„Hey, guck mal, wer da nicht mitkommt!“
„Nun komm schon, Mama!“
„Wartet nur ihr zwei Wirbelwinde!“ Wie jeden Tag hielten die Zwillinge ihre Mutter auf Trab. Fast schon war es Alltag, dass die Königin ihren Sohn und ihre Tochter, beide sechs Jahre, am Waldrand in der Nähe des Schlosses jagen musste.
Königin Adiana musste kurz verschnaufen. Dabei sah sie dann zum Himmel und genoss das schöne Wetter. Die Sonne umspielte ihr schmales, aber zartes Gesicht. Die Königin hatte rote, schulterlange Haare, grüne Augen. Augen, die ihrem Mann schon vom ersten Augenblick an gefielen.
Ihr Königreich Heminaz war das wohl wunderbarste auf der Welt. Man fühlte sich wie im Himmel auf Erden. Das Volk konnte sich stets ohne große Schwierigkeiten selbst versorgen. Die Böden waren fruchtbar, die Wälder waren traumhaft. Überall herrschte schon seit vielen Jahren Frieden. Ohne Zweifel war dies ein Ort, an dem man immer glücklich sein konnte.
„Hey, nicht träumen!“ wurde sie von ihrem Sohn angesprungen. „Na warte, Kaleb!“ war ihre Antwort und sofort versuchte sie, lachend, den Prinzen einfangen.
Aber da hielten sie schon zwei kleine Mädchen-Hände an den Beinen fest, so dass sie auf die Wiese fiel. Die Prinzessin begann sie zu kitzeln. „Elonore,“ versuchte sie sich zu befreien, „Gnade!“
Aber da war auch schon ihr Bruder mit dabei und ihre Kinder ließen ihr keine Chance: „Gibst du auf, Mama?“
„Ja, bitte, ich gebe auf, ich gebe auf...!“ gab die Mutter schallend von sich. Sie war bereits völlig außer Atem. Daraufhin ließen die Kinder von ihr ab und legten sich neben sie. Adiana sah sich ihre beiden Kinder an und lächelte.
Kaleb, der etwas früher auf die Welt kam als seine Schwester, war schon immer ein Draufgänger. Für seine Mutter war klar, das er das von seinem Vater geerbt hat. Er hatte kurze, blaue Haare und braune Augen. Seine Schwester Elonore mochte es dagegen ihre blonden Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen zu binden. Die blauen Augen, die sich immer irgendwie mit einem Bergsee ähnelten, würden sicher mal jemanden schwach werden lassen, darin war sich die Königin sicher.
Die Geschwister standen wieder auf und rannten nun wieder, Hand in Hand durch die Gegend. Ihre Mutter musste aber nochmal etwas ausruhen.
Jedes mal, wenn sie die Beiden so herum tollen sah, freute sie sich und bekam ein Gefühl, als ob die Ganze Welt nur ein Traum wäre im Vergleich zu ihren Kindern. „Ach, meine zwei Sterne!“ flüsterte sie für sich selbst. Der Tag ihrer Geburt war für sie der Schönste in ihrem Leben. Sie weiß noch, wie ihre Kammerdienerin nach der Geburt die Babys in ihre Arme legte und wie ihr Mann, König Ryley, mit ihr zusammen die Kleinen beobachtete, wie sie die Welt schon damals aufmerksam beobachteten.
König Ryley, der sich zum momentanem Zeitpunkt mit den Amtsgeschäften befassen musste, war von sportlicher Figur und hatte lange, schwarze Haare und inzwischen einen Vollbart, den er bei der Hochzeit noch nicht trug. Adiana hatte ihn schon manches mal darum gebeten, ihn ab zu rasieren, aber meist neckte sie ihn nur damit. Sie liebte ihn noch immer wie am ersten Tag.
Der Prinz und die Prinzessin waren unzertrennlich und taten nie etwas alleine. Auch so manchen Schabernack, den man ihnen aber wegen ihrem zauberhaften Kinderlachen schnell verzieh. Stets waren sie füreinander da. Wenn der eine ein Problem oder Kummer hatte, half ihm der andere. So hatte sich Kaleb einmal das Knie aufgeschürft. Elonore riss sofort ein Stück ihres Hemds ab, das sie an hatte, und band es sofort darum, ohne zu beachten, dass sie selber verletzt war.
