Kapitel 10 Enge

Michelles Griff lockert sich erst, als sie mehrere Schritte in der Lehranstalt sind. In diesem Moment auch erst, scheint Gabrialla wirklich zu erfassen, wie verängstigt sie ist.
Eigentlich dachte ich, überlegt sie, ihre pochende Hand betrachtend, ich sei es gewöhnt, dass Michelle sich an mich klammert. Aber, dass sie einen so festen Griff hat, hätte ich nie gedacht.
Mittlerweile hat Michelle ihr den Rücken zu gekehrt. Geschickt schlängelt diese sich an den anderen Lehrlingen, die sich nahe der großen Treppe und den am weitest entfernten Gebäudefingern gesammelt haben, vorbei.
Wie macht sie das nur?, überlegt sie, während sie versucht, ihr ebenso geschickt zu folgen. Doch es bleibt bei dem Versuch, wie ihr von unaufhörlichen Protesten vermittelt wird.
Warum müssen die auch direkt vor mir einen Schritt nach hinten machen? Können die nicht auch etwas aufpassen? Das ist der Gang, nicht die Aufenthaltsräume. Was machen die hier oben?
Noch bevor Gabrialla Michelle eingeholt hat, hat diese Marie gefunden. Gemeinsam, mit anderen Lehrlingen, stehen beide mitten im Gang zweier mittlerer Gruppen.
Klar, dass auch die beiden einfach mitten im Weg stehenbleiben, kritisiert Gabrialla. Doch hindert sie sich gerade noch daran, ihre Gedanken laut zu sagen, als sie bei ihnen ankommt.

„Es war echt beängstigend.“, sagt Sven gerade, an Michelle gewand, als Gabrialla sie erreicht. Schon beginnen sie erneut zu spekulieren, was hier los ist.
Nach dem Vorfall, vor dem Gebäude, hat sie selbst beschlossen, sich lieber still zu verhalten, und so nickt sie den Freunden nur knapp zu.
Ihre Neugierde hingegen, hält sie nicht zurück. Im Gegenteil lauscht sie aufmerksam den sie umgebenden Gesprächen. Immer darauf bedacht, nahe bei Michelle zu bleiben, folgt sie dieser, von einer Gruppe zu einer Anderen, den Gang hinunter.
Im Allgemeinen scheinen mir hier, alle viel zu große Angst zu haben. Die Wächter haben doch, außer herumzustehen, nichts gemacht. Bewertet sie, die allgemeine Unruhe und Aufregung. Währen sie hier, um uns etwas anzutun, würden sie sich sicher ganz anders verhalten. Und, wenn doch? Was können wir schon dagegen tun?
Schon schiebt sich Michelle weiter, in Richtung Treppe. Bevor sie außerhalb ihrer Reichweite ist, greift sie nach der gedankenverlorenen Gabrialla und zieht sie mit sich.
„Ohne dich fühle ich mich verloren. Du bist so stark, du bist meine Stütze.“, diese Worte sind es, die Gabrialla jeden Tag aufs neue dazu bringen, sich von Michelle führen zu lassen. „Nicht deine körperliche Stärke, die durchaus unübersehbar ist, ist es, die mir oft Stütze ist. Du selber, dein Wille, sei er auch teilweise noch so fremd, ist es, der mir Kraft gibt.“, wärme überkommt sie, als sie an diese Worte zurückdenkt.
Ich weiß nicht mehr, vor wie langer Zeit Michelle mir dies das erste Mal gesagt hat. Doch selbst jetzt bin ich noch immer der Meinung, dass sie die Stärkere ist. Dennoch werde ich ihr nicht widersprechen, schwört sie erneut.
Niemals, hallt es zustimmend aus ihrem tiefen Inneren.
Kaum sind sie am Fuß der Treppe angekommen, strebt Michelle die nächste Gruppe an. Von Gruppe zu Gruppe, von Vermutungen zu Versicherungen, treiben sie in Richtung Wäschekammer. Ihr Stopp ist nur kurz, eilig Waschen sie sich und suchen neue Kleider.
Nichts ist geblieben von der Pflege, die Michelle so genießt.
Schon eilen sie weiter, zum naheliegenden Aufenthaltsraum.

Schließlich, nach einer weiten und öden Reise, bei der für Gabrialla zu viel geredet und zu wenig gewusst wird, erreichen sie den Essensraum. An dessen Eingang auch schon die Freunde auf sie warten.
„Habt ihr erfahren, warum die Wächter hier sind? Ich habe nur Vermutungen gehört“, begrüßt Michelle diese, ungewohnt neugierig und so gar nicht den Regeln entsprechend. Doch: Was ist heute Abend schon den Regeln entsprechend?, überlegt Gabrialla spöttisch.
„Ein Wächter ist zum Lehrleiter gekommen und sitzt nun mit ihm in seinem Büro. Keiner weiß was er will oder wen.“, sprudelt es aus Sven.
„Das habe ich auch gehört.“, bestätigt Juls. „Und, dass fünf Wächter kurz nach den Prüfungen aufgetaucht sein sollen.“
„Fünf?“, unterbricht ihn Michelle überrascht.
„Ja. Die drei oben, einer, der mit dem Lehranstaltsleiter gegangen ist und einer ist wieder verschwunden.“
Juls wieder, grummelt Gabrialla erbost. Ihn interessiert es nicht, ob er Michelle verletzt oder, wie jetzt, verängstigt. Ich frage mich, ob er überhaupt merkt, was er macht. Oder, geht sie einer anderen, schon früher aufgekommenen Vermutung nach: Macht es ihm sogar Spaß?
Es drängt Gabrialla, nach oben zu gehen und sich nach den Wächtern umzusehen. Doch ihr Hunger ist stärker als ihre Neugierde.
„Wollen wir nicht erst einmal rein gehen? Uns etwas zum Essen holen und einen Platz finden?“, wirft sie in den verbalen Austausch der Freunde.
„Gabrialla hat recht. Es ist spät und ich habe hunger.“ Wie spät es ist, zeigt ihnen ein Blick auf das Sandspiel neben der Tür.

Die Essenszeit ist gleich vorbei. Hoffentlich bekommen wir noch was Gescheites zum Essen. Als ginge das jetzt auch den anderen auf, beeilen sie sich, an die Ausgabe zu gelangen.
„Was ist hier den los?“, flüstert Michelle, als ein, womöglich zehn Zyklen alter Junge, an ihnen vorbei läuft. „Warum sind die Kleinen noch hier? Ihre Essenszeit war vor einem halben Strich und die Sperrzeit beginnt gleich. Warum sind sie noch hier? Warum kümmern die Erzieherinen sich nicht?“
„Ich kann keine anderen sehen. Vielleicht“, hofft Gabrialla, „war das nur ein Nachzügler.“ Was ihr einen zweifelnden Blick von Michelle einbringt.
Wie schon am Mittentag, so belädt Michelle auch jetzt ihr Tablett. Gabrialla achtet nicht darauf, was diese ihr auftischt. Ihr Blick schweift durch den Raum.
„Die Mittleren sind auch noch hier.“, lässt sie Michelle wissen. „Dort drüben, in der Ecke sitzt eine Gruppe und ist immer noch am Essen.“
„Was ist hier los? Ich kann mich an kein Zyklusabschluss erinnern, an dem wir, außerhalb unserer Essenszeit, im Essensraum sein durften.“
„Los, macht weiter, ich hab Hunger.“, treibt Juls sie ungeduldig an. Schnell landen noch zwei Früchte bei Gabrialla und eine bei Michelle. Doch, als sie ihre Auswahl durch die Kontrolle tragen, sitzt dort niemand.
„Also jetzt bekomme ich Angst!“, kommentiert Michelle, bevor sie wieder von Juls angetrieben, weiter gehen.

Es dauert einige Zeit, schieben und gut zu reden, bis sie einen Platz für alle gefunden haben.
Als alle schließlich sitzen, will Michelle wissen: „Also, was habt ihr gehört? Was habt ihr Neues erfahren? Weis irgendjemand, was die Wächter wollen?“ Trotz der Anspannung hat jeder, außer ihr und Gabrialla, sofort nach einer Speise gegriffen.
Weiterhin nur dieser Dreck. Ob ich noch einmal zur Ausgabe soll und zusätzliches Fleisch holen soll? Es ist niemand da, der kontrolliert.
Nun lassen sie jedoch ihre Blicke schweifen. Scheinen zu forschen, welcher von ihnen das Rätsel lösen kann.
„Sie sollen kurz nach der letzten Prüfung angekommen sein,“ eröffnet Juls schließlich. „Seit dem sollen die drei oben und der eine im Gebäude sein. Ein Freund hat es beobachtet.“ Scheinbar entspannt, unter den neugierigen Blicken der anderen, teilt er eine Wurzel. Gemächlich, als würde ihm die Aufmerksamkeit, die Anspannung der Anderen gefallen, kaut er diese genüsslich.
„Und?“, fordert ihn Gabrialla, neugierig auf weiter zu sprechen, „Was haben sie gemacht?“ Als sich die Köpfe ihrer Freunde zu ihr herum drehen, steigt erneut ein mulmiges Gefühl in ihr hoch. Was?, fragt sie sich verletzt. Was ist jetzt schon wieder? Sie wollten doch wissen, was geschehen ist! Was ist an meiner Frage jetzt schon wieder falsch?
„Nichts,“ antwortet Juls. „Seit ihrer Ankunft stehen sie da und tun einfach nichts. Weder unterhalten sie sich, noch scheinen sie von einem der Lehrlinge Notiz zu nehmen.“
„Aber sie sind doch nicht einfach mal vorbei gekommen. Noch nie ist ein Wächter einfach so vorbei gekommen und sicher nicht fünf“, erwidert Michelle energisch. Kauend nicken einige zustimmend, während andere ihren Blick nachdenklich senken.

