Leda mit dem Schwan und zwei blaue Glasaugenbarsche an der ScheinBAR

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Hagen

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Leda mit dem Schwan und zwei blaue Glasaugenbarsche an der ScheinBAR

Vorwort
: Da sich das Machwerk ‘Faust‘ von Johann Wolfgang von Goethe reduzieren lässt auf:
Faust: „Da steh' ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor! Heiße Magister, heiße Doktor gar, und ziehe schon an die zehen Jahr' herauf, herab und quer und krumm meine Schüler an der Nase herum – Und sehe, dass wir nichts wissen können!“
Mephistopheles: „Mach‘ nur so weiter, du wirst schon sehen, was du davon hast!“
könnte man das folgende Werk von ‘Leda mit dem Schwan und den zwei blauen Glasaugenbarschen‘ auch reduzieren auf:

Wunderbare Ulrike: „Bring das Bild in den Keller und komm mit, wir wollen Nachtangeln!“
Ich: „Jau.“

Überhaupt ist es Blödsinn, selbst noch Geschichten zu schreiben, wo es doch schon so wunderbare Stoffe gibt wie: ‘Die Drei von der Tankstelle‘, ‘Vier Fäuste für ein Halleluja‘ und last but not least ‘The Good, The Bad, and the Ugly‘.

Ich will‘s aber trotzdem versuchen und dem geneigten Leser die Geschichte von ‘Leda mit dem Schwan und den zwei blauen Glasaugenbarschen‘ in epischer Breite nicht vorenthalten:

