Leo kommt und es gibt ein Festessen
Um halb 11 machte Jasmin die Kaffeemaschine aus und ich kam zur Abrechnung der Tageseinnahmen. Leider gab es an diesem Abend wenig Geld zu zählen und nach einem kurzen Gespräch über dies und das gingen wir alle nach Hause, nachdem ich das Licht ausgeschaltet und die Eingangstüre verschlossen hatte. Mini sah zu ihrer Erleichterung, dass, wie fast immer um diese Jahreszeit, die Oberlichter in den Fenstern offen geblieben waren. Diesen Weg nach draußen (und zurück) hatte sie in den vergangenen Tagen, an denen sie auf ein Zeichen von Leo gewartet hatte, regelmäßig genommen. Aber noch war Zeit, wenn sie auch vor Ungeduld, Leo wiederzusehen, fast zerplatzte.
Erst musste sie sich um das Essen kümmern.
„Komm Benni, sei nicht so verpennt. Wir müssen das Essen holen“ sagte sie halblaut und stieß ihren noch schnarchenden Bruder sanft in die Rippen.
Benni antwortete mit einem Grunzen
„Komm! Aufstehen! Es gibt leckere Sachen zu holen“
Die Worte „leckere Sachen“ drangen bis in sein verschlafenes Gehirn vor, denn Hunger hatte er eigentlich immer.
„Hä, hmm, was, wo, wo gibt es was zu essen?“ stammelte er im Wachwerden.
„Gleich, gleich“ flüsterte Mini, „aber komm erst einmal mit raus, bevor alle anderen aufwachen, Und sei leise!“
Benni räkelte sich, stand langsam auf und verschwand erst einmal wortlos in der Kloecke.
„Ok Schwester“ flüsterte er, „wo ist der Elefant den Du mir gekocht hast? Jetzt aber los“
Typisch Benni: erst brauchte sie geschlagene zehn Minuten um ihn auf die Pfoten zu bringen und dann drängelte er und spielte sich auf, als hätte er seit Tagen gewartet!
Aber sie war dankbar in ihrem Bruder einen guten Verbündeten in schwierigen Zeiten gefunden zu haben. „ Soll er sich doch aufplustern, wenn er meint! Hauptsache er steht zu mir und hilft!“
Sie kletterten in die Kaffeemaschine und brachten Stück für Stück das gesamte Festessen in die Höhle. Alles sah gut aus und roch verführerisch. Vor allem war alles abgekühlt und nur noch lauwarm. Fast kalt genug zum essen!
Nach und nach waren die anderen aufgewacht und alle staunten nicht schlecht über das ungewohnte Angebot.
Nur Vater Klugbart war etwas schlechter gelaunt, weil Benni beim Transport des schweren und sperrigen Suppentopfs in die Höhle geschlabbert hatte und seinem Vater ein großer Klacks lauwarme Suppe mit einem Möhren- und einem Zucchinistück auf den Kopf geschwappt war. Noch schlimmer als der Schreck war allerdings die Tatsache, dass alle seine Kinder sofort in brüllendes Gelächter ausbrachen und selbst Schnäuzchen, seine Frau, die sofort mit etwas Watte zum Säubern herbeieilte, sich ein Kichern nicht verkneifen konnte.
„ Das ist wahrscheinlich die Strafe dafür, dass ich Dir das nicht zugetraut habe“, sagte er zu Mini, nachdem er sich von dem Schreck erholt hatte, um dann selber zuerst leise zu kichern, dann glucksende Geräusche mit geschlossenem Maul zu machen und letztendlich laut in das Gelächter der ganzen Familie einzustimmen.
Es war erst viertel vor zwei, aber Mini konnte es nicht mehr abwarten und machte sich auf den Weg nach draußen. Das Wetter war nicht in Festtagslaune. Es nieselte leicht und es war für diese Jahreszeit deutlich zu kühl. Der Weg unter der Markise vor dem Fenster entlang war normalerweise trocken, aber der Wind und mit ihm der Regen, kamen aus Süden und sprühte einen feinen feuchten Film auf die Tische, Stühle und den Boden. Die Katzen hatten sich seit einigen Minuten zur Nachtruhe in den Anbau zurückgezogen, denn wenn Katzen (wie Mäuse) eins nicht mögen, dann ist das Regenwetter.
Mini gelangte zum verabredeten Ort neben der Türe und machte sich hinter einem Stuhlbein klein und fast unsichtbar.
Noch zehn Minuten bis zum verabredeten Treffen.
„Es ist seltsam mit der Zeit:“ dachte sie bei sich „wenn man etwas Schönes macht, wie spielen, essen, reden sind zehn Minuten eine sehr kurze Zeit, wenn man etwas macht, was man machen muss, wie zum Beispiel Höhle aufräumen oder Abfall raus schaffen dauern 10 Minuten genau zehn Minuten, Wenn man aber auf etwas dringend wartet, sind zehn Minuten so lang wie mindestens eine Stunde“
Als Mini – nach ihrem Gefühl - 20 Minuten gewartet hatte (hätte sie eine Uhr gehabt, hätte sie gewusst, dass es nur drei Minuten waren) hörte sie ein leises Geräusch. Sie merkte auf. Bei dem Regenwetter hier draußen gab es viele ungewohnte Geräusche. Da war es wieder. Ein leichtes Trippeln über ihr. Dann hörte sie ganz leise :
„Mini, bist Du da?“
„Leo? Leo? Wo bist du?“
„Hier oben auf dem Tisch. Warte ich komme runter“
Ein leichtes Scharren, ein Kratzen, als Leo das glatte Bein des Plastikstuhls runterrutschte und ein lautes Platschen, als er in der einzigen Pfütze der Gegend landete.
„Au Schei...!“ er stoppte abrupt ab, denn er wollte beim Wiedersehen mit Mini seine Freundin nicht gleich mit einem Kraftausdruck begrüßen.
Aber das war wirklich ärgerlich. Für das Treffen hatte er sich fast eine Stunde lang in einer sicheren Mauernische geputzt, jedes Staubkorn aus seinem sandfarbenen Fell geleckt, seinen Bart mit den Vorderpfoten in Form gebracht und gestriegelt, bis der selbst in der Nacht glänzte. Auf dem Weg hierhin hatte er sorgfältig jeden Regentropfen vermieden, der dieses Kunstwerk an Körperpflege beschädigen könnte und jetzt das! Er sah aus wie ein begossener Pudel.
Mini unterdrückte ein lautes Lachen („Warum müssen wir eigentlich immer über das Missgeschick der anderen lachen?“, fragte sie sich, wusste aber keine Antwort) .
Auch patschnass und mit etwas Schlamm auf dem Kopf, war er für sie der schönste Mäuserich der Welt. Das Leuchten in seinen Augen war unverändert.
„Mini, wie gut Du aussiehst. Ich bin froh, dass Du meine Nachricht bekommen hast“
Mini hatte vor lauter Glücksgefühl einen solchen Kloß im Hals, dass sie keinen Laut hervorbringen konnte.
„Wie geht es Dir? Habt ihr eine neue Höhle gefunden? Wie haben Dir die Kürbiskerne geschmeckt? Habt ihr in Eurem neuen Zuhause auch genug zu essen?“ Er machte eine Atempause „ Ich glaube, zu essen habt Ihr genug, denn ich sehe, Du bist runder geworden. Ich finde das steht Dir sehr gut. Erzähl doch mal ...“
Mini hatte sich wieder gesammelt und unterbrach den Redeschwall: „Leo, Leo. Ich bin so glücklich, dass Du wieder da bist. Ja uns geht es gut. Du wirst es gleich sehen. Und dass ich runder geworden bin liegt nicht am vielen Kuchen, sondern wir werden Eltern.“
Jetzt war Leo an der Reihe, keinen zusammenhängenden Satz mehr raus zubringen. Er stammelte nur etwas, was klang wie „oh, ah, hmm, öh, ehh“ Dann sammelte er sich und fragte: „Wann?“
„In 11 oder 12 Tagen“
Mini war etwas enttäuscht, denn sie hatte eigentlich eine andere Reaktion erwartet. wie eine spontane Umarmung, einen langen Kuss, einen Kniefall, ein Lied oder einen langen schweigenden Blick, bei dem ihm Tränen der Freude in die Augen stiegen. So etwas sei normal, hatten zumindest ihre Freundinnen erzählt. Allerdings wohnten ihre Freundinnen in einem portugiesischen Café, in dem den ganzen Tag der Fernseher mit Liebesserien lief und da ihre Freundinnen selber keine Mäuschen hatten, konnte es gut sein, dass sie den Unsinn aus dem Menschenfernsehen nachgeplappert hatten.
Leo hatte in der Pause nachgerechnet und wusste, dass die Schwangerschaft aus Ihrer gemeinsamen Nacht in seiner Höhle resultieren musste. Die Situation war neu für ihn und er brauchte ein paar Sekunden um sich über seine Gefühle klar zu werden.
„Was für eine schwere Zeit musst Du gehabt haben. Der Umzug, die neue Wohnung. Aber jetzt bin ich da und kann Dir helfen.“
Mini war beruhigt. „Er macht sich Sorgen um mich, und die Freude auf die Mäuschen wird auch noch kommen“, dachte sie.
„Komm mit in meine neue Höhle. Da kannst Du dich abtrocknen und ich habe ein wenig zu essen vorbereitet“ sagte sie bescheiden „Und außerdem warten wir alle schon auf die Erzählung, wie es Dir in der langen Zeit (11 Tage im Mäuseleben sind so wie ein halbes Jahr im Menschenleben) ergangen ist und was Du so erlebt hast.“
Schweigend zeigte Mini Leo den Weg in die Höhle.
Obwohl Leos Aussehen durch den Sturz in die Pfütze in keiner Weise dem entsprach was Mini über ihn erzählt hatte (oder sollte ich besser sagen: romantisch geschwärmt hatte), benahmen sich alle vorbildlich zu ihrem Gast und Leo, der wegen seiner schlechten Erfahrungen immer etwas misstrauisch gegenüber Fremden war, entspannte sich rasch.
Mini und Schnäuzchen rieben ihn mit etwas Watte trocken, wobei Schnäuzchen ihrer Tochter immer wieder heimliche Blicke zuwarf, die so etwas wie „der hätte mir auch gefallen“ bedeuten sollten.
„Komm Leo. Mini und Benni haben etwas zu essen vorbereitet, damit Du Dich nach Deiner Reise etwas stärken kannst“ sagte Schnäuzchen zu ihrem Schwiegersohn und zog die weiße Papierserviette weg, mit der sie das Festmahl abgedeckt hatte.
Leo war – zum zweiten Mal an diesem Abend – sprachlos. Er hatte etwas Brot und Obst erwartet, aber was er da sah, übertraf alles. Und das alles von Mini mit Hilfe ihres Bruders selber zubereitet!
Wenn es zutrifft, dass Liebe durch den Magen geht, dann bei Leo und Mini, die sich bis dahin ja kaum kannten. Mit jedem Bissen wuchs Leos Zuneigung und das Gefühl, zusammen
zu gehören.
Ich will die Familie Klugbart und das jung verliebte Paar nicht weiter beim Essen stören und werde erst dann wieder zu unserer Geschichte zurückkommen, wenn Leo – wie zuvor versprochen – seine Abenteuer erzählt.
Bliny ist verschwunden und kommt zurück
Zur gleichen Zeit lagen im Kellerraum des Anbaus nebenan die Katzen und dösten. Zorro, der Kater, der getigerte Simba und etwas Abseits der erst vor kurzem eingezogene schwarze Fauchi, ein Straßenkater der ständig Hunger hatte aber auch ungewöhnlich gute Manieren.
Klara, die schwarze Katze mit dem weißen Kinn und Bauch kratzte sich wie immer ausgiebig und redete halblaut in ihrer etwas tantenhaften Art vor sich hin:
„Nein, nein, nein! Was für ein Wetter. Hat man das schon einmal in Katzenzeiten erlebt! So ein feuchtes Frühjahr. Da tun mir alle meine Narben weh!“ Clara war nämlich zwei mal in ihrer Jugend von Hunden angegriffen worden, die sie zwar nicht packen konnten, aber ihr jedes Mal den Schwanz gebrochen hatten. Seitdem war sie etwas seltsam.
„Wo sie nur sein mag! Die arme Kleine“ fuhr sie unvermittelt fort. „Hoffentlich hat sie einen trockenen Platz gefunden. Sie holt sich noch den Tod! Diese unvernünftigen Jugendlichen. Nein, Nein, Nein!“
Zorro, ihr Bruder wurde von dem Gerede wach.
„Was erzählst Du da? Wovon sprichst Du?“
„Von Bliny, unserer Nichte. Aber das interessiert Dich ja nicht! Ihr Jungs seid so unsensibel. Sie ist seit zwei Nächten nicht nach Hause gekommen und was machst Du? Du gehst nur von Tisch zu Tisch im Restaurant und versuchst von den Menschen etwas zu fressen abzustauben, aber das Schicksal Deiner Familie ist Dir völlig egal. Ihr Männer seid ja immer so egoistisch. Kein Familiensinn!“
Zorro wusste, das diese Tiraden noch eine ganze Stunde so weitergehen konnten und außerdem hatte er ein schlechtes Gewissen, weil er nichts unternommen hatte, nachdem ihre Nichte nicht nach Hause gekommen war.
„Ist ja gut Schwester. Ich habe mir keine Sorgen gemacht, denn in dem Alter, in dem Bliny jetzt ist, sucht man schon mal seine Freiheiten. Ich zum Beispiel, habe damals, beim zweiten Frühjahrsvollmond vor zwei Jahren, auch ein tolles Abenteuer erlebt. Da war ich nämlich...“
Simba, der von dem Gespräch aufgewacht war griff ein
„Lass es gut sein Zorro. Wir können alle die Geschichte, wie Du den Schneehund bis ans Ende des Platzes gejagt hast und wie Du dann von den Leuten im Dönercafé gelobt und gefüttert worden bist, schon mitsingen. Und außerdem vergisst Du immer zu erzählen, dass Du danach drei Tage schlimmen Durchfall gehabt hast!“
Zorro war etwas beleidigt. Was für Ignoranten!