Oder einmal hatte eine Stoffpuppe von Elonore einen Riss. Und Kaleb nähte sie wieder zusammen-gemessen an der Tatsache, das er nur mal den Schneider dabei beobachtet hatte und seine Finger äußerst viele Stiche ertragen mussten.
Kurzum, es war unmöglich diese zwei Kinder in irgendeiner Weise zu trennen. Sie waren wie Pech und Schwefel.
Nun tobten die Kleinen zwischen den Wurzeln der Bäume am Waldrand hin und her. „Du bist!“ „Das stimmt nicht, du bist, Kaleb!“ Sie jagten sich und lachten dabei so viel, das man glaubte alles schlechte, was es auf dieser Welt nun mal gibt, würde nur dadurch verschlungen und vernichtet.
Die Königin macht sich nun doch etwas Sorgen und ging dem Lachen nach. Inzwischen stolperte aber Elonore und fiel hin. „Elonore, alles in Ordnung?“ fragte ihr stets beunruhigter Bruder.
Seine Schwester setzte sich auf: „Ja, ich denke schon.“ Zwar trugen sie im Moment ihre Freizeit-Kleidung, welche es ihnen ermöglichte so herum zu tollen, aber gegen Stürze schützte sie nicht.
Elonore wischte sich etwas Erde von ihrer gelben Lieblingshose und überprüfte, ob an ihrer roten Bluse auch nichts kaputt war. „Komm, ich helfe dir!“ sprach Kaleb und gab ihr seine Hand. Seine Schwester nutzte aber die Gelegenheit und zog ihn schnell zu sich auf den Boden.
Kaleb fiel nun mit seinem beigen Hemd zu Boden uns sah, wie etwas Erde auf seine Schwarze Wollhose kam. „Na warte!“ rief er daraufhin und schon kitzelten sich die Beiden gegenseitig. Ihr Lachen ertönte im ganzen Wald.
Auf einmal hörten sie ein lautes Schnaufen. Sie erschraken. Elonore fasste sich als erste wieder: „Was...was...war das?“
„Ich glaube es kam von dort.“ Leicht zitternd gingen sie auf einen kleinen Absturz zu. Gerade als sie runter sehen wollten, hörten sie wieder das Schnaufen, was sie so sehr erschrak, das sie um ein Haar runter gefallen wären, hätten sie sich nicht festgehalten.
Nun sahen sie, auf dem Boden liegend, vorsichtig hinunter, das heißt, sie lugten hinab und sahen, wie sich etwas, nein, zwei etwas auf dem Boden bewegte.
Sofort stiegen sie einen Abhang neben der Kante herunter und sahen sich den Ort genauer an. Überall war Laub und Dreck, und darunter war etwas. Sie wischten es weg und glaubten nicht was da sahen. Ihre kleinen Herzen standen für einen kurzen Moment still.
„Das...sind...das sind...ja....“ stotterte Kaleb, und seine Schwester rief es dann kurz und knapp aus:
„Einhörner!“
Oh ja. Da lagen in der Tat zwei kleine Einhorn-Fohlen, die offensichtlich verletzt waren. Sie hatten beide Kratzer am ganzen Körper, und waren nicht größer als eine Katze. Offenbar waren sie Geschwister und wurden mit ihrer Mutter von irgendetwas angegriffen, was dann mehr Interesse an der Mutter als den Fohlen hatte.
Die Stute war komplett weiß und hatte auch eine weiße Mähne, welche bis zur Hälfte ihres Rückens reichte, und das Horn auf ihrer Stirn war wie aus Gold. Der neben ihr liegende Hengst hatte Braunes Fell. Die Mähne war eher gelb. Auf seiner Stirn glänzte ein silbernes Horn.
Beide hatten rote Auge, deren Schimmer einen glauben ließ, dass es Rubine waren. Trotz ihrer Verletzungen erfasste ihre Schönheit die kleinen Thronfolger sofort. Es traf sie richtig. Sie waren verzaubert.