„Ich weiß zwar nichts von den Wächtern,“ bricht Gino das Schweigen, „aber einer meiner Freunde hat mir etwas seltsames erzählt. Er arbeitet im Archiv der Lehranstalt. Da,“ klärt er sie auf, „wo sie die Unterlagen der abgeschlossenen aufbewahren.“ Sich, sichtbar unwohl fühlend, unter den Blicken der Freunde windend, sucht sein Blick Svens. Erst, als dieser ihm aufmunternd zu nickt, fährt er fort zu erzählen. „Die Hausherrin ist in das Archiv gekommen und hat in den Unterlagen gesucht. Sie hat ihn erst gesehen, als sie gefunden hat, was sie suchte und war über seine Anwesenheit nicht erfreut. Er meinte, dass sie sichtlich irritiert, womöglich sogar Böse war. Jedenfalls hat sie ihn mit raus genommen und ihm erklärt, er wäre für heute fertig.“
„Was hat ...“, Juls kommt nicht weiter, sondern wird durch Svens erhobene Hand unterbrochen.
„Erzähl weiter,“ fordert er sanft, den immer nervöser werdenden Gino auf. „Was ist dann geschehen?“
„Als sie ihn also rausgeschmissen hat,“ fährt er fort, „hat er sich hinter der nächsten Biegung versteckt und ist dann der Hausherrin gefolgt.“ Das entsetzte Luftholen, über diese Verletzung der Regeln, unterbricht seine Ausführung dieses Mal nur kurz. „Mein Freund ist ziemlich wissbegierig. Weswegen er auch gerne im Archiv arbeitet.“, versucht er, die Entscheidung seines Freundes zu entschuldigen. “Er ist ihr in Richtung des Lehranstaltsleiterraumes gefolgt. Sie war, so versicherte er mir, wirklich schnell unterwegs.“, beendet er seine Erzählung.

Fasziniert ist Gabrialla seiner Geschichte gefolgt. Jetzt, da sie geendet hat, bemerkt sie erst, wie still es um sie geworden ist. Nicht einfach nur still. Alle um sie, scheinen den Atem anzuhalten. Kein Laut, abgesehen, von Ginos hektischem Atem ist zu hören. Wie hypnotisiert, beobachtet sie, wie sich seine Brust hebt, Luft ansaugt und in zu schnellen Stößen abgibt. Drei. Vier.
Herzschläge lang verharrt alles Still.
„Also,“ durchbricht Svens Stimme die Stille und lässt Gabrialla Auffahren, „geht es um einen von uns.“ Verwirrt darüber, was gerade gewesen ist, sucht Gabriallas Blick die Freunde ab. Alle Blicke sind auf Sven gerichtet, während ihre Münder an ihrem Essen kauen.
„Wie meinst du das?“, erklingt Juls Stimme fragend.
„Na“, fährt dieser fort, als er seinen nächsten Bissen geschluckt hat. „Ist doch klar. Welche Unterlagen werden im Archiv aufbewahrt? Die, der Prüflinge. Die, aus den zehn letzten Zyklen. Unsere sind noch am Abend vor den ersten Prüfungen einsortiert worden.“
„Aber,“ will Marie krächzend wissen, „Warum sollten die Wächter Unterlagen eines Prüflings benötigen?“
Das Erlöschen der Kerze auf ihrem Tisch, unterbricht die Unterhaltung.
Was?, nicht nur Gabrialla sieht sich in der Gruppe nach einer Antwort um. Es muss schon sehr spät sein, entscheidet sie, wenn die Kerze ausgeht.
„Die Kerze ist aus. Die Essenszeit muss schon seit einiger Zeit zu Ende sein,“ spricht Michelle Gabriallas Gedanken aus. „Und keine Erzieherin, kein Erzieher ist da, um uns raus zu scheuchen. Wo sind sie?“
„Wir sollten raus, ehe die letzten Kerzen erlöschen.“ Ein kurzer Blick zeigt auch den anderen, dass ihre Kerze nicht die erste ist, die erloschen ist.

Zügig bringen sie ihre Tablets zurück, bevor sie sich an der Trinkenausgabe anstellen.
Oh. Hier ist jemand, stellt Gabrialla überrascht fest, als sie bemerkt, dass alle Ausgabestellen besetzt sind. Doch, auch sie sehen nervös aus. Nicht so träge wie heute zur Mittentagszeit. Als sie endlich den Raum verlassen können, sind auch die letzten Kerzen an den Tischen verloschen. Alleine im Bereich der Ausgabe, wurden neue entzündet.
Wie seltsam.

Gabrialla ist erneut versucht, nach oben zu eilen. Doch sie stoppt sich. Wendet alleine ihren Blick sehnsüchtig der Treppe entgegen.
Ich würde so gerne wissen, was sie hier wollen. Aber, die Tür nach oben ist schon lange abgeschlossen, schlussfolgert sie, nach einem Blick auf das Sandspiel. Was die Wächter jetzt machen? Abrupt stockt sie.
Was? Ihr Blick hat eine Erzieherin erfasst, die auf die Treppe zuhält. Soeben hat diese die beiden Aufpasser erreicht. Statt jedoch, wie erwartet, stehen zu bleiben, schlüpft sie nun eilig durch die Tür, die Gabrialla bis eben noch für verschlossen hielt. Ihr Atem stockt, ihre Beine geraten durcheinander und sie fällt fast über diese, als sie begreift was ihre Augen gesehen haben.
Die Türen sind offen! Aber ... wie kann das sein? Nun spürt auch Gabrialla, wie ein Schauer über sie gleitet und ihre Haut erzittern lässt. Eine Hand, die sie ergreift, lässt sie herumfahren. Dabei streift sie einige Lehrlinge und schleudert sie von sich.
 

ahorn

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Helene Persak,

Ich freue mich, dass du fleißig an deiner Geschichte arbeitest. Ich bin kein begnadeter Schreiberling - ein Leser mehr nicht.
Gibt mir mühe, es macht mir Spaß andere Geschichten zu analysieren – lernen kann ich dabei für meine eigenen Texte.
Dein Werk scheint mir interessant zu sein, wenn ich es lesen könnte – verstehen, was du meinst, in deinen dauernden Gedankenexperimenten.
Die Sätze schräg, die Interpunktion gewürfelt – nicht Mal die wörtliche Rede ist durchgehend gekennzeichnet. Das Studium deiner Zeilen benötigt mehr Zeit, als du zum Verfassen gebraucht hast. (Übertreibung :))
Liest du deinen Text nicht?

Halt! Sei nicht verschreckt! Im Kern ist alles Gut!
Leg dein Werk, dein Kapitel zwei Wochen zur Seite, studiere in der Zwischenzeit den Inhalt des Link.

http://www.andreaseschbach.com/schreiben/10punkte/10punkte.html

Mach ein Eigenlektorat nach der Anleitung und lies laut vor!

Einen literarischen Sprung ins neue Jahr wünscht dir
Ahorn

PS.: Ich las irgendwo bei dir, dass du Papyrus nimmst.
Frage:
Warum streicht das Programm bei dir Wörter durch und du fragst dich nicht warum? ;)
 
Hallo Ahorn,

Ich bin etwas verwirrt über den Inhalt deiner Nachricht. Nicht nur ich, wie ich vermerken möchte.
Wir sind uns einig: Was willst du mir sagen?

Ich versuche mich jetzt, auf Basis deiner Nachricht, detaillierter auszudrücken:

... Dein Werk scheint mir interessant zu sein, wenn ich es lesen könnte – verstehen, was du meinst, in deinen dauernden Gedankenexperimenten.
Die Sätze schräg ...
Also, ich habe gelernt, dass Gedanken schräg geschrieben werden. In allen Büchern, die ich bis jetzt gelesen habe, war das ebenso.
Hast du das anders kennengelernt?

... die Interpunktion gewürfelt – nicht Mal die wörtliche Rede ist durchgehend gekennzeichnet. ...
Hast du ein Beispiel dafür? (Ich behaupte nicht unfehlbar zu sein. Doch „durchgehend“? Kann ich mir nicht vorstellen und haben wir auch gerade nichts gefunden.)

...Liest du deinen Text nicht?
...
Mach ein Eigenlektorat nach der Anleitung und lies laut vor!...
Ah, du hast also erst ab dieser Überarbeitung meine Geschichte gelesen :)
Gerne antworte ich dir hierauf per PN, doch hier halte ich das gerne fern. Danke.

