Klabautermanns Mütze

1. Es sind Sommerferien und auf dem kleinen Bahnhof in Klüverhöd wuseln eine Menge Leute mit großen Koffern umher. Und dort mittendrin steht auch Achim mit seinen Eltern. Achim ist sieben Jahre alt und gleich wird er in den Zug steigen und das erste Mal ganz allein zu Oma und Opa fahren. Ein bisschen aufgeregt ist er jetzt, doch er freut sich schon seit Wochen darauf, denn mit Oma und Opa kann man immer etwas erleben, das es zu Hause nicht gibt.
Mama gibt Achim noch einen Kuss auf die Wange und Papa bringt den Koffer in das Abteil.
„In zwei Wochen holen wir dich wieder ab“, sagen sie und bleiben direkt vor Achims Fenster auf dem Bahnsteig stehen. Dann sitzt Achim auch schon auf seinem Platz, winkt Mama und Papa noch einmal und der Zug fährt los.

2. Bald schon kommt der Schaffner und stempelt Achims Fahrkarte. Er ist ein netter Mann mit Schnauzbart, wie Opa einen hat.
„Na, min Jung? Du fährst schon ganz allein zu deinen Großeltern?“ Als Achim nickt, staunt er und holt einen Sahnebonbon aus seiner Jackentasche. „Ich sage dir Bescheid, wenn du aussteigen musst.“
Danach schaut Achim fast die ganze Fahrt lang aus dem Fenster. Erst sieht er noch die Häuser der Stadt, dann viele Wiesen und Felder, Windräder tauchen auf und Schafherden, die wie kleine Wolken auf den grünen Wiesen ziehen. Zwischendurch kommt eine nette Frau mit einem kleinen Wagen vorbei und Achim kauft bei ihr eine Himbeerlimonade.

3. Später hält der Zug wieder und der Schaffner kommt, um Achim aus dem Zug zu helfen - wie er es versprochen hatte. Als Achim aussteigt, sieht er auf dem Bahnsteig sofort Oma und Opa auf ihn warten. Sie freuen sich riesig und Oma drück ihn ganz fest. Achim darf neben seinem Koffer auf dem Gepäckwagen mitfahren und Opa schiebt.
Mit dem Auto fahren sie nicht erst zu Oma und Opa nach Hause, sondern gleich an den Strand, wo sie den ganzen Nachmittag verbringen. Achim und Opa bauen eine erstklassige Sandburg mit Burggraben und ganz oben auf die Spitze stecken sie ein Büschel Drahtschmiele, während Oma Eis holt. Erst spät fahren sie nach Hause.

4. Am Abend deckt Oma den Abendbrottisch auf dem Balkon. Es ist noch ganz warm draußen und die Blumenkästen duften süß. Von hier aus kann man die Ostsee noch sehen und weil etwas Wind geht, sogar hören. Plötzlich landet eine Möwe auf dem Geländer, es ist Emma!
„Sie hat schon auf dich gewartet“, meint Oma und Achim darf dem Vogel einen Hering geben, den Opa am Morgen geangelt hat. So nah ist Emma viel größer als am Strand, wenn sie über die Wellen segelt.
„Morgen fahren wir raus“, beschließt Opa. „Nur wir beide und Hilde.“ Hilde ist Opas altes Segelboot. Seit Achim schwimmen kann darf er mit, wenn Opa segeln fährt.
„Juhuuu“, ruft Achim, denn mit Opa segeln ist das tollste auf der Welt.

5. Später darf Achim noch ein bisschen aufbleiben. Opa sitzt im Sessel und erzählt vom Klabautermann, während Achim ein Bild von Hilde malt – mit ihm und Opa als tollkühne Piraten.
„Jedes Schiff oder Boot hat einen Klabautermann“, sagt Opa.
„Hilde auch?“, will Achim wissen. Opa lacht: „Na klar! Die ganz besonders, sonst wäre sie nicht so alt geworden. Weißt du, der Klabautermann ist so etwas wie ein Schutzengel für ein Schiff. Manchmal zeigt er sich um Sturm und packt mit an, damit es nicht kentert.“
„Dann ist der Klabautermann ja etwas Gutes! Ich dachte immer, er ist ein gemeiner Kobold.“
„Ach, iwo … ohne ihn wären alle Seemänner verloren. Wenn der Klabautermann ein Boot verlässt, dann ist das schlimm.“

6. Weil er so aufgeregt ist, steht Achim am nächsten Tag schon ganz früh auf. Oma ist auch schon wach und bereitet den Proviant für die Seemänner vor: eine große Flasche Wasser, ein paar Malzbier, Würstchen und belegte Brötchen, Bananen und Äpfel und eine Thermoskanne Kaffe für Opa. Achim isst noch eine Schüssel Cornflakes und Opa sammelt im Flur das Angelzeug, Schwimmwesten, zwei Strickpullover und Ölzeug zusammen.
„Im Funk geben sie zwar erst für heute Nacht eine Sturmwarnung raus, aber man weiß ja nie“, erklärt Opa.

