Kapitel 9

Bala

Mitglied
Elonore und Colet befanden sich nun seit einem Tag auf dem Rückweg in die Berggegend von Tepetl. Es war ohne Zweifel ein langer Weg, aber seit die Beiden sich getroffen hatten, zählte das alles nun nicht mehr.
Elonore fühlte sich nun lebendiger als je zuvor. Niemals hätte sie gedacht, dass das Leben so schön sein kann. Wie ging das nur? Wie? Die Prinzessin hatte alles andere als kleine Sorgen. Das Medaillon musste so schnell wie möglich zusammengeführt werden, sonst stünde Herminazs Ende bevor, dazu wusste sie schließlich nicht, wie das Schicksal ihres Bruders war. Ob er die andere Hälfte gefunden hat, wie es ihm geht. Und doch ist sie glücklich und sorgenlos.
Weil Colet nun in ihrem Leben war. Sicher, Eos wird immer ihre beste Freundin sein und ohne ihren Bruder wird sie niemals leben wollen. Aber Colet hatte sie nun ihr Herz geschenkt. Jedes mal, wenn sie sich ansahen, lächelten sie sich zu. Immer kam in ihnen das Kribbeln, die vielen Flügelschläge der Schmetterlinge.
Colet sprach zu ihr: „Du hast mir meine Seele gerettet. Ich weiß nun, weshalb man leben sollte. Danke, meine Prinzessin.“ Elonore wurde etwas rot, aber das Glück über diese Worte war größer als die Verlegenheit.
„Ich frage mich, wie Kaleb auf dich reagieren wird. Ich bin sicher, dass er sich für mich freut, denn er kennt mich, und wir teilen unser Leben. Ich bin sicher, er wird dich mögen.“
Colet, der sich etwas geschmeichelt fühlte, erwiderte: „Nun, da ich ihn kenne, kann ich dir nur sagen, er ist ein guter Mensch. Eben wie du. Das weiß jeder hier im Königreich. Wie ihr zu den Einhörnern gekommen seid, weiß schließlich jeder.“
Elonore erinnerte sich nun nochmal an diesen Tag. Als sie die Einhörner fanden. All diese Bilder erschienen vor ihrem Auge. Sie lächelte und streichelte nun den Kopf von Eos. Das Einhorn schmiegte sich etwas an die Hand der Thronfolgerin und genoss es offensichtlich. „Das war einer der schönsten Tage für uns beide, nicht wahr Eos?“
Ein lautes Wiehern eröffnete ihr ein Ja.
Colet lachte etwas. Elonore sah verwundert zu ihm, und die fragenden Augen, welche Colet noch mehr entzückten, verlangten nun eine Erklärung: „Ich finde es einfach schön, Elonore. Diese Freundschaft ist unglaublich. Aber noch unglaublicher bist du. Ich liebe dich.“
Er reichte ihr die Hand. Elonore nahm diese und erwiderte: „Ich liebe dich auch.“
Langsam kamen sie den Minen, wo sie sich treffen wollten, näher. Elonore erkannte nun die ersten Bäume, welche sie zuletzt sah, als sie mit ihrem Bruder zum ersten Mal hier her kam. Manchmal glaubte sie ihre Spuren dieses Ereignisses zu erkennen.
Auf ein mal kamen Bilder: sie wusste selber nicht, woher und weshalb, aber jedenfalls erkannte sie wieder die Höhle. Es war ihr Kampf. Ihr Kampf gegen diese Echse. Elonore konnte plötzlich nicht mehr ruhig atmen, etwas schien ihren Hals zu zu ziehen. Sie fasste sich an den Kopf.
„Elonore, alles in Ordnung?“ Elonores Liebsten fuhr der Schreck in die Glieder, als er seine Liebste
in dieser Situation sah. Schnell hielt er an, animierte auch Eos zum Anhalten, und nahm Elonore von Eos und in seine Arme. Wie sie plötzlich so geschockt da war, das konnte er einfach nicht ertragen.