Klara fing schon wieder an: “Wenn Du nur etwas Familiensinn hast, dann gehst Du los und suchst Bliny!“
„Aber es regnet doch!“ entgegnete er etwas kleinlauter.
Jetzt fielen erst recht alle über ihn her
„Unser Held! Immer der Größte. Immer den Mund voll Geschichten über seine Taten. Aber Angst vor ein paar Regentropfen“ schimpfte Klara und Simba ergänzte
„Jetzt kannst Du mal zeigen, was Du wirklich drauf hast. Nicht nur beim Futter abstauben und Reden, sondern in Wirklichkeit!“
Auch Fauchi in der Ecke fühlte sich angesprochen seinen Senf dazu zu geben, obwohl er von der ganzen Geschichte nichts mitbekommen hatte.
„Was ein Kater tun muss, muss ein Kater tun“
Fauchi liebte Sprüche, die er irgendwo aufschnappte und bei jeder Gelegenheit – egal ob sie passten oder nicht - zum Besten gab.
Und: “Brot ist dicker als Wasser“. Er hatte nicht genau zugehört, dass es eigentlich heißt „Blut ist dicker als Wasser“ und bedeutet, dass ein Onkel seiner Nichte helfen muß, auch wenn es regnet.
Zorro gab auf.
„Ja, ja. Ich gehe schon.“
Langsam und mit viel Würde, damit man seine Niederlage nicht so merkte, stand er auf, streckte die Vorderpfoten lang vor, drückte das Kreuz durch und räkelte sich ausgiebig.
Er beendete diese Turnübung mit einem langen Gähnen und wollte sich gerade auf den Weg machen, als in dem Fenster ohne Glas, das allen als Türe diente, der Kopf von Bliny auftauchte.
„Ich hab es doch gewusst“ sagte Zorro und legte sich wieder hin.
„Immer diese aufgeregten Reaktionen. Bliny ist aus unserer Familie und weiß sich zu helfen“
Bliny sprang runter zu den anderen, die sie jetzt etwas genauer sehen konnten. Wie mitgenommen sah sie aus! Das weiß-beige Fell, auf das sie zu Recht stolz war, war ungepflegt, voller Stroh- und Sandreste und troff vor Nässe. Der Schnurrbart war mit irgendwelchen undefinierbaren Substanzen verklebt (Schneckenschleim?) und um den leicht getigerten Schwanz hatte sich ein Stück Faden gewickelt, den sie einen halben Meter lang hinter sich her zog.
Klara schaute sie mit aufgerissenen Augen an und warf gleichzeitig einen vorwurfsvollen Blick in Richtung Zorro:
„Kindchen, Kindchen! Was ist denn mit Dir passiert? Wie siehst Du denn aus. Ach Du arme Kleine. Komm her. Ich mach Dir den Faden ab. Hast Du denn schon was gegessen? Ach, ach!
Ich glaube ich habe noch ein paar Gambaköpfe versteckt, die mit der Knoblauchmedizin. Iss was. Ruh´ Dich aus“
Bliny, die eigentlich keine Gambaköpfe mehr sehen konnte, weil es die den gesamten Sommer über gab, war dankbar uns außerdem freute sie sich über die Sorge und Aufmerksamkeit Ihrer Tante.
Zorro, der auch etwas Familiensinn zeigen wollte, murmelte etwas wie „Wenn ich bedenke, was ich erlebt habe, als ich in Deinem Alter war- aber, schön. dass Du wieder da bist!“
Bliny nutzte die Gelegenheit etwas zu essen und sich dann ausgiebig zu putzen, wobei Simba ihr wortlos half, die Stellen zu säubern, an die sie mit ihrer Zunge nicht herankam.
Jetzt waren alle endgültig wach und nach einer angemessenen Erholungspause drängelten sie Bliny, zu erzählen was eigentlich passiert war.
Auch bei der Mäusefamilie nebenan waren inzwischen alle satt und entspannt und drängelten Leo seine Geschichte zu erzählen.
Und da die Geschichte von Leo und die Geschichte von Bliny miteinander zu tun haben, schreibe ich Euch beide Erzählungen nacheinander auf!
Leo erzählt
Ich schlief noch fest in meiner Höhle, denn nach dem Abend, an dem Mini fast auf mich gefallen war, war ich doch sehr müde.
Ich wusste ja, dass ich mir eine neue Behausung suchen musste und dachte, ich hätte noch einen ganzen Tag Zeit!
Aber diese Menschen! Man kann sich wirklich auf nichts mehr verlassen! Nicht nur dass sie ungeschickt, grobschlächtig, unsensibel und langsam sind! Sie glauben von sich, sie seien die Krönung der Schöpfung und könnten mit allen anderen machen, was sie wollten. Na ja – einiges können sie schon ganz gut, wie z.B. Brot backen und alte Socken liegen lassen, die man so schön zum Schlafplatz bauen verwenden kann. Aber auf der anderen Seite füttern sie Katzen und versuchen uns Mäusen, der wahren Krone der Schöpfung, das Leben schwer zu machen. Was wissen denn die Menschen schon von ...“
„Wir kennen die Menschen,“ warf Benni ein
„wir leiden ja auch ständig unter ihrem Unverständnis. Aber erzähl doch erst einmal was passiert ist“
Leo, der nicht gerne in seinem Redefluss gestoppt wurde, machte eine etwas säuerliche Mine, aber dann griff er als höflicher Gast den Faden seiner Geschichte wieder auf.
„Also ich schlief noch, als ich hörte, wie jemand versuchte das klemmende Schloss der Türe zu unserem Lager aufzumachen. Ich war sofort hellwach! Zum Glück klemmte das Schloss so sehr, dass der Mensch erst einmal wegging, wahrscheinlich um Werkzeug zu holen.
Wenig später kam der Mensch zurück und hatte in kurzer Zeit die Türe auf. Es war der dicke Pedro, der gerade das Restaurant ´Die Schüssel` übernommen hatte, zu dem unser Lager gehörte.
Ich schaute mich vorsichtig um und sah alle Katzen an ihrem Futterplatz unter der Palme versammelt. Jetzt brauchte ich einen sicheren Platz in der Nähe um das Geschehen im Lager beobachten zu können. Neben der Türe, an der Querwand zum Kellerlager hing ein Blumentopf mit einer Fuchsie. Ich – nichts wie hin und still unter das Laub im Topf gelegt. Leider lag direkt neben dem Blumentopf der Eingang zu der Katzenwohnung. Aber ich kenne mich ja aus. Wenn eine Maus sich nicht bewegt, werden 9 von 10 Katzen sie nicht bemerken. Und hier wohnten nur fünf Katzen. Ich war also sicher.“
Leo hatte in der Mäuseschule noch keine Prozentrechnung gehabt, sonst hätte er gewusst, dass auch bei nur einer Katze das Risiko 10% betrug. Aber das würde er schon noch merken!
„Zu meinem Entsetzen“ fuhr Leo fort „ trug der Mensch als erstes die Stühle unter denen ich gewohnt hatte und die Sitzflächen, aus denen ich meine Höhle gebaut hatte, raus und lud sie auf einen großen Wagen. Da konnte von meiner Wohnung nicht viel übrig geblieben sein.
`Iihh, hier gibt es Mäuse` hörte ich den dicken Pedro schreien. Es folgte ein heftiger Lärm, als er mit seinen Füßen auf meine Wohnung stampfte und die sorgfältig zernagte Strohwatte nach draußen trat. Ich sah mein Bett und der Inhalt meiner Speisekammer auf den Platz fliegen, wo alles von einem Windstoß weggetragen wurde.
Da war ich jetzt: ohne Familie, ohne Vorräte, ohne Wohnung und Mini, meine einzige Freundin, konnte ich nicht erreichen.“
Er warf Mini einen langen und liebevollen Blick zu, woraufhin Mini tief und voller Mitgefühl seufzte.
„Aber ich bin es ja gewohnt alleine zurechtzukommen!. Ich versuchte erst einmal meine Umgebung nach geeigneten Verstecken abzusuchen, aber ich fand keinen guten Platz.. Also den Blick nach vorne! Ich machte mich ganz lang um in das Kellerlager der Katzen zu schauen. Der Raum war riesig und vom anderen Ende fiel etwas Licht herein. Da war also noch ein Ausgang. Zumindest für Mäuse. Ich konnte erkennen, dass das ganze Lager voll mit Gerümpel war
Wären da nicht die Katzen, einen idealeren Platz für Mäuse gäbe es nur noch in der Küche eines vegetarischen Restaurants mit
einem schlampigen Koch!
Während ich so darüber nachdachte, wie schön man sich da einrichten könnte, hatte ich nicht bemerkt, dass die beigefarbene Katze – ich glaube dass die Menschen sie `Bliny` nennen - herangeschlichen war um von ihrem Lieblingsplatz im Blumentopf aus, dem Treiben von Pedro im Lager zuzusehen.
Ich machte mich so klein wie möglich um nicht gesehen zu werden und hatte Glück: sie bemerkte mich nicht und ließ sich im Blumentopf – genau auf mir – nieder.
Da lag ich nun: schutzlos und ohne Freunde, begraben unter einer riesigen Katze, die – wenn sie mich entdeckte – mich sofort als kleine Zwischenmahlzeit verspeisen würde.
Adieu Welt – adieu Mini! Es war schön Dich kennen gelernt zu haben.“
Leo machte eine Pause um die Wirkung seiner Erzählung auskosten zu können.
Keiner seiner Zuhörer sagte einen Ton nur Mini schluchzte leise, weil sie sich vorstellte wie ihr Geliebter von dem Katzenungeheuer gefressen wurde. Aber er saß zum Glück gesund und lebend vor ihr.
Leo räusperte sich, nahm einen Schluck Gemüsesuppe und fuhr fort:
„Wenn man von der Gefahr absieht, war es eigentlich ein ganz angenehmes Gefühl unter einem warmen und flauschigen Katzenfell zu liegen.
Durch den übereilten Aufbruch habe ich nicht frühstücken können und mein Magen fing an zu knurren. Das Knurren der Mäusemägen ist zwar sehr leise, aber Katzen haben außergewöhnlich gute Ohren
Das Geräusch aus meinem hungrigen Magen schien Bliny doch so sehr zu irritieren, dass sie sich zuerst aufrichtete um die Umgebung besser sehen zu können und dabei mit ihrem Hintern genau auf mir saß. Kein angenehmes Gefühl! Ich kriegte fast keine Luft mehr bei dem Gewicht und dem Geruch! Dann sprang sie endlich aus dem Blumentopf runter auf den Boden, um zu sehen, ob das Geräusch von da kam.
Die Gelegenheit! Nichts wie weg! Aber wohin?
Unter mir lauerte der Tod in Gestalt der grausigen Katze und vor mir die Höhle der Löwen! Besser in die Katzenhöhle, denn da hatte ich noch eine Chance mich zu verstecken oder den rettenden Ausgang auf der anderen Seite zu erreichen, den ich da vorhin gesehen hatte.
Also rein in das Fenster in das schwache Dämmerlicht der Höhle. Das Lager lag fast eineinhalben Meter tiefer als meine augenblickliche Position und ich hatte, wenn ich mein Leben retten wollte – keine Zeit erst den sichersten Weg auszusuchen. Die Wände waren feucht und glitschig, so dass ich nach wenigen Zentimetern ausrutschte und auf den Boden fiel. Ich rappelte mich auf und wollte weiter, aber irgendwie musste ich mir bei dem Absturz beide Hinterpfoten verletzt haben, so dass ich mich nur unter Schmerzen unter das nächste zusammengeknüllte Segel ziehen konnte.
Aber einen Leo bringt so schnell nichts um!“
Er schaute stolz in die Runde und Mini erschien es, als ob der weiße Fleck auf der Stirne heller als gewöhnlich leuchtete.
„Die nächsten paar Tage waren furchtbar. Immer voller Sorge von einer Katze entdeckt zu werden, Schmerzen in den Hinterbeinen und kaum etwas zu fressen. Ein angebissener Keks, den irgendein Kind in den Keller geworfen hatte und den ich unter mein Segel ziehen konnte war alles was ich hatte. Wasser gab es in dem feuchten Bau genug und trinken hilft bei Hunger immer ein bisschen.
Mit den Tagen kam langsam wieder Leben in meine Beine, auch wenn sie noch ziemlich weh taten.
Auch an diesem Abend waren, wie so oft, fast alle Katzen schon im Restaurant vor dem Ofen, nur der schwarze Kater Fauchi und Bliny dösten noch auf ihren Schlafplätzen, als draußen eine Unruhe entstand. Futter!
Innerhalb weniger Sekunden war ich allein und nutzte die Gelegenheit.
So schnell wie es mit meinen geschundenen Pfoten ging schlich ich mich zu dem anderen Ausgang, den ich gesehen hatte und der offensichtlich von den Katzen nicht benutzt wurde. Immer eine Deckung suchend – mal hinter einem zerbrochenen Ruder, mal unter einem Teil eines alten Mopedmotors – erreichte ich die Stelle, an der ich das Licht gesehen hatte. Es war ein großes Eisentor das die Rampe zum Lager verschloss und mit einem schweren Schloss gesichert war. Links in der Ecke war eine Stelle, die durch die Feuchtigkeit im Laufe der Jahre durchgerostet war und ein Loch hatte, durch das ich – abgemagert wie ich durch die Tage ohne richtige Nahrung war – schlüpfen konnte. Ich hörte schon die ersten Katzen wieder in ihren Bau zurückkommen und machte mich davon. Auf der anderen Seite des Tors war ein kleiner Innenhof mit einer Mauer und einem weiteren Tor zur Strasse. Links von mir führte eine Treppe in einen offenen Anbau im ersten Stock.
Hier oben hatte ich immer wieder Stimmen und andere Geräusche gehört und wusste, dass hier Menschen sein mussten. Wenn ich auch Menschen nicht gut leiden kann – aber wo Menschen sind, ist auch immer was zu essen.
Wenn ich Glück hatte, waren es Menschen, die es mit dem Aufräumen nicht so genau nahmen.
Ich hatte Glück!
Nach Tagen des Hungerns kam ich ins Paradies!
Hier wohnte offenbar jemand, der vegetarisch lebte und kein Freund des Aufräumens war.
So lass ich mir Menschen gefallen!