...PS.: Ich las irgendwo bei dir, dass du Papyrus nimmst.
Frage:
Warum streicht das Programm bei dir Wörter durch und du fragst dich nicht warum?
Wie kommst du darauf? Wenn Papyrus etwas bei mir anmerkt, reagiere ich darauf. Das ist schließlich der Grund, warum ich es gekauft habe.

Anmerkung zu deinem Link:
Vielen Dank dafür. Leider sind die 10-Punkte-Text-ÜV sehr schlecht bei mir anwendbar. Aber, auch dazu nur was PN. Danke :)

Gruß
Helene P
 
Zusatz zu Ahron

Hallo noch einmal Ahron,

hier noch ein Zusatzvermerk zum Link:

Um das, etwas verständlicher und nicht so barsch (Sorry dafür) auszurücken:
Natürlich lassen sich diese sicher anwenden und nutzen. Deswegen auch der Dank ;)
Allerdings ist es nicht so mühelos, wie erwähnt und auch nicht simpel, wie dargestellt oder (wie es von mir bei dir verstanden wurde) einfach.

Dennoch: Das hier ist nur ein kurzes Statement zu deinem Link und ist weit weg von einer negativen Wertung deiner Rückmeldung.

Danke und Gruß
Helene P
 

ahorn

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Helene,

Vielen Dank dafür. Leider sind die 10-Punkte-Text-ÜV sehr schlecht bei mir anwendbar.
Schreibst du nicht in deutscher Sprache? ;)
Die von mir empfohlenen Tipps sind allgemeingültig! Bei einem sind es acht beim Anderen fünfzehn - egal!
Ich finde sie gut beschrieben und anwendbar. Für dich sogar interessanter da der Autor einer der, oder vielleicht der bekannteste SF-Autor in deutscher Sprache ist. (SF und Fantasie haben eine Menge Gemeinsamkeiten).

Und! Papyrus arbeitet nach denselben Grundsätzen. Musst nur die Stilanalyse einschalten!

Jetzt genug für 2018!
Melde mich im neuen Jahr.

Liebe Grüße
Ahorn
 
Hallo Ahron,

bedauerlicherweise hast du meinen Nachtrag nicht gesehen :)

"... Sie brauchen auf jeden Fall einen Ausdruck Ihres Textes – am Bildschirm zu überarbeiten funktioniert einfach nicht. ..."
Das alleine hat für mich schon ausgereicht dem ganzen sehr skeptische gegenüber zu Stehen.
Praktisch kann man, wie du auch schreibst, dass auf Papyrus übertragen (da hier die Anmerkungen ähnlich sind). Was das ganze interessant macht.
Soweit also, warum ich das als "sehr schlecht bei mir anwendbar" deklarierte ;)
Bei weiteren Fragen diesbezüglich bitte PN.

Und noch einmal (und das, obwohl du meine vorherigen Fragen übergangen bist und deinem Kommentar leider einen schlechten Beigeschmack verliehen hast :( ):
Wie kommst du darauf, dass ich die Stilanalyse ausgeschaltet habe?
Auch diese ist ein Grund, aus dem ich mir Papyrus gekauft habe.


Gruß
Helene P
 

ahorn

Foren-Redakteur
Teammitglied
Liebe Helene tut mir leid, wenn ich dich getroffen habe. Bin halt so ein Grobian aus der Krimi-Abteilung.
Naja! Wollte dir eigentliche noch einen Spaß schicken!

"... Sie brauchen auf jeden Fall einen Ausdruck Ihres Textes – am Bildschirm zu überarbeiten funktioniert einfach nicht. ..."
Das alleine hat für mich schon ausgereicht dem ganzen sehr skeptische gegenüber zu Stehen.
Jetzt verstehe ich! Du hast keinen Drucker ;).

Den Spaß habe ich mir verkniffen.

Ernsthaft!
Der Artikel stammt aus dem Jahr 2006. Aus einer Zeit in der die Programme teilweise Probleme hatten Rechtschreibfehler korrekt zu erkennen und die deutschen Grammatik schwere Kost war.

Das Prinzip ist trotzdem dasselbe.
Du musst wissen was geschieht, dein Handwerk verstehen. Schreiben ist 20Prozent Inspiration und 80Prozent Fleiß - von beiden bin ich meilenweit entfernt, gebe mir mühe.

Ja! Ich drucke meine Texte aus - nachdem ich die Maschine bemüht habe.
Ja! Ich lese laut! Achte auf Pausen (Interpunktion).
Ja! Ich vollführte die Handlungen nach - soweit es mit physisch möglich.
Ja! Ich stelle mich vor den Spiegel - spiele mit Gestik, Mimik.

Wieviel Handlung, Gestik hat dein Text?


Jetzt genug Geschwafel für dieses Jahr!

Liebe grüße und einen guten Rutsch an dich Helene und wie sonst mit einem zwinkernden Augenlid an alle Leser

Ahorn
 
Hallo Ahorn,

Liebe Helene tut mir leid, wenn ich dich getroffen habe....
Tatsächlich ist es mehr die Neugierde und die Verwirrung, an der du mich hängen lässt, die mir zu schaffen macht. Die in deinem ersten Kommentar erwähnten Fehler konnten wir immer noch nicht ermitteln.:
...Die Sätze schräg, die Interpunktion gewürfelt – nicht Mal die wörtliche Rede ist durchgehend gekennzeichnet ....
Entweder sind mein Mann und ich so betriebsblind oder es macht (fälschlicherweise) den Eindruck, das etwas fehlt. Beides würde ich gerne beseitigen.

...Ja! Ich vollführte die Handlungen nach - soweit es mit physisch möglich.
Ja! Ich stelle mich vor den Spiegel - spiele mit Gestik, Mimik.

Wieviel Handlung, Gestik hat dein Text?...
Da hast du recht. Ich habe mich womöglich zu sehr auf meine Hauptperson fixiert. Diese besitzt ein geringes Mass an Gestik und und Mimik. Das ist es auch, was ich in meiner Geschichte rüber bringen will und nicht weiß, ob es so verstanden wird. Gabrialla ist gefühlskalt.
Hat das jemand aus meinen Zeilen gelesen? Ist es verstanden worden? Habe ich das deutlich genug geschrieben?

Ebenso wie du versuche ich die Handlungen, weit möglich nachzuvollziehen, nachzuerleben. Gefühle stammen, wie auch einige Handlungen oft aus selbst Erlebtem.

...Jetzt genug Geschwafel für dieses Jahr!

Liebe grüße und einen guten Rutsch an dich Helene und wie sonst mit einem zwinkernden Augenlid an alle Leser

Ahorn
Dir und allen anderen, die das hier lesen, ebenfalls einen Guten Rutsch und friedvolles Ankommen im neuen Jahr :)

Helene P
 
Michelles Griff lockert sich erst, als sie mehrere Schritte in der Lehranstalt sind. In diesem Moment auch erst, scheint Gabrialla wirklich zu erfassen, wie verängstigt sie ist.
Eigentlich dachte ich
, überlegt sie, ihre pochende Hand betrachtend,
ich sei es gewöhnt, dass Michelle sich an mich klammert. Aber, dass sie einen so festen Griff hat, hätte ich nie gedacht.
Mittlerweile hat Michelle ihr den Rücken zu gekehrt. Geschickt schlängelt diese sich an den anderen Lehrlingen, die sich nahe der großen Treppe und den am weitest entfernten Gebäudefingern gesammelt haben, vorbei.
Wie macht sie das nur?, überlegt sie, während sie versucht, ihr ebenso geschickt zu folgen. Doch es bleibt bei dem Versuch, wie ihr von unaufhörlichen Protesten vermittelt wird.
Warum müssen die auch direkt vor mir einen Schritt nach hinten machen? Können die nicht auch etwas aufpassen? Das ist der Gang, nicht die Aufenthaltsräume. Was machen die hier oben?
Noch bevor Gabrialla Michelle eingeholt hat, hat diese Marie gefunden. Gemeinsam, mit anderen Lehrlingen, stehen beide mitten im Gang zweier mittlerer Gruppen.
Klar, dass auch die beiden einfach mitten im Weg stehenbleiben
, kritisiert Gabrialla. Doch hindert sie sich gerade noch daran, ihre Gedanken laut zu sagen, als sie bei ihnen ankommt.

