Wolfgang Urach
Mitglied
Dritter Teil: Meister Hora hilft Momo und ihren Freunden
Kapitel 17: Gigi, der künftige Chef des Amphitheaters
Beppo hatte ihm gesagt: „Gigi, schau doch bitte bei meinem Kegelbruder Alwin vorbei, der hat da so eine Idee mit dem Amphitheater. Und ich glaube, es ist wichtig.“
Und jetzt stand Gigi vor dem Garten in der Lindenstrasse und traute seinen Augen nicht.
Ein richtiger Rennwagen aus den 40er Jahren! Er war ganz rot, mit auf Hochglanz polierten verchromten Auspuff und Kühlerhaube, Originalledersitzen, mit großen schönen Vollgummireifen und fast kunstvoll wirkenden Speichen.
„Ist der nicht stark?!!!“, rief ihm Stefan aus dem Garten entgegen. Gigi hatte ihn fast nicht erkannt wegen der kurzen Haare und der fehlenden Brille. Der Jugendliche stand am Auto, bestaunte ebenfalls den Oldtimer und putzte mit einem Tuch die großen runden Scheinwerfer.
„Hallo Stefan“, begrüßte Gigi ihn vom Gartenzaun her.
„Hallo Gigi“, sagte Stefan. Gigi hatte das Gefühl, dass er etwas geniert war.
„Du hast dich lang nicht mehr sehen lassen im Amphitheater.“, stellte Gigi fest.
„Aber da wohnen doch jetzt die...“, Stefan zögerte.
„... die Zigeuner“, ergänzte Gigi, „ja, das stimmt, Toni und Bruno und ihre Familien, sehr nette Leute, wir haben ein Kinderfest organisiert und Ballonfahrten für die Touristen...“
„Gigi, treten Sie ein“, unterbrach ihn Alwin Müller. Stefans Nachbar öffnete das Gartentor und ließ Gigi eintreten. „Schön, dass Sie gekommen sind.“
„Ja, Beppo hat mir gesagt, dass es wichtig wäre.“
„Das ist es.“
„Und das ist Ihr Rennwagen?“
„Ich habe ihn gefahren.“
„Das ist ja unglaublich.“ Gigi ging ganz verzückt um den Wagen herum. „Jetzt erinnere ich mich“, er kramte in seinem Gedächtnis, „da gab es doch auch vor 40 Jahren einen ganz bekannten Rennfahrer aus unser Region...“
„Rat mal, wer das war“, rief Stefan aufgeregt.
„Ja, ich denk ja schon nach“, versicherte Gigi, „das war ein ganz alltäglicher Name, wie war der bloß, so wie ... wie Meier vielleicht.“
„Oder Müller?“ schlug Alwin vor.
„Nein, das waren Sie?“ Gigi war ganz aus dem Häuschen.
Alwin nickte.
Gigi konnte sich auf einmal sehr gut vorstellen, wie der junge Alwin Müller mit seiner Rennfahrerbrille und Ledermütze am Steuer dieses roten Flitzers saß, der Wind pfiff ihm um die Ohren, der Regen peitschte ihm ins Gesicht, die Sonne erhitzte den roten Lack, die großen Reifen quietschten in den Kurven und rasten durch Schlammpfützen, der Motor ratterte voll Rennvergnügen...
Lieber Leser!
Wie du schon festgestellt hast, kann sich Gigi schnell für etwas begeistern. Er kann vielleicht auch deshalb so gut Geschichten erzählen, weil er sich schnell in etwas hineinfühlt.
Hier im Garten des Rennmeisters Alwin Müller fing in seinem Kopf etwas an sich zu drehen. Die Rennen! Die Rennwagen! Die Kameradschaft der Rennfahrer! Die Spannung vor dem Wettkampf! Der Wind! Die Sonne! Der Regen! Die Geschwindigkeit! Der Sieg! Die gemeinsame Freude! Gigi konnte sich das alles so klar und ganz nah vorstellen... und war im siebten Himmel...
„Kommen Sie doch bitte in meine Wohnung, ich habe etwas Kaffee gekocht für Sie, Gigi“, holte Alwin ihn aus seinen Tagträumen. Gigi Und Stefan folgten ihm begeistert ins Haus.
Auf den Bildern war der Rennfahrer Alwin zu sehen, umringt von seinen Freunden, den anderen Sportsleuten...
„Das muss ja wahnsinnig toll gewesen sein...“
„Das war es, das war es ...“, stimmte Alwin nostalgisch entrückt zu und reichte Gigi eine Kaffeetasse.
„Eine große, schöne Zeit für Sie, nehme ich an“, meinte Gigi.
„Ja, ich denke oft an sie zurück.“
„Können wir nicht auch heute so etwas unternehmen? Ich meine, das wäre doch schön für die Kinder und auch für die Erwachsenen, die Rennwagen, das gemeinsame Erlebnis, das erlebte Abenteuer...“, begann Gigi zu schwärmen.
