Katrin Rafaela
Mitglied
Mittlerweile kann sie es spüren: die dünne Wand zwischen Angriffslust und gläsernem Blick. Doch wie gewohnt behält sie die Oberhand – ihr bekanntes Ich scheint den Konflikt nicht zu scheuen. Von außen betrachtet könnte man meinen, es bereite ihr Vergnügen, andere an sich abprallen zu lassen. Alle Macht liegt in ihrer Hand, denn sie entscheidet über Nähe und Distanz. Sie ist stark. Sie ist hart. Und sie ist nichts – und das weiß sie. Ebenso wie sie weiß, dass sie soeben eine andere Stimme in sich erstickt. Ihre Mimik ist kontrolliert; ihr Blick klar. Wie man Menschen auf Abstand hält? Ein bekanntes Spiel für sie.
Arrogant, unnahbar wirke sie, sagte man ihr. „Und? Nun?“ Dann bleibt mir eben alle fern, dachte es in ihr. Niemand wird es jemals schaffen, mich zu brechen. Eine gewisse Genugtuung kam ihr dabei zu Bewusstsein. War es ein Schwur? Und warum wiederholte sie diesen?
Der Begriff „zärtlich“ war ihr ein Graus, genauso wie die Farbe Rosarot. Mit Fünf schnitt sie ihrer einzigen Puppe die Haare kurzerhand ab, gespielt hatte sie kein einziges Mal damit. Kuscheltiere gab es nicht. Sie hatte Hasen. Angebunden mit einem Halsband ließ sie diese an einer Leine mit Haken im Garten hoppeln – bis sich einer daran erdrosselte. Ein Hamster wurde von der Katze getötet, wie auch die eine und andere Katze durch die Straße. Der Tod war ihr bald bekannt, Gefühle bald nicht mehr. So stirbt man also - während alle das lebensfrohe Kind sehen.
Mittlerweile war sie groß - „erwachsen“ - und blind für die Mauer, die sie umgab.
Vor wenigen Wochen schlief sie mit einem Typen - keine große Sache. Doch seine Hände berührten einen Teil in ihr, den sie gerne wieder schnell unter Decke verborgen hätte. Ihr Atem wurde ruhiger, ihr Blick sanfter. So konnte sich ein Körper anfühlen? Ihr Kopf lag auf seiner Schulter und ließ los. Anschmiegsam, weich, verbunden? War das ihr Körper, war es seiner? Sie spürte seinen Arm um ihre Brust. Wie gut es tat - gehalten zu werden. Sie war Single. Wie so viele. Warum eigentlich? „Ich komme gut mit mir zurecht.“ Doch stimmte das? Oder kannte sie es einfach nicht anders? Ihre Angriffslust zeugte von einer Tigerin, die zu töten bereit war, um ihr Fell zu retten – auch wenn es jemand bloß streicheln wollte.
Arrogant, unnahbar wirke sie, sagte man ihr. „Und? Nun?“ Dann bleibt mir eben alle fern, dachte es in ihr. Niemand wird es jemals schaffen, mich zu brechen. Eine gewisse Genugtuung kam ihr dabei zu Bewusstsein. War es ein Schwur? Und warum wiederholte sie diesen?
Der Begriff „zärtlich“ war ihr ein Graus, genauso wie die Farbe Rosarot. Mit Fünf schnitt sie ihrer einzigen Puppe die Haare kurzerhand ab, gespielt hatte sie kein einziges Mal damit. Kuscheltiere gab es nicht. Sie hatte Hasen. Angebunden mit einem Halsband ließ sie diese an einer Leine mit Haken im Garten hoppeln – bis sich einer daran erdrosselte. Ein Hamster wurde von der Katze getötet, wie auch die eine und andere Katze durch die Straße. Der Tod war ihr bald bekannt, Gefühle bald nicht mehr. So stirbt man also - während alle das lebensfrohe Kind sehen.
Mittlerweile war sie groß - „erwachsen“ - und blind für die Mauer, die sie umgab.
Vor wenigen Wochen schlief sie mit einem Typen - keine große Sache. Doch seine Hände berührten einen Teil in ihr, den sie gerne wieder schnell unter Decke verborgen hätte. Ihr Atem wurde ruhiger, ihr Blick sanfter. So konnte sich ein Körper anfühlen? Ihr Kopf lag auf seiner Schulter und ließ los. Anschmiegsam, weich, verbunden? War das ihr Körper, war es seiner? Sie spürte seinen Arm um ihre Brust. Wie gut es tat - gehalten zu werden. Sie war Single. Wie so viele. Warum eigentlich? „Ich komme gut mit mir zurecht.“ Doch stimmte das? Oder kannte sie es einfach nicht anders? Ihre Angriffslust zeugte von einer Tigerin, die zu töten bereit war, um ihr Fell zu retten – auch wenn es jemand bloß streicheln wollte.