1. Der Beginn (Seiten von)
Eines Freitagsmorgens, wachte sie schweißgebadet auf. “Wieder dieser Traum”, sagte sie. Es war 9 Uhr, und Ria hatte schon wieder verschlafen. Alles war ruhig. Sie war allein zuhause, wie sonst auch.
Ria ist ein 18 jähriges Mädchen und wohnt in einer kleinen Stadt mit Namen Rave. Sie und ihr Sandkastenfreund Kyro gehen in die 12. Klasse. Ihre Eltern sind oft auf Reisen, wie es für Archäologen üblich ist. Sie hat schnell gelernt, eigene Verantwortung zu übernehmen und für sich selbst zu sorgen.
Ria lag im Bett und überlegte, ob sie aufstehen oder schon wieder die Schule schwänzen sollte. Es klingelte an der Tür. “Ria, ich weiß das du da bist!”, schrie es vor der Tür. “Ist ja schon gut, Kyro. Ich komme ja schon”, blaffte Ria durch die Wohnung. Kyro wartete vor der Tür. Kurz darauf öffnete sie die Tür. “Ich dachte schon du kommst gar nicht mehr zur Schule, Ria”, schnauzte Kyro. “Ich hatte schon wieder diesen Traum von dem Stein. Dieses mal veränderte er wieder die Farbe und die Umgebung wurde zum Friedhof”, stöhnte Ria.
“Du kannst nicht jedes Mal die Schule schwänzen, nur weil du einen Albtraum hast..” Die beiden gingen durch die Straße. Drumherum blühten die Kirschbäume und zeigten ihre volle Pracht. Zügig bogen sie in die Schulstraße ein. “Kyro, warum bist du zu spät?”, fragte Ria. “Frau Lenny wollte, dass ich dich hole, damit du wenigstens noch eine kleine Chance bei den Prüfungen hast, du Dummkopf”, sagte Kyro und gab ihr eine Kopfnuss. "Autsch, ist ja schon gut!", nörgelte Ria.
Es leutete. Die Pause war zu Ende, und Kyro und Ria trafen in der Klasse ein. “Wie schön, dass du die Zeit gefunden hast, bei dem Unterricht mitzumachen, Ria.” Ärgerlich griff Frau Lenny in die Tasche und las Rias Vornoten für die Prüfungen vor. “Deutsch 5+, Englisch 4-, Mathe 4+. Nächste Woche sind die Abschlussprüfungen und ich bitte euch, dass ihr euch viel Mühe gebt. Ich will euch nicht noch einmal unterrichten müssen. Vor allem dich nicht Ria!” Seufzend senkte Ria ihren Kopf. Frau Lenny verteilte in der Zwischenzeit noch ein paar Übungszettel zur Vorbereitung auf die Prüfung. Ria und Kyro wiederholten die 12. Klasse bereits, von daher wäre es wichtig, diesmal zu bestehen, wobei sich Kyro um einiges mehr bemühte als Ria.
Die Schulglocke erklang und die Schüler begaben sich auf den Heimweg. Die beiden gingen die Schulstraße entlang und wieder vorbei an den Kirschbäumen. “Ria, warte mal”, sagte Kyro plötzlich. “Schau dir mal den Baum an”. Ria sah zum Baum und erblickte einen leuchtenden Spalt in der Rinde. Beide traten näher heran. Kyro streckte seine Hand aus, und das zuerst rosa Leuchtende veränderte sich in ein rotes Glühen. Die Kirschbäume verwelkten, und die Straße verschwand. An Stelle der Straße traten große dunkle Bäume und sie befanden sich nun mitten in einem Wald. Auch das Leuchten war verschwunden, genauso wie der Spalt im Baum. “Kyro was ist passiert?” Sie drehte sich zu Kyro um, jedoch war auch dieser verschwunden.
Ein Knistern im Busch erregte Rias Aufmerksamkeit. “Kyro komm raus und hör auf mit dem Blödsinn!” Ein Eichhörnchen sprang aus dem Busch und schaute sie an. Ein wenig ängstlich machte sie sich auf den Weg dorthin, wo sie die Schule vermutete.
Sie lief immer in die gleiche Richtung, aber nichts war zu
sehen außer Bäumen. Dunkle tote Bäume.
