l'art pour l'art (pygmalions puppe)

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mondnein

Mitglied
l'art pour l'art
(pygmalions puppe)


sie sprach zu mir du lügst du liebst mich nicht
ich fragte sie wie kannst du sowas sagen
was kann ich tun um dich zu überzeugen
wie fein soll meine zunge sahne schlagen?

sie sprach genau das ists was dich verrät
im süszen schaum von milch und honig schmeck ich
die falschheit deiner schein- und schatten-technik
ganz schön beschämend schamlos scheiszkerl leck mich

hör selbst den schund den du mir in den mund
gelegt hast - zungen-lügen küsst dein mund
in meinen mund hinein schmeckt sooo gesund
und beisz ich dich beiszt du mich kussmund wund

ich kann den geilen kitsch nicht mehr ertragen
ich schrei die melodie ins weisze rauschen
ich kreisch dich aus mir raus nein lass mich tauschen
mit dir - sing du und lass mich stille lauschen
 

James Blond

Mitglied
Hi mondnein,

fast glaube ich, du hast hier extra ein Gedicht vorgelegt, dass auch deine gestalterischen Talente einmal deutlicher herausstellt. :)
(Auch wenn das Reimschema etwas ungepflegt daherkommt.)

Denn hier gelingt es mir, mühelos dem Fluss der Verse und der Entwicklung des Themas zu folgen. Ein gelungener Streich, hier einmal "Pygmalions Puppe" zu Wort kommen zu lassen, dem Kunstwerk seiner Sehnsüchte eine Stimme zu verleihen, die sogleich den Künstler gehörig in die Kritik stellt, die aber schließlich in die Rolle der schweigsamen Angebeteten zurückfällt. Eine schöne Pointe (oder zumindest : Wendung), die sich im Widerstreit von Naturalismus und Idealismus letztlich auf die Seite des "lügenden" Künstlers schlägt.

Klar ist aber auch: Mit einsetzendem Eigenleben der Puppe beginnt das von ihm geschaffene Bildnis zu bröckeln, erhält plötzlich Unabhängigkeit, Urteilskraft,
während das, was sich der Künstler ermalte, stets ein Teil von ihm und damit von Leben ausgeschlossen bleibt.

Grüße
JB
 

mondnein

Mitglied
Es ist nicht ganz auszuschließen, James,

daß der Widerspruch,
gesteigert zum Versuch der Puppe, sich aus dem Mund des Dichters hinauszuschreien (als könne man seine Lunge ausatmen)
genauso aus dem Mund des Pygmalion kommt
wie die vorgespielte Frage-Verwunderung der ersten Strophe, wo der Puppenbastler sich selbst so zitiert, als spreche er mit einer Geliebten.

"Schrei Dich doch selber aus Dir raus!", spiegelt er sich zurück,
als hätte er genau das nicht soeben schon, hinter der Maske eines verfremdeten Puppensprechs, ausdrücklich selbst getan.

Aber
so eine Spiegelkabinett-Dialektik befriedigt ganz gewiß nur den,
der Verwirrung für einen ästhetischen Reiz hält.

grusz, hansz
 



 
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