Allerdings passt die Ironie des Selbstmitleids nicht besonders gut zur Art des Leidens, wie ich meine.
Glücklicherweise verspüre ich so gut wie nie einen Kopfschmerz, aber wenn ich Menschen erlebe, die chronisch darunter zu leiden haben, fällt es mir schwer, ihr Leiden aus einem humorvollen Blickwinkel heraus zu betrachten. Insofern wagt sich dein Text in entlegenere Bereiche, aber es gelingt ihm nicht, mich zu überzeugen. Ich sehe ein Lyrisches Ich, dass daran scheitert, daran scheitern muss, sich mit seinem Leiden selbst auf die Schippe zu nehmen, dem es aber auch nicht gelingt, mich etwas von der Schwere dieser Erkrankung fühlen zu lassen.
Das Scheitern ist Teil des Gedichtes, JB,
denn damit hast du logischerweise recht. Und ich freue mich aufrichtig für dich, dass du mit chronischem (Kopf)schmerz keine Erfahrungen hast.
Dass mein Text zum Teil (Übertreibungen wie Quacksalber und andere Details im Gedicht jetzt mal ausgenommen) autobiographischer Natur ist, habe ich weiter oben schon erwähnt, also brauchen wir nicht per LyrIch um den heißen Brei herumreden, denn das hast du sicher auch mitbekommen (und warum sonst sollte ich so einen Text schreiben?).
Ich finde es offen gesagt reichlich vermessen und auch übergriffig , mir als der Betroffenen (oder einem von Leiden Betroffenen generell) vorschreiben zu wollen bzw. nicht abnehmen zu wollen, wie man mit seinem Leiden umgeht und wo man ihm glaubhaft mit Ironie begegnen kann oder darf und wo nicht (du wirst verstehen, wenn ich das hier ausnahmsweise ein wenig persönlich nehme, aber ich frage mich, ob du über andere, die mit Leiden kämpfen und dies galgenhumorig präsentieren, auch so denkst).
Genau das Ziel, niemanden (auch einen selbst nicht) etwas von der Schwere der Erkrankung fühlen zu lassen, ist es doch, das sich hier im Text abbildet. Weil man eben einen Weg für sich finden muss, wie man die Schwere auf Distanz hält (auch, wenn es natürlich in Wirklichkeit nicht so vollendet gelingt, wie man sich das gerne vormachen möchte). Denn wenn diese erst einmal die Oberhand hat, fällt man in ein tiefes Loch und dann wären wir bei dem wirklich heftigen Leiden an der Schwere, das du so gerne nachfühlen können möchtest, wenn ich dich richtig verstehe. Damit werde und kann ich aber leider (aus reinem Selbstschutz) nicht dienen und ich denke, du verstehst auch, warum. Und "etwas" (im Sinne von ein bisschen) geht doch gar nicht. Da geht eben nur alles oder möglichst nichts. Und glaub mir - ein "Das-ganze-Leid"-Gedicht wollen weder du noch ich lesen (oder schreiben).
DASS ein humorvoller Blickwinkel überhaupt noch möglich ist, sollte dir als "außenstehendem Beobachter Leidender" doch eigentlich Beruhigung verschaffen, denn es zeigt, dass die meisten Leidenden für sich Strategien finden, mit denen ihr Leid erträglicher wird. Stattdessen beschwerst du dich, dass (im Gedicht) nicht ausreichend gelitten wird um dich zu überzeugen.
Ich rate dir deinen Standpunkt hier einmal gründlich zu überdenken. Wo Galgenhumor im Zusammenhang mit Leiden (welcher Art auch immer) erkennbar wird, zeigt doch dieser alleine schon an, dass da ein Kampf geführt wird. Da braucht es nicht einen Zuseher von außen, der ausführt, dass dieser Kampf ohnehin nie zu gewinnen sein kann. Das wissen die Betroffenen schon selbst. Sie wissen aber auch, welchen Halt die Selbstironie und der Galgenhumor ihnen geben.
Vielleicht helfen dir diese, meine, Ausführungen ja ein wenig weiter auf deinem Weg zu einem besseren Verständnis.
LG,
fee