„Es war echt beängstigend“, sagt Sven gerade, an Michelle gewand, als Gabrialla sie erreicht. Schon beginnen sie erneut zu spekulieren, was hier los ist.
Nach dem Vorfall, vor dem Gebäude, hat sie selbst beschlossen, sich lieber still zu verhalten, und so nickt sie den Freunden nur knapp zu.
Ihre Neugierde hingegen, hält sie nicht zurück. Im Gegenteil lauscht sie aufmerksam den sie umgebenden Gesprächen. Immer darauf bedacht, nahe bei Michelle zu bleiben, folgt sie dieser, von einer Gruppe zu einer Anderen, den Gang hinunter.
Mir scheint es allgemein so, als haben hier alle viel zu große Angst. Die Wächter haben doch, außer herumzustehen, nichts gemacht.
Bewertet sie, die allgemeine Unruhe und Aufregung. Währen sie hier, um uns etwas anzutun, verhielten sie sich sicher anders. Und, wenn doch? Was können wir schon dagegen tun?
Schon schiebt sich Michelle weiter, in Richtung Treppe. Bevor sie außerhalb ihrer Reichweite ist, greift sie nach der gedankenverlorenen Gabrialla und zieht sie mit sich.
„Ohne dich fühle ich mich verloren. Du bist so stark, du bist meine Stütze“, diese Worte sind es, die Gabrialla jeden Tag aufs neue dazu bringen, sich von Michelle führen zu lassen. „Nicht deine körperliche Stärke, die durchaus unübersehbar ist, ist es, die mir oft Stütze ist. Du selber, dein Wille, sei er auch teilweise noch so fremd, ist es, der mir Kraft gibt“, wärme überkommt sie, als sie an diese Worte zurückdenkt.
Ich weiß nicht mehr, vor wie langer Zeit Michelle mir dies das erste Mal gesagt hat. Doch selbst jetzt bin ich noch immer der Meinung, dass sie die Stärkere ist. Dennoch werde ich ihr nicht widersprechen
, schwört sie erneut.
Niemals, hallt es zustimmend aus ihrem tiefen Inneren.
Kaum sind sie am Fuß der Treppe angekommen, strebt Michelle die nächste Gruppe an. Von Gruppe zu Gruppe, von Vermutungen zu Versicherungen, treiben sie in Richtung Wäschekammer. Ihr Stopp ist nur kurz, eilig Waschen sie sich und suchen neue Kleider.
Nichts ist geblieben von der Pflege, die Michelle so genießt.
Schon eilen sie weiter, zum naheliegenden Aufenthaltsraum.

Schließlich, nach einer weiten und öden Reise, bei der für Gabrialla zu viel geredet und zu wenig gewusst wird, erreichen sie den Essensraum. An dessen Eingang auch schon die Freunde auf sie warten.
„Habt ihr erfahren, warum die Wächter hier sind? Ich habe nur Vermutungen gehört“, begrüßt Michelle diese, ungewohnt neugierig und so gar nicht den Regeln entsprechend. Doch: Was ist heute Abend schon den Regeln entsprechend?, überlegt Gabrialla spöttisch.
„Ein Wächter ist zum Lehrleiter gekommen und sitzt nun mit ihm in seinem Büro. Keiner weiß was er will oder wen“, sprudelt es aus Sven.
„Das habe ich auch gehört“, bestätigt Juls. „Und, dass fünf Wächter kurz nach den Prüfungen aufgetaucht sein sollen.“
„Fünf?“, unterbricht ihn Michelle überrascht.
„Ja. Die drei oben, einer, der mit dem Lehranstaltsleiter gegangen ist und einer ist wieder verschwunden.“
, grummelt Gabrialla erbost.
Ihn interessiert es nicht, ob er Michelle verletzt oder, wie jetzt, verängstigt. Ich frage mich, ob er überhaupt merkt, was er macht. Oder
, geht sie einer anderen, schon früher aufgekommenen Vermutung nach:
Macht es ihm sogar Spaß?
Es drängt Gabrialla, nach oben zu gehen und sich nach den Wächtern umzusehen. Doch ihr Hunger ist stärker als ihre Neugierde.
„Wollen wir nicht erst einmal rein gehen? Uns etwas zum Essen holen und einen Platz finden?“, wirft sie in den verbalen Austausch der Freunde.
„Gabrialla hat recht. Es ist spät und ich habe hunger.“ Wie spät es ist, zeigt ihnen ein Blick auf das Sandspiel neben der Tür.

Die Essenszeit ist gleich vorbei. Hoffentlich bekommen wir noch was Gescheites zum Essen.
Als ginge das jetzt auch den anderen auf, beeilen sie sich, an die Ausgabe zu gelangen.
„Was ist hier den los?“, flüstert Michelle, als ein, womöglich zehn Zyklen alter Junge, an ihnen vorbei läuft. „Warum sind die Kleinen noch hier? Ihre Essenszeit war vor einem halben Strich und die Sperrzeit beginnt gleich. Warum sind sie noch hier? Warum kümmern die Erzieherinen sich nicht?“
„Ich kann keine anderen sehen. Vielleicht“, hofft Gabrialla, „war das nur ein Nachzügler.“ Was ihr einen zweifelnden Blick von Michelle einbringt.
Wie schon am Mittentagsstrich, so belädt Michelle auch jetzt ihr Tablett. Gabrialla achtet nicht darauf, was diese ihr auftischt. Ihr Blick schweift durch den Raum.
„Die Mittleren sind auch noch hier“, lässt sie Michelle wissen. „Dort drüben, in der Ecke sitzt eine Gruppe und ist immer noch am Essen.“
„Was ist hier los? Ich kann mich an kein Zyklusabschluss erinnern, an dem wir, außerhalb unserer Essenszeit, im Essensraum sein durften.“
„Los, macht weiter, ich hab Hunger“, treibt Juls sie ungeduldig an. Schnell landen noch zwei Früchte bei Gabrialla und eine bei Michelle. Doch, als sie ihre Auswahl durch die Kontrolle tragen, sitzt dort niemand.
„Also jetzt bekomme ich Angst!“, kommentiert Michelle, bevor sie wieder von Juls angetrieben, weiter gehen.

Es dauert einige Zeit, schieben und gut zu reden, bis sie einen Platz für alle gefunden haben.
Als alle schließlich sitzen, will Michelle wissen: „Also, was habt ihr gehört? Was habt ihr Neues erfahren? Weis irgendjemand, was die Wächter wollen?“ Trotz der Anspannung hat jeder, außer ihr und Gabrialla, sofort nach einer Speise gegriffen.
Weiterhin nur dieser Dreck. Ob ich noch einmal zur Ausgabe soll und zusätzliches Fleisch holen soll? Es ist niemand da, der kontrolliert.
Nun lassen sie jedoch ihre Blicke schweifen. Scheinen zu forschen, welcher von ihnen das Rätsel lösen kann.
„Sie sollen kurz nach der letzten Prüfung angekommen sein“, eröffnet Juls schließlich. „Seit dem sollen die drei oben und der eine im Gebäude sein. Ein Freund hat es beobachtet.“ Scheinbar entspannt, unter den neugierigen Blicken der anderen, teilt er eine Wurzel. Gemächlich, als würde ihm die Aufmerksamkeit, die Anspannung der Anderen gefallen, kaut er diese genüsslich.
„Und?“, fordert ihn Gabrialla, neugierig auf weiter zu sprechen, „Was haben sie gemacht?“ Als sich die Köpfe ihrer Freunde zu ihr herum drehen, steigt erneut ein mulmiges Gefühl in ihr hoch.
, fragt sie sich verletzt.
Was ist jetzt schon wieder? Sie wollten doch wissen, was geschehen ist! Was ist an meiner Frage jetzt schon wieder falsch?
„Nichts“, antwortet Juls. „Seit ihrer Ankunft stehen sie da und tun einfach nichts. Weder unterhalten sie sich, noch scheinen sie von einem der Lehrlinge Notiz zu nehmen.“
„Aber sie sind doch nicht einfach mal vorbei gekommen. Noch nie ist ein Wächter einfach so vorbei gekommen und sicher nicht fünf“, erwidert Michelle energisch. Kauend nicken einige zustimmend, während andere ihren Blick nachdenklich senken.

„Ich weiß zwar nichts von den Wächtern“, bricht Gino das Schweigen, „aber einer meiner Freunde hat mir etwas seltsames erzählt. Er arbeitet im Archiv der Lehranstalt. Da“, klärt er sie auf, „wo sie die Unterlagen der abgeschlossenen aufbewahren.“ Sich, sichtbar unwohl fühlend, unter den Blicken der Freunde windend, sucht sein Blick Svens. Erst, als dieser ihm aufmunternd zu nickt, fährt er fort zu erzählen. „Die Hausherrin ist in das Archiv gekommen und hat in den Unterlagen gesucht. Sie hat ihn erst gesehen, als sie gefunden hat, was sie suchte und war über seine Anwesenheit nicht erfreut. Er meinte, dass sie sichtlich irritiert, womöglich sogar Böse war. Jedenfalls hat sie ihn mit raus genommen und ihm erklärt, er wäre für heute fertig.“
„Was hat ...“, Juls kommt nicht weiter, sondern wird durch Svens erhobene Hand unterbrochen.
„Erzähl weiter“, fordert er sanft, den immer nervöser werdenden Gino auf. „Was ist dann geschehen?“
„Als sie ihn also rausgeschmissen hat“, fährt er fort, „hat er sich hinter der nächsten Biegung versteckt und ist dann der Hausherrin gefolgt.“ Das entsetzte Luftholen, über diese Verletzung der Regeln, unterbricht seine Ausführung dieses Mal nur kurz. „Mein Freund ist ziemlich wissbegierig. Weswegen er auch gerne im Archiv arbeitet“, versucht er, die Entscheidung seines Freundes zu entschuldigen. “Er ist ihr in Richtung des Lehranstaltsleiterraumes gefolgt. Sie war, so versicherte er mir, wirklich schnell unterwegs“, beendet er seine Erzählung.

