KONTAKTE - Siebenundfünfzig

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Aufschreiber

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Endlich kam der Augenblick, in dem der letzte Bohrerstrahl sein Werk vollendete. Was danach folgte, hinterließ alle Zuschauer atemlos. Das silbrige Gelee, das bisher in Lachen über die Planetenoberfläche verteilt gewesen war, füllte nun die Verbindungskanäle und bildete ein komplexes Netzmuster. Die Farben des sichtbaren Spektrums mäanderten in breiten Bändern über diese Struktur.
Doch das war nur der sichtbare Teil des Schauspiels. Die Messgeräte der Gleiter und Mutterschiffe wiesen Aktivitäten auf allen Energieniveaus aus. Tou'Enh, der Pilot des zweiten Bohrgleiters meldete sich und berichtete mit vor Aufregung überschnappender Stimme: "Der Schöpfer, er bohrt selbst weiter! Er legt neue Verbindungen an, quer durch den Planeten hindurch."
zrrgll verstand die Aufregung nicht. Es war klar gewesen, wie der Herr weiter vorgehen würde, wenn seine Kraft groß genug geworden war. Vermutlich hatten die Wesen sich darüber gar keine Gedanken gemacht, wie es denn nach ihren Bohrungen ... weitergehen würde.

* * *

Die Kleinraumer kehrten zu ihren Basisschiffen zurück und verschwanden in den riesig klaffenden Startschleusen. Kaum war der letzte Gleiter gelandet, schlossen sich die Rachen der Mutterschiffe und man beschränkte sich auf die Beobachtung der Vorgänge, die sich auf und in Kepler 186f abspielten.
Und die waren ... unglaublich. Immer mehr Teile des Gels verbanden sich und begannen zu irisieren. Nach einigen Minuten wirkte der vorher so uninteressante Planet wie eine riesige Silbermurmel, auf der unzählige Regenbogen ihren Reigen tanzten. Kepler hüllte sich in eine bläulich-weiße Aura, die den Raum ringsum in ein zauberhaftes Licht tauchte.
Mit einem letzten Gleißen verschwand die Sphäre der Hyperraumportale, löste sich auf, als hätte ein Kind mit dem Finger gegen eine riesige Seifenblase gestubst.

* * *

Als die Insassen der Raumschiffe sich von ihrer Faszination ein wenig erholt hatten, tauchte bald die Frage auf, was denn nun aus Lrrgll geworden sei. Man rätselte und diskutierte, bis irgendwer, wer genau, das war nicht auszumachen, vorschlug, eine genaue Untersuchung des Raumes um Kepler 186f durchzuführen, die Schiffe zu scannen und danach den Schöpfer zu kontaktieren.
"Wieso danach?", fragte Kren.
Nadine lächelte ihn an. "Weil wir mit den Untersuchungen ja vielleicht selbst ergründen können, was da vor sich geht - oder gegangen ist. Wir sind auch Forscher - oder?"
"Ja", maulte der ungeduldige junge Mann, "aber forschen können wir doch auch, nachdem uns der Schöpfer gesagt hat, was aus dem Energiewesen geworden ist."
"Dann gehen wir aber von einer ganz anderen Position aus, nämlich der, bei der wir nur überprüfen, was man uns mitteilt. Wir wollen selbst erkennen. Außerdem ist das eine weitere gute Gelegenheit für alle Spezies, sich in gemeinsamer Arbeit zu üben, ohne dass irgendwer in einer vorteilhafteren Ausgangssituation ist."

* * *

Die Untersuchungen erbrachten unendlich viele neue Erkenntnisse bezüglich der Aktivitäten des Schöpfers auf und vielmehr in dem Planeten. Über den Verbleib Lrrglls konnten die vereinten Wissenschaftler der vier Rassen nichts herausfinden. Als alle Versuchsreihen und Experimente, alle Proben und Simulationen beendet waren, traf man sich, über eine Konferenzschaltung verbunden, wieder und bat zrrgll, den Schöpfer zu kontaktieren.
Nadine, die wieder im Zentrum der Versammlung saß, schaute mit klarem Blick in die Runde und wartete offenbar ebenso ungeduldig auf eine Reaktion, wie der Rest der Anwesenden und auf dem Kreuzer befindlichen Individuen.