Die Sonne ging unter und an dem sowieso schon so dunklen Ort wurde es noch dunkler. Sowohl Ratlosigkeit als auch Müdigkeit machten sich in ihr breit. Sie legte sich auf den Boden und versuchte, es sich einigermaßen im Laub gemütlich zu machen und nicht in Panik zu geraten. Ihre Augen wurden schwer. Ein plötzliches Rascheln neben ihr ließ ihr Herz schneller schlagen. Die Müdigkeit war wie weggeblasen. “Wie viel nervige Eichhörnchen gibt es hier eigentlich?”, fluchte Ria. Das Eichhörnchen wühlte im Laub. Nach einigen Minuten entstand das Wort KYRO. “Woher kennst du diesen Namen?”, keuchte Ria. Ihr Herz klopfte wie verrückt.
Das Eichhörnchen kam näher, kletterte auf ihren Kopf und schlug mit einer Eichel zu. Entsetzen machte sich in Ria breit. Sie erinnerte sich, wie Kyro ihr immer eine Kopfnuss verpasste, wenn sie etwas dummes gesagt hatte. “Kyro, du bist es! Aber warum bist du ein Eichhörnchen?” Minuten vergingen, bis Ria eingesehen hatte, dass Kyro ihre Frage nicht beantworten konnte.
Nach diesen seltsamen Ereignissen kam die Müdigkeit wieder, beide ergaben sich ihr und schliefen ein.
Etwas zog an Rias Haaren. Langsam öffnete sie ihre Augen und blickte in ein pelzige Gesicht. Erschrocken sprang sie auf und trat das kleine Ungetüm beiseite. Zu spät registrierte sie, wen sie gerade getreten hatte. “Entschuldigung”, sagte Ria schuldbewusst. Benommen stand Kyro auf und beschwerte sich auf seine eigene Art und Weise. In diesem Moment war Ria froh, dass sie nicht genau verstand was Kyro sagte. Sie blickte sich um. Ein kleines Feuer brannte neben einem Felsdach unter welchem sie gerade noch gelegen hatte. “Wo sind wir denn jetzt schon wieder?” Ratlosigkeit zeichnete sich in ihrem Gesicht ab. “Ah, du bist wach”, erklang eine Stimme nahe des Feuers.
Ein hochgewachsener Mann mittleren Alters mit schwarzem langen Haar und einer senkrecht verlaufenden Narbe unter seinem linken Auge trat auf Ria zu und reichte ihr die Hand. “Mein Name ist Vectis. Sei froh, dass ich dich gefunden habe, und niemand anderes”, sagte er ein wenig besorgt. Leg dich wieder hin, du siehst erschöpft aus. Wir reden morgen früh weiter. Ich halte hier solang Wache.” Erschöpft legten sich Ria und Kyro neben das Lagerfeuer und schliefen ein.
“Hab ich dich!”, ertönte es aus dem Hintergrund und riss Ria aus dem Schlaf. Schlaftrunken rieb sie sich die Augen. “Guten morgen junges Fräulein. Ich habe gerade das Frühstück gefangen”, sagte Vectis stolz. “NEIN!”, schrie Ria entsetzt. “Autsch, es hat mich gebissen,” klagte Vectis. Kyro rannte auf Ria zu und versteckte sich hinter ihr. “Er ist mein Freund, wir können ihn nicht essen!” “Ich merke schon, deine Geschichte könnte interessant sein. Setz dich, erzähl mir, wie du hier hergekommen bist. Das Frühstück fällt heute sowieso aus.” Ria setzte sich neben ihn und erzählte ihm von dem seltsamen Stein und von der Verwandlung von Kyro.
Besorgnis zierte Vectis Gesicht. Mit einem Mal sprang er auf. “Hier Ria, ein Dolch zur Verteidigung. Ich muss los. Geht in Richtung Norden, da seid ihr sicher.” Vectis rannte in eine Richtung und sprach: “Tempus et spatium, audite me.” Daraufhin verschwand er. Die Augen von Ria und Kyro wurden so groß wie ihr eigenes Gesicht vor Erstaunen. Dies ist vor allem bei einem Eichhörnchen unglaublich.
