Kapitel 1 (gelöscht)

pol shebbel

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Bisher durchaus vielversprechend - ein geheimnisvoller Beginn, man weiss noch nicht, worauf es hinausläuft. Die Bilder sind stark, die schönen wie die hässlichen, und Spannung gibts auch. Schreibfehler gibts ein paar, aber darüber muss man nicht unbedingt Worte verlieren.

Beim Schreibstil sehe ich eine Reihe von Details, die ich verbessern würde. Mehrmals aufgefallen sind mir:

- Öfters scheint mitten in einem Satz die Perspektive zu wechseln - von der Perspektive der handelnden Figur zu der eines aussenstehenden Beobachters und gleich wieder zurück. Der Leser wird da sozusagen kurz "aus dem Film gerissen", und ich empfinde das als störend. Beispiele:

"die blonde Journalistin, [blue]deren Erscheinungsbild entgegengesetzt zu ihrem Wesen eher kühle Arroganz hätte erwarten lassen[/blue]"

"[blue]Wie Laura schon folgerichtig für sich gemutmaßt hatte, handelte es sich bei ihm um den Anführer[/blue]"

- Öfters werden Formulierungen benutzt, die mir unpassend erscheinen - zu gekünstelt oder umgekehrt zu umgangssprachlich - manchmal scheinen mir die verwendeten Ausdrücke sogar schlicht falsch. Beispiele:

"Brittany [blue]transpirierte[/blue]" - gekünstelt

"Brittany bekam es mit der Angst zu tun, welche [blue]sich[/blue] ... [blue]intensivierte[/blue]" - gekünstelt

"Brittany geriet in [blue]stille Panik[/blue]" - falsches Wort?

"Doch so [blue]tough[/blue] war sie nicht" - zu umgangssprachlich

"Während des Versuchs den Blick [blue]zwanghaft[/blue] von der Scheibe abzuwenden" - falsches Wort?

"Laura registrierte ... nur noch [blue]trivial[/blue]" - falsches Wort?

Wenn ich noch genauer suche, finde ich wahrsacheinlich noch mehr Fälle - das wird aber definitiv noch etwas länger dauern.

Eine Bemerkung zum Inhalt: Was sich abzuzeichnen scheint, ist ein ziemlich deutliches Gut-Böse-Schema: Cragg und Cannis sind ja fast archetypisch grässlich anzusehen und dazu noch so was von oberfies - Laura umgekehrt geradezu atemberaubend attraktiv. Mir persönlich gefällt so starkes Schwarz-Weiss nicht so sehr, zumindest nicht in einem Science-Fiction-Umfeld. Aber das ist wohl ein Stück weit Geschmackssache.

Spannend ist es aber in jedem Fall - werde weiterlesen.
 

Jason-Potter

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Danke für deine Kritik, die mir sehr geholfen hat. Einige der Dinge die du angesprochen hast sind mir auch schon durch den Kopf gegangen, aber da viel mir zu dem Zeitpunkt einfach nichts besseres ein - viele Ausdrücke wirken wohl wirklich etwas gekünstelt. Werd ich bei Gelegenheit ausbessern.
Du hast recht, wenn du sagst dass die Charaktere sehr Stereotyp wirken, aber das war in dem Fall Absicht. Laura wollte ich als hübsches Naivschen haben - später ist sie auch nicht mehr so brav und naiv, und die beiden anderen, naja für so einen Auftrag sind solche Typen eben die besten - möglichst keine Rücksicht auf Verluste nehmen und das Wichtigste, sie trauen sich gegenseitig nicht - was in einem späteren Kapitel noch Konsequenzen haben wird.

Eigentlich bin ich positiv überrascht, ich hatte mit schlimmerer Kritik gerechnet, nachdem bei der einzigen Bewertung die 1 gedrückt wurde.
Also noch einmal danke, das ermutigt weiterzuschreiben.

LG Ralf
 

FrankK

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Hallo Jason

Habe mich mal ein wenig, wie angedroht, über Deine Geschichte „hergemacht“.

Eigentlich bin ich positiv überrascht, ich hatte mit schlimmerer Kritik gerechnet, nachdem bei der einzigen Bewertung die 1 gedrückt wurde.
Hi hi, warte ab …
Wie ich schon erwähnte, anonyme 1er sind so aussagekräftig wie eine Neujahrsansprache.
Legen wir mal los.

