Kapitel 6: Die Lernphase

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Henry

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Kapitel 6 – Die Lernphase

Der Schirm erhob sich in die Luft, verharrte kurz und flog dann langsam auf Günter zu. "Wau", dachte Günter, als er den Schirm beobachtete, der kurz vor seinem Gesicht halt machte und sich dann ein paar mal um seine eigene Achse drehte. "Hallo Meister, Sie haben es endlich herausgefunden!", sagte Schuuh mit piepsiger Stimme und drehte noch ein paar Kapriolen extra, als würde er sich freuen, dass Günter endlich mit ihm sprach.

Günter kniete mit offenem Mund vor Schuuh. Er wollte etwas sagen, aber er brachte kein Wort heraus, so überrascht war er. Er hatte mit allem gerechnet, aber dass sein Schirm sprechen konnte, damit bestimmt nicht. – Das hatte ihm Professor Spintusi verschwiegen.

"Ich muss erst einmal meinen Meister Günter mit einem Gedicht begrüßen, so will es die Tradition!", piepste Schuuh freudig und legte los:

Ich bin ein Schirm, ein alter Regenschirm.
Mein Name ist Schuuh, bin viel älter als du
und viel klüger als ein Schuh.

Auch fehlt mir ein Knopf am Knauf
und nehm dies gern in Kauf.

Wer klug ist, der weiß mich zu benutzen
und zieht daraus ein Leben lang seinen Nutzen.

Ich kann fliegen, zwar nicht weit und auch nicht lang
dafür bin ich meinem Meister treu, ein Leben lang.

Die Zauberer haben mich geschaffen,
um aus windiger Höh Muggel zu begaffen,
um sich selber einen Vorteil zu beschaffen…


"Sei still, Schuuh, du bist zu laut, meine Frau wird dich noch hören!", unterbrach ihn Günter und packte Schuuh mit beiden Händen, als wollte er ihm den Mund zuhalten, obwohl keiner zu erkennen war.
"Aber Meister, ich war doch noch gar nicht fertig mit meinem Gedicht!"
"Psst, sei ruhig, das Gedicht kannst du mir auch später noch vortragen!", erwiderte Günter. "Meine Frau wird uns noch erwischen, wenn du so weiter machst! Komm, wir gehen ins Wohnzimmer, da können wir etwas lauter reden!"
Günter ließ Schuuh wieder los und wollte gerade aufstehen, als er den Mülleimer mit seinen Füßen umstieß. Ein blecherner Lärm durchzog den Flur und die Kartoffeln kullerten in alle Himmelsrichtungen über den Boden.
"Mist!", schimpfte er und lauschte mit gespitzten Ohren, ob irgendeine Reaktion aus dem Bad kam.
"Mein Meister ist heute ganz schön ungeschickt. Ich dachte, wir müssen leise sein, Meister?", kicherte Schuuh vergnügt. Günter schaute Schuuh mit einem strafenden Blick an und wollte gerade etwas sagen, als eine wohlvertraute Stimme an seine Ohren drang.
"Was machst du da, Günter? Was war das für ein Krach?"
"Nichts weiter, Schatz, ich bin nur über den Mülleimer gestolpert, es ist nichts passiert.", rief er rasch zurück.

Günter stand mit gesenktem Kopf im Flur und Sorgenfalten zeichneten sich auf seiner Stirn ab. Überall lagen Kartoffeln und der Fußboden glich einem Acker, so schmutzig war er. Was mach ich denn jetzt bloß, fragte er sich und schaute Schuuh fragend an.
"Kein Problem, Meister, das bring ich schon wieder in Ordnung!", flüsterte Schuuh ihm zu, drehte sich in die Waagerechte und plötzlich schossen kleine silberne Sterne aus seiner Spitze, die sich rasch im ganzen Raum verteilten.
Was Günter nun sah, konnte er kaum glauben. Die Kartoffeln samt Schmutz rollten zurück in den Eimer. Das ganze dauerte keine fünf Sekunden und der Mülleimer mit den Kartoffeln stand wieder an seinem Platz, als wäre nie etwas geschehen. Günter blickte Schuuh verdutzt an.
"Ist es so Recht, Meister?"
"Wie hast du das gemacht, Schuuh?", fragte Günter, der noch immer Bauklötze staunte.
"Ach Meister, Sie wissen doch, ich bin ein magischer Schirm. – Meister, ich habe mir erlaubt, die Kartoffeln etwas aufzupäpplen, wenn es Ihnen Recht ist?"
Günter nahm den Mülleimer und starrte hinein. Sie waren jetzt bestimmt doppelt so groß als vorher und hatten eine wunderschöne glatte Haut bekommen und von den Trieben war auch nichts mehr zu sehen. Sie sahen aus wie frisch geerntet.
Günter brachte kaum ein Wort heraus, das einzige, was er in diesem Moment sagen konnte, war: "Klasse, Schuuh! Aber lass uns jetzt besser ins Wohnzimmer gehen, da können wir uns ungestört unterhalten."
Schuuh schwebte in Richtung Wohnzimmer und öffnete die Tür wie von Geisterhand. "Meister, vergessen Sie Ihr Buch nicht, es liegt noch auf dem Boden.", rief ihm Schuuh nach, als Günter in der Küche verschwand.