Kaum fand Elonore sich in seinen Armen, verschwand wieder alles Schlechte. „Jetzt wieder. Dank dir.“ Die gewaltige Hitze in ihr war wieder da, und sie fühlte sich wie im Himmel. Sie schloss ihre Augen und küsste ihn. Sie genoss diesen Moment, seine Lippen zu fühlen, seine Wärme und Nähe
zu erfahren.
Nachdem sie sich gelöst hatten, ein Moment, der ihnen wie Stunden vor kam, bemerkte Elonore eine steinige Wand. Als sie genauer hin sah, erkannte sie die Mine. Sie waren angekommen. „Wir sind da!“ redete Elonore. Sie führten Eos und Colets Pferd hin zu der Höhle, in die die Zwillinge damals getreten waren. Elonore sah überall nach Chander und ihrem Bruder, aber sie sah ihn nirgends.
„Anscheinend müssen wir noch etwas warten. Komm, setzen wir uns und essen etwas.“ Colet war erst zu keiner Antwort fähig, da er sich in ihren Augen verloren hatte.
„Ich liebe dich!“ dachte er sich.
„Colet?“ Erst jetzt erwachte Colet aus seiner Trance: „Ähm...entschuldige. Ja, lass uns was Essen.“ Nach einem kurzen Moment der Stille mussten beide lachen.
Somit aßen sie nun zusammen. Dabei genossen sie jeden Moment, jeden Augenblick, als wäre es der Letzte in ihrem Leben. So viel Glück empfinden zu dürfen war es Wert zu leben.
Während sie gemeinsam aßen, hielt der eine stets die Hand des Anderen. Elonore sah aber auch die Augen ihres Einhorns, und in den Augen von Eos erkannte sie deren Worte: „Ich freue mich für dich.“ Dieser Blick ließ das Lächeln der Prinzessin noch mehr erstrahlen, es war, wie der Sonnenaufgang. Colet sah dies, und es bannte ihn noch mehr als bisher.
Plötzlich aber erstarb Elonores Lächeln. Sie sah, wie Eos plötzlich in den Wald blickte. Zuerst aber hatte sie den Glauben und die Hoffnung, ihren Bruder wieder zu sehen. „Ist es Kaleb?“ rief sie zum Einhorn. Aber Eos musste mit dem Kopf schütteln.
Elonore erfasste Angst, aber es war nicht die Angst um ihr Leben, sondern um Colets Leben. Auch ein Gefühl, welches sie bisher immer nur für ihren Bruder empfand. „Colet, verschwinde, du bist hier in Gefahr!“ flüsterte sie.
Aber Colet wollte es nicht: „Ich habe dich erst vor ein paar Tagen kennen und lieben gelernt. Ich verlasse dich niemals. Wenn du Schmerzen hast, will ich sie für dich erleiden. Und wenn dein Leben endet, soll meines enden. Ich helfe dir.“
Colet nahm Elonores Hand und zog sein Messer. Elonore erschauerte und fühlte eine Strömung, die sie stärkte. Auf ein mal spürte sie eine Kraft, die ihr vor kam, als ob sie das Licht der Sonne in sich trug.
„Ja, du hast Recht Colet. Wir werden gemeinsam kämpfen.“ Elonore zog ihr Schwert.
Langsam kam ein, nein, zwei Schatten auf sie zu. Immer weiter, und die lauten Stampfer waren waren Elonore erstmal bekannt. „Schon wieder diese Echsen.“ sprach sie. Aber sie irrte.
Denn dies waren keine Echsen. Sie waren umso schrecklicher. Es waren gewaltige Wolfsmenschen.
Muskulös, die Gesichter des Wolfes, bewaffnet mit Streitäxten, deren Klingen die Größe von Wagenrädern annähernd erreichten. Elonore und Colet schauderte es. Laut brüllten nun die Feinde.