7. Endlich stehen sie unten am Strand und Opa macht die Segel klar. Achim darf einen Palstek in die Leine schlagen, den kennt er schon vom letzten Sommer. „Es gibt unendlich viele Seemannsknoten, aber mit zweien kommt man um die ganze Welt“, sagt Opa immer. Einer davon ist der Palstek.
Die Sonne strahlt und es weht ein lauer Wind. Sie segeln weit hinaus bis zu einer kleinen Insel mit einem Leuchtturm. Opa gießt sich einen Kaffee ein und holt die Angel hervor, Achim ist gespannt und macht sich ein Malzbier auf, dann warten sie. Unter den Bäumen machen sie Mittagspause, essen Brötchen mit Würstchen und Achim schwimmt noch eine Runde bis zum Leuchtturm.

8. Dann segeln sie weiter. Sie wollen zu einem nahen Ort, denn dort gibt es das beste Eiscafé, findet Achim. Doch auf einmal sind wie Wolken am Horizont ganz dunkel. Opa kramt sein Funkgerät aus der Tasche und lauscht. Dann sagt er: „Tut mir Leid, min Jung. Wir müssen kehrt machen. Zieh deine Schwimmweste an!“
Doch sie sind noch nicht weit gekommen, als Hilde von den Wellen schon wild geschaukelt wird.
„Ahoi! Mast- und Schotbruch“, ruft es da plötzlich vom Bug her. Ein kleines Männchen in einem Regenmantel und mit einer absonderlichen Mütze auf dem Kopf hüpft in das Boot hinein. Es nimmt Achim die Schoten aus der Hand. „Das wettern wir lieber ab“, sagt es.
Achim erschreckt ein wenig. „Opa, der Klabautermann!“ Doch Opa lacht nur.

9. Der Klabautermann hilft an allen Enden und pfeift unermüdlich ein altes Seemannslied. Er kennt den Weg ganz genau. Dann ist der Himmel wieder blau und die Sonne scheint, als wäre nichts gewesen. Aber der Klabautermann sitzt noch immer auf der Reling.
„Nanu?“, wundert sich Opa, „Was machst du denn noch hier?“
Traurig schaut das Männlein zu ihm auf: „Ich habe in dem Sturm meine Mütze verloren.“
„Ist das schlimm?“, will Achim wissen.
„Ohne meine Mütze kann ich nicht mehr verschwinden“, erklärt der Klabautermann. „Dann löse ich mich bald auf und kann nicht mehr auf Hilde aufpassen.“
„Auweia“, flüstert Achim.
„Aaach“, sagt Opa. „Kümm erst mal mit nach Huus. Wir finden schon eine Lösung.“

10. Oma ist aufgeregt, als sie ankommen.
„Hach, ein Glück, euch ist nichts passiert.“ Und sie drückt sie beide fest. Dann erkennt sie den Klabautermann. „Oh.“ Mehr schafft sie nicht zu sagen. Opa erzählt, was passiert war und Oma schaut besorgt.
„Woraus ist so eine Mütze denn gemacht?“
„Na, aus dem Meer“, ruft der Klabautermann. „Gestrickt aus Wellen, gewaschen in Sand und vom Wind getrocknet.“
„Oma kann prima stricken!“, ruft Achim begeistert. Oma sieht traurig drein: „Aber doch nicht mit Wellen, mein Schatz.“ Es bleibt einige Augenblicke ganz still.
„Und mit Seegras?“, fragt Achim nun und Oma guckt ungläubig, dann beginnt sie zu lächeln.
„Ja! Ja, das ginge womöglich.“