“Er… ist… einfach verschwunden”, stotterte Ria.
Nach einigen Minuten des Vorsichhinstarrens kamen sie wieder zur Besinnung. Ria begutachtete den Dolch. Ihre langen blonden Haare und ihre blaue Augen strahlten ihr in der glänzenden Klinge mit der roten Schneide entgegen. Der Schaft war schlangenförmig gewunden und sah aus, als bestünde es aus Holz, jedoch fühlte es sich weich und kalt zugleich an. Am Ende des Schafts stand etwas geschrieben. Ria las es vor: “GEFÜHLE LEITEN DICH.” “Wow, ein Dolch”, sagte sie sarkastisch. “Wer verteidigt sich heutzutage noch mit einem Dolch, wenn es Pistolen gibt? Und vor allem vor was soll ich mich verteidigen? Er hätte mir lieber einen Kompass mitgeben sollen”, seufzte Ria. Sie sah sich um, schaute nach vorne, nach hinten, rechts und links. Ratlos setzte sie sich auf den Boden und sah zu Kyro. Auch er schaute sich um, richtete sich anschließend auf seine Hinterpfoten und guckte zum Himmel. Er zeigte auf die noch immer aufgehende Sonne. “Aah, jetzt weiß ich”, stieß Ria hervor. Die Sonne geht im Osten auf, also müssen wir die entgegengesetzte Richtung nehmen.” Stolz umgab sie. Kyro rannte wie ein tollwütiges Eichhörnchen auf sie zu und briet ihr mit einer Eichel wieder eins über. Ein schmerzhafter Schrei gefolgt von Schimpfwörtern, folgten als Resultat ihres falschen Wissens aus ihrem Mund. Kyro sprang von ihrem Kopf und lief Richtung Norden. Bedrückt und schulterhängend folgte ihm Ria.
Sie kamen in ein dichteres Stück Wald. Die Sonne war kaum noch zu sehen. Dies war jedoch nur halb so schlimm, da Kyro als Eichhörnchen mit Leichtigkeit die dunklen Bäume emporklettern und sich somit neu orientieren konnte.
Rias Füße schmerzten. So viel Bewegung war sie nicht gewohnt. Auch ihr Magen fing an zu knurren. Durch die ganze Aufregung hatte sie seit über einen Tag nichts mehr gegessen. Kyro hingegen kletterte flott die Bäume hoch und knabberte zwischendurch ein paar Eicheln, welche alt und schrumpelig aussahen, jedoch zu schmecken schienen. Ria setzte sich auf einen Stein und ruhte sich aus. Nach kurzer Zeit gesellte sich Kyro zu ihr und gab ihr ein paar Eicheln. Sie begutachtete sie skeptisch. Sie probierte ein kleines Stückchen und stellte erstaunt fest, dass es sehr süßlich schmeckte. Vom Hunger gelenkt aßen sie die restlichen Eicheln zusammen. “Ich hoffe, sie sind nicht giftig”, dachte Ria. “Haben Eichhörnchen einen Instinkt für giftige Dinge?”, fragte Ria Kyro in der Hoffnung, er könnte ihr antworten. Die Hoffnung schwand, denn abgesehen von einem kurzen Blick geschah nichts.
Ein wenig gesättigter und mit neuer Energie setzten die beiden ihren Weg fort. Allmählich ging die Sonne unter. Die dunklen Bäume bekamen ihre unheimliche Gestalt wieder. Ein kalter Wind bewegte die dürren Äste, so dass ein schabendes Geräusch erklang. Kyro kletterte auf Rias Schulter, damit sie sich in dem dunklen Wald nicht trennten. Ein leises Rascheln nahm ihre ganze Aufmerksamkeit in Anspruch. Ihre Herzen erhöhten das Klopfen auf das zehnfache Tempo. Sie sahen sich um, konnten aber nicht feststellen, woher das Geräusch stammte. Vorsichtig griff Ria nach ihrem Dolch und hielt sich in Angriffstellung. Wieder ein Rascheln. Dieses Mal war es lauter und kam von links. Ein Schatten rannte an ihr vorbei und packte sich Kyro. Wut packte Ria. Die Schneide des Dolches verwandelte sich in Flammen. Sie holte mit dem Dolch aus, verfehlte ihren unbekannten Feind, jedoch verlängerte sich die flammende Klinge, wirkte wie eine Peitsche und traf die Gestalt am Rücken. Ein Jaulen erklang. Das dunkle, wolfartige Geschöpf lies aus Angst und Schmerz seine Beute los und lief davon.
