Kaleb war nun zusammen mit Trescha in Richtung der Wiesen von Genim unterwegs. Vieles schlechte, was in ihm einst gewesen ist, wurde nun durch die Anwesenheit der Musikerin ins Nichts verbannt.
Besonders erfreute es ihn jedes mal, wenn Trescha ihre Flöte nahm und spielte. Das vertrieb ihnen immer etwas die Zeit und ließ Schwierigkeiten und Probleme vergessen. Immer noch glaubte Kaleb jedes mal zu schweben, wenn er die Melodien von ihr hörte.
Langsam ging die Sonne unter und die Gegend verdunkelte sich. „Lasst uns hier ein Lager aufschlagen und morgen unseren Weg fortsetzen.“ schlug Kaleb vor.
„Ja, ihr habt wohl Recht.“ pflichtete Trescha bei. Also stiegen sie ab.
Während Kaleb nun nach Feuerholz suchte, holte Trescha alle ihre Vorräte, welche sie im Moment hatte, hervor. Sie beschäftigte sich aber auch in Gedanken sehr mit Kaleb, wie er mit ihr sprach, wie bescheiden er war. Es war ihr eine Freude, mit ihm zu wandern. Und sicher konnte diese Suche nach dem Medaillon etwas in ihrem Leben bewegen, denn so sehr es ihr auch gefiel Musik zu machen, wollte sie doch endlich dieses Dasein als umherziehende Musikerin gerne beenden. Es konnte schließlich keinen besseren Anfang geben.
Endlich kam Kaleb nun wieder zurück und trug dabei einen größeren Stoß mit Holz. Er legte ihn nieder, machte einen Haufen, wobei er die dünneren Zweige nach außen legte, und begann dann mit der bekannten Stöckchen-Methode es an zu zünden.
Trescha faszinierte der geschickte Umgang von Kaleb mit dem Holz. „Ihr habt anscheinend Talent dafür.“ meinte sie mit einem Lächeln.
Kaleb sah auf ihr Lächeln, was ihn kurz erstarren ließ. Ein Kribbeln begann nun langsam in seiner Magengegend, was einerseits ihm Unwohl war, irgendwie aber auch gut tat.
Er errötete und sagte nun: „Nun ja, also....hat unser Vater mir mal gezeigt.“
„Euer Vater? Er kann das als König? Ich meine...er muss so was wissen?“ Kaleb lachte etwas darüber wie Trescha sich versuchte zu entschuldigen für die Äußerung, ob sein Vater es kann.
Er versuchte sie zu beschwichtigen: „Keine Angst, das macht doch nichts. Er war immer davon überzeugt, dass wir es doch ein mal gebrauchen könnten und deswegen solche Dinge in Büchern nachgelesen.“
„D....Danke.“ Trescha wäre fast am liebsten im Boden versunken, war jetzt aber froh. Der Prinz war anscheinend auch nicht übermäßig stolz.
Das Feuer brannte nun und die beiden hatten sich im Schneidersitz ans Feuer gesetzt. Trescha spielte wieder etwas auf ihrer Flöte und Kaleb besah sich das Puzzle und war mit seinen Gedanken einerseits bei seiner Schwester, andererseits aber war er nun wieder durch ihre Flöte gefesselt. Trescha, nachdem sie das Spiel beendet hatte, sah sich nun Kaleb an, beobachtete jeden Gesichtszug, jede Augenbewegung, all das erzeugte eine Freude und eine Wohltat in ihm.
„Eure Schwester ist euch wirklich sehr wichtig. Ich bewundere euch für diese Treue. Wie habt ihr denn das Puzzle zusammengesetzt?“
„Nun,“ antwortete Kaleb mit einem Lächeln, „als man es uns geschenkt hat, meinten einige dass wir es nicht schaffen können, waren ja 100 Teile. Und ehrlich gesagt, wir hatten auch unsere Zweifel, so kompliziert wie sie aussahen und nachdem wir erst zehn zusammen hatten nach zwei Stunden. Aber wir wollten allen zeigen, dass wir es können, also haben wir einfach weitergemacht, meist ich ein Teil, dann meine Schwester. Bis wir es schließlich schafften. Deshalb haben wir es auch immer zusammen gelassen, und werden es gemeinsam mit dem Medaillon wieder zusammen führen.“
Trescha hörte zu, aber doch war es ihr egal, es genügte ihr ihn reden zu hören. Alles stärkte sie.
Als das euer langsam aus ging, legten sie ihre Schlafdecken aus.
„Ihr braucht euch keine Sorgen machen, Chander wird Wache halten. Oder Chander?“ Das Einhorn nickte wiehernd und Kaleb umarmte kurz dessen Kopf mit einem Lächeln. „Also dann,“ sprach er und sah kurz in Treschas Augen, was einen wunderbaren, wohlig warmen Schauer erzeugte, „ich wünsche euch eine Gute Nacht.“
„Ich euch auch!“ antwortete Trescha, welche ebenso diesen Schauer empfand. Mit einem Lächeln auf den Lippen schliefen beide ein.
Sanft wurde Kaleb von den ersten Strahlen der Sonne geweckt. Es erzeugte ein Lächeln auf seinen Lippen und er erkannte den warmen Strom, der durch seinen Körper floss und ihm unglaublich gut tat, ja, ihm richtige Lebenskraft einflößte.