Es war ein freundlicher Tag. Der Himmel über New York war nur leicht wolkenbehangen und die Luft in den Straßen war warm und schwül, viel schwüler als man es für Samstag, den elften September 2021, vorhergesagt hatte; sie war schweißtreibend bis unerträglich.
Eine wiedersprüchliche Aussage, unter „schweißtreibend bis unerträglich“ verstehe ich keinen freundlichen Tag. Den einleitenden Satz kannst Du getrost weglassen.
Das Datum empfinde ich persönlich als „Effekthascherei“, zumal Deine Story nicht viel mit diesem Datum zu tun hat.
Ich kann mir gut vorstellen, das einige nicht weiterlesen nach Punkten wie „11.September“ und „Terroristen“.

Und doch war sie eigentlich täglich darauf gefasst, dass bewaffnete Einheiten der Regierung ihre Wohnung stürmten, um sie wie eine Terroristin in ein geheimes Lager zu verschleppen, weil sie eine politisch konträre Meinung zur Regierung besaß. Die Geschichte des zweiten Weltkriegs lehrte, dass so etwas schneller geschehen konnte, als der einfache Bürger glaubte.
Es geht um „anders denkende“, einen Vergleich mit Terroristen solltest Du hier besser meiden, ebenso „verdrehst“ Du so etwas den Bezug zum zweiten Weltkrieg. Auch da ging es nicht um Terroristen.
Ein Überwachungsstaat, wie Du ihn beschreibst, dürfte auch subtilere Methoden kennen, um „unerwünschte“ verschwinden zu lassen, als ein auffälliges, bewaffnetes Kommando.

Vier Stunden waren nichts, wenn man dabei mehr als acht Mal die Subway-Route wechseln musste.
Also, ich kenne ja das U-Bahn – Netz in New York nicht, aber ich war schon öfter in Paris mit der Metro unterwegs. Glaube mir, du kommst von einem Ende zum entgegengesetzen Ende mit maximal 4 mal umsteigen. Ein Flughafen ist auch nicht gerade irgendeine „Hintertür-Station“.

Nun ja, hat sich ja auch schon erledigt.
Plopp – Ende mit dem Traumgebilde.

Munteres Vogelgezwitscher farbenprächtiger Vögel gab es hier genauso wenig zu hören oder zu sehen, wie das friedvolle Rauschen der vom Wind bewegten und im Sonnenlicht saftig grün reflektierenden Blätter des Waldes oder das stürmische und dennoch beruhigende Brausen eines stolzen Wasserfalls, der in Vereinigung mit der Sonne in silbern schimmernden Nebeln, die aus dampfendem Tal emporstiegen, farbenprächtige Regenbögen in elysischer Vollendung gebar.
Solche Mammutkonstrukte von Schachtelsätzen machen das Lesen nicht gerade einfacher, besonders schlimm, wenn Teile des Satzes keinen Sinn ergeben.
Da fehlt wohl ein kleines Wörtchen: „die aus dem dampfenden Tal emporstiegen“

Der Traum war sehr intensiv, dauerte zum Glück aber nie lange. Er endete stets an einer
markanten Brücke, die sich in schwindelerregender Höhe über einen breiten, fast schon als gigantisch zu bezeichnenden Flusslauf spannte.
Das klingt, als würde sie immer wieder den gleichen Traum träumen. Deine Geschichte beginnt aber mit einem anderen Traum.

Die Geschichte Brittanies war nicht ihre Geschichte.
...
Warum war es überhaupt noch so dunkel? War es etwa bewölkt?
Der ganze Abschnit, der sich mit diesen Sätzen eingrenzen lässt, liest sich, verzeih mir die Ausdrucksweise, staubtrocken.
Unendliche Schachtelsätze, teils Unterbrochen mit Strichpunkt; teils mit Gedankenstrichen – die doch lediglich wieder nur einen Nebensatz beinhalten – lassen das Auge ermüden und beanspruchen das Gehirn überstark, zumal Situationen eintreten, wo Du verschiedene Aspekte einer Aussage in einem einzigen solchen unüberschaubaren und teilweise schwer verständlichen – auf grund ungewöhnlicher Formulierungen – Satz deinem Leser nahezubringen versuchst und nebenbei – wie schon angemerkt wurde – auch die erzählerische Perspektive wechselt.
Uff.
Ich hoffe, Du verstehst, was ich meine.

Nachdem sie sich eine Kerze entzündet hatte und alle Zimmer, sogar den Keller der Blockhütte nach ihrem Vater durchsucht ...
Wohl ein etwas größeres Haus, nicht nur eine Hütte.
Wieder so ein Schachtelsatz ...