Fasziniert ist Gabrialla seiner Geschichte gefolgt. Jetzt, da sie geendet hat, bemerkt sie erst, wie still es um sie geworden ist. Nicht einfach nur still. Alle um sie, scheinen den Atem anzuhalten. Kein Laut, abgesehen, von Ginos hektischem Atem ist zu hören. Wie hypnotisiert, beobachtet sie, wie sich seine Brust hebt, Luft ansaugt und in zu schnellen Stößen abgibt. Drei. Vier.
Herzschläge lang verharrt alles Still.
„Also“, durchbricht Svens Stimme die Stille und lässt Gabrialla Auffahren, „geht es um einen von uns.“ Verwirrt darüber, was gerade gewesen ist, sucht Gabriallas Blick die Freunde ab. Alle Blicke sind auf Sven gerichtet, während ihre Münder an ihrem Essen kauen.
„Wie meinst du das?“, erklingt Juls Stimme fragend.
„Na“, fährt dieser fort, als er seinen nächsten Bissen geschluckt hat. „Ist doch klar. Welche Unterlagen werden im Archiv aufbewahrt? Die, der Prüflinge. Die, aus den zehn letzten Zyklen. Unsere sind noch am Abend vor den ersten Prüfungen einsortiert worden.“
„Aber“, will Marie krächzend wissen, „Warum sollten die Wächter Unterlagen eines Prüflings benötigen?“
Das Erlöschen der Kerze auf ihrem Tisch, unterbricht die Unterhaltung.
, nicht nur Gabrialla sieht sich in der Gruppe nach einer Antwort um.
Es muss schon sehr spät sein, entscheidet sie, wenn die Kerze ausgeht.
„Die Kerze ist aus. Die Essenszeit muss schon seit einiger Zeit zu Ende sein“, spricht Michelle Gabriallas Gedanken aus. „Und keine Erzieherin, kein Erzieher ist da, um uns raus zu scheuchen. Wo sind sie?“
„Wir sollten raus, ehe die letzten Kerzen erlöschen.“ Ein kurzer Blick zeigt auch den anderen, dass ihre Kerze nicht die erste ist, die erloschen ist.

Zügig bringen sie ihre Tablets zurück, bevor sie sich an der Trinkenausgabe anstellen.
Oh. Hier ist jemand
, stellt Gabrialla überrascht fest, als sie bemerkt, dass alle Ausgabestellen besetzt sind. D
och, auch sie sehen nervös aus. Nicht so träge wie heute zur Zeit des Mittentagsstrichs.
Als sie endlich den Raum verlassen können, sind auch die letzten Kerzen an den Tischen verloschen. Alleine im Bereich der Ausgabe, wurden neue entzündet.
Gabrialla ist erneut versucht, nach oben zu eilen. Doch sie stoppt sich. Wendet alleine ihren Blick sehnsüchtig der Treppe entgegen.
Ich würde so gerne wissen, was sie hier wollen. Aber, die Tür nach oben ist schon lange abgeschlossen
, schlussfolgert sie, nach einem Blick auf das Sandspiel.
Was die Wächter jetzt machen?
Abrupt stockt sie.
Ihr Blick hat eine Erzieherin erfasst, die auf die Treppe zuhält. Soeben hat diese die beiden Aufpasser erreicht. Statt jedoch, wie erwartet, stehen zu bleiben, schlüpft sie nun eilig durch die Tür, die Gabrialla bis eben noch für verschlossen hielt. Ihr Atem stockt, ihre Beine geraten durcheinander und sie fällt fast über diese, als sie begreift was ihre Augen gesehen haben.
Die Türen sind offen! Aber ... wie kann das sein?
Nun spürt auch Gabrialla, wie ein Schauer über sie gleitet und ihre Haut erzittern lässt. Eine Hand, die sie ergreift, lässt sie herumfahren. Dabei streift sie einige Lehrlinge und schleudert sie von sich.
 
Michelles Griff lockert sich erst, als sie mehrere Schritte in der Lehranstalt sind. In diesem Moment auch erst, scheint Gabrialla wirklich zu erfassen, wie verängstigt sie ist.
Eigentlich dachte ich, überlegt sie, ihre pochende Hand betrachtend, ich sei es gewöhnt, dass Michelle sich an mich klammert. Aber, dass sie einen so festen Griff hat, hätte ich nie gedacht.
Mittlerweile hat Michelle ihr den Rücken zu gekehrt. Geschickt schlängelt diese sich an den anderen Lehrlingen, die sich nahe der großen Treppe und den am weitest entfernten Gebäudefingern gesammelt haben, vorbei.
Wie macht sie das nur?, überlegt sie, während sie versucht, ihr ebenso geschickt zu folgen. Doch es bleibt bei dem Versuch, wie ihr von unaufhörlichen Protesten vermittelt wird.
Warum müssen die auch direkt vor mir einen Schritt nach hinten machen? Können die nicht auch etwas aufpassen? Das ist der Gang, nicht die Aufenthaltsräume. Was machen die hier oben?
Noch bevor Gabrialla Michelle eingeholt hat, hat diese Marie gefunden. Gemeinsam, mit anderen Lehrlingen, stehen beide mitten im Gang zweier mittlerer Gruppen.
Klar, dass auch die beiden einfach mitten im Weg stehenbleiben, kritisiert Gabrialla. Doch hindert sie sich gerade noch daran, ihre Gedanken laut zu sagen, als sie bei ihnen ankommt.

„Es war echt beängstigend“, sagt Sven gerade, an Michelle gewand, als Gabrialla sie erreicht. Schon beginnen sie erneut zu spekulieren, was hier los ist.
Nach dem Vorfall, vor dem Gebäude, hat sie selbst beschlossen, sich lieber still zu verhalten, und so nickt sie den Freunden nur knapp zu.
Ihre Neugierde hingegen, hält sie nicht zurück. Im Gegenteil lauscht sie aufmerksam den sie umgebenden Gesprächen. Immer darauf bedacht, nahe bei Michelle zu bleiben, folgt sie dieser, von einer Gruppe zu einer Anderen, den Gang hinunter.
Mir scheint es allgemein so, als haben hier alle viel zu große Angst. Die Wächter haben doch, außer herumzustehen, nichts gemacht. Bewertet sie, die allgemeine Unruhe und Aufregung. Währen sie hier, um uns etwas anzutun, verhielten sie sich sicher anders. Und, wenn doch? Was können wir schon dagegen tun?
Schon schiebt sich Michelle weiter, in Richtung Treppe. Bevor sie außerhalb ihrer Reichweite ist, greift sie nach der gedankenverlorenen Gabrialla und zieht sie mit sich.
„Ohne dich fühle ich mich verloren. Du bist so stark, du bist meine Stütze“, diese Worte sind es, die Gabrialla jeden Tag aufs neue dazu bringen, sich von Michelle führen zu lassen. „Nicht deine körperliche Stärke, die durchaus unübersehbar ist, ist es, die mir oft Stütze ist. Du selber, dein Wille, sei er auch teilweise noch so fremd, ist es, der mir Kraft gibt“, wärme überkommt sie, als sie an diese Worte zurückdenkt.
Ich weiß nicht mehr, vor wie langer Zeit Michelle mir dies das erste Mal gesagt hat. Doch selbst jetzt bin ich noch immer der Meinung, dass sie die Stärkere ist. Dennoch werde ich ihr nicht widersprechen, schwört sie erneut.
Niemals, hallt es zustimmend aus ihrem tiefen Inneren.
Kaum sind sie am Fuß der Treppe angekommen, strebt Michelle die nächste Gruppe an. Von Gruppe zu Gruppe, von Vermutungen zu Versicherungen, treiben sie in Richtung Wäschekammer. Ihr Stopp ist nur kurz, eilig Waschen sie sich und suchen neue Kleider.
Nichts ist geblieben von der Pflege, die Michelle so genießt.
Schon eilen sie weiter, zum naheliegenden Aufenthaltsraum.

Schließlich, nach einer weiten und öden Reise, bei der für Gabrialla zu viel geredet und zu wenig gewusst wird, erreichen sie den Essensraum. An dessen Eingang auch schon die Freunde auf sie warten.
„Habt ihr erfahren, warum die Wächter hier sind? Ich habe nur Vermutungen gehört“, begrüßt Michelle diese, ungewohnt neugierig und so gar nicht den Regeln entsprechend. Doch: Was ist heute Abend schon den Regeln entsprechend?, überlegt Gabrialla spöttisch.
„Ein Wächter ist zum Lehrleiter gekommen und sitzt nun mit ihm in seinem Büro. Keiner weiß was er will oder wen“, sprudelt es aus Sven.
„Das habe ich auch gehört“, bestätigt Juls. „Und, dass fünf Wächter kurz nach den Prüfungen aufgetaucht sein sollen.“
„Fünf?“, unterbricht ihn Michelle überrascht.
„Ja. Die drei oben, einer, der mit dem Lehranstaltsleiter gegangen ist und einer ist wieder verschwunden.“
Juls wieder, grummelt Gabrialla erbost. Ihn interessiert es nicht, ob er Michelle verletzt oder, wie jetzt, verängstigt. Ich frage mich, ob er überhaupt merkt, was er macht. Oder, geht sie einer anderen, schon früher aufgekommenen Vermutung nach: Macht es ihm sogar Spaß?
Es drängt Gabrialla, nach oben zu gehen und sich nach den Wächtern umzusehen. Doch ihr Hunger ist stärker als ihre Neugierde.
„Wollen wir nicht erst einmal rein gehen? Uns etwas zum Essen holen und einen Platz finden?“, wirft sie in den verbalen Austausch der Freunde.
„Gabrialla hat recht. Es ist spät und ich habe hunger.“ Wie spät es ist, zeigt ihnen ein Blick auf das Sandspiel neben der Tür.