Er hörte so eben wie Trescha ebenso nun wieder ihre Lebensgeister erhielt und ihre Augen öffnete. Erst jetzt erkannten die beiden, dass sie sich in der Nacht unmerklich die Hände gereicht hatten, was ihnen beiden anscheinend diesen erholsamen Schlaf gegeben hatte.
Sofort zogen sie ihre Hände weg, und Kaleb fing an zu stottern: „Oh...Äh....Ja also....Verzeihung...das....war....nun....“ Von Trescha war praktisch das selbe zu hören. Beide erröteten und hatten erstmal den Willen, den Erdboden zu öffnen und sich zu verkriechen. Dann aber mussten sie aber herzlich über die Situation lachen und vergaßen jedes peinliche und schlechte Gefühl.
Nun mussten sie aber die Suche fortsetzten, also packten sie alle Sachen ein, legten ihr Reitgeschirr, soweit man es jedenfalls bei Kaleb bezeichnen konnte, stiegen auf und ritten nun weiter. Die aufgehende Sonne verwandelte das Gras und die vereinzelten Bäume durch die Tautropfen in Gold-jedenfalls dem Anschein nach. „So schön kann doch nur die reinste Natur sein!“ Gleichzeitig sagten sie es, was sie wieder etwas lachen ließ.
Langsam kamen immer mehr Bäume zum Vorschein. Kaleb war sich nun unsicher. Die Hinweise bezogen sich nur auf die Gegend, aber diese war nicht klein. Plötzlich zitterte er, denn er fühlte Angst: Angst, nicht weiter zu kommen, Angst, zu versagen, seine Schwester im Stich zu lassen. Trescha bemerkte es und fragte: „Alles in Ordnung?“ aber Kaleb war zu keiner Äußerung fähig, sondern stürzte nun vom Einhorn. Treschas Herz krampfte sich zusammen, sie stieg vom Pferd und kniete neben dem nun zitternden Prinzen. Die Musikerin suchte instinktiv Kalebs Körper ab, jedoch fand sie nichts.
Chander, der sofort nach seinem Gefährten sah, schien zu spüren was los war, denn er wieherte und bewegte seinen Kopf scheinbar in eine bestimmte Richtung. Trescha wünschte sich in diesem Augenblick, selber ein Einhorn zu sein, dann könnte sie Chander verstehen. Selten, eigentlich noch nie hatte sie so viel Sorge um einen Menschen empfunden seit dem Tod ihres Vaters wie um Kaleb.
Chander war jetzt ganz nah und sie bemerkte die Spitze des in seinem Silber glitzernden Horns. Doch zuerst war sie nur damit beschäftigt, was Kaleb im Moment passierte.
Kaleb hatte keinen Blick mehr für die Natur. Er sah ganz andere Dinge: Seine Schwester, seine Eltern, die Einhörner und Trescha, wie sie gegen irgend etwas kämpfen. Er weiß nicht was. Aber er spürt Bedrohung, Dunkelheit und Hass.
Sah, wie sie alle gegen einen gewaltigen Schatten kämpften, der Blitze schleuderte, dabei ein Schwert in seiner Hand hielt. Immer wieder griffen sie es an, aber es zeigte keine Regung, keine Wirkung, als existierten sie alle nicht.
Kaleb wollte zu ihnen rennen, aber er konnte sich keinen Zentimeter bewegen, etwas machte aus ihm eine lebende Statue. Somit bemerkte er, das nun erst sein Vater, dann seine Mutter durch dieses Schwert auf ein mal durchbohrt wurden. Wie in Trance erlebte er das nun. Elonore sprang zu ihren Eltern um sie zu schützen, als auch schon ein Blitz sie in Flammen aufgehen lies. Das Feuer blendete, als ob man in die Sonne selbst blickte. Kaleb wollte weinen, doch selbst das war ihm nicht möglich.
Nun kreuzten die Einhörner ihre Hörner und ließen ein Licht erstrahlen, welches Kaleb angenehm durchströmte. Aber schon brach es ab, denn beiden Einhörnern wurden die Köpfe abgeschlagen. Kaleb öffnete den Mund um zu schreien, doch nichts verließ ihn. Der Schatten kam auf ihn zu, während die Kälte in seinem Körper immer größer wurde.
Trescha erkannte so eben einen dicken, schwarzen Haken, der tief in Kalebs Brust steckte. Dieser Dorn, praktisch wie eine Kralle eines Raubvogels, bohrte sich durch das Hemd von Kaleb, hinterließ aber keinerlei Blut.
Trescha griff danach, doch er widersetzte sich. Sie ließ eine Träne fallen, wollte nicht aufgeben, war wütend auf sich selbst, hörte Kalebs stammeln, sah sein zittern, all das hinterließ in ihr eine Stimme: „Ich muss ihm helfen, ich kann einfach nicht aufgeben, Ich will nicht mehr leben, wenn er so leiden muss.“
Somit nahm sie erneut den Dorn in ihre Hand und zog, und zog, fühlte ein stetiges Anwachsen ihrer Kraft. Es fiel ihr immer leichter. Dann-ein Ruck. Sie atmete auf. In ihrer Hand betrachtete sie nun diesen Dorn, den sie kannte, wie Trescha beim zweiten Blick erkannte.
Erst mal aber sah sie auf Kaleb, dessen Zittern aufhörte. Langsam sah sie auf alles an Kaleb, wie er langsam aufstand, sein Körper sich zu ihr bewegte. Jede weitere Sekunde, die sie das sah, fühlte sie nun diese gewaltige Freude, welche sie nicht kannte.