Laura hielt regungslos den Atem an oder besser gesagt, er wurde ihr angehalten.
Schon mehrmals ist mir aufgefallen, hier besonders stark, das Du deinen eigenen Aussagen innerhalb deines Textes in dieser Form widersprichst.
Viel einfacher wäre zu lesen: „Lauras Atem stockte.“
Hat die gleiche Aussage.

Ihr Mund verdörrte in Trockenheit. Ihr Speichelfluss versiegte. Sie musste fortlaufend schlucken.
Wenn ihr Mund in Trockenheit verdörrt, ist der Speichelflus bereits versiegt. Was gibt es da noch zu schlucken?

Ihre tief braunen Augen, die sich in unergründlichen Tiefen verloren und dennoch wie zwei Sonnen erstrahlten, denen das Unmögliche gelang, Sanftmut in Einklang mit verborgener Verführung zu bringen, benetzten sich mit Tränen, die in feiner filigraner Perlenform über ihr wunderschönes bleiches Gesicht liefen, und sich in einträchtiger Harmonie mit einer nahezu perfekten Physiognomie vereinigten.
Oh Mann.
So schön Du in diesem Satz auch etwas beschreibst, es passt nicht zum Kontext der Situation.
Dem Hahn wurde „der Hals umgedreht“, über Lauras Entsetzen schreibst Du mit Worten, die eher zu einem Poetischen Liebesschwur passen.

Um ein weiteres Mal fuhr es ihr wie ein Schwerthieb durch die Eingeweide.
Korrektur: „Und ein weiteres ...“

Aber noch hatte sie die Chance zu entkommen, wenn auch nur eine sehr geringe, wenn sie jetzt die Nerven verlor.
Du meinst wohl: „...wenn sie jetzt die Nerven nicht verlor.“

War das schon das aus?
Wenn schon, dann „das Aus“, aber vielleicht besser „das Ende“

Ihre Seele war am ausbluten.
Schlechte, fast erbärmliche Formulierung.
Hihi, warum nicht gleich „... war am ausbluten dran.“ Also nöh, also ehrlich.
Tschuldige.

... Nummer, die ich bis zum letzten Atemzug genießen will, hohoho“,
lachte Cragg abfällig.
Überflüssiger Absatz.

Wie Laura schon folgerichtig für sich gemutmaßt hatte, handelte es sich bei ihm um den Anführer der beiden Mutanten, der explizit von Fürstin Lewinia, dem Oberhaupt der Maluten, aus einem Kader der besten Bewerber, letztendlich für diesen Auftrag ausgewählt worden war. Damit war ihm eigentlich jetzt schon die größte Ehre zuteil geworden, die einem Malutenkrieger im Leben zu Teil werden konnte und bei Erfüllung... dann war er eine Legende.
So beschrieben liest es sich als Gedanken Lauras, was aber nicht möglich ist, da sie die beiden Typen nich kennt.

Mit einer Paarung aus Begierde und Neid, beugte er sich tief über Laura ...
In der davorliegenden Beschreibung schwingt eigentlich nur Verachtung für dieses schwächliche Wesen, woher kommt jetzt der „Neid“?

Insgeheim wusste Cragg das auch, er verdrängte es - wie jeder gewissenlose Vergewaltiger es vermutlich tut.
Den angehängten Satz mit dem Vergewaltiger kannst Du getrost streichen. Du beschreibst eine Vergewaltigungsszene, was in diesem Kontext sogar passt, eine persönliche Beurteilung einer solchen Tat ist an dieser Stelle unangebracht und passt nicht zum Erzählrahmen.


Uff, das erste Kapitel ist geschafft.
Wirklich, Deine Story ist nicht leicht zu lesen.
Dein Stil, streckenweise sehr getragene Ausdrucksweise, im Zusammenspiel mit diesen langen Sätzen, werden dem Geschehen innerhalb der Geschichte nicht gerecht.
Während fast Seitenweise Lauras Gefühlsleben beleuchtet wird, ist die notwendige Erklärung um die Maluten ziemlich dürftig geraten.
Deine Erotische, fast zärtliche Beschreibung Lauras während und kurz vor der Vergewaltigung werden ebenfalls der Situation nicht gerecht.
Zeitweise hatte ich den Eindruck, als wären hier zwei grundverschiedene Geschichten miteinander verschmolzen.

