Der Candomblé
Ein Babalaô sagte einmal zu mir:
„Früher waren alle Orixás Menschen.
Menschen wurden zu Orixás wegen ihrer Macht.
Menschen wurden zu Orixás wegen ihres Wissens.
Sie wurden verehrt wegen ihrer Qualitäten.
Sie wurden respektiert wegen ihrer Kräfte.“
„Wir verehrten ihre Geschichten und ihre Großtaten.
Diese Menschen wurden dann zu Orixás.
Es gab viele Menschen auf der Erde.
So wie früher, so wie heute.
Mutig oder weise waren nicht viele.
Diese hat man alle vergessen.
Sie wurden nicht zu Orixás.“
„In jedem Dorf entlang dieser Flüsse,
gab es einen anderen Kult.
Sie erzählten Geschichten über verehrte Ahnen.
Die Legenden wurden von Generation zu Generation weitergereicht.
Die Ehre der Orixás prägte sich in die menschlichen Erinnerungen.
Manchmal kommen sie wieder.
Manchmal wird die Erinnerung wieder wahr.
Manchmal erleben wir ihre Erinnerung.“
Pierre Fatumbi Verger, (frei übersetzt).
Abbild Candomblé
http://www.ulg.ac.be/lac/alter_egaux/cap_vert/arts/fragmentos.htm
Mutter Abigail träumte in der Nacht vor der Candomblé. Sie spazierte auf eine Wiese, als sie der Schrei der Adler hörte, ihrem Totem, dem Geisttier die sie schützte. Der Vögel flog im Kreis direkt über ihr. Sie bewunderte die Myriaden von bunten färbigen Federn die den Adlerflügel formten. Darin erkannte sie ihr Totem. Kein normaler Adler besaß solche Federn. Der Adler mit den bunten Schwingen landete direkt neben ihr. Es war so groß wie sie. Das menschlich intelligente Auge glänzte schwarz aus ein Meer der Dunkelheit. Der Adler besuchte sie nicht mehr so oft wie früher. Jedesmal ein Hinweis real wie eine Vision. Diesmal überreichte er ihr ein Lederband mit einer kleinen Doppelaxt. Ein einfacher Amulett, aber ein Amulett mit dem Symbol von Xangô, der Orixá des Feuers und des Donners. Ein kleine Ereignis, die ein Gefühl des Unheils in ihr hinterließ. Diese Schattenbild, Fetzen dieser Traum, hing ihr vor den Augen, bestimmte ihre Gedanken und raubte ihr dem Schlaf.
Die alte Frau die sich in ihr silberne Spiegel nächsten Vormittag verschlafen ansah wirkte durch ihren Kleinwuchs etwas alt und zerbrechlich. Ein Eindruck die ihr langer welliges weißes Haar verstärkte. Der matte Glanz ihrer schwarzen Haut zeugte den geringen Schlaf. Ein Hackennase und ein freundliches Lächeln ergänzte diese Bild. Einen Gähnen überfiel Mutter Abigail und, etwas müde, seufzte sie zufrieden. Sie war immer noch stolz auf ihre gesunde Zähne. Als Sklaven nach Brasilien gekommen hatte sie weit gebracht. Ihr dankbarer Besitzer verliebte sich, befreite sie um sie zu heiraten. Nach ihr christliche Taufe lebten sie glückliche Jahren zusammen wo er mit ihr Hilfe seine Reichtümern vermehrte und sie den Aufbau ihr Gemeinde nachging. Die Orixás verlangten es von ihr. Sie blieben aber kinderlos und er starb frühzeitig. Seit dann lebte sie als Witwe, abgesondert aber nicht allein. Sie blickte auf ein erfülltes Leben zurück.
Die „Mutter-Der-Geister“ war in der ganzen Gegend angesehen und gefürchtet. Sie leitete das Candomblé, sie war die Kräuterfrau, sie konnte die Geister beschwören, verstorbenen Ahnen herbeirufen, und sie konnte die Zukunft aus ihrem Ifá-Orakel herauslesen. Sie besaß ein Gespür für das Wetter und das Land. All diese Dinge konnte Mutter Abigail.
Sie vertrauten ihren Rat, sie war respektiert, ja das war sie. Sie hatte mittlerweile kaum mehr Zeit für sich selbst soviele Rat bedürften die Menschen. Mutter Abigail konnte nur nicht die wahre Liebe dieser Menschen für sich gewinnen. Sie beschloss dann dass ein paar Müdigkeiten Furchen mehr schmälerte nicht ihr Würde. Schliesslich war sie schon so alt das ein paar Falten mehr nicht störten.
Nach ein flüchtiges Frühstück stürze sie sich an ihr Arbeit das Fest für die Abend vorzubereiten. Samstagabende, heute Nacht, feierten sie mit ihre Kinder-Des-Glaubens das Candomblé für ihren Ahnen, für Xangô der Orixá.
An diese Samstagabend kamen viele. Weiß und Schwarz, Senhores, Senhoras und Sklaven. Sie erschienen zu das Grosse Feier um die Götter und die Geister zu erleben. Sie kamen um ausgiebig den Riten des Candomblé zu bejubeln mit Tanz, Trommel und Gesang. Hier, weit entfernt von ihrer Heimat nahm man jeder verfügbare Hilfe an. Einige der weißen Patronen kamen zu ihr in diese Nacht, um Rat zu erbitten. Sie wollten wissen, ob ihre Geschäfte gedeihen würden. Die Senhoras kamen wegen des einen oder anderen Zaubers zu ihr. Manche suchten Liebeselixiere oder Aphrodisiaka. Andere wollten das unerwünschte Kind im Leib heimlich abtreiben. Mutter Abigail half lieber Kindern das Licht der Welt erblicken, aber behandelte jeder Fürbittende respektvoll und freundlich wie gewohnt. Sie ließ Jeder ihr Ring küssen als Geste ihrem gegenseitiges Respekt. Obwohl sie sich gestehen musste, dass viele der Spectakel wegen sie besuchten, war ihr alles stets einer Freude. Danach begutachtete sie die Tiere die in Ehre der Orixás geopfert werden wurden und das Fest nahm endlich ihren Lauf.
Die Menschen tranken und erzählten sie sich ihr Erlebnissen der letzte Woche. Bis die Musik begann und die „Cavalos“ in den dekoriert Salon eintraten. Sie tanzten, sprangen, machten Pirouetten, und rollten auf dem Boden. Die „Cavalos“ waren Medien. Sie dienten den Göttern als Gefäß und wurden von ihnen „vertreten“. Die Essenz und der Geist der Orixás schlüpften in ihren Körper um mit den Lebenden zu reden und zu feiern.
