Najitzabeth
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Die schwarze Burg 3
Keith blickte seinem Feind an und wich immer weiter zurück. Obwohl das erste Sonnenlicht auf den schwarzen Magier fiel konnte er sein Gesicht nicht erkennen.
Nevytar ging ganz langsam die Stufen hinab und trotz seiner ruhigen und leisen Stimme konnte man ihn gut verstehen
„Es ist kaum zu glauben wie weit ihr gekommen seit!“
Keith starrte wie gebannt auf den Mann und versuchte krampfhaft sein Gesicht zu erkennen aber es blieb nach wie vor im Schatten verborgen. Nevytar bemerkte seine Blicke: „Du möchtest wohl gerne wissen wer sich unter diesem Mantel verbirgt? Diese Frage möchte ich dir gerne beantworten, mein Junge...,“ langsam nahm er die Hände nach oben und schob die Kapuze nach hinten.
Kim und Keith konnten ihren Augen nicht trauen: „Schließlich solltest du nicht dein ganzes Leben mit einer Lüge verbringen.“ sprach er weiter.
„Warum tun sie das, warum haben sie uns das angetan!“ brüllte Kim den Magier an. Keith konnte an Kim’ s Haltung erkennen, dass sie völlig außer sich war. Keith hielt sie fest einerseits da er selbst halt brauchte, andererseits um sie davon abzuhalten Nevytar anzuspringen.
„Was tun sie hier? Wie sind sie überhaupt hier her gekommen, Peter?“ fauchte Keith den Mann an.
Nevytar war Mr. McDeney, der Besitzer der alten Ruine in Schottland. Keith konnte es nicht fassen.
Der Dunkle lachte: „Wer, glaubst du, hat dich zu Molly gebracht, du dummer Junge?“
„Xandor! Er hat mich in die andere Welt gebracht um mich vor einem Attentat zu schützen!“ Keith war aufgestanden und stand dem Mann jetzt gegenüber.
Nevytar lachte wieder: „Das glaubst du wirklich? Bist du wirklich so blind? In einem Land, das keinen Krieg kennt soll irgendjemand dich angreifen?!... Ich habe dich nach Schottland gebracht, am Tage deiner Geburt, weil ich deine Gegenwart nicht mehr ertragen konnte!“
Der Prinz konnte und wollte ihm nicht glauben.
Sein Vater hatte ihm doch eine ganz andere Geschichte erzählt und weshalb sollte er ihn belügen?
„Aber warum?“ fragte Keith mit bebender Stimme.
Nevytar sah ihn an als müsste er die Antwort wissen: „Du hast sie umgebracht! Du hast Mirell getötet!“
Keith sah, das dem Mann eine Träne über die Wange lief.
Er musste diese Frau wirklich geliebt haben.
Konnte ein Mensch wie Nevytar lieben?
Mirell war doch seine Mutter gewesen!
„Ich hab’ sie nicht umgebracht, sie...“
Nevytar unterbrach ihn: „... Sie starb bei deiner Geburt!“ zischte er: „An diesem Tag verlor ich alles... meine geliebte Frau und meinen Thron!“ er redete sich immer weiter in Rage und sah jetzt zu Saphira: „ und an allem ist nur sie Schuld und diese verfluchte Prophezeiung!“
Keith verstand überhaupt nichts mehr.
Mirell war doch die Frau seines Vaters gewesen und der war doch der rechtmäßige König, oder?
Er wich einen Schritt zurück.
Als ob Nevytar seine Gedanken gelesen hätte sprach er weiter: „Hast du es immer noch nicht verstanden?... Ich bin dein Vater und mein schwächlicher kleiner Bruder herrscht über mein Land!!“
Keith Welt brach in diesem Moment vollkommen zusammen. Irgendetwas zerbarst in ihm.
Alles machte einen Sinn. Xandor’ s ausflüchte, wenn er ihn auf den Angriff angesprochen hatte und warum der König nie zusammen mit seiner angeblichen Gemahlin auf einem Gemälde zu sehen war. Sämtliche Ungereimtheiten in seinem Leben hatten sich plötzlich aufgelöst und waren zu einer erschreckenden Wahrheit geworden.