Nach einem ausgiebigen Mahl (Nüsse, Vollkornbrot, angetrockneter Käse, Melonenschale mit noch viel Fruchtfleisch)
fand ich auch noch einen Berg Schmutzwäsche. Die Socken waren nur wenige Tage getragen und hatten einen würzigen Duft. Ich zog eine in eine versteckte Ecke hinter dem Kühlschrank, wo es immer schön warm war und machte es mir in meinem Luxusschlafsack (Größe 44) bequem. Im Eindämmern hörte ich noch, wie das Eisentor zur Straße aufgemacht wurde und jemand in das Katzenlager ging, dann war ich schon eingeschlafen.
Ich schlief die ganze Nacht und fast den ganzen nächsten Tag und kein Mensch kam in die Nähe meiner Wohnung hinter den Kühlschrank. Nur ab und zu hörte ich an dem Tor zur Straße und an dem Eisentor nach unten Geräusche, wenn etwas in das Lager geschafft wurde.
Jetzt, wo ich langsam wieder zu Sinnen kam musste ich ständig an Dich, Mini, denken und wie ich Dich wiedersehen könnte.“
Mini wurde rot und ließ ein leises Fiepen hören.
„Ich habe auch jeden Tag an Dich gedacht und jeden Abend unser Zeichen erneuert!“
„Ich weiß, Mini“ sagte Leo, „denn von einer Ecke des kleinen Fensters im ersten Stock habe ich eines Morgens die Steine liegen gesehen und Ana beim Saubermachen über die `dummen Kinder, die immer Steine auf die Terrasse legen` schimpfen gehört. Ich wollte so schnell wie möglich zu Dir, aber ich hatte noch keinen Weg gefunden, wie ich zu unserem alten Treffpunkt kommen konnte. Der Weg durch die Katzenhöhle zurück war nicht möglich. Nicht weil ich Angst hatte, sondern weil der Weg nach oben über die Wand, die ich runtergestürzt war, zu rutschig war - selbst für eine so sportliche Maus wie mich .“
„Aber Du bist doch gekommen! Wie hast Du das denn nur geschafft?“ fragte Benni, der bis jetzt aufmerksam und - ungewöhnlich genug- schweigend zugehört hatte.
„Ihr werdet es nicht glauben, denn ich verstehe es selber noch nicht ganz. Es ist etwas sehr geheimnisvolles passiert. Es war vor zwei Tagen gegen Mitternacht und das Wetter war so schlecht wie heute. Dazu gab es keinen Mond und auch die Laterne vor dem Fenster war ausgefallen. Paulo, der Mensch in dessen Wohnung ich untergekommen war, war tagsüber kurz da und hatte einige Tüten mit Lebensmitteln für uns mitgebracht. Ich sage „uns“, obwohl ich nicht glaube, dass er mich einladen wollte. Kurz darauf, umgezogen und laut schimpfend dass eine Socke verschwunden war `Es ist eins der großen Geheimnisse der Menschheit, dass von zwei Socken immer eine spurlos verschwindet` war er mit einer Frau davongefahren und bis dahin nicht zurückgekommen.
Ich fing an, die Tüten, die er mitgebracht hatte zu untersuchen, denn mein Hunger war riesig.
Die erste Tüte war eine Pleite: nur Waschmittel, ein paar Wäscheklammern, Putzlappen und ähnlicher Kram, den Menschen kaufen, wenn die Freundin zu Besuch kommt. In der anderen Tüte fand ich ein paar Blechdosen mit Bier, einen Viererpack Aluminiumschalen mit Sardinenpaste, die in kürzester Zeit aufgenagt und verputzt hatte. Und dann roch ich noch frisches Brot in einer Extratüte, die auf einem Fleck alter Cola auf dem Tisch festgeklebt war. Ich schlich mich also in die Tüte um mir den Rest des angebissenen Brötchens zu Gemüte zu führen. Wie ihr sicher wisst, sind die Tüten vom Bäcker ein bisschen durchsichtig, nicht ganz klar sondern trüb, als wären sie in Milch gefallen.
Ich kaue also an meinem Brötchen und schaue durch die Tüte, als sich etwas bewegt. Das konnte nicht sein, denn ich war ja alleine hier.
Aber da war es wieder. Und das Geräusch: ein Rascheln, ein Knistern, ein Kratzen, dann Pause und dann wieder. Die Bewegung die ich nur undeutlich wahrnehmen konnte, schien näher zu kommen! Was konnte das sein?
Ich hatte über die Geschichten von den Geistern toter Mäuse, die um Mitternacht anderen Angst machen immer nur gelacht, und wenn früher meine Brüder sagten `ich würde mich zu Tode fürchten` erwidert `ein Leo würde den Kampf aufnehmen und die blöden toten Mäuse dahin zurückbefördern, wo sie hergekommen sind!´
Jetzt war ich allein und was ich sah konnte nur der Geist einer toten Maus sein, die sich für ihren Hungertod an allen rächte, die gerade fraßen.
Die Glocke der Kirchenuhr auf dem Hügel über mir schlug und bei dem feuchten Wetter war es, als schlüge sie direkt neben mir. Unwillkürlich zählte ich mit: ...neun, zehn, elf, zwölf! Mitternacht. Geisterstunde! Durch das kleine Fenster blitzte es in unregelmäßigen Abständen und von Ferne, über dem Meer, war ein tiefes Donnergrollen zu hören.
Ich hätte vor Angst – ich bitte die Damen einmal wegzuhören – beinah in die Tüte gepinkelt, so unheimlich war die Situation.
Aber dann sagte ich mir `Leo, wenn Du jetzt kneifst, kannst Du keinem mehr in die Augen sehen, nachdem Du soviel über deinen Mut gegen Geister geprahlt hast. Hätte ich doch nur den Mund gehalten!`
Also: Flucht war keine Lösung – nur Angriff war eine Chance.
Aber wie kämpft man gegen einen Geist?
Geister sollen ja Kräfte haben, von denen wir noch nicht einmal etwas ahnen. Also: mich einfach so als Leo hinzustellen und etwas zu sagen wie: `Hau ab Du blöder Geist. Ich bin Leo und habe keine Angst` erschien mir jetzt doch als etwas zu gewagt, vor allem da ich mein Gegenüber nicht sehen konnte sondern nur als Bewegung und Geräusch wahrnahm.
Ich musste etwas tun, mit dem auch ein erfahrener Geist nicht rechnen konnte. Ich weiß nicht wie, aber auf einmal hatte ich den zündenden Einfall: ich schlich mich rückwärts aus der Tüte, wobei ich sorgfältig die Augen geschlossen hielt, denn man sagt dass die Geister der toten Mäuse jeden Lebenden auf der Stelle töten können, der in ihre feuerroten Augen schaut.
Ich ging zehn Schritte zurück und rannte, was ich nur konnte, in die Tüte, die sich von der Wucht des Aufpralls von dem Colafleck löste und mit mir als Passagier geradewegs auf den Geist losschoss.
Der Geist schien von der unerwarteten Attacke so überrascht, dass er einen Satz nach oben machte und ich unter ihm durch über den Tisch rutschte. Der Tisch war mit alter Margarine verschmiert, so dass ich nicht zu Halten kam sondern weiter durch das offene Fenster im ersten Stock nach draußen flog.
`Nicht schon wieder` dachte ich, aber diesmal hatte ich Schwein: unter dem Fenster war die Markise der Restaurantterrasse, auf der ich weich landete, auch wenn ich erst einmal wie auf einem Trampolin mehrfach auf und ab sprang.
Ich war völlig verdattert und brauchte einen Moment, die Situation zu begreifen: ich hatte einen gefährlichen Mäusegeist besiegt und dabei gleichzeitig den einzig sicheren Weg zurück zu Dir – meine liebe Mini – gefunden.
Den Rest der Geschichte kennst Du ja.
Mögen wir und unsere Mäusekinder in Zukunft von solchen Erlebnissen verschont bleiben!“
Die anderen Mäuse waren von der Erzählung so beeindruckt, dass sie erst mal keinen Ton herausbrachten. Benni reichte dem Helden einen großen Schluck Sprudelwasser, damit er seine, vom langen Reden ausgedörrte Schnauze befeuchten konnte. Leo nahm einen großen Schluck und da er Sprudelwasser nicht gewohnt war musste er sofort laut rülpsen.
Leo war das peinlich, aber alle lachten sofort laut und fingen an durcheinander die verschiedensten Kommentare zu Besten zu geben.
Bliny erzählt
Bliny begann zu erzählen, aber die Erinnerung regte sie so sehr auf, dass sie kaum einen zusammenhängenden Satz raus bringen konnte.
„Also, ich, ... das war, ... Nein wirklich.., kaum zu glauben...“
„Langsam, langsam Kleine“ sagte Simba und streichelte ihren Nacken mit seiner rauen Zunge. „Erzähl doch mal von Anfang an! Wo warst Du denn die ganze Zeit?“
Bliny beruhigte sich langsam, atmete tief durch und fing noch einmal an:
„Also, es war ja so ein feuchtes Mistwetter die ganzen Tage und ich hatte niemanden in meinem Alter zum klönen und spielen. Das hat mich völlig fertig gemacht! Jeden Tag dasselbe! Ich wollte endlich was erleben. Ich bin also langsam rüber zum Campingplatz weil ich von Fauchi gehört habe, dass es da viele junge Katzen gibt. Das ging auch ganz gut, mal abgesehen von dem blöden Straßenköter, der meinte er müsse mich jagen.
Aber auf Bäume können die dummen Hunde ja zum Glück noch nicht!
Ich also auf einen Baum am Camping und auf der anderen Seite des Zauns wieder runter.
Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie es da ist: mindestens zwei Dutzend Kater haben da ihr Revier markiert. Einigen Marken waren schon recht alt aber einige auch so frisch, dass ich mich nur mit äußerster Vorsicht von Wohnwagen zu Wohnwagen bewegen konnte.
Viele der Menschen hatten ihre Hunde dabei und ich musste immer wieder einen neuen Weg suchen. Unter einigen Wagen standen Näpfe mit Wasser und Futter. Allerdings sollte man da besser nicht dran gehen.“
„Meinst Du, da ist Gift drin?“ fragte Klara besorgt „Ich habe gehört, dass so was gar nicht so selten vorkommen soll!“
„Glaube ich nicht, aber als ich an einem Napf probieren wollte – nur mal so um herauszukriegen, was denn da so gegessen wird – kam sofort eine Katzenmutter aus ihrem Versteck auf mich los geschossen und beschimpfte mich aufs Unflätigste `Dumme arrogante Stadtkatze` `Räudiger verflohter Futterdieb` waren noch die harmlosesten Worte. `Mach dass Du wegkommst, wenn ich Dir nicht das ganze Gesicht zerkratzen soll.`
Ich machte mich also schleunigst davon und legte mich in sicherem Abstand hinter einen Wasserkanister, als ich hörte, dass jemand mich leise rief:`
´Hallo Du!`
Ich konnte niemanden sehen und beschloss, nicht gemeint zu sein.
`Hallo Du! Ja Du, hinter dem Wasserkanister!
´Meinst Du mich?´
`Wen soll ich denn sonst meinen? Na klar. Ich bin hier hinter dem Rad.`
Das klang ganz freundlich und ich wagte mich einen Schritt weit aus meinem Versteck. Da sah ich ihn: ein Kater, ungefähr in meinem Alter mit einem weißen und einem schwarzen Auge einer rosafarbenen Nasenspitze mit einem schief sitzenden schwarzen Punkt. Das Fell war in verschiedenen Farben: rote Stellen, dunkelgraue Flecken, ein weißer Latz unter dem Kinn,der Schwanz rot getigert und an den Beinen weiße Socken, jede in einer anderen Länge.
Trotz seiner wüsten Zeichnung sah er aber freundlich aus.“
„Das muss einer von den Pintos gewesen sein. Ich kenne den Vater.“ sagte Fauchi, der einige Zeit auf Camping gelebt hatte. „Die sind ganz in Ordnung, obwohl alle von denen so wild aussehen! Allerdings sind die Feste der Pintos berüchtigt“
„Das kann ich mir denken! Der kleine Kater – er heißt übrigens Antonio aber alle nennen ihn nur „Toi“ - kam langsam zu mir rüber und machte mir ein Zeichen ihm zu folgen.
`Wir machen gerade eine Party. Wenn Du Lust hast, mach mit`
`Was denn für ´ne Party?´ wollte ich wissen.
`Nur so. Ein paar Kumpel sind da und wir haben ein bisschen Tee und ein paar Kräuter. Wir quatschen ein wenig und mit Glück haben die Menschen in dem Wagen neben uns Musik. Es wird Dir gefallen.`
Toi musste mich nicht lange überreden. So was hatte ich gesucht.
Der Weg zu Party war etwas verwirrend, denn Toi musste ständig die Reviere von unfreundlichen anderen Katern umgehen, so dass der Weg in die hinterste Ecke des Campingplatzes, am Zaun zum Strand, einem Hindernisrennen glich. Zu meinem Glück hatte ich es nicht auf eigene Faust versucht. Ich hätte mit Sicherheit mit verschiedenen Katern Ärger bekommen, wenn nichts Schlimmeres passiert wäre.
`Wir haben Glück, es gibt Musik` sagte Toi und nach dem wir um einen Haufen trockenes Gestrüpp herumgelaufen waren standen wir auf einem kleinen geschützten Platz. Sechs paar Augen richteten sich auf uns.
`Hallo` sagte Toi, ´läuft die Party schon? Das ist übrigens Bliny aus der Stadt. Sie wollte mal sehen, wie wir Campingkatzen so leben und feiern.´
Ich hatte Reaktionen erwartet, wie ich sie hier von unseren Nachbarn kenne: knurren, feindliches Anstarren, wütendes und aggressives Schwanz schlagen. Aber die Katzen hier waren anders. Total cool.
´Alles klar. Setzt Dich. Was trinkst Du?. Wir haben Joghurt-Katzenminze-Flip, Baldriantee und Baldriantinktur, die irgendein Mensch vor dem Wohnwagen vergessen hat. Leider kann keiner von und die Flasche aufmachen.“
Ich bat um einen Schluck Wasser oder etwas verdünnte Milch und wurde angeschaut als käme ich vom Mond. `Wasser?, Milch? Trinkst Du nichts richtiges?` fragte mich ein mageres, etwas zerzaust aussehendes Mädchen. `Das ist hier eine Party und kein Familienausflug. Was hast Du uns denn da mitgebracht, Toi?´ fragte sie dann meinen Begleiter.