Unendliche Minuten lang geschah nichts, doch dann begann Nadines Sitz, zur Seite zu gleiten. Er hielt erst inne, als er die Reihen der anderen Zuschauer erreicht hatte. An seiner ursprünglichen Position begann die Luft zu flirren. Es formte sich eine Art Plasmawolke, die immer erkennbarer die Gestalt Keplers annahm.
Als sich das Gebilde stabilisiert hatte, ertönte eine donnernde Stimme: "Ich danke euch. Ihr habt mir die Macht zurück gegeben. Nun kann ich mich den Frrmllo widmen und sie wieder an ihre ursprüngliche Position in meinen Plänen befördern. Ich bin erstaunt, zu welchen beachtlichen Leistungen solche ... kleinen Kreaturen ... fähig sind."
P'Koraso, der Pr'aksische Kommandant, erhob seine Stimme: "Wo ist das Lrrgll?"
Alle murmelten durcheinander, gespannt auf die Antwort des mächtigen Schöpfers. Nach und nach verebbten die Geräusche und es blieb nur die schweigende Erwartung.
Einen Augenblick lang herrschte absolute Stille, dann sprach der Schöpfer erneut: "Lrrgll wurde wieder in meine eigene Struktur integriert. Es wurde ja auch geschaffen, indem ich Teile meines energetischen Spektrums entsprechend organisierte und das Ergebnis freisetzte. In der verteilten Anordnung, in die mich die Frrmllo gezwungen hatten, war mir solch ein Kraftaufwand nicht möglich, weshalb ich sie nicht bezwingen konnte. Erst mit eurer Unterstützung bin ich wieder erstarkt. Dafür danke ich euch."
"Aber ... aber ... was wird nun aus den anderen Frrmllo?", wollte Nadine wissen. "Sie hatten doch mit dem Ungehorsam der Drei nichts zu tun. Werden sie nun auch ... integriert?" Man sah ihr an, dass dieser Gedanke ihr tatsächlich große Sorgen bereitete.

Wieder verging ein Moment, bevor der Schöpfer antwortete.
"Ich werde sie disziplinieren. Sie werden weiterhin existieren, aber unter meiner Kontrolle. Alle werden ihre Erkenntnisse austauschen und in einem oder mehreren Archiven aufbewahren. Das Frrmall "zrrgll", das sich bei euch befindet, habe ich zum ersten Archivar ausersehen. Es wird mit meiner Hilfe ein Informationsnetz zwischen den Frrmllo errichten und die Erkenntnise und Erfahrungen seiner Geschwister sammeln und sortieren."
Diese Nachricht erstaunte alle. Offenbar war der Schöpfer von einer großen Weisheit, dass er die abtrünnigen Produkte seiner Macht nicht strafte oder vernichtete, sondern ihren Nutzen erkannt hatte und nun einer sinnvollen Anwendung zuführte.
Tei'Anh hatte schon eine Zeit lang erkennen lassen, dass sie über etwas nachdachte. Wie ein Wasserfall klick-klackten die Worte zwischen ihren Mandibeln hervor: "Und wird uns dieses gesammelte Wissen auch zur Verfügung stehen?"

Die Antwort klang überrascht.
"Wollt ihr euch denn der Bequemlichkeit hingeben, alles Wissen, das es im Universum zu erlangen lohnt, auf Abruf bereit zu haben? Das ist nicht gut."
Der Schöpfer legte eine kurze Pause ein. Dann fuhr er fort: "Es gab eine Spezies, weit draußen in einem Sternennebel, den zu erreichen selbst für eure Hyperraumschiffe eine jahrhundertelange Reise bedeuten würde. Sie nannten sich die Aptonniden und waren ... alt, sehr alt. Selbst ich bin nur wenige Tausend Zyklen älter.
Sie hatten alles erforscht, erkannt, probiert und beschrieben, was sich ihre Fantasie auszumalen vermochte, was ihnen ... interessant erschienen war. Und nun erstarrten sie in Stagnation. Nichts entzündete ihre Neugier, nichts durchbrach ihre Lethargie. Sie hatten den Stillstand zur Existenzform erhoben. Alpha gleich Omega, Anfang gleich Ende. Das war ihr Dogma.
Alle Forschung war beendet. Die Beobachtung ihrer Umwelt eingestellt. Sie waren ... Götter, genau so allmächtig, wie ihr alle - an irgendeiner Stelle eurer Entwicklung - sie euch vorgestellt habt. Doch diese Situation brachte auch das Ende der Aptonniden. Sie vermehrten sich nicht mehr, sie lehrten und lernten nicht. Sie verfielen der Depression. Irgendwann gab es eins dieser Wesen, das beschloss, sich selbst aufzulösen. Es löste die Bindungen der Moleküle, aus denen es sich zusammensetzte und verging in einem wunderbaren Feuerwerk der Vernichtung.
Das war die Veränderung, die seine Artgenossen bewegte. Eins nach dem anderen verging in einem Lichtspektakel, das ganze Galaxien illuminierte."

Der Schöpfer verstummte. Seine Zuhörer schöpften wieder Atem. Niemand konnte sich aufraffen, auch nur ein Wort zu sprechen.

* * *

Schließlich erklang die zischende Stimme Voan'Mins: "Sie sind alle verschwunden? Hat keiner ... überlebt?"
"Doch", donnerte die Stimme des Schöpfers erneut, "Eins dieser Wesen ist übrig geblieben und ist ..." Man wusste nicht, ob die Erinnerung ihn übermannte oder ob er nur theatralisch sein wollte. "... mit mir verschmolzen. Daher kenne ich diese traurige Geschichte."
Neben dem Japsen nach Luft schnappender Wesen erhob sich ein Raunen.
Irgendwo tauchte die Frage auf, die sich wohl alle - bewusst oder unterbewusst - stellten: "Und was sollen wir nun tun?"
Als der Schöpfer wieder sprach, hätte man sich vorstellen können, dass er - hätte er ein Gesicht - wohl nachsichtig lächeln müsste.
"Kehrt nach Hause zurück und vergesst nicht, dass es immer Neues geben wird, Fragen, Aufgaben, Dinge, die euch weiter vorwärts treiben werden. Alpha ist niemals gleich Omega. Und eins noch. Solltet ihr auf Probleme stoßen, die euch bedrohen und die ihr auch mit aller gemeinsamen Anstrengung nicht zu lösen vermögt, dann dürft ihr euch an das Frrmall in eurer Nähe wenden und um Hilfe bitten."

* * *

Mit diesen Worten begann das Abbild des Planeten zu verblassen und verschwand schließlich ebenso lautlos, wie es erschienen war.
Der Eindruck dieser Offenbarung hielt alle noch eine ganze Weile lang in seinem Bann. Erst nach und nach begannen die Wesen, die Starre abzuschütteln.
Plötzlich erhob sich Nadine und wankte wie eine Marionette, deren Spieler sie an ihren Fäden vorwärts gleiten ließ, zur Mitte der Versammlung.
zrrgll erhob seine Stimme ein letztes Mal: "Ihr habt gehört, was meine künftige Aufgabe sein wird. Ich danke euch dafür, dass ihr mein Zrrgll und mich bei euch sein lassen habt. Ich habe viele neue Erkenntnisse gesammelt und überraschende Erfahrungen gemacht. Lebt wohl!"
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Steffen,

diese "Fehler" scheinen sich immer mal wieder einzuschleichen. auch hier gibt es einige Stellen, wo die wörtliche Rede nach dem Doppelpunkt in eine neue Zeile gerutscht ist.

... vor Aufregung überschnappender Stimme: keine neue Ziele
"Der Schöpfer, er bohrt selbst weiter! Er legt neue Verbindungen an, quer durch den Planeten hindurch."

Als sich das Gebilde stabilisiert hatte, ertönte eine donnernde Stimme: keine neue Zeile
"Ich danke euch. Ihr habt ...

P'Koraso, der Pr'aksische Kommandant, erhob seine Stimme: keine neue Zeile
"Wo ist das Lrrgll?"

Einen Augenblick lang herrschte absolute Stille, dann sprach der Schöpfer erneut: keine neue Zeile
"Lrrgll wurde wieder in meine eigene Struktur integriert.

Wie ein Wasserfall klick-klackten die Worte zwischen ihren Mandibeln hervor: keine neue Zeile
"Und wird uns dieses gesammelte Wissen auch zur Verfügung stehen?"

"Doch", donnerte die Stimme des Schöpfers erneut, "eins dieser Wesen ist übrig geblieben und ist ..." Man wusste nicht, ob die Erinnerung ihn übermannte oder ob er nur theatralisch sein wollte. keine neue Zeile
"... mit mir verschmolzen. Daher kenne ich diese traurige Geschichte."

Dieser Schöpfer ist sehr weise. Forscher brauchen Anreize, um zu forschen. Wenn sie alles wissen, haben sie diese nicht mehr. Das ist genial! Das wäre so, als wenn Du Dir alle Träume erfüllst, dann aber irgendwann keine neuen Träume mehr hast. Das wäre das Ende ...

Liebe Grüße,
Rainer Zufall
 

Aufschreiber

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Hallo Rainer,

oh oh. Du bist wieder meine Rettung!
Danke Dir, ich werde das gleich reparieren!