Bitte, versuche einmal, das ganze mit weniger Mammutsätzen, weniger ausschmückenden Metaphern und etwas geraffter, dem Situationstempo angepassten Schreibstil, zu überarbeiten.
An einigen Stellen bin ich auch über Deine Kommatas gestolpert. Teilweise zu viel, teilweise zu wenig.
Insgesamt liest es sich fast, als hätten Hemingway oder Tolstoy sich an einer „Matrix“-Story versucht.

Wenn ich jetzt gezwungen wäre, eine Bewertung hierfür abzugeben, müsste ich Dir ehrlich gestehen, dass ich (für meinen Geschmack) nicht mehr als drei Punkte geben könnte. Eine große Lust auf weitere Kapitel verspüre ich nicht, werde mir aber trotzdem noch den zweiten Teil ansehen und kommentieren.

Die kommentarlose „1er-Berwertung“, die Dich auf die Palme gebracht hat, kann ich jetzt fast schon etwas nachvollziehen. Wertungspunkte sind „Geschmackspunkte“. Selbst für einen SF-Fan ist dein Werk nicht gerade leicht zu verdauen.

Wie pol schrieb:
Bisher durchaus vielversprechend - ein geheimnisvoller Beginn, man weiss noch nicht, worauf es hinausläuft. Die Bilder sind stark, die schönen wie die hässlichen, und Spannung gibts auch.
Du kannst erkennen, Geschmäcker sind verschieden.
Was ich als langatmig und etwas „zähflüssig“ empfand, sieht er als „geheimnisvoller Beginn“. Deine Aufgabe wird es sein, eine Entscheidung zu treffen, ob und inwieweit Du die Geschichte überarbeitest.

@pol
Mir persönlich gefällt so starkes Schwarz-Weiss nicht so sehr, zumindest nicht in einem Science-Fiction-Umfeld.
Und wieder Differenzen im Geschmack. Gerade eine Abstrakte „Schwarz-Weiss“ – Überzeichnung ist in der SF sehr erfolgreich. Es gibt genügend Beispiele:
Frankenstein(wo man noch über das zugehörige Genre streiten kann), Blade Runner, Alien, StarWars.


In der Hoffnung, Dich nicht all zu sehr frustriert zu haben verbleibe ich mit freundlichen Grüßen

Frank
 

Retep

Mitglied
Hallo Jason,

FrankK hat schon alles gesagt, muss nichts mehr hinzufügen.
Eine wahnsinnige Arbeit hast du dir da mit dem Text gemacht, aber er müsste gründlich überarbeitet werden.

Gruß

Retep
 

pol shebbel

Mitglied
Und wieder Differenzen im Geschmack. Gerade eine Abstrakte „Schwarz-Weiss“ – Überzeichnung ist in der SF sehr erfolgreich. Es gibt genügend Beispiele:
Frankenstein(wo man noch über das zugehörige Genre streiten kann), Blade Runner, Alien, StarWars.
Die Frage zu gut und böse ist ein interessantes Thema! Dazu muss ich jetzt doch noch was sagen: Gerade Frankenstein würde ich jetzt als ein Beispiel nehmen, wo gut und böse eben nicht klar getrennt sind. Da ist Dr. Frrankenstein mit der noblen Wissenschafts-Fassade, hinter der aber einer Reihe klar egoistischer Motive stecken - und das Monster andererseits, das ja ursprünglich gar nicht böse, sondern eigentlich bedauernswertes Opfer ist. Bei Blade Runner sind die Bösen Androiden, also im Grunde Maschinen, was ihre unmenschlichen Verhaltensweisen erklären kann, und das Verhalten des Alien wird von seiner Biologie bestimmt - und von der Tatsache, dass sich die Menschen (die selber keinesfalls klar als "gut" idetifizierbar sind) plötzlich in der Rolle des Beutetiers finden.

Bei Star Wars ist das Gut-Böse-Schema am deutlichsten - andererseits würde das nun ich als Grenzfall im Bezug auf das Genre ansehen - es hat ja viele Elemente von Fantasy, und bei Fantasy ist die klare Trennung in gut und böse viel üblicher.

All das gibts in der Geschichte hier aber nicht. Cannis und Cragg sind grundsätzlich menschliche Wesen, aber dennoch böse - und zwar so abgrundtief böse, wie es in der realen Welt eigentlich kaum vorkommt, und dies ohne die kleinste Erklärung. Zumindest eine Erklärung müsste da aus meiner Sicht hinein - ich kann mir z.B. vorstellen, dass sie so geworden sind, weil sie in einer grausamen Welt aufwuchsen, wo nur die Brutalsten und Fiesesten überleben.

Aber wie FrankK schon schrieb, die Geschmäcker sind verschieden...
 



 
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