgebackene Brötchen und Eier sind noch da.“ Sie bedankte sich und setzte sich an den Frühstückstisch, während die Männer weiter ihre Gepäckstücke aussortierten und umpackten.
„Eh, ihr Greifvögel“, richtete sich dann Claus an die Freunde. „Ich dachte mir, heute könnten wir uns zu Mittag mal was vom Chinesen gönnen. Also gebt eure Bestellungen bei mir ab.“ Nach einer Weile hatte er die Wunschliste seiner Kameraden beisammen und bestellte alles per Telefon, plus zwei zusätzliche Portionen, in der Hoffnung, dass zwischenzeitlich auch die letzten beiden Nachzügler zu ihrer Gruppe stoßen würden.
Und er sollte Recht behalten.
Kurz bevor der Fahrer vom China-Imbiss lieferte, trafen Pitt und Rainer ein, sodass alle gemeinsam essen konnten.
Romana fand in Manuelas Schrank ein paar Kerzen, stellte zwei davon auf den Tisch und zündete sie an.
„Naja, wir haben heute den Zweiten Advent“, erklärte sie verlegen, als alle sie erstaunt ansahen.
Nach dem Essen stellte Claus für jeden, der nicht als Fahrer eingeteilt war, ein Bier und für die Anderen ein Glas Wasser auf den Tisch.
Steffen erhob seine Flasche. „Mädels, ich möchte, dass die Leute da draußen Weihnachten zu Hause, bei ihren Familien feiern können. Also, reißt euch zusammen, damit wir das auch hinbekommen“, sagte er, woraufhin sie ihm zunickten.
„Lasst uns unsere Kreise wieder einmal gemeinsam, und unverkennbar für alle, am Himmel ziehen“, rief Jens feierlich ihren Slogan aus.
Die Männer stießen darauf an. Dann nutzten sie die wenige Zeit, die blieb, um die Neuankömmlinge auf den neusten Stand zu bringen.
Rainer holte zwei riesige Reisetaschen aus dem Kofferraum seines Wagens und zog daraus die Kirby Morgan Bandmasken MK 10 hervor und ein Jeder verstaute eine davon in seinem Gepäck. Falko bekam zusätzlich die Kommunikationseinheiten in seine Tasche.
„Romy, das Beste ist, du bringst deinen Leihwagen gleich zur Autovermietung am Flughafen zurück und holst deinen eigenen her. Der kann dann ja solange hier in der Garage stehen, bis wir wieder da sind“, schlug Steffen vor und wandte sich Claus und Thomas zu. „Und ihr Beide fahrt hinter ihr her, um sie am Flughafen aufzulesen und zu ihrem Auto zubringen. Danach spielt ihr wieder ihre Eskorte.“

Als die drei zurück und alle beisammen waren, entschied Steffen, dass jeder bei seiner Familie anrufen solle, damit die sich keine unnötigen Sorgen machten.
Nur Ralf blieb dies verwehrt. Seine Deckung musste weiterhin gewahrt bleiben, um die Kerle nicht versehentlich aufzuscheuchen, sollten sie seiner Mutter doch gefolgt sein und sie überwachen.
Romana übernahm den Anruf für ihn mit.
Dabei saß Ralf dicht neben der Freundin, um jedes Wort seiner Mutter mithören zu können. Er war erleichtert, als er hörte, dass es ihr gut ging und es ihr auf Fehmarn gefiel. Zu gern hätte er mit ihr gesprochen, ihr gesagt, dass er wohlauf sei und er sie sehr liebe. Aber er wusste, dass er damit die gesamte Operation gefährden konnte. Romana tat in diesem Augenblick genau das für ihn in seinem Namen. Das bedeutete ihm viel.
Wie sehr er diese Frau doch liebte. Von Stunde zu Stunde wurde es ihm bewusster.
Steffen sprach mit seinen Zwillingen und hörte sich geduldig ihre Wünsche für den Weihnachtsmann an.
Auch die anderen Männer nutzen die Gelegenheit, um mit ihren Eltern, Frauen oder Freundinnen zu sprechen.

Am frühen Nachmittag, kurz bevor sie aufbrechen mussten, zauberte Steffen einen schon in Scheiben geschnittenen Butterstollen hervor, den sie gemeinsam bei Kerzenschein aßen. Sie hingen dabei ihren eigenen Gedanken nach. Denn sie alle wussten, was auf dem Spiel stand, dass es ein Himmelfahrtskommando für jeden Einzelnen von ihnen werden konnte. Doch es standen wenige Leben gegen viele, und solchen kriminellen Subjekten musste das Handwerk gelegt werden.
Ihr Flug würde um vier Uhr morgens starten und schon beim Einchecken würden sie die ersten beiden Hindernisse überwinden müssen, die sie ihrerseits nicht weiter beeinflussen konnten.
Jens legte fest, wer bei wem im Wagen mitfahren würde, und dass sie auf der Fahrt über Sprechfunk in Verbindung bleiben sollten.
Sie sendeten eine letzte verschlüsselte Mail zur Blue Sea, an Kapitän Dirk Schöller, dann packten sie den Laptop mit ins Handgepäck.
Steffen und Romana besahen sich nochmals Ralfs Wunden und verbanden sie erneut. Da sie sich für längere Zeit weniger intensiv um die weitere Wundbehandlung kümmern konnte, gab sie ihm, neben Medikamenten, die er gegen neue Infektionsgefahr und Schmerzen schlucken musste, zusätzlich eine Injektion.
Claus brachte als Letztes den Müll nach draußen, dann verschloss Romana die Haustür zu der Wohnung, die ihnen als Versteck und Anlaufpunkt gedient hatte.
Ein Konvoi von vier Wagen verließ die Stadt, mit dem ersten Ziel ihrer Reise, dem Flughafen Frankfurt am Main.