Kaleb sah nun auf sie: „Was ist passiert?“
„Ihr wurdet von einer seltenen Blume getroffen. Sie verströmt durch diesen Dorn im Körper ein Gift, welches euch eure schlimmsten Albträume vor Augen führt. Ich kenne sie, mein Vater hat sie mir einstmals beschrieben. Man wird von diesem Samen getroffen, und fühlt keinen Schmerz.“ Kaleb konnte es nicht beschreiben, was ihn durchströmte. Warm und Kalt, schön und kribbelnd. „Ihr habt mich gerettet. Ich weiß nicht wie...“
Er stockte, weil er in Treschas Augen sah und ihn ein Schauer durchlief. Nun hatte er keine Kontrolle über sich und konnte nicht die Macht erklären, die ihn Trescha näher brachte.
Ein Schrei durchbrach die Stille. Kaleb zuckte zusammen und sah, ebenso wie Trescha, nun zur Seite, wo ein Wald anfing. Langsam schritt nun die Quelle dieses Schreis mit tiefen, dumpfen lauten Schritten in ihre Richtung.
Kaleb wurde nun wütend. Er kannte dieses Wesen, es war wieder eine muskulöse Echse mit der Riesenkralle. Sein Wut war so gewaltig, eine Kraft, da er glaubte nun das größte Glück erst mal verloren zu haben. Aber es war auch etwas anderes in ihm. Kraft und Wille, jemanden zu beschützen. Und es war nicht seine Schwester oder Chander, sein langjähriger Gefährte-es war Trescha.
Kaleb zog sein Schwert: „Verschwindet hier! Geht! Ihr seid hier nicht sicher.“ Trescha wollte aber nicht gehen. Ihr Kopf wollte es nicht zugeben, aber ihr Herz hing an ihm wie noch nie an jemandem.
„Nein!“ schrie sie voller Angst um ihn: „Ich bleib bei euch.“
„Keine Widerrede!“ rief Kaleb als Antwort: „Auf Befehl des Prinzen: Bringt euch in Sicherheit!“ Kaleb war nun nicht mehr der Sinn für Diskussionen, jetzt musste er kämpfen.
Trescha sah kurz seine Augen und erkannte, dass sie keine Chance gegen ihn hatte.
„Na gut, ich gehe-aber bitte überlebt.“ Selten hatte sie so viel Angst um einen Menschen. Plötzlich wäre ein Leben ohne ihn sinnlos.
„Ich verspreche es!“ rief Kaleb und rannte nun auf den Feind zu. Trescha stieg auf ihr Pferd und ritt davon.
Beruhigt, dass Trescha nun in Sicherheit war, schlug er nun zu ersten Mal auf die Echsengestalt ein. Diese wehrte ihn mit der Kralle ab. Kaleb war erfüllt von Kraft, durchströmt vom sicheren Glauben, es zu schaffen. Sein Schwert und die Kralle trafen nun immer und immer wieder aufeinander. Kaleb spürte seine Überlegenheit gegen das Monster. Er drängte es immer weiter zurück. Selten hatte er sich so stark gefühlt.
Chander half dem Prinzen und stieß nun auch dazu. Die Echse schien gar keine Kraft zu haben. Fast kam es einem so vor, als ob man hier gegen eine Puppe kämpfte. „Das geht irgendwie zu einfach. Hier stimmt was nicht.“ kamen nun seine misstrauischen Gedanken. Kaum waren diese zu Ende, sprang schon etwas auf ihn zu.
Trescha hörte nicht auf an Kaleb zu denken. „Kann er das Monster töten? Ich weiß nicht was ich tun soll.“ Die Stille an dem Ort, einer Wiese ohne Bäume, schien sie zu beruhigen-oder doch nicht? Der Musikerin konnten einfach keine guten Gedanken finden-nicht, wenn dieser Mensch in Gefahr ist.
Schließlich wollte sie nicht mehr. Sie spürte, dass er sie braucht. Sie fühlte es einfach. Es ging nicht mehr, sie ritt nun wieder in Richtung des Ortes, den sie verlassen hatte. Voller Angst, voller Sorge.
Endlich, es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, erreichte sie wieder ihren Ausgangspunkt. Und ihr Atem blieb stehen, ihr Herz setzte aus, als sie den Schrei vernahm, den der Prinz ausstieß. Eine Art übergroßer Ratte, so groß wie eine Katze, biss sich tief in Kalebs Arm. „Kaleb!“ Es war das erste Mal, dass sie ihn nur beim Vornamen nannte.
Kaleb, für den der Schmerz, der sich durch seinen Körper zog, fast unerträglich war und ihn sehr behinderte, schleuderte mit letzter Kraft die Ratte von sich und zerteilte sie mit dem Schwert. Die Echse schien durch ihr Gesicht zu sagen: „Hier ist alles erledigt!“ drehte sich um und wollte gerade gehen, aber Chander war mit einem lauten wiehern vor ihn gesprungen und stieß sein Horn in die Brust, so dass sie einen Schrei los ließ und auf den Boden fiel.
Trescha, welche das alles beobachtet hat, fühlte sich nun erleichtert. Sie stieg ab. Alles in ihr spürte das Glück, für das man lebt und kämpft. Gerade wollte sie auf Kaleb zu laufen, aber dieser schlug auf ein mal mit seinem Schwert nach Chander.
