in ihrem blick

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fee_reloaded

Mitglied
in ihrem blick
dieses vereisen der gedanken
die lippen schmal
ein vorhang der rasch fällt

wen brächte dieser
blick wohl nicht ins wanken
spricht er doch wortlos
aus wie sehr man ihr missfällt

verabsäumt - wieder! -
wünsche abzulesen
von dem gesicht das hart
und lieblos strafen kann

so schlägst du hilflos
bloß die augen nieder
spielst deinen part
erstarrt in ihrem bann





.sep_2025
 

fee_reloaded

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die Doppelkürze in der zweiten Verszeile - innerhalb eines iambischen Gedichts - läßt sich leicht vermeiden:
Dein Vorschlag, lieber mondnein - "vereisen die Gedanken" - kann aber für beide Seiten gelesen werden...dass der Angeblickte gedanklich erstarrt oder eben ihre Gedanken vereisen und das am Blick ablesbar ist. Das ist mir zu offen. Und auch zu "glatt" irgendwie. Ich kann's nicht besser erklären. Aber danke fürs genaue Hinlesen und Mitgehen.

Liebe Grüße,
fee
 

Rachel

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Hei, liebe Fee, ein berührendes Gedicht. :)

dieses vereisen der gedanken - gehört allein ihr. So fasste ich es auf - wie du. Es ist ihr Blick, daher das Wanken ... und so weiter.

Dieser Blick, die Reaktion darauf plus der extra interessanten Frage - wen brächte er nicht ins Wanken ...- das ist sehr menschlich und wiedererkennbar dargestellt:

Er erinnert mich z. B. an den einer Madonna (mit Kind auf dem Arm - ein Ort weiter in einer Kirche). Dieses Kind (ja wen brächte es ) macht ein Victory-Zeichen und sieht den Betrachter - im Gegensatz zur Mutter - direkt und munter warm an.

so schlägst du hilflos
bloß die augen nieder


Dramatik pur, aber die und das Thema, samt deiner gelungenen Umsetzung ins nahe Umfeld, das schlägt die Augen wunderbar auf.

Liebe Grüße,
Rachel
 

sufnus

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Hey!
Glückwunsch zur hochverdienten Empfehlung! :)
Ich hab das Gedicht angefangen zu lesen, indem ich mir dazu ein (ehemals Liebes-)Paar im Zustand der teilweisen Beziehungsauflösung vorgestellt habe - irgendwie passte das aber dann für mich nicht so richtig und ich bin dann auch zu einer (für meine Lesart aber recht Kind-traumatisierenden) Mutter-Kind-Beziehung gewechselt.
Es gibt doch diesen misogynen Ausdruck "Kühlschrankmutter" (das ist natürlich ohne die immer mitzudenkende Möglichkeit des Kühlschrankvaters ein reaktionäres Bild). In diesem ganz speziellen Fall des Gedichts scheint aber tatsächlich einmal die Mutter beispielhaft herausgegriffen zu sein - das Gedicht ist damit natürlich nicht rückwärtsgewandt sondern "pickt" halt nur eine von mehreren Möglichkeiten eines traumatisierenden Umgangs heraus, was (das Herauspicken ;) ) ja genau die Aufgabe von Literatur ist oder sein kann. :)
LG!
S.
 

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Herzlichen Dank euch allen, ihr lieben Besterner-, Leser- und Empfehler-Innen!!!! *riesigfreu

Er erinnert mich z. B. an den einer Madonna (mit Kind auf dem Arm - ein Ort weiter in einer Kirche). Dieses Kind (ja wen brächte es ) macht ein Victory-Zeichen und sieht den Betrachter - im Gegensatz zur Mutter - direkt und munter warm an.
Danke dir, liebe Rachel, für diese spannende Lesart bzw. Perspektive!!!! Eine wirklich schöne Interpretation.

irgendwie passte das aber dann für mich nicht so richtig und ich bin dann auch zu einer (für meine Lesart aber recht Kind-traumatisierenden) Mutter-Kind-Beziehung gewechselt.
Seeeehr spannend, dass du, lieber sufnus, das so erspürt hast - trotz deiner eingangs anderen Deutungsperspektive.
Von der "Kühlschrankmutter" hatte ich zuvor übrigens noch nicht gehört. Habe natürlich sofort googlen müssen. Auch sehr spannend, das. ;)

Lieben Dank auch an euch alle, @Otto Lenk @Dionysos von Enno und @klausKuckuck !!!!

Liebe Grüße,
fee
 



 
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