Die Essenszeit ist gleich vorbei. Hoffentlich bekommen wir noch was Gescheites zum Essen. Als ginge das jetzt auch den anderen auf, beeilen sie sich, an die Ausgabe zu gelangen.
„Was ist hier den los?“, flüstert Michelle, als ein, womöglich zehn Zyklen alter Junge, an ihnen vorbei läuft. „Warum sind die Kleinen noch hier? Ihre Essenszeit war vor einem halben Strich und die Sperrzeit beginnt gleich. Warum sind sie noch hier? Warum kümmern die Erzieherinen sich nicht?“
„Ich kann keine anderen sehen. Vielleicht“, hofft Gabrialla, „war das nur ein Nachzügler.“ Was ihr einen zweifelnden Blick von Michelle einbringt.
Wie schon am Mittentagsstrich, so belädt Michelle auch jetzt ihr Tablett. Gabrialla achtet nicht darauf, was diese ihr auftischt. Ihr Blick schweift durch den Raum.
„Die Mittleren sind auch noch hier“, lässt sie Michelle wissen. „Dort drüben, in der Ecke sitzt eine Gruppe und ist immer noch am Essen.“
„Was ist hier los? Ich kann mich an kein Zyklusabschluss erinnern, an dem wir, außerhalb unserer Essenszeit, im Essensraum sein durften.“
„Los, macht weiter, ich hab Hunger“, treibt Juls sie ungeduldig an. Schnell landen noch zwei Früchte bei Gabrialla und eine bei Michelle. Doch, als sie ihre Auswahl durch die Kontrolle tragen, sitzt dort niemand.
„Also jetzt bekomme ich Angst!“, kommentiert Michelle, bevor sie wieder von Juls angetrieben, weiter gehen.

Es dauert einige Zeit, schieben und gut zu reden, bis sie einen Platz für alle gefunden haben.
Als alle schließlich sitzen, will Michelle wissen: „Also, was habt ihr gehört? Was habt ihr Neues erfahren? Weis irgendjemand, was die Wächter wollen?“ Trotz der Anspannung hat jeder, außer ihr und Gabrialla, sofort nach einer Speise gegriffen.
Weiterhin nur dieser Dreck. Ob ich noch einmal zur Ausgabe soll und zusätzliches Fleisch holen soll? Es ist niemand da, der kontrolliert.
Nun lassen sie jedoch ihre Blicke schweifen. Scheinen zu forschen, welcher von ihnen das Rätsel lösen kann.
„Sie sollen kurz nach der letzten Prüfung angekommen sein“, eröffnet Juls schließlich. „Seit dem sollen die drei oben und der eine im Gebäude sein. Ein Freund hat es beobachtet.“ Scheinbar entspannt, unter den neugierigen Blicken der anderen, teilt er eine Wurzel. Gemächlich, als würde ihm die Aufmerksamkeit, die Anspannung der Anderen gefallen, kaut er diese genüsslich.
„Und?“, fordert ihn Gabrialla, neugierig auf weiter zu sprechen, „Was haben sie gemacht?“ Als sich die Köpfe ihrer Freunde zu ihr herum drehen, steigt erneut ein mulmiges Gefühl in ihr hoch. Was?, fragt sie sich verletzt. Was ist jetzt schon wieder? Sie wollten doch wissen, was geschehen ist! Was ist an meiner Frage jetzt schon wieder falsch?
„Nichts“, antwortet Juls. „Seit ihrer Ankunft stehen sie da und tun einfach nichts. Weder unterhalten sie sich, noch scheinen sie von einem der Lehrlinge Notiz zu nehmen.“
„Aber sie sind doch nicht einfach mal vorbei gekommen. Noch nie ist ein Wächter einfach so vorbei gekommen und sicher nicht fünf“, erwidert Michelle energisch. Kauend nicken einige zustimmend, während andere ihren Blick nachdenklich senken.

„Ich weiß zwar nichts von den Wächtern“, bricht Gino das Schweigen, „aber einer meiner Freunde hat mir etwas seltsames erzählt. Er arbeitet im Archiv der Lehranstalt. Da“, klärt er sie auf, „wo sie die Unterlagen der abgeschlossenen aufbewahren.“ Sich, sichtbar unwohl fühlend, unter den Blicken der Freunde windend, sucht sein Blick Svens. Erst, als dieser ihm aufmunternd zu nickt, fährt er fort zu erzählen. „Die Hausherrin ist in das Archiv gekommen und hat in den Unterlagen gesucht. Sie hat ihn erst gesehen, als sie gefunden hat, was sie suchte und war über seine Anwesenheit nicht erfreut. Er meinte, dass sie sichtlich irritiert, womöglich sogar Böse war. Jedenfalls hat sie ihn mit raus genommen und ihm erklärt, er wäre für heute fertig.“
„Was hat ...“, Juls kommt nicht weiter, sondern wird durch Svens erhobene Hand unterbrochen.
„Erzähl weiter“, fordert er sanft, den immer nervöser werdenden Gino auf. „Was ist dann geschehen?“
„Als sie ihn also rausgeschmissen hat“, fährt er fort, „hat er sich hinter der nächsten Biegung versteckt und ist dann der Hausherrin gefolgt.“ Das entsetzte Luftholen, über diese Verletzung der Regeln, unterbricht seine Ausführung dieses Mal nur kurz. „Mein Freund ist ziemlich wissbegierig. Weswegen er auch gerne im Archiv arbeitet“, versucht er, die Entscheidung seines Freundes zu entschuldigen. “Er ist ihr in Richtung des Lehranstaltsleiterraumes gefolgt. Sie war, so versicherte er mir, wirklich schnell unterwegs“, beendet er seine Erzählung.

Fasziniert ist Gabrialla seiner Geschichte gefolgt. Jetzt, da sie geendet hat, bemerkt sie erst, wie still es um sie geworden ist. Nicht einfach nur still. Alle um sie, scheinen den Atem anzuhalten. Kein Laut, abgesehen, von Ginos hektischem Atem ist zu hören. Wie hypnotisiert, beobachtet sie, wie sich seine Brust hebt, Luft ansaugt und in zu schnellen Stößen abgibt. Drei. Vier.
Herzschläge lang verharrt alles Still.
„Also“, durchbricht Svens Stimme die Stille und lässt Gabrialla Auffahren, „geht es um einen von uns.“ Verwirrt darüber, was gerade gewesen ist, sucht Gabriallas Blick die Freunde ab. Alle Blicke sind auf Sven gerichtet, während ihre Münder an ihrem Essen kauen.
„Wie meinst du das?“, erklingt Juls Stimme fragend.
„Na“, fährt dieser fort, als er seinen nächsten Bissen geschluckt hat. „Ist doch klar. Welche Unterlagen werden im Archiv aufbewahrt? Die, der Prüflinge. Die, aus den zehn letzten Zyklen. Unsere sind noch am Abend vor den ersten Prüfungen einsortiert worden.“
„Aber“, will Marie krächzend wissen, „Warum sollten die Wächter Unterlagen eines Prüflings benötigen?“
Das Erlöschen der Kerze auf ihrem Tisch, unterbricht die Unterhaltung.
Was?, nicht nur Gabrialla sieht sich in der Gruppe nach einer Antwort um. Es muss schon sehr spät sein, entscheidet sie, wenn die Kerze ausgeht.
„Die Kerze ist aus. Die Essenszeit muss schon seit einiger Zeit zu Ende sein“, spricht Michelle Gabriallas Gedanken aus. „Und keine Erzieherin, kein Erzieher ist da, um uns raus zu scheuchen. Wo sind sie?“
„Wir sollten raus, ehe die letzten Kerzen erlöschen.“ Ein kurzer Blick zeigt auch den anderen, dass ihre Kerze nicht die erste ist, die erloschen ist.

Zügig bringen sie ihre Tablets zurück, bevor sie sich an der Trinkenausgabe anstellen.
Oh. Hier ist jemand, stellt Gabrialla überrascht fest, als sie bemerkt, dass alle Ausgabestellen besetzt sind. Doch, auch sie sehen nervös aus. Nicht so träge wie heute zur Zeit des Mittentagsstrichs. Als sie endlich den Raum verlassen können, sind auch die letzten Kerzen an den Tischen verloschen. Alleine im Bereich der Ausgabe, wurden neue entzündet.
Wie seltsam.