„Colet, geh zu Eos, sie wird dich beschützen. Kämpft gemeinsam gegen einen, ich nehme den anderen.“
„Aber...“ Colet wollte Elonore nicht alleine lassen. Der Gedanke daran ließ ihn nicht atmen.
Aber die Prinzessin drehte sich um, gab Colet einen Kuss auf die Wange und sagte: „Dies ist ein Befehl der Prinzessin. Geh endlich!“ Colet war zuerst gelähmt durch diesen Kuss, der wieder diese Hitze in ihn versetzte. Dann merkte er aber auch, dass seine Liebste das Richtige gesagt hatte.
Er verbeugte sich, sprach: „Wie ihr wünscht, Prinzessin!“ und lief nun in Richtung von Eos.
Sofort wollten beide Wolfsmenschen ihm folgen, aber Elonore griff mit allem Mut, der ihr durch diese Liebe gegeben wurde, den Vorderen an und lenkte ihn von Colet ab.
Colet hatte so eben Eos erreicht, und keine Sekunde zu früh, denn schon war der andere Wolfsmensch bei ihnen. Colet war zuerst bange, aber dann griff er mit seinem Messer an. Der Gegner wich aus uns schlug mit seinem Schwert, aber Eos wehrte ihn mit ihrem Horn ab.

Elonore schwang ihr Schwert über ihrem Kopf und hob auf den Feind ein. Der Wolfsmensch wehrte ab und griff nun seinerseits an. Ein Schwertkampf, dessen Laute den gesamten Wald erbeben ließ. Elonore hatte Selbstvertrauen wie noch nie. Ihr Geist war stark, ihr Herz schien mächtig. Und doch war ihr Körper in Bedrängnis, denn dieses Monster war noch stärker als die Echsen-Soldaten. Jeder Schlag, egal ob von oben oder von der Seite, kam ihr vor, als ob sie gegen Stein schlug. So kräftig war diese Schreckensgestalt. Aber nachgeben, das kam für sie nicht in Frage.
Colet stach zu, der Gegner wich aus, er stach, wieder wich er aus. Dann kam der Gegenangriff. Schnell rollte er sich unter dem Schlag ab. Schon griff Eos mit ihrem Horn an und verfehlte den Wolfsmenschen nur knapp. Colet kam nun wieder zu ihr und sprach: „Der wird uns nicht klein kriegen, was?“ Eos nickte. Colet konnte durch diesen Kampf auch verhindern, dass sein Pferd in Gefahr geriet. Immer wieder sah er Elonores Gesicht, spürte ihre Gegenwart und erhielt dadurch so viel Energie, wie es sich niemand vorstellen kann.
Elonore bedrängte so langsam den Wolfsmenschen und erreichte dadurch, immer näher zu Colet und Eos zu kommen. Es war für sie immer deutlicher, wie sie mehr und mehr Kraft verspürte. Doch kaum waren sie nicht mehr all zu weit entfernt, brüllten die Feinde, und ein schwarzes Licht umgab sie kurz. „Jetzt werdet ihr sterben!“ sagte die Person am unbekannten Ort voller Zufriedenheit , aber vor allem voller Gefühlskälte.
Elonore und Colet fuhr auf einmal etwas lähmendes in die Glieder. Sie erkannten zwar keine äußerlichen Veränderungen, aber sie fühlten eine dunkle Macht, welche sie noch nie verspürten. Sie war voller Hass, voller Zorn, und das schlimmste daran: sie stärkte die Feinde.
Nun kamen die Gegner auf sie zu, und ihre Schläge kamen plötzlich schneller und stärker. Eos glaubte, als sie zum ersten mal abwehrte, dass ein Berg auf sie zu sprang. Colet kam ins Schwitzen, fast sah er nicht, wie sein Gegner plötzlich hin und her rannte, aber es schien eher, als ob er ohne jede Bewegung von Ort zu Ort sprang.