Schuuh schwebte über dem Wohnzimmertisch und las genüsslich in dem Harry Potter Band, als Günter den Raum betrat und sich in seinen Lieblingssessel fallen ließ. Er legte das Buch über magische Schirme, das ihm Spintusi gegeben hatte, auf den Tisch und blickte Schuuh lächelnd an. "Danke, Schuuh, für die Kartoffeln – Danke!"
"Ist doch selbstverständlich, Meister. Ich stehe in Ihren Diensten, ich werde Ihnen ein Leben lang ein treuer Freund sein, Meister und Ihnen immer aus der Not helfen, wenn ich kann! – Darf ich jetzt mein Gedicht weiter vortragen, Meister?"
"Nein, Schuuh, im Moment nicht.", erwiderte Günter mit nachdenklicher Miene, da er gerade darüber grübelte, wie er Schuuh die Sache mit dem Zeitschlüssel erklären sollte. – Außerdem, was Schuuh ein Gedicht nannte, war für ihn eher ein Anschlag auf sein Trommelfell.

Nachdem Schuuh das Buch mit seiner Spitze zugeschlagen hatte, da ihn Harry Potter wohl zu langweilig geworden war, begab er sich wieder in die Luft und kreiste ein paar mal um den Kronleuchter, schlug ein paar Kapriolen und ließ sich dann auf einen der Sessel fallen.
"Meister, haben Sie Besuch von einem Zauberer gehabt?", fragte Schuuh plötzlich. "Woher weißt du…?", fragte Günter verdutzt.
"Ist doch ganz einfach, das Buch über magische Schirme gibt es in der Muggelwelt nicht zu kaufen. Sie können es nur von einem Zauberer bekommen haben, Meister. – Ich glaube auch, zu wissen, von wem Sie es bekommen haben, Meister."
Günter sah Schuuh staunend an.
"Ach, ja, von wem denn?", fragte er neugierig.
"Sie haben es bestimmt von Spini bekommen…"
"Von wem?"
"Von Professor Spintusi.", fuhr Schuuh fort. "Wir nennen ihn alle nur Spini, weil er so gerne Muggelspinat isst…"
"Du hast recht, ich habe mich mit Professor Spintusi getroffen.", unterbrach ihn Günter, der jetzt noch verdutzter dreinblickte. "Kannst du dir auch denken, warum der Professor bei mir war, Schuuh?"
"Lassen Sie mich raten, Meister, ich glaube, der gute alte Spini war bei Ihnen, weil er mal wieder meine Hilfe braucht." Schuuh machte eine kleine Pause und fuhr dann fort: "Immer, wenn der Professor meine Hilfe braucht, kann es nur eines bedeuten, nämlich dass der Zeitschlüssel gestohlen wurde! – Habe ich recht, Meister?"
Günter schaute seinen Schirm mit geöffnetem Mund an und sagte dann: "Ja, du hast Recht, Schuuh. – Hat man den Zeitschlüssel denn schon öfter gestohlen?", fragte er neugierig nach.
"Schon ein paar mal, Meister.", erwiderte Schuuh mit fast tonloser Stimme, als ob dies nichts besonderes sei. "Man wollte Spini sogar schon aus dem Zaubereiministerium werfen deswegen. Das Ministerium hat ihn dann doch behalten. Sie haben es bestimmt mit Rücksicht auf seinen Vater, Albert Spintusi getan, einer der größten Magier unseres Landes. Er war lange Zeit Direktor des Zaubereiministeriums und hat auch heute noch sehr großen Einfluss. Ich glaube, er hat sich mit seiner Frau in Spanien zu Ruhe gesetzt, Meister."
"Dann brauche ich dir ja gar nichts mehr zu erklären, du weißt ja schon alles.", sagte Günter verblüfft. –
"Morgen Nachmittag treffe ich mich mit Professor Spintusi, er will mir noch ein paar Einzelheiten mitteilen, über die Zeitreise und so.", ergänzte er.