Kyro lag regungslos auf dem Boden und Blut strömte aus seinem Schwanz. Eine Weile starrte Ria wie gelähmt auf das kleine Geschöpf. “Bitte stirb nicht, Kyro”, brachte Ria unter Tränen hervor. “Ich brauche dich doch hier.” Vorsichtig hob Ria Kyro hoch. Mit Tränen im Gesicht rannte sie durch den Wald. “Hilfe, wieso hilft mir denn keiner?”, schluchzte sie. Hoffnungslos sank sie vor Erschöpfung auf die Knie. Ein Leuchten in der Tasche unterbrach die Tränenkette auf ihrem Gesicht. Sie holte den Dolch aus ihrer Tasche. Die Scheide des Dolches leuchtete grün auf. Sie zog den Dolch aus der Scheide. Kurz darauf füllte sie sich mit einer Flüssigkeit. Ria roch daran. Sie roch nach verschiedenen Kräutern. Die schlichte Scheide hatte ihre Farbe in einen kräftigen weiß Ton geändert, und ein rotes Kreuz wurde sichtbar. “Medizin!”, schrie Ria erleichtert. Vorsichtig kippte sie ein paar Tropfen in Kyros Mund. Den Rest verteilte sie auf seiner Wunde am Schwanz, da sie sich über die Anwendung nicht ganz sicher war. Dann steckte sie den Dolch ein und wartete. Die Sekunden schienen wie Stunden zu vergehen.
Langsam fing die Wunde am Schwanz an zu heilen und bloß eine Narbe blieb übrig. Ria war froh, dass es funktioniert hatte. Doch die Freude hielt nicht lange an, denn Kyro bewegte sich noch immer nicht. Ein weiteres mal, liefen ihr Tränen die Wange herunter. Bis sie vor Erschöpfung zusammenbrach.
Eines Freitagsmorgens, wachte sie schweißgebadet auf. “Wieder dieser Traum”, sagte sie. Es war 9 Uhr, und Ria hatte schon wieder verschlafen. Alles war ruhig. Sie war allein zuhause, wie sonst auch.
Ria ist ein 18 jähriges Mädchen und wohnt in einer kleinen Stadt mit Namen Rave. Sie und ihr Sandkastenfreund Kyro gehen in die 12. Klasse. Ihre Eltern sind oft auf Reisen, wie es für Archäologen üblich ist. Sie hat schnell gelernt, eigene Verantwortung zu übernehmen und für sich selbst zu sorgen.
Ria lag im Bett und überlegte, ob sie aufstehen oder schon wieder die Schule schwänzen sollte. Es klingelte an der Tür. “Ria, ich weiß das du da bist!”, schrie es vor der Tür. “Ist ja schon gut, Kyro. Ich komme ja schon”, blaffte Ria durch die Wohnung. Kyro wartete vor der Tür. Kurz darauf öffnete sie die Tür. “Ich dachte schon du kommst gar nicht mehr zur Schule, Ria”, schnauzte Kyro. “Ich hatte schon wieder diesen Traum von dem Stein. Dieses mal veränderte er wieder die Farbe und die Umgebung wurde zum Friedhof”, stöhnte Ria.
“Du kannst nicht jedes Mal die Schule schwänzen, nur weil du einen Albtraum hast..” Die beiden gingen durch die Straße. Drumherum blühten die Kirschbäume und zeigten ihre volle Pracht. Zügig bogen sie in die Schulstraße ein. “Kyro, warum bist du zu spät?”, fragte Ria. “Frau Lenny wollte, dass ich dich hole, damit du wenigstens noch eine kleine Chance bei den Prüfungen hast, du Dummkopf”, sagte Kyro und gab ihr eine Kopfnuss. "Autsch, ist ja schon gut!", nörgelte Ria.
