Man trifft sich am Meer

Zandvoort, Niederlande, August 1983

Matze war am Strand fast eingedöst, als jemand neben ihm kniete, sich wie ein nasser Pudel schüttelte und ihm anschließend mit nassen Fingern durch sein rotes Haar strich. Erschrocken fuhr er auf und hielt die Person am Handgelenk fest. In dem Moment realisierte er, dass es Elke war, die sich über sein Gesicht köstlich amüsierte. Er ließ sie los. „Du lieber Himmel! Willst du, dass ich einen Herzinfarkt kriege?"
Elke lachte. „Selbst schuld, wenn du zu faul zum Schwimmen bist!" Sie setzte sich in den Sand neben ihm und sah auf das Meer. Ein paar Kinder spielten mit einem Ball im seichten Wasser in den Wellen, und vergnügtes Juchzen klang zu ihnen herüber. Weiter draußen sah man ab und zu Köpfe aus dem Meer auftauchen, die zu den geübten Schwimmern gehörten. Schiffe mit weißen Segeln glitten am Horizont über das in der Sonne glitzernde Wasser.
Matze zog Elke am Handgelenk zu sich heran, ließ sich mit ihr zusammen rücklings in den Sand fallen und umarmte sie blitzschnell und fest.
„He, ich kann nicht mehr aufstehen!" Elke kicherte.
„So? Das ist die Rache dafür, dass du mich nass gespritzt hast!" Und ehe Elke noch etwas sagen konnte, küsste er sie ausgiebig.
„Mmm", machte Elke, als sie wieder zu Atem kam. „Wer hätte gedacht, dass aus dir mal ein solcher Draufgänger werden würde?" Matze und sie kannten sich bereits seit der Realschule. Damals, vor sechs Jahren, waren sie für eine kurze Zeit zusammen gewesen. Vor zwei Monaten hatten sie sich zufällig wiedergesehen, und sofort hatte es gefunkt. Beruflich hatten sie sich in verschiedene Richtungen entwickelt. Elke hatte das Abitur gemacht, ein Kunststudium begonnen und malte selbst mit Begeisterung. Matze hatte nach dem Realschulabschluss eine Lehre als Bankkaufmann begonnen und war nach seinem Abschluss von der Bank übernommen worden. Aber für ihre Gefühle spielte das alles keine Rolle.
„Du etwa nicht?" Matze kitzelte sie, und lachend wälzte sich Elke auf die Seite.

In einiger Entfernung saß, von den beiden unbeachtet, ein braungebrannter junger Mann auf seinem ausgebreiteten Badehandtuch. Er verbarg seine Augen hinter einer riesigen Sonnenbrille, trug eine Baseballkappe und hielt eine Tageszeitung in den Händen. Aber er las nicht, sondern betrachtete das junge ausgelassene Paar. Konnte es wirklich sein? Die roten Haare des jungen Mannes sprachen dafür. Und das Mädchen ... Wenn es sich tatsächlich um Elke handelte, war eine Schönheit aus ihr geworden. Obwohl sie auch früher das gewisse Etwas hatte. Ein Gefühl der Eifersucht überfiel ihn.
„Werd mal nicht sentimental, alter Knabe", rief er sich zur Ordnung. „Es war deine eigene Idee." Er erinnerte sich an die Postkarte, die er Matze damals aus Amsterdam geschrieben hatte. Ob Matze sie Elke jemals gezeigt hatte? Und waren die beiden tatsächlich seit dieser Zeit zusammen?
Er wusste den Text noch auswendig.

„Hallo Matze!
Ich hoffe, dir geht es gut. Hast du dich um Elke gekümmert? Ich weiß ja, dass ich mich auf dich verlassen kann. Wird noch einige Zeit dauern, bis ich wieder heimkomme, habe jede Menge zu erledigen, wie immer, und hier einen festen Job gefunden. Da bleibt für Elke einfach keine Zeit mehr. Ich möchte aber nicht, dass sie sich langweilt. Also Roter, streng dich an! Du weißt schon, was ich meine, bist ja nicht auf den Kopf gefallen. Aber Elke muss das nicht wissen.
Viele Grüße aus dem sonnigen Amsterdam
Dein Hugo.“