27

Sie waren bemüht, während der Fahrt hintereinander zu bleiben. Schoben sich dennoch andere Fahrzeuge zwischen sie, verringerten die vorderen Wagen die Geschwindigkeit, bis alle aufgeschlossen hatten und sie wieder dicht beisammen waren. Nach der Hälfte der Strecke machten sie an einer Raststätte halt. Romana nutzte diese Pause und kramte in ihrem Gepäck herum.
„Was suchst du denn?“, fragte Jens neugierig.
„Mein Make-up. Ich hatte es doch schnell noch mit eingesteckt, als wir mein Tauchequipment aus der Wohnung geholt haben“, antwortete sie, noch immer suchend.
„Na dann dürfte es ja auch noch genau in dieser Tasche mit drin sein. Und die ist in Rainers Wagen mit im Kofferraum gelandet“, erklärte Jens ruhig. Er wollte trotzdem wissen, wozu sie das jetzt bräuchte, sie sehe doch auch so sehr gut aus.
„Klingt vielleicht blöd, aber ich dachte, es wäre vielleicht nicht verkehrt, wenn ich damit Ralfs Platzwunde, sowie seine und meine Kratzer im Gesicht, die noch nicht abgeheilt sind, mit dem Make-up so abdecken könnte, dass die nicht mehr so auffallen. Wie sollten wir diese Verletzungen sonst erklären, wenn die den Zöllnern auffallen“, gab sie zurück.
„Wenn du dir sicher bist, dass du das so gut hinbekommst, dass die nicht mehr zu sehen sind, dann nur zu“, entschied Steffen.
Jens holte das kleine Kosmetiktäschchen aus Romanas Tauchertasche. Hinterher begutachteten die Männer kritisch das Ergebnis zuerst auf dem Gesicht ihres Freundes und dann dem der Frau.
„Okay, fügen wir zu allem, was Habicht so kann, nun auch noch gute Maskenbildnerin mit hinzu. Einfach nur unheimlich, findet ihr nicht auch?“, meinte daraufhin Uwe. Prompt handelte sich damit eine Kopfnuss von Steffen ein.
Nach der Pause wechselten sich die Männer ab und andere fuhren den Rest der Strecke. Nur Ralf und Romana konnten sich während der gesamten Fahrt zurücklehnen und etwas ausruhen.
Es war kurz vor zwei Uhr morgens, als sie ihr erstes Etappenziel erreicht und die Fahrzeuge im Parkhaus des Flughafens abgestellt hatten.
Falko kümmerte sich um die per Mail kurzfristig vorbestellten Reiseunterlagen, die er am Schalter des Reiseveranstalters abholen musste, bei dem er gebucht hatte. In der Zwischenzeit stellten sich die Anderen schon am Abfertigungsschalter an. Gerade noch rechtzeitig, kurz bevor sie an der Reihe waren, kam er mit ihren Reisetickets angelaufen.
Nacheinander gaben sie ihr Gepäck auf und erhielten ihre Bordkarten.
Nur Romana musste noch zusätzlich mit ihrem Tauchgepäck und dem prallgefüllten Arztkoffer zum Schalter für Sonder- und Zusatzgepäck, der sich gleich neben dem Büro vom Zoll befand.
Dann hieß es warten und Daumendrücken.
Sie setzten sich in ein Café nahe am Terminal. Vorsichtshalber legte Ralf, wie zuvor mit Romana besprochen, seine Armschlinge ab, denn es wäre wenig glaubhaft, wenn er mit einer derartigen Verletzung an einer angeblichen Haiexpedition teilnehmen würde.
Es dauerte nicht lange, bis sie aus den Lautsprechern eine Ansage vernahmen:
„Wir bitten den Fluggast Dr. Romana Veit, sich bei der Gepäckabfertigung der Zollabteilung zu melden. Ich wiederhole …“
Romana stellte die eben erst angesetzte Tasse Cappuccino zurück auf die Untertasse. „Tja Jungs, die Stunde der Wahrheit“, meinte sie unsicher lächelnd und erhob sich. „Wünscht mir Glück.“ Mit einer lässigen Kopfbewegung schwang sie ihr langes, offenes Haar nach hinten, schulterte ihre Handtasche und steuerte selbstbewusst auf die Zollabfertigung zu.
Thomas und Jens folgten ihr auf einen Wink von Steffen hin unauffällig, als würden sie sich nur kurz die Beine vertreten und behielten sie durch die großen Glasscheiben, welche den Raum vom Rest der Halle trennten, im Blick.
Sie sprach mit einem der Beamten, dann deuteten diese auf ein Röntgenbild, das erst den Inhalt ihres Koffers, danach den der Tasche mit dem Tauchequipment zeigte.
Jens und Thomas sahen, wie Romana das Bild genau betrachtete, bedächtig nickte und dann ihre Tasche öffnete. Sie holte etwas hervor und übergab es einem der beiden Männer, dabei redete sie auf die Uniformierten ein und gestikulierte heftig mit den Händen, bis alle drei lachten. Jens und Thomas sahen, wie sie wenig später auf eine Stelle des Bildschirms tippte, etwas zu fragen und dann dem einen Zollbeamten aufmerksam zuzuhören schien. Schließlich nickte sie verstehend, zückte einen Ausweis und wies mit dem Finger in Richtung der Männer ihrer Gruppe, bevor sie mit weitausholenden Gesten irgendetwas erzählte. Wieder brachen die Zöllner in Gelächter aus, welches man sogar bis raus in die Halle hören konnte. Sie beobachteten, wie Romana etwas in den Hosen- und Brusttaschen ihres Overalls verschwinden ließ und danach die Tasche mit dem Tauchequipment sowie den großen Arztkoffer mit den Medikamenten und Verbandsmaterial wieder verschloss.