Colet sah den Wolfsmenschen plötzlich vor Eos stehen. Ohne weiter zu denken und mit zu bekommen, was er tat, sprang er und stieß Eos zur Seite. Da fühlte er schon einen Schmerz, der sich durch seinen gesamten Arm zog. Das Schwert der Kreatur hatte in an der Schulter getroffen, die er sich nun hielt. Eos verhinderte mit einem Stoß ihres Horns, dass der Wolfsmensch dem Liebsten ihrer Gefährtin den Gnadenstoß versetzte.
„Colet!Eos!“ Elonore hatte eben ihren Feind etwas weg gestoßen und sah neben sich die bedrohliche Situation für die beiden. Sie fühlte die Angst um den Liebsten und das Fabelwesen. Sofort sprang sie dazu, während Eos durch einen Schlag stolperte. Die Prinzessin hielt ihr Schwert vor sich, um den nächsten Schlag zu blocken. Der Schlag vibrierte durch ihren kompletten Arm und sie fiel. Schnell wollte sie aufstehen, aber schon stieß das Monster sie erneut zu Boden. Dann ging es zu Colet, der sich immer noch die verletzte Schulter hielt.
„Nein, bitte nicht. Töte mich und lass ihn gehen!“ schrie sie mit Tränen in den Augen. Dass sie selber so eben von dem anderen Wolfsmenschen bedroht wurde, erschien ihr unwichtig. Nur die große Gefahr für den, den sie über alles liebte sah sie. Ihre Hoffnung erstarb. „Wenigstens werden wir uns gleich wieder sehen! Es tut mir Leid, ich war nicht stark genug.“ waren ihre Gedanken, als sie mit ihrem Leben schon abgeschlossen hatte.

Da hörte sie den Tritt eines Einhorn-Hufs. Sie glaubte, es wäre Eos, aber als sie hinsah, war es nicht
die weiße Stute, die Colet vor dem Tod bewahrte-sondern ein brauner Hengst mit einem silbernen Horn: Chander, Eos Bruder. Und vor ihr sprang bereits Kaleb hervor und versetzte dem Gegner einen Tritt.
„Kaleb!“ Die Tränen der Verzweiflung versiegten.
„Hallo Schwesterherz, hast du mich vermisst?“
Elonore erfuhr einen mächtigen Impuls, der ihr schlagartig alle Kraft zurückgab.
Sofort griff sie ihr Schwert wieder fester, stand auf und unterstützte nun ihren Bruder. „Du kannst vielleicht Fragen stellen.“
Elonore wollte eigentlich nun wieder kämpfen, aber da fiel ihr Colet ein. Sofort sah sich um, in ihr war nun mal jetzt diese gewaltige Sorge. Umso größer war die Erleichterung, als sie Chander und Eos sah, welche den anderen Gegner in Schach hielten. Und sie sah, wie ein ihr unbekanntes Mädchen Colet nun weg zog. Wer war das nur?
„Hey, nicht träumen!“ wurde sie nun von der eindeutig anstrengend klingenden Stimme Kalebs wieder in die Welt geholt. Sofort wollte sie nun zeigen, wozu sie fähig ist.
Sie griff nun den Wolfsmenschen an, schlug auf dessen Schwert ein. „Ich sag dir was, Bruder, dieses Ding werde ich zuerst besiegen.“
„Davon träumst du wohl.“
Deutlicher war ihre Zuversicht wohl nicht zu erkennen. Das verwunderte auch Colet und Trescha. „Kaum zu fassen, was für ein Vertrauen in sich selbst.“ sprach Colet, immer noch seine Wunde haltend.
„Ja, das stimmt. Im schwersten Kampf machen sie eine Wette.“ erwiderte Trescha. „Kommt, die Einhörner kümmern sich um den anderen Feind. Ich versorge eure Wunde.“ Schnell half sie nun Colet auf und brachte ihn zu den Pferden.
