Kommissar Schnarch jagt das Phantom

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Kommissar Schnarch jagt das Phantom

Kommissar Schnarch wälzte sich grunzend auf dem Sofa. Sein Mund stand halb offen, schwer atmete er durch die Nase, während er schlief. Auf dem Wohnzimmertisch stand eine halb volle Bierflasche und ein Karton mit Pizzaresten. Der Fernseher lief.

"Das Phantom hat wieder zugeschlagen und hält die Stadt in Atem", tönte die aufgeregte Stimme von TV-Reporterin Lisa Grell aus dem Fernseher. Hinter ihr rasten Polizeiautos mit Blaulicht und Sirenen vorbei.

"Wieder wurde eine Bank überfallen, wieder ist das Phantom entkommen und wird nun in der ganzen Stadt von der Polizei gejagt. Seit Wochen arbeitet die SOKO Phantom an dem Fall, bisher ohne Erfolg. Wird das Phantom auch diesmal entkommen?"

Die Beine von Kommissar Schnarch zuckten im Schlaf. Er träumte, wie er im Polizeiauto mit Tatütata und quietschenden Reifen durch die Strassen der Stadt brauste. "Wo hat sich der Kerl bloss versteckt?", fragte sein Kollege Polizeimeister Zack, der im Traum auf dem Beifahrersitz sass. - "Was ist, wenn sich der Täter dort versteckt, wo man es am wenigsten vermutet?", sagte Kommissar Schnarch. - "Wie?", fragte Zack erstaunt. - "Naja, während sich Täter normalerweise so schnell wie möglich vom Tatort entfernen wollen, macht es dieser Täter umgekehrt. Er kehrt zum Tatort unbemerkt zurück und hält sich dort so lange versteckt, bis die Luft rein ist." - "Hm, du meinst, wir sollten die Bank nochmal gründlich durchsuchen?", fragte Zack. - "Ja, das sollten wir", antwortete Kommissar Schnarch, stoppte den Wagen jäh, wendete und düste zurück zur Bank, wo der Überfall stattgefunden hatte.

Dort angekommen, so träumte Kommissar Schnarch, stiegen er und sein Kollege mit gezogenen Waffen aus dem Polizeiwagen. "Mein erster Tipp ist das Dach der Bank, womöglich hält sich der Täter dort versteckt. Lass uns die Feuertreppe nutzen und gib mir Deckung", sagte Kommissar Schnarch zu Zack. Oben auf dem Dach angekommen, regte sich plötzlich ein Schatten. "Stehen bleiben oder ich schiesse", rief Kommissar Schnarch im Schlaf. Es folgten Schüsse, der Täter sank, am Bein getroffen, zu Boden. Kommissar Schnarch und Zack stürzten sich auf ihn. "Wir haben dich", sagte Kommissar Schnarch und legte dem Ganoven Handschellen an.

Er träumte, wie ihm sein Vorgesetzter, der 1. Polizeihauptkommissar Topp, zufrieden auf die Schulter klopfte und zu ihm sagte: "Gute Arbeit, die Beförderung ist Ihnen sicher."

Kommissar Schnarch lächelte, wie er dort friedlich auf dem Sofa lag und schlief. Das Lächeln auf seinem Gesicht verschwand augenblicklich, als plötzlich sein Mobiltelefon schrillte. Kommissar Schnarch fuhr hoch, seine Haare zerzaust, sein Hemd halb offen und zerknittert. Benommen tastete er nach dem Telefon, fluchte, als er dabei die Bierflasche umstiess, und nahm dann ab.

"Ja ...?", sagte Kommissar Schnarch mit rauher und verschlafener Stimme. Am anderen Ende folgte eine Schimpftirade seines Vorgesetzten. "Schnarch, Sie Vollidiot, während wir das Phantom jagen, sind Sie abgetaucht. Wo, zum Teufel stecken Sie? Sind Sie etwa zuhause oder hängen Sie in einer Kneipe rum? Kommen Sie aufs Revier, sofort!", zeterte Topp und legte auf.

Hastig warf Kommissar Schnarch seine Uniform über, kämmte notdürftig sein lichtes Haar, steckte sich eine Pastille für frischen Atem in den Mund und fuhr dann zum Polizeirevier. Dort sprang sein Vorgesetzter Topp wie ein Teufel vor ihm hin und her. "Sie sind eine Schande für die Polizei", schimpfte Topp. "Wie sehen Sie überhaupt aus? Haben Sie etwa getrunken?!" Kommissar Schnarch schaute betreten zu Boden, während Kommissar Fies, Schnarchs ärgster Widersacher und ebenfalls in der Soko Phantom, hämisch grinste. Topp fuhr fort: "Das Phantom ist uns mal wieder entwischt. Was sagen Sie dazu? Wie lautet Ihr Vorschlag?" Fies blickte seinen Opponenten mit dem Ausdruck übertriebener Erwartung spöttisch an.

Kommissar Schnarch räusperte sich. "Nun", sagte er. "Was ist, wenn sich der Täter dort versteckt, wo man es am wenigsten vermutet?" - "Wie?", fragte Topp erstaunt. - "Naja, während sich Täter normalerweise so schnell wie möglich vom Tatort entfernen wollen, macht es dieser Täter umgekehrt. Er kehrt zum Tatort unbemerkt zurück und hält sich dort so lange versteckt, bis die Luft rein ist." - "Hm, Sie meinen, wir sollten die Bank nochmal gründlich durchsuchen?", fragte Topp. - "Ja, das sollten wir", antwortete Kommissar Schnarch. - "Also gut, Fies, nehmen Sie das in Ihre Hand, die Bank soll nochmal gründlich durchsucht werden", befahl Topp. Und zu Kommissar Schnarch gewandt sagte er: "Und Sie sorgen erst mal dafür, dass Sie wieder auf den Damm kommen. Fahren Sie nach Hause. Ich möchte Sie demnächst hier in frischer Verfassung sehen."

40 Minuten später klingelte Topps Telefon. Am anderen Ende meldete sich Kommissar Fies. "Wir haben den Täter", sagte er. "Wir haben ihn auf dem Dach der Bank erwischt." - "Was? Das ist ja famos", staunte Topp.

Topp wählte dann die Nummer von Kommissar Schnarch. Dieser meldete sich mit verschlafener Stimme, wobei er ein Gähnen unterdrückte. "Ja?" - "Sie hatten den richtigen Riecher. Wir haben den Täter. Gute Arbeit, Schnarch. Die Beförderung ist Ihnen sicher. Täter fangen im Schlaf. Das macht Ihnen so schnell keiner nach."
 



 
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