Das Einhorn sprang geschockt zur Seite, doch Kaleb schlug nun nochmal und traf diesmal. Zum Glück war es nur das Horn, aber es reichte und Chander stürzte. Trescha stand nur noch da, und durch sie zog eine Lähmung wie nie zuvor, als Kaleb sich zu ihr umdrehte. Ihr Blick fiel auf die kältesten, völlig schwarzen Augen, ohne jeden Ausdruck von Gefühlen. Unbewegt und ohne sonstige Regung ging er nun auf sie zu.
„Prinz Kaleb, was ist mit euch? Bitte, kommt zu euch, erkennt ihr nicht, etwas kontrolliert euch.“ Aber Kaleb vernahm nichts. Stattdessen packte er ihren Hals und schleuderte sie zur Seite. Trescha fühlte seinen, ihre Luft abschnürenden Griff, durchgeführt von kalten Händen. Danach den harten Boden. Schmerzen eines harten Aufpralls, aber der Schmerz in ihrem Herzen war umso schlimmer.
Chander konnte nicht aufstehen, so sehr der Einhorn-Hengst es auch versuchte, es ging nicht, der vorige Angriff hatte seine Wirkung nicht verfehlt. Kaleb kam Schritt für schritt auf Trescha vor, packte sie schließlich am Hals, hob sie hoch und stieß sie gegen einen Baum.
Angst und Verzweiflung flossen durch sie, als ihr die Luft aus ging, als sie sah, wie dieser Mensch, der eindeutig nicht mehr Kaleb war, nun sein Schwert nun nach hinten hob. „Ich muss es sagen, bevor es zu spät ist. Sonst hab ich keinen Frieden.“ dachte sie sich. Mit letzter Kraft stöhnte sie hervor: „Ich....li......liebe...dich.“ Sie schloss ihre Augen und hörte, wie die Luft surrte durch die Schlagbewegung-und das Surren erstarb.
Sie öffnete die Augen, als sie wieder atmen konnte, erwartete ein Licht, oder wo man auch hinkommt,wenn das Leben zu Ende geht. Doch was sie sehen sollte, war Kalebs Schwert, welches im Baum direkt neben ihrem Kopf steckte., und wie sich Kalebs Hand von ihrem Hals löste. Die Tränen, die sie durch ihre Angst vergoss, stoppten kurz.
„Was...hast du...gesagt?“ vernahm sie Kalebs Stimme. Aus Tränen der Verzweiflung wurden Tränen des Glücks.
„Ich liebe dich!“ Kaleb ließ das Schwert fallen, seine Augen bekamen wieder den Blick eines fühlenden Menschen-eines Menschen, der Liebe empfand. Er schloss seine Augen und küsste Trescha.
Diese glaubte zuerst zu träumen, dann aber umarmte sie ihn, umklammerte den Prinzen, zog ihn fest an sich und ließ sich fallen in diesen Moment, der nur ihnen gehörte. Hitze, Freude, Lachen, durchströmte sie beide. Nur langsam lösten sie sich voneinander.
„Ich liebe dich, Trescha. Seit ich den ersten Ton deiner Flöte vernahm. Ich liebe deine Musik, ich liebe deine Augen, ich liebe deine Haare. Es tut mir Leid. Wie soll ich das alles wieder gut machen?“
Trescha spürte sein schlechtes Gewissen, das ihn etwas Verzweiflung zufügte. Genau das wollte sie nicht. Nachdem sie in seine Augen gesehen hatte, wo sie diese Verzweiflung gelesen hatte, umarmte sie ihn und flüsterte in sein Ohr, während sie wie auch er ihre Augen schloss: „Bleib einfach nur bei mir. Verlass mich nie wieder. Sei mein Vater, mein Bruder, Meine Mutter-sei meine Familie.“
„Das werde ich.“ erwiderte der Thronfolger. „Ich verspreche es dir.“
Kaleb öffnete seine Augen und sah, wie aus der Kerbe seines Schwertes im Baum etwas glänzte. Sofort reagierte er, nahm sein Schwert, schlug auf die Stelle ein, nachdem er Trescha zur Seite genommen hatte, so das mehr von diesem goldenen Glanz frei wurde, der ihn mit stärke erfüllte.
Er zog es raus, erkannte zwei Sterne, in dem einen eine Aufgehende Sonne, in dem anderen der Mond. „Die Medailloon-Hälfte!“ flüsterte er sanft zu Trescha, welche in seinem Arm war.
„Du hast es geschafft, mein Prinz!“ sagte Trescha, die sich an ihn schmiegte. Kaleb fühlte ihre Wärme, ihre Liebe, die ihn stärkte.
„Nein, wir haben es geschafft. Ohne dich wäre es mir nie gelungen. Ich liebe dich!“ In Gedanken sagte er: „schon bald werden wir uns wieder sehen, Elonore. Unsere Aufgabe wird bald erfüllt sein.“ Er sah in Treschas Augen und wieder küssten sie sich.
Chander, der nun inzwischen aufgestanden war, wieherte und unterbrach diesen Moment. Das Paar sah zu ihm und lachte. „Ja, Mein Freund, jetzt müssen wir den nächsten Weg einschlagen. Komm mit mir, meine Liebste. Du sollst meine Schwester kennen lernen. Sie wird dir gefallen.“
„Daran hab ich keine Zweifel.“
Kaleb bestieg Chander und Trescha ihr Pferd. Kaleb steckte das Medaillon, das anscheinend nur durch seine Existenz alles beschützen konnte, in seine Tasche und ritt nun an Treschas Seite in Richtung der Berggegend.