`Lass gut sein,´ sagte Toi, `da wo Bliny herkommt, gibt es keine Baldrianpartys. Wenn sie Wasser will, soll sie Wasser haben.`
Das Mädchen schob mir mit einem verachtenden Blick eine große Muschelschale mit Wasser zu.
Ich fühlte mich elend. Jetzt hatte ich endlich gleichaltrige Katzen gefunden, die mich auch eingeladen hatten und dann war ich schon wieder der Außenseiter.“
„Was heißt hier schon wieder? Hier bist Du kein Außenseiter, sondern unsere Bliny, die jeder mag!“ schaltete sich Zorro ein.
„Nichts für ungut. So habe ich das nicht gemeint. Ich wollte nur sagen: ich wäre so gern so wie die anderen gewesen. Ein Kumpel unter Kumpeln! Aber Toi schien mich zu verstehen. Er war überhaupt offenbar ein kluger Kater. `Du musst ja keinen Baldrian trinken. Wasser ist auch Ok. Aber wenn Du Lust hast: probier´ doch mal ein bisschen von dem Joghurt-Minze-Flip. Alles Bio und nicht so stark.´
Das konnte – und wollte – ich nicht ablehnen.
Ich wollte ja in Tois Augen nicht als Feigling dastehen und außerdem roch das Getränk sehr, sehr gut. Allein der Geruch der Katzenminze machte mich fröhlich und ganz warm von innen.“
„Katzenminze ist toll!“ sagte Fauchi. „Ich habe fast ein halbes Jahr neben einem Busch Katzenminze gewohnt und war jeden Tag wie besoffen. Mein Vater sagte immer: `Baldrian und Minze – das sind ´se!` Er hat Minze und Baldrian geliebt. Allerdings ist er im Badrianrausch von einem Mülllaster überfahren worden, den er nicht mehr gesehen hatte.`
„Ja, Baldrian ist viel stärker“ griff Bliny ihre Geschichte wieder auf.
„Hast Du etwas Baldrian genommen?“ fragte Klara streng, richtete sich auf und schaute ihre Nichte durchdringend an.
„Leider ja, Tante Klara. Aber lass mich erzählen. Ich hab also mit Toi etwas Minzjoghurt geschlabbert und fühlte mich gleich viel besser. Die anderen taten so, als wäre ich nicht da und redeten von ihren Partyerlebnissen. Es schien so, als gäbe es überhaupt nur Party für sie. Da ging es um wilde Feste bei Vollmond am Strand, bei dem einer fast ersoffen wäre, um den Boxkampf von zwei berauschten Katern, die beide die schöne Minka wollten, die aber dann mit einem Fischerkater nach Hause gegangen ist. Da ging es um einen Partygast, der so viel getrunken hatte, dass er auf einem Tisch der Menschen so fest eingeschlafen ist, dass die Menschen ihn eingesperrt und zum Tierarzt gebracht haben, von dem er erst ein paar Tage später zurückkam. Er hat übrigens dem Baldrian abgeschworen.
Ich konnte nicht mitreden und da fiel mir ein Weg ein, mich beliebt zu machen. Ich hatte im Restaurant oft genug gesehen, wie Jasmin und Christoph Flaschen aufgemacht haben. Und hier gab es eine Flasche mit Baldriantinktur, die keiner auf bekam. Ich bat Toi um Hilfe. Während er die Flasche festhielt hing ich meine Krallen in den Plastikdeckel des Schraubverschlusses und drehte mit aller Kraft.
Nach mehreren Versuchen gab der Deckel nach und der Inhalt ergoss sich über Toi, mich und in die Muschel mit Wasser.
Das war nicht nur besonders starker Baldrian, sondern auch Alkohol, wie ihn die Menschen zum Berauschen benutzen!
Ich fing sofort an mich zu putzen und muß dabei etwas zu viel von dem Teufelszeug geschluckt haben. Zudem hatte ich Durst und nahm versehentlich einem Schluck von dem Wasser, das ja jetzt überwiegend aus alkoholhaltiger Baldriantinktur bestand!
Die anderen Katzen waren von meiner Tat beeindruckt und plötzlich war ich im Mittelpunkt des Gesprächs. ´Erzähl doch mal, was Du so erlebt hast,´ wurde ich aufgefordert.
Was sollte ich schon erzählen? Ich hatte ja nicht besonderes erlebt! Da viel mir die Geschichte mit den Biermäusen ein, die ich von Christoph, Laetitia und Jasmin im Restaurant gehört hatte und die mir seitdem nicht mehr aus dem Kopf gegangen war.
Ich log als wild drauf los:
Wisst ihr, da wo ich herkomme gibt es zwar kein Baldrian aber wilde Multi-Kulti Feste.`
`Was ist das denn?´ frage Toi und auch die anderen schauten interessiert auf.
`Das sind Feste mit Katzen und Biermäusen, die oft die ganze Nacht lang im Restaurant stattfinden!´
`Biermäuse??´
`Kennt ihr die hier nicht? Das sind ganz kleine Mäuse mit einer langen, viereckigen Schnauze. Und ich sage Euch, das sind wirkliche Partyspezialisten!`
`Mäuse? Die hätte ich doch sofort mit einem Haps gefressen,` sagte das Katzenmädchen, über dessen überhebliche Art ich mich am Anfang so geärgert hatte.
`Blöd genug dazu wärst Du vielleicht, aber dann gäbe es nicht die tollsten Partys in der Stadt!“ sagte ich, durch den Baldrian und den Alkohol mutig geworden.
`Also hör zu, da kannst Du noch was lernen!.
Die Biermäuse machen jeden Abend Party. Und weil das auf Dauer todlangweilig wird,
laden sie hin und wieder fremde Gäste ein. Das können Katzen sein – wenn sie sich zu benehmen wissen – oder normale Mäuse, manchmal fliegt auch eine Fledermaus von draußen rein.
Das sind dann die berühmten Multi-Kulti-Partys.
Der Anfang ist immer gleich. Jeder muss feierlich versprechen, für den Zeitraum der Party auf jeden Angriff auf andere zu verzichten und das bei dem, was ihm heilig ist, schwören. Ich habe auf eine große Katzenfutterdose geschworen.
Dann nimmt jeder einen großen Schluck Bier aus der Tropfschale und der Festmeister der Biermäuse fordert zum Singen auf. Die Biermäuse singen zwar nicht sonderlich schön, aber immer voller Inbrunst. Sie singen Lieder wie: „Heute blau und morgen blau“ oder „Eins, Zwei, Gesuffa“ oder rufen gemeinsam im Chor „Heb das Bier an die Schnauze – rein mit die Sauze“. Angeblich haben sie das von ihren Vorfahren gelernt, die in einem Bierzelt auf der Kirmes gewohnt haben sollen.
Dann gibt es wieder einen großen Schluck Bier für jeden, und der Gast muss ein Lied singen. Das ist meistens total lustig, weil das völlig unbekannte Lieder sind und die Biermäuse lernen die dann auswendig und grölen sie dann an den nächsten Abenden. Bei der Fledermaus gab es da allerdings ein Problem. Fledermäuse singen gerne, aber sie singen in Ultraschall, das heißt, die Töne sind so hoch, dass selbst die Maus mit dem besten Gehör nichts hören kann. Nur an der Bewegung des Mauls kann man erkennen, dass die Fledermäuse singen.
An dem Abend, an dem die Fledermaus zu Besuch war, waren die Biermäuse von dem zehnminütigen Lied ihres Gastes, das sie nicht hören konnten, so frustriert, dass viele von ihnen schon nach einer Stunde stockbesoffen in der Ecke lagen.
Die Fledermaus ist übrigens nie wieder eingeladen worden. Sie war total beleidigt, weil die sie die ganze Arie von der Königin der Nacht aus der Zauberflöte gesungen hatte, wofür andere Fledermäuse normalerweise mindesten drei fette Mücken Eintritt zahlen müssen`
Ich hatte vom langen Reden einen trockenen Mund und nahm ohne nachzudenken einen riesigen Schluck aus der Muschelschale in der jetzt der Baldrianschnaps war.
Ich merkte, dass mir das Sprechen schwer fiel, aber die anderen bestanden darauf, die Geschichte zu Ende zu hören.
„ Also ich.“ log ich weiter `kannte nur wenige Partylieder. Aber eins gefiel mir und ich sang, auch wenn ich den Text nicht richtig konnte:
Da bin ich dabei, das ist Prima, Viva Colonia. Wir lieben das Leben, die Liebe und den Suff. Wir pfeifen auf den Hundeschiss und sagen selber WUFF.“
Das war nach dem Geschmack der Biermäuse, die dieses Lied immer wiederholten und jedes Mal musste ich einen großen Schluck Bier nehmen. Einige von den Mäusen qualmten dabei viele Zigaretten und ich bekam immer wieder Hustenanfälle. Am Schluss war ich so besoffen, dass ich auf der Theke ein schlief und am nächsten Morgen von einer wütenden Ana geweckt und ziemlich unsanft nach draußen befördert wurde.`
Die Aufregung unter den Partykatzen war groß. Mäusepartys mit Katzengästen, Suff und Gesang! Davon hatten sie noch nie gehört und alle wollten von mir wissen, wie man da hinkommt um mit zu feiern.
Bei mir wirkte der Baldrian und der Alkohol und ich konnte nur noch etwas sagen wie: `dahinten` und in die ungefähre Richtung zeigen bevor ich jede Orientierung verlor.
Ich geriet in einen Dämmerzustand aus dem ich gelegentlich etwas auftauche. Da waren diese Katzen um mich rum, die mich über den Boden zogen. Dann hörte ich etwas wie `zu schwer` und spürte, wie ich in eine Plastiktüte gesteckt wurde. Ich versuchte mich aufzuraffen, was mir nicht gelang, sah aber dann Toi, der sich über mich beugte und etwas sagte wie: ´Keine Sorge Bliny, wir bringen Dich nach Hause`. Ich war beruhigt und schlief sofort wieder ein.
Das nächste, an das ich mich erinnern kann, ist dass ich durch das äußere Tor zu unserer Höhle gezogen wurde und dann statt nach unten, die Treppe nach oben geschleift wurde.
Ich wollte protestieren, brachte aber nur ein paar Grunzlaute zustande, die Toi und die anderen natürlich nicht verstanden. Ich war wie gelähmt und unfähig mich zu bewegen.
Plötzlich Unruhe weil ein Mensch kam. Toi und die anderen nahmen auf der Stelle reisaus und ließen mich mitten auf der Treppe in meiner Tüte liegen.
Ich nahm undeutlich wahr, dass Paulo Einkaufstüten aus dem Auto in den oberen Teil des Anbaus lud und mich in meiner Tüte, so als wäre ich ein Brot mit hoch nahm und auf den Tisch legte. Ich war immer noch zu berauscht um mich zu bewegen und schlief bald wieder ein.
Ich weiß nicht wie lange ich geschlafen hatte, aber ich wurde von einem furchtbaren Durst geweckt. Ich schaute mich um und verstand gar nichts. Um mich rum war alles weiß und sehen konnte ich auch nichts! Ich war irgendwo an einem unbekannten Ort hatte furchtbaren Durst und war in einer weißen, undurchsichtigen Haut gefangen.
So musste sich Jonas gefühlt haben, als er vom Wal verschluckt worden war!
So langsam kamen meine Sinne zurück und ich wollte mich gerade aus meinem Gefängnis befreien und etwas zu Trinken suchen, als ich plötzlich und ungewöhnlich nah die Kirchturmuhr schlagen hörte. Ich zählte mit: 12 Schläge! Nun habe ich wirklich keine Angst vor Geistern. Deshalb ist mir normalerweise auch die Geisterstunde egal.
Aber diese war besonders unheimlich.
Dazu donnerte es von Weitem und durch die weiße Folie der Plastiktüte in der ich lag (soviel war mir inzwischen klar geworden) konnte ich entfernte Blitze über dem Meer wahrnehmen.
Und plötzlich ein anderes Geräusch und das ganz nah neben mir. Da knisterte und scharrte
es ganz in der Nähe und es war auch ein heftiger Atem zu hören.
Um diese Zeit bei diesem Wetter. Vielleicht war ich ja tot und es kam jemand um mich für die Katzenhölle abzuholen. Für meine böse Tat, anderen Katzen Lügengeschichten zu erzählen und dabei Baldrian und Alkohol zu nehmen.
Ich kauerte mich auf dem Boden der Tüte zusammen und spannte alle Muskeln an.
Eine Augenblick lang hörte ich nichts mehr, dann ein Schnaufen, ein Trappeln, ein lautes Knistern, einen Aufprall und ein Geräusch, als würde etwas abgerissen. Dann kam etwas direkt auf mich zugeflogen. Durch die Folie meiner Tüte konnte ich nur eine heftige Bewegung direkt auf mich zu, erkennen. Mit einem Sprung nach oben versuchte ich mich zu retten, aber die Tüte blieb an einer Kralle meiner Hinterpfote hängen. Es reichte aber, dass das unheimliche Etwas unter mir durch aus dem Fenster nach draußen sauste und in der Hölle verschwand, aus der es gekommen war.
Ich musste mich von dem Scheck erholen. Mein Herz klopfte wie wahnsinnig und mein Schädel dröhnte von den ungewohnten Getränken.
Den Rest kennt ihr ja. Ich bin aus meiner Tüte raus nach unten gelaufen. Das Eisentor zum Bau war zu. Ich musste also über die Mauer und bin auf der anderen Seite durch den ganzen Schneckenschleim nach unten gerutscht, denn so sicher war ich noch nicht auf den Pfoten.
Nein es war wirklich furchtbar. Vielleicht gibt es doch Geister!“
Die ganze Katzengesellschaft hatte gespannt und schweigend zugehört und keiner sagte was nur Fauchi konnte sich einen seiner gefürchteten Sprüche nicht verkneifen.