11. Also fährt Achim mit Opa zum Strand und sucht Seegras, während der Klabautermann einen heißen Kakao von Oma schlürft. Er findet auch noch einen kleinen Hühnergott, eine Muschel und einen winzigen Bernstein, die steckt der sich in die Tasche. Den ganzen Abend strickt Oma und der Klabautermann spielt mit Achim unendlich viele Runden Karten. Dabei verfiällt das Männlein oft ins Pfeifen einer Melodie, die Achim nicht kannte.
Opa schnarcht schon im Sessel, als Oma endlich verkündet, dass die Mütze fertig ist. Sie passt perfekt! Doch der Klabautermann verschwindet nicht.
„Wir müssen sie ja auch erst in Meerwasser taufen“, meint Opa. „Gleich morgen nach dem Frühstück. Jetzt sollten wir uns alle ausruhen.“

12. An diesem Tag ist es der Klabautermann, der alle anderen ganz früh weckt, denn er ist sehr aufgeregt. Dieses Mal will sogar Oma mitkommen und es ist recht eng auf Hilde. Sie segeln bis zu der Stelle, an der der Klabautermann am Tag zuvor aufgetaucht war. Dann holt Achim aus seiner Tasche den Hühnergott, die Muschel und den Bernstein heraus und steckt sie in die Krempe der Mütze. Opa beugt sich über die Reling und taucht sie ins Wasser. Kaum sitzt sie dann auf Klabautermanns Kopf, wird er blass und blasser und verschwindet.
„Tausend Dank!“, hören sie seine Stimme. „Und allzeit gute Fahrt.“
Seit dem denkt Achim noch oft an den kleinen Klabautermann und manchmal glaubt er, sein Pfeifendes Lied zu hören.
 

molly

Mitglied
Hallo,Filjanka

ein paar Kleinigkeiten sind mir aufgefallen, nur Vorschläge für Dich. Zunächst würde ich die Zahlen weg lassen.

Du stellst uns hier eine nette kleine Feriengeschichte zum Vorlesen für Kinder ab fünf Jahren vor.

Viele Grüße

molly

Nun zu Deiner Geschichte:

Es sind Sommerferien und auf dem kleinen Bahnhof in Klüverhöd wuseln eine Menge Leute mit großen Koffern umher. Und dort mittendrin steht auch Achim mit seinen Eltern. Achim ist sieben Jahre alt ([strike]und gleich wird er in den Zug steigen[/strike]) und darf das erste Mal ganz allein zu Oma und Opa fahren.

Als Achim nickt, staunt er (wie?)und holt einen Sahnebonbon aus seiner Jackentasche.
Später hält der Zug wieder und der Schaffner kommt, um Achim aus dem Zug zu helfen - wie er es versprochen hat[strike]te[/strike].

Als Achim aussteigt, sieht er auf dem Bahnsteig sofort Oma und Opa ([strike]auf ihn warten.[/strike])

eine erstklassige Sandburg mit Burggraben und ganz oben auf die Spitze stecken sie ein Büschel Drahtschmiele,
[blue]was ist Drahtschmiere? [/blue]

Am Abend deckt Oma den Abendbrottisch auf dem Balkon. Es ist noch ganz warm draußen und die (Statt [strike]Blumenkästen[/strike]) Blumen in den Kästen duften süß.

„Sie hat (schon) auf dich gewartet“,

Weißt du, der Klabautermann ist so etwas wie ein (Schutzengel) Schutzgeist für ein Schiff. Manchmal zeigt er sich (um) im Sturm und packt mit an, damit es nicht kentert.“

(Die Klabautermänner, die ich kenne, machen auch Faxen :))

Weil er so aufgeregt ist, steht Achim am nächsten Tag ([strike]schon[/strike]) ganz früh auf. Oma ist auch schon wach und bereitet den Proviant
Thermoskanne Kaffe!!e für Opa.

Achim ist gespannt und macht- öffnet sich ein Malzbier (mit 7 Jahren?) auf, dann warten sie. Unter den Bäumen machen sie Mittagspause, essen Brötchen mit Würstchen und Achim schwimmt noch eine Runde bis zum Leuchtturm.

Doch auf einmal sind wie!! die Wolken am Horizont ganz dunkel.
Doch sie (sind noch nicht weit gekommen,) kommen nicht weit, als Hilde von den Wellen ([strike]schon[/strike]) wild geschaukelt wird.

Es nimmt Achim die Schoten aus der Hand.
Vielleicht solltest Du auch kurz erklären, was Schoten sind, gibt schließlich auch Ebsenschoten.

„Das wettern wir lieber ab“, sagt es. Was bedeutet das?

„Aaach“, sagt Opa. „Kümm erst mal mit nach Huus. Wir finden schon eine Lösung.“
Dialekt ist nett, aber nicht alle Kinder verstehen ihn.