Nach wenigen Minuten verließ sie den Abfertigungsraum und winkte den Zollbeamten freundlich zum Abschied zu, die noch immer ein breites Lächeln auf ihren Gesichtern trugen. Dann kehrte sie mit Jens und Thomas in die Longe an ihren Platz zurück, wo sie sichtlich erleichtert aufatmete. „Okay, mein Part ist geschafft, nun muss nur noch Ralf als Andreas Mai durchgehen“, sagte sie und setzte ihre Tasse des inzwischen kalten Cappuccinos an die Lippen, um einen Schluck zu trinken.
„Was hast du da drin aus deinem Gepäck geholt und in der Hosentasche verschwinden lassen?“, wollte Thomas wissen.
„Ihr Jungs seht aber auch alles“, erwiderte Romana, sowohl belustigt als auch erleichtert, nachdem sie die Tasse wieder abgesetzt hatte. „Die netten Herren haben mich darauf hingewiesen, dass in Ägypten das Gepäck nochmals durch die Röntgenanlagen läuft und zur Zeit bei der Einreise sehr streng kontrolliert wird, aber die Glasampullen würden in dieser Verpackung sofort als Ungewöhnliches Packstück identifiziert und kontrolliert werden, jedoch am Körper getragen nicht festgestellt werden können. Also gaben sie mir den Tipp, die Päckchen mit dem überschüssigen Morphinvorrat nicht im Reise- oder Handgepäck und auch nicht in einer Jacke zu lassen, sondern nahe bei mir, in den Taschen meines Overalls zu verstauen. Bloß gut, dass diese Taschen so schön groß sind und da alles reinpasst. Sind doch nette Kerlchen, oder?“ Sie lächelte in die Runde. „Bleibt nur zu hoffen, dass sie keine Leibesvisitation vornehmen. Dann kann ich mich nur damit rausreden, dass ich nicht wollte, dass sie abhandenkommen.“
Die Männer atmeten hörbar auf.
„Und worüber habt ihr so gelacht?“, fragte Jens skeptisch nach.
„Och, das“, meinte Romana kleinlaut. „Ich bin bei der Geschichte geblieben, die wir uns ausgedacht hatten, um die vielen Medikamente und das ganze Verbandsmaterial zu erklären.“
„Ja und? An welcher Stelle gab es denn da was zu lachen?“, hakte Uwe misstrauisch nach.
„Na ja, ich wusste ja nicht, ob sie in dem Zusammenhang vielleicht doch noch unser aller Reisegepäck durchleuchten wollten. Ihr wisst selbst am besten, was ihr da alles noch so an Medikamenten und Verbandsmaterial mit reinverstaut habt. Also habe ich etwas vorgebaut und ihnen mein Leid mit euch geklagt. Ich habe erzählt, was ich mit euch, einer Gruppe von wahnwitzigen Tauchchaoten, bei anderen Dreharbeiten schon so alles erlebt hätte. Und ich deshalb bei diesem Tauchtrip mit den Haien doch lieber auf alles gefasst und vorbereitet sein will, um optimal helfen zu können. Etwas Besseres war mir auf die Schnelle nicht eingefallen, um das ganze Zeug in meinem Gepäck zu begründen“, gestand sie und senkte verlegen den Kopf.
„So, so. Wir sind also wahnwitzige Tauchchaoten“, meinte Steffen, dabei konnte er sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Na dann wollen wir lieber nicht wissen, was für verrückte Geschichten du denen da aufgetischt hast, dass sie so darüber lachen mussten. Wichtig ist, dass sie es dir abgekauft haben. Gut gemacht.“
„Also mich würde schon interessieren, was unsere holde Schönheit da so von sich gegeben hat. Schließlich will man doch wissen, woran man ist und für wen oder was sie uns hält“, ließ Uwe nicht locker.
„Glaubt mir, das wollt ihr nicht wirklich wissen. Meine Fantasie kennt keine Grenzen und geht dann auch schon mal mit mir durch. Hauptsache aber ist doch, dass sie mir die Story geglaubt haben“, rechtfertigte sie sich und musste dabei selbst lachen. Damit war für alle dieses Thema abgeschlossen.
Sie tranken ihren Kaffee aus und zahlten. Langsam und so unauffällig wie möglich, miteinander scherzend, begaben sie sich zur Pass- und Zollkontrolle.
Ralf, nun Andreas Mai, musste als erster seinen Reisepass vorlegen. Der Beamte musterte ihn akribisch, bevor er das Ausweisdokument unter den Scanner legte. Nach einer kurzen Weile, die den Mitgliedern der kleinen Gruppe wie eine Ewigkeit vorkam, reichte der Beamte den Pass zurück und wünschte Herrn Mai einen angenehmen Flug. Innerlich triumphierten alle, dass sie auch diese Hürde genommen hatten, während sie einzeln durch die Passkontrolle gingen.
Auf der anderen Seite angekommen, sagte Thomas nur leise zu Ralf: „Bloß gut, dass die noch nicht drauf gekommen sind, die Leute anhand von Fingerabdrücken zu identifizieren, weil das bei uns zum Glück noch in den Kinderschuhen steckt. In paar Jahren würd das bestimmt nicht mehr so gut funktionieren wie jetzt noch. Da hätten wir ein Problem mit dir gehabt.“