„Nein, die hat er Elke sicher nicht gezeigt", dachte Hugo. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Schon nach fünf. Wo blieb sein Kumpel? Er hatte Mees seit dem Einbruch damals und dem Raub der Bilder, die einem Privatsammler gehörten, nicht mehr gesehen. Genauer gesagt, seitdem kurze Zeit später eine niederländische Zeitung in großer Aufmachung darüber berichtet hatte.
„Es ist besser, wenn wir für einige Zeit nicht zusammen gesehen werden", hatte Mees sich entschuldigt. Das war sechs Jahre her. Vor einer Woche hatte Mees in seiner Stammkneipe angerufen, nach Hugo verlangt und ihn um ein Treffen geben. „Es geht um etwas Lukratives", hatte er gesagt. Da konnte Hugo nicht nein sagen; er lebte zwar nicht schlecht von dem Geld, das ihm nach dem Kunstraub vom Auftraggeber ausgezahlt worden war, und erledigte zwischendurch wie eh und je kleinere Schmuggelaufträge, aber Geld konnte man nie zuviel haben.
Er nahm sein Fernrohr und richtete es zunächst auf das Meer, um wie ein Tourist zu erscheinen, der sich für die Schiffe am Horizont interessierte. Dann schwenkte er unvermittelt auf das verliebte junge Paar und zog die Luft hörbar ein. Ja, das waren unverkennbar Matze und Elke. Missvergnügt beobachtete er die beiden, bis ein weiterer junger Mann in sein Blickfeld geriet, der hinter Elke und Matze auftauchte und zielsicher auf ihn, Hugo, zusteuerte. Es war Mees. Er trug Shorts, ein weißes Hemd und eine breite Goldkette, die beim besten Willen nicht zu übersehen war, ebenso wie die beiden großen Goldringe am Mittel- und Ringfinger seiner rechten Hand. „Was für ein Idiot“, dachte Hugo. Auffälliger ging es nicht mehr. Zumindest würde sich sein Anblick bei jedem, der ihn sah, im Gedächtnis festbrennen. Er hatte weder eine Strandtasche noch sonst ein Utensil bei sich, aus dem man hätte schließen können, dass er eine Runde schwimmen gehen wollte. Noch nicht mal eine Sonnenbrille trug er. Zu allem Überfluss hatten Elke und Matze ihn bemerkt und grüßten offenbar höflich, als er an ihnen vorbeiging. Mees grüßte zurück und wollte weiter gehen. In dem Moment rollte ihm ein knallgelber Wasserball vor die Füße, den eines der spielenden Kinder in seine Richtung geschossen hatte. Mees lächelte, nahm Anlauf und schoss den Ball zurück. Ein Kind fing ihn auf, und Elke und Matze klatschten Beifall. Matze sagte etwas, und Mees blieb bei dem Paar stehen.

Hugo reichte es jetzt. Das fehlte noch, dass Mees sich bei Hugo und Elke Liebkind machte. Er stand auf, legte seine Hände wie einen Trichter an den Mund und rief laut: „Mees! Ich bin hier!" Daraufhin schaute nicht nur Mees iirritiert in seine Richtung. Auch die anderen beiden hatte er damit auf sich aufmerksam gemacht. Und wenn schon ... Die wussten damals nichts und heute auch nicht. Lässig schlenderte Hugo ihnen entgegen und bemerkte das ungläubige Staunen in Elkes Gesicht. Er nahm die Sonnenbrille ab und lächelte sie charmant an. „Hallo, schöne Frau! Noch schöner als früher! Wie geht's?" Elke starrte ihn an und sagte kein Wort. Eine leichte Röte stieg ihr ins Gesicht.
„Das gibt es doch nicht! Hugo Faber, was machst du denn hier?" Matze stand auf und umarmte ihn. „Ich dachte, du seist auf ewig verschollen. Manchmal habe ich mich gefragt, ob du noch lebst."
„Ich war mal hier, mal da", antwortete Hugo leichthin. „Kennst mich ja." Er deutete auf Mees. „Darf ich vorstellen, mein Kumpel Mees. Aus Amsterdam. Mees, das sind meine alten Freunde Matze und Elke. Beide aus dem schönen Stuttgart."
„Freut mich." Falls Mees sich über diesen Auftritt wunderte, zeigte er es nicht, sondern schüttelte beiden lächelnd die Hand. „Schon interessant, dass man am Strand unvermutet alte Bekannte trifft." Mees war gebürtiger Niederländer, aber er sprach vollkommen akzentfrei Deutsch.
„Ja, das ist wahr. Ein toller Zufall!", bemerkte Elke, die ihre Sprache wiedergefunden hatte.
„Schade, dass ich so wenig Zeit habe", bedauerte Hugo, „sonst hätten wir heute Abend etwas trinken gehen können. Aber vielleicht sieht man sich noch."
Er wandte sich an Mees. „Komm jetzt mit, wir müssen noch etwas besprechen." Kurz darauf waren beide hinter den Dünen verschwunden.

„Was war das denn?", sagte Matze.
„Hugo, wie er leibt und lebt, würde ich sagen", antwortete Elke. Ihre Stimme klang leicht verärgert. „Was zum Kuckuck hat er hier zu suchen?"
„War er früher nicht oft in Amsterdam? Ist ja nicht weit von hier. Vielleicht hat er einen zweiten Wohnsitz."
„Ja, im Gefängnis", erwiderte Elke trocken. „Der dreht sicher wieder ein krummes Ding."
„Mein Vater war auch davon überzeugt und hat mich ständig vor ihm gewarnt. Aber eigentlich wurde ihm ja nie etwas nachgewiesen."
„Das heißt nicht, dass er es nicht gemacht hat." Elke zögerte einen Moment. „Eines weiß ich genau, damals hat er geschmuggelt. Zigaretten und Alkohol sowieso und auf jeden Fall Porzellanfiguren. Letztere habe ich in seinem Auto gesehen. Ich hatte davon in der Zeitung gelesen. Einem Sammler waren seine Porzellanfiguren geklaut worden, es waren ein paar Bilder der Figuren in der Zeitung. Und kurze Zeit später bin ich mit Hugo weggefahren, und in seinem Auto lagen auf dem Rücksitz lauter Schachteln. Ich fragte nichts, weil er das nicht leiden konnte. Wir fuhren an den Pfaffensee. Dort sagte er mir, dass er für längere Zeit weg müsse. Als wir wieder zurückfahren wollten, öffnete ich die Tür hinten, nahm eine Schachtel heraus, fragte, ob das ein Geschenk für mich sei und öffnete blitzschnell die Schachtel. Es war eine in Papier eingewickelte Tänzerin aus Porzellan, sehr hübsch, und deswegen erinnerte ich mich auch so genau, denn diese Tänzerin war als erstes Bild in der Zeitung abgebildet. Hugo schrie mich an, ich solle meine Finger davon lassen, das ginge mich überhaupt nichts an und ich solle ja nichts kaputtmachen. Ich legte die Schachtel zurück, und er fuhr mich nach Hause. Das war das erste und letzte Mal, dass er mich angeschrien hat. Danach schrieb ich ihm einen Brief, dass ich ihn nicht wiedersehen wolle. Aber ich kam gar nicht mehr dazu, ihm den Brief zu geben, er tauchte nach diesem Tag komplett unter. Seitdem habe ich bis heute nie wieder etwas von ihm gehört oder gesehen.“ Elke schwieg ein paar Minuten. „Warum muss er ausgerechnet hier auftauchen?“, stöhnte sie dann. „Ich wollte ihn nie wiedersehen. Er macht einem nichts als Schwierigkeiten.“
„Hast du das damals jemand erzählt?“, fragte Matze. „Ich meine, hast du ihn angezeigt?“
Elke schüttelte den Kopf. „Natürlich nicht. Erstens ist es nicht meine Art, meinen Freund zu verpfeifen. Zweitens wusste ich ja nichts Genaues darüber, und Hugo hätte sich sowieso herausgeredet. Er ist mit allen Wassern gewaschen.“
„Verstehe.“
Beide schwiegen eine Weile.
„Vergiss Hugo", sagte Matze schließlich. „Weißt du was, jetzt gehen wir noch eine Runde schwimmen.“ Er zog Elke an der Hand, und lachend liefen sie in die Wellen.

„Kannst du mir mal sagen, warum du den beiden meinen richtigen Namen verraten hast?“ Mees und Hugo hatten ein Strandcafé in der Nähe aufgesucht und es vorgezogen, drinnen zu sitzen. Mees rührte ärgerlich in seinem Latte Macchiato und legte klirrend den Löffel hin. „Wozu war das gut? Warum hast du dich überhaupt dort blicken lassen?“
„Alter, die wissen deinen Namen doch jetzt schon nicht mehr“, versuchte Hugo abzuwiegeln. „War ein blöder Zufall, sind alte Bekannte. Mit dem Mädchen war ich mal zusammen.“
„Und sie ist so toll, dass du gleich alles aufs Spiel setzt? Das war absolut unprofessionell, mein Bester, das weiß du ja wohl selbst?“
„Ja, sicher.“ Hugo gab sich Mühe, zerknirscht auszusehen. „Kommt nicht wieder vor. Aber die halten mich sowieso für einen Chorknaben, also nur keine Aufregung. Die wissen gar nichts. Sag mir jetzt lieber mal, warum du mich sprechen wolltest.“
Mees sah ihn abschätzend an. „Ich habe einen Plan. Einen sehr guten Plan. Aber wenn du mitmachen willst, darfst du dich nicht wie ein Amateur aufführen. Ich hoffe, das ist klar.“
„Selbstverständlich“, beeilte Hugo sich zu versichern. „Also worum geht es?“
Mees sah ihn mit einem prüfenden Blick an, dann sagte er nur ein Wort. „Rijksmuseum.“
Hugo hielt seinem Blick stand. „Du willst in das bestgesicherte Museum der Niederlande einbrechen?“
„Nur nicht übertreiben“, sagte Mees gelassen. „Schwachstellen gibt es überall.“
Er zog ein zusammengefaltetes Stück Papier aus seiner Hemdtasche und breitete es sorgfältig auf dem Tisch aus. Es handelte sich um eine Karte des Rijksmuseums, mit präzisen Markierungen und Notizen, die verschiedene Punkte im Gebäude hervorhoben. Hugo studierte sie eine Weile. „Und das soll klappen?"
Mees lächelte nur nachsichtig, als habe er ein kleines Kind vor sich.
„Was willst du mitnehmen?“
„Mein Auftraggeber möchte hauptsächlich Bilder von Frans Hals und Jan Vermeer. Besonders gerne hätte er das Bild „Das Milchmädchen“ von Vermeer. Ich habe ihm zugesichert, dass ich das auf jeden Fall besorgen könnte.“
„Du bist verrückt“, sagte Hugo, aber er spürte, wie sein Adrenalinspiegel in die Höhe schnellte.
„Keineswegs. Er zahlt sehr gut.“ Mees trank seinen Latte Macchiato aus. „Bist du dabei?“
Hugo dachte nach. Die Sache reizte ihn, das musste er zugeben. Nicht nur wegen des Geldes. Die Sache erforderte diszipliniertes Vorgehen und bot einen verdammt guten Nervenkitzel. Ein solcher Kunstraub würde ohne Zweifel in die Geschichte eingehen. Er spürte, wie ihn ein Schub Energie durchflutete. Leute wie Elke und Matze würden das vermutlich kriminelle Energie nennen, dachte er, aber was spielte das für eine Rolle? Er war nicht auf der Welt, um den beiden zu gefallen.
„Ich bin dabei“, sagte er.
„Gut." Mees grinste zufrieden.
Am Fenster nahm Hugo eine flüchtige Bewegung wahr, achtete aber nicht weiter darauf. In Gedanken war er vollauf mit dem anstehenden Raub beschäftigt.

„Hast du das gesehen?", fragte Elke draußen. Sie und Matze hatten noch etwas trinken wollen, aber vorher durchs Fenster des Strandcafés gespäht, da Elke keinen Wert auf ein erneutes Zusammentreffen mit Hugo legte.
„Schon klar", sagte Matze. „Wir gehen nicht rein."
„Nein, ich meine, hast du die Karte auf dem Tisch gesehen? Sieht aus wie ein Gebäude, mit lauter Markierungen."
„Ja, habe ich auch gesehen. Oben drüber stand ein großes R."
Elke zögerte. „Ach egal, was geht es uns an", sagte sie dann. „Komm, gehen wir in die Strandbar weiter oben."

Stuttgart, Oktober 1983

Ein kühler, regnerischer Herbst hatte bereits Ende September begonnen, und ein goldener Oktobertag war nicht in Sicht. Die schönen Sonnentage mit Elke am Strand waren Erinnerung; Elke war wieder an ihrer Kunsthochschule, 250 km entfernt und kam nur jedes zweite Wochenende nach Hause. Matze tröstete sich mit dem Gedanken, dass das Studium irgendwann zu Ende gehen würde und sie vielleicht sogar einmal zusammen wohnen könnten. Vorläufig konzentrierte er sich auf seinen Beruf in der Bank. Wenn einem Zahlen Spaß machten - und das machten sie ihm - war der Job gar nicht so übel, obwohl ihn sein Vater mehr oder weniger in den Beruf gedrängt hatte.
Er öffnete gerade die Haustür, um zur Arbeit zu gehen, als er seine Mutter von oben rufen hörte. „Kannst du bitte gerade die Zeitung reinbringen? Die wird sonst klitschnass bei dem Regen."
„Klar". Matze hob die Zeitung vor der Tür auf und brachte sie in die Küche. Er wollte sie achtlos auf den Küchentisch werfen, als ihm eine kleine Meldung ganz rechts unten auffiel.
„Dreister Raub im Museum in Amsterdam", lautete die Überschrift. Er las weiter:
„Am Sonntagabend ereignete sich ein dreister Diebstahl im Rijksmuseum in Amsterdam. Wie die Polizei mitteilt, wurden mehrere Gemälde gestohlen, welche genau, wurden aus ermittlungstaktischen Gründen nicht angegeben. Die Täter sind bislang unbekannt. Die Polizei bittet um sachdienliche Hinweise etwaiger Zeugen und hofft, dass eventuell Urlauber etwas beobachtet haben könnten."
Matze ließ die Zeitung sinken. Eine schwache Erinnerung an eine Karte mit Punkten und Markierungen leuchtete kurz vor ihm auf.
Aber das musste schließlich überhaupt nichts bedeuten.
 
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Bo-ehd

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Hallo SilberneDelfine,
das ist eine schön erzählte Geschichte, aber mir fehlt der Pfeffer darin. Das mag auch an der Struktur liegen: Im ersten Teil beschreibst du ein Pärchen aus der Schulzeit, im dritten ein Gauner-Duo und dazwischen zwei Szenen, wie sie sich treffen. In allen drei Teilen passiert nicht genug für eine spannende Geschichte. Alles ist ein bisschen flau, und als Leser fragt man sich, wann es endlich losgeht. Aber es geht nichts los. Die Begegnungen hatten keine Konsequenzen, und von dem Diebstahl liest Matze nur eine Zeitungsnotiz, ohne dass er reagiert. Warum lässt du Matze und Elke nicht in einen heftigen Konflikt geraten, wo sie schwere Entscheidungen treffen müssen: Verrat mit Kunstrettung gegen Rücksicht auf den alten Kameraden und Liebhaber? Achtung: Interpretationsverbot. Hier müsste der Pfeffer, der mir fehlt, spannend geschildert werden.
LG Bo-ehd
 
Hallo Bo-ehd,

danke für deinen Kommentar. Du hast schon recht, besonders spannend ist sie nicht, aber hier ging es mir hauptsächlich ums (bildhafte) Erzählen.

Warum lässt du Matze und Elke nicht in einen heftigen Konflikt geraten, wo sie schwere Entscheidungen treffen müssen: Verrat mit Kunstrettung gegen Rücksicht auf den alten Kameraden und Liebhaber?
Ich hatte mir schon überlegt, die Sache in Richtung Krimi laufen zu lassen, aber es wäre einfach zu lang geworden.
Und auch ziemlich schwierig ...
Ich hatte es versucht und dann abgebrochen, hier der Entwurf:

„Am Fenster nahm Hugo eine flüchtige Bewegung wahr, achtete aber nicht weiter darauf. In Gedanken war er vollauf mit dem anstehenden Raub beschäftigt. Dafür reagierte Mees umso schneller. Er sprang auf und rannte ins Freie. Hugo, der ahnte, dass das nichts Gutes zu bedeuten hatte, lief ihm hinterher. Vor dem Fenster standen Elke und Matze. Und Mees zielte tatsächlich mit einem kleinen Revolver auf Elke, die stocksteif da stand.
„Bist du verrückt geworden?" Hugo stürzte sich auf Mees und wollte ihm die Waffe entreißen, was ihm nicht gelang."

Das kam mir dann doch selbst zu unglaubwürdig vor und wäre außerdem noch mal so lange - und damit viel zu lange - geworden.

LG SilberneDelfine
 
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Bo-ehd

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Hallo SiberneDelfine,
trau dich da mal ran, bitte. Du kannst so schön erzählen und die sprachlichen Mittel hast du allemal. Da wäre es nur allzu normal, bei der Spannung etwas zuzulegen, und so ein Konflikt ist eine Sache von Dialogen, die dir ebenfalls von der Hand gehen. Es muss ja nicht eine Krimigeschichte werden; der Konflikt reicht ja schon.

LG Bo-ehd
 

Bo-ehd

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Nochmal ich: Habe mir gerade deinen Entwurf nochmal angeschaut. Den zu verwerfen, war richtig, denn diese Szene allein führt zu nichts. Sie begründet den Einstieg zu einer Auseinandersetzