KONTAKTE - Sechs

Aufschreiber

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Nadine und Kren bekamen vom Start der "Un-brakeable" nichts mit. Ihre Körper ruhten in der frostigen Starre der Anabiose. Und auch für eventuelle Betracher am Raumhafen stellte der Abflug des Raumers nichts Besonderes dar. Wie all die tausenden anderen Raumfahrzeuge löste er sich vom Haltearm des Hangars, glitt auf die Startluke zu und schnellte davon, in die Schwärze des Alls. Im Schiff hatten die Computer das Regime übernommen, die acht Passagiere lagen in den Anabioseboxen und lebten nur noch der Definition nach. Alle biologischen Funktionen waren auf ein Minimum begrenzt. In diesem Zustand könnten sie Jahrhunderte überdauern.
Nun, das war bisher noch nicht getestet worden.

* * *

Zrrgll löste sich. Es durchstreifte die Umgebung. Immer deutlicher wurde der Eindruck, dass es sich hier um eine Art "Raumbestattung", zumindest etwas sehr Ähnliches, handelte. Seltsam daran war nur, dass die Lebewesen noch funktionierten, wenn auch sehr schlecht. Es bohrte einen mentalen Tentakel in das Hirn eines der Wesen. Im ersten Moment konnte es nichts entdecken. Dann zeichneten sich extrem flache Muster ab, die man eigentlich nur als unbewusste Funktionen bezeichnen konnte. Zrrgll begann, die Hirnbereiche abzutasten und an verschiedenen Stellen Areale zu stimulieren, die bei der Kreatur, der es in der Simulation begegnet war, besonders aktiv gewesen waren.

Das Wesen reagierte sehr träge. Zrrgll begann, den Metabolismus zu untersuchen. Da! Im Kreislauf des Wesens befanden sich Stoffe, die es im Körper seines Test - Individuums ebensowenig gegeben hatte, wie in dem des Geschöpfes, das es bisher benutzt hatte. Behutsam begann es, die Menge des Stoffes zu variieren. Ob dieses Gemisch die Wesen am Leben erhielt?
Zrrgll erhöhte die Menge des Stoffes. Es zeigte sich keine Wirkung. Halt! Sicher musste es zirkulieren. Es verteilte die Moleküle im Körper. Wieder nichts. Da erinnerte es sich, dass diese Organismen normalerweise in wärmerer Umgebung existierten. Es untersuchte die Schaltungen der Steuerung. Wie schrecklich primitiv diese Geschöpfe doch waren! Nach einigen Augenblicken hatte Zrrgll die Stelle entdeckt, an der es eingreifen musste, wollte es die Temperatur erhöhen. Langsam erwärmte es die Box. Die Eisschicht, die eben noch den Körper bedeckt hatte, begann zu schmelzen.
Das Wesen reagierte nicht. Es schien zu schlafen.
Vielleicht musste ja mehr von diesem Stimulans in den Körper gelangen?

Zrrgll erhöhte die Menge des seltsamen Stoffes weiter und beschleunigte die Zirkulation der Körperflüssigkeiten. Jetzt schien sich etwas zu ändern. Das Lebewesen zuckte. Einige Muskelgruppen spannten sich bis aufs Äußerste an. Das Hirn wurde aktiver. Wollte es ... erwachen?
Plötzlich war alles vorbei. Das Wesen erschlaffte und alle Vitalfunktionen erloschen. Zrrgll versuchte, sie wieder in Gang zu bringen, doch das misslang. Die Kreatur in der Box war kaputt gegangen.
"Zerbrechliche kleine Dinger", dachte Zrrgll.

* * *

Damian war hellwach. Er hatte sein gesamtes Netzwerk in eine Wolke aus chaotischen Informationsströmen verwandelt. Niemand durfte erfahren, was er hier trieb. Seit Wochen war er damit beschäftigt gewesen, den "Vorfall" beim Abschlusstest der beiden Kontakter zu untersuchen. Was er bis jetzt heraus gefunden hatte, klang einfach nur fantastisch. Die Programmierung der Illusoren war intakt gewesen, die Fehlfunktionen hatten sich direkt in den Geräten abgespielt, so, als hätte jemand die Schaltungen manipuliert. Von innerhalb der Schaltkreise. Das war ... unmöglich. Noch verrückter war aber, dass die Fehlfunktionen in dem Moment abgebrochen waren, in dem Nadine, die Probandin, das Gerät verlassen hatte. Für den Programmierer konnte das nur bedeuten, dass die Störung von der jungen Frau ausgegangen war. Das musste er beweisen - und zwar bevor die "Un-brakeable" den Kontaktbereich verließ. Deshalb hatte er sich in die Kommunikationskanäle der Sternenflotte gehackt, die Kontrollverbindung zu dem Schiff gekapert und hatte nun Zugriff auf dessen Systeme. Den Datenstrom verschleierte er, indem er alle seine Rechner dieses Rauschen erzeugen ließ. Außerdem rief die Weiche, die er in der Übermittlung etabliert hatte, nur eine winzige Verzögerung im Transport der Daten zur zentralen Kontrolleinheit der Flotte hervor. Das konnte viele Gründe haben.