Sie hatten noch gut eine halbe Stunde Zeit, bis ihre Flugnummer aufgerufen wurde. Sie vertraten sich die Beine, während die anderen Passagiere es sich lieber auf den unbequemen Plastikschalensitzen so gemütlich wie möglich machten. Doch sie wussten, wie schlauchend der viereinhalbstündige Flug in einer Boeing 737 sein konnte, weil nicht genügend Platz blieb, um mal die Beine auszustrecken. Gerade die Größeren von ihnen, mit ihren über 1, 85 und größer, betraf es besonders. Deshalb bewegten sie sich jetzt noch, so gut es ging. Sie waren froh, dass sie für Ralf einen komfortableren Sitzplatz bekommen hatten, der sich in der Sitzreihe am Notausstieg über der Tragfläche befand. Denn dort war es nicht ganz so eng. Ihnen war wichtig, dass er jede Minute für seine Genesung nutzen könne. Ebenso billigten sie Romana einen Platz in dieser Reihe zu.
Endlich wurde der Flug aufgerufen. Sie beobachteten, wie Touristen sich am Schalter aufstellten und sogar drängelten, als wären die in Sorge darum, keinen Sitzplatz mehr zu bekommen. Jeder wollte der Erste sein. Oder hatten sie etwa Angst, nicht mitgenommen zu werden?
Den neun Männern und der Ärztin erschien es ein unlösbares Rätsel der Menschheit zu sein. Sie hielten sich zurück und checkten als Letzte ein. Dabei mussten sie dennoch geduldig warten, um zu ihren Plätzen zu gelangen, da der Gang von all den aufgeregten Passagieren blockiert wurde, die noch ihre Sachen in den Fächern über sich verstauten.
Im Flugzeug ging es zu, wie in einem aufgebrachten Bienenschwarm. Die Menschen waren gereizt, obwohl sie in den Urlaub flogen. Jetzt, da sie endlich Zeit hätten, sich vom Alltagsstress zu erholen, schienen sie es zu bevorzugen, sich das Leben gegenseitig schwerzumachen.
Romana hatte dies noch nie verstehen können, und ihren Begleitern ging es wohl ebenso.
Sie hatten Glück, denn die Maschine war nicht voll ausgebucht. Während die vorderen Sitzreihen allesamt belegt waren, blieben im hinteren Teil des Flugzeuges Plätze frei.
Romana setzte sich zu Steffen, damit Ralf die Sitzbank allein belegen und sich halbwegs bequem hinsetzen und die Beine schräg zum Gang ausstrecken konnte. Auch die anderen Männer der Gruppe hatten Glück und saßen nicht allzu eng. Das war der Vorteil, wenn man abwarten konnte, anstelle sich beim Check-in vorzudrängeln. Die Ersten dort bekamen nicht zwangsläufig auch die besten Plätze.



Fortsetzung folgt
 
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Sonja59

Mitglied
Leider habe ich absolut keine Ahnung wie ich diesen Teil mit den anderen beiden verlinken kann. Was das angeht bin ich wohl die größte Dumpfbacke auf dem Planeten. (Zur Not aber noch immer lernfähig) :oops:
 
Hallo Sonja,

das mit dem Verlinken kann Ahorn sicher einrichten.