Die Feier verlief gut. Das Orchester führte die Gemeinde durch die heilige Musik und ihr Aufrufung fiel diesmal präzise aus. Die „Pferde“ fielen in Trance. Die Medien verwandeln sie sich langsam. Das spürte Mutter Abigail deutlich. Man sagte dazu „geritten“. Wenn einer der „Cavalos“ mit Zuckungen von den Götter gestreckt wurde. Ein gutes „Pferd“ benötigte viele Jahre und unzählige Initiations-Rituale da die Affinität zum Orixá, zu diesen alten Göttern, verstärkt werden müßte. Viele wagten diesem geheimnisvolle Pfad gar nicht, auch viele von denen die nicht wagten erlebten ein beschwerliches Leben und starben früher. Mutter Abigail begleitete sie durch diesem Weg, genauso wie ihr Großmutter sie seit hin geleitete, selbst während ihr Tot und darüber hinaus heute noch führte. Ein Eingeweihte starb im Ritual um im Glaube wiedergeboren zu werden. Mit sein „Tot“ gewann der „Cavalo“ eine neue Name und Identität, und die Fähigkeit ihr Orixá als Gefäß zu dienen. Die Eingeweihten sorgten für die Schreine der Götter-Vorfahren ihres Volkes, die Orixás genannt wurden. Die heiligen Schreine der Götter waren oft im Wald oder bei Flüssen und Höhlen versteckt. Die Initiierten wussten davon, aber auch jene die Opfer brachten, lernten diese heiligen Orte kennen, schätzen, und schützen. Auch in Mutter Abigails Haus gab es solche Schreine. In diese Schreine befanden sich stets frisch vorbereitete Speisen für jeden Gott. Opfergaben aus Farben, Licht, in tierische oder pflanzliche Form. Sie nannten dies die „Assentamentos“, der „Thron“ der Göttern. Auch ein heiliger Baum stand dekoriert vor ihren Haus. Ein Baum älter als 100 Jahren. Der Sitz der Ahnen. Sie ließ die Iroko-Baum für die heutiges Fest besonderes mit einen goldenen Schleife verzieren.
Nachdem die heilige Musik die Orixás aufrief, benutzten die Medien ihre Fähigkeit und übergaben ihren Körper an ihren Orixás. Damit war ein direkter Kontakt mit den Vorfahren möglich. Wenn sie den Punkt erreichten wo ihren Körper von der Orixás ubernohmen wurde, erlitten sie Zuckungen, wie jetzt.
Mutter Abigail lehnte sich an ihr fein ausgeschmückte Ehrensessel vor. Sie fühlte die Veränderung in der Luft. Es war tatsächlich spürbar. Eine Gänsehaut durchführ ihr Körper. Beeindruckend wie beim erstes Mal, als ob man ein großes Spinnennetz in der Dunkelheit mit seinem Gesicht durchstreifte. Die Energie haftete auf sie! Die Götter und die Geister waren angekommen!
Der weise Preto Velho, Oxalá genannt, übernahm als Erste sein „Cavalo“ und trank gleich ein Schnaps, zündete eine dicken Zigarre bevor er der Tanzfläche verließ. Sein „Cavalo“ konnte eine Flasche Schnaps in einem Zug leeren, ohne betrunken zu erscheinen. Seine Stimme klang plötzlich rau, und alt während er mit seine Kinder sprach. Selbst die Art und Weise, wie er sich bewegte änderte sich. Wie ein alter Mann, sehr langsam und vorsichtig, gestützt auf seine silbernen Stab, nach vorne gebeugt, als ob er ein großes Gewicht auf seinen Schultern zu tragen hätte. Alle die etwas wissen wollten, brachten Geschenke, Opfergaben zu Ehren den Riten des Candomblé. Mutter Abigail half sie mit der enträtseln ihren Sorgen. Manche mussten mit Tieropfern ihre Wünsche bezahlen. Andere einfach mit Aufgaben. Meisten verlangte Er nicht mehr als den Schnaps, den Er so gerne trank, obwohl Oxalá durch ein eigene Schwur gehindert nichts trinken durfte. Auch Götter müssen Regeln befolgen. Aber diese Abend wollte Er feiern und trank eine nach den anderen. Oxalá könnte dennoch nicht betrunken werden. Seine Augen scheuerten von erhabener Intelligenz und Witz. Mehr als einer den mutigen Patronen stockten die Worte beim Anblick dieser Augen. Weniger wagten sich diese Nacht zu fragen.
Die Pompa Gira, ein anderer Geist erschien auf der Tanzfläche. Das schwarze Mädchen Jacira, die sie verkörperte, arbeitete für Mutter Abigail in ihrem Bordell am Hafen. Sie verwandelte sich in eine Nymphomanin wenn Pomba Gira über sie sich legte. Sie tanzte auf der Parkett in rot und schwarz bekleidet exotisch und auf eine erregende Art. Keiner Augenpaar wendete sich ihrer Darbietung ab. Die Pomba Gira gab den Frauen und Männern Macht über ihre Liebenden. Sie wurde von Männer und Frauen begehrt. Sie repräsentierte nur ein Aspekt der Göttin, ein dunkler weiblicher Aspekt, ein Gesicht. Alle Orixás besaßen mehr als einen Aspekt. Einen positiven, einen negativen, und einen neutralen. Manche wie Exú beanspruchten zwischen sieben und vierzehn verschiedene Aspekte. Die Pompa Gira war einer seiner weiblichen Seiten. Sie liebte Schmuck und Wein, Kosmetik und Kleider. Wer Liebeskummer, oder einfach Liebeslust verspürte, kam zu Pomba Gira. Sie konnte diese Wünsche erfüllen. Aber sie verlangte etwas zurück. Sie gaben es ihr, und sie nahm es in dunkeln auch... schließlich war ihr „Cavalo“ ein sehr hübsches Mädchen.
Dann tanzte Xangô ein, der König im Pantheon der Orixás, ein Krieger-Orixá. Zu erkennen an seinen Doppelaxt die er stolz schwingte und an die rote Farbe seine Bekleidung. Seiner Kinder sangen den Uraltes Verse die seine Segen verlangte. Er, der das Recht sprach, segnet diese Nacht für seine Kinder.
Viele anderen Orixás erschienen zu ehren des Candomblé. Iemanjá, die Meeres und Flußgöttin wunderschön in Blau-Grün-Weißes Kleid mit Perlenketten geschmückt, oder Ogum der verrückte Krieger und Schmied, in seine volle metallisches Rüstung. Für jeden Gott ein „Cavalo“, ein Medien, mit seine Farben verkleidet. Selbst Iroko der Orixá-Baum, der Sitz aller Geister und Vorfahren kam. Ein Eingeweihte für die heilige Baum, Iroko, hatte seit langen nicht mehr gegeben. Mutter Abigail erfreute sich besonderes an dem Anblick der Medien-Kind die Iroko neuerdings verkörperte. Die Kleine tanzte schüchtern aber herzlich. Die Orixás und die Gäste amüsierten sich zusehends. Schließlich brachte man das Festmahl in den Salon. Die in der Nacht geopferten Tiere speziell für jede einzelne Orixá vorbereitet. Alles wunderbar dekoriert und köstlich. 16 verschiedenen Gängen mit Beilage. Mutter Abigail war sehr zufrieden. Das Fest lief wie geplant.