Weil die Wunderbare Ulrike und ich in der Woche mindestens drei alkoholfreie Tage einlegen, spielten wir diesmal ausgiebig Billard und tranken nur Ginger Ale dazu. Wie immer spielte die Wunderbare Ulrike vortrefflich und lochte Kugel um Kugel ein. Ich wollte gerade aufgeben, an unsere ScheinBAR gehen und einen ‘Trostwhisky‘ zu mir nehmen, da meinte die Wunderbare Ulrike: „So, ein Spiel machen wir noch! Wer gewinnt darf sich was wünschen.“
Ich dachte natürlich an etwas erotisches und nickte der Wunderbaren Ulrikes Ansinnen ab. Sie spielte natürlich wieder wie eine Göttin und meinte anschließend: „So, das war’s für heute Abend! Mir steht der Sinn mal wieder nach Nachtangeln in der Hase! – Sei doch so lieb und hole die Angeln sowie ein paar Köder, ‘Easy Shiner Lime/Orange‘, die mit Tintenfisch-Aroma versehen sind, aus dem Keller! – Der ‘Easy Shiner Lime/Orange‘ ist ein Top Köder um auf Barsch, Zander und Hecht zu gehen!“
„Natürlich gerne“, sagte ich. „Kochst du uns dann eine Fischsuppe mit ganzen Fischen?“
„Selbstverständlich! – Und zum Dessert gibt es Kürbisbowle mit ganzen Früchten! – Und nun beeil dich!“
„Da die Wünsche einer schönen Frau so vielfältig sind, wie die Ausstattungsvarianten eines Rolls-Royce ‘Silver Ghost‘, wäre es, wie bereits erwähnt, ein Verbrechen, sie nicht zu erfüllen!“
Ich ging also in den Keller um die Angeln und die Köder, die mit Tintenfisch-Aroma versehen sind, zu holen. Beim Suchen im Keller fiel mir ein wundervolles Gemälde in die Hände. Das Gemälde zeigte eine ebenso mythologische wie schöne junge Dame, die der Wunderbaren Ulrike verblüffend ähnlich sah, mit einem Schwan und war von einem gewissen Leonardo da Vinci, handsigniert. Ich stellte mir vor, dass sich das Gemälde ganz gut als Dekorationsstück an unserer ScheinBAR machen würde, gleich neben dem originalen Heiligen Kelch, dessen Replik sich im Kloster San Juan de la Peña befindet. – Oder sollte ich das Gemälde unter dem originalen ‘Sacro Catino‘, dem hexagonalen Teller aus grünem Glas, welcher angeblich von Guglielmo Embriaco im Jahre 1101 auf der Rückkehr vom Ersten Kreuzzug und der Eroberung von Caesarea nach Genua gebracht worden ist, anbringen? Es wurde übrigens von der Wunderbaren Ulrike nicht sonderlich gerne gesehen, aber letztendlich abgenickt dass ich eine Lampe, Lichtfarbe warmweiß, Farbtemperatur 3000 Kelvin, Energieeffizienzklasse C, hinter dem ‘Sacro Catino‘ angebracht hatte, um die ScheinBAR in zauberhaftes Licht zu hüllen, selbstverständlich nachdem ich den Bruchschaden repariert hatte. Dieses Licht würde ausreichen, das Gemälde von Leonardo da Vinci angemessen zu beleuchten.
Die Wunderbare Ulrike zeigte sich jedoch etwas indigniert, als ich ihr das Gemälde an die ScheinBAR stellte.
„Das ist“, sprach sie, „Leda mit dem Schwan! Das Original von Leonardo da Vinci! In der Kunstgeschichte war Leda mit dem Schwan lange ein beliebtes erotisches Motiv. Ein weiteres berühmtes Gemälde der Leda schuf Michelangelo um 1530; ich hab’s auch irgendwo im Keller! – Beide Bilder gelten als verschollen!“
„Ja und?“, meinte ich. „Weshalb hängen wir das Gemälde nicht an die ScheinBAR? Die Dame auf dem Bild sieht dir doch so schön ähnlich!“
„Eben drum!“ Die Wunderbare Ulrike holte tief Luft. „In einem vorigen Leben war ich nämlich mal Malermodel und habe dem guten Leonardo sowie Michelangelo Buonarroti für die ‘Leda‘ Modell gestanden!“, fuhr sie fort. „Beide erzählten mir den gleichen Schwank von Leda. – Der griechischen Sage zufolge verliebte sich Zeus, dieser Hallodri aus der Götterwelt, nämlich in Leda. Er näherte sich ihr in der Gestalt eines Schwanes und schwängerte sie. Doch auch Ledas Mann Tyndareos vögelte in dieser Nacht mit ihr. Leda gebar daraufhin zwei Eier mit vier Kindern – Helena, Polydeukes, Klytaimnestra und Kastor. In Michelangelos Version ist es aber nur Helena, die aus einem Ei schlüpft, in Leonardos Variante werden Kastor und Polydeukes aus demselben Ei geboren. – Egal. – Diese Storys gefallen mir überhaupt nicht, zumal diese Leda Eier wie ein Huhn gelegt haben soll!“
„Aber …“
„Kein ‘Aber‘! Möchtest du, dass alle Besucher der ScheinBAR mich nackt sehen? Oder möchtest du dass Typen wie Albert Maier, Dr. Heide Rezepa-Zabell oder Horst Lichter hier rumlaufen, klugscheißen und die ScheinBAR leertrinken? Das kenne ich nämlich! – Bring das Gemälde bitte wieder in den Keller, schließlich wollen wir unsere Ruhe haben und heute Nachtangeln!“
„Ja, wenn du das so siehst!“, meine ich. „Überhaupt ist es Zeit, dass wir wieder mal etwas Frisches, ohne Konservierungsstoffe zu uns nehmen. – Wir essen genug von dem Zeugs, sogar so viel, das unsere Leichen nicht mehr verwesen, wenn wir dereinst gestorben sein werden! – Könnte den Herren Leonardo da Vinci und Michelangelo Buonarroti auch passiert sein, da sie heute noch berühmt sind!“
Da die Wunderbare Ulrike erneut tief Luft holte, brachte ich das Gemälde von Leda mit dem Schwan schnell wieder in den Keller und die Wunderbare Ulrike an die Hase zum Nachtangeln. Daselbst fing sie in Bälde zwei Fische, die sie als ‘Blaue Glasaugenbarsche‘ identifizierte.
„Der ‘Blaue Glasaugenbarsch‘“, sprach die Wunderbare Ulrike, „ist eine angeblich ausgestorbene Unterart des Glasaugenbarsches. Es gibt ihn und den ‘Syrdarja-Schaufelstör‘, lateinisch Pseudoscaphirhynchus fedtschenkoi, nur noch in der Hase! Bei der wissenschaftlichen Erstbeschreibung des ‘Blauen Glasaugenbarsches‘, durch Carl Leavitt Hubbs im Jahre 1926 hatte der ‘Blaue Glasaugenbarsch‘, noch den Artstatus und man gab ihm den Namen Stizostedion glaucum. 1936 wurde er jedoch als Unterart Stizostedion vitreum glaucum reklassifiziert. – Ich denke, ich werde die ‘Blauen Glasaugenbarsche‘ heute noch zubereiten! Schließlich können wir morgen ausschlafen und können auch“, sie sah zur Uhr, „ein gutes Glas Wein dazu trinken, da es zwei Minuten nach zwölf ist und wir den dritten alkoholfreien Tag erfolgreich absolviert haben! – Gelegentlich gehen wir mal auf den ‘Syrdarja-Schaufelstör‘, der auch noch in der Hase rumschwimmt. Dazu sollten wir Matjesfilet vom Meeresfisch als Köder nehmen.“
„Ich denke, wir sollten die Matjesfilets“, wagte ich einzuwerfen, „als ‘Matjesfilets mit Curryrahm‘ zubereiten und uns zunächst dem ‘Blauen Glasaugenbarsch‘ zuwenden.“