Ich mache mal weiter mit Kapitel 20:
„Ja, mag sein“, lenkte Romana ein,Punkt (wenn Komma, dann in der Folge klein weiter) „Ich sehe das wohl noch zu sehr aus Sicht einer besorgten Freundin und Ärztin.“
Ich verbringe jede freie Minute mit meinen beiden Frauen“, erzählte er und lächelte sie viel sagend vielsagend an.
„Nein danke, da halte ich mich lieber mit ans Bier“, antwortete sie lächelnd. neue Zeile Kurzerhand packte Steffen einen weiteren Kasten dazu, was er mit ernster Miene kommentierte: „Ja logisch, in dem Fall brauchen wir auf jeden Fall einen mehr.“
Er zog sie einfach weiter und erklärte,Doppelpunkt „Wenn, dann bestellen wir lieber was und lassen es uns kommen. Das ist doch viel einfacher. Und ansonsten tut es ja auch ein zusätzliches Wurstbrot,“ er sah die,kein Komma noch immer warum 'noch immer'? wurde vorher nicht erwähnt verdutzt dreinschauende,kein Komma junge Frau an und beendete seinen Satz, „oder meinst du etwa nicht?“
„Ja, das mache ich meistensKomma aber zugegeben nicht immer“, gab sie zurück.
Sie sah ihm kurz nach, dann eilte sie ins Haus, denn es fing plötzlich anKomma in Strömen zu regnen.
„Leider konnte der Käpt’n uns nicht,kein Komma über das nächste Ziel oder die genaue RouteKomma die sie nehmen, in Kenntnis setzen.
Die Kerle scheinen ihn vorher Wortdoppelung weiter hinten nicht über Kursänderungen zu informieren. Er erfährt es immer erst kurz vorher“, schloss Jens den Bericht.
„Und was uns gar nicht gefallen dürfte, laut Dirk,kein Komma ist die Blue Sea vermint.
drei Stellen zugleich zuschlagen müssten und das GanzeKomma ohne die Zivilisten zu gefährden.

Kapitel 21:
Mittelalter oder dem Ersten Weltkrieg, der eher noch als Fleischer bezeichnet werden konnten.“
Auf den Beistelltisch legten sie, auf ein sauberes Tuch, Auf ein sauberes Tuch auf dem Beistelltisch legten sie das steril verpackte OP-Besteck,
Was dann den Wasserdruck auf die Wunden angeht, kommt es darauf anKomma wie Tief er runter muss.
An der Schulter und an der Wunde der Taille sollten wir sie deshalb irgendwie ab polstern abpolstern“, erklärte sie.
Steffen verstand, was die Ärztin meinte und nickte ihrem Spiegelbild zu,Punkt „Wir
Sie sah noch, wie Claus die gebrauchten Tupfern und Wundtücher von der OP,kein Komma in einem Müllbeutel verschwinden ließ und
suche uns die erstbeste Pauschalreise nach Ägypten raus, den die du finden kannst.
Spätestens Montagfrüh könnten wir hier abhauen, dann sind alle da.“,kein Komma Er wandte er sich wieder an Falko. „Buche
Und Du ,Claus das Komma ist verrutscht“, er wandte er sich dann an den Angesprochenen, „sorge dafür, dass wir was zwischen die Kiemen kriegen.“
Und Lachen geht noch nicht wieder so richtigPunkt
„Okay Boss, ich habe unsere drei Nachzügler am RohrPunktund Er reichte Steffen sein Handy.
„Ralf“, kam Steffen kam auf seinen Freund und ehemaligen Kampfgefährten zu.KommaGgewöhne dich mal schon an deinen neuen Namen.
sagte Steffen laut zu allen:keine neue Zeile
„Mensch, aber nun lasst uns endlich etwas essen. Ich hab vielleicht einen Knast im Ranzen.“ Knast im Ranzen?o_O

Kapitel 22:
Gelingen der Aktion beitragen kannPunkt, dabei Sie schaute sie jeden Einzelnen fragend an.
„...diese Punkte machen hier keinen Sinn Dann war das nicht gerade viel.
Mein neustes Hobby ist Hängegleiter-Komma also Drachenfliegen.
„OkayKomma Romy“, brach Steffen das Schweigen. Haben sie geschwiegen? Nein. Sie waren sich im Satz zuvor einig, also haben sie sich artikuliert. Deshalb Vorschlag: meinte Steffen schließlich. „In dem Fall
„Das ist gut, Jens. Das würde sogar so richtig zu uns passen. Und“, und er wandte sich an Romana gewandt, „Und, … was meinst du dazu?“
Und wieder stießen die fünf mit ihren schon fast leeren Bierflaschen,kein Komma mit ihr an.
„Okay Mädels, Zapfenstreich“, sagte er und löste damit die gemütliche Runde auf.

So, Pause.

Liebe Grüße,
 
Hallo Sonja,

ich mache mal weiter.