Gabrialla ist erneut versucht, nach oben zu eilen. Doch sie stoppt sich. Wendet alleine ihren Blick sehnsüchtig der Treppe entgegen.
Ich würde so gerne wissen, was sie hier wollen. Aber, die Tür nach oben ist schon lange abgeschlossen, schlussfolgert sie, nach einem Blick auf das Sandspiel. Was die Wächter jetzt machen? Abrupt stockt sie.
Was? Ihr Blick hat eine Erzieherin erfasst, die auf die Treppe zuhält. Soeben hat diese die beiden Aufpasser erreicht. Statt jedoch, wie erwartet, stehen zu bleiben, schlüpft sie nun eilig durch die Tür, die Gabrialla bis eben noch für verschlossen hielt. Ihr Atem stockt, ihre Beine geraten durcheinander und sie fällt fast über diese, als sie begreift was ihre Augen gesehen haben.
Die Türen sind offen! Aber ... wie kann das sein? Nun spürt auch Gabrialla, wie ein Schauer über sie gleitet und ihre Haut erzittern lässt. Eine Hand, die sie ergreift, lässt sie herumfahren. Dabei streift sie einige Lehrlinge und schleudert sie von sich.
 

flammarion

Foren-Redakteur
Korrekturvorschläge:

Kapitel 10 Enge
Michelles Griff lockert sich erst, als sie mehrere Schritte in der Lehranstalt sind. In diesem Moment auch erst,(kein Komma) scheint Gabrialla wirklich zu erfassen, wie verängstigt sie ist.
Eigentlich dachte ich, überlegt sie, ihre pochende Hand betrachtend, ich sei es gewöhnt, dass Michelle sich an mich klammert. Aber,(kein Komma) dass sie einen so festen Griff hat, hätte ich nie gedacht.
Mittlerweile hat Michelle ihr den Rücken zu gekehrt. Geschickt schlängelt diese sich an den anderen Lehrlingen, die sich nahe der großen Treppe und den am weitest entfernten Gebäudefingern gesammelt haben, vorbei.
Wie macht sie das nur?, überlegt sie, während sie versucht, ihr ebenso geschickt zu folgen. Doch es bleibt bei dem Versuch, wie ihr von unaufhörlichen Protesten vermittelt wird.
Warum müssen die auch direkt vor mir einen Schritt nach hinten machen? Können die nicht auch etwas aufpassen? Das ist der Gang, nicht die Aufenthaltsräume. Was machen die hier oben?
Noch bevor Gabrialla Michelle eingeholt hat, hat diese Marie gefunden. Gemeinsam,(kein Komma) mit anderen Lehrlingen,(kein Komma) stehen beide mitten im Gang zweier mittlerer Gruppen.
Klar, dass auch die beiden einfach mitten im Weg stehen(getrennt)bleiben, kritisiert Gabrialla. Doch hindert sie sich gerade noch daran, ihre Gedanken laut zu sagen, als sie bei ihnen ankommt.

„Es war echt beängstigend. (kein Punkt)“, sagt Sven gerade, an Michelle gewand, als Gabrialla sie erreicht. Schon beginnen sie erneut zu spekulieren, was hier los ist.
Nach dem Vorfall,(kein Komma) vor dem Gebäude,(kein Komma) hat sie selbst beschlossen, sich lieber still zu verhalten, und so nickt sie den Freunden nur knapp zu.
Ihre Neugierde hingegen,(kein Komma) hält sie nicht zurück. Im Gegenteil lauscht sie aufmerksam den sie umgebenden Gesprächen. Immer darauf bedacht, nahe bei Michelle zu bleiben, folgt sie dieser,(ihr kein Komma) von einer Gruppe zu einer Anderen (zur anderen kein Komma), den Gang hinunter.
Im Allgemeinen scheinen mir hier,(kein Komma) alle viel zu große Angst zu haben. Die Wächter haben doch,(kein Komma) außer herumzustehen,(kein Komma) nichts gemacht. Bewertet sie,(kein Komma) die allgemeine Unruhe und Aufregung. Währen(Wären) sie hier,(kein Komma) um uns etwas anzutun, würden sie sich sicher ganz anders verhalten. Und, (kein Komma) wenn doch? Was können wir schon dagegen tun?
Schon schiebt sich Michelle weiter, in Richtung Treppe. Bevor sie außerhalb ihrer Reichweite ist, greift sie nach der gedankenverlorenen Gabrialla und zieht sie mit sich.
„Ohne dich fühle ich mich verloren. Du bist so stark, du bist meine Stütze. (kein Punkt)“, diese Worte sind es, die Gabrialla jeden Tag aufs neue dazu bringen, sich von Michelle führen zu lassen. „Nicht deine körperliche Stärke, die durchaus unübersehbar ist, ist es, die mir oft Stütze ist. Du selber, dein Wille, sei er auch teilweise noch so fremd, ist es, der mir Kraft gibt. (kein Punkt)“,(Punkt und groß weiter) wärme überkommt sie, als sie an diese Worte zurückdenkt.
Ich weiß nicht mehr,(kein Komma) vor wie langer Zeit Michelle mir dies das erste Mal gesagt hat. Doch selbst jetzt bin ich noch immer der Meinung, dass sie die Stärkere ist. Dennoch werde ich ihr nicht widersprechen, schwört sie erneut.
Niemals, hallt es zustimmend aus ihrem tiefen Inneren.
Kaum sind sie am Fuß der Treppe angekommen, strebt Michelle die nächste Gruppe an. Von Gruppe zu Gruppe, von Vermutungen zu Versicherungen, treiben sie in Richtung Wäschekammer. Ihr Stopp ist nur kurz, eilig Waschen(waschen) sie sich und suchen neue Kleider.
Nichts ist geblieben von der Pflege, die Michelle so genießt.
Schon eilen sie weiter, zum nahe(getrennt)liegenden Aufenthaltsraum.

Schließlich, nach einer weiten und öden Reise, bei der für Gabrialla zu viel geredet und zu wenig gewusst wird, erreichen sie den Essensraum.(Komma und klein weiter) An dessen Eingang auch schon die Freunde auf sie warten.
„Habt ihr erfahren, warum die Wächter hier sind? Ich habe nur Vermutungen gehört“, begrüßt Michelle diese, ungewohnt neugierig und so gar nicht den Regeln entsprechend. Doch: Was ist heute Abend schon den Regeln entsprechend?, überlegt Gabrialla spöttisch.
„Ein Wächter ist zum Lehrleiter gekommen und sitzt nun mit ihm in seinem Büro. Keiner weiß(Komma) was er will oder wen. (kein Punkt)“, sprudelt es aus Sven.
„Das habe ich auch gehört. (kein Punkt)“, bestätigt Juls. „Und,(kein Komma) dass fünf Wächter kurz nach den Prüfungen aufgetaucht sein sollen.“
„Fünf?“, unterbricht ihn Michelle überrascht.
„Ja. Die drei oben, einer, der mit dem Lehranstaltsleiter gegangen ist und einer ist wieder verschwunden.“
Juls wieder, grummelt Gabrialla erbost. Ihn interessiert es nicht, ob er Michelle verletzt oder, wie jetzt, verängstigt. Ich frage mich, ob er überhaupt merkt, was er macht. Oder, geht sie einer anderen, schon früher aufgekommenen Vermutung nach: Macht es ihm sogar Spaß?
Es drängt Gabrialla, nach oben zu gehen und sich nach den Wächtern umzusehen. Doch ihr Hunger ist stärker als ihre Neugierde.
„Wollen wir nicht erst einmal rein gehen? Uns etwas zum Essen holen und einen Platz finden?“, wirft sie in den verbalen Austausch der Freunde.
„Gabrialla hat recht (Recht). Es ist spät und ich habe hunger(Hunger).“ Wie spät es ist, zeigt ihnen ein Blick auf das Sandspiel neben der Tür.

Die Essenszeit ist gleich vorbei. Hoffentlich bekommen wir noch was Gescheites (zum Essen. überflüssig) Als ginge das jetzt auch den anderen auf, beeilen sie sich, an die Ausgabe zu gelangen.
„Was ist hier den (denn) los?“, flüstert Michelle, als ein,(kein Komma) womöglich zehn Zyklen alter Junge, (kein Komma) an ihnen vorbei läuft. „Warum sind die Kleinen noch hier? Ihre Essenszeit war vor einem halben Strich und die Sperrzeit beginnt gleich. Warum sind sie noch hier? Warum kümmern die Erzieherinen(Erzieherinnen) sich nicht?“
„Ich kann keine anderen sehen. Vielleicht“, hofft Gabrialla, „war das nur ein Nachzügler.“ Was ihr einen zweifelnden Blick von Michelle einbringt.
Wie schon am Mittentag, so belädt Michelle auch jetzt ihr Tablett. Gabrialla achtet nicht darauf, was diese ihr auftischt. Ihr Blick schweift durch den Raum.
„Die Mittleren sind auch noch hier. (kein Punkt)“, lässt sie Michelle wissen. „Dort drüben,(kein Komma) in der Ecke sitzt eine Gruppe und ist immer noch am Essen.“
„Was ist hier los? Ich kann mich an kein Zyklusabschluss erinnern, an dem wir,(kein Komma) außerhalb unserer Essenszeit, (kein Komma) im Essensraum sein durften.“
„Los, macht weiter, ich hab Hunger. (kein Punkt)“, treibt Juls sie ungeduldig an. Schnell landen noch zwei Früchte bei Gabrialla und eine bei Michelle. Doch, (kein Komma) als sie ihre Auswahl durch die Kontrolle tragen, (kein Komma) sitzt dort niemand.
„Also jetzt bekomme ich Angst!“, kommentiert Michelle, bevor sie wieder von Juls angetrieben, (kein Komma) weiter gehen.