Nun saß der gedrungene junge Mann gespannt vor seinem Schirm. Gerade eben hatte es auf dem Schiff eine Unregelmäßigkeit gegeben. Einer der Passagiere war gestorben. Grundlos.
Damian forderte eine Analyse der Anabiosebox an und ließ sich das Log der Kammer senden. Als er es erhalten und geöffnet hatte, klappte ihm der Unterkiefer herunter. Das Gerät hatte genau so gesponnen wie der Illusor! Mit fliegenden Händen tippte er Suchanfragen ein, startete Analyseprogramme, zeichnete Ergebnisse auf. Mit jedem Resultat, das er erhielt, wurde er sicherer. Irgendetwas hatte sich an der Box zu schaffen gemacht. Man konnte genau erkennen, was abgelaufen war. Die einzige Frage, die blieb und wie ein Menetekel an der Wand zu brennen schien, war: "WIE?"
Was war zu tun? Einerseits wurde diese Sache langsam zu groß, als dass er sie allein hätte bewältigen können, andererseits hatte er sich unerlaubt Zugriff auf 'top secret' Systeme verschafft, anstatt mit seiner Vermutung zu den Autoritäten zu gehen. Das konnte böse enden ... "Hochverrat!", echote es in seinem Kopf.

Er ging zum Synthesizer und orderte einen Cognac. Mit dem setzte er sich auf seinen Entspannungssitz und dachte nach. Sicher, die Fakten würden sein Tun rechtfertigen, aber als er die Systeme gehackt hatte, waren ihm diese noch vollkommen unbekannt gewesen. Eine vage Vermutung, das war alles, was er anführen konnte.
Nach dem dritten Weinbrand war ihm klar, was er tun würde. Er würde seine Überwachung fortsetzen. Sollte er weitere Beweise finden, würde er die Flotte kontaktieren, egal, was danach mit ihm passierte.

* * *

Zrrgll dachte nach. War der Organismus wegen oder trotz der Erhöhung der Temperatur verendet? Hatte es den Vorgang zu sehr beschleunigt? War die Reihenfolge falsch gewesen? Die Daten, die es dem Steuersystem entnommen hatte, sagten ihm nichts. Bitmuster ohne Bedeutung. Langsam wurde es ihm klar. Zu allererst musste es die Informationen entschlüsseln, die die Maschinen bereit stellten. Es rief die Hirnaktivitäten der beiden Exemplare ab, die es bereits untersucht hatte.
Wirre Bilder rasten durch sein Bewusstsein. Irrelevanter Datenmüll ...
Halt! Da war etwas. Zrrgll suchte noch einmal. Das waren Bilder von ... Schriftzeichen! Das war der Durchbruch. Wenn es gelang, die Zeichen mit den Bitmustern zu assoziieren, dann sollte es möglich werden, die Rechnersysteme zu verstehen, sie sinnvoll zu steuern.

Es zog sich ganz in sich selbst zurück und begann, die Informationspartikel zu korrelieren.
 
Hallo Aufschreiber,

oh, je ... Macht Zrrgll jetzt alles kaputt? o_O
Habe ich da was übersehen? Oder warum frage ich mich, wer die anderen sechs Passagiere, von denen einer jetzt schon tot ist, sind?

Liebe Grüße,
Rainer Zufall
 

Aufschreiber

Mitglied
Hallo Rainer,

ich könnte jetzt irgendwas erfinden, aber die sechs anderen Passagiere sind eigentlich nur dazu da, um zu zeigen, wie Zrrgll experimentiert ...
Ich konnte ja schlecht die beiden Kontakter krepieren lassen ;o)
Insofern sind die son bisschen "Crewmitglied Nummer 9" bei Galaxyquest. Aber einen kurzen Auftritt hat ein Teil von denen schon, auch, wenn nicht erklärt wird, warum die nun eben da mit an Bord sind.

Ich freue mich aber, was Du Dir so für Gedanken machst. - Danke dafür!

Beste Grüße,

Steffen
 



 
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