Kapitel 23:
In der AnnahmeKomma die Erste zu seinKomma schlich sich Romana leise ins Bad.
„Er schläft noch den Schlaf des Gerechten“, gab sie zurück und fügte hinzu.Doppelpunkt „Er hat kein Fieber mehr.
Er hat viel durchgemacht,kein Komma in den letzten Wochen.
So gerne das alle hörten, glaubten sie es ihm nicht, so wie er sein Gesicht,kein Komma bei der kleinsten Bewegung verzog.
Vor allem nicht mit dem ArmPunkt
denn die würden nicht im gleichen Zug unser,kein Komma doch eher leichtes Gepäck damit in Zusammenhang bringen.
Denen ist aber sicher egalKomma wer zu der Gruppe gehört.
Unterwasserkamera mit allem Zubehör finden konnte, wenn die Kerle,kein Komma sie nicht hatten mitgehen lassen.
„Oder meinst du, dass die Zöllner wirklich überprüft überprüfen, ob das Zeug auch funktioniert?“
nicht gleich zur Hand“, erklärte Jens, und setzte noch hinzu,Doppelpunkt „Madam scheint ein Lotterleben zu führen.
Thomas schaute prüfend zu Romana hinter sich, ob sie weit genug nach unten gerutscht war, bevor er aus der Tiefgarage auf die Straße abbog.
Die können von mir aus da stehenKomma bis sie schwarz werden.“
„OkayKomma Habicht, kannst aus deiner Versenkung wieder auftauchen.

Kapitel 24:
„NöKomma Boss, alles lief wie am Schnürchen, auch wenn Romanas Einrichtungsstil
„Um die kümmern wir uns auch noch ... später.“
Jens schliff sein Messer, was er aus seiner Reisetasche herausgesucht hatte und
um ein komplettesKomma mit hundertprozentiger Kampfkraft versehenes Team zu bilden.
holte das Bild des Schiffes so nahe heran, wie es mit der Auflösung möglich war.
OhKomma und bitte begrüße Ralf etwas mädchenhafter als uns.“
Als Uwe,kein Komma durch die weit offen stehende Wohnzimmertür in besagte Richtung sah, die Falko ihm gezeigt hatte, pfiff er vielsagend durch die Zähne. Leise an Steffen gewandtKomma fragte er:
UweKomma und das ist Romy.
„Klasse Einfall von dir“, kam kurz darauf die Reaktion der MännerKomma die sich, regelrecht wie ausgehungert, auf die Kartons stürzten.
kam mit einer kleinen Karte, die in einer durchsichtigen Plastikhülle steckteKomma zurück.
Wir müssen nur noch die,kein Komma von uns gewünschten Neoprenanzüge, wegen der richtigen Größe, anprobieren

Kapitel 25: nichts ...

Kapitel 26:
Schnell zog sie sich etwas über und eilte, frischen Sachen unter den Arm geklemmt, die Stufen hinunter.
„EhKomma ihr Greifvögel“
Nach dem Essen stellte Claus für jedenKomma der nicht,kein Komma als Fahrer eingeteilt warKomma ein Bier und für die Anderen ein Glas Wasser auf den Tisch.
Jens legte fest, wer,kein Komma bei wem im Wagen mitfahren würde, und dass

So, das letzte Kapitel kommt später dran.

Liebe Grüße,
 

Sonja59

Mitglied
Hallo Rainer,

Recht herzlichen Dank wieder für die Mühe, die Du Dir gemacht hast. Mache mich sofort drüber.
Oh ja und das hier:
„Mensch, aber nun lasst uns endlich etwas essen. Ich hab vielleicht einen Knast im Ranzen.“ Knast im Ranzen?o_O
Ist Umgangssprache für große Hunger haben. Und genau einen solchen Knast habe ich jetzt auch im Ranzen und schiebe mir erst einmal schnell etwas zwischen die Kiemen. Dann mache ich hier weiter.

LG Sonja
 
Hallo Sonja,

klar, aus dem Zusammenhang war logisch, was gemeint ist. Aber ich habe diese Redewendung noch nie gehört.

