Lesen an sich

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Kennen Sie das? Sie lassen sich in einen Ledersessel fallen, starren Ihr Bild im gegenüberliegenden Spiegel an und denken: Du hast auch schon mal besser ausgesehen. Wohl wissend, dass man in absehbarer Zeit besser aussehen WIRD. Denn Sie sitzen beim Friseur Ihres Vertrauens und freuen sich auf eine Tasse Kaffee oder Tee oder das Glas Wasser, das Ihnen mit Gebäck gebracht wird. Nun mag es seltsam klingen, dieses Procedere als einen Höhepunkt im Leben zu betrachten. Das Entscheidende dabei: Das Getränk wird gebracht. Man braucht es sich nicht selbst zu holen. Denn zu Hause - seien Sie ehrlich - müssen Sie sich Ess- und Trinkbares selbst beschaffen, oder?

Also, ich sitze im schwarzen Sessel, ein lächelndes Mädchen mit rosa Haaren bringt mir Pfefferminztee und bereitet ihre Utensilien vor, um mich zu verschönern. Ich reiße derweil ein Plätzchen aus der Cellophanhülle, tunke es in den heißen Tee und finde das Leben herrlich. Um mich herum gedämpftes Geplauder. Ich greife in meine Tasche, hole Buch und Lesehilfe heraus, lehne mich entspannt zurück und vertiefe mich in meine Lektüre.

Das lächelnde Mädchen kehrt zurück. Bugsiert ihre Sachen neben mich und ich spüre, dass sie mich ansieht. Ich hebe den Blick vom Buch und unsere Augen treffen sich im Spiegel. "Soll ich Ihnen etwas zu lesen bringen? Eine Zeitschrift vielleicht?" fragt sie treuherzig.


Eine bemerkenswerte Frage, die einer Lesenden da gestellt wird. Immerhin lese ich schon. Aber ein Buch scheint in diesem Salon der bunten Blätter nicht zu zählen. Armes Buch!

Ich gebe zu, im ersten Moment bin ich verblüfft. Dann sage ich ebenfalls lächelnd:"Nein danke, ich habe ja mein BUCH".



Welche Erlebnisse haben Sie denn so beim Friseur?
:)
 



 
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