Lazarus der Baum

Pede

Mitglied
Der Sturm fegt über das Land, ich hab den Ofen angemacht, so schlimm ist es nicht und die wohlige Wärme breitet sich im Haus aus. Es ist ein stiller Tag heute und ich bin sehr dankbar dafür. Zur Ruhe kommen. In der Ruhe sein, als wenn die Zeit angehalten ist.

Ich nehme ein neues Scheit aus der Holzkiste, es fühlt sich irgendwie anders an, als die anderen. Der erdige Geruch nach Wald, schwerem Boden und Moos, vermischt sich mit dem leichten Harzgeruch. Etwas Lebendiges scheint in dem Scheit zu stecken, ich muss innehalten, möchte dem Gefühl und dem Geruch auf den Grund gehen. Ich fühle mich plötzlich verbunden, mit dem was da ist, es fühlt sich riesengroß an, eingebunden und von so abstrakt verwurzelter Energie, dass ich kurz überlege, ob die Kräuter, mit der ich meine Gemüsesuppe abgeschmeckt habe, ob das wohl die Richtigen waren.

„Es gibt für alles seine Zeit.“

Bitte?!

„Ihr Menschen lebt völlig fern von den natürlichen Zeiten. Nur weil ihr die Uhr erfunden habt, und 24/7 unterwegs seit, glaubt ihr, dass ihr damit die Naturgesetze außer Kraft gesetzt habt. Das ist so blöde, darauf muss man erst mal kommen.“

Äh....

„Und dann werdet ihr krank und erfindet für alles eine neue Bezeichnung und wundert euch. Sieh dir uns Bäume an. Wir ziehen uns im Winter zurück, werfen ab, was Kraft raubt und leben in unserem inneren. Wir müssen die Zeit überstehen, denn nur wenn wir gesund und kraftvoll, die mageren Zeiten überstehen, können wir, wenn die richtige Zeit dafür ist, erneut leben, im äußeren, und Leben spenden, Schutz bieten und im gesamten System unseren Teil für weiteres Leben leisten. Wir leben gemeinsam, ohne Abgrenzung. Im Rhythmus. Und den geben wir nicht vor, den gibt die Natur vor. Alles hat seinen Zyklus, weißt du, und wenn man gegen den Rhythmus und gegen den Zyklus lebt, kann man nur krank werden. Es geht gar nicht anders. Denn alles was gegen die Natur ist, hat auf Dauer keinen Bestand. Wieso sollte das auch so sein, schließlich ist ja alles Natur. Ihr Menschen seit so töricht, dass ihr glaubt, es ginge ohne die Natur und ihre Gesetze. Wirklich dumm... Ihr habt Angst, das etwas außer Kontrolle gerät. Aber ihr tut laufend Sachen die es ganz und gar unmöglich machen, in der Kontrolle zu bleiben! Die Natur ist stärker wie ihr, es kann gar nicht anders sein, schließlich hat sie das alles erschaffen und sich etwas dabei gedacht. Und glaubt ihr wirklich, dass eine Kraft, die zu so etwas fähig ist, das sie sich durch so etwas wie eine Uhr austricksen lässt? Warum macht ihr die Nacht zum Tag? 365 Tage im Jahr? Und wundert euch dann, wenn euch die Puste ausgeht. Ja das würde mir auch wenn ich versuchen würde, das ganze Jahr Laub zu bilden, es ist dafür ja nicht mal genug Sonne da! Und der Sauerstoff, der wird schon reichen, hat er bislang ja auch immer, zudem sind die Kollegen auf der anderen Seite der Welt, ja ebenfalls daran beteiligt.“

Ja... nicht unlogisch...

„Kindchen, es gibt Ebbe und Flut, die Sonne geht auf und wieder unter, Winter, Sommer, es ist überall ein hin und ein her. Man nimmt auf und scheidet aus. Einatmen, ausatmen. Es kann nicht nur hingeben. Oder her. Das unmöglich. Versuch nur mal nur einzuatmen. Nicht ausatmen! Oder nur zu Essen, ohne aufs Klo zu gehen!“

Meine Stirn ähnelt der eines Bloodhounds, wenn er kopfüber in einen Teich blickt.
Ja gut ok, aber man hat ja auch frei, Feierabend... und sowas. Urlaub... Man geht ja aufs Klo antworte ich in Gedanken.