„Elonore! Kaleb! Wo seid ihr?“
„Wir sind hier Mama!“ erwiderte der Sohn. Die Königin kam nun auf ihre Kinder zu. Ihr blauer Rock und ihr weißes Hemd hatten demnach auch die dementsprechenden Spuren.
„Was macht ihr hier?“ Elonore zeigte nun auf die Fabelwesen. Die Königin musste sich erstmal fassen und atmete hektisch und laut. „Nie..nie hätte ich gedacht so was jemals zu sehen.“
Kaleb blutete das Herz: „Mama, bringen wir sie nach Hause. Wir müssen ihnen helfen.“
Ihre Mutter war erstmal alles andere als begeistert. „Aber...Kinder, sie gehören in den Wald. Und ich glaube nicht, dass wir ihnen helfen können. Vielleicht...sollten wir sie vom Jäger erschießen lassen. Ihr Leid muss beendet werden.“ Ihr tat es selbst Leid das sagen zu müssen, denn es war einer ihrer größten Träume, ein solches Geschöpf zu sehen.
Elonore lief nun auf sie zu, nahm ihre Hand, und blickte mit ihren nun leicht verweinten Augen an. „Bitte Mama, bitte. Ich will sie nicht hier liegen lassen.“ Adiana atmete nun durch. Das war mal wieder typisch für ihre Kinder. Ihr ganzes Leben lang brachten sie regelmäßig verletzte Vögel, Eichhörnchen und mehr in das Schloss. Sie waren tierlieb ohne gleichen.
Sie lächelte sie an. Diese Augen ihrer Tochter. Tja, das gesamte Volk war von ihr begeistert. Diesen Augen konnte man es einfach nicht antun. „Also gut. Nehmt sie schon mit, aber vorsichtig. Frage mich nur was euer Vater dazu sagen wird.“
Liebevoll lächelnd nahmen nun Kaleb den Hengst und Elonore die Stute. „Nun kommt, er macht sich bestimmt Sorgen.“
Kaleb sprach leise zum Hengst: „Keine Angst, bald geht es dir besser.“ Die Tiere hatten aber Angst, und sie schüttelten sich etwas, aber sie waren zu geschwächt, um sich wirklich wehren zu können. Und schon bald beruhigten sie sich. Adiana wunderte es nicht. Die Augen ihrer Kinder konnten jeden beruhigen.
Sie gingen nun in das Schloss. Das Schloss war aus weißen Marmor gebaut. Es hatte drei große Türme mit spitzen Dächern. Die Fenster waren mit goldenen Schleifen verziert. Sie traten in die Halle. Der Boden war mit polierten, bunten Platten bestückt, die jeden spiegelten, der darüber ging.
Sie kamen in über eine Hintertür zum Hof, wo die Stallungen waren. Dort kam gerade der Tierarzt, als die Königskinder sofort zu ihm kamen: „Doktor...Doktor, sehen sie, hier!“ Auch der Tierarzt stockte erstmal, als er die stolzen Tiere sah. Dann ordnete er an, sie in seinen kleinen Raum zu bringen.
„Sie haben viele Wunden. Ich weiß nicht ob es noch Hoffnung gibt. Vielleicht...“
„Nein, Doktor, nicht erschießen. Bitte, helfen sie ihnen.“ Elonores Augen blickten ihn so voller Sehnen an, dass er nicht anders konnte.
„Wir müssen die Wunden reinigen und verbinden. Die Verbände müssen täglich gewechselt werden.“
„Wir werden es machen.“ stellte Kaleb klar.
Somit kämpften die Kinder Tag für Tag und voller Sorge um das Leben der Fohlen. Sie wechselten die Verbände, reinigten die Wunden, und wechselten wieder die Verbände, und das ohne Unterlass. Das Königspaar war stolz auf ihre Kinder, denn sie erhielten durch dieses Erlebnis immer mehr Reife.
Drei Wochen lang bangten sie um das Leben der Einhörner. Dann, nach Ablauf dieser Zeit, war der Tierarzt froh, ihnen die Gute Nachricht zu überbringen: „Die Wunden sind verheilt, sie sind nun über den Berg. Das habt ihr gut gemacht.“
Kaleb und Elonore jubelten und umarmten sich vor Freude. Sie sprangen und hüpften. Ihre Eltern freuten sich für die Zwei.
