Kunibert und Richter Klagewetter

molly

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Kunibert und Richter Klagewetter

Mitten in der dunklen Nacht machte sich Kunigunde noch einmal auf, um Kunibert zu suchen. Sie wusste, dass der Inspektor ihn auf die Polizeistation gebracht hatte. Mit einer kleinen Taschenlampe suchte sie sich den Weg. Aber nicht nur die Nacht war sehr dunkel, auch im Polizeihaus brannte bloß schwach ein Licht in einem Zimmer. Kunigunde klopfte an die Tür und der Polizist kam aus dem Zimmer. Er öffnete das kleine Fenster in der Tür und fragte: „Was ist?“ Kunigunde antwortete: „ ich habe gehört, dass der Inspektor jemand eingesperrt hat, wer ist der Kerl?“ „Das geht dich nichts an, wenn du ihn sehen willst, kannst du morgen, nach dem Mittagesseen, in den Gerichtssaal kommen.“ „Und wo ist der Gerichtssaal“, fragte Kunigunde. „Hier im Keller natürlich“ antwortete der Polizist. Er schloss das Fenster und eilte in sein Zimmer. Kunigunde ging zufrieden in den Wohnwagen zurück. Morgen würde sie Kunibert helfen, wie, das wusste sie jedoch noch nicht.

Am nächsten Mittag eilten viele Menschen in den Gerichtssaal, um zu erleben, wie Kunibert für seine Missetaten bestraft wurde. Auch Bauer Merten saß im Saal. Nur die Pfeffermännchen blieben Zuhause. Sie fühlten sich nicht wohl, wenn so viele große Menschen zusammen kamen. Als Richter Klagewetter den Raum betrat, standen alle auf, um ihn zu begrüßen. Er setzte sich hinter den Schreibtisch, davor stand eine harte Holzbank. Polizeiinspektor Stutzhuber führte Kunibert herein und setzte sich mit ihm auf diese Bank. Richter Klagewetter hob ein dickes Heft hoch und sagte: „Da sind alle deine Untaten aufgeschrieben, doch ich will erst einmal hören, was die Leute hier zu sagen haben."

Ein Mann erhob sich und rief: "Uns stahl er den goldenen Zahn vom Urgroßvater."

„Hammer, Axt und Säge hat er mitgehen lassen", beschwerte sich der Waldarbeiter.

„Aus unserem Garten raubte er 2 Hängematten", schimpfte ein anderer Mann.

„Bei uns ist er nachts ins Haus eingestiegen und hat Marmelade und Speck weggenommen“, rief eine Frau.


Und eine andere sagte: „Mir hat er die Eier aus dem Hühnerstall gestohlen.“

„Mich hat er arm gemacht, er nahm mein Sparschwein mit", jammerte ein Mann.

„Unseren Weinkeller hat er geplündert", empörte sich der Gastwirt.


„Uns hat er die Wolldecken aus den Betten geklaut“, rief eine Bauersfrau.

Richter Klagewetter hob die Hand. „Genug jetzt, hat jemand auch etwas Gutes über ihn zu sagen?“ „Ich“, rief Kunigunde und rauschte mit Tempo zum Richtertisch. Der Richter hob wieder die Hand: „Langsam, langsam, wir veranstalten hier kein Wettrennen. Wer bist du?“
„Ich bin Kunigunde. Einmal bin ich sein Quartier eingedrungen und er hat mich dort wohnen lassen.“ Der Inspektor sprang auf, packte Kunigunde am Arm und setzte sie zu Kunibert auf die harte Holzbank. Der Richter sagte: „Es reicht, Kunibert und auch du Kunigunde, ihr seid Schurken, warum habt ihr das alles getan?" Kunibert erhob sich. „Das ist Räuberart“, sagte er und setzte sich wieder hin. „Ja, so ist das“, sagte Kunigunde "Richterart ist es, euch für die Übeltaten zu bestrafen. Du wirst alle geraubten Schätze zurückgeben." Kunibert nickte und lächelte. Er dachte an seine kluge Kunigunde, sie hatte die Wohnwagenmiete für den ganzen Winter schon bezahlt und den Kühlschrank mit vielerlei leckeren Sachen bestückt. Der Richter konnte ihm nur Geld wegnehmen das er noch besaß, höchstens einen Strumpf, der nur halb voll war. Der Richter sagte: „Dir wird das Lachen schon vergehen, denn du bekommst eine Strafarbeit." „Nein, lieber geh ich ins Gefängnis", rief Kunibert erschrocken. „Meinetwegen", sagte der Richter. "Du wirst aber solange im Gefängnis sitzen, bis du die Strafarbeit machst." Kunigunde mischte sich ein: „Ich mache die Strafarbeit“, rief sie. Der Richter blickte sie über den Brillenrand an und sagte: „Du bist still und redest nur, wenn ich dich etwas frage!“ "Und was ist das für eine Strafarbeit?" brummte Kunibert. Richter Klagewetter stützte seine Ellenbogen auf den Tisch und faltete die Hände. „Sag mir, was du am besten kannst", forderte er den Räuber auf. „Stehlen, rauben, einbrechen und so weiter, und so weiter", antwortete Kunibert. Der Richter sagte: „Mich interessiert, was bei dir „und so weiter und so weiter“ bedeutet, erklär mir das." Kunibert räusperte sich und sagte: „Damit meine ich, dass ich auf Bäume klettern und schnell rennen kann.“ Richter Klagewetter legte seinen Kopf auf die gestützten Hände und dachte eine Weile nach. Gerade, als Kunibert glaubte, der Richter sei eingeschlafen, erhob der sich von seinem Platz und alle Leute im Saal standen auf.
„Ich verkünde hiermit Kuniberts und Kunigundes Strafe:

1. Alle geraubten Schätze müssen zurückgeben werden. Fensterscheiben, die ihr zerbrochen habt, müsst ihr bezahlen; den Garten, den ihr verwüstet habt, sollt ihr wieder neu herrichten.

2. Kunibert, als Strafarbeit musst du eine Woche lang als Zapfenpflücker auf die höchsten Tannen klettern und die schönsten Zapfen ernten. Kunigunde muss Dir dabei helfen.

3. Kunibert, du muss uns dein Räuberversteck nennen.

Nimmst du deine Strafe an, Kunibert?" fragte der Richter.
"Ja, ja, ja“, murrte Kunibert. „Und du auch, Kunigunde? „Ja, ja, sagte sie.
„Nun, Kunibert, sage uns, wo ihr beide lebt", verlangte Richter Klagewetter. Kunibert stellte sich kerzengerade hin: „Nichts lieber als das, ich wohne mit Kunigunde in einem wunderschönen Wohnwagen auf dem Campingplatz", sagte er.
„Darum haben wir dich nie im Wald gefunden", meinte der Inspektor Stutzhuber. Der Richter verließ den Raum, der Polizeiinspektor begleitete Kunibert und Kunigunde zum Wohnwagen. Er nahm die geraubten Schätze mit und befahl den beiden, am nächsten Morgen pünktlich um 7 Uhr beim Forsthaus zu sein. Da begann für Kunibert und Kunigunde die Strafarbeit als Zapfenpflücker.
Kunigunde sagte: „Wie gut, dass wir schon im Winterquartier wohnen, sonst hätten wir unser schönes Baumhaus verraten müssen! Jetzt ab ins Bett, morgen müssen wir früh aufstehen. Kaum lagen sie ihren weichen Betten, schliefen sie schon ein. Das war für die beiden ein harter Tag gewesen.

Die Pfeffermännchen saßen noch lange in ihrem Stübchen. Bauer Merten hatte ihnen von der Strafarbeit erzählt. Um Mitternacht stiegen sie in ihre Schlafkammer. Aber an diesem Abend legten sie sich nicht einfach in ihre Betten, nein, sie hopsten hinein und lachten dabei schallend. Vorläufig waren sie vor den Räubern sicher.
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Monika Rieger

Wisst ihr das noch?
Was müssen die Räuber von den Bäumen holen?
Zur Strafe, denn sie haben viel gestohlen.
┴ɐuuǝuzɐdɟǝu

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