Padre Vieira öffnete die Fensterläden. Die angestaute Hitze zog dennoch nicht weg. Er schritt zu Balkon heraus um sich etwas abzukühlen. Die Stadt Olinda schien in diesem Samstagabend so wach wie er selbst zu sein. Stimmen und Gesang begleiteten der Trommeln durch die Nacht. Das Geheimnis dieses heidnischen Festes blieb der katholischen Mission nicht verborgen. Schließlich hörte man den Trommeln meilenweit durch die Stadt. Padre Vieira, tolerant, ließ diese Freuden einfach sein. Es sah wie ein Fest aus, mit Musik, Tanz, vielen Getränken und Speisen, und sie trafen sich auch im Namen des Heiligen der Christen. Die Menschen in der Kolonie besaßen wenig an dem sie sich erfreuten. Sie trugen dafür ihre beste Kleidung, entweder ganz im Weiß oder bunt wie der Salon dekoriert war. Wozu sie die Tiere brauchten die hereingebracht wurden? Padre Vieira hatte vor, sich mit dieser Frage zu beschäftigen, aber irgendwie kam er nie dazu. Er hielt nicht viel von der Verfolgung Unschuldiger wie die Inquisition tat. Er kannte die Formen der Inquisition zu gut. Die Inquisition verfolgte auch er in ihr Wahnsinn. Ein Duell die er, obwohl völlig rehabilitiert, mit Narben überlebte. Er wünschte niemandem dieses Los. Also ließ er den Menschen ihre Feste feiern und mischte sie nicht ein. Er ging zurück in seine Schlafzelle und versuchte nichts mehr zu hören bis er einschlief.
In den Candomblé Nächten, war sie, Mutter Abigail, als Mutter der Götter respektiert; das religiöse Zentrum der Macht dieser Gegend. Sie war ihr Iyalorixá. Iya bedeutete Mutter, deshalb Mutter Abigail. Die Mutter-Der-Geister.
Später, als alle Opfer gebracht wurden und die Götter sich verabschiedeten, schliefen ihr erschöpfte „Cavalos“ in den dafür vorgesehenen Zimmern. Endlich glaubte sie sich allein. Sie brauchte eben wenig Schlaf. Ein Gefühl der Schwermut stellte sich ein. Solche melancholischen Momente wo sie unbeschäftigt war kamen selten. Sie verlor durch die Sklaverei ihr eigenen Söhne und Töchtern aus den Augen. Einer der Ziele ihrer Kämpfe in diesem neuen Land bestand daran ihre frühere Familie wieder zusammen zu führen. Das Candomblé stützte sie dabei. Es versorgte sie mit Information.
Müde und, noch mit ihren Sorgen beschäftigt, hätte sie begrüßt für sich zu sein, aber Oma Maria putzte noch der Salon. Sie erwähnte zu Mutter Abigail das einzige Außergewöhnliche was sie den ganzen Abend hörte. Oma Maria erzählte ihr die Geschichte über einer Farm geplagt von einem Saci Pererê. War das die Antwort zur der Rätsel ihres Traumes? Ihren Instinkten folgend, entschloss sie sich, in den nächsten Tagen, Oma Maria auf der Farm zu besuchen.
Auf dem Weg hörte Mutter Abigail den Gesang einer Mantintapere. Einen deutliche Zeichen, dass Sacis in die Gegend ihr Unwesen trieben. Die Mantintapere, der Sage nach, stellte einer Art Vorstufe von ein Saci Pererê dar. Eine Unterart der Uhus, ein Vögel die viel mit der Tot zu tun hatte. Manche glaubten, sie brächten Nachrichten von der Unterwelt. Andere, dass die Mantintapere als eine böse Hexe lebte, die einen Pakt mit dem Teufel schloss und mit der Verdammung belohnt wurde. Allein die Tatsache, dass Mutter Abigail den Gesang eines nächtlich aktiven Uhus tagsüber hörte, ließ sie darauf schließen, dass hier tatsächlich etwas im Gange war. Hat die Mantintapere Mutter Abigail’s Macht gespürt und wollte ihr Revier verteidigen?
Sie kam um einen Saci Pererê zu fangen und darauf richteten sich ihre Gedanken. Sie überprüfte ihre Ausrüstung. Der Trick mit dem Sieb funktionierte nicht wirklich. Um einen Saci einzufangen war besser der Saci anzulocken. Eine Flasche mit engem Hals und einem Korkverschluß gefühlt mit ein Gemisch aus Milch und Honig. Ein Kreuz zeichnete den Korken. Sie hatte vor die Flasche vor die Tür zu stellen, und geduldig auf einen Wirbelwind zu warten – damit flog der Saci angelockt von seinem Lieblingsgetränk, und um in die Flasche hinein zu schlüpfen, wurde er seine rote Kappe ablegen. Sonnst passte er nicht hinein. Ohne diese Kappe, dem Ursprung seiner magischen Kräfte, könnte man ihn rasch mit dem markierten Korken einfangen. Das Zeichen auf den Verschluss verhinderte das Entkommen von Saci. Für seine Freiheit wollte Mutter Abigail drei Wünsche und sie freute sich schon auf diesem. Sacis waren clever und gerissen, sie wettete dennoch auf ihr Erfahrung. Mit der Flasche könnte sie es schaffen, ihn zu fangen.
Enttäuscht erkannte Mutter Abigail sofort dass Kinder anstatt eines Saci Pererê für die Streiche verantwortlich waren. Ein Saci hinterließ nur einem dreckigen Fußabdruck, da er nur ein Bein besaß auf den er hüpfte. Am Fensterbrett sah sie vier barfüßige, kinderfußgroße Abdrücke, und auch die eines Hundes. Kinder hatten, also die Torte gestohlen.
Fernando und Chico erfuhren, dass Mutter Abigail, auf Einladung Oma Marias, die Farm gerade besuchte. Allen wussten, dass Mutter Abigail eine Hexe war. Sie erspähten die Hexe aus einem niedrigen Ast der Mango-Baum. Noch trug der Baum nur grüne Mangos aber beide Jungs aßen es gerne mit Salz.
„Chico, sie kommt wegen des Saci Pererê hierher!“, sagte Fernando. „Wenn sie wirklich eine Hexe ist, wird sie wissen, dass wir die Schuldige sind!!“, Fernando kaute nervös an seinen verdreckten Fingernägeln. Chico versuchte Fernando Unart zu ignorieren. Er verstand das nervöse Fingernägel kauen von Fernando nicht.
„Ja, das stimmt. Komm einfach mit.“ grummelte Chico während er runter sprang und seine verstaubte Hose putzte.
„Was hast du vor?“, fragte Fernando aufgeregt.