Wie meine Mutter schon immer sagte:
„Lieber einen kleinen Kater zum Schmusen als einen großen Kater vom Saufen“
Um halb 11 machte Jasmin die Kaffeemaschine aus und ich kam zur Abrechnung der Tageseinnahmen. Leider gab es an diesem Abend wenig Geld zu zählen und nach einem kurzen Gespräch über dies und das gingen wir alle nach Hause, nachdem ich das Licht ausgeschaltet und die Eingangstüre verschlossen hatte. Mini sah zu ihrer Erleichterung, dass, wie fast immer um diese Jahreszeit, die Oberlichter in den Fenstern offen geblieben waren. Diesen Weg nach draußen (und zurück) hatte sie in den vergangenen Tagen, an denen sie auf ein Zeichen von Leo gewartet hatte, regelmäßig genommen. Aber noch war Zeit, wenn sie auch vor Ungeduld, Leo wiederzusehen, fast zerplatzte.
Erst musste sie sich um das Essen kümmern.
„Komm Benni, sei nicht so verpennt. Wir müssen das Essen holen“ sagte sie halblaut und stieß ihren noch schnarchenden Bruder sanft in die Rippen.
Benni antwortete mit einem Grunzen
„Komm! Aufstehen! Es gibt leckere Sachen zu holen“
Die Worte „leckere Sachen“ drangen bis in sein verschlafenes Gehirn vor, denn Hunger hatte er eigentlich immer.
„Hä, hmm, was, wo, wo gibt es was zu essen?“ stammelte er im Wachwerden.
„Gleich, gleich“ flüsterte Mini, „aber komm erst einmal mit raus, bevor alle anderen aufwachen, Und sei leise!“
Benni räkelte sich, stand langsam auf und verschwand erst einmal wortlos in der Kloecke.
„Ok Schwester“ flüsterte er, „wo ist der Elefant den Du mir gekocht hast? Jetzt aber los“
Typisch Benni: erst brauchte sie geschlagene zehn Minuten um ihn auf die Pfoten zu bringen und dann drängelte er und spielte sich auf, als hätte er seit Tagen gewartet!
Aber sie war dankbar in ihrem Bruder einen guten Verbündeten in schwierigen Zeiten gefunden zu haben. „ Soll er sich doch aufplustern, wenn er meint! Hauptsache er steht zu mir und hilft!“
Sie kletterten in die Kaffeemaschine und brachten Stück für Stück das gesamte Festessen in die Höhle. Alles sah gut aus und roch verführerisch. Vor allem war alles abgekühlt und nur noch lauwarm. Fast kalt genug zum essen!
Nach und nach waren die anderen aufgewacht und alle staunten nicht schlecht über das ungewohnte Angebot.
Nur Vater Klugbart war etwas schlechter gelaunt, weil Benni beim Transport des schweren und sperrigen Suppentopfs in die Höhle geschlabbert hatte und seinem Vater ein großer Klacks lauwarme Suppe mit einem Möhren- und einem Zucchinistück auf den Kopf geschwappt war. Noch schlimmer als der Schreck war allerdings die Tatsache, dass alle seine Kinder sofort in brüllendes Gelächter ausbrachen und selbst Schnäuzchen, seine Frau, die sofort mit etwas Watte zum Säubern herbeieilte, sich ein Kichern nicht verkneifen konnte.
„ Das ist wahrscheinlich die Strafe dafür, dass ich Dir das nicht zugetraut habe“, sagte er zu Mini, nachdem er sich von dem Schreck erholt hatte, um dann selber zuerst leise zu kichern, dann glucksende Geräusche mit geschlossenem Maul zu machen und letztendlich laut in das Gelächter der ganzen Familie einzustimmen.
Es war erst viertel vor zwei, aber Mini konnte es nicht mehr abwarten und machte sich auf den Weg nach draußen. Das Wetter war nicht in Festtagslaune. Es nieselte leicht und es war für diese Jahreszeit deutlich zu kühl. Der Weg unter der Markise vor dem Fenster entlang war normalerweise trocken, aber der Wind und mit ihm der Regen, kamen aus Süden und sprühte einen feinen feuchten Film auf die Tische, Stühle und den Boden. Die Katzen hatten sich seit einigen Minuten zur Nachtruhe in den Anbau zurückgezogen, denn wenn Katzen (wie Mäuse) eins nicht mögen, dann ist das Regenwetter.
Mini gelangte zum verabredeten Ort neben der Türe und machte sich hinter einem Stuhlbein klein und fast unsichtbar.
Noch zehn Minuten bis zum verabredeten Treffen.
„Es ist seltsam mit der Zeit:“ dachte sie bei sich „wenn man etwas Schönes macht, wie spielen, essen, reden sind zehn Minuten eine sehr kurze Zeit, wenn man etwas macht, was man machen muss, wie zum Beispiel Höhle aufräumen oder Abfall raus schaffen dauern 10 Minuten genau zehn Minuten, Wenn man aber auf etwas dringend wartet, sind zehn Minuten so lang wie mindestens eine Stunde“
Als Mini – nach ihrem Gefühl - 20 Minuten gewartet hatte (hätte sie eine Uhr gehabt, hätte sie gewusst, dass es nur drei Minuten waren) hörte sie ein leises Geräusch. Sie merkte auf. Bei dem Regenwetter hier draußen gab es viele ungewohnte Geräusche. Da war es wieder. Ein leichtes Trippeln über ihr. Dann hörte sie ganz leise :
„Mini, bist Du da?“
„Leo? Leo? Wo bist du?“
„Hier oben auf dem Tisch. Warte ich komme runter“
Ein leichtes Scharren, ein Kratzen, als Leo das glatte Bein des Plastikstuhls runterrutschte und ein lautes Platschen, als er in der einzigen Pfütze der Gegend landete.
„Au Schei...!“ er stoppte abrupt ab, denn er wollte beim Wiedersehen mit Mini seine Freundin nicht gleich mit einem Kraftausdruck begrüßen.
Aber das war wirklich ärgerlich. Für das Treffen hatte er sich fast eine Stunde lang in einer sicheren Mauernische geputzt, jedes Staubkorn aus seinem sandfarbenen Fell geleckt, seinen Bart mit den Vorderpfoten in Form gebracht und gestriegelt, bis der selbst in der Nacht glänzte. Auf dem Weg hierhin hatte er sorgfältig jeden Regentropfen vermieden, der dieses Kunstwerk an Körperpflege beschädigen könnte und jetzt das! Er sah aus wie ein begossener Pudel.
Mini unterdrückte ein lautes Lachen („Warum müssen wir eigentlich immer über das Missgeschick der anderen lachen?“, fragte sie sich, wusste aber keine Antwort) .
Auch patschnass und mit etwas Schlamm auf dem Kopf, war er für sie der schönste Mäuserich der Welt. Das Leuchten in seinen Augen war unverändert.
„Mini, wie gut Du aussiehst. Ich bin froh, dass Du meine Nachricht bekommen hast“
Mini hatte vor lauter Glücksgefühl einen solchen Kloß im Hals, dass sie keinen Laut hervorbringen konnte.
„Wie geht es Dir? Habt ihr eine neue Höhle gefunden? Wie haben Dir die Kürbiskerne geschmeckt? Habt ihr in Eurem neuen Zuhause auch genug zu essen?“ Er machte eine Atempause „ Ich glaube, zu essen habt Ihr genug, denn ich sehe, Du bist runder geworden. Ich finde das steht Dir sehr gut. Erzähl doch mal ...“
Mini hatte sich wieder gesammelt und unterbrach den Redeschwall: „Leo, Leo. Ich bin so glücklich, dass Du wieder da bist. Ja uns geht es gut. Du wirst es gleich sehen. Und dass ich runder geworden bin liegt nicht am vielen Kuchen, sondern wir werden Eltern.“
Jetzt war Leo an der Reihe, keinen zusammenhängenden Satz mehr raus zubringen. Er stammelte nur etwas, was klang wie „oh, ah, hmm, öh, ehh“ Dann sammelte er sich und fragte: „Wann?“
„In 11 oder 12 Tagen“
Mini war etwas enttäuscht, denn sie hatte eigentlich eine andere Reaktion erwartet. wie eine spontane Umarmung, einen langen Kuss, einen Kniefall, ein Lied oder einen langen schweigenden Blick, bei dem ihm Tränen der Freude in die Augen stiegen. So etwas sei normal, hatten zumindest ihre Freundinnen erzählt. Allerdings wohnten ihre Freundinnen in einem portugiesischen Café, in dem den ganzen Tag der Fernseher mit Liebesserien lief und da ihre Freundinnen selber keine Mäuschen hatten, konnte es gut sein, dass sie den Unsinn aus dem Menschenfernsehen nachgeplappert hatten.
Leo hatte in der Pause nachgerechnet und wusste, dass die Schwangerschaft aus Ihrer gemeinsamen Nacht in seiner Höhle resultieren musste. Die Situation war neu für ihn und er brauchte ein paar Sekunden um sich über seine Gefühle klar zu werden.
„Was für eine schwere Zeit musst Du gehabt haben. Der Umzug, die neue Wohnung. Aber jetzt bin ich da und kann Dir helfen.“
Mini war beruhigt. „Er macht sich Sorgen um mich, und die Freude auf die Mäuschen wird auch noch kommen“, dachte sie.
„Komm mit in meine neue Höhle. Da kannst Du dich abtrocknen und ich habe ein wenig zu essen vorbereitet“ sagte sie bescheiden „Und außerdem warten wir alle schon auf die Erzählung, wie es Dir in der langen Zeit (11 Tage im Mäuseleben sind so wie ein halbes Jahr im Menschenleben) ergangen ist und was Du so erlebt hast.“
Schweigend zeigte Mini Leo den Weg in die Höhle.
Obwohl Leos Aussehen durch den Sturz in die Pfütze in keiner Weise dem entsprach was Mini über ihn erzählt hatte (oder sollte ich besser sagen: romantisch geschwärmt hatte), benahmen sich alle vorbildlich zu ihrem Gast und Leo, der wegen seiner schlechten Erfahrungen immer etwas misstrauisch gegenüber Fremden war, entspannte sich rasch.
Mini und Schnäuzchen rieben ihn mit etwas Watte trocken, wobei Schnäuzchen ihrer Tochter immer wieder heimliche Blicke zuwarf, die so etwas wie „der hätte mir auch gefallen“ bedeuten sollten.
„Komm Leo. Mini und Benni haben etwas zu essen vorbereitet, damit Du Dich nach Deiner Reise etwas stärken kannst“ sagte Schnäuzchen zu ihrem Schwiegersohn und zog die weiße Papierserviette weg, mit der sie das Festmahl abgedeckt hatte.
Leo war – zum zweiten Mal an diesem Abend – sprachlos. Er hatte etwas Brot und Obst erwartet, aber was er da sah, übertraf alles. Und das alles von Mini mit Hilfe ihres Bruders selber zubereitet!
Wenn es zutrifft, dass Liebe durch den Magen geht, dann bei Leo und Mini, die sich bis dahin ja kaum kannten. Mit jedem Bissen wuchs Leos Zuneigung und das Gefühl, zusammen
zu gehören.
Ich will die Familie Klugbart und das jung verliebte Paar nicht weiter beim Essen stören und werde erst dann wieder zu unserer Geschichte zurückkommen, wenn Leo – wie zuvor versprochen – seine Abenteuer erzählt.
Bliny ist verschwunden und kommt zurück
Zur gleichen Zeit lagen im Kellerraum des Anbaus nebenan die Katzen und dösten. Zorro, der Kater, der getigerte Simba und etwas Abseits der erst vor kurzem eingezogene schwarze Fauchi, ein Straßenkater der ständig Hunger hatte aber auch ungewöhnlich gute Manieren.
Klara, die schwarze Katze mit dem weißen Kinn und Bauch kratzte sich wie immer ausgiebig und redete halblaut in ihrer etwas tantenhaften Art vor sich hin:
„Nein, nein, nein! Was für ein Wetter. Hat man das schon einmal in Katzenzeiten erlebt! So ein feuchtes Frühjahr. Da tun mir alle meine Narben weh!“ Clara war nämlich zwei mal in ihrer Jugend von Hunden angegriffen worden, die sie zwar nicht packen konnten, aber ihr jedes Mal den Schwanz gebrochen hatten. Seitdem war sie etwas seltsam.
„Wo sie nur sein mag! Die arme Kleine“ fuhr sie unvermittelt fort. „Hoffentlich hat sie einen trockenen Platz gefunden. Sie holt sich noch den Tod! Diese unvernünftigen Jugendlichen. Nein, Nein, Nein!“
Zorro, ihr Bruder wurde von dem Gerede wach.
„Was erzählst Du da? Wovon sprichst Du?“
„Von Bliny, unserer Nichte. Aber das interessiert Dich ja nicht! Ihr Jungs seid so unsensibel. Sie ist seit zwei Nächten nicht nach Hause gekommen und was machst Du? Du gehst nur von Tisch zu Tisch im Restaurant und versuchst von den Menschen etwas zu fressen abzustauben, aber das Schicksal Deiner Familie ist Dir völlig egal. Ihr Männer seid ja immer so egoistisch. Kein Familiensinn!“
Zorro wusste, das diese Tiraden noch eine ganze Stunde so weitergehen konnten und außerdem hatte er ein schlechtes Gewissen, weil er nichts unternommen hatte, nachdem ihre Nichte nicht nach Hause gekommen war.
„Ist ja gut Schwester. Ich habe mir keine Sorgen gemacht, denn in dem Alter, in dem Bliny jetzt ist, sucht man schon mal seine Freiheiten. Ich zum Beispiel, habe damals, beim zweiten Frühjahrsvollmond vor zwei Jahren, auch ein tolles Abenteuer erlebt. Da war ich nämlich...“
Simba, der von dem Gespräch aufgewacht war griff ein
„Lass es gut sein Zorro. Wir können alle die Geschichte, wie Du den Schneehund bis ans Ende des Platzes gejagt hast und wie Du dann von den Leuten im Dönercafé gelobt und gefüttert worden bist, schon mitsingen. Und außerdem vergisst Du immer zu erzählen, dass Du danach drei Tage schlimmen Durchfall gehabt hast!“
Zorro war etwas beleidigt. Was für Ignoranten!