Einen Tag später sprangen die zwei kleinen Einhörner im Gehege herum. Im Gegensatz zu den vielen anderen Tieren denen die Zwei geholfen hatten, waren sie zu klein, um wieder in die Wildnis entlassen zu werden, also behielten sie sie. „Wie sollen wir sie nennen?“ sprach Kaleb nun zu seiner Schwester, als sie die stolzen Tiere beobachteten. Die Schönheit der Wesen verzauberte jeden, der sie beobachtete. Auch Elonore, die fast nichts mehr sagen konnte.
„He, Schwesterherz!“
„Oh, Entschuldigung. Siehst du dieses goldene Horn auf ihrer Stirn? Es ist...als ob die Sonne aufgeht. Ich glaube, ich gebe ihr den Namen Eos. Was meinst du?“
„Ja, das klingt schön.“
„So, Bruderherz, jetzt gibst du aber dem Hengst einen Namen.“ Kaleb war zuerst geschockt, aber er besah sich das Horn des Hengstes. Es erinnerte ihn an den Glanz des Vollmondes.
„Chander!“
Elonore sah zu ihrem Bruder und dann auf das Tier. „Ja, das passt zu ihm.“
Vollkommen verträumt sahen die Kinder nun auf Chander und Eos. Ja, sie fühlten sich, als ob es nie eine Welt ohne ihre neuen Freunde gegeben hätte. Fast wirkten sie wie Engel auf den Prinzen und die Prinzessin. So wunderbare Geschöpfe-ja, dafür lohnte es sich zu leben. Um so etwas zu beobachten. Sie waren erfüllt von Frieden, der aber jäh gestört wurde.
„Elonore, Kaleb, kommt zum Abendessen!“
„Wir kommen Papa!“ war die gemeinsame Antwort.
Etwas widerwillig gingen sie nun zum großen Saal. Sie hätten die schönen Tiere gern noch etwas beobachtet.
„Nun komm schon, Mama!“
„Wartet nur ihr zwei Wirbelwinde!“ Wie jeden Tag hielten die Zwillinge ihre Mutter auf Trab. Fast schon war es Alltag, dass die Königin ihren Sohn und ihre Tochter, beide sechs Jahre, am Waldrand in der Nähe des Schlosses jagen musste.
Königin Adiana musste kurz verschnaufen. Dabei sah sie dann zum Himmel und genoss das schöne Wetter. Die Sonne umspielte ihr schmales, aber zartes Gesicht. Die Königin hatte rote, schulterlange Haare, grüne Augen. Augen, die ihrem Mann schon vom ersten Augenblick an gefielen.
Ihr Königreich Heminaz war das wohl wunderbarste auf der Welt. Man fühlte sich wie im Himmel auf Erden. Das Volk konnte sich stets ohne große Schwierigkeiten selbst versorgen. Die Böden waren fruchtbar, die Wälder waren traumhaft. Überall herrschte schon seit vielen Jahren Frieden. Ohne Zweifel war dies ein Ort, an dem man immer glücklich sein konnte.
„Hey, nicht träumen!“ wurde sie von ihrem Sohn angesprungen. „Na warte, Kaleb!“ war ihre Antwort und sofort versuchte sie, lachend, den Prinzen einfangen.
Aber da hielten sie schon zwei kleine Mädchen-Hände an den Beinen fest, so dass sie auf die Wiese fiel. Die Prinzessin begann sie zu kitzeln. „Elonore,“ versuchte sie sich zu befreien, „Gnade!“
Aber da war auch schon ihr Bruder mit dabei und ihre Kinder ließen ihr keine Chance: „Gibst du auf, Mama?“
„Ja, bitte, ich gebe auf, ich gebe auf...!“ gab die Mutter schallend von sich. Sie war bereits völlig außer Atem. Daraufhin ließen die Kinder von ihr ab und legten sich neben sie. Adiana sah sich ihre beiden Kinder an und lächelte.