Um Keith herum drehte sich alles aber die Stimme seines wirklichen Vaters hallte weiter in seinen Ohren.
„Deshalb ist es für mich auch so einfach,“ redete Peter McDeney weiter: „mich deiner zu bemächtigen, mein Sohn!“
Keith konnte das nicht mehr hören als er auf dem Boden zusammensackte und sich die Ohren zuhielt. Er fühlte Kim’ s Nähe aber die Worte des Dunklen brannten sich ihren Weg in seine Seele
„So wie jetzt, wenn deine Gefühle dich in ein Chaos stürzen...“
Keith spürte wie er zurückgedrängt wurde. Nicht körperlich, sondern geistig.
Irgendetwas drang in ihn ein, eine fremde Macht und er konnte nichts dagegen tun. Jede Zelle seines Körpers wehrte sich gegen das andere Bewusstsein. Er konnte alles sehen, alles fühlen was es tat. Nur das Keith es nicht selbst steuerte und es nicht beeinflussen konnte. Es war das selbe, das nun mit ihm geschah, wie in dieser einen Nacht im Dorf der Phliemaren als Kim zu ihm gekommen war. Keith sah wie er das Mädchen zur Seite stieß, als sie ihm helfen wollte, und aufstand. Seine ganze Umgebung wirkte passiv, da er sich nicht selbst steuerte.
Er hob das Schwert auf, das er bei der Explosion fallen gelassen hatte und drehte sich wieder um.
Josh rief ihm etwas zu, doch er konnte ihn nicht verstehen. Selbst Saphira’ s Rufe waren aus seinem Geist verdrängt.
Kim lag vor ihm auf dem Boden und sah zu ihm hoch. Sie war völlig hilflos. Seine Arme hoben das Schwert über den Kopf, bereit zu zuschlagen.
Er wollte Kim zurufen, dass sie weglaufen solle, aber seine Stimme versagte ihm, wie alles andere auch, den Dienst. In Kim’ s Gesicht konnte er Entsetzen erkennen. Keith schloss die Augen und konzentrierte sich auf sein innerstes. Irgendwie musste er die Kontrolle über sich selbst wieder bekommen, bevor es zu spät war. Er musste eine Lücke finden, durch die er entwischen konnte. Aber es gab kein entrinnen. Das Netz, das sein Vater gesponnen hatte war dicht und ließ ihm keine Möglichkeit zur Flucht. Plötzlich veränderte sich etwas, wie als ob jemand die Vorhänge in einem dunklen Zimmer öffnete und Licht herein fiel.
Das war seine Chance!
Blitzschnell ergriff Keith wieder die Oberhand in seinem Körper und warf die Waffe im letzten Augenblick zu Boden.
Er kniete sich zu Kim: „Es tut mir leid!“ flüsterte er, während er nach Luft rang.
„Schon in Ordnung!“
Keith sah zu Josh. Der große Junge hatte einen Pfeil abgeschossen und damit Nevytar abgelenkt.
Der Prinz nickte ihm dankend zu, dann standen er und Kim auf und blickten zu Nevytar, der die Gruppe musterte: „Ich habe euch wohl ein wenig unterschätzt. Schade, das wäre ein zu schönes Ende gewesen!“ er grinste. Keith sah, das es noch lange nicht vorbei war und sie es erst jetzt mit seiner ganzen Macht zu tun bekommen würden.
„Aber ich habe da noch ein As im Ärmel!“ der Magier sah zu Saphira: „Nicht einmal sie konnte mich besiegen!“
Er begann sich zu verändern.
Keith trat vor Kim um sie vor dem Kommenden zu schützen, auch wenn er nicht die leiseste Ahnung hatte was der Mann tun würde.
„Dir wird nichts passieren, das verspreche ich dir!“ flüsterte Keith ohne den wachsenden Schatten vor ihm aus den Augen zu lassen.
Kim ließ sich diese Behandlung nicht gefallen.
„Glaubst du wirklich, das du mich vor dem was er vor hat beschützen kannst!?“
„Ich werde es zumindest versuchen... und wenn ich selbst dabei ´draufgehe!!“
Das Letzte sprach er nicht aus aber Keith meinte es todernst.