„Gestrickt aus Wellen, gewaschen in Sand und vom Wind getrocknet.“ Sehr schön!!!


(Er ) Achim findet auch noch einen kleinen Hühnergott, eine Muschel und einen winzigen Bernstein, die steckt der sich in die Tasche.
Wie sieht ein Hühnergott aus?

Den ganzen Abend strickt Oma und der Klabautermann spielt mit Achim unendlich viele Runden Karten. Dabei verfiällt – verfällt das Männlein oft ins Pfeifen einer Melodie, die Achim nicht [strike]kannte[/strike]- kennt.

Opa schnarcht schon im Sessel, als Oma endlich verkündet, dass die Mütze fertig ist. Sie passt perfekt! Doch der Klabautermann verschwindet nicht.
„Wir müssen sie ja auch erst in Meerwasser taufen“, meint Opa.
Ich denke, Opa schnarcht schon!

Sie segeln bis zu der Stelle, an der der Klabautermann am Tag zuvor aufgetaucht (war) ist

Seit dem denkt Achim noch oft an den kleinen Klabautermann und manchmal glaubt er, sein P) pfeifendes Lied zu hören.
 
Liebe molly,

vielen Dank für deine Hinweise! Manche Schnitzer sieht man einfach nicht, egal wie oft man danach schaut ...
Du hast Recht: die Zahlen sind völlig überflüssig. Ich hatte sie (vielleicht aus Gewohnheit?) einfach beibehalten, weil ich so die Buchseiten mit entsprechenden Illustrationen zugeordnet hatte.

Drahtschmiele ist eine Grasart, die fast überall wächst (v.a. in Wäldern und auf Wiesen). Ich könnte es auch in ein Grasbüschel umdichten.
Malzbier kenne ich nur alkoholfrei und fand es daher unbedenklich. Es kann natürlich falsche Eindrücke hervorrufen ^^"

Sobald ich wieder im Lande bin, werde ich den Text überarbeiten.

Wünsche dir weiterhin einen schönen Sommer!
 
Es sind Sommerferien und auf dem kleinen Bahnhof in Klüverhöd wuseln eine Menge Leute mit großen Koffern umher. Und dort mittendrin steht auch Achim mit seinen Eltern. Achim ist sieben Jahre alt und gleich wird er das erste Mal ganz allein zu Oma und Opa fahren. Ein bisschen aufgeregt ist er jetzt, doch er freut sich schon seit Wochen darauf, denn mit Oma und Opa kann man immer etwas erleben, das es zu Hause nicht gibt.
Mama gibt Achim noch einen Kuss auf die Wange und Papa bringt den Koffer in das Abteil.
„In zwei Wochen holen wir dich wieder ab“, sagen sie und bleiben direkt vor Achims Fenster auf dem Bahnsteig stehen. Dann sitzt Achim auch schon auf seinem Platz, winkt Mama und Papa noch einmal und der Zug fährt los.

Bald schon kommt der Schaffner und stempelt Achims Fahrkarte. Er ist ein netter Mann mit Schnauzbart, wie Opa einen hat.
„Na, min Jung? Du fährst schon ganz allein zu deinen Großeltern?“ Als Achim nickt, staunt er mit hochgezogenen Augenbrauen und holt einen Sahnebonbon aus seiner Jackentasche. „Ich sage dir Bescheid, wenn du aussteigen musst.“
Danach schaut Achim fast die ganze Fahrt lang aus dem Fenster. Erst sieht er noch die Häuser der Stadt, dann viele Wiesen und Felder, Windräder tauchen auf und Schafherden, die wie kleine Wolken auf den grünen Wiesen ziehen. Zwischendurch kommt eine nette Frau mit einem kleinen Wagen vorbei und Achim kauft bei ihr eine Himbeerlimonade.

Später hält der Zug wieder und der Schaffner kommt, um Achim aus dem Zug zu helfen - wie er es versprochen hat. Als Achim aussteigt, sieht er auf dem Bahnsteig sofort Oma und Opa. Sie freuen sich riesig und Oma drück ihn ganz fest. Achim darf neben seinem Koffer auf dem Gepäckwagen mitfahren und Opa schiebt.
Mit dem Auto fahren sie nicht erst zu Oma und Opa nach Hause, sondern gleich an den Strand, wo sie den ganzen Nachmittag verbringen. Achim und Opa bauen eine erstklassige Sandburg mit Burggraben und ganz oben auf die Spitze stecken sie ein Büschel lange Grashalme, während Oma Eis holt. Erst spät fahren sie nach Hause.