Klara fing schon wieder an: “Wenn Du nur etwas Familiensinn hast, dann gehst Du los und suchst Bliny!“
„Aber es regnet doch!“ entgegnete er etwas kleinlauter.
Jetzt fielen erst recht alle über ihn her
„Unser Held! Immer der Größte. Immer den Mund voll Geschichten über seine Taten. Aber Angst vor ein paar Regentropfen“ schimpfte Klara und Simba ergänzte
„Jetzt kannst Du mal zeigen, was Du wirklich drauf hast. Nicht nur beim Futter abstauben und Reden, sondern in Wirklichkeit!“
Auch Fauchi in der Ecke fühlte sich angesprochen seinen Senf dazu zu geben, obwohl er von der ganzen Geschichte nichts mitbekommen hatte.
„Was ein Kater tun muss, muss ein Kater tun“
Fauchi liebte Sprüche, die er irgendwo aufschnappte und bei jeder Gelegenheit – egal ob sie passten oder nicht - zum Besten gab.
Und: “Brot ist dicker als Wasser“. Er hatte nicht genau zugehört, dass es eigentlich heißt „Blut ist dicker als Wasser“ und bedeutet, dass ein Onkel seiner Nichte helfen muß, auch wenn es regnet.
Zorro gab auf.
„Ja, ja. Ich gehe schon.“
Langsam und mit viel Würde, damit man seine Niederlage nicht so merkte, stand er auf, streckte die Vorderpfoten lang vor, drückte das Kreuz durch und räkelte sich ausgiebig.
Er beendete diese Turnübung mit einem langen Gähnen und wollte sich gerade auf den Weg machen, als in dem Fenster ohne Glas, das allen als Türe diente, der Kopf von Bliny auftauchte.
„Ich hab es doch gewusst“ sagte Zorro und legte sich wieder hin.
„Immer diese aufgeregten Reaktionen. Bliny ist aus unserer Familie und weiß sich zu helfen“
Bliny sprang runter zu den anderen, die sie jetzt etwas genauer sehen konnten. Wie mitgenommen sah sie aus! Das weiß-beige Fell, auf das sie zu Recht stolz war, war ungepflegt, voller Stroh- und Sandreste und troff vor Nässe. Der Schnurrbart war mit irgendwelchen undefinierbaren Substanzen verklebt (Schneckenschleim?) und um den leicht getigerten Schwanz hatte sich ein Stück Faden gewickelt, den sie einen halben Meter lang hinter sich her zog.
Klara schaute sie mit aufgerissenen Augen an und warf gleichzeitig einen vorwurfsvollen Blick in Richtung Zorro:
„Kindchen, Kindchen! Was ist denn mit Dir passiert? Wie siehst Du denn aus. Ach Du arme Kleine. Komm her. Ich mach Dir den Faden ab. Hast Du denn schon was gegessen? Ach, ach!
Ich glaube ich habe noch ein paar Gambaköpfe versteckt, die mit der Knoblauchmedizin. Iss was. Ruh´ Dich aus“
Bliny, die eigentlich keine Gambaköpfe mehr sehen konnte, weil es die den gesamten Sommer über gab, war dankbar uns außerdem freute sie sich über die Sorge und Aufmerksamkeit Ihrer Tante.
Zorro, der auch etwas Familiensinn zeigen wollte, murmelte etwas wie „Wenn ich bedenke, was ich erlebt habe, als ich in Deinem Alter war- aber, schön. dass Du wieder da bist!“
Bliny nutzte die Gelegenheit etwas zu essen und sich dann ausgiebig zu putzen, wobei Simba ihr wortlos half, die Stellen zu säubern, an die sie mit ihrer Zunge nicht herankam.
Jetzt waren alle endgültig wach und nach einer angemessenen Erholungspause drängelten sie Bliny, zu erzählen was eigentlich passiert war.
Auch bei der Mäusefamilie nebenan waren inzwischen alle satt und entspannt und drängelten Leo seine Geschichte zu erzählen.
Und da die Geschichte von Leo und die Geschichte von Bliny miteinander zu tun haben, schreibe ich Euch beide Erzählungen nacheinander auf!
Leo erzählt
Ich schlief noch fest in meiner Höhle, denn nach dem Abend, an dem Mini fast auf mich gefallen war, war ich doch sehr müde.
Ich wusste ja, dass ich mir eine neue Behausung suchen musste und dachte, ich hätte noch einen ganzen Tag Zeit!
Aber diese Menschen! Man kann sich wirklich auf nichts mehr verlassen! Nicht nur dass sie ungeschickt, grobschlächtig, unsensibel und langsam sind! Sie glauben von sich, sie seien die Krönung der Schöpfung und könnten mit allen anderen machen, was sie wollten. Na ja – einiges können sie schon ganz gut, wie z.B. Brot backen und alte Socken liegen lassen, die man so schön zum Schlafplatz bauen verwenden kann. Aber auf der anderen Seite füttern sie Katzen und versuchen uns Mäusen, der wahren Krone der Schöpfung, das Leben schwer zu machen. Was wissen denn die Menschen schon von ...“
„Wir kennen die Menschen,“ warf Benni ein
„wir leiden ja auch ständig unter ihrem Unverständnis. Aber erzähl doch erst einmal was passiert ist“
Leo, der nicht gerne in seinem Redefluss gestoppt wurde, machte eine etwas säuerliche Mine, aber dann griff er als höflicher Gast den Faden seiner Geschichte wieder auf.
„Also ich schlief noch, als ich hörte, wie jemand versuchte das klemmende Schloss der Türe zu unserem Lager aufzumachen. Ich war sofort hellwach! Zum Glück klemmte das Schloss so sehr, dass der Mensch erst einmal wegging, wahrscheinlich um Werkzeug zu holen.
Wenig später kam der Mensch zurück und hatte in kurzer Zeit die Türe auf. Es war der dicke Pedro, der gerade das Restaurant ´Die Schüssel` übernommen hatte, zu dem unser Lager gehörte.
Ich schaute mich vorsichtig um und sah alle Katzen an ihrem Futterplatz unter der Palme versammelt. Jetzt brauchte ich einen sicheren Platz in der Nähe um das Geschehen im Lager beobachten zu können. Neben der Türe, an der Querwand zum Kellerlager hing ein Blumentopf mit einer Fuchsie. Ich – nichts wie hin und still unter das Laub im Topf gelegt. Leider lag direkt neben dem Blumentopf der Eingang zu der Katzenwohnung. Aber ich kenne mich ja aus. Wenn eine Maus sich nicht bewegt, werden 9 von 10 Katzen sie nicht bemerken. Und hier wohnten nur fünf Katzen. Ich war also sicher.“
Leo hatte in der Mäuseschule noch keine Prozentrechnung gehabt, sonst hätte er gewusst, dass auch bei nur einer Katze das Risiko 10% betrug. Aber das würde er schon noch merken!
„Zu meinem Entsetzen“ fuhr Leo fort „ trug der Mensch als erstes die Stühle unter denen ich gewohnt hatte und die Sitzflächen, aus denen ich meine Höhle gebaut hatte, raus und lud sie auf einen großen Wagen. Da konnte von meiner Wohnung nicht viel übrig geblieben sein.
`Iihh, hier gibt es Mäuse` hörte ich den dicken Pedro schreien. Es folgte ein heftiger Lärm, als er mit seinen Füßen auf meine Wohnung stampfte und die sorgfältig zernagte Strohwatte nach draußen trat. Ich sah mein Bett und der Inhalt meiner Speisekammer auf den Platz fliegen, wo alles von einem Windstoß weggetragen wurde.
Da war ich jetzt: ohne Familie, ohne Vorräte, ohne Wohnung und Mini, meine einzige Freundin, konnte ich nicht erreichen.“
Er warf Mini einen langen und liebevollen Blick zu, woraufhin Mini tief und voller Mitgefühl seufzte.
„Aber ich bin es ja gewohnt alleine zurechtzukommen!. Ich versuchte erst einmal meine Umgebung nach geeigneten Verstecken abzusuchen, aber ich fand keinen guten Platz.. Also den Blick nach vorne! Ich machte mich ganz lang um in das Kellerlager der Katzen zu schauen. Der Raum war riesig und vom anderen Ende fiel etwas Licht herein. Da war also noch ein Ausgang. Zumindest für Mäuse. Ich konnte erkennen, dass das ganze Lager voll mit Gerümpel war
Wären da nicht die Katzen, einen idealeren Platz für Mäuse gäbe es nur noch in der Küche eines vegetarischen Restaurants mit
einem schlampigen Koch!
Während ich so darüber nachdachte, wie schön man sich da einrichten könnte, hatte ich nicht bemerkt, dass die beigefarbene Katze – ich glaube dass die Menschen sie `Bliny` nennen - herangeschlichen war um von ihrem Lieblingsplatz im Blumentopf aus, dem Treiben von Pedro im Lager zuzusehen.
Ich machte mich so klein wie möglich um nicht gesehen zu werden und hatte Glück: sie bemerkte mich nicht und ließ sich im Blumentopf – genau auf mir – nieder.
Da lag ich nun: schutzlos und ohne Freunde, begraben unter einer riesigen Katze, die – wenn sie mich entdeckte – mich sofort als kleine Zwischenmahlzeit verspeisen würde.
Adieu Welt – adieu Mini! Es war schön Dich kennen gelernt zu haben.“
Leo machte eine Pause um die Wirkung seiner Erzählung auskosten zu können.
Keiner seiner Zuhörer sagte einen Ton nur Mini schluchzte leise, weil sie sich vorstellte wie ihr Geliebter von dem Katzenungeheuer gefressen wurde. Aber er saß zum Glück gesund und lebend vor ihr.
Leo räusperte sich, nahm einen Schluck Gemüsesuppe und fuhr fort:
„Wenn man von der Gefahr absieht, war es eigentlich ein ganz angenehmes Gefühl unter einem warmen und flauschigen Katzenfell zu liegen.
Durch den übereilten Aufbruch habe ich nicht frühstücken können und mein Magen fing an zu knurren. Das Knurren der Mäusemägen ist zwar sehr leise, aber Katzen haben außergewöhnlich gute Ohren
Das Geräusch aus meinem hungrigen Magen schien Bliny doch so sehr zu irritieren, dass sie sich zuerst aufrichtete um die Umgebung besser sehen zu können und dabei mit ihrem Hintern genau auf mir saß. Kein angenehmes Gefühl! Ich kriegte fast keine Luft mehr bei dem Gewicht und dem Geruch! Dann sprang sie endlich aus dem Blumentopf runter auf den Boden, um zu sehen, ob das Geräusch von da kam.
Die Gelegenheit! Nichts wie weg! Aber wohin?
Unter mir lauerte der Tod in Gestalt der grausigen Katze und vor mir die Höhle der Löwen! Besser in die Katzenhöhle, denn da hatte ich noch eine Chance mich zu verstecken oder den rettenden Ausgang auf der anderen Seite zu erreichen, den ich da vorhin gesehen hatte.
Also rein in das Fenster in das schwache Dämmerlicht der Höhle. Das Lager lag fast eineinhalben Meter tiefer als meine augenblickliche Position und ich hatte, wenn ich mein Leben retten wollte – keine Zeit erst den sichersten Weg auszusuchen. Die Wände waren feucht und glitschig, so dass ich nach wenigen Zentimetern ausrutschte und auf den Boden fiel. Ich rappelte mich auf und wollte weiter, aber irgendwie musste ich mir bei dem Absturz beide Hinterpfoten verletzt haben, so dass ich mich nur unter Schmerzen unter das nächste zusammengeknüllte Segel ziehen konnte.
Aber einen Leo bringt so schnell nichts um!“
Er schaute stolz in die Runde und Mini erschien es, als ob der weiße Fleck auf der Stirne heller als gewöhnlich leuchtete.
„Die nächsten paar Tage waren furchtbar. Immer voller Sorge von einer Katze entdeckt zu werden, Schmerzen in den Hinterbeinen und kaum etwas zu fressen. Ein angebissener Keks, den irgendein Kind in den Keller geworfen hatte und den ich unter mein Segel ziehen konnte war alles was ich hatte. Wasser gab es in dem feuchten Bau genug und trinken hilft bei Hunger immer ein bisschen.
Mit den Tagen kam langsam wieder Leben in meine Beine, auch wenn sie noch ziemlich weh taten.
Auch an diesem Abend waren, wie so oft, fast alle Katzen schon im Restaurant vor dem Ofen, nur der schwarze Kater Fauchi und Bliny dösten noch auf ihren Schlafplätzen, als draußen eine Unruhe entstand. Futter!
Innerhalb weniger Sekunden war ich allein und nutzte die Gelegenheit.
So schnell wie es mit meinen geschundenen Pfoten ging schlich ich mich zu dem anderen Ausgang, den ich gesehen hatte und der offensichtlich von den Katzen nicht benutzt wurde. Immer eine Deckung suchend – mal hinter einem zerbrochenen Ruder, mal unter einem Teil eines alten Mopedmotors – erreichte ich die Stelle, an der ich das Licht gesehen hatte. Es war ein großes Eisentor das die Rampe zum Lager verschloss und mit einem schweren Schloss gesichert war. Links in der Ecke war eine Stelle, die durch die Feuchtigkeit im Laufe der Jahre durchgerostet war und ein Loch hatte, durch das ich – abgemagert wie ich durch die Tage ohne richtige Nahrung war – schlüpfen konnte. Ich hörte schon die ersten Katzen wieder in ihren Bau zurückkommen und machte mich davon. Auf der anderen Seite des Tors war ein kleiner Innenhof mit einer Mauer und einem weiteren Tor zur Strasse. Links von mir führte eine Treppe in einen offenen Anbau im ersten Stock.
Hier oben hatte ich immer wieder Stimmen und andere Geräusche gehört und wusste, dass hier Menschen sein mussten. Wenn ich auch Menschen nicht gut leiden kann – aber wo Menschen sind, ist auch immer was zu essen.
Wenn ich Glück hatte, waren es Menschen, die es mit dem Aufräumen nicht so genau nahmen.
Ich hatte Glück!
Nach Tagen des Hungerns kam ich ins Paradies!
Hier wohnte offenbar jemand, der vegetarisch lebte und kein Freund des Aufräumens war.
So lass ich mir Menschen gefallen!