„Ich werde mit der Hexe reden.“, antworte Chico kühn.
„Bist von Sinnen? Weißt du nicht was Hexen mit Kindern machen? Sie kochen dich in einem Kessel, dann fressen sie dich, oder schlimmer noch, sie verwandeln dich in einen Frosch! Die Geschichte von Hexen und Kindern ist dir anscheinend nicht bekannt, Chico, aber mir schon.“, sprach Fernando, während er nervös an seinen Nägel hin und her zupfte.
„Ach, Unsinn!“ Chico grinste seinen Freund an, während er eine deutliche Bewegung mit seiner Hand vollführte. Alle Widerreden geschlagen in den Wind.
„Sie ist nur ein alte Frau, sonst nichts. Wenn wir ihr alles erzählen, wird sie es verstehen.“, sinnierte Chico kühl.
„Ach ja! Und wie wirst du bestraft werden? Oder glaubst du, dass du ohne Buße davon kommst?“, Fernando runzelte dabei seine Stirn.
„Ein Mann muss tun was er tun muss“, zitierte Chico Fernandos Vater, André, der gerne solche Sprüche erzählte. Dazu klopfte er mit seine rechte Faust auf der offenes linke Handfläche. einer von Andrés typischen Gesten.
Fernando lächelte. Sein Freund war immer schon stur gewesen. Wenn er sich etwas in den Kopf setzte, dann war das in Stein gemeißelt. Es gelang Fernando nie Chico von seinen Ideen abzubringen, was beiden immer Schwierigkeiten einfuhr. Fernando hatte sowieso nichts zu verlieren. Es machte aber Fernandos Leben interessanter und vertrieb die Langweile.
Chico zupfte an Fernandos Hosen, die runter sprang und so, aneinander neckend bewegten sich beide in Richtung Mutter Abigail. Sie inspizierte gerade den Busch, wo angeblich Oma Maria der Saci Pererê sah. Der treue Trovão trottete mit heraushängender Zunge hinter ihnen her.
Mutter Abigail hörte beide Jungs kommen. Sie drehte sich in letzte Sekunde mit einer plötzlichen Bewegung um, und sagte: „Du musst Saci sein, und der andere Pererê. He! He! He! Wer ist der Hund?“
Fernando wurde sofort kreidebleich. Chico verlor eine halbe Sekunde lang sein Selbstsicherheit, und stotterte vor sich hin. Aber so wie die Wellen des Meeres niemals aufhörten die Felsen zu bearbeiten, so kehrte auch Chico’s List schnell zurück.
„Wir sind hier, um zu gestehen, gnädige Frau. Wir haben die Torte geklaut und gegessen. Wir sind bereit unsere gerechte Strafe zu bekommen, aber mein Freund möchte nicht in einen Frosch verwandelt werden.“ beichtete Chico und zeigte auf Fernando, der gerade seinen Kopf schüttelte.
Ein paar unverständlich Worte rollte Fernando angsterfüllt über seiner Zunge. Mutter Abigail musterte Chico von oben nach unten. Einem Lächeln rutschte über ihr Gesicht. Der Junge war anders, und hatte keine Angst vor ihr. Nun, vielleicht nur ein bisschen. Ihre Augen glänzten amüsiert. Sie starrten siegessicher auf die Übeltäter wie ein Adler auf ihre Beute.
„ Ich wusste, dass es Kinder waren, aber dass ich die Verantwortlichen so schnell erwischen würde, hatte ich mir nicht ausgemalt.“ sagte Mutter Abigail. „Ich nehme an, junger Mann, dass du dir schon einen Vorschlag aussuchte. Stimmt das?“
„Ja, Mütterchen! Wenn du das alles für sich behalten werde ich Ewig dankbar sein. Ich bin ein Sklave und werde härter bestraft. Dada hier, wird Ihnen als Frosch, nicht besonders viel helfen, und ich verliere dann meinen Spielkameraden.“ Chico verneigte sich spitzbübisch nach der Anbot.
Mutter Abigail erkannte das Zeichen sofort und hielt ihr Atem an. Als Chico sich nach vorne verneigte, blitzte sein Halsband hervor, das sein schmuddeliges Hemd verdeckte. Um den Hals dieses jungen Sklaven, lag das lederne Band mit der Doppelaxt aus ihrem Traum, der Doppelaxt von Xangô. Dieser Junge musste der Grund für den nächtlichen Besuch ihres Totems gewesen sein. Die Suche nach Saci hatte sich gelohnt und wurde plötzlich ernst. Die Sache benötigte allerdings eingehend Untersuchung. Mutter Abigail überlegte schnell und sagte daraufhin:
“Wenn ihr mir versprecht, nicht mehr Oma Marias Kuchen zu klauen, werde ich euch beide nicht in Frösche verwandeln.“ sagte Mutter Abigail und lachte in sich hinein. „Aber dafür wirst du mir eine Woche lang ohne Debatte helfen.“
Chico willigte mit einem Lächeln und einem Kopfnicken ein. Er war selbst sehr neugierig, was dieses „Mütterchen“ zu einer Hexe machte. Und wenn sie ihn, ohne großen Aufwand, von der Farm, einfach zu sich holte, dann musste sie wirklich Macht besitzen. Hauptsache er und Fernando sahen kein Strafe.
„Dienen? Na gut. Ich bin einverstanden. Nennen sie mich bitte Chico. Das tut jeder hier.“ Chico offenbarte Mutter Abigail sein strahlendstes Lächeln. Der Junge flirtete offen mit ihr. Mutter Abigail lächelte. Dann sah sie Fernando scharf an.
„Du mein junger Dada, du kommst diesmal billig davon.“, Mutter Abigail zupfte schnell ein Handvoll Haare aus Fernandos Kopf. Aus Fernando kam kein Ton der Schmerz raus.
„Du solltest aber niemals vergessen, dass ich dich damit sehr wohl, egal wo ich mich aufhalte in einen Frosch verwandeln kann! Ich beobachte dich weiter.“
Fernando schwieg, aber seine geweiteten Augen sprachen Bände. Wenn er weiter an seine Nägel biss wurde er bluten. Man könnte glauben, dass er „Glubschauge“ genannt werden wollte, so weit riss er seine Augen auf.
„Mütterchen, du müsst mir sagen, was mich und meinen Freund verriet, bitte?“
„Na der Hund, ist doch klar!“ Mutter Abigail lachte herzlich und offen, wie schon lange nicht mehr. Der Junge durchschaute sie. Chico schaffte es gerade noch, Trovão mit ernster Miene zu betrachten, bevor er selbst zu lachen anfing. Fernando beobachtete die beiden lachenden Schwarzen, der Jung und der Alt, sah Trovãos heraushängende Zunge, und entspannte sich endlich. Die alte Frau war gar nicht so bedrohlich. Wenn sie herzlich lachte. Chico’s brüllte beim lachen wie immer, und Fernando entspannte sich ein wenig.