Am Abend deckt Oma den Abendbrottisch auf dem Balkon. Es ist noch ganz warm draußen und die Blumen in den Kästen duften süß. Von hier aus kann man die Ostsee noch sehen und weil etwas Wind geht, sogar hören. Plötzlich landet eine Möwe auf dem Geländer, es ist Emma!
„Sie hat auf dich gewartet“, meint Oma und Achim darf dem Vogel einen Hering geben, den Opa am Morgen geangelt hat. So nah ist Emma viel größer als am Strand, wenn sie über die Wellen segelt.
„Morgen fahren wir raus“, beschließt Opa. „Nur wir beide und Hilde.“ Hilde ist Opas altes Segelboot. Seit Achim schwimmen kann darf er mit, wenn Opa segeln fährt.
„Juhuuu“, ruft Achim, denn mit Opa segeln ist das tollste auf der Welt.

Später darf Achim noch ein bisschen aufbleiben. Opa sitzt im Sessel und erzählt vom Klabautermann, während Achim ein Bild von Hilde malt – mit ihm und Opa als tollkühne Piraten.
„Jedes Schiff oder Boot hat einen Klabautermann“, sagt Opa.
„Hilde auch?“, will Achim wissen. Opa lacht: „Na klar! Die ganz besonders, sonst wäre sie nicht so alt geworden. Weißt du, der Klabautermann ist so etwas wie ein Schutzengel für ein Schiff. Manchmal zeigt er sich im Sturm und packt mit an, damit es nicht kentert. Und hin und wieder treiben sie ihren Schabernack mit der Besatzung.“
„Dann ist der Klabautermann ja etwas Gutes! Ich dachte immer, er ist ein gemeiner Kobold.“
„Ach, iwo … ohne ihn wären alle Seemänner verloren. Wenn der Klabautermann ein Boot verlässt, dann ist das schlimm.“

Weil er so aufgeregt ist, steht Achim am nächsten Tag ganz früh auf. Oma ist auch schon wach und bereitet den Proviant für die Seemänner vor: eine große Flasche Wasser, ein paar Malzbier, Würstchen und belegte Brötchen, Bananen und Äpfel und eine Thermoskanne Kaffee für Opa. Achim isst noch eine Schüssel Cornflakes und Opa sammelt im Flur das Angelzeug, Schwimmwesten, zwei Strickpullover und Ölzeug zusammen.
„Im Funk geben sie zwar erst für heute Nacht eine Sturmwarnung raus, aber man weiß ja nie“, erklärt Opa.

Endlich stehen sie unten am Strand und Opa macht die Segel klar. Achim darf einen Palstek in die Leine schlagen, den kennt er schon vom letzten Sommer. „Es gibt unendlich viele Seemannsknoten, aber mit zweien kommt man um die ganze Welt“, sagt Opa immer. Einer davon ist der Palstek.
Die Sonne strahlt und es weht ein lauer Wind. Sie segeln weit hinaus bis zu einer kleinen Insel mit einem Leuchtturm. Opa gießt sich einen Kaffee ein und holt die Angel hervor, Achim ist gespannt und öffnet sich ein Malzbier, dann warten sie. Unter den Bäumen machen sie Mittagspause, essen Brötchen mit Würstchen und Achim schwimmt noch eine Runde bis zum Leuchtturm.

Dann segeln sie weiter. Sie wollen zu einem nahen Ort, denn dort gibt es das beste Eiscafé, findet Achim. Doch auf einmal sind wie Wolken am Horizont ganz dunkel. Opa kramt sein Funkgerät aus der Tasche und lauscht. Dann sagt er: „Tut mir Leid, min Jung. Wir müssen kehrt machen. Zieh deine Schwimmweste an!“
Doch sie kommen nicht weit bis Hilde von den Wellen wild geschaukelt wird.
„Ahoi! Mast- und Schotbruch“, ruft es da plötzlich vom Bug her. Ein kleines Männchen in einem Regenmantel und mit einer absonderlichen Mütze auf dem Kopf hüpft in das Boot hinein. Es nimmt Achim die Leinen aus der Hand. „Das wettern wir lieber ab“, sagt es und lässt das Segel los.
Achim erschreckt ein wenig. „Opa, der Klabautermann!“ Doch Opa lacht nur.