„Ihr denkt ihr werdet nun gewinnen, aber noch geht der Krieg weiter. Ich werde euch vernichten.“ Am unbekannten Ort blieb zwar die Wut, aber auch der Hass, der Ihn stärker machte.
Besonders erfreute es ihn jedes mal, wenn Trescha ihre Flöte nahm und spielte. Das vertrieb ihnen immer etwas die Zeit und ließ Schwierigkeiten und Probleme vergessen. Immer noch glaubte Kaleb jedes mal zu schweben, wenn er die Melodien von ihr hörte.
Langsam ging die Sonne unter und die Gegend verdunkelte sich. „Lasst uns hier ein Lager aufschlagen und morgen unseren Weg fortsetzen.“ schlug Kaleb vor.
„Ja, ihr habt wohl Recht.“ pflichtete Trescha bei. Also stiegen sie ab.
Während Kaleb nun nach Feuerholz suchte, holte Trescha alle ihre Vorräte, welche sie im Moment hatte, hervor. Sie beschäftigte sich aber auch in Gedanken sehr mit Kaleb, wie er mit ihr sprach, wie bescheiden er war. Es war ihr eine Freude, mit ihm zu wandern. Und sicher konnte diese Suche nach dem Medaillon etwas in ihrem Leben bewegen, denn so sehr es ihr auch gefiel Musik zu machen, wollte sie doch endlich dieses Dasein als umherziehende Musikerin gerne beenden. Es konnte schließlich keinen besseren Anfang geben.
Endlich kam Kaleb nun wieder zurück und trug dabei einen größeren Stoß mit Holz. Er legte ihn nieder, machte einen Haufen, wobei er die dünneren Zweige nach außen legte, und begann dann mit der bekannten Stöckchen-Methode es an zu zünden.
Trescha faszinierte der geschickte Umgang von Kaleb mit dem Holz. „Ihr habt anscheinend Talent dafür.“ meinte sie mit einem Lächeln.
Kaleb sah auf ihr Lächeln, was ihn kurz erstarren ließ. Ein Kribbeln begann nun langsam in seiner Magengegend, was einerseits ihm Unwohl war, irgendwie aber auch gut tat.
Er errötete und sagte nun: „Nun ja, also....hat unser Vater mir mal gezeigt.“
„Euer Vater? Er kann das als König? Ich meine...er muss so was wissen?“ Kaleb lachte etwas darüber wie Trescha sich versuchte zu entschuldigen für die Äußerung, ob sein Vater es kann.
Er versuchte sie zu beschwichtigen: „Keine Angst, das macht doch nichts. Er war immer davon überzeugt, dass wir es doch ein mal gebrauchen könnten und deswegen solche Dinge in Büchern nachgelesen.“
„D....Danke.“ Trescha wäre fast am liebsten im Boden versunken, war jetzt aber froh. Der Prinz war anscheinend auch nicht übermäßig stolz.
Das Feuer brannte nun und die beiden hatten sich im Schneidersitz ans Feuer gesetzt. Trescha spielte wieder etwas auf ihrer Flöte und Kaleb besah sich das Puzzle und war mit seinen Gedanken einerseits bei seiner Schwester, andererseits aber war er nun wieder durch ihre Flöte gefesselt. Trescha, nachdem sie das Spiel beendet hatte, sah sich nun Kaleb an, beobachtete jeden Gesichtszug, jede Augenbewegung, all das erzeugte eine Freude und eine Wohltat in ihm.
„Eure Schwester ist euch wirklich sehr wichtig. Ich bewundere euch für diese Treue. Wie habt ihr denn das Puzzle zusammengesetzt?“
„Nun,“ antwortete Kaleb mit einem Lächeln, „als man es uns geschenkt hat, meinten einige dass wir es nicht schaffen können, waren ja 100 Teile. Und ehrlich gesagt, wir hatten auch unsere Zweifel, so kompliziert wie sie aussahen und nachdem wir erst zehn zusammen hatten nach zwei Stunden. Aber wir wollten allen zeigen, dass wir es können, also haben wir einfach weitergemacht, meist ich ein Teil, dann meine Schwester. Bis wir es schließlich schafften. Deshalb haben wir es auch immer zusammen gelassen, und werden es gemeinsam mit dem Medaillon wieder zusammen führen.“
Trescha hörte zu, aber doch war es ihr egal, es genügte ihr ihn reden zu hören. Alles stärkte sie.
Als das euer langsam aus ging, legten sie ihre Schlafdecken aus.
„Ihr braucht euch keine Sorgen machen, Chander wird Wache halten. Oder Chander?“ Das Einhorn nickte wiehernd und Kaleb umarmte kurz dessen Kopf mit einem Lächeln. „Also dann,“ sprach er und sah kurz in Treschas Augen, was einen wunderbaren, wohlig warmen Schauer erzeugte, „ich wünsche euch eine Gute Nacht.“
„Ich euch auch!“ antwortete Trescha, welche ebenso diesen Schauer empfand. Mit einem Lächeln auf den Lippen schliefen beide ein.
Sanft wurde Kaleb von den ersten Strahlen der Sonne geweckt. Es erzeugte ein Lächeln auf seinen Lippen und er erkannte den warmen Strom, der durch seinen Körper floss und ihm unglaublich gut tat, ja, ihm richtige Lebenskraft einflößte.
Er hörte so eben wie Trescha ebenso nun wieder ihre Lebensgeister erhielt und ihre Augen öffnete. Erst jetzt erkannten die beiden, dass sie sich in der Nacht unmerklich die Hände gereicht hatten, was ihnen beiden anscheinend diesen erholsamen Schlaf gegeben hatte.