Nach einem ausgiebigen Mahl (Nüsse, Vollkornbrot, angetrockneter Käse, Melonenschale mit noch viel Fruchtfleisch)
fand ich auch noch einen Berg Schmutzwäsche. Die Socken waren nur wenige Tage getragen und hatten einen würzigen Duft. Ich zog eine in eine versteckte Ecke hinter dem Kühlschrank, wo es immer schön warm war und machte es mir in meinem Luxusschlafsack (Größe 44) bequem. Im Eindämmern hörte ich noch, wie das Eisentor zur Straße aufgemacht wurde und jemand in das Katzenlager ging, dann war ich schon eingeschlafen.
Ich schlief die ganze Nacht und fast den ganzen nächsten Tag und kein Mensch kam in die Nähe meiner Wohnung hinter den Kühlschrank. Nur ab und zu hörte ich an dem Tor zur Straße und an dem Eisentor nach unten Geräusche, wenn etwas in das Lager geschafft wurde.
Jetzt, wo ich langsam wieder zu Sinnen kam musste ich ständig an Dich, Mini, denken und wie ich Dich wiedersehen könnte.“
Mini wurde rot und ließ ein leises Fiepen hören.
„Ich habe auch jeden Tag an Dich gedacht und jeden Abend unser Zeichen erneuert!“
„Ich weiß, Mini“ sagte Leo, „denn von einer Ecke des kleinen Fensters im ersten Stock habe ich eines Morgens die Steine liegen gesehen und Ana beim Saubermachen über die `dummen Kinder, die immer Steine auf die Terrasse legen` schimpfen gehört. Ich wollte so schnell wie möglich zu Dir, aber ich hatte noch keinen Weg gefunden, wie ich zu unserem alten Treffpunkt kommen konnte. Der Weg durch die Katzenhöhle zurück war nicht möglich. Nicht weil ich Angst hatte, sondern weil der Weg nach oben über die Wand, die ich runtergestürzt war, zu rutschig war - selbst für eine so sportliche Maus wie mich .“
„Aber Du bist doch gekommen! Wie hast Du das denn nur geschafft?“ fragte Benni, der bis jetzt aufmerksam und - ungewöhnlich genug- schweigend zugehört hatte.
„Ihr werdet es nicht glauben, denn ich verstehe es selber noch nicht ganz. Es ist etwas sehr geheimnisvolles passiert. Es war vor zwei Tagen gegen Mitternacht und das Wetter war so schlecht wie heute. Dazu gab es keinen Mond und auch die Laterne vor dem Fenster war ausgefallen. Paulo, der Mensch in dessen Wohnung ich untergekommen war, war tagsüber kurz da und hatte einige Tüten mit Lebensmitteln für uns mitgebracht. Ich sage „uns“, obwohl ich nicht glaube, dass er mich einladen wollte. Kurz darauf, umgezogen und laut schimpfend dass eine Socke verschwunden war `Es ist eins der großen Geheimnisse der Menschheit, dass von zwei Socken immer eine spurlos verschwindet` war er mit einer Frau davongefahren und bis dahin nicht zurückgekommen.
Ich fing an, die Tüten, die er mitgebracht hatte zu untersuchen, denn mein Hunger war riesig.
Die erste Tüte war eine Pleite: nur Waschmittel, ein paar Wäscheklammern, Putzlappen und ähnlicher Kram, den Menschen kaufen, wenn die Freundin zu Besuch kommt. In der anderen Tüte fand ich ein paar Blechdosen mit Bier, einen Viererpack Aluminiumschalen mit Sardinenpaste, die in kürzester Zeit aufgenagt und verputzt hatte. Und dann roch ich noch frisches Brot in einer Extratüte, die auf einem Fleck alter Cola auf dem Tisch festgeklebt war. Ich schlich mich also in die Tüte um mir den Rest des angebissenen Brötchens zu Gemüte zu führen. Wie ihr sicher wisst, sind die Tüten vom Bäcker ein bisschen durchsichtig, nicht ganz klar sondern trüb, als wären sie in Milch gefallen.
Ich kaue also an meinem Brötchen und schaue durch die Tüte, als sich etwas bewegt. Das konnte nicht sein, denn ich war ja alleine hier.
Aber da war es wieder. Und das Geräusch: ein Rascheln, ein Knistern, ein Kratzen, dann Pause und dann wieder. Die Bewegung die ich nur undeutlich wahrnehmen konnte, schien näher zu kommen! Was konnte das sein?
Ich hatte über die Geschichten von den Geistern toter Mäuse, die um Mitternacht anderen Angst machen immer nur gelacht, und wenn früher meine Brüder sagten `ich würde mich zu Tode fürchten` erwidert `ein Leo würde den Kampf aufnehmen und die blöden toten Mäuse dahin zurückbefördern, wo sie hergekommen sind!´
Jetzt war ich allein und was ich sah konnte nur der Geist einer toten Maus sein, die sich für ihren Hungertod an allen rächte, die gerade fraßen.
Die Glocke der Kirchenuhr auf dem Hügel über mir schlug und bei dem feuchten Wetter war es, als schlüge sie direkt neben mir. Unwillkürlich zählte ich mit: ...neun, zehn, elf, zwölf! Mitternacht. Geisterstunde! Durch das kleine Fenster blitzte es in unregelmäßigen Abständen und von Ferne, über dem Meer, war ein tiefes Donnergrollen zu hören.
Ich hätte vor Angst – ich bitte die Damen einmal wegzuhören – beinah in die Tüte gepinkelt, so unheimlich war die Situation.
Aber dann sagte ich mir `Leo, wenn Du jetzt kneifst, kannst Du keinem mehr in die Augen sehen, nachdem Du soviel über deinen Mut gegen Geister geprahlt hast. Hätte ich doch nur den Mund gehalten!`
Also: Flucht war keine Lösung – nur Angriff war eine Chance.
Aber wie kämpft man gegen einen Geist?
Geister sollen ja Kräfte haben, von denen wir noch nicht einmal etwas ahnen. Also: mich einfach so als Leo hinzustellen und etwas zu sagen wie: `Hau ab Du blöder Geist. Ich bin Leo und habe keine Angst` erschien mir jetzt doch als etwas zu gewagt, vor allem da ich mein Gegenüber nicht sehen konnte sondern nur als Bewegung und Geräusch wahrnahm.
Ich musste etwas tun, mit dem auch ein erfahrener Geist nicht rechnen konnte. Ich weiß nicht wie, aber auf einmal hatte ich den zündenden Einfall: ich schlich mich rückwärts aus der Tüte, wobei ich sorgfältig die Augen geschlossen hielt, denn man sagt dass die Geister der toten Mäuse jeden Lebenden auf der Stelle töten können, der in ihre feuerroten Augen schaut.
Ich ging zehn Schritte zurück und rannte, was ich nur konnte, in die Tüte, die sich von der Wucht des Aufpralls von dem Colafleck löste und mit mir als Passagier geradewegs auf den Geist losschoss.
Der Geist schien von der unerwarteten Attacke so überrascht, dass er einen Satz nach oben machte und ich unter ihm durch über den Tisch rutschte. Der Tisch war mit alter Margarine verschmiert, so dass ich nicht zu Halten kam sondern weiter durch das offene Fenster im ersten Stock nach draußen flog.
`Nicht schon wieder` dachte ich, aber diesmal hatte ich Schwein: unter dem Fenster war die Markise der Restaurantterrasse, auf der ich weich landete, auch wenn ich erst einmal wie auf einem Trampolin mehrfach auf und ab sprang.
Ich war völlig verdattert und brauchte einen Moment, die Situation zu begreifen: ich hatte einen gefährlichen Mäusegeist besiegt und dabei gleichzeitig den einzig sicheren Weg zurück zu Dir – meine liebe Mini – gefunden.
Den Rest der Geschichte kennst Du ja.
Mögen wir und unsere Mäusekinder in Zukunft von solchen Erlebnissen verschont bleiben!“
Die anderen Mäuse waren von der Erzählung so beeindruckt, dass sie erst mal keinen Ton herausbrachten. Benni reichte dem Helden einen großen Schluck Sprudelwasser, damit er seine, vom langen Reden ausgedörrte Schnauze befeuchten konnte. Leo nahm einen großen Schluck und da er Sprudelwasser nicht gewohnt war musste er sofort laut rülpsen.
Leo war das peinlich, aber alle lachten sofort laut und fingen an durcheinander die verschiedensten Kommentare zu Besten zu geben.
Bliny erzählt
Bliny begann zu erzählen, aber die Erinnerung regte sie so sehr auf, dass sie kaum einen zusammenhängenden Satz raus bringen konnte.
„Also, ich, ... das war, ... Nein wirklich.., kaum zu glauben...“
„Langsam, langsam Kleine“ sagte Simba und streichelte ihren Nacken mit seiner rauen Zunge. „Erzähl doch mal von Anfang an! Wo warst Du denn die ganze Zeit?“
Bliny beruhigte sich langsam, atmete tief durch und fing noch einmal an:
„Also, es war ja so ein feuchtes Mistwetter die ganzen Tage und ich hatte niemanden in meinem Alter zum klönen und spielen. Das hat mich völlig fertig gemacht! Jeden Tag dasselbe! Ich wollte endlich was erleben. Ich bin also langsam rüber zum Campingplatz weil ich von Fauchi gehört habe, dass es da viele junge Katzen gibt. Das ging auch ganz gut, mal abgesehen von dem blöden Straßenköter, der meinte er müsse mich jagen.
Aber auf Bäume können die dummen Hunde ja zum Glück noch nicht!
Ich also auf einen Baum am Camping und auf der anderen Seite des Zauns wieder runter.
Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie es da ist: mindestens zwei Dutzend Kater haben da ihr Revier markiert. Einigen Marken waren schon recht alt aber einige auch so frisch, dass ich mich nur mit äußerster Vorsicht von Wohnwagen zu Wohnwagen bewegen konnte.
Viele der Menschen hatten ihre Hunde dabei und ich musste immer wieder einen neuen Weg suchen. Unter einigen Wagen standen Näpfe mit Wasser und Futter. Allerdings sollte man da besser nicht dran gehen.“
„Meinst Du, da ist Gift drin?“ fragte Klara besorgt „Ich habe gehört, dass so was gar nicht so selten vorkommen soll!“
„Glaube ich nicht, aber als ich an einem Napf probieren wollte – nur mal so um herauszukriegen, was denn da so gegessen wird – kam sofort eine Katzenmutter aus ihrem Versteck auf mich los geschossen und beschimpfte mich aufs Unflätigste `Dumme arrogante Stadtkatze` `Räudiger verflohter Futterdieb` waren noch die harmlosesten Worte. `Mach dass Du wegkommst, wenn ich Dir nicht das ganze Gesicht zerkratzen soll.`
Ich machte mich also schleunigst davon und legte mich in sicherem Abstand hinter einen Wasserkanister, als ich hörte, dass jemand mich leise rief:`
´Hallo Du!`
Ich konnte niemanden sehen und beschloss, nicht gemeint zu sein.
`Hallo Du! Ja Du, hinter dem Wasserkanister!
´Meinst Du mich?´
`Wen soll ich denn sonst meinen? Na klar. Ich bin hier hinter dem Rad.`
Das klang ganz freundlich und ich wagte mich einen Schritt weit aus meinem Versteck. Da sah ich ihn: ein Kater, ungefähr in meinem Alter mit einem weißen und einem schwarzen Auge einer rosafarbenen Nasenspitze mit einem schief sitzenden schwarzen Punkt. Das Fell war in verschiedenen Farben: rote Stellen, dunkelgraue Flecken, ein weißer Latz unter dem Kinn,der Schwanz rot getigert und an den Beinen weiße Socken, jede in einer anderen Länge.
Trotz seiner wüsten Zeichnung sah er aber freundlich aus.“
„Das muss einer von den Pintos gewesen sein. Ich kenne den Vater.“ sagte Fauchi, der einige Zeit auf Camping gelebt hatte. „Die sind ganz in Ordnung, obwohl alle von denen so wild aussehen! Allerdings sind die Feste der Pintos berüchtigt“
„Das kann ich mir denken! Der kleine Kater – er heißt übrigens Antonio aber alle nennen ihn nur „Toi“ - kam langsam zu mir rüber und machte mir ein Zeichen ihm zu folgen.
`Wir machen gerade eine Party. Wenn Du Lust hast, mach mit`
`Was denn für ´ne Party?´ wollte ich wissen.
`Nur so. Ein paar Kumpel sind da und wir haben ein bisschen Tee und ein paar Kräuter. Wir quatschen ein wenig und mit Glück haben die Menschen in dem Wagen neben uns Musik. Es wird Dir gefallen.`
Toi musste mich nicht lange überreden. So was hatte ich gesucht.
Der Weg zu Party war etwas verwirrend, denn Toi musste ständig die Reviere von unfreundlichen anderen Katern umgehen, so dass der Weg in die hinterste Ecke des Campingplatzes, am Zaun zum Strand, einem Hindernisrennen glich. Zu meinem Glück hatte ich es nicht auf eigene Faust versucht. Ich hätte mit Sicherheit mit verschiedenen Katern Ärger bekommen, wenn nichts Schlimmeres passiert wäre.
`Wir haben Glück, es gibt Musik` sagte Toi und nach dem wir um einen Haufen trockenes Gestrüpp herumgelaufen waren standen wir auf einem kleinen geschützten Platz. Sechs paar Augen richteten sich auf uns.
`Hallo` sagte Toi, ´läuft die Party schon? Das ist übrigens Bliny aus der Stadt. Sie wollte mal sehen, wie wir Campingkatzen so leben und feiern.´
Ich hatte Reaktionen erwartet, wie ich sie hier von unseren Nachbarn kenne: knurren, feindliches Anstarren, wütendes und aggressives Schwanz schlagen. Aber die Katzen hier waren anders. Total cool.
´Alles klar. Setzt Dich. Was trinkst Du?. Wir haben Joghurt-Katzenminze-Flip, Baldriantee und Baldriantinktur, die irgendein Mensch vor dem Wohnwagen vergessen hat. Leider kann keiner von und die Flasche aufmachen.“
Ich bat um einen Schluck Wasser oder etwas verdünnte Milch und wurde angeschaut als käme ich vom Mond. `Wasser?, Milch? Trinkst Du nichts richtiges?` fragte mich ein mageres, etwas zerzaust aussehendes Mädchen. `Das ist hier eine Party und kein Familienausflug. Was hast Du uns denn da mitgebracht, Toi?´ fragte sie dann meinen Begleiter.