Ich bin Dir noch die 27 schuldig:
Sie waren bemüht, während der Fahrt hintereinander zubleiben zu bleiben.
„Was suchst du denn?“, wollte Jens neugierig geworden wissen. das ist jetzt ein ganz gutes Beispiel für eine Inquit-Formel, der Redebegleitsatz, wie sie eigentlich nicht aussehen sollte. Ich hatte das bisher nicht so streng gesehen, aber Du hast solche Sätze einige Male verwendet. Dabei ist es ganz einfach: 'fragte Jens neugierig.' Du brauchst den Satz nicht so ins Passiv verdrehen.
„Mein Make-up. Ich hatte es doch schnell noch mit eingesteckt, als wir mein Tauchequipment aus der Wohnung geholt haben“, antwortete sieKomma noch immer suchend.
Und die ist in Rainers Wagen mit in im Kofferraum gelandet“, erklärte Jens ruhigPunkt und Er wollte trotzdem wissen, wozu
„Klingt vielleicht blöd, aber ich dachteKomma es wäre vielleicht nicht verkehrtKomma wenn ich damit Ralfs Platzwunde
dass die nicht mehr zu sehen sind, dann nur zu“, entschied Steffen.neue Zeile Und Jens holte das kleine Kosmetiktäschchen aus Romanas Tauchertasche.neue Zeile Hinterher begutachteten die Männer kritisch das Ergebnis zuerst auf dem Gesicht ihres Freundes und dann dem der Frau.
„Okay, fügen wir zu allemKomma was Habicht so kannKomma nun auch noch gute Maskenbildnerin mit hinzu. Einfach nur unheimlich, findet ihr nicht auchFragezeichen“, meinte darauf hin daraufhin UwePunkt und Prompt handelte er sich damit eine Kopfnuss von Steffen ein.
Sie setzten sich in ein Café,kein Komma nahe am Terminal.
Thomas und Jens folgten ihr,kein Komma auf einen Wink von Steffen hin unauffällig, als würden sie sich nur kurz die Beine vertreten und behielten sie,kein Komma durch die großen Glasscheiben, welche den Raum vom Rest der Halle abtrennten, im Blick.
Sie sprach mit einem der Beamten, dann deuteten diese auf ein Röntgenbild, das erst den Inhalt ihres Koffers, danach den der Tasche mit dem Tauchequipment zeigten.
auf eine Stelle des Bildschirms tippte, etwas zu fragen schien und dann dem einen Zollbeamten aufmerksam zuzuhören schien.
Ralf als Andreas Mai durchgehen“, sagte sie und setzte ihre Tasse,kein Komma des inzwischen kalten Cappuccinos an die Lippen, um einen Schluck zu trinken.
Sind doch nette Kerlchen, oder?“,kein Komma Sie lächelte sie in die Runde.
„Och, das“, meinte Romana kleinlaut,Punkt
Schließlich will man doch wissenKomma woran man ist
In ein paar Jahren würde das nicht mehr so gut funktionieren wie jetzt noch.
Sie waren froh, dass sie für Ralf einen komfortableren Sitzplatz bekommen hatten, der
Ihnen war wichtig, dass er jede Minute,kein Komma für seine Genesung nutzen könne.
Oder hatten sie etwa AngstKomma nicht mitgenommen zu werden?
damit Ralf die Sitzbank allein belegen und sich,kein Komma halbwegs bequem,kein Komma hinsetzen und die Beine

So, das war's. Wie Du vielleicht bemerkt hast, habe ich mal die Redebegleitsätze, wenn sie allzu ausufernd waren, ein wenig gestutzt bzw. gebrochen. Vielleicht magst Du Dir Dein Manuskript unter dieser Prämisse nochmal betrachten, um solche Dinge zu erkennen und zu beheben. Da hatte Ahorn Dir vielleicht in den pdf's auch ein paar Stellen markiert. Habe auf die Schnelle jetzt keine finden können.

Ich bin zwar neugierig, wie die Geschichte weitergeht, aber lass Dir trotzdem ein bisschen Zeit mit der Fortsetzung. Vielleicht findet sich ja noch jemand, der Dir ebenfalls ein paar gute Tipps geben mag. Ich habe allerdings das Gefühl, dass sich die Leute an solche Großprojekte nicht recht ranwagen. Schade eigentlich.

So, meine Frau verlangt nach mir.:)

Liebe Grüße,
 

marcm200

Mitglied
Die OP, die spezifische Planung (Reise suchen, wie bekommt man Medikamente durch den Zoll, Tauchequipment) - solche Dinge, die ich selbst nicht einfach mal so machen kann, finde ich zum Lesen immer interessant.

Quasi Live-Bilder der Blue Sea durch einen gehackten Satelliten. Nicht schlecht.

Romana erhält eine Email von den Gefangenen, dass "Mandy" gestorben ist. Mit welcher Begründung durfte einer der Gefangenen diese Nachricht abschicken bzw. warum sollten die Verbrecher das erlauben? Es war ja keine Antwort auf eine von Romana geschickte Email, sodass vorgetäuscht werden muss, auf der Blue Sea sei alles in Ordnung.

Ich habe mich gefragt, ob Ralf den Pass von Thomas' Stiefbruder überhaupt nutzen kann - biometrische Merkmale. Aber das hast du ja am Flughafen elegant kurz erklärt.

Wann stößt Uwe zur Truppe?
Es gibt den Satz: '„Okay, wenn die dort rumstehen, machen die wenigstens keinen anderen Bloedsinn“, meinte Uwe abwinkend - in 'Romanas Ausweichwohnung. Danach klopft es, uind Steffen begrüßt einen Uwe mit den Worten "Schön, dass du schon früher kommen konntest".
Gibt es 2 Uwes? Habe ich etwas falsch verstanden?