Es leutete. Die Pause war zu Ende, und Kyro und Ria trafen in der Klasse ein. “Wie schön, dass du die Zeit gefunden hast, bei dem Unterricht mitzumachen, Ria.” Ärgerlich griff Frau Lenny in die Tasche und las Rias Vornoten für die Prüfungen vor. “Deutsch 5+, Englisch 4-, Mathe 4+. Nächste Woche sind die Abschlussprüfungen und ich bitte euch, dass ihr euch viel Mühe gebt. Ich will euch nicht noch einmal unterrichten müssen. Vor allem dich nicht Ria!” Seufzend senkte Ria ihren Kopf. Frau Lenny verteilte in der Zwischenzeit noch ein paar Übungszettel zur Vorbereitung auf die Prüfung. Ria und Kyro wiederholten die 12. Klasse bereits, von daher wäre es wichtig, diesmal zu bestehen, wobei sich Kyro um einiges mehr bemühte als Ria.
Die Schulglocke erklang und die Schüler begaben sich auf den Heimweg. Die beiden gingen die Schulstraße entlang und wieder vorbei an den Kirschbäumen. “Ria, warte mal”, sagte Kyro plötzlich. “Schau dir mal den Baum an”. Ria sah zum Baum und erblickte einen leuchtenden Spalt in der Rinde. Beide traten näher heran. Kyro streckte seine Hand aus, und das zuerst rosa Leuchtende veränderte sich in ein rotes Glühen. Die Kirschbäume verwelkten, und die Straße verschwand. An Stelle der Straße traten große dunkle Bäume und sie befanden sich nun mitten in einem Wald. Auch das Leuchten war verschwunden, genauso wie der Spalt im Baum. “Kyro was ist passiert?” Sie drehte sich zu Kyro um, jedoch war auch dieser verschwunden.
Ein Knistern im Busch erregte Rias Aufmerksamkeit. “Kyro komm raus und hör auf mit dem Blödsinn!” Ein Eichhörnchen sprang aus dem Busch und schaute sie an. Ein wenig ängstlich machte sie sich auf den Weg dorthin, wo sie die Schule vermutete.
Sie lief immer in die gleiche Richtung, aber nichts war zu
sehen außer Bäumen. Dunkle tote Bäume.
Die Sonne ging unter und an dem sowieso schon so dunklen Ort wurde es noch dunkler. Sowohl Ratlosigkeit als auch Müdigkeit machten sich in ihr breit. Sie legte sich auf den Boden und versuchte, es sich einigermaßen im Laub gemütlich zu machen und nicht in Panik zu geraten. Ihre Augen wurden schwer. Ein plötzliches Rascheln neben ihr ließ ihr Herz schneller schlagen. Die Müdigkeit war wie weggeblasen. “Wie viel nervige Eichhörnchen gibt es hier eigentlich?”, fluchte Ria. Das Eichhörnchen wühlte im Laub. Nach einigen Minuten entstand das Wort KYRO. “Woher kennst du diesen Namen?”, keuchte Ria. Ihr Herz klopfte wie verrückt.
Das Eichhörnchen kam näher, kletterte auf ihren Kopf und schlug mit einer Eichel zu. Entsetzen machte sich in Ria breit. Sie erinnerte sich, wie Kyro ihr immer eine Kopfnuss verpasste, wenn sie etwas dummes gesagt hatte. “Kyro, du bist es! Aber warum bist du ein Eichhörnchen?” Minuten vergingen, bis Ria eingesehen hatte, dass Kyro ihre Frage nicht beantworten konnte.
Nach diesen seltsamen Ereignissen kam die Müdigkeit wieder, beide ergaben sich ihr und schliefen ein.
Etwas zog an Rias Haaren. Langsam öffnete sie ihre Augen und blickte in ein pelzige Gesicht. Erschrocken sprang sie auf und trat das kleine Ungetüm beiseite. Zu spät registrierte sie, wen sie gerade getreten hatte. “Entschuldigung”, sagte Ria schuldbewusst. Benommen stand Kyro auf und beschwerte sich auf seine eigene Art und Weise. In diesem Moment war Ria froh, dass sie nicht genau verstand was Kyro sagte. Sie blickte sich um. Ein kleines Feuer brannte neben einem Felsdach unter welchem sie gerade noch gelegen hatte. “Wo sind wir denn jetzt schon wieder?” Ratlosigkeit zeichnete sich in ihrem Gesicht ab. “Ah, du bist wach”, erklang eine Stimme nahe des Feuers.