`Lass gut sein,´ sagte Toi, `da wo Bliny herkommt, gibt es keine Baldrianpartys. Wenn sie Wasser will, soll sie Wasser haben.`
Das Mädchen schob mir mit einem verachtenden Blick eine große Muschelschale mit Wasser zu.
Ich fühlte mich elend. Jetzt hatte ich endlich gleichaltrige Katzen gefunden, die mich auch eingeladen hatten und dann war ich schon wieder der Außenseiter.“
„Was heißt hier schon wieder? Hier bist Du kein Außenseiter, sondern unsere Bliny, die jeder mag!“ schaltete sich Zorro ein.
„Nichts für ungut. So habe ich das nicht gemeint. Ich wollte nur sagen: ich wäre so gern so wie die anderen gewesen. Ein Kumpel unter Kumpeln! Aber Toi schien mich zu verstehen. Er war überhaupt offenbar ein kluger Kater. `Du musst ja keinen Baldrian trinken. Wasser ist auch Ok. Aber wenn Du Lust hast: probier´ doch mal ein bisschen von dem Joghurt-Minze-Flip. Alles Bio und nicht so stark.´
Das konnte – und wollte – ich nicht ablehnen.
Ich wollte ja in Tois Augen nicht als Feigling dastehen und außerdem roch das Getränk sehr, sehr gut. Allein der Geruch der Katzenminze machte mich fröhlich und ganz warm von innen.“
„Katzenminze ist toll!“ sagte Fauchi. „Ich habe fast ein halbes Jahr neben einem Busch Katzenminze gewohnt und war jeden Tag wie besoffen. Mein Vater sagte immer: `Baldrian und Minze – das sind ´se!` Er hat Minze und Baldrian geliebt. Allerdings ist er im Badrianrausch von einem Mülllaster überfahren worden, den er nicht mehr gesehen hatte.`
„Ja, Baldrian ist viel stärker“ griff Bliny ihre Geschichte wieder auf.
„Hast Du etwas Baldrian genommen?“ fragte Klara streng, richtete sich auf und schaute ihre Nichte durchdringend an.
„Leider ja, Tante Klara. Aber lass mich erzählen. Ich hab also mit Toi etwas Minzjoghurt geschlabbert und fühlte mich gleich viel besser. Die anderen taten so, als wäre ich nicht da und redeten von ihren Partyerlebnissen. Es schien so, als gäbe es überhaupt nur Party für sie. Da ging es um wilde Feste bei Vollmond am Strand, bei dem einer fast ersoffen wäre, um den Boxkampf von zwei berauschten Katern, die beide die schöne Minka wollten, die aber dann mit einem Fischerkater nach Hause gegangen ist. Da ging es um einen Partygast, der so viel getrunken hatte, dass er auf einem Tisch der Menschen so fest eingeschlafen ist, dass die Menschen ihn eingesperrt und zum Tierarzt gebracht haben, von dem er erst ein paar Tage später zurückkam. Er hat übrigens dem Baldrian abgeschworen.
Ich konnte nicht mitreden und da fiel mir ein Weg ein, mich beliebt zu machen. Ich hatte im Restaurant oft genug gesehen, wie Jasmin und Christoph Flaschen aufgemacht haben. Und hier gab es eine Flasche mit Baldriantinktur, die keiner auf bekam. Ich bat Toi um Hilfe. Während er die Flasche festhielt hing ich meine Krallen in den Plastikdeckel des Schraubverschlusses und drehte mit aller Kraft.
Nach mehreren Versuchen gab der Deckel nach und der Inhalt ergoss sich über Toi, mich und in die Muschel mit Wasser.
Das war nicht nur besonders starker Baldrian, sondern auch Alkohol, wie ihn die Menschen zum Berauschen benutzen!
Ich fing sofort an mich zu putzen und muß dabei etwas zu viel von dem Teufelszeug geschluckt haben. Zudem hatte ich Durst und nahm versehentlich einem Schluck von dem Wasser, das ja jetzt überwiegend aus alkoholhaltiger Baldriantinktur bestand!
Die anderen Katzen waren von meiner Tat beeindruckt und plötzlich war ich im Mittelpunkt des Gesprächs. ´Erzähl doch mal, was Du so erlebt hast,´ wurde ich aufgefordert.
Was sollte ich schon erzählen? Ich hatte ja nicht besonderes erlebt! Da viel mir die Geschichte mit den Biermäusen ein, die ich von Christoph, Laetitia und Jasmin im Restaurant gehört hatte und die mir seitdem nicht mehr aus dem Kopf gegangen war.
Ich log als wild drauf los:
Wisst ihr, da wo ich herkomme gibt es zwar kein Baldrian aber wilde Multi-Kulti Feste.`
`Was ist das denn?´ frage Toi und auch die anderen schauten interessiert auf.
`Das sind Feste mit Katzen und Biermäusen, die oft die ganze Nacht lang im Restaurant stattfinden!´
`Biermäuse??´
`Kennt ihr die hier nicht? Das sind ganz kleine Mäuse mit einer langen, viereckigen Schnauze. Und ich sage Euch, das sind wirkliche Partyspezialisten!`
`Mäuse? Die hätte ich doch sofort mit einem Haps gefressen,` sagte das Katzenmädchen, über dessen überhebliche Art ich mich am Anfang so geärgert hatte.
`Blöd genug dazu wärst Du vielleicht, aber dann gäbe es nicht die tollsten Partys in der Stadt!“ sagte ich, durch den Baldrian und den Alkohol mutig geworden.
`Also hör zu, da kannst Du noch was lernen!.
Die Biermäuse machen jeden Abend Party. Und weil das auf Dauer todlangweilig wird,
laden sie hin und wieder fremde Gäste ein. Das können Katzen sein – wenn sie sich zu benehmen wissen – oder normale Mäuse, manchmal fliegt auch eine Fledermaus von draußen rein.
Das sind dann die berühmten Multi-Kulti-Partys.
Der Anfang ist immer gleich. Jeder muss feierlich versprechen, für den Zeitraum der Party auf jeden Angriff auf andere zu verzichten und das bei dem, was ihm heilig ist, schwören. Ich habe auf eine große Katzenfutterdose geschworen.
Dann nimmt jeder einen großen Schluck Bier aus der Tropfschale und der Festmeister der Biermäuse fordert zum Singen auf. Die Biermäuse singen zwar nicht sonderlich schön, aber immer voller Inbrunst. Sie singen Lieder wie: „Heute blau und morgen blau“ oder „Eins, Zwei, Gesuffa“ oder rufen gemeinsam im Chor „Heb das Bier an die Schnauze – rein mit die Sauze“. Angeblich haben sie das von ihren Vorfahren gelernt, die in einem Bierzelt auf der Kirmes gewohnt haben sollen.
Dann gibt es wieder einen großen Schluck Bier für jeden, und der Gast muss ein Lied singen. Das ist meistens total lustig, weil das völlig unbekannte Lieder sind und die Biermäuse lernen die dann auswendig und grölen sie dann an den nächsten Abenden. Bei der Fledermaus gab es da allerdings ein Problem. Fledermäuse singen gerne, aber sie singen in Ultraschall, das heißt, die Töne sind so hoch, dass selbst die Maus mit dem besten Gehör nichts hören kann. Nur an der Bewegung des Mauls kann man erkennen, dass die Fledermäuse singen.
An dem Abend, an dem die Fledermaus zu Besuch war, waren die Biermäuse von dem zehnminütigen Lied ihres Gastes, das sie nicht hören konnten, so frustriert, dass viele von ihnen schon nach einer Stunde stockbesoffen in der Ecke lagen.
Die Fledermaus ist übrigens nie wieder eingeladen worden. Sie war total beleidigt, weil die sie die ganze Arie von der Königin der Nacht aus der Zauberflöte gesungen hatte, wofür andere Fledermäuse normalerweise mindesten drei fette Mücken Eintritt zahlen müssen`
Ich hatte vom langen Reden einen trockenen Mund und nahm ohne nachzudenken einen riesigen Schluck aus der Muschelschale in der jetzt der Baldrianschnaps war.
Ich merkte, dass mir das Sprechen schwer fiel, aber die anderen bestanden darauf, die Geschichte zu Ende zu hören.
„ Also ich.“ log ich weiter `kannte nur wenige Partylieder. Aber eins gefiel mir und ich sang, auch wenn ich den Text nicht richtig konnte:
Da bin ich dabei, das ist Prima, Viva Colonia. Wir lieben das Leben, die Liebe und den Suff. Wir pfeifen auf den Hundeschiss und sagen selber WUFF.“
Das war nach dem Geschmack der Biermäuse, die dieses Lied immer wiederholten und jedes Mal musste ich einen großen Schluck Bier nehmen. Einige von den Mäusen qualmten dabei viele Zigaretten und ich bekam immer wieder Hustenanfälle. Am Schluss war ich so besoffen, dass ich auf der Theke ein schlief und am nächsten Morgen von einer wütenden Ana geweckt und ziemlich unsanft nach draußen befördert wurde.`
Die Aufregung unter den Partykatzen war groß. Mäusepartys mit Katzengästen, Suff und Gesang! Davon hatten sie noch nie gehört und alle wollten von mir wissen, wie man da hinkommt um mit zu feiern.
Bei mir wirkte der Baldrian und der Alkohol und ich konnte nur noch etwas sagen wie: `dahinten` und in die ungefähre Richtung zeigen bevor ich jede Orientierung verlor.
Ich geriet in einen Dämmerzustand aus dem ich gelegentlich etwas auftauche. Da waren diese Katzen um mich rum, die mich über den Boden zogen. Dann hörte ich etwas wie `zu schwer` und spürte, wie ich in eine Plastiktüte gesteckt wurde. Ich versuchte mich aufzuraffen, was mir nicht gelang, sah aber dann Toi, der sich über mich beugte und etwas sagte wie: ´Keine Sorge Bliny, wir bringen Dich nach Hause`. Ich war beruhigt und schlief sofort wieder ein.
Das nächste, an das ich mich erinnern kann, ist dass ich durch das äußere Tor zu unserer Höhle gezogen wurde und dann statt nach unten, die Treppe nach oben geschleift wurde.
Ich wollte protestieren, brachte aber nur ein paar Grunzlaute zustande, die Toi und die anderen natürlich nicht verstanden. Ich war wie gelähmt und unfähig mich zu bewegen.
Plötzlich Unruhe weil ein Mensch kam. Toi und die anderen nahmen auf der Stelle reisaus und ließen mich mitten auf der Treppe in meiner Tüte liegen.
Ich nahm undeutlich wahr, dass Paulo Einkaufstüten aus dem Auto in den oberen Teil des Anbaus lud und mich in meiner Tüte, so als wäre ich ein Brot mit hoch nahm und auf den Tisch legte. Ich war immer noch zu berauscht um mich zu bewegen und schlief bald wieder ein.
Ich weiß nicht wie lange ich geschlafen hatte, aber ich wurde von einem furchtbaren Durst geweckt. Ich schaute mich um und verstand gar nichts. Um mich rum war alles weiß und sehen konnte ich auch nichts! Ich war irgendwo an einem unbekannten Ort hatte furchtbaren Durst und war in einer weißen, undurchsichtigen Haut gefangen.
So musste sich Jonas gefühlt haben, als er vom Wal verschluckt worden war!
So langsam kamen meine Sinne zurück und ich wollte mich gerade aus meinem Gefängnis befreien und etwas zu Trinken suchen, als ich plötzlich und ungewöhnlich nah die Kirchturmuhr schlagen hörte. Ich zählte mit: 12 Schläge! Nun habe ich wirklich keine Angst vor Geistern. Deshalb ist mir normalerweise auch die Geisterstunde egal.
Aber diese war besonders unheimlich.
Dazu donnerte es von Weitem und durch die weiße Folie der Plastiktüte in der ich lag (soviel war mir inzwischen klar geworden) konnte ich entfernte Blitze über dem Meer wahrnehmen.
Und plötzlich ein anderes Geräusch und das ganz nah neben mir. Da knisterte und scharrte
es ganz in der Nähe und es war auch ein heftiger Atem zu hören.
Um diese Zeit bei diesem Wetter. Vielleicht war ich ja tot und es kam jemand um mich für die Katzenhölle abzuholen. Für meine böse Tat, anderen Katzen Lügengeschichten zu erzählen und dabei Baldrian und Alkohol zu nehmen.
Ich kauerte mich auf dem Boden der Tüte zusammen und spannte alle Muskeln an.
Eine Augenblick lang hörte ich nichts mehr, dann ein Schnaufen, ein Trappeln, ein lautes Knistern, einen Aufprall und ein Geräusch, als würde etwas abgerissen. Dann kam etwas direkt auf mich zugeflogen. Durch die Folie meiner Tüte konnte ich nur eine heftige Bewegung direkt auf mich zu, erkennen. Mit einem Sprung nach oben versuchte ich mich zu retten, aber die Tüte blieb an einer Kralle meiner Hinterpfote hängen. Es reichte aber, dass das unheimliche Etwas unter mir durch aus dem Fenster nach draußen sauste und in der Hölle verschwand, aus der es gekommen war.
Ich musste mich von dem Scheck erholen. Mein Herz klopfte wie wahnsinnig und mein Schädel dröhnte von den ungewohnten Getränken.
Den Rest kennt ihr ja. Ich bin aus meiner Tüte raus nach unten gelaufen. Das Eisentor zum Bau war zu. Ich musste also über die Mauer und bin auf der anderen Seite durch den ganzen Schneckenschleim nach unten gerutscht, denn so sicher war ich noch nicht auf den Pfoten.
Nein es war wirklich furchtbar. Vielleicht gibt es doch Geister!“
Die ganze Katzengesellschaft hatte gespannt und schweigend zugehört und keiner sagte was nur Fauchi konnte sich einen seiner gefürchteten Sprüche nicht verkneifen.
Wie meine Mutter schon immer sagte:
„Lieber einen kleinen Kater zum Schmusen als einen großen Kater vom Saufen“