Der Klabautermann hilft an allen Enden und pfeift unermüdlich ein altes Seemannslied. Er kennt den Weg ganz genau. Dann ist der Himmel wieder blau und die Sonne scheint, als wäre nichts gewesen. Aber der Klabautermann sitzt noch immer auf der Reling.
„Nanu?“, wundert sich Opa, „Was machst du denn noch hier?“
Traurig schaut das Männlein zu ihm auf: „Ich habe in dem Sturm meine Mütze verloren.“
„Ist das schlimm?“, will Achim wissen.
„Ohne meine Mütze kann ich nicht mehr verschwinden“, erklärt der Klabautermann. „Dann löse ich mich bald auf und kann nicht mehr auf Hilde aufpassen.“
„Auweia“, flüstert Achim.
„Aaach“, sagt Opa. „Kümm erst mal mit nach Huus. Wir finden schon eine Lösung.“

Oma ist aufgeregt, als sie ankommen.
„Hach, ein Glück, euch ist nichts passiert.“ Und sie drückt sie beide fest. Dann erkennt sie den Klabautermann. „Oh.“ Mehr schafft sie nicht zu sagen. Opa erzählt, was passiert war und Oma schaut besorgt.
„Woraus ist so eine Mütze denn gemacht?“
„Na, aus dem Meer“, ruft der Klabautermann. „Gestrickt aus Wellen, gewaschen in Sand und vom Wind getrocknet.“
„Oma kann prima stricken!“, ruft Achim begeistert. Oma sieht traurig drein: „Aber doch nicht mit Wellen, mein Schatz.“ Es bleibt einige Augenblicke ganz still.
„Und mit Seegras?“, fragt Achim nun und Oma guckt ungläubig, dann beginnt sie zu lächeln.
„Ja! Ja, das ginge womöglich.“

Also fährt Achim mit Opa zum Strand und sucht Seegras, während der Klabautermann einen heißen Kakao von Oma schlürft. Achim findet auch noch einen kleinen Hühnergott, eine Muschel und einen winzigen Bernstein, die steckt der sich in die Tasche. Den ganzen Abend strickt Oma und der Klabautermann spielt mit Achim unendlich viele Runden Karten. Dabei verfällt das Männlein oft ins Pfeifen einer Melodie, die Achim nicht kennt.
Opa schnarcht schon im Sessel, schreckt aber auf, als Oma endlich verkündet, dass die Mütze fertig ist. Sie passt perfekt! Doch der Klabautermann verschwindet nicht.
„Wir müssen sie ja auch erst in Meerwasser taufen“, meint Opa. „Gleich morgen nach dem Frühstück. Jetzt sollten wir uns alle ausruhen.“

An diesem Tag ist es der Klabautermann, der alle anderen ganz früh weckt, denn er ist sehr aufgeregt. Dieses Mal will sogar Oma mitkommen und es ist recht eng auf Hilde. Sie segeln bis zu der Stelle, an der der Klabautermann am Tag zuvor aufgetaucht ist. Dann holt Achim aus seiner Tasche den Hühnergott, die Muschel und den Bernstein heraus und steckt sie in die Krempe der Mütze. Opa beugt sich über die Reling und taucht sie ins Wasser. Kaum sitzt sie dann auf Klabautermanns Kopf, wird er blass und blasser und verschwindet.
„Tausend Dank!“, hören sie seine Stimme. „Und allzeit gute Fahrt.“
Seit dem denkt Achim noch oft an den kleinen Klabautermann und manchmal glaubt er, sein pfeifendes Lied zu hören.
 
Habe es doch schnell überarbeitet, aber einiges wie gehabt stehen lassen, weil ich noch keine für mich befriedigende Lösung gefunden habe.

Ein Hühnergott ist ein Feuerstein, in den das Wasser über die Zeit ein Loch gespült hat, durch das man hindurchgucken kann. Da eigentlich (wie schon erwähnt) Illustrationen angedacht sind, würden sich solche Dinge dadurch von selbst erklären.
Mir ist es wichtig, ein paar typische Begriffe einzubauen, die aber nicht durch Text, sondern eben Bilder erklärt werden ... Dies kann ich an dieser Stelle aus verschiedenen Gründen leider noch nicht umsetzen :)
 

molly

Mitglied
Hallo Filjanka Seenonne,

das mit den Schnitzern geht mir auch so. Ändere bei Deiner Geschichte immer nur das, was für Dich stimmig ist. Und lass Dir Zeit!

Auch Dir weiterhin gute Tage und liebe Grüße

molly
 



 
Oben Unten