Kaleb, der etwas früher auf die Welt kam als seine Schwester, war schon immer ein Draufgänger. Für seine Mutter war klar, das er das von seinem Vater geerbt hat. Er hatte kurze, blaue Haare und braune Augen. Seine Schwester Elonore mochte es dagegen ihre blonden Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen zu binden. Die blauen Augen, die sich immer irgendwie mit einem Bergsee ähnelten, würden sicher mal jemanden schwach werden lassen, darin war sich die Königin sicher.
Die Geschwister standen wieder auf und rannten nun wieder, Hand in Hand durch die Gegend. Ihre Mutter musste aber nochmal etwas ausruhen.
Jedes mal, wenn sie die Beiden so herum tollen sah, freute sie sich und bekam ein Gefühl, als ob die Ganze Welt nur ein Traum wäre im Vergleich zu ihren Kindern. „Ach, meine zwei Sterne!“ flüsterte sie für sich selbst. Der Tag ihrer Geburt war für sie der Schönste in ihrem Leben. Sie weiß noch, wie ihre Kammerdienerin nach der Geburt die Babys in ihre Arme legte und wie ihr Mann, König Ryley, mit ihr zusammen die Kleinen beobachtete, wie sie die Welt schon damals aufmerksam beobachteten.
König Ryley, der sich zum momentanem Zeitpunkt mit den Amtsgeschäften befassen musste, war von sportlicher Figur und hatte lange, schwarze Haare und inzwischen einen Vollbart, den er bei der Hochzeit noch nicht trug. Adiana hatte ihn schon manches mal darum gebeten, ihn ab zu rasieren, aber meist neckte sie ihn nur damit. Sie liebte ihn noch immer wie am ersten Tag.
Der Prinz und die Prinzessin waren unzertrennlich und taten nie etwas alleine. Auch so manchen Schabernack, den man ihnen aber wegen ihrem zauberhaften Kinderlachen schnell verzieh. Stets waren sie füreinander da. Wenn der eine ein Problem oder Kummer hatte, half ihm der andere. So hatte sich Kaleb einmal das Knie aufgeschürft. Elonore riss sofort ein Stück ihres Hemds ab, das sie an hatte, und band es sofort darum, ohne zu beachten, dass sie selber verletzt war.
Oder einmal hatte eine Stoffpuppe von Elonore einen Riss. Und Kaleb nähte sie wieder zusammen-gemessen an der Tatsache, das er nur mal den Schneider dabei beobachtet hatte und seine Finger äußerst viele Stiche ertragen mussten.
Kurzum, es war unmöglich diese zwei Kinder in irgendeiner Weise zu trennen. Sie waren wie Pech und Schwefel.
Nun tobten die Kleinen zwischen den Wurzeln der Bäume am Waldrand hin und her. „Du bist!“ „Das stimmt nicht, du bist, Kaleb!“ Sie jagten sich und lachten dabei so viel, das man glaubte alles schlechte, was es auf dieser Welt nun mal gibt, würde nur dadurch verschlungen und vernichtet.
Die Königin macht sich nun doch etwas Sorgen und ging dem Lachen nach. Inzwischen stolperte aber Elonore und fiel hin. „Elonore, alles in Ordnung?“ fragte ihr stets beunruhigter Bruder.
Seine Schwester setzte sich auf: „Ja, ich denke schon.“ Zwar trugen sie im Moment ihre Freizeit-Kleidung, welche es ihnen ermöglichte so herum zu tollen, aber gegen Stürze schützte sie nicht.
Elonore wischte sich etwas Erde von ihrer gelben Lieblingshose und überprüfte, ob an ihrer roten Bluse auch nichts kaputt war. „Komm, ich helfe dir!“ sprach Kaleb und gab ihr seine Hand. Seine Schwester nutzte aber die Gelegenheit und zog ihn schnell zu sich auf den Boden.
Kaleb fiel nun mit seinem beigen Hemd zu Boden uns sah, wie etwas Erde auf seine Schwarze Wollhose kam. „Na warte!“ rief er daraufhin und schon kitzelten sich die Beiden gegenseitig. Ihr Lachen ertönte im ganzen Wald.