„Genau, warum nicht?“, bestärkte ihn Stefan.
„Ja, das wäre schön“, stimmte Alwin zu, „aber ich bin alt, ich kann das nicht mehr machen.“
„Aber da wird sich doch jemand anderes finden, davon bin ich überzeugt“, meinte Gigi wild entschlossen.
„Warum machst du das nicht?“, fragte Stefan spontan.
„Ja, warum eigentlich nicht?“, fragte jetzt auch Alwin.
„Ich weiß nicht“, zierte sich Gigi und begann zu grübeln.
„Das wäre klasse“, versuchte Stefan ihn zu motivieren.
„Besonders für die Kinder“, setzte Alwin wirkungsvoll hinzu.
„Das wäre schon schön, so eine kleine Rennstrecke für die Kinder“, gab Gigi versonnen zu.
„Quer durch das Amphitheater“, begeisterte sich Stefan.
„Aber es ist immer so heiß da drüben“, wandte Gigi ein.
„Vielleicht könnte man ein kleines Schwimmbad zum Abkühlen bauen“, schlug Alwin vor.
„Mit Riesenrutsche“, rief Stefan.
Gigi lachte: „Und wer soll das alles bezahlen?!“
Alwin fasste ihn sachte am Arm. „Gigi, ich muss Ihnen gestehen, ich habe Sie heute in einer bestimmten Absicht eingeladen.“
„So?“, fragte Gigi erstaunt.
„Sie sind doch der Tourismusspezialist unserer Stadt.“
„Ich weiß nicht, ob man mich...“, wandte Gigi gebauchpinselt ein.
„Doch, doch, Sie sind ein Fachmann für Touristik, und Sie können mit den Leuten sprechen, das ist auch sehr wichtig. Sie müssen wissen, dass es einen großen Unternehmer in unserer Stadt gibt, der einen kleinen bescheidenen Freizeitpark um das Amphitheater bauen will. Dazu braucht er Sie.“
„Danke für die Ehre“, meinte unser Geschichtenerzähler etwas beschämt.
„Er schlägt Ihnen vor, dass Sie der Manager des Amphitheater werden, aber Achtung: gut bezahlt!“
„Dann kann ich endlich meine offenen Rechnungen bei Nino begleichen“, lachte Gigi.
„Ein gut bezahlter Chef“, fuhr Alwin fort, „der das Sagen hat, was im Amphitheater an Attraktionen geboten werden soll. Wasserspiele, Showauftritte, Theater, Rennwagen-Rennen ...“
„Auch für Motorräder...“, fügte Stefan an.
„Ist das nicht alles sehr teuer?“, fragte Gigi nachdenklich.
„Sicher, dafür muss der Unternehmer all sein Geld nehmen, um diesen Kinderfreizeitpark bauen zu können.“
„Das wird ja eine ganz große Sache werden“, meinte Gigi kopfnickend.
„Stell dir vor, eine Wasserrutsche um das ganze Amphitheater herum. Wer will heute einmal in unserer Riesen-Wasserrutsche ums Amphitheater rutschen? Eintritt nur 2 Euro! Kinder unter 10 Jahren nur 1 Euro! Und dann geht’s ums Amphitheater herum, bis einem schwindelig wird...“, sprudelte Stefan los.
„Das ist eine schöne Idee“, sagte Gigi etwas ruhiger als vorher.
Alwin war so klug, um festzustellen, dass die Begeisterung von Gigi abgekühlt war. „Nun, das kann ja auch ganz anders aussehen. Im Moment wird das Amphitheater schließlich nur wenig benutzt. Es wäre doch schön, wenn unser Amphitheater-Freizeitpark zu einem Ausflugsziel von ganz Lappalien werden würde.“
„Warum nicht?“ entgegnete Gigi.
„Wir können also auf Sie rechnen, Gigi?“, bedrängte Alwin unseren Fremdenführer.
„Ja, das lass ich mir noch mal durch den Kopf gehen. Vielen Dank für den Kaffee, Herr Müller! Bis bald, Stefan!“ meinte Gigi und verschwand schnell nach diesem kurzen Abschied.
„Tschüss“, rief Stefan seinem Freund nach.
„Ja, Wiedersehen, Gigi!“, meinte Alwin ihm kurz nachwinkend.
„Er hat angebissen“, entfuhr es Stefan begeistert.