Kaleb und Elonore kämpften gemeinsam gegen die Kreatur und spürten wie sie ihr immer mehr zusetzten. Jeder Schlag gab ihnen neu Stärke. Nun standen sie neben ihr, Kaleb links, Elonore rechts. Kurz nickte Elonore Kaleb zu. Als das Monster dann Kaleb angriff, wich dieser kurz aus und versetzte ihm mit dem Knauf seines Schwertes einen Schlag gegen die Hüfte, so dass es gegen einen Baum stieß. Taumelnd kam es nun wieder auf ihn zu.
Aber es hatte immer noch Kraft und und schwang nun sein Schwert um ihn zu töten. Jedoch hatte Elonore den Moment der Unachtsamkeit genutzt und schlug das Schwert aus dessen Hand. Dann stieß sie ihr Schwert in die Seite des Ungeheuers. Zeitgleich mit dem Schwert von Kaleb, der es in den Bauch des Wolfsmenschen rammte. Das Monster schrie auf und fiel zu Boden.
„Unentschieden!“ keuchte Kaleb nun seiner Schwester entgegen. Kurz darauf mussten sie lachen. So viel Glück und Freude konnte man eben nur bei der Familie empfinden.
Sie umarmten einander.
Es war ihnen in diesem Moment, als ob Jahre vergangen wären. Sie gehörten eben seit ihrer Geburt zusammen. „Du hast mir gefehlt, Bruder.“
„Du mir auch.“
Sie hörten den zweiten Gegner schreien und erkannten an der Art des Schreis, dass dieser wütend war. Sie sahen auch warum. Er kam den Einhörnern nicht mal nahe, so schnell und geschickt sprangen sie um ihn her. „Ich denke sie erlegen ihn beide von vorne.“ sagte Elonore.
Ihr Bruder, der sich an einen Baum lehnte, hatte eine andere Meinung: „Sie planen einen Angriff von vorne und von hinten.“
Eos versetzte dem Wolfsmenschen nun einen Tritt. Der Gegner taumelte nach hinten-genau in das silberne Horn des Einhorn-Hengstes. Schnell stieß die Stute von vorne zu, und der Feind ging zu Boden.
„Scheint als hätte ich Recht gehabt.“ meinte Kaleb zu seiner Schwester. Diese sah etwas abfällig auf ihn, was aber eher zum Spaß gemeint war. Nochmal umarmten sie einander und dann gingen sie zu den Pferden und Einhörnern, wo Trescha und Colet waren. Trescha verband so eben Colets Wunde.

„Willst du uns nicht bekannt machen?“ fragte nun Kaleb seine Schwester.
Elonore musste etwas lachen: „Natürlich. Darf ich dir Colet vorstellen?“
Colet setzte sich unter Schmerzen auf: „Eure Hoheit, es freut mich euch kennen zu lernen!“ und gab ihm mit leicht verzerrtem Gesicht die Hand.
„Ein besonderer Mensch für dich, nicht wahr Elonore? Es freut mich euch kennen zu lernen Colet. Danke, dass ihr bei meiner Schwester wart und sie beschützt habt.“ Elonore errötete leicht.
„Jetzt bist du aber dran Bruderherz. Wer verwirrt dir denn da den Kopf?“
Jetzt wurde Kaleb etwas rot: „Nun...also, das ist Trescha. Die beste Musikerin die du in Herminaz finden kannst.“ Elonore nahm Treschas Hand.
Trescha wollte sich verbeugen, aber Elonore meinte: „Hier ist kein Ball und kein Schloss. Hier seid ihr gleich mit uns. Also Trescha, das ist Colet.“ Trescha und Colet gaben sich nun auch die Hand, wozu sie bisher keine Gelegenheit hatten.
„Nun, Trescha, ihr seid Musikerin. Dann würde ich sagen, ihr spielt etwas heute Abend, wenn wir beim Feuer sitzen. Dann können wir uns erzählen, was so alles passiert ist.“
Somit saßen sie nun zusammen beim Lagerfeuer und Trescha ließ alle Liebe, die sie hatte, in ihre Flöte fließen. Jeder einzelne glaubte Gott nahe zu sein. „Du hattest Recht, sie ist die Beste!“ sagte Elonore, nachdem Trescha geendigt hatte.
