Kapitel 23: Die schwarzen Männer bereiten sich vor

„Stefan, kommst du?“
Alwin Müller stand am Gartentor.
„Einen Moment, Herr Müller!“ rief Stefan aus dem Haus. „Ich komme sofort.“

Er trat mit seiner schwarzen Uniform aus dem Haus.
Blitzblank geputzte Knobelbecher.
Eine gebügelte schwarze Jeans.
Ein makellos schwarzes Uniformhemd.
Das Halstuch.
Ein schwarzes Käppi.

„Welch schöner, starker, lappalischer Mann“, erklärte Alwin ruhig.
Stefan fühlte sich geehrt und war stolz auf sich und seine neue Uniform. Heute sollte es losgehen. Sie wollten, die Zigeuner vertreiben, die Stadt erobern, Ordnung machen.

„Heute ist der große Tag“, sagte Stefan fest, doch ein leichtes Flattern in seiner Stimme verriet Alwin, dass der Nachbarsjunge trotz des martialischen Auftretens unsicher war.
„Ich weiß“, sagte der Alte kurz. „Wir müssen los.“


Zur gleichen Zeit fand die Schlussbesprechung in einer großen Villa in einem sehr schönen Stadtviertel statt.
Herr Drahtzieher hatte die Fähigkeiten eines wirklichen Chefs, der in Momenten der Gefahr und der Entscheidung sehr ruhig bleibt.
Gobel war ganz aufgeregt wegen der Rede, die er auf dem Marktplatz halten sollte.
„Es wird schon gut gehen“, sprach ihm Drahtzieher zu und tätschelte ihm väterlich auf die Schulter.
Gobel stand der Schweiß auf der Stirn.

Vor ihnen lag die Karte der Stadt.
Rauschebart hatte die Aktionen eingezeichnet.
„Sehr gut“, lobte ihn Drahtzieher. „Was haben wir denn da?
- Der Marktplatz, auf dem die Kundgebung stattfinden soll.
- Das Amphitheater mit den Zigeunern, die wir vertreiben.
- Die Wohnhäuser der Mitbürger, die wir uns vorknöpfen werden. Da sehe ich: Ninos Haus, Alfons’ Bauernhof und so weiter...
Das sieht doch gut aus!“ lobte Drahtzieher Rauschebart.
„Danke!“ antwortete dieser und hoffte, ein Bier zu bekommen.
„Was soll denn noch schief gehen?“ fragte lächelnd Drahtzieher.
„Natürlich“, nickte die Glatze automatisch, ohne auf die Frage zu antworten. In Gedanken war er schon bei seiner Rede.


Auf dem Marktplatz waren schon viele schwarze Männer und eine Blaskapelle versammelt. Die schwarzen Männer tranken Bier und machten Witze, besonders über die, die ohne Uniform auf dem Marktplatz vorbeigingen. Die Blaskapelle spielte traditionelle Tanzlieder, aber niemand tanzte. Das war auch nicht vorgesehen.
Auf dem Rednerpult stand das Krähengesicht und beobachtete die Volksmenge. In wenigen Stunden würde das Los der Stadt entschieden sein. Die Krähe grinste in Vorfreude.
 



 
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