Blauer Glasaugenbarsch auf Reisbett
Das Rezept der Wunderbaren Ulrike:


Zutaten Für 2 Portionen:
2 Blaue Glasaugenbarsche
0.5 Bio-Zitrone
6 Stiele Thymian
400 g Reis
2 grüne Peperoni, (à 40 g)
2 rote Peperoni, (à 40 g)
7 El Olivenöl
2 Knoblauchzehen, klein
Salz

Arbeitszeit: ca. 30 Min.
Plus Backzeit 40 - 45 Minuten

Backofen bei 200 Grad (Umluft nicht empfehlenswert, weil, so meint die Wunderbare Ulrike, es zu der Zeit, als die Blauen Glasaugenbarsche noch im Wasser umher schwammen, noch keine Umluftherde verfügbar waren) auf der 2. Schiene vorheizen.

Blaue Glasaugenbarsche kurz abspülen und trockentupfen. Die Kiemen entfernen.

Zitrone in Scheiben schneiden und mit dem Thymian in die Bauchöffnung der Blauen Glasaugenbarsche stecken.

Die Blauen Glasaugenbarsche bis zum Garen feucht abgedeckt kalt stellen.

Peperoni putzen, in feine Ringe schneiden und mit 3 El Öl mischen. Knoblauch in feine Scheiben schneiden und mit 1 Prise Salz mit einem Messer zu einer feinen Paste zerdrücken.

Knoblauch mit dem restlichen Öl mischen.

Reis mit Knoblauchöl und etwas Salz mischen, kochen, in eine flache Auflaufform (30 x 25 cm) legen und im vorgeheizten Backofen bei 200 Grad (wie gesagt, Umluft nicht empfehlenswert) auf der 2. Schiene von unten 18-20 Minuten goldbraun garen.

Die Blauen Glasaugenbarsche rundherum mit etwas Salz würzen, auf den Reis legen und weitere 20-25 Minuten garen. Blaue Glasaugenbarsche aus der Form nehmen und in Alufolie wickeln.

Reis auf der obersten Schiene in dem vorgeheizten Backofengrill knusprig goldbraun backen und mit dem Peperoniöl beträufeln.

Schließlich die Blauen Glasaugenbarsche auf dem Reisbett servieren.

Dazu empfiehlt die Wunderbare Ulrike gemischten Salat mit Rauke aus dem eigenen Garten und Feigen. Dazu harmoniert zu diesem Gericht ein trockener bis halbtrockener weißer Wein wie Weißburgunder, Riesling und Silvaner.
 
