KONTAKTE - Siebenunddreißig

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Die Beobachtungen des Pr'aksischen Offiziers wurden zum Anlass für eine Konferenzschaltung zwischen den Schiffen. In beiden Flugkörpern versammelten sich die Vertreter aller Spezies, um sich zu informieren und das weitere Vorgehen zu beraten.

Jenny, der Anh natürlich sofort alles erzählt hatte, was sie erfahren konnte, saß aufgeregt zwischen den Fremden und ließ alles Revue passieren, das sie - auch aus der Zeit mit Damian - zu wissen glaubte.
Damian. Der Gedanke an ihn ließ sie nicht kalt. Sie hatte ihn belogen, als sie ihm erklärt hatte, seine Überführung wäre ihr einziges Ziel gewesen. Seine unbekümmerte, jungenhafte Art, die sich so wunderbar mit dem unglaublichen Allgemeinwissen paarte, hatte sie bezaubert. Er fehlte ihr.
Sie riss sich aus ihrer Melancholie und konzentrierte sich auf die Aussagen, die vom Kampfschiff der Echsen übertragen wurden. Endlich gab es eine Erkenntnis darüber, wie das Alien in die Schiffe und Anlagen der 'materiellen' Spezies hinein gelangte. - Es diffundierte auf dem energetischen Niveau, auf dem keine der beteiligten Rassen ihm Einhalt zu gebieten vermochte.

Anh fühlte sich unwohl, denn Kr'Akso hatte sich im Gedränge, das im Speiseraum des Kriegsschiffes herrschte, direkt neben sie geschoben, sodass sie ihm beinahe auf dem Schoß saß. Sie schaute sich nach einer Möglichkeit um, der Situation zu entkommen, doch es gab keinen Ausweg. Also fand sie sich seufzend mit der unerwünschten Nähe des Außerirdischen ab.

"Wir müssen die Ausbreitungsmöglichkeiten des Eindringlings minimieren", erklärte Offizier T'Rakisu gerade, als Anh sich zwang, dem Geschehen wieder mehr Aufmerksamkeit zu widmen.
Voan'Min, die einen Platz in Jennys Nähe gefunden hatte, mischte sich ein: "Und wie genau werden wir das tun? Wir haben bisher nur eine sehr vage Vorstellung davon, woraus das fremde Wesen überhaupt besteht. Materielle Barrieren scheinen ihm jedenfalls kein Hindernis zu sein."
Aik'Unh, die zur Telonischen Gruppe auf dem Kreuzer gehörte, erhob sich leicht, nicht nur, um die Aufmerksamkeit der Menge zu erregen, sondern auch, weil die Pr'aksischen Sättel nicht sehr bequem waren.
"Wir danken Voan'Min für ihren Hinweis", klickte sie, vom Translator simultan in die Sprachen der Teilnehmer übersetzt. Die Geste, die sie dazu machte, erkannte Jenny als spöttische Ehrerbietung. Sie musste lächeln.
"Dennoch", setzte die Telona ihre Rede fort, "glaube ich, dass wir, wenn wir nur ausreichend genaue Erkenntnisse gewinnen können, ..."

Sie konnte den Satz nicht beenden, denn plötzlich verbreitete sich Unruhe.
Einer der anwesenden Pr'aksi sprang auf und schnarrte: "Fnnikk gllksukk nngk Asshnaphrutijkosll!" Aik'Unh sank bewusstlos nieder, wurde von einem Yemn'In aufgefangen und anschließend von zwei Pr'aksischen Sanitätern, die sich von einer Gruppe riesiger Echsenwächter Platz schaffen ließen, hinaus getragen.

Der Pr'akso, der die seltsamen Laute gesprochen hatte, stand bewegungslos und völlig unbeteiligt da. Dann schüttelte er sich und betrachtete verständnislos den Tumult, der im überfüllten Saal ausgebrochen war.
"Was ist los?", fragte er seinen Nachbarn. Doch der war zu beschäftigt damit, von ihm weg zu drängen, als dass er Zeit für eine Erklärung gefunden hätte.
Auch die anderen Teilnehmer auf dem Kreuzer waren bemüht, so unbeschadet wie möglich aus dem Speiseraum zu gelangen.
Der verstörte Soldat ergriff den Arm eines anderen Pr'akso und schrie ihn an: "Was ist denn hier los? Sage es mir!"
Der Angesprochene ließ einen schrillen Schrei hören und versuchte, sich von seinem Angreifer zu befreien. Ein Ordnungshüter trat heran und berührte diesen an verschiedenen Körperstellen.
Der Soldat erschlaffte und wurde ebenfalls hinaus gebracht. Er landete im Sanitätstrakt, auf einer Liege direkt neben Aik'Unh, die ihr Bewusstsein noch nicht wiedererlangt hatte.

* * *

Zrrgll war verunsichert. Alles hatte so gut funktioniert, bis zu dem Moment, in dem dieses ... hartschalige Wesen zu sprechen begonnen hatte. Zrrgl hatte nicht verstanden, was es sagte, aber es hatte eine gewisse Aggression in seinem Bewusstsein ausgemacht.
Es war ihm nichts übrig geblieben, als diese Kreatur zu deaktivieren. Doch die Aktion, die bei den Menschen komplett ungefährlich gewesen war, schien unglücklicherweise für diese Spezies nicht ohne weiteres anwendbar zu sein.
Es nahm ein völlig neues Gefühl wahr, das sich in seinem Bewusstsein ausbreitete. - Panik.
Die Vielzahl und Unterschiedlichkeit der Rassen überforderte Zrrgll vollkommen. Es zog sich in die Maschinen zurück, die sich in dem Raum mit den "Betten" befanden - ein Wort, das es von den ersten Menschen gelernt hatte, denen es begegnet war .

Dieser Rückzug erwies sich als die allerbeste Lösung. Die Geräte dienten offenbar teilweise dazu, die Vitalwerte der Wesen zu erfassen, die auf den horizontalen Gestellen lagen. Vorsichtig begann Zrrgll damit, die Datenströme zu kopieren und mittels eines Teiles seiner Existenz zu katalogisieren. Später würde es alles analysieren. Sicher wäre das hilfreich, was die Struktur dieser Lebewesen anging.

* * *

Marika regte sich. Sie wand sich vorsichtig aus Damians Arm und erhob sich vom Bett, das sie bis zu diesem Augenblick geteilt hatten.
Er brummelte ein wenig vor sich hin, wickelte sich fester in die Decke und schlief weiter. Bevor sie in die Küche schlenderte, warf ihm Marika noch einen freundlichen Blick zu. Dann begann sie, das Frühstück zu bereiten.

Eine knappe Stunde später saßen die Beiden am Tisch, frisch geduscht, rasiert - was Damian betraf - und frisiert.
Sie lächelte ihn an und sagte: "Ich habe nachgedacht. Wir sollten unsere Forschungsergebnisse an die Teloni und die anderen Aliens übermitteln. Vielleicht können sie denen nutzen?"

Damian kaute und schluckte den Bissen, den er eben genommen hatte. Dann nickte er und erwiderte: "Das ist eine gute Idee. Wir könnten uns an Tik'Unh wenden. Die Teloni verfügen ja über die technischen Voraussetzungen zur Hyperraum - Kommunikation. Besonders deine Erkenntnisse über die energetische Signatur des ... Zrrgll dürfte sie interessieren, falls sie ja irgendwann versuchen müssen, sich seiner zu erwehren."
"Gut", erwiderte Marika, "Ist es für dich in Ordnung, wenn ich das übernehme? - Du könntest inzwischen dafür sorgen, dass der Butler wieder repariert wird. Inzwischen sieht es hier wirklich nicht mehr ..."
"Ich habe es ja verstanden", unterbrach er sie, "Ich krieg das auch allein hin. Hab schon die Hauptroutinen heruntergeladen."

Damit war alles geklärt. Während Marika um einen direkten Kontakt zu Botschafter Tik'Unh ersuchte und auf die Bestätigung wartete, machte sich Damian über das Debugging des Butlers, der während der letzten paar Tage wiederholt fehlerhaft funktioniert oder überhaupt nicht reagiert hatte.

Endlich meldete sich der Telonische Würdenträger. Er ließ sich alles genau erklären und versprach dann, die Daten, die ihm die junge Frau übermittelt hatte, an die beiden Schiffe zu senden.

Sie kehrte strahlend in das Wohnzimmer zurück, genau in dem Augenblick, als Damian von seinem Sitz aufsprang und herüber geeilt kam.
"Was ist denn los?", erkundigte sich Marika, "Du springst herum, als hättest Du einen Stromschlag ..."
"Genau! So fühle ich mich auch." Damian gestikulierte wie wild.
"Nun krieg dich nur erst einmal ein! Was ist denn geschehen?"
"Der Butler ist gehackt worden. Irgendjemand greift unsere Daten ab. Ich habe versucht, den Transfer zu analysieren, aber der bricht sofort ab, wenn man versucht, ihn zurück zu verfolgen."

Sie nickte stumm und griff sich den zweiten Sitz, den sie schon vor ein paar Tagen an Damians Arbeitsplatz bereitgestellt hatten. Dann schnappte sie sich ihr Multifon und deaktivierte die Komm - Funktionen. Sie öffnete die Notiz - Applikation und tippte. Anschließend drehte sie ihm das Display zu.

Er las: "Mund halten und Terminal öffnen!"
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Steffen,

nicht, dass Du denkst, ich hätte es aufgegeben. Ich lese Deine Fortsetzungen lückenlos weiter. Da sind jetzt ganz schön viele Fäden, die es zu sortieren gilt.
Was die Fehlersuche betrifft, bin ich vielleicht ein bisschen abgelenkt - oder ich habe keine dramatischen Fehler entdeckt.
Hier ist aber was:

... der während der letzten paar Tage wiederholt fehlerhaft funktioniert hatte oder überhaupt nicht reagiert hatte.

Liebe Grüße,
Rainer Zufall
 

Aufschreiber

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Hallo Rainer,

kein Problem, ich sehe, dass es einige Leserinnen und Leser gibt, von denen sich halt niemand meldet.

Und ich freue mich natürlich besonders, wenn Du es schaffst, etwas zu finden und anzumerken. Die Fäden werden sich treffen und *den Punkt* erreichen ;o)

Beste Grüße,
Steffen
 



 
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