Ein Babalaô sagte einmal zu mir:
„Früher waren alle Orixás Menschen.
Menschen wurden zu Orixás wegen ihrer Macht.
Menschen wurden zu Orixás wegen ihres Wissens.
Sie wurden verehrt wegen ihrer Qualitäten.
Sie wurden respektiert wegen ihrer Kräfte.“
„Wir verehrten ihre Geschichten und ihre Großtaten.
Diese Menschen wurden dann zu Orixás.
Es gab viele Menschen auf der Erde.
So wie früher, so wie heute.
Mutig oder weise waren nicht viele.
Diese hat man alle vergessen.
Sie wurden nicht zu Orixás.“
„In jedem Dorf entlang dieser Flüsse,
gab es einen anderen Kult.
Sie erzählten Geschichten über verehrte Ahnen.
Die Legenden wurden von Generation zu Generation weitergereicht.
Die Ehre der Orixás prägte sich in die menschlichen Erinnerungen.
Manchmal kommen sie wieder.
Manchmal wird die Erinnerung wieder wahr.
Manchmal erleben wir ihre Erinnerung.“
Pierre Fatumbi Verger, (frei übersetzt).
Abbild Candomblé
http://www.ulg.ac.be/lac/alter_egaux/cap_vert/arts/fragmentos.htm
Mutter Abigail träumte in der Nacht vor der Candomblé. Sie spazierte auf eine Wiese, als sie der Schrei der Adler hörte, ihrem Totem, dem Geisttier die sie schützte. Der Vögel flog im Kreis direkt über ihr. Sie bewunderte die Myriaden von bunten färbigen Federn die den Adlerflügel formten. Darin erkannte sie ihr Totem. Kein normaler Adler besaß solche Federn. Der Adler mit den bunten Schwingen landete direkt neben ihr. Es war so groß wie sie. Das menschlich intelligente Auge glänzte schwarz aus ein Meer der Dunkelheit. Der Adler besuchte sie nicht mehr so oft wie früher. Jedesmal ein Hinweis real wie eine Vision. Diesmal überreichte er ihr ein Lederband mit einer kleinen Doppelaxt. Ein einfacher Amulett, aber ein Amulett mit dem Symbol von Xangô, der Orixá des Feuers und des Donners. Ein kleine Ereignis, die ein Gefühl des Unheils in ihr hinterließ. Diese Schattenbild, Fetzen dieser Traum, hing ihr vor den Augen, bestimmte ihre Gedanken und raubte ihr dem Schlaf.
Die alte Frau die sich in ihr silberne Spiegel nächsten Vormittag verschlafen ansah wirkte durch ihren Kleinwuchs etwas alt und zerbrechlich. Ein Eindruck die ihr langer welliges weißes Haar verstärkte. Der matte Glanz ihrer schwarzen Haut zeugte den geringen Schlaf. Ein Hackennase und ein freundliches Lächeln ergänzte diese Bild. Einen Gähnen überfiel Mutter Abigail und, etwas müde, seufzte sie zufrieden. Sie war immer noch stolz auf ihre gesunde Zähne. Als Sklaven nach Brasilien gekommen hatte sie weit gebracht. Ihr dankbarer Besitzer verliebte sich, befreite sie um sie zu heiraten. Nach ihr christliche Taufe lebten sie glückliche Jahren zusammen wo er mit ihr Hilfe seine Reichtümern vermehrte und sie den Aufbau ihr Gemeinde nachging. Die Orixás verlangten es von ihr. Sie blieben aber kinderlos und er starb frühzeitig. Seit dann lebte sie als Witwe, abgesondert aber nicht allein. Sie blickte auf ein erfülltes Leben zurück.
Die „Mutter-Der-Geister“ war in der ganzen Gegend angesehen und gefürchtet. Sie leitete das Candomblé, sie war die Kräuterfrau, sie konnte die Geister beschwören, verstorbenen Ahnen herbeirufen, und sie konnte die Zukunft aus ihrem Ifá-Orakel herauslesen. Sie besaß ein Gespür für das Wetter und das Land. All diese Dinge konnte Mutter Abigail.
Sie vertrauten ihren Rat, sie war respektiert, ja das war sie. Sie hatte mittlerweile kaum mehr Zeit für sich selbst soviele Rat bedürften die Menschen. Mutter Abigail konnte nur nicht die wahre Liebe dieser Menschen für sich gewinnen. Sie beschloss dann dass ein paar Müdigkeiten Furchen mehr schmälerte nicht ihr Würde. Schliesslich war sie schon so alt das ein paar Falten mehr nicht störten.
Nach ein flüchtiges Frühstück stürze sie sich an ihr Arbeit das Fest für die Abend vorzubereiten. Samstagabende, heute Nacht, feierten sie mit ihre Kinder-Des-Glaubens das Candomblé für ihren Ahnen, für Xangô der Orixá.
An diese Samstagabend kamen viele. Weiß und Schwarz, Senhores, Senhoras und Sklaven. Sie erschienen zu das Grosse Feier um die Götter und die Geister zu erleben. Sie kamen um ausgiebig den Riten des Candomblé zu bejubeln mit Tanz, Trommel und Gesang. Hier, weit entfernt von ihrer Heimat nahm man jeder verfügbare Hilfe an. Einige der weißen Patronen kamen zu ihr in diese Nacht, um Rat zu erbitten. Sie wollten wissen, ob ihre Geschäfte gedeihen würden. Die Senhoras kamen wegen des einen oder anderen Zaubers zu ihr. Manche suchten Liebeselixiere oder Aphrodisiaka. Andere wollten das unerwünschte Kind im Leib heimlich abtreiben. Mutter Abigail half lieber Kindern das Licht der Welt erblicken, aber behandelte jeder Fürbittende respektvoll und freundlich wie gewohnt. Sie ließ Jeder ihr Ring küssen als Geste ihrem gegenseitiges Respekt. Obwohl sie sich gestehen musste, dass viele der Spectakel wegen sie besuchten, war ihr alles stets einer Freude. Danach begutachtete sie die Tiere die in Ehre der Orixás geopfert werden wurden und das Fest nahm endlich ihren Lauf.
Die Menschen tranken und erzählten sie sich ihr Erlebnissen der letzte Woche. Bis die Musik begann und die „Cavalos“ in den dekoriert Salon eintraten. Sie tanzten, sprangen, machten Pirouetten, und rollten auf dem Boden. Die „Cavalos“ waren Medien. Sie dienten den Göttern als Gefäß und wurden von ihnen „vertreten“. Die Essenz und der Geist der Orixás schlüpften in ihren Körper um mit den Lebenden zu reden und zu feiern.
Die Feier verlief gut. Das Orchester führte die Gemeinde durch die heilige Musik und ihr Aufrufung fiel diesmal präzise aus. Die „Pferde“ fielen in Trance. Die Medien verwandeln sie sich langsam. Das spürte Mutter Abigail deutlich. Man sagte dazu „geritten“. Wenn einer der „Cavalos“ mit Zuckungen von den Götter gestreckt wurde. Ein gutes „Pferd“ benötigte viele Jahre und unzählige Initiations-Rituale da die Affinität zum Orixá, zu diesen alten Göttern, verstärkt werden müßte. Viele wagten diesem geheimnisvolle Pfad gar nicht, auch viele von denen die nicht wagten erlebten ein beschwerliches Leben und starben früher. Mutter Abigail begleitete sie durch diesem Weg, genauso wie ihr Großmutter sie seit hin geleitete, selbst während ihr Tot und darüber hinaus heute noch führte. Ein Eingeweihte starb im Ritual um im Glaube wiedergeboren zu werden. Mit sein „Tot“ gewann der „Cavalo“ eine neue Name und Identität, und die Fähigkeit ihr Orixá als Gefäß zu dienen. Die Eingeweihten sorgten für die Schreine der Götter-Vorfahren ihres Volkes, die Orixás genannt wurden. Die heiligen Schreine der Götter waren oft im Wald oder bei Flüssen und Höhlen versteckt. Die Initiierten wussten davon, aber auch jene die Opfer brachten, lernten diese heiligen Orte kennen, schätzen, und schützen. Auch in Mutter Abigails Haus gab es solche Schreine. In diese Schreine befanden sich stets frisch vorbereitete Speisen für jeden Gott. Opfergaben aus Farben, Licht, in tierische oder pflanzliche Form. Sie nannten dies die „Assentamentos“, der „Thron“ der Göttern. Auch ein heiliger Baum stand dekoriert vor ihren Haus. Ein Baum älter als 100 Jahren. Der Sitz der Ahnen. Sie ließ die Iroko-Baum für die heutiges Fest besonderes mit einen goldenen Schleife verzieren.
Nachdem die heilige Musik die Orixás aufrief, benutzten die Medien ihre Fähigkeit und übergaben ihren Körper an ihren Orixás. Damit war ein direkter Kontakt mit den Vorfahren möglich. Wenn sie den Punkt erreichten wo ihren Körper von der Orixás ubernohmen wurde, erlitten sie Zuckungen, wie jetzt.
Mutter Abigail lehnte sich an ihr fein ausgeschmückte Ehrensessel vor. Sie fühlte die Veränderung in der Luft. Es war tatsächlich spürbar. Eine Gänsehaut durchführ ihr Körper. Beeindruckend wie beim erstes Mal, als ob man ein großes Spinnennetz in der Dunkelheit mit seinem Gesicht durchstreifte. Die Energie haftete auf sie! Die Götter und die Geister waren angekommen!
Der weise Preto Velho, Oxalá genannt, übernahm als Erste sein „Cavalo“ und trank gleich ein Schnaps, zündete eine dicken Zigarre bevor er der Tanzfläche verließ. Sein „Cavalo“ konnte eine Flasche Schnaps in einem Zug leeren, ohne betrunken zu erscheinen. Seine Stimme klang plötzlich rau, und alt während er mit seine Kinder sprach. Selbst die Art und Weise, wie er sich bewegte änderte sich. Wie ein alter Mann, sehr langsam und vorsichtig, gestützt auf seine silbernen Stab, nach vorne gebeugt, als ob er ein großes Gewicht auf seinen Schultern zu tragen hätte. Alle die etwas wissen wollten, brachten Geschenke, Opfergaben zu Ehren den Riten des Candomblé. Mutter Abigail half sie mit der enträtseln ihren Sorgen. Manche mussten mit Tieropfern ihre Wünsche bezahlen. Andere einfach mit Aufgaben. Meisten verlangte Er nicht mehr als den Schnaps, den Er so gerne trank, obwohl Oxalá durch ein eigene Schwur gehindert nichts trinken durfte. Auch Götter müssen Regeln befolgen. Aber diese Abend wollte Er feiern und trank eine nach den anderen. Oxalá könnte dennoch nicht betrunken werden. Seine Augen scheuerten von erhabener Intelligenz und Witz. Mehr als einer den mutigen Patronen stockten die Worte beim Anblick dieser Augen. Weniger wagten sich diese Nacht zu fragen.
Die Pompa Gira, ein anderer Geist erschien auf der Tanzfläche. Das schwarze Mädchen Jacira, die sie verkörperte, arbeitete für Mutter Abigail in ihrem Bordell am Hafen. Sie verwandelte sich in eine Nymphomanin wenn Pomba Gira über sie sich legte. Sie tanzte auf der Parkett in rot und schwarz bekleidet exotisch und auf eine erregende Art. Keiner Augenpaar wendete sich ihrer Darbietung ab. Die Pomba Gira gab den Frauen und Männern Macht über ihre Liebenden. Sie wurde von Männer und Frauen begehrt. Sie repräsentierte nur ein Aspekt der Göttin, ein dunkler weiblicher Aspekt, ein Gesicht. Alle Orixás besaßen mehr als einen Aspekt. Einen positiven, einen negativen, und einen neutralen. Manche wie Exú beanspruchten zwischen sieben und vierzehn verschiedene Aspekte. Die Pompa Gira war einer seiner weiblichen Seiten. Sie liebte Schmuck und Wein, Kosmetik und Kleider. Wer Liebeskummer, oder einfach Liebeslust verspürte, kam zu Pomba Gira. Sie konnte diese Wünsche erfüllen. Aber sie verlangte etwas zurück. Sie gaben es ihr, und sie nahm es in dunkeln auch... schließlich war ihr „Cavalo“ ein sehr hübsches Mädchen.
Dann tanzte Xangô ein, der König im Pantheon der Orixás, ein Krieger-Orixá. Zu erkennen an seinen Doppelaxt die er stolz schwingte und an die rote Farbe seine Bekleidung. Seiner Kinder sangen den Uraltes Verse die seine Segen verlangte. Er, der das Recht sprach, segnet diese Nacht für seine Kinder.
Viele anderen Orixás erschienen zu ehren des Candomblé. Iemanjá, die Meeres und Flußgöttin wunderschön in Blau-Grün-Weißes Kleid mit Perlenketten geschmückt, oder Ogum der verrückte Krieger und Schmied, in seine volle metallisches Rüstung. Für jeden Gott ein „Cavalo“, ein Medien, mit seine Farben verkleidet. Selbst Iroko der Orixá-Baum, der Sitz aller Geister und Vorfahren kam. Ein Eingeweihte für die heilige Baum, Iroko, hatte seit langen nicht mehr gegeben. Mutter Abigail erfreute sich besonderes an dem Anblick der Medien-Kind die Iroko neuerdings verkörperte. Die Kleine tanzte schüchtern aber herzlich. Die Orixás und die Gäste amüsierten sich zusehends. Schließlich brachte man das Festmahl in den Salon. Die in der Nacht geopferten Tiere speziell für jede einzelne Orixá vorbereitet. Alles wunderbar dekoriert und köstlich. 16 verschiedenen Gängen mit Beilage. Mutter Abigail war sehr zufrieden. Das Fest lief wie geplant.