Schuuh erhob sich vor Freude in die Luft und piepste laut vor sich hin: "Hurra, Hurra, wir verreisen wieder!" Günter wollte Schuhh gerade anraunzen, da er doch entschieden zu laut war, als der Schirm plötzlich verstummte und sich fallen ließ. Er landete geradewegs in Günters Armen.
"Was ist los…", wollte Günter fragen, als sich die Tür öffnete.
Seine Frau stand vor ihm. "Was machst du hier für ein Krach, Günter?"
"Hab nur laut in dem Buch gelesen.", log er.
Seine Frau blickte ihn mit strengem Blick an und setzte dann nach: "Was machst du mit dem Regenschirm im Wohnzimmer, Günter?"
"Nichts, weiter, hab nur eine Schraube nachgezogen.", erwiderte er kleinlaut.
"Wie oft hab ich dir schon gesagt, dass du das alte Ding endlich mal wegschmeißen sollst. Der Schirm taugt doch nichts mehr!", sagte sie, den Blick auf Schuuh gerichtet und ging dann in die Küche.
Schuuh richtete sich ein klein wenig auf, so als ob er schauen wollte, ob die Luft wieder rein war und piepste dann leise: "Blöde Kuh…"
"Sei ruhig, du bist wohl wahnsinnig… wenn meine dich Frau hört.", unterbrach ihn Günter.
"Aber Meister, haben Sie denn nicht gehört, was diese Person zu mir gesagt hat und das war nicht das erste Mal, ganz bestimmt nicht! – Ich werde die Kartoffeln wieder schrumpfen lassen…"
Günter unterbrach Schuuh erneut. "Nein, wirst du nicht! Wegen dir fliegen wir noch auf!", sagte Günter mit angespannter Stimme.
Schuuh zitterte vor Zorn.
"Meine Frau meint es doch gar nicht so, sie kann doch nicht wissen, dass du ein magischer Schirm bist, Schuuh.", versuchte ihn Günter zu beruhigen, da Schuuh wie wild mit dem Knauf auf seine Oberschenkel hämmerte und ihn sogar einmal mit seiner Spitze ins Bein stieß. Es dauerte eine Weile, bis der Schirm sich wieder beruhigt hatte. Er räusperte sich noch einmal kurz, und hüpfte dann auf den Wohnzimmertisch.
"Ich werde jetzt ein wenig in dem Buch über magische Schirme lesen, Schuuh. Bitte leg dich hin und sei still!", sagte Günter bestimmt. Schuuh gehorchte.

Am Abend ging Günter früh zu Bett und schlief mit einem Lächeln auf dem Gesicht ein. Er war glücklich, einen Freund gefunden zu haben.

Am nächsten Tag wartete Günter, wie verabredet, hinter dem Haus bei den Mülltonnen auf Professor Spintusi. Er hatte Schuuh mitgenommen und übte mit ihm ein paar kleine Kunststücke, die er sich aus dem Buch über magische Schirme aufgeschrieben hatte. So langsam gewann Günter den Eindruck, dass er das Buch in Zukunft nicht mehr brauchen würde, da Schuuh schon im voraus wusste, was er von ihm wollte. Schuuh war halt ein ganz besonderer magischer Schirm und vor allem der einzige, der sprechen konnte, dachte Günter voller Stolz. Sie übten gerade Steine fangen, was Schuuh sehr viel Freude bereitete, weil er aufgespannt durch die Luft sausen konnte und die frische Luft auf seinem Stoff besonders intensiv spürte, als er plötzlich in der Luft stehen blieb und der Stein zu Boden plumpste.
"Was ist los mir dir, hast du keine Lust mehr, Schuuh?"
"Meister, schauen Sie einmal hinter sich!", rief Schuuh und deutete mit der Schirmspitze auf Professor Spintusi, der gerade um die Ecke gebogen war und Applaus klatschte.
"Hallo Günter! – Hallo Schuuh, lange nicht gesehen. Ich sehe, Sie haben schon viel gelernt, Günter. Meine Hochachtung!"
"Hallo, Profes… Ich meine, Hallo, Gregorius!", korrigierte sich Günter. "Ich glaube, es ist eher der Verdienst von Schuuh, als meiner. Ich glaube, Schuuh kann meine Gedanken lesen."
"Erstaunlich, es ist schon ungewöhnlich, wie gut Sie mit Schuuh nach so kurzer Zeit umgehen können, Günter."
Schuuh, der sich mittlerweile wieder geschlossen hatte, schwebte neben Günter in der Luft und fragte: "Darf ich sprechen, Meister?"
"Aber natürlich!", antwortete Günter stolz.
"Hallo, Spini, mein Meister hat mir gesagt, wir machen mal wieder eine Zeitreise, um den Zeitschlüssel zu suchen! – Wann geht es denn los?", fragte Schuuh ungeduldig in der Luft wackelnd.
"Ja, genau, wann geht’s denn los?", setzte Günter nach.