Das Ende ist ... beinahe da.
Ein Kapitel kommt noch, das aber eher eine Art "Conclusion" darstellt.
Und danach hoffe ich, dass die Leserschaft sich zu einem Feedback herablässt, weil ich mit mir ringe, ob ich das Ganze verlegen soll.

Beste Grüße,
Steffen
 
Hallo Steffen,

oh, das ist gut. Dann kann man sich noch einmal einen Überblick über die gesamte Handlung machen, ohne alle 57 Kapitel erneut lesen zu müssen. Für einen Langsamleser wie mich ist das sehr hilfreich. Grundsätzlich hat die Geschichte eine interessante Botschaft, wie sich am Ende herausstellt. Von daher denke ich schon, dass das Werk eine Chance verdient hat. Hier und da bräuchte es vielleicht noch ein wenig mehr Tiefe, was die einzelnen Rassen betrifft. Aber da habe ich ja "gut Reden". Was meinst Du, warum es mit meinen Rrokkari nicht so recht voran geht. "Kulturgestaltung" ist echt schwierig.

Liebe Grüße,
Rainer Zufall
 

Aufschreiber

Mitglied
Hallo Rainer,

danke für das Feedback.
So detailliert wird das Ende sicher nicht sein, aber es gibt einen definierten Abschluss, mit Blick in die Zukunft.
Ja, Kulturen sind schwierig. Ich habe bereits einen SF verlegt, in dem es aber prinzipiell um eine, respektive zwei Kulturen geht. Selbst das ist schon ziemlich aufwändig gewesen.

Beste Grüße,
Steffen
 
Hallo Aufschreiber,

dann möchte ich auch etwas zum Layout bzw. zur Formatierung sagen, wenn ihr schon dabei seid ...

Schließlich erklang die zischende Stimme Voan'Mins: "Sie sind alle verschwunden? Hat keiner ... überlebt?"
"Doch", donnerte die Stimme des Schöpfers erneut, "Eins dieser Wesen ist übrig geblieben und ist ..." Man wusste nicht, ob die Erinnerung ihn übermannte oder ob er nur theatralisch sein wollte. "... mit mir verschmolzen. Daher kenne ich diese traurige Geschichte."

Neben dem Japsen nach Luft schnappender Wesen erhob sich ein Raunen.
Irgendwo tauchte die Frage auf, die sich wohl alle - bewusst oder unterbewusst - stellten: "Und was sollen wir nun tun?"

Als der Schöpfer wieder sprach, hätte man sich vorstellen können, dass er - hätte er ein Gesicht - wohl nachsichtig lächeln müsste.
"Kehrt nach Hause zurück und vergesst nicht, dass es immer Neues geben wird, Fragen, Aufgaben, Dinge, die euch weiter vorwärts treiben werden. Alpha ist niemals gleich Omega. Und eins noch. Solltet ihr auf Probleme stoßen, die euch bedrohen und die ihr auch mit aller gemeinsamen Anstrengung nicht zu lösen vermögt, dann dürft ihr euch an das Frrmall in eurer Nähe wenden und um Hilfe bitten."
Ich denke, die Leerzeilen/Absätze sind hier und an vielen anderen Stellen gar nicht notwendig. Vielleicht nur ein Problem beim Reinkopieren des Textes?

Die Anführungszeichen "Text" gibt es im Deutschen nicht. Entweder „Text“ oder »Text«.

Dann noch zum Gedankenstrich, z.B. hier:
dass er - hätte er ein Gesicht - wohl
Verwendet wird anstelle dessen der Halbgeviertstrich:
dass er – hätte er ein Gesicht – wohl

Und eins noch:
Sie hatten den Stillstand zur Existenzform erhoben. Alpha = Omega, Anfang gleich Ende.
Wie spricht er das Gleichheitszeichen aus?
Alpha gleich Omega? Dann sollte man das auch so schreiben, finde ich, so wie das dahinter.

Liebe Grüße, Franklyn
 
Hallo Franklyn,

jetzt, wo Du es erwähnst, fällt es mir auch auf ... :oops: Die Sache mit den Leerzeilen. Manchmal wird eine Szene durch diese in zwei oder gar mehr Teile geteilt. Du hast natürlich völlig recht, dass das nicht sein sollte.
Das Thema Gedankenstriche hatte ich auch schon mal an anderer Stelle erwähnt. Das passiert bei mir auch ständig. Mal kommt zuerst der kleine, dann der große, mal beide Male ein kleiner oder beide Male ein großer Strich. Ich muss dann immer in die Sonderzeichen hüpfen, um sie auszuwechseln, wenn die falschen aus der Tastatur gefallen sind ... ;)

Liebe Grüße,
Rainer Zufall
 



 
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