Kai Nelust aufs Standardbetriebssystem - Teil 2

Wic

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Kai Nelust aufs Standardbetriebssystem - Teil 2

„Das nenne ich Einsatz!“, lobte der Chef.
Ich zuckte zusammen. Hatte er mich beobachtet? Nein. Offensichtlich nicht! Erleichtert sah ich, wie er aus Peters Zimmer trat. Ausgerechnet direkt auf den Kaugummi! Ich musste ihn ablenken!
„Ah, gut, dass ich Sie treffe“, rief ich. Der Gedanke bohrte in mir, dass Peter versuchte, mich auszubooten! Sobald er meine Aufträge übernehmen würde, fielen auch meine Kunden an ihn!
„Chef!“, rief ich. „Ich habe mir das überlegt! Es geht schon mit dem zusätzlichen Auftrag. Ich brauche nur freie Hand!“
„Der Auftrag ist wichtig!“
Ich nickte. Deshalb ja.
Peters Lächeln erstarb. Aber ich musste zugeben: er hatte es geschickt eingefädelt. Gekonnt weckte er mein Interesse und hetzte mich auf dieses Betriebssystem. Natürlich spekulierte er darauf, dass ich ob der vielen Distributionen herumkrakelte. Sicherlich hatte er dem Chef den Floh mit den Unix-Systemen ins Ohr gesetzt. Wenn er meine Kunden übernahm, saß er sicher in der Firma. Aber ich gab nicht klein bei!
Der Kopierer stand im Weg und ich ließ meinen Chef den Vortritt. Ich merkte es sofort, dass der Kaugummi jetzt unter meiner Sohle klebte. „Mist!“
Der Chef blieb stehen und drehte sich zu mir um. „Was?“
„Äh ... alles gut“, log ich.
Als er weiterging blieb ich noch einen Moment stehen und versuchte den Kaugummi loszuwerden. Wie ein Pferd stand ich auf dem Flur und scharrte mit dem Fuß. „Endlich“, stöhnte ich schließlich auf. Mit einem großen Schritt vermied ich es erneut mit dem klebrigen Kaugummi in Kontakt zu kommen und betrat mein Büro. Sofort suchte ich im Internet nach Betriebssystemen.
Ich entschied mich für Centos. Als Betriebssystem, das kostenlos verfügbar ist und als Distributionszweig Red Hat mit hinzubuchbaren Support anbietet, bat ich die Systemintegratoren im Haus dieses auf einen alten ausrangierten PC aus dem Lager zu installieren.
Auf anderen PCs installierten sie OpenSuse, das ähnliche Möglichkeiten des Supports bot. Ich verfiel in einen wahren Rausch. Das System Mint war vergleichbar mit Windows 7, Puppy-Linux war schnell und für alte Hardware ausgelegt. Bis zum Ende des Tages standen verschiedene installierte Systeme bereit. Das ging ja schnell!
Als ich aufschaute, lag der Kaugummi vor meiner Tür auf dem Boden.
Peter trappelte vorbei und glotzte. Natürlich trat er nicht in den Kaugummi hinein. Ich konzentrierte mich wieder auf meine Arbeit. Die Mitarbeiter aus der Technik zogen mit und staunten wie ich. Wie schnell hatten wir uns mit den Möglichkeiten vertraut gemacht! Programmupdates waren ohne Zusatzsoftware möglich! Ich schrieb die Vorteile und Nachteile der Betriebssysteme zusammen, stellte diese den gängigen Betriebssystemen gegenüber und führte meinem Chef eine kleine One-Page Präsentation vor. Ich wusste, Peter würde seine Ohren langmachen. Und wirklich, da trappelte er erneut am Büro vorbei. Diesmal war er in den Kaugummi getreten. Ich sah es genau, denn er lief so langsam, dass er bei jedem Schritt einen Faden zog und sich zwischen Fußboden und Schuhsohle langzog. Ich schmunzelte.
„Ach Peter“, rief ich. Ein Geistesblitz hatte mich heimgesucht. Er kam zurück und sorgte mit festem Stand dafür, dass der Kaugummi seitlich unter seiner Sohle hervorquoll.
„Du als neuer Kollege hast bestimmt nichts dagegen, wenn wir Deinen Arbeits-PC probeweise auf Linux umstellen oder?“
„Ich kenne mich mit Linux nicht aus“, stammelte er. Der Chef winkte ihn heran. Zögernd trat er ein.
„Genau, das brauchen wir“, jubelte ich, „einen DAU! (Dümmsten anzunehmenden User) Ich kümmere mich um meinen neuen Kunden und kläre die Anforderungen. Das nötige Vorwissen habe ich mir ja jetzt erarbeitet und Du bist unser Versuchskaninchen!“
Ich ging ihm entgegen und klopfte ihm auf den Rücken: „Keine Angst vor Linux!“
 



 
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