"Wir werden den Zeitsprung morgen Abend wagen.", sagte Spintusi mit ernster Miene und blickte beide prüfend an.
"Und wo treffen wir uns?", fragte Günter, dem jetzt doch ein wenig die Knie zitterten, da offenbar der Beginn des Abenteuers zum Greifen nah war.
"Ich habe einen geeigneten Ort gefunden.", fuhr Spintusi fort. "Wir treffen uns morgen Punkt neunzehn Uhr an Ihrem Lieblingskiosk; Sie wissen schon, Günter …"
"Wir reisen vom Minishop aus?", fragte Günter ungläubig.
"Ja, genau, wir fliegen direkt aus Ihrer Stammkneipe heraus, wenn Sie so wollen…", sagte Spintusi etwas ungehalten, da ihn Günter unterbrochen hatte.
"Bitte, seien Sie pünktlich! Die Zauberer, die versuchen, dieses Tor mit einem Gegenzauber so klein wie möglich zu halten, damit es den Muggeln nicht auffällt, werden ihren Zauber nur für fünf Minuten unterbrechen, damit wir problemlos durch das Loch schlüpfen können. – Und bitte, tun Sie mir einen Gefallen, bringen Sie außer Schuuh nichts mit, Günter. Ich werde keine Muggelsachen mitnehmen! Haben Sie das verstanden?"
"Ja, Gregorius!", antwortete Günter, dessen Gesicht jetzt aschfahl wurde.

Plötzlich öffnete sich Schuuh.
"Schuuh, lass den Blödsinn, es regnet doch gar nicht.", zischte ihn Günter verärgert an, da er sich erschrocken hatte.
"Aber Meister, schauen Sie, die Wolken am Himmel…"
Spintusi lachte. "Immer für ein Späßchen zu haben, dieser Schuuh…" Spintusi hatte seinen Satz noch nicht ganz beendet, als sich plötzlich ein heftiger Regenschauer aus dem Himmel ergoss. Spintusi versuchte unter dem Vordach des Hauses Schutz zu finden, doch es half nichts. Der Regen war so stark, dass selbst die Hauswand nass wurde. So schnell wie der Regen gekommen war, so schnell war er auch wieder verschwunden und die Sonne bahnte sich wieder ihren Weg durch die Wolkendecke. Spintusi stand an der Hauswand und sah aus wie ein begossener Pudel. Er war klitschnass geworden. "Sauwetter", schimpfte er, als er versuchte, seinen schweren Mantel ein wenig auszuwringen.
Schuuh schloss sich wieder und sagte mit einem ironischen Unterton: "Sind Sie nass geworden, Professor?"
Spintusi blickte Schuuh zornig an und griff mit einer Hand in die Innentasche seines Mantels. "Sei bloß vorsichtig, Schuuh, mit dem was du sagst, sonst zücke ich gleich meinen Zauberstab!" In Windeseile suchte Schuuh Deckung hinter Günters Rücken.
 

Brana

Mitglied
Also, jetzt mal ganz allgemein: Im Grunde genommen gefällt mir die Geschcihte sehr gut! Allerdings habe ich mit deinem Schreibstil Probleme. Du erzählst mehr, lässt die Geschichte nicht aufleben. Für mich wird sie nicht lebendig, und das ist es, was mich an einer Geschichte fesselt. Ich weiß nicht, ob das nur mir so geht.

Grüßle,
Brana
 

flammarion

Foren-Redakteur
hm,

soweit, so gut. aber wann und wie geht es denn nun weiter? du bist doch noch lange nicht am ende!
ganz lieb grüßt
 

flammarion

Foren-Redakteur
hallo,

henry, wirst du diese geschichte weiter verlängern? ich warte schon sooo lange auf die fortsetzung!
ganz lieb grüßt
 



 
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