Sofort zogen sie ihre Hände weg, und Kaleb fing an zu stottern: „Oh...Äh....Ja also....Verzeihung...das....war....nun....“ Von Trescha war praktisch das selbe zu hören. Beide erröteten und hatten erstmal den Willen, den Erdboden zu öffnen und sich zu verkriechen. Dann aber mussten sie aber herzlich über die Situation lachen und vergaßen jedes peinliche und schlechte Gefühl.
Nun mussten sie aber die Suche fortsetzten, also packten sie alle Sachen ein, legten ihr Reitgeschirr, soweit man es jedenfalls bei Kaleb bezeichnen konnte, stiegen auf und ritten nun weiter. Die aufgehende Sonne verwandelte das Gras und die vereinzelten Bäume durch die Tautropfen in Gold-jedenfalls dem Anschein nach. „So schön kann doch nur die reinste Natur sein!“ Gleichzeitig sagten sie es, was sie wieder etwas lachen ließ.
Langsam kamen immer mehr Bäume zum Vorschein. Kaleb war sich nun unsicher. Die Hinweise bezogen sich nur auf die Gegend, aber diese war nicht klein. Plötzlich zitterte er, denn er fühlte Angst: Angst, nicht weiter zu kommen, Angst, zu versagen, seine Schwester im Stich zu lassen. Trescha bemerkte es und fragte: „Alles in Ordnung?“ aber Kaleb war zu keiner Äußerung fähig, sondern stürzte nun vom Einhorn. Treschas Herz krampfte sich zusammen, sie stieg vom Pferd und kniete neben dem nun zitternden Prinzen. Die Musikerin suchte instinktiv Kalebs Körper ab, jedoch fand sie nichts.
Chander, der sofort nach seinem Gefährten sah, schien zu spüren was los war, denn er wieherte und bewegte seinen Kopf scheinbar in eine bestimmte Richtung. Trescha wünschte sich in diesem Augenblick, selber ein Einhorn zu sein, dann könnte sie Chander verstehen. Selten, eigentlich noch nie hatte sie so viel Sorge um einen Menschen empfunden seit dem Tod ihres Vaters wie um Kaleb.
Chander war jetzt ganz nah und sie bemerkte die Spitze des in seinem Silber glitzernden Horns. Doch zuerst war sie nur damit beschäftigt, was Kaleb im Moment passierte.
Kaleb hatte keinen Blick mehr für die Natur. Er sah ganz andere Dinge: Seine Schwester, seine Eltern, die Einhörner und Trescha, wie sie gegen irgend etwas kämpfen. Er weiß nicht was. Aber er spürt Bedrohung, Dunkelheit und Hass.
Sah, wie sie alle gegen einen gewaltigen Schatten kämpften, der Blitze schleuderte, dabei ein Schwert in seiner Hand hielt. Immer wieder griffen sie es an, aber es zeigte keine Regung, keine Wirkung, als existierten sie alle nicht.
Kaleb wollte zu ihnen rennen, aber er konnte sich keinen Zentimeter bewegen, etwas machte aus ihm eine lebende Statue. Somit bemerkte er, das nun erst sein Vater, dann seine Mutter durch dieses Schwert auf ein mal durchbohrt wurden. Wie in Trance erlebte er das nun. Elonore sprang zu ihren Eltern um sie zu schützen, als auch schon ein Blitz sie in Flammen aufgehen lies. Das Feuer blendete, als ob man in die Sonne selbst blickte. Kaleb wollte weinen, doch selbst das war ihm nicht möglich.
Nun kreuzten die Einhörner ihre Hörner und ließen ein Licht erstrahlen, welches Kaleb angenehm durchströmte. Aber schon brach es ab, denn beiden Einhörnern wurden die Köpfe abgeschlagen. Kaleb öffnete den Mund um zu schreien, doch nichts verließ ihn. Der Schatten kam auf ihn zu, während die Kälte in seinem Körper immer größer wurde.
Trescha erkannte so eben einen dicken, schwarzen Haken, der tief in Kalebs Brust steckte. Dieser Dorn, praktisch wie eine Kralle eines Raubvogels, bohrte sich durch das Hemd von Kaleb, hinterließ aber keinerlei Blut.
Trescha griff danach, doch er widersetzte sich. Sie ließ eine Träne fallen, wollte nicht aufgeben, war wütend auf sich selbst, hörte Kalebs stammeln, sah sein zittern, all das hinterließ in ihr eine Stimme: „Ich muss ihm helfen, ich kann einfach nicht aufgeben, Ich will nicht mehr leben, wenn er so leiden muss.“
Somit nahm sie erneut den Dorn in ihre Hand und zog, und zog, fühlte ein stetiges Anwachsen ihrer Kraft. Es fiel ihr immer leichter. Dann-ein Ruck. Sie atmete auf. In ihrer Hand betrachtete sie nun diesen Dorn, den sie kannte, wie Trescha beim zweiten Blick erkannte.
Erst mal aber sah sie auf Kaleb, dessen Zittern aufhörte. Langsam sah sie auf alles an Kaleb, wie er langsam aufstand, sein Körper sich zu ihr bewegte. Jede weitere Sekunde, die sie das sah, fühlte sie nun diese gewaltige Freude, welche sie nicht kannte.
Kaleb sah nun auf sie: „Was ist passiert?“
„Ihr wurdet von einer seltenen Blume getroffen. Sie verströmt durch diesen Dorn im Körper ein Gift, welches euch eure schlimmsten Albträume vor Augen führt. Ich kenne sie, mein Vater hat sie mir einstmals beschrieben. Man wird von diesem Samen getroffen, und fühlt keinen Schmerz.“ Kaleb konnte es nicht beschreiben, was ihn durchströmte. Warm und Kalt, schön und kribbelnd. „Ihr habt mich gerettet. Ich weiß nicht wie...“
Er stockte, weil er in Treschas Augen sah und ihn ein Schauer durchlief. Nun hatte er keine Kontrolle über sich und konnte nicht die Macht erklären, die ihn Trescha näher brachte.
Ein Schrei durchbrach die Stille. Kaleb zuckte zusammen und sah, ebenso wie Trescha, nun zur Seite, wo ein Wald anfing. Langsam schritt nun die Quelle dieses Schreis mit tiefen, dumpfen lauten Schritten in ihre Richtung.
Kaleb wurde nun wütend. Er kannte dieses Wesen, es war wieder eine muskulöse Echse mit der Riesenkralle. Sein Wut war so gewaltig, eine Kraft, da er glaubte nun das größte Glück erst mal verloren zu haben. Aber es war auch etwas anderes in ihm. Kraft und Wille, jemanden zu beschützen. Und es war nicht seine Schwester oder Chander, sein langjähriger Gefährte-es war Trescha.
Kaleb zog sein Schwert: „Verschwindet hier! Geht! Ihr seid hier nicht sicher.“ Trescha wollte aber nicht gehen. Ihr Kopf wollte es nicht zugeben, aber ihr Herz hing an ihm wie noch nie an jemandem.
„Nein!“ schrie sie voller Angst um ihn: „Ich bleib bei euch.“
„Keine Widerrede!“ rief Kaleb als Antwort: „Auf Befehl des Prinzen: Bringt euch in Sicherheit!“ Kaleb war nun nicht mehr der Sinn für Diskussionen, jetzt musste er kämpfen.
Trescha sah kurz seine Augen und erkannte, dass sie keine Chance gegen ihn hatte.
„Na gut, ich gehe-aber bitte überlebt.“ Selten hatte sie so viel Angst um einen Menschen. Plötzlich wäre ein Leben ohne ihn sinnlos.
„Ich verspreche es!“ rief Kaleb und rannte nun auf den Feind zu. Trescha stieg auf ihr Pferd und ritt davon.
Beruhigt, dass Trescha nun in Sicherheit war, schlug er nun zu ersten Mal auf die Echsengestalt ein. Diese wehrte ihn mit der Kralle ab. Kaleb war erfüllt von Kraft, durchströmt vom sicheren Glauben, es zu schaffen. Sein Schwert und die Kralle trafen nun immer und immer wieder aufeinander. Kaleb spürte seine Überlegenheit gegen das Monster. Er drängte es immer weiter zurück. Selten hatte er sich so stark gefühlt.
Chander half dem Prinzen und stieß nun auch dazu. Die Echse schien gar keine Kraft zu haben. Fast kam es einem so vor, als ob man hier gegen eine Puppe kämpfte. „Das geht irgendwie zu einfach. Hier stimmt was nicht.“ kamen nun seine misstrauischen Gedanken. Kaum waren diese zu Ende, sprang schon etwas auf ihn zu.
Trescha hörte nicht auf an Kaleb zu denken. „Kann er das Monster töten? Ich weiß nicht was ich tun soll.“ Die Stille an dem Ort, einer Wiese ohne Bäume, schien sie zu beruhigen-oder doch nicht? Der Musikerin konnten einfach keine guten Gedanken finden-nicht, wenn dieser Mensch in Gefahr ist.
Schließlich wollte sie nicht mehr. Sie spürte, dass er sie braucht. Sie fühlte es einfach. Es ging nicht mehr, sie ritt nun wieder in Richtung des Ortes, den sie verlassen hatte. Voller Angst, voller Sorge.
Endlich, es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, erreichte sie wieder ihren Ausgangspunkt. Und ihr Atem blieb stehen, ihr Herz setzte aus, als sie den Schrei vernahm, den der Prinz ausstieß. Eine Art übergroßer Ratte, so groß wie eine Katze, biss sich tief in Kalebs Arm. „Kaleb!“ Es war das erste Mal, dass sie ihn nur beim Vornamen nannte.
Kaleb, für den der Schmerz, der sich durch seinen Körper zog, fast unerträglich war und ihn sehr behinderte, schleuderte mit letzter Kraft die Ratte von sich und zerteilte sie mit dem Schwert. Die Echse schien durch ihr Gesicht zu sagen: „Hier ist alles erledigt!“ drehte sich um und wollte gerade gehen, aber Chander war mit einem lauten wiehern vor ihn gesprungen und stieß sein Horn in die Brust, so dass sie einen Schrei los ließ und auf den Boden fiel.
Trescha, welche das alles beobachtet hat, fühlte sich nun erleichtert. Sie stieg ab. Alles in ihr spürte das Glück, für das man lebt und kämpft. Gerade wollte sie auf Kaleb zu laufen, aber dieser schlug auf ein mal mit seinem Schwert nach Chander.
Das Einhorn sprang geschockt zur Seite, doch Kaleb schlug nun nochmal und traf diesmal. Zum Glück war es nur das Horn, aber es reichte und Chander stürzte. Trescha stand nur noch da, und durch sie zog eine Lähmung wie nie zuvor, als Kaleb sich zu ihr umdrehte. Ihr Blick fiel auf die kältesten, völlig schwarzen Augen, ohne jeden Ausdruck von Gefühlen. Unbewegt und ohne sonstige Regung ging er nun auf sie zu.