Er und Kim gingen rückwärts, bis sie bei Josh und Saphira angelangt waren. Nevytar’ s menschliche Konturen verblassten immer mehr. Seine Masse wuchs und dehnte sich aus bis sie der formlose Klos, der vor einigen Sekunden noch ein Mensch gewesen war, meterweit überragte.
Langsam nahm der Schatten wieder eine Form an. Aber nicht die eines Mannes.
Keith schluckte, wie war das möglich?
Nevytar’ s Kopf war, passend zu dem Körper, riesig. Armlange Reißzähne wahren in dem langen Maul aufgereiht und in den roten Augen lag ein wahnsinniges Funkeln.
Der lange muskulöse Hals, der geschmeidige Körper einer Echse, war mit schimmernden Schuppen gedeckt. Der bewegliche Schwanz des Drachen durchpeitschte die Luft. Nedrak!
Nevytar, Mr. McDeney und der Drache waren ein und die selbe Person!
Der Drache sah mit starrem Blick in die überraschten und schreckensweiten Gesichter weit unter ihm.
„Der wird uns wie Ameisen zerquetschen.“ dachte Keith während er alle Fluchtmöglichkeiten studierte, jedoch ohne Erfolg. Entweder sie würden Nedrak töten oder bei dem Versuch sterben. Eine andere Möglichkeit gab es nicht.
Keith machte sich bereit. Auch Kim zog ihren Dolch, doch er bezweifelte, das sie mit der Waffe, die eher als Schmuckstück gedacht war, viel anfangen konnte.
Der Drache machte einen Schritt nach vorne und dabei schien die Erde zu beben. Keith blickte zu Josh um ihm damit zu verstehen zu geben, dass er Deckung brauchte. Josh verstand was Keith beabsichtigte und legte seinen vorletzten Pfeil auf die Sehne.
Keith rannte nach vorne.
Er wusste nicht ob es Mut oder Leichtsinn war, dass ihn dazu brachte das Ungetüm, das sein Vater war, anzugreifen aber jetzt gab es kein zurück mehr.
Josh’ s Pfeil traf den Drachen und prallte von seinen harten Schuppenpanzer ab. Es kratzte ihn nicht einmal ein bisschen! Keith lief weiter.
Nedrak beobachtete ihn einen Schritt lang.
Keith Herz begann zu rasen aber er beschleunigte sein Tempo um schneller als der Drache zu sein.
Es war aussichtslos.
Er wurde nur von einer kleinen Bewegung der Pfote von den Füssen gewischt.
Für einen Moment hing Keith in der Luft und als er dann auf den Boden stürzte durchzuckte ihn ein heißer Schmerz im Bein.
Er versuchte aufzustehen und scheiterte kläglich.
Blut schoss sein Schienbein hinunter und machte ihm den Schmerz nur noch mehr bewusst.
Der Drache sah nun nicht mehr zu dem Prinzen sondern schenkte Kim und Saphira seine Aufmerksamkeit.
Keith, der noch immer nicht aufgegeben hatte, hörte wie Nedrak Luft holte.
Er wollte Feuer spucken!
Die Luft zischte als das gewaltige Wesen seine Lungen unaufhaltsam füllte.
Keith musste das irgendwie verhindern!
Er versuchte noch einmal aufzustehen und ignorierte dieses mal das Pochen und Ziehen in seinem verletzten Knie.
Mit all seiner Kraft, die er noch aufbringen konnte stützte Keith sich auf sein Schwert und schlürfte weiter auf den Drachen zu. Bei jedem seiner wackligen Schritte erwartete der Junge von der Bestie entdeckt zu werden. Er hatte es beinahe geschafft, nur noch ein paar Meter und er wäre nahe genug an der empfindlichen Unterseite des riesigen Wesens.
Gerade in diesem Augenblick drehte Nedrak seinen Kopf und erkannte Keith’ vorhaben.
Keith sah sich schon mit zermalmten Knochen auf der Erde liegen oder als Asche vom Wind fortgeweht.
In Erwartung auf das Bevorstehende schloss er die Augen und bemerkte gerade noch etwas, das durch die Luft flog.
Neugierig geworden auf das, was gerade geschah, blickte er nach oben und sah wie sein Retter sich auf dem Haupt des Ungetüms festsetzte und ihm in die Augen pickte.