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G

Gelöschtes Mitglied 22896

Gast
Überhaupt ist es Blödsinn, selbst noch Geschichten zu schreiben, wo es doch schon so wunderbare Stoffe gibt wie: ‘Die Drei von der Tankstelle‘, ‘Vier Fäuste für ein Halleluja‘ und last but not least ‘The Good, The Bad, and the Ugly‘.
Nach dem Lesen von "Leda mit dem Schwan und zwei blaue Glasaugenbarsche an der ScheinBAR" habe ich immerhin 25 Sekunden lang mit dem Gedanken gespielt, selbst keine Geschichten mehr zu schreiben, wo es doch so wunderbare Texte gibt wie diesen. ;)

Dr. Schräg
 

Hagen

Mitglied
Hallo Herr Dr. Schräg,
Danke für den Sternenregen und das Lob. Es ging mir runter wie Heidehonig!
Aber tu' mir das bitte nicht an, keine weiteren Geschichten mehr zu schreiben!
Ich warte drauf wie Zerberus dereinst auf Ein- oder Ausbrecher aus der Hölle der Leselupe!


Nun denn, in diesem Sinne, wir sehen uns in der ScheinBAR!
Zudem lesen wir uns weiterhin!
... und bleib' schön fröhlich, gesund und munter!
Herzlichst
Yours Hagen
 
G

Gelöschtes Mitglied 21924

Gast
Lieber @Hagen, erstmal: Ich bin heilfroh. Wegen der drei alkoholfreien Tage.
Und dann. Das mit der Leda und dem Schwein wird echt überbewertet ... oder war das eine Schwalbe?
Auch dass Ihr mal was Frisches esst zwischen Euren Gelagen beruhigt mich doch sehr.
Und was den Leonardo betrifft, aus weibliches Sicht, interessiert mich nur: Würde frau mit so einem Künstler leben wollen? Nö. Würde sie nicht.
Liebe Grüße an die Scheinbar!
Isbahan
 
G

Gelöschtes Mitglied 21924

Gast
@Dr. Schräg, jetzt hab ich es: Lena mit dem schwabbeligen Schwalbenschwanz.
Äh ... oder nee, doch nicht.
"Duldungsstarre" geht nur mit Schweinen, oder?
 
G

Gelöschtes Mitglied 21924

Gast
@Dr. Schräg: Nicht zu vergessen der Zustand, in dem Männer sich beim ersten Date und nach ca. zehn Jahren Ehe befinden, wenn das mal nicht Duldungsstarre vom Feinsten ist! ;)
 

Hagen

Mitglied
Verehrte Isbahan
lieber Dr. Schräg!
ich möchte an dieser Stelle bemerken, dass die Wunderbare Ulrike jegliche Form der 'Starre', auch Schockstarre o.Ä. konsequent ablehnt!
(Obwohl eine gewisse Starre beim Modellsitzen, Stehen oder Liegen zeitweise und bei gewissen Künstlern ( Frans Hals und Domenico Gargiulo z.B. ) recht angebracht gewesen wäre.
Das einzig starre, was sie zulässt, ist das Fahrwerk der Cessna 172 (auch Cessna Skyhawk).
Die Cessna 172 (auch Cessna Skyhawk) ist ein viersitziges, einmotoriges Leichtflugzeug des US-amerikanischen Flugzeugherstellers Cessna.
Mit diesem Flugzeug hatten wir kürzlich, an ihrem Geburtstag, einen Rundflug über Haselünne, die Stadt der Engel.

Nun denn, in diesem Sinne, wir sehen uns in der ScheinBAR!
Zudem lesen wir uns weiterhin!
... und bleibt' schön fröhlich, gesund und munter!
Herzlichst
Yours Hagen


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Ein kluger Mann macht nicht alle Fehler selbst.
Er gibt auch anderen eine Chance!

 

Hagen

Mitglied
Hallo liebe Inge,
herzlichen Dank für den Sternenregen!

Nun denn, in diesem Sinne, wir sehen uns in der ScheinBAR!
Zudem lesen wir uns weiterhin!
... und bleib' schön fröhlich, gesund und munter!
Herzlichst
Yours Hagen
 



 
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