„Quatsch. Er wird nicht annehmen.“
Aus dem Gesicht von Alwin Müller war alle Freundlichkeit verschwunden. Dafür zeichnete sich auf seinem Gesicht eine kalte Erkenntnis ab: „Und ich war so dumm zu glauben, dass er auf den Vorschlag anspringen würde. Er wird niemals auf unserer Seite sein.“
Kapitel 17: Gigi, der künftige Chef des Amphitheaters
Beppo hatte ihm gesagt: „Gigi, schau doch bitte bei meinem Kegelbruder Alwin vorbei, der hat da so eine Idee mit dem Amphitheater. Und ich glaube, es ist wichtig.“
Und jetzt stand Gigi vor dem Garten in der Lindenstrasse und traute seinen Augen nicht.
Ein richtiger Rennwagen aus den 40er Jahren! Er war ganz rot, mit auf Hochglanz polierten verchromten Auspuff und Kühlerhaube, Originalledersitzen, mit großen schönen Vollgummireifen und fast kunstvoll wirkenden Speichen.
„Ist der nicht stark?!!!“, rief ihm Stefan aus dem Garten entgegen. Gigi hatte ihn fast nicht erkannt wegen der kurzen Haare und der fehlenden Brille. Der Jugendliche stand am Auto, bestaunte ebenfalls den Oldtimer und putzte mit einem Tuch die großen runden Scheinwerfer.
„Hallo Stefan“, begrüßte Gigi ihn vom Gartenzaun her.
„Hallo Gigi“, sagte Stefan. Gigi hatte das Gefühl, dass er etwas geniert war.
„Du hast dich lang nicht mehr sehen lassen im Amphitheater.“, stellte Gigi fest.
„Aber da wohnen doch jetzt die...“, Stefan zögerte.
„... die Zigeuner“, ergänzte Gigi, „ja, das stimmt, Toni und Bruno und ihre Familien, sehr nette Leute, wir haben ein Kinderfest organisiert und Ballonfahrten für die Touristen...“
„Gigi, treten Sie ein“, unterbrach ihn Alwin Müller. Stefans Nachbar öffnete das Gartentor und ließ Gigi eintreten. „Schön, dass Sie gekommen sind.“
„Ja, Beppo hat mir gesagt, dass es wichtig wäre.“
„Das ist es.“
„Und das ist Ihr Rennwagen?“
„Ich habe ihn gefahren.“
„Das ist ja unglaublich.“ Gigi ging ganz verzückt um den Wagen herum. „Jetzt erinnere ich mich“, er kramte in seinem Gedächtnis, „da gab es doch auch vor 40 Jahren einen ganz bekannten Rennfahrer aus unser Region...“
„Rat mal, wer das war“, rief Stefan aufgeregt.
„Ja, ich denk ja schon nach“, versicherte Gigi, „das war ein ganz alltäglicher Name, wie war der bloß, so wie ... wie Meier vielleicht.“
„Oder Müller?“ schlug Alwin vor.
„Nein, das waren Sie?“ Gigi war ganz aus dem Häuschen.
Alwin nickte.
Gigi konnte sich auf einmal sehr gut vorstellen, wie der junge Alwin Müller mit seiner Rennfahrerbrille und Ledermütze am Steuer dieses roten Flitzers saß, der Wind pfiff ihm um die Ohren, der Regen peitschte ihm ins Gesicht, die Sonne erhitzte den roten Lack, die großen Reifen quietschten in den Kurven und rasten durch Schlammpfützen, der Motor ratterte voll Rennvergnügen...
Lieber Leser!
Wie du schon festgestellt hast, kann sich Gigi schnell für etwas begeistern. Er kann vielleicht auch deshalb so gut Geschichten erzählen, weil er sich schnell in etwas hineinfühlt.
Hier im Garten des Rennmeisters Alwin Müller fing in seinem Kopf etwas an sich zu drehen. Die Rennen! Die Rennwagen! Die Kameradschaft der Rennfahrer! Die Spannung vor dem Wettkampf! Der Wind! Die Sonne! Der Regen! Die Geschwindigkeit! Der Sieg! Die gemeinsame Freude! Gigi konnte sich das alles so klar und ganz nah vorstellen... und war im siebten Himmel...
„Kommen Sie doch bitte in meine Wohnung, ich habe etwas Kaffee gekocht für Sie, Gigi“, holte Alwin ihn aus seinen Tagträumen. Gigi Und Stefan folgten ihm begeistert ins Haus.
Auf den Bildern war der Rennfahrer Alwin zu sehen, umringt von seinen Freunden, den anderen Sportsleuten...
„Das muss ja wahnsinnig toll gewesen sein...“
„Das war es, das war es ...“, stimmte Alwin nostalgisch entrückt zu und reichte Gigi eine Kaffeetasse.
„Eine große, schöne Zeit für Sie, nehme ich an“, meinte Gigi.
„Ja, ich denke oft an sie zurück.“
„Können wir nicht auch heute so etwas unternehmen? Ich meine, das wäre doch schön für die Kinder und auch für die Erwachsenen, die Rennwagen, das gemeinsame Erlebnis, das erlebte Abenteuer...“, begann Gigi zu schwärmen.
