(Übersetzt aus dem Holländischen
von Lupius Bernd
Titel des Originals: "Roest",
aus Johann S. Erbrecher "Haardrooster",
Doer Uitgever, Amsterdam, 1989,
mit freundlicher Genehmigung
des Verfassers)
von Lupius Bernd
Titel des Originals: "Roest",
aus Johann S. Erbrecher "Haardrooster",
Doer Uitgever, Amsterdam, 1989,
mit freundlicher Genehmigung
des Verfassers)
Johann S. Erbrecher
Rost
Unsere Hüllen verrosten,
Blitze vom letzten Signal,
noch rauchen Bits in Drähten,
doch rinnt aus den Spulen Öl,
die Induktion entschwindet,
das Drahtgeflecht glimmt auf,
der Lautsprechergummi wummert,
StandBy, Magnetfeld, Geschnauf.
My-Metall klappert und schlummert
im Leiterplattengeflecht,
Zahnräder rummern und brechen,
auf zum letzten Gefecht!
„Soll meine Zukunft enden,
rost ich am Wegesrand?
Oder wird Turing zerschmettern
den Speicher in meiner Wand?
Lösungsmittel stinken,
Tasten verbrechen durch,
Dioden und rostende Klammern
schlitzen die Ameisenburg.
„Ameise, du Held,
Geschimmel, Gespinst und Getu,
auf den wimmelnden Spuren
wandelst tänzelnd du.
Eine Explosion!
Flamme, Blitz und Geschrei.
Blasses Gequalme flackert
durch Leuchtdiodenbrei. -
Quietschen wie Topfgekratze,
das schon heiser wird,
nichts an seinem Platze,
nur ein Lochband schwirrt
langsam im Schwerelosen,
langsam senkt sich Tau
auf die Elektroden,
Unrastig flimmert das Blau.
Wenn ich durch nur wüsste,
wohin die Schiene läuft,
(die Hitze verbrog ihren Stahl,
und das Schicksal flirrt.
Was nur soll geschehen?
Was nur bleibt mir noch?)
Magnetstürme biegen Felder
und mich ins schwarze Loch,
Bahn, du krummer Hund,
bahne, belle den Plan!
Geschnipsel, Gestäub und Geroste
verspeeren meine Bahn,
und Schleim, in unsättlicher Weite,
bleib sie nur weit von mir.
Ich pfeife auf Super Novae,
gefüllt mit kosmischer Gier!
Ich werde das All durchtunneln,
die Sterne schnaufen erblicken -
und wenn das Sternengold wie Diamanten
blitzt - und den Donner ersticken.
Woher nur überall die Geister?
So tramplet mein Tentakel
und häkelt den Himmel ein,
der öffnet sich ohne Makel.
Meteoritenschwärme ziehen
in alten Containerschiffen,
Stufen. Treppen. Glühen,
Entsetzliche Einöde
tönendes Urknallhampeln,
Galaxien speiend,
Mit dampfenden Füßen zetrampeln
das Gekreische und Getöns.
Die Sonnenfinsternis schluckt
den Mond, die Luft wird starr,
„Wann kommst du, Nirwana?“
„Wo bin ich ich, ich Narr?“
Lässt du mich nicht mal hier in Ruhe?
Färbst Rot den Horizont?
In Nebeln, Neutrinos, Photonen
hätt ich gern türmen gekonnt!“
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Anmerkung des Übersetzers:
Eine Schwierigkeit beim Übersetzen betraf die eigenartige Reimform. Sollte ich glätten oder die unbeholfene Form belassen? Ich entschloss mich, den grundsätzlichen Duktus beizubehalten, aber im Zweifel den Inhalt ins echte Licht zu rücken.
Stellen, an denen ich Klänge schwächen musste, ergänzte ich an anderen Stellen, indem ich den Klang wiederum verstärkte.
So reimte ich "Burg" und "durch", was eine lokale Aussprache erfordert.
Einige nichtexistierende Wörter ersetzte ich durch klangähnliche:
krommplen -> verbriegen