Sehr guter Move von Jens, die aufgetauchte Polizei zu bitten, die Wohnung von Romanas Freundin im Auge zu behalten. Das macht ihn gleich noch unverdächtiger. Diese Szene hätte ich mir ausführlicher gewünscht (sie hören Geräusche von draußen, sehen Schatten usw.)

Gab es einen Grund, die eigentlich spannende Szene am Flughafen - das Durchleuchten von Romanas Gepäck passiv darzustellen? Wir sehen Romana nur aus der Ferne - und später erzählt sie ihren Freunden, was sie mit den Zöllnern gesprochen hat. Ich wäre viel lieber bei Romana dabeigewesen.

Was mir weniger gefallen hat, war die doch ausführliche Einkaufszene und der häufige Wechsel zwischen spannender Planung und Alltäglichem (Kaffeekochen). Das ist mir persönlich zu häufig geschehen und verlängert den Teil unnötig.

Die häufigen flapsigen Bemerkungen stören für mich die Spannung einer Szene, bspw. Jens' Bemerkungen über Romanas Einrichtungsstil (dann vermutet er, es könnte jemand in der Wohnung sein, später die Observation). Außerdem wird auf den Einrichtungsstil dreimal eingegangen.

Insgesamt war mir der Teil, dass sich alle nach und nach in der Wohnung einfinden, zu lang, besonders im Vergleich zur Fluchtszene zu Beginn von Teil 1. Aber das ist vermutlich dein Stil und dem Konzept eines Romans geschuldet. Aber ich vermute, dass sich in Ägypten die Handlung auf die Befreiung der Geisln konzentrieren wird und Alltägliches keine Rolle mehr spielen wird.
 

Sonja59

Mitglied
Hallo Marc,

und gleich geht es hier weiter.


Romana erhält eine Email von den Gefangenen, dass "Mandy" gestorben ist. Mit welcher Begründung durfte einer der Gefangenen diese Nachricht abschicken bzw. warum sollten die Verbrecher das erlauben? Es war ja keine Antwort auf eine von Romana geschickte Email, sodass vorgetäuscht werden muss, auf der Blue Sea sei alles in Ordnung.
Ganz so aus der Hüfte geschossen kommt diese Mail nicht, denn die Nachricht über den Tod der Freundin war verschlüsselt und bezog sich doch auf eine schon vorher erfolgte Kommunikation. Es hieß doch:

Schatz, mein Liebes
ich bin es noch einmal. Ich habe über die Gästeliste für unseren Hochzeitstag nachgedacht. Ich glaube, es wird besser sein, wenn wir da Tante Mandy nicht mit einladen. Vielleicht sollten wir doch nur ganz klein feiern, egal was unsere Mütter sagen.
Ich sende Dir einen lieben Kuss und freue mich auf Dich.
Dein Chris

Also für die Entführer / Piraten eher unverfänglich.

Wann stößt Uwe zur Truppe?
Es gibt den Satz: '„Okay, wenn die dort rumstehen, machen die wenigstens keinen anderen Blödsinn“, meinte Uwe abwinkend - in 'Romanas Ausweichwohnung. Danach klopft es und Steffen begrüßt einen Uwe mit den Worten "Schön, dass du schon früher kommen konntest".
Gibt es 2 Uwes? Habe ich etwas falsch verstanden?
Super, recht herzlichen Dank, dass Du diesen wirklich gravierenden Fehler entdeckt hast. Dankeschön. Das mit dem anderen Blödsinn meinte natürlich Claus. Das habe ich im Original und auch hier jetzt schnell geändert.

Gab es einen Grund, die eigentlich spannende Szene am Flughafen - das Durchleuchten von Romanas Gepäck passiv darzustellen? Wir sehen Romana nur aus der Ferne - und später erzählt sie ihren Freunden, was sie mit den Zöllnern gesprochen hat. Ich wäre viel lieber bei Romana dabeigewesen.
Ja, das glaube ich gern. :) Das habe ich aber absichtlich nicht gemacht, um die Fantasie der Leser etwas anzukitzeln. Nicht immer muss alles bis ins Kleinste beschrieben werden. Außerdem sollte dieser Text ja auch keine Anleitung zum Schmuggeln werden. :D Wobei ich natürlich von den deshalb befragten Zöllnern schon auch einiges Interessantes über Schmuggelpraktiken erzählt bekam.

Wegen Deiner anderen Tipps, der Langatmigkeit einzelner Szenen werde ich natürlich noch einmal drüberschauen. Wobei ich das Alltägliche absichtlich mit untergebracht hatte, ebenso wie den Einkauf. Ich fand, so etwas gehört zum Leben, auch während solch einer Vorbereitung mit dazu. Wurde mir auch so ähnlich berichtet. Es kann nicht alles nur Action sein, bei der Länge des Textes. Ist halt keine Kurzgeschichte.

Ich schaue aber trotzdem noch einmal drüber und kürze es zur Not noch ein.

Recht herzlichen Dank fürs Lesen, den entdeckten Logik-Fehler und Deine konstruktive Meinung zum Text.

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
Sonja
 



 
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