„Genau, warum nicht?“, bestärkte ihn Stefan.
„Ja, das wäre schön“, stimmte Alwin zu, „aber ich bin alt, ich kann das nicht mehr machen.“
„Aber da wird sich doch jemand anderes finden, davon bin ich überzeugt“, meinte Gigi wild entschlossen.
„Warum machst du das nicht?“, fragte Stefan spontan.
„Ja, warum eigentlich nicht?“, fragte jetzt auch Alwin.
„Ich weiß nicht“, zierte sich Gigi und begann zu grübeln.
„Das wäre klasse“, versuchte Stefan ihn zu motivieren.
„Besonders für die Kinder“, setzte Alwin wirkungsvoll hinzu.
„Das wäre schon schön, so eine kleine Rennstrecke für die Kinder“, gab Gigi versonnen zu.
„Quer durch das Amphitheater“, begeisterte sich Stefan.
„Aber es ist immer so heiß da drüben“, wandte Gigi ein.
„Vielleicht könnte man ein kleines Schwimmbad zum Abkühlen bauen“, schlug Alwin vor.
„Mit Riesenrutsche“, rief Stefan.
Gigi lachte: „Und wer soll das alles bezahlen?!“
Alwin fasste ihn sachte am Arm. „Gigi, ich muss Ihnen gestehen, ich habe Sie heute in einer bestimmten Absicht eingeladen.“
„So?“, fragte Gigi erstaunt.
„Sie sind doch der Tourismusspezialist unserer Stadt.“
„Ich weiß nicht, ob man mich...“, wandte Gigi gebauchpinselt ein.
„Doch, doch, Sie sind ein Fachmann für Touristik, und Sie können mit den Leuten sprechen, das ist auch sehr wichtig. Sie müssen wissen, dass es einen großen Unternehmer in unserer Stadt gibt, der einen kleinen bescheidenen Freizeitpark um das Amphitheater bauen will. Dazu braucht er Sie.“
„Danke für die Ehre“, meinte unser Geschichtenerzähler etwas beschämt.
„Er schlägt Ihnen vor, dass Sie der Manager des Amphitheater werden, aber Achtung: gut bezahlt!“
„Dann kann ich endlich meine offenen Rechnungen bei Nino begleichen“, lachte Gigi.
„Ein gut bezahlter Chef“, fuhr Alwin fort, „der das Sagen hat, was im Amphitheater an Attraktionen geboten werden soll. Wasserspiele, Showauftritte, Theater, Rennwagen-Rennen ...“
„Auch für Motorräder...“, fügte Stefan an.
„Ist das nicht alles sehr teuer?“, fragte Gigi nachdenklich.
„Sicher, dafür muss der Unternehmer all sein Geld nehmen, um diesen Kinderfreizeitpark bauen zu können.“
„Das wird ja eine ganz große Sache werden“, meinte Gigi kopfnickend.
„Stell dir vor, eine Wasserrutsche um das ganze Amphitheater herum. Wer will heute einmal in unserer Riesen-Wasserrutsche ums Amphitheater rutschen? Eintritt nur 2 Euro! Kinder unter 10 Jahren nur 1 Euro! Und dann geht’s ums Amphitheater herum, bis einem schwindelig wird...“, sprudelte Stefan los.
„Das ist eine schöne Idee“, sagte Gigi etwas ruhiger als vorher.
Alwin war so klug, um festzustellen, dass die Begeisterung von Gigi abgekühlt war. „Nun, das kann ja auch ganz anders aussehen. Im Moment wird das Amphitheater schließlich nur wenig benutzt. Es wäre doch schön, wenn unser Amphitheater-Freizeitpark zu einem Ausflugsziel von ganz Lappalien werden würde.“
„Warum nicht?“ entgegnete Gigi.
„Wir können also auf Sie rechnen, Gigi?“, bedrängte Alwin unseren Fremdenführer.
„Ja, das lass ich mir noch mal durch den Kopf gehen. Vielen Dank für den Kaffee, Herr Müller! Bis bald, Stefan!“ meinte Gigi und verschwand schnell nach diesem kurzen Abschied.
„Tschüss“, rief Stefan seinem Freund nach.
„Ja, Wiedersehen, Gigi!“, meinte Alwin ihm kurz nachwinkend.
„Er hat angebissen“, entfuhr es Stefan begeistert.
„Quatsch. Er wird nicht annehmen.“
Aus dem Gesicht von Alwin Müller war alle Freundlichkeit verschwunden. Dafür zeichnete sich auf seinem Gesicht eine kalte Erkenntnis ab: „Und ich war so dumm zu glauben, dass er auf den Vorschlag anspringen würde. Er wird niemals auf unserer Seite sein.“