Es dauert einige Zeit(kein Komma), schieben und gut zu reden, bis sie einen Platz für alle gefunden haben.
Als alle schließlich sitzen, will Michelle wissen: „Also, was habt ihr gehört? Was habt ihr Neues erfahren? Weis (Weiß) irgendjemand, was die Wächter wollen?“ Trotz der Anspannung hat jeder, außer ihr und Gabrialla, sofort nach einer Speise gegriffen.
Weiterhin nur dieser Dreck. Ob ich noch einmal zur Ausgabe soll und zusätzliches Fleisch holen soll? Es ist niemand da, der kontrolliert.
Nun lassen sie jedoch ihre Blicke schweifen. Scheinen zu forschen, welcher von ihnen das Rätsel lösen kann (könnte).
„Sie sollen kurz nach der letzten Prüfung angekommen sein, (kein Komma)“ eröffnet Juls schließlich. „Seit dem (Seitdem) sollen die drei oben und der eine im Gebäude sein. Ein Freund hat es beobachtet.“ Scheinbar entspannt, unter den neugierigen Blicken der anderen, teilt er eine Wurzel. Gemächlich, als würde ihm die Aufmerksamkeit, die Anspannung der Anderen(Komma) gefallen, kaut er (diese überflüssig) genüsslich.
„Und?“, fordert ihn Gabrialla,(kein Komma) neugierig auf(Komma) weiter zu sprechen, „Was haben sie gemacht?“ Als sich die Köpfe ihrer Freunde zu ihr herum drehen, steigt erneut ein mulmiges Gefühl in ihr hoch. Was?, fragt sie sich verletzt. Was ist jetzt schon wieder? Sie wollten doch wissen, was geschehen ist! Was ist an meiner Frage jetzt schon wieder falsch?
„Nichts, (kein Komma)“ antwortet Juls. „Seit ihrer Ankunft stehen sie da und tun einfach nichts. Weder unterhalten sie sich, noch scheinen sie von einem der Lehrlinge Notiz zu nehmen.“
„Aber sie sind doch nicht einfach mal vorbei gekommen. Noch nie ist ein Wächter einfach so vorbei gekommen und sicher nicht fünf“, erwidert Michelle energisch. Kauend nicken einige zustimmend, während andere ihren Blick nachdenklich senken.

„Ich weiß zwar nichts von den Wächtern, (kein Komma)“(Komma) bricht Gino das Schweigen, „aber einer meiner Freunde hat mir etwas seltsames (Seltsames) erzählt. Er arbeitet im Archiv der Lehranstalt. Da,“(Komma) klärt er sie auf, „wo sie die Unterlagen der abgeschlossenen (Abgeschlossenen) aufbewahren.“ Sich, (kein Komma) sichtbar unwohl fühlend, unter den Blicken der Freunde windend, sucht sein Blick Svens. Erst, als dieser ihm aufmunternd zu nickt (zunickt), fährt er fort(Komma) zu erzählen. „Die Hausherrin ist in das Archiv gekommen und hat in den Unterlagen gesucht. Sie hat ihn erst gesehen, als sie gefunden hat, was sie suchte und war über seine Anwesenheit nicht erfreut. Er meinte, dass sie sichtlich irritiert, womöglich sogar Böse (böse) war. Jedenfalls hat sie ihn mit raus genommen und ihm erklärt, er wäre für heute fertig.“
„Was hat ...“,(kein Komma) Juls kommt nicht weiter, sondern wird durch Svens erhobene Hand unterbrochen.
„Erzähl weiter, (kein Komma)“(Komma) fordert er sanft, (kein Komma) den immer nervöser werdenden Gino auf. „Was ist dann geschehen?“
„Als sie ihn also rausgeschmissen hat, (kein Komma)“(Komma) fährt er fort, „hat er sich hinter der nächsten Biegung versteckt und ist dann der Hausherrin gefolgt.“ Das entsetzte Luftholen, (kein Komma) über diese Verletzung der Regeln, (kein Komma) unterbricht seine Ausführung dieses Mal nur kurz. „Mein Freund ist ziemlich wissbegierig. Weswegen er auch gerne im Archiv arbeitet. (kein Punkt)“, versucht er, die Entscheidung seines Freundes zu entschuldigen. “(Anführungszeichen unten)Er ist ihr in Richtung des Lehranstaltsleiterraumes gefolgt. Sie war, so versicherte er mir, wirklich schnell unterwegs.(kein Punkt)“, beendet er seine Erzählung.

Fasziniert ist Gabrialla seiner Geschichte gefolgt. Jetzt, da sie geendet hat (da sie zu Ende ist), bemerkt sie erst, wie still es um sie geworden ist. Nicht einfach nur still. Alle um sie, (kein Komma) scheinen den Atem anzuhalten. Kein Laut, abgesehen, (kein Komma) von Ginos hektischem Atem ist zu hören. Wie hypnotisiert, (kein Komma) beobachtet sie, wie sich seine Brust hebt, Luft ansaugt und in zu schnellen Stößen abgibt. Drei. Vier.
Herzschläge lang verharrt alles Still (Drei, vier Herzschläge lang verharrt alles still).
„Also, (kein Komma)“(Komma) durchbricht Svens Stimme die Stille und lässt Gabrialla Auffahren (auffahren), „geht es um einen von uns.“ Verwirrt darüber, was gerade gewesen ist, sucht Gabriallas Blick die Freunde ab. Alle Blicke sind auf Sven gerichtet, während ihre Münder an ihrem Essen kauen.
„Wie meinst du das?“, erklingt Juls Stimme fragend.
„Na“, fährt dieser fort, als er seinen nächsten Bissen geschluckt hat. „Ist doch klar. Welche Unterlagen werden im Archiv aufbewahrt? Die, (kein Komma) der Prüflinge. Die, (kein Komma) aus den zehn letzten Zyklen. Unsere sind noch am Abend vor den ersten Prüfungen einsortiert worden.“
„Aber, (kein Komma)“(Komma) will Marie krächzend wissen, „Warum (warum) sollten die Wächter Unterlagen eines Prüflings benötigen?“
Das Erlöschen der Kerze auf ihrem Tisch, (kein Komma) unterbricht die Unterhaltung.
Was?, (kein Komma) nicht nur Gabrialla sieht sich in der Gruppe nach einer Antwort um. Es muss schon sehr spät sein, entscheidet sie, wenn die Kerze ausgeht.
„Die Kerze ist aus. Die Essenszeit muss schon seit einiger Zeit zu Ende sein, (kein Komma)“ (Komma) spricht Michelle Gabriallas Gedanken aus. „Und keine Erzieherin, kein Erzieher ist da, um uns raus zu scheuchen. Wo sind sie?“
„Wir sollten raus, ehe die letzten Kerzen erlöschen.“ Ein kurzer Blick zeigt auch den anderen, dass ihre Kerze nicht die erste ist, die erloschen ist.

Zügig bringen sie ihre Tablets (Tabletts) zurück, bevor sie sich an der Trinkenausgabe (Getränkeausgabe oder ein völlig neues Wort finden) anstellen.
Oh. Hier ist jemand, stellt Gabrialla überrascht fest, als sie bemerkt, dass alle Ausgabestellen besetzt sind. Doch, (kein Komma) auch sie sehen nervös aus. Nicht so träge wie heute zur Mittentagszeit. Als sie endlich den Raum verlassen können, sind auch die letzten Kerzen an den Tischen verloschen. Alleine im Bereich der Ausgabe, (kein Komma) wurden neue entzündet.
Wie seltsam.

Gabrialla ist erneut versucht, nach oben zu eilen. Doch sie stoppt sich. Wendet alleine ihren Blick sehnsüchtig der Treppe entgegen.
Ich würde so gerne wissen, was sie hier wollen. Aber, (kein Komma) die Tür nach oben ist schon lange abgeschlossen, schlussfolgert sie, nach einem Blick auf das Sandspiel. Was die Wächter jetzt machen? Abrupt stockt sie.
Was? Ihr Blick hat eine Erzieherin erfasst, die auf die Treppe zuhält. Soeben hat diese die beiden Aufpasser erreicht (Soeben erreicht sie die Aufpasser). Statt jedoch, (kein Komma) wie erwartet, (kein Komma) stehen zu bleiben, schlüpft sie nun eilig durch die Tür, die Gabrialla bis eben noch für verschlossen hielt (für verschlossen gehalten hatte). Ihr Atem stockt, ihre Beine geraten durcheinander und sie fällt fast über diese (hin statt über diese), als sie begreift(Komma) was ihre Augen gesehen haben.
Die Türen sind offen! Aber ... wie kann das sein? Nun spürt auch Gabrialla, wie ein Schauer über sie gleitet und ihre Haut erzittern lässt. Eine Hand, die sie ergreift, lässt sie herumfahren. Dabei streift sie einige Lehrlinge und schleudert sie von sich.
 



 
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