KONTAKTE - Vierzig

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Als Kren die Augen öffnete, sah er sich einem Alien gegenüber. Ein glänzender Kopf mit riesigen Facettenaugen schien über seinem Gesicht zu schweben, verdeckte die gesamte restliche Umgebung. Die scharfen Mandibeln bewegten sich und erzeugten knarrende und klickende Laute.Im ersten Moment wollte der Mensch reflexartig zurückweichen. Ein Ruck ging durch seinen Körper, dessen Strukturen in einer glühenden Explosion vergehen zu wollen schienen. Es war einfach noch nicht möglich, sich zu bewegen.
"Bitte erschrick nicht", erklang - viel zu spät - die Stimme des Translators, "Ich bin Tok'Unh, die leitende Exobiologin unseres Raumschiffes. Es gab einen Zwischenfall, der dazu führte, dass wir nicht länger auf eure Ankunft warten konnten, sondern euch entgegen fliegen mussten. Du wirst die Einzelheiten erfahren, sobald die Resurrektion abgeschlossen ist."

Die Panik in Krens Bewusstsein ebbte ab. Langsam, sehr langsam tauchten Erinnerungen auf. Das war eine Telona, eine Angehörige der befreundeten Ameisen - Spezies. Die 'Un-brakeable' hatte sich auf der Reise zum Hauptplaneten dieser Aliens befunden. Nadine ...
Vor seinem geistigen Auge tauchte das noch etwas verschwommene Bild seiner Partnerin auf.
Nadine und er waren die Abgesandten der Erde, die die Teloni und wohl auch die Pr'aksi begleiten durften, wenn sie sich aufmachten, einer weiteren, bislang unbekannten Rasse zu begegnen. Sie beide waren 'Kontakter Klasse I'. Wie ein Schlaglicht erschien ... ein Katzenwesen ... in seiner Erinnerung. 'Zrrgll', hatte es geheißen.

Als sein Verstand in die Realität zurückkehrte, war Tok'Unh verschwunden. Seltsamerweise beruhigte ihn das, obwohl er doch - rein rational - wusste, dass dieses Wesen freundlich und absolut ungefährlich war.
Kren absolvierte die Übungen und Prozesse der "Resurrektion", die nach der Anabiose vorgeschrieben waren. Als er eine ausreichende Kontrolle über seine Muskulatur erlangt hatte, wandte er vorsichtig den Kopf nach links, wo sich die "Kühltruhe" befinden musste, in der Nadine die Reise verbracht hatte.
Tok'Unh stand nun dort und sprach beruhigend auf die Erwachende ein. "Wie geht es Nadine?" Krens Stimme hallte fremdartig rau durch den Gang, der sich an die Anabiosekammer anschloss.

Tok'Unh wandte sich ihm halb zu und erklärte: "Es ist alles in Ordnung. Sie braucht noch eine Weile, bevor sie sich bewegen kann. Aber die Vitalwerte sind normal. Interessanterweise ist sie nicht so stark erschrocken, als sie meiner ansichtig wurde."
Der junge Mann fühlte sich beschämt, vielleicht sogar ein bisschen verspottet. Er überlegte, ob die Telona irgendeine zusätzliche Geste vollführt hatte, die ihm helfen konnte, ihre Aussage zu werten. Doch da war nichts gewesen. Das bedeutete, dass Tok'Unh lediglich eine Tatsache konstatiert hatte, ohne sie zu interpretieren.
Wie in Zeitlupe erhob sich Kren und hievte sich in sitzende Position. Die Anstrengung ließ das Bild vor seinen Augen tanzen und eine kurze Schwärze umfing ihn. Sein Herz schlug, als wolle es an den Rippen eine Pflugschar schmieden. - Ein wunderbares Gefühl der Lebendigkeit ergriff von ihm Besitz.

Nach der obligatorischen Verschnaufpause entstieg er seiner Box und wankte hinüber zu Nadine. Sie hatte die Augen weit aufgerissen und sah ihm ins Gesicht. "Sag nichts!", beeilte sich Kren, sie zu bitten.
Nadines Augen strahlten aus ihrem bewegungslosen Antlitz. Das genügte in diesem Augenblick, um ihr emotionales Band zu aktivieren.

Sie waren zurück.

* * *

Die irrationale Furcht hielt Zrrgll fest umfangen; ein völlig neues - und dadurch noch eindrücklicheres - Gefühl. Kein Frrmllo hatte je ... Emotionen dieser Stärke und Art erlebt. Ob die Erfahrungen und Erkenntnisse, die es bisher erlangt hatte, schon für die Stufe des 'Gankk Etso Fllompinn' ausreichen würden?
Zrrgll unterbrach seine Grübeleien. Im Augenblick schien es eher, als würde es als Gefangener dieser Primitiven enden, wenn ihm nicht bald eine Fluchtmöglichkeit einfiel.
Ganz zaghaft streckte es ein Tentakel aus. Doch das war nicht gut, denn sobald dieser energetische Ausläufer den Krrngllisass zu nahe kam, begann die fluktuierende Tortur von neuem.

Zudem spürte es ganz deutlich die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich ruhen. Das brachte es auf eine Idee. Was, wenn es ... Zrrgll wartete, bis die Schwingungen nachgelassen hatten und tat dann etwas, von dem es selbst nicht gewusst hatte, dass es dazu in der Lage war. Es manipulierte das Spektrum seiner energetischen Matrix so, dass es begann, in unterschiedlichen Farben zu leuchten.

Mit heimlicher Freude ... Moment! - Freude? Auch das war neu. Es bemerkte, wie sich eins der Wesen weiter öffnete. Zrrgll sammelte alle verfügbare Energie an einem Punkt und durchbrach die Sphäre genau zwischen zwei Portalen. Wie ein unendlich winziger Speer drang die Energie seines Bewusstseins in den Geist des Wesens ein und löste sich schnell von der Gesamtkonfiguration, während der verbleibende Rest seines Daseins erneut zwischen den Realitäten zu schwingen begann.

* * *

Tk'Rakso, der Exobiologe des Kreuzers, spürte einen kleinen Stich. Für einen Augenblick verschwamm das Bild vor seinen Augen. Er schüttelte sich kurz, dann war alles wieder normal. Die Pr'aksische Dienstordnung sah vor, dass man bei unerklärlichem Uwohlsein sofort die Krankenabteilung aufzusuchen hatte. Und Tk'Rakso war ein guter Soldat. Er machte sich auf den Weg. Ohne Eile durchquerte er die Gänge des Kreuzers und näherte sich der Portal - Sphäre. Als er sie passierte, kam der Schmerz zurück. Er musste stehen bleiben und griff sich an den Kopf, in dem sich ein seltsames Schwindelgefühl breit machte.
Mit aller Kraft warf er sich nach vorn, um aus dem Wirkungsbereich der Falle zu entkommen. Es gelang ihm, einige Meter weiter zu taumeln, ehe er sich an die Wand des Ganges lehnen musste.

Hoffentlich hatte niemand diese Schwäche gesehen! Derartige Dinge tolerierte das Militär der Pr'aksi nicht. Tk'Rakso beeilte sich, die Krankenstation aufzusuchen. Endlich stand er vor der Schleuse, die diesen Bereich des Schiffes absicherte. Er betätigte die Ruftaste.
Das Innenschott glitt in die Wand und ein Pfleger trat in den Durchgang. Erst als das innere Schott wieder geschlossen war, ließ sich die Außentür öffnen. Tk'Rakso trat ein.

In dem Moment, in dem sich die innere Tür öffnete, befiel ihn erneut dieser Schwindel. Einen Moment lang verschwamm das Umfeld, dann klärte sich der Blick.
"Was ist das Problem?", erkundigte sich der Pfleger.
"Kopfschmerz und Schwindelgefühl."
Der Sanitäter lief zu einer Untersuchungsliege hinüber und bat: "Lege dich hier nieder! Ich werde sofort ..."
Weiter kam er nicht, denn das Diagnosepult begann, verrückt zu spielen. Warnlichter leuchteten auf, der Kontaminationsalarm schrillte. Der Raum füllte sich augenblicklich mit einer Schutzatmosphäre, die alle bekannten Erreger abtöten würde.
Die Schleuse wurde in den Quarantänemodus versetzt. Nun konnte niemand den Raum betreten oder verlassen.

* * *

T'Rakisu setzte sofort das Sicherheitsprotokoll in Kraft. Er schaltete eine Direktverbindung zur isolierten Station und verlangte einen Report. Die Ärzte und Pfleger, die sich dort befanden, konnten sich das Ganze nicht erklären.

Anh, die, von dem Alarm beunruhigt, auf der Brücke aufgetaucht war, trat an den Offizier und sagte: "Kann das alles ... eine Fehlfunktion sein?"
Wie ein Blitz durchfuhr den Pr'akso die Erkenntnis. Das Zrrgll! Er schaltete eine Verbindung zum Telonischen Schiff. Tok'Anh, die Leiterin des Forscherteams, das die Sphäre erbaut hatte, erschien.
"Was ist bei euch los? Warum bekommen wir keine Informationen mehr?"
"Könnt ihr noch eine weitere Sphäre bauen?", fiel der Echsensoldat ihr ins Wort, "Ein Teil des Zrrgll - Wesens scheint entkommen zu sein."

Tok'Anh zeigte die Geste leichter Belustigung. "Ihr könnt sie ... teilen", klickte sie.
 
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Hallo Steffen,

ich habe das Gefühl, wir nähern uns dem Finale (Kapitel 42 ist schließlich nicht mehr weit ...;)).

Nach der obligatorischen Verschnaufpause entstieg er seiner Box und wankte hinüber kein Komma zu Nadine.

Liebe Grüße,
Rainer Zufall
 

Aufschreiber

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Hallo Rainer,

wie immer lieben Dank für Deinen Hinweis.
Wegen der ANTWORT muss ich Dich enttäuschen, es gibt noch einige Kapitel nach dieser. ;o)

Beste Grüße und ein schönes Wochenende,

Steffen
 



 
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