Nedrak versuchte noch den Störenfried abzuschütteln, doch Keith wusste was er tun musste.
Der Junge war schneller.
Mit einem letzten kräftezehrenden Sprung hüpfte er dem Drachen entgegen und stach ihm das Schwert in die Kehle.
Keith vernahm ein gurgelndes Geräusch aus dem Inneren des Wesens als er die Schlagader durchtrennte. Er riss die Waffe mit sich hinüber und ein Schwall stinkenden Bluts ergoss sich über ihn. Keith trat zurück als seinen kleinen Retter das Glück verließ und er von der großen Bestie zu Boden geschleudert wurde.
Knochen knackten bei dem Aufprall und der kleine Kerl blieb bewegungslos liegen.
Es war Gwgl!
Keith blieb keine Zeit zu dem kleinen Goobljn zu laufen.
Als der Drache sein Schicksal erkannte und die klaffende Wunde bemerkte, breitete sich bereits ein rotes Meer unter dem gewaltigen Körper aus.
Noch ein letztes mal sog er Luft ein um das zu vollenden was er begonnen hatte. Ein zischendes Geräusch kam aus der Verletzung während Nedrak zum Angriff über ging.
Das durfte doch nicht wahr sein!
„Kim!“ brüllte Keith und sah wie Saphira und Josh in letzter Sekunde zur Seite sprangen.
Nur Kim blieb wie angewurzelt stehen.
Er wollte zu ihr. Kim durfte nichts geschehen aber als er versuchte zu ihr zu gelangen gab sein Knie nach und Keith stürzte.
„Kim, lauf!“ versuchte er es noch einmal als eine Feuer Fontäne auf das Mädchen zuschoss.
„KIM!!“ Keith streckte die Hand aus. Er musste sie retten, musste irgendetwas tun doch es war bereits zu spät.
Sie verschwand in einer Wand aus Feuer und ihr Todesschrei gellte in seinen Ohren.
Neben Keith fiel der Kopf des Drachen zu Boden und begann zu schrumpfen bis anstelle von Nedrak wieder Nevytar auf der Erde lag, in einer riesigen Blutpfütze, die immer noch wuchs.
Er war tot, endgültig aus seinem Leben verschwunden... Genau wie Kim!
Was war gerade geschehen?
Keith wollte aus diesem schrecklichen Traum erwachen.
Sie war fort, für immer!
Er hatte ihr versprochen sie zu beschützen und nun war Kim tot!
Tot!
Wie sollte es jetzt weitergehen?
Keith wollte sterben um wieder bei ihr zu sein, er wollte ohne Kim nicht weiterleben.
Warum konnte er die Zeit nicht zurückdrehen?
Irgendwie wäre es bestimmt zu verhindern gewesen, aber er war zu schwach gewesen!
Keith fühlte sich schuldig!
Er sah zu dem Krater an dessen Stelle zuvor noch das Mädchen gestanden war.
Wieso hatte Saphira den Ausgang ihrer Reise nicht gekannt?
Warum hatte Xandor ihn nicht gewarnt... ?
In der Prophezeiung stand nichts von dem Tod der Auserwählten.
Oder war sie falsch gedeutet worden?
Keith verscheuchte den Gedanken wieder, die Beiden konnten nichts dafür, es war ganz allein sein Fehler gewesen!
Die Leere in seinem Inneren sagte ihm, dass etwas unwiederbringlich aus seiner Seele gerissen worden war!
Der Schmerz in seinem Herzen ließ all die Verluste der letzten Wochen nichtig erscheinen.
Es begann zu regnen als Josh zu ihm kam, er sah völlig aufgelöst aus aber Keith war sich sicher, dass der andere Junge nicht verstehen konnte was er fühlte.
Der Müllersohn redete dem Prinzen gut zu bis er einsah, dass Keith zu sehr in seinen eigenen Gedanken versunken war.
Er hatte so viele Freunde verloren!
Nach ein paar Minuten kam auch Saphira zu ihnen, doch Keith wollte nicht aufstehen. Er war einfach nicht in der Lage zu weinen oder zu sprechen.
Irgendetwas war in ihm zerbrochen und er würde nie mehr der Selbe sein.