Phil Trepal
Mitglied
Malade
Mir ist etwas passiert. Das Grau der Zeitung rieselt in mein Gesicht. Unter den Augen hängt schon eine kleine Düne. Der Schnee draußen klopft matt ans Fenster. Wie ein wartender Gast. Ich würde Eintritt gewähren, läge dort, in dem Zwinkern des Winters ein Funke deines Augenschlags. Die Welt ist in Watte eingepackt und still. Auch hier drin ist es klamm und matt. Das merke ich nebenbei. Kein Glanz hängt irgendwo. Nicht im Spiegel, nicht auf den Küchenfliesen, nicht am Löffel in meiner Kaffeetasse. Vielleicht auf meinen Lippen. Ich fette sie nun schon 3 Wochen. Ein Artikel über Yoga ist interessant. Dann einer über Psychotherapie. Als Ausgleich vielleicht. Ich könnte fliegen. Der Artikel über Yoga beflügelt mich 2 Sekunden, dann mache ich High Five mit dem Stress. Loslassen! Nach der Mikrowelle ist der 4. Kaffee auch grau. Du hättest vielleicht ein paar knallbunte Farben hineingeworfen und, ginge es nach dir, wäre mein Teil ein Klumpen Teer von der Straße. Ich rühre ihn bereits zum dritten Mal hinein. Alles schmeckt mager, so wie ein Faden in einem belanglosen Gespinst in irgendeiner Ecke. Aber vielleicht wäre das Gelb süß und das Grün fruchtig wie frische Äpfel. Aber ich weiß ich bin eher eine herbe Feldfrucht. Der Yoga Kurs würde am Donnerstag beginnen. Dort würde ich schweben. Dann würde die Luft mich stechen und der Boden würde mich abstoßen. Die Landeerlaubnis wurde mir entzogen. Man sagt, manches passe nicht. Es gäbe ein elektrisierendes Knistern und ein stummes Summen. Und Grau ist nicht akzeptabel. Jetzt rühre ich gedankenverloren in meinem Kaffee herum. Zumindest versuche ich das. Ich sehe mich von außen, wartend. Der nachtfarbene Zeiger kriecht über die schneeweiße Küchenuhr und ich bin zum 10ten Mal gestresst, dann fange ich mich wieder, dann falle ich in die Küchenuhr und reise mit dem Zeiger rund um die teilnahmslose Welt. Der Eiszapfen am Fenster ist glasig. Ich werde ihn gleich pflücken und unter meinen Abendtee rühren um etwas zusammen zu bringen. Ich denke an Klebstoff, Pappe und Holz. An Ying und Yang, Sonne und Mond. Ich lasse den Kaffeeweißer langsam in den Espresso rieseln und schaue, mit eiserenem Nachdruck, wie sich das Pulver in den Kaffee frisst. Und wenn du das wieder trennen kannst, dann, ja dann werde ich dir glauben.
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