„Ach, Schwester, es wird Zeit zusammen zu fügen, was zusammen gehört.“ sprach Kaleb und holte seine Medaillon und Puzzle-Hälfte heraus. Elonore lächelte und holte ebenso ihre Hälften hervor. Zuerst setzten sie das Puzzle zusammen. Es war ein Augenblick des gewaltigsten Glücks für die Zwillinge.
Dann nahmen sie Medaillon-Hälften. Sie zitterten voller Spannung. Was würde geschehen? Der Moment schien nicht vergehen zu wollen. Langsam kamen die Stücke aufeinander zu. Dann waren die Hälften zusammen-nichts geschah. Kein Leuchten, keine Blitze. Sie fügten sich nicht mal zusammen.
„Warum?“ fragte Elonore verzweifelt. War alles umsonst? War das Medaillon doch nicht so mächtig? Da kamen die Einhörner und legten ihre Köpfe zu ihren Gefährten. Kaleb bekam einen wohligen Schauer, der durch seinen gesamten Körper floss, ebenso Elonore. Sie lächelten sich an.

„Der Zeitpunkt ist noch nicht gekommen.“ sagte Elonore nun. „Eos, ihr könnt uns doch sicher zum Heeren des Schreckens führen, nicht wahr?“ wandte sie sich an ihre Gefährtin. Eos nickte. Kaleb und Elonore wussten ebenso wie Colet und Trescha, dass es nun zur letzten Schlacht kommen würde.
„Trescha, Colet, es liegt uns fern, dass ihr in Gefahr kommt.“ sprach der Prinz.
„Wir wollen euch nicht zwingen, mit uns zu kommen.“
„Ich werde dich nie wieder verlassen. Du bist meine Familie. Ich liebe dich, und ich werde dir immer beistehen.“ Mit diesen Worten nahm Trescha nun Kalebs Hand. Kaleb spürte die Liebe, die Hitze, die Energie.
„Und was mich betrifft,“ sagte nun Colet, „auch ich werde immer an der Seite der Prinzessin sein. Weil ich dich über alles Liebe, Elonore. Sei dir sicher, dass du immer auf mich zählen kannst. Dass ich mit jeder Faser meines Lebens deines beschützen werde.“
Er legte seinen Arm um Elonores Schulter und sah ihr in die Augen. Ein Blick, der ihr mehr sagte als alles andere. Elonore meinte, in einer anderen Welt zu sein.
Aus dieser wurde sie nun von ihrem Bruder geholt: „Also dann. Gemeinsam werden wir Herminaz von dieser Bedrohung befreien. Ich habe mich noch nie so stark gefühlt, weil ich dich habe Trescha. Weil ich dich habe, Elonore, weil ich Chander habe und meine Schwester euch, Colet, und Eos. Morgen wird der längste Tag unseres Lebens. Und der längste Tag für den Feind. Zusammen werden wir das Licht bewahren. Zusammen!“
Und er nahm Treschas Hand und streckte beide Hände nach vorne. „Zusammen!“ antwortete diese und lächelte Kalebs kurz an, ehe sie zu den anderen beiden sah.
„Zusammen!“ Elonore legte ihre Hand dazu.
„Zusammen!“ sprach nun auch Colet und legte seine Hand dazu. Die Einhörner und auch die Pferde wieherten kurz, als ob sie zustimmen wollten.
Der dunkle, unbekannte Ort war mehr und mehr von Hass erfüllt. Jeden Tag schien die Macht der Hölle auf ihn überzugehen. „Kommt nur. He, zusammen. Ihr werdet merken wie schwach die Liebe ist. Nichts kann mich aufhalten und nichts wird mich aufhalten. Nicht mal das Medaillon.“
 



 
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