Kapitel 22: Wasser, Luft, Erde und Feuer

Die goldene Kuppel besaß eine Säule
von wärmenden Lichtschein; in dem schwang ein Pendel.

Das Wasser lag ruhig und regungslos da und
die Lichtstreifen schimmerten, schillerten freundlich.

Und spiegelglatt war es, doch gurgelte heimlich...
Blupp, blupp! aus der Schwärze... War Leben im Wasser?

Ein Rauschen von Wind, so erfrischend und lau wie
die Vorabend-Brise am Strand, war zu spüren.

Ein Seufzen erklang wie ein Kraftakt, und
eine Welle bewegte das Wasser, und hoch ging’s!

Die dreifache Knospe erschien und entglitt den
unendlichen Tiefen, um froh aufzuspringen.

Das Aufblühen war jetzt von Summen begleitet
von Harfen, Gesang, Viola, Trompeten...

Im herrlichen Wallen von Farben und Düften
verneigten die Blüten, die drei, sich vor den Kindern.

Die Lichtsäule bettete Wasser und Blumen
in Himmelslicht, strahlte, erklang und ertönte.

Die Sonne, der Mond, die Planeten und Sterne
begann zu sprechen und singen, verrieten den Kindern

sogar ihre wahren Geschichten und Namen,
so alt wie die Welt, unaussprechbar und heilsam.

Der Hüter der Zeit küsste Momo die Stirn und
er tat es bei Ann und bei Giacomo auch noch.

Er wies auf das Wasser und winkte dann freundlich
zum Abschied den Kindern und nickte allwissend.

Die wussten nicht weiter und schauten sich an:
Sollten sie ins kalte Wasser springen?

Die Blüten im Wasser begannen zu welken.
Am anderen Ende erhob sich die Tiefe.

Und drei neue Blüten entstanden aus Nichts und
verschwanden danach im Wasser von neuem.

Sie mussten’s versuchen und waren doch ängstlich,
doch fühlten den festen Entschluss zum Aufbruch.

Als Momo mit Kopf und den Schultern voran in
den Wasserfall sprang, da befiel sie zuerst das

Gefühl von Gewicht auf den Schultern, das bleischwer
sie drückte. Doch meinte sie bald, dass jemand

die Hände beschützend ihr auflegte.


Das warme Gewässer nahm sie auf, und spülte
sie dann mit viel Sausen und rasch in die Tiefe.

Und Momo hielt Nase und Augen zu, doch sie
verschluckte ein bisschen vom prickelnden Wasser.

Und dann hatte sie das Gefühl unter Wasser
zu atmen, den Fischen gleich. War das denn möglich?

Hinab wie ’ne Rutsche es ging: „Ja nur weiter!“
rief Momo, „nur weiter!“ So schön war das Rutschen.

Doch schwemmte der Berg sie rasch aus, überraschend
für sie über eine durchflutete Wiese.

Da standen schon Ann und auch Giacomo, winkten
ihr zu, aber Momo fiel weiter und weiter.

Der Strahl aus dem Bergen sie spülte hervor und
selbst weg von den Freunden. Wie da noch jetzt stoppen?

Doch Momo sich hielt in der Flut des Gewässers
an Schilfrohr und Gräsern ganz fest, war im Trocknen.

Von Stein zu Stein hüpfend... - Was hielt sie in den Händen? -
lief Momo nass-fröhlich den Freunden entgegen.
 



 
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