Auf einmal hörten sie ein lautes Schnaufen. Sie erschraken. Elonore fasste sich als erste wieder: „Was...was...war das?“
„Ich glaube es kam von dort.“ Leicht zitternd gingen sie auf einen kleinen Absturz zu. Gerade als sie runter sehen wollten, hörten sie wieder das Schnaufen, was sie so sehr erschrak, das sie um ein Haar runter gefallen wären, hätten sie sich nicht festgehalten.
Nun sahen sie, auf dem Boden liegend, vorsichtig hinunter, das heißt, sie lugten hinab und sahen, wie sich etwas, nein, zwei etwas auf dem Boden bewegte.
Sofort stiegen sie einen Abhang neben der Kante herunter und sahen sich den Ort genauer an. Überall war Laub und Dreck, und darunter war etwas. Sie wischten es weg und glaubten nicht was da sahen. Ihre kleinen Herzen standen für einen kurzen Moment still.
„Das...sind...das sind...ja....“ stotterte Kaleb, und seine Schwester rief es dann kurz und knapp aus:
„Einhörner!“
Oh ja. Da lagen in der Tat zwei kleine Einhorn-Fohlen, die offensichtlich verletzt waren. Sie hatten beide Kratzer am ganzen Körper, und waren nicht größer als eine Katze. Offenbar waren sie Geschwister und wurden mit ihrer Mutter von irgendetwas angegriffen, was dann mehr Interesse an der Mutter als den Fohlen hatte.
Die Stute war komplett weiß und hatte auch eine weiße Mähne, welche bis zur Hälfte ihres Rückens reichte, und das Horn auf ihrer Stirn war wie aus Gold. Der neben ihr liegende Hengst hatte Braunes Fell. Die Mähne war eher gelb. Auf seiner Stirn glänzte ein silbernes Horn.
Beide hatten rote Auge, deren Schimmer einen glauben ließ, dass es Rubine waren. Trotz ihrer Verletzungen erfasste ihre Schönheit die kleinen Thronfolger sofort. Es traf sie richtig. Sie waren verzaubert.
„Elonore! Kaleb! Wo seid ihr?“
„Wir sind hier Mama!“ erwiderte der Sohn. Die Königin kam nun auf ihre Kinder zu. Ihr blauer Rock und ihr weißes Hemd hatten demnach auch die dementsprechenden Spuren.
„Was macht ihr hier?“ Elonore zeigte nun auf die Fabelwesen. Die Königin musste sich erstmal fassen und atmete hektisch und laut. „Nie..nie hätte ich gedacht so was jemals zu sehen.“
Kaleb blutete das Herz: „Mama, bringen wir sie nach Hause. Wir müssen ihnen helfen.“
Ihre Mutter war erstmal alles andere als begeistert. „Aber...Kinder, sie gehören in den Wald. Und ich glaube nicht, dass wir ihnen helfen können. Vielleicht...sollten wir sie vom Jäger erschießen lassen. Ihr Leid muss beendet werden.“ Ihr tat es selbst Leid das sagen zu müssen, denn es war einer ihrer größten Träume, ein solches Geschöpf zu sehen.
Elonore lief nun auf sie zu, nahm ihre Hand, und blickte mit ihren nun leicht verweinten Augen an. „Bitte Mama, bitte. Ich will sie nicht hier liegen lassen.“ Adiana atmete nun durch. Das war mal wieder typisch für ihre Kinder. Ihr ganzes Leben lang brachten sie regelmäßig verletzte Vögel, Eichhörnchen und mehr in das Schloss. Sie waren tierlieb ohne gleichen.
Sie lächelte sie an. Diese Augen ihrer Tochter. Tja, das gesamte Volk war von ihr begeistert. Diesen Augen konnte man es einfach nicht antun. „Also gut. Nehmt sie schon mit, aber vorsichtig. Frage mich nur was euer Vater dazu sagen wird.“
Liebevoll lächelnd nahmen nun Kaleb den Hengst und Elonore die Stute. „Nun kommt, er macht sich bestimmt Sorgen.“
Kaleb sprach leise zum Hengst: „Keine Angst, bald geht es dir besser.“ Die Tiere hatten aber Angst, und sie schüttelten sich etwas, aber sie waren zu geschwächt, um sich wirklich wehren zu können. Und schon bald beruhigten sie sich. Adiana wunderte es nicht. Die Augen ihrer Kinder konnten jeden beruhigen.
Sie gingen nun in das Schloss. Das Schloss war aus weißen Marmor gebaut. Es hatte drei große Türme mit spitzen Dächern. Die Fenster waren mit goldenen Schleifen verziert. Sie traten in die Halle. Der Boden war mit polierten, bunten Platten bestückt, die jeden spiegelten, der darüber ging.
Sie kamen in über eine Hintertür zum Hof, wo die Stallungen waren. Dort kam gerade der Tierarzt, als die Königskinder sofort zu ihm kamen: „Doktor...Doktor, sehen sie, hier!“ Auch der Tierarzt stockte erstmal, als er die stolzen Tiere sah. Dann ordnete er an, sie in seinen kleinen Raum zu bringen.
„Sie haben viele Wunden. Ich weiß nicht ob es noch Hoffnung gibt. Vielleicht...“
„Nein, Doktor, nicht erschießen. Bitte, helfen sie ihnen.“ Elonores Augen blickten ihn so voller Sehnen an, dass er nicht anders konnte.
„Wir müssen die Wunden reinigen und verbinden. Die Verbände müssen täglich gewechselt werden.“
„Wir werden es machen.“ stellte Kaleb klar.
Somit kämpften die Kinder Tag für Tag und voller Sorge um das Leben der Fohlen. Sie wechselten die Verbände, reinigten die Wunden, und wechselten wieder die Verbände, und das ohne Unterlass. Das Königspaar war stolz auf ihre Kinder, denn sie erhielten durch dieses Erlebnis immer mehr Reife.
Drei Wochen lang bangten sie um das Leben der Einhörner. Dann, nach Ablauf dieser Zeit, war der Tierarzt froh, ihnen die Gute Nachricht zu überbringen: „Die Wunden sind verheilt, sie sind nun über den Berg. Das habt ihr gut gemacht.“
Kaleb und Elonore jubelten und umarmten sich vor Freude. Sie sprangen und hüpften. Ihre Eltern freuten sich für die Zwei.
Einen Tag später sprangen die zwei kleinen Einhörner im Gehege herum. Im Gegensatz zu den vielen anderen Tieren denen die Zwei geholfen hatten, waren sie zu klein, um wieder in die Wildnis entlassen zu werden, also behielten sie sie. „Wie sollen wir sie nennen?“ sprach Kaleb nun zu seiner Schwester, als sie die stolzen Tiere beobachteten. Die Schönheit der Wesen verzauberte jeden, der sie beobachtete. Auch Elonore, die fast nichts mehr sagen konnte.
„He, Schwesterherz!“
„Oh, Entschuldigung. Siehst du dieses goldene Horn auf ihrer Stirn? Es ist...als ob die Sonne aufgeht. Ich glaube, ich gebe ihr den Namen Eos. Was meinst du?“
„Ja, das klingt schön.“
„So, Bruderherz, jetzt gibst du aber dem Hengst einen Namen.“ Kaleb war zuerst geschockt, aber er besah sich das Horn des Hengstes. Es erinnerte ihn an den Glanz des Vollmondes.
„Chander!“
Elonore sah zu ihrem Bruder und dann auf das Tier. „Ja, das passt zu ihm.“
Vollkommen verträumt sahen die Kinder nun auf Chander und Eos. Ja, sie fühlten sich, als ob es nie eine Welt ohne ihre neuen Freunde gegeben hätte. Fast wirkten sie wie Engel auf den Prinzen und die Prinzessin. So wunderbare Geschöpfe-ja, dafür lohnte es sich zu leben. Um so etwas zu beobachten. Sie waren erfüllt von Frieden, der aber jäh gestört wurde.
„Elonore, Kaleb, kommt zum Abendessen!“
„Wir kommen Papa!“ war die gemeinsame Antwort.
Etwas widerwillig gingen sie nun zum großen Saal. Sie hätten die schönen Tiere gern noch etwas beobachtet.