„Prinz Kaleb, was ist mit euch? Bitte, kommt zu euch, erkennt ihr nicht, etwas kontrolliert euch.“ Aber Kaleb vernahm nichts. Stattdessen packte er ihren Hals und schleuderte sie zur Seite. Trescha fühlte seinen, ihre Luft abschnürenden Griff, durchgeführt von kalten Händen. Danach den harten Boden. Schmerzen eines harten Aufpralls, aber der Schmerz in ihrem Herzen war umso schlimmer.
Chander konnte nicht aufstehen, so sehr der Einhorn-Hengst es auch versuchte, es ging nicht, der vorige Angriff hatte seine Wirkung nicht verfehlt. Kaleb kam Schritt für schritt auf Trescha vor, packte sie schließlich am Hals, hob sie hoch und stieß sie gegen einen Baum.
Angst und Verzweiflung flossen durch sie, als ihr die Luft aus ging, als sie sah, wie dieser Mensch, der eindeutig nicht mehr Kaleb war, nun sein Schwert nun nach hinten hob. „Ich muss es sagen, bevor es zu spät ist. Sonst hab ich keinen Frieden.“ dachte sie sich. Mit letzter Kraft stöhnte sie hervor: „Ich....li......liebe...dich.“ Sie schloss ihre Augen und hörte, wie die Luft surrte durch die Schlagbewegung-und das Surren erstarb.
Sie öffnete die Augen, als sie wieder atmen konnte, erwartete ein Licht, oder wo man auch hinkommt,wenn das Leben zu Ende geht. Doch was sie sehen sollte, war Kalebs Schwert, welches im Baum direkt neben ihrem Kopf steckte., und wie sich Kalebs Hand von ihrem Hals löste. Die Tränen, die sie durch ihre Angst vergoss, stoppten kurz.
„Was...hast du...gesagt?“ vernahm sie Kalebs Stimme. Aus Tränen der Verzweiflung wurden Tränen des Glücks.
„Ich liebe dich!“ Kaleb ließ das Schwert fallen, seine Augen bekamen wieder den Blick eines fühlenden Menschen-eines Menschen, der Liebe empfand. Er schloss seine Augen und küsste Trescha.
Diese glaubte zuerst zu träumen, dann aber umarmte sie ihn, umklammerte den Prinzen, zog ihn fest an sich und ließ sich fallen in diesen Moment, der nur ihnen gehörte. Hitze, Freude, Lachen, durchströmte sie beide. Nur langsam lösten sie sich voneinander.
„Ich liebe dich, Trescha. Seit ich den ersten Ton deiner Flöte vernahm. Ich liebe deine Musik, ich liebe deine Augen, ich liebe deine Haare. Es tut mir Leid. Wie soll ich das alles wieder gut machen?“
Trescha spürte sein schlechtes Gewissen, das ihn etwas Verzweiflung zufügte. Genau das wollte sie nicht. Nachdem sie in seine Augen gesehen hatte, wo sie diese Verzweiflung gelesen hatte, umarmte sie ihn und flüsterte in sein Ohr, während sie wie auch er ihre Augen schloss: „Bleib einfach nur bei mir. Verlass mich nie wieder. Sei mein Vater, mein Bruder, Meine Mutter-sei meine Familie.“
„Das werde ich.“ erwiderte der Thronfolger. „Ich verspreche es dir.“
Kaleb öffnete seine Augen und sah, wie aus der Kerbe seines Schwertes im Baum etwas glänzte. Sofort reagierte er, nahm sein Schwert, schlug auf die Stelle ein, nachdem er Trescha zur Seite genommen hatte, so das mehr von diesem goldenen Glanz frei wurde, der ihn mit stärke erfüllte.
Er zog es raus, erkannte zwei Sterne, in dem einen eine Aufgehende Sonne, in dem anderen der Mond. „Die Medailloon-Hälfte!“ flüsterte er sanft zu Trescha, welche in seinem Arm war.
„Du hast es geschafft, mein Prinz!“ sagte Trescha, die sich an ihn schmiegte. Kaleb fühlte ihre Wärme, ihre Liebe, die ihn stärkte.
„Nein, wir haben es geschafft. Ohne dich wäre es mir nie gelungen. Ich liebe dich!“ In Gedanken sagte er: „schon bald werden wir uns wieder sehen, Elonore. Unsere Aufgabe wird bald erfüllt sein.“ Er sah in Treschas Augen und wieder küssten sie sich.
Chander, der nun inzwischen aufgestanden war, wieherte und unterbrach diesen Moment. Das Paar sah zu ihm und lachte. „Ja, Mein Freund, jetzt müssen wir den nächsten Weg einschlagen. Komm mit mir, meine Liebste. Du sollst meine Schwester kennen lernen. Sie wird dir gefallen.“
„Daran hab ich keine Zweifel.“
Kaleb bestieg Chander und Trescha ihr Pferd. Kaleb steckte das Medaillon, das anscheinend nur durch seine Existenz alles beschützen konnte, in seine Tasche und ritt nun an Treschas Seite in Richtung der Berggegend.
„Ihr denkt ihr werdet nun gewinnen, aber noch geht der Krieg weiter. Ich werde euch vernichten.“ Am unbekannten Ort blieb zwar die Wut, aber auch der Hass, der Ihn stärker machte.