Ein hochgewachsener Mann mittleren Alters mit schwarzem langen Haar und einer senkrecht verlaufenden Narbe unter seinem linken Auge trat auf Ria zu und reichte ihr die Hand. “Mein Name ist Vectis. Sei froh, dass ich dich gefunden habe, und niemand anderes”, sagte er ein wenig besorgt. Leg dich wieder hin, du siehst erschöpft aus. Wir reden morgen früh weiter. Ich halte hier solang Wache.” Erschöpft legten sich Ria und Kyro neben das Lagerfeuer und schliefen ein.
“Hab ich dich!”, ertönte es aus dem Hintergrund und riss Ria aus dem Schlaf. Schlaftrunken rieb sie sich die Augen. “Guten morgen junges Fräulein. Ich habe gerade das Frühstück gefangen”, sagte Vectis stolz. “NEIN!”, schrie Ria entsetzt. “Autsch, es hat mich gebissen,” klagte Vectis. Kyro rannte auf Ria zu und versteckte sich hinter ihr. “Er ist mein Freund, wir können ihn nicht essen!” “Ich merke schon, deine Geschichte könnte interessant sein. Setz dich, erzähl mir, wie du hier hergekommen bist. Das Frühstück fällt heute sowieso aus.” Ria setzte sich neben ihn und erzählte ihm von dem seltsamen Stein und von der Verwandlung von Kyro.
Besorgnis zierte Vectis Gesicht. Mit einem Mal sprang er auf. “Hier Ria, ein Dolch zur Verteidigung. Ich muss los. Geht in Richtung Norden, da seid ihr sicher.” Vectis rannte in eine Richtung und sprach: “Tempus et spatium, audite me.” Daraufhin verschwand er. Die Augen von Ria und Kyro wurden so groß wie ihr eigenes Gesicht vor Erstaunen. Dies ist vor allem bei einem Eichhörnchen unglaublich.
“Er… ist… einfach verschwunden”, stotterte Ria.
Nach einigen Minuten des Vorsichhinstarrens kamen sie wieder zur Besinnung. Ria begutachtete den Dolch. Ihre langen blonden Haare und ihre blaue Augen strahlten ihr in der glänzenden Klinge mit der roten Schneide entgegen. Der Schaft war schlangenförmig gewunden und sah aus, als bestünde es aus Holz, jedoch fühlte es sich weich und kalt zugleich an. Am Ende des Schafts stand etwas geschrieben. Ria las es vor: “GEFÜHLE LEITEN DICH.” “Wow, ein Dolch”, sagte sie sarkastisch. “Wer verteidigt sich heutzutage noch mit einem Dolch, wenn es Pistolen gibt? Und vor allem vor was soll ich mich verteidigen? Er hätte mir lieber einen Kompass mitgeben sollen”, seufzte Ria. Sie sah sich um, schaute nach vorne, nach hinten, rechts und links. Ratlos setzte sie sich auf den Boden und sah zu Kyro. Auch er schaute sich um, richtete sich anschließend auf seine Hinterpfoten und guckte zum Himmel. Er zeigte auf die noch immer aufgehende Sonne. “Aah, jetzt weiß ich”, stieß Ria hervor. Die Sonne geht im Osten auf, also müssen wir die entgegengesetzte Richtung nehmen.” Stolz umgab sie. Kyro rannte wie ein tollwütiges Eichhörnchen auf sie zu und briet ihr mit einer Eichel wieder eins über. Ein schmerzhafter Schrei gefolgt von Schimpfwörtern, folgten als Resultat ihres falschen Wissens aus ihrem Mund. Kyro sprang von ihrem Kopf und lief Richtung Norden. Bedrückt und schulterhängend folgte ihm Ria.
Sie kamen in ein dichteres Stück Wald. Die Sonne war kaum noch zu sehen. Dies war jedoch nur halb so schlimm, da Kyro als Eichhörnchen mit Leichtigkeit die dunklen Bäume emporklettern und sich somit neu orientieren konnte.
Rias Füße schmerzten. So viel Bewegung war sie nicht gewohnt. Auch ihr Magen fing an zu knurren. Durch die ganze Aufregung hatte sie seit über einen Tag nichts mehr gegessen. Kyro hingegen kletterte flott die Bäume hoch und knabberte zwischendurch ein paar Eicheln, welche alt und schrumpelig aussahen, jedoch zu schmecken schienen. Ria setzte sich auf einen Stein und ruhte sich aus. Nach kurzer Zeit gesellte sich Kyro zu ihr und gab ihr ein paar Eicheln. Sie begutachtete sie skeptisch. Sie probierte ein kleines Stückchen und stellte erstaunt fest, dass es sehr süßlich schmeckte. Vom Hunger gelenkt aßen sie die restlichen Eicheln zusammen. “Ich hoffe, sie sind nicht giftig”, dachte Ria. “Haben Eichhörnchen einen Instinkt für giftige Dinge?”, fragte Ria Kyro in der Hoffnung, er könnte ihr antworten. Die Hoffnung schwand, denn abgesehen von einem kurzen Blick geschah nichts.
Ein wenig gesättigter und mit neuer Energie setzten die beiden ihren Weg fort. Allmählich ging die Sonne unter. Die dunklen Bäume bekamen ihre unheimliche Gestalt wieder. Ein kalter Wind bewegte die dürren Äste, so dass ein schabendes Geräusch erklang. Kyro kletterte auf Rias Schulter, damit sie sich in dem dunklen Wald nicht trennten. Ein leises Rascheln nahm ihre ganze Aufmerksamkeit in Anspruch. Ihre Herzen erhöhten das Klopfen auf das zehnfache Tempo. Sie sahen sich um, konnten aber nicht feststellen, woher das Geräusch stammte. Vorsichtig griff Ria nach ihrem Dolch und hielt sich in Angriffstellung. Wieder ein Rascheln. Dieses Mal war es lauter und kam von links. Ein Schatten rannte an ihr vorbei und packte sich Kyro. Wut packte Ria. Die Schneide des Dolches verwandelte sich in Flammen. Sie holte mit dem Dolch aus, verfehlte ihren unbekannten Feind, jedoch verlängerte sich die flammende Klinge, wirkte wie eine Peitsche und traf die Gestalt am Rücken. Ein Jaulen erklang. Das dunkle, wolfartige Geschöpf lies aus Angst und Schmerz seine Beute los und lief davon.
Kyro lag regungslos auf dem Boden und Blut strömte aus seinem Schwanz. Eine Weile starrte Ria wie gelähmt auf das kleine Geschöpf. “Bitte stirb nicht, Kyro”, brachte Ria unter Tränen hervor. “Ich brauche dich doch hier.” Vorsichtig hob Ria Kyro hoch. Mit Tränen im Gesicht rannte sie durch den Wald. “Hilfe, wieso hilft mir denn keiner?”, schluchzte sie. Hoffnungslos sank sie vor Erschöpfung auf die Knie. Ein Leuchten in der Tasche unterbrach die Tränenkette auf ihrem Gesicht. Sie holte den Dolch aus ihrer Tasche. Die Scheide des Dolches leuchtete grün auf. Sie zog den Dolch aus der Scheide. Kurz darauf füllte sie sich mit einer Flüssigkeit. Ria roch daran. Sie roch nach verschiedenen Kräutern. Die schlichte Scheide hatte ihre Farbe in einen kräftigen weiß Ton geändert, und ein rotes Kreuz wurde sichtbar. “Medizin!”, schrie Ria erleichtert. Vorsichtig kippte sie ein paar Tropfen in Kyros Mund. Den Rest verteilte sie auf seiner Wunde am Schwanz, da sie sich über die Anwendung nicht ganz sicher war. Dann steckte sie den Dolch ein und wartete. Die Sekunden schienen wie Stunden zu vergehen.
Langsam fing die Wunde am Schwanz an zu heilen und bloß eine Narbe blieb übrig. Ria war froh, dass es funktioniert hatte. Doch die Freude hielt nicht lange an, denn Kyro bewegte sich noch immer nicht. Ein weiteres mal, liefen ihr Tränen die Wange herunter. Bis sie vor Erschöpfung zusammenbrach.