Padre Vieira öffnete die Fensterläden. Die angestaute Hitze zog dennoch nicht weg. Er schritt zu Balkon heraus um sich etwas abzukühlen. Die Stadt Olinda schien in diesem Samstagabend so wach wie er selbst zu sein. Stimmen und Gesang begleiteten der Trommeln durch die Nacht. Das Geheimnis dieses heidnischen Festes blieb der katholischen Mission nicht verborgen. Schließlich hörte man den Trommeln meilenweit durch die Stadt. Padre Vieira, tolerant, ließ diese Freuden einfach sein. Es sah wie ein Fest aus, mit Musik, Tanz, vielen Getränken und Speisen, und sie trafen sich auch im Namen des Heiligen der Christen. Die Menschen in der Kolonie besaßen wenig an dem sie sich erfreuten. Sie trugen dafür ihre beste Kleidung, entweder ganz im Weiß oder bunt wie der Salon dekoriert war. Wozu sie die Tiere brauchten die hereingebracht wurden? Padre Vieira hatte vor, sich mit dieser Frage zu beschäftigen, aber irgendwie kam er nie dazu. Er hielt nicht viel von der Verfolgung Unschuldiger wie die Inquisition tat. Er kannte die Formen der Inquisition zu gut. Die Inquisition verfolgte auch er in ihr Wahnsinn. Ein Duell die er, obwohl völlig rehabilitiert, mit Narben überlebte. Er wünschte niemandem dieses Los. Also ließ er den Menschen ihre Feste feiern und mischte sie nicht ein. Er ging zurück in seine Schlafzelle und versuchte nichts mehr zu hören bis er einschlief.
In den Candomblé Nächten, war sie, Mutter Abigail, als Mutter der Götter respektiert; das religiöse Zentrum der Macht dieser Gegend. Sie war ihr Iyalorixá. Iya bedeutete Mutter, deshalb Mutter Abigail. Die Mutter-Der-Geister.
Später, als alle Opfer gebracht wurden und die Götter sich verabschiedeten, schliefen ihr erschöpfte „Cavalos“ in den dafür vorgesehenen Zimmern. Endlich glaubte sie sich allein. Sie brauchte eben wenig Schlaf. Ein Gefühl der Schwermut stellte sich ein. Solche melancholischen Momente wo sie unbeschäftigt war kamen selten. Sie verlor durch die Sklaverei ihr eigenen Söhne und Töchtern aus den Augen. Einer der Ziele ihrer Kämpfe in diesem neuen Land bestand daran ihre frühere Familie wieder zusammen zu führen. Das Candomblé stützte sie dabei. Es versorgte sie mit Information.
Müde und, noch mit ihren Sorgen beschäftigt, hätte sie begrüßt für sich zu sein, aber Oma Maria putzte noch der Salon. Sie erwähnte zu Mutter Abigail das einzige Außergewöhnliche was sie den ganzen Abend hörte. Oma Maria erzählte ihr die Geschichte über einer Farm geplagt von einem Saci Pererê. War das die Antwort zur der Rätsel ihres Traumes? Ihren Instinkten folgend, entschloss sie sich, in den nächsten Tagen, Oma Maria auf der Farm zu besuchen.
Auf dem Weg hörte Mutter Abigail den Gesang einer Mantintapere. Einen deutliche Zeichen, dass Sacis in die Gegend ihr Unwesen trieben. Die Mantintapere, der Sage nach, stellte einer Art Vorstufe von ein Saci Pererê dar. Eine Unterart der Uhus, ein Vögel die viel mit der Tot zu tun hatte. Manche glaubten, sie brächten Nachrichten von der Unterwelt. Andere, dass die Mantintapere als eine böse Hexe lebte, die einen Pakt mit dem Teufel schloss und mit der Verdammung belohnt wurde. Allein die Tatsache, dass Mutter Abigail den Gesang eines nächtlich aktiven Uhus tagsüber hörte, ließ sie darauf schließen, dass hier tatsächlich etwas im Gange war. Hat die Mantintapere Mutter Abigail’s Macht gespürt und wollte ihr Revier verteidigen?
Sie kam um einen Saci Pererê zu fangen und darauf richteten sich ihre Gedanken. Sie überprüfte ihre Ausrüstung. Der Trick mit dem Sieb funktionierte nicht wirklich. Um einen Saci einzufangen war besser der Saci anzulocken. Eine Flasche mit engem Hals und einem Korkverschluß gefühlt mit ein Gemisch aus Milch und Honig. Ein Kreuz zeichnete den Korken. Sie hatte vor die Flasche vor die Tür zu stellen, und geduldig auf einen Wirbelwind zu warten – damit flog der Saci angelockt von seinem Lieblingsgetränk, und um in die Flasche hinein zu schlüpfen, wurde er seine rote Kappe ablegen. Sonnst passte er nicht hinein. Ohne diese Kappe, dem Ursprung seiner magischen Kräfte, könnte man ihn rasch mit dem markierten Korken einfangen. Das Zeichen auf den Verschluss verhinderte das Entkommen von Saci. Für seine Freiheit wollte Mutter Abigail drei Wünsche und sie freute sich schon auf diesem. Sacis waren clever und gerissen, sie wettete dennoch auf ihr Erfahrung. Mit der Flasche könnte sie es schaffen, ihn zu fangen.
Enttäuscht erkannte Mutter Abigail sofort dass Kinder anstatt eines Saci Pererê für die Streiche verantwortlich waren. Ein Saci hinterließ nur einem dreckigen Fußabdruck, da er nur ein Bein besaß auf den er hüpfte. Am Fensterbrett sah sie vier barfüßige, kinderfußgroße Abdrücke, und auch die eines Hundes. Kinder hatten, also die Torte gestohlen.
Fernando und Chico erfuhren, dass Mutter Abigail, auf Einladung Oma Marias, die Farm gerade besuchte. Allen wussten, dass Mutter Abigail eine Hexe war. Sie erspähten die Hexe aus einem niedrigen Ast der Mango-Baum. Noch trug der Baum nur grüne Mangos aber beide Jungs aßen es gerne mit Salz.
„Chico, sie kommt wegen des Saci Pererê hierher!“, sagte Fernando. „Wenn sie wirklich eine Hexe ist, wird sie wissen, dass wir die Schuldige sind!!“, Fernando kaute nervös an seinen verdreckten Fingernägeln. Chico versuchte Fernando Unart zu ignorieren. Er verstand das nervöse Fingernägel kauen von Fernando nicht.
„Ja, das stimmt. Komm einfach mit.“ grummelte Chico während er runter sprang und seine verstaubte Hose putzte.
„Was hast du vor?“, fragte Fernando aufgeregt.
„Ich werde mit der Hexe reden.“, antworte Chico kühn.
„Bist von Sinnen? Weißt du nicht was Hexen mit Kindern machen? Sie kochen dich in einem Kessel, dann fressen sie dich, oder schlimmer noch, sie verwandeln dich in einen Frosch! Die Geschichte von Hexen und Kindern ist dir anscheinend nicht bekannt, Chico, aber mir schon.“, sprach Fernando, während er nervös an seinen Nägel hin und her zupfte.
„Ach, Unsinn!“ Chico grinste seinen Freund an, während er eine deutliche Bewegung mit seiner Hand vollführte. Alle Widerreden geschlagen in den Wind.
„Sie ist nur ein alte Frau, sonst nichts. Wenn wir ihr alles erzählen, wird sie es verstehen.“, sinnierte Chico kühl.
„Ach ja! Und wie wirst du bestraft werden? Oder glaubst du, dass du ohne Buße davon kommst?“, Fernando runzelte dabei seine Stirn.
„Ein Mann muss tun was er tun muss“, zitierte Chico Fernandos Vater, André, der gerne solche Sprüche erzählte. Dazu klopfte er mit seine rechte Faust auf der offenes linke Handfläche. einer von Andrés typischen Gesten.
Fernando lächelte. Sein Freund war immer schon stur gewesen. Wenn er sich etwas in den Kopf setzte, dann war das in Stein gemeißelt. Es gelang Fernando nie Chico von seinen Ideen abzubringen, was beiden immer Schwierigkeiten einfuhr. Fernando hatte sowieso nichts zu verlieren. Es machte aber Fernandos Leben interessanter und vertrieb die Langweile.
Chico zupfte an Fernandos Hosen, die runter sprang und so, aneinander neckend bewegten sich beide in Richtung Mutter Abigail. Sie inspizierte gerade den Busch, wo angeblich Oma Maria der Saci Pererê sah. Der treue Trovão trottete mit heraushängender Zunge hinter ihnen her.
Mutter Abigail hörte beide Jungs kommen. Sie drehte sich in letzte Sekunde mit einer plötzlichen Bewegung um, und sagte: „Du musst Saci sein, und der andere Pererê. He! He! He! Wer ist der Hund?“
Fernando wurde sofort kreidebleich. Chico verlor eine halbe Sekunde lang sein Selbstsicherheit, und stotterte vor sich hin. Aber so wie die Wellen des Meeres niemals aufhörten die Felsen zu bearbeiten, so kehrte auch Chico’s List schnell zurück.
„Wir sind hier, um zu gestehen, gnädige Frau. Wir haben die Torte geklaut und gegessen. Wir sind bereit unsere gerechte Strafe zu bekommen, aber mein Freund möchte nicht in einen Frosch verwandelt werden.“ beichtete Chico und zeigte auf Fernando, der gerade seinen Kopf schüttelte.
Ein paar unverständlich Worte rollte Fernando angsterfüllt über seiner Zunge. Mutter Abigail musterte Chico von oben nach unten. Einem Lächeln rutschte über ihr Gesicht. Der Junge war anders, und hatte keine Angst vor ihr. Nun, vielleicht nur ein bisschen. Ihre Augen glänzten amüsiert. Sie starrten siegessicher auf die Übeltäter wie ein Adler auf ihre Beute.
„ Ich wusste, dass es Kinder waren, aber dass ich die Verantwortlichen so schnell erwischen würde, hatte ich mir nicht ausgemalt.“ sagte Mutter Abigail. „Ich nehme an, junger Mann, dass du dir schon einen Vorschlag aussuchte. Stimmt das?“
„Ja, Mütterchen! Wenn du das alles für sich behalten werde ich Ewig dankbar sein. Ich bin ein Sklave und werde härter bestraft. Dada hier, wird Ihnen als Frosch, nicht besonders viel helfen, und ich verliere dann meinen Spielkameraden.“ Chico verneigte sich spitzbübisch nach der Anbot.
Mutter Abigail erkannte das Zeichen sofort und hielt ihr Atem an. Als Chico sich nach vorne verneigte, blitzte sein Halsband hervor, das sein schmuddeliges Hemd verdeckte. Um den Hals dieses jungen Sklaven, lag das lederne Band mit der Doppelaxt aus ihrem Traum, der Doppelaxt von Xangô. Dieser Junge musste der Grund für den nächtlichen Besuch ihres Totems gewesen sein. Die Suche nach Saci hatte sich gelohnt und wurde plötzlich ernst. Die Sache benötigte allerdings eingehend Untersuchung. Mutter Abigail überlegte schnell und sagte daraufhin:
“Wenn ihr mir versprecht, nicht mehr Oma Marias Kuchen zu klauen, werde ich euch beide nicht in Frösche verwandeln.“ sagte Mutter Abigail und lachte in sich hinein. „Aber dafür wirst du mir eine Woche lang ohne Debatte helfen.“
Chico willigte mit einem Lächeln und einem Kopfnicken ein. Er war selbst sehr neugierig, was dieses „Mütterchen“ zu einer Hexe machte. Und wenn sie ihn, ohne großen Aufwand, von der Farm, einfach zu sich holte, dann musste sie wirklich Macht besitzen. Hauptsache er und Fernando sahen kein Strafe.
„Dienen? Na gut. Ich bin einverstanden. Nennen sie mich bitte Chico. Das tut jeder hier.“ Chico offenbarte Mutter Abigail sein strahlendstes Lächeln. Der Junge flirtete offen mit ihr. Mutter Abigail lächelte. Dann sah sie Fernando scharf an.
„Du mein junger Dada, du kommst diesmal billig davon.“, Mutter Abigail zupfte schnell ein Handvoll Haare aus Fernandos Kopf. Aus Fernando kam kein Ton der Schmerz raus.
„Du solltest aber niemals vergessen, dass ich dich damit sehr wohl, egal wo ich mich aufhalte in einen Frosch verwandeln kann! Ich beobachte dich weiter.“
Fernando schwieg, aber seine geweiteten Augen sprachen Bände. Wenn er weiter an seine Nägel biss wurde er bluten. Man könnte glauben, dass er „Glubschauge“ genannt werden wollte, so weit riss er seine Augen auf.
„Mütterchen, du müsst mir sagen, was mich und meinen Freund verriet, bitte?“
„Na der Hund, ist doch klar!“ Mutter Abigail lachte herzlich und offen, wie schon lange nicht mehr. Der Junge durchschaute sie. Chico schaffte es gerade noch, Trovão mit ernster Miene zu betrachten, bevor er selbst zu lachen anfing. Fernando beobachtete die beiden lachenden Schwarzen, der Jung und der Alt, sah Trovãos heraushängende Zunge, und entspannte sich endlich. Die alte Frau war gar nicht so bedrohlich. Wenn sie herzlich lachte. Chico’s brüllte beim lachen wie immer, und Fernando entspannte sich ein wenig.