„Ja. Das mag für den einzelnen gelten, obwohl die Menschen 24/7 doch mit irgendwas beschäftigt sind, und wenn es bloß Ablenkung ist. Sie nehmen sich kaum noch Zeit um zu SEIN, zu RUHEN, in der STILLE zu sein, sich mit sich selbst zu verbinden, das wird in eurer Welt gleich als negativ angesehen. Ich gehe so weit zu sagen, dass die Wenigsten dazu überhaupt noch in der Lage sind. Macht auch krank, die wissen ja alle nicht mehr wo oben und unten sind. Glaub mal, wäre einfacher, wenn man sich an die natürlichen Gezeiten halten würde. Und das in der Gesamtheit. Mit der Natur zusammen. Nicht laufend dagegen und dann immer neue Probleme suchen und finden und das dann Lösung nennen. Das ist keine Lösung, das ist Dummheit. Die wirkliche Lösung sieht ganz einfach aus: Leben im natürlichen Rhythmus. Fertig. Mehr gibt es darüber nicht zu wissen.“

Ein Schwall harziger Moosgeruch landet in meiner Nase und setzt sich in meinem Stammhirn fest.
Gleichzeitig fühle ich, wie die Energie in dem Scheit weniger wird.

„Es gibt für alles seine Zeit. Merk dir das Mädchen. Vergiss niemals, dass es für alles seine Zeit gibt. Und das es noch viel mehr zu entdecken gibt, denn nur wer die Naturgesetze kennt, mit, statt gegen sie arbeitet, kann und wird mit der Natur sein.“

Ein Holzscheit der mit mir redet und dann auch noch so, was mach ich da denn jetzt mit...

„Schreib es als eine Geschichte und nenn die Geschichte 'Lazarus der Baum' dann brauchst du keine Befürchtung haben, dass man dich für übergeschnappt hält in einer Welt, in der man versucht, die Naturgesetze auszuhebeln die lange vor den Menschen gewirkt haben und immer wirken werden.“
 
A

aligaga

Gast
Der Sturm fegt über das Land, ich hab den Ofen angemacht, so schlimm ist es nicht und die wohlige Wärme breitet sich im Haus aus. Es ist ein stiller Tag heute und ich bin sehr dankbar dafür. Zur Ruhe kommen. In der Ruhe sein, als wenn die Zeit angehalten ist.
Was denn nu? "fegender Sturm" oder "stiller Tag"? Und warum sollte an einem angeblich so ruhigen Tag die Zeit nicht weiterlaufen?

Diese Stolpersteine gleich am Eingang zu der "Geschichte" sind nur der Anfang; richtig schlimm wird's, als uns der Autor weismachen möcht', das System "Fressen und gefressen werden" gelte im Pflanzenreich nicht.

Wer sich in der Natur ein bisserl auskennt, weiß aber, dass in Feld, Wald und Flur seit der Erschaffung der Welt unter den Pflanzen ein erbitterter Kampf um Nährstoffe, Wasser und Licht geführt wird, den nur gewinnt, wer ohne Rücksicht auf Verluste und mit all seiner Kraft an sich, ev. auch noch an seine Art "denkt". Der "Ober" sticht den "Unter" - auch und gerade dort, wo Menschen im Wald ein "Elysium" und im Baum einen "Bruder" erkennen wollen, dem man nachsieht, dass er im Schatten seiner Krone allenfalls noch ein paar Moose, Farne und Schwammerl kümmern lässt.

Dergestalt vegan denkenden Menschen kann man nur raten, doch mal eine Zeitlang im dichten Tann zu verschwinden und ohne Steckdose auszukommen. Das hülfe vielleicht!

Amüsiert

aligaga
 

Pede

Mitglied
meine Güte... es ist doch bloß eine Geschichte.... Aber ja, du hast recht, das Genre Fantasy und Märchen derart in der "Realität" zu zerpflücken, hilft bestimmt, bei irgendwas.... soifz
 
A

aligaga

Gast
Den Seuzfer kannst du dir sparen - auch "Fantasy" oder "Märchen" sind an menschliche Logik gebunden. Sonst sind's nicht "Fantasy" oder "Märchen", sondern verlogener Quark, den nicht mal Kinder mögen.

Am Allerwenigsten mögen sie den erhobenen Zeigefinger, wenn dessen Nagel schwarz gesäumt ist. Daran erkennen sie gleich den ?????????*!

Wohlwollend-heiter

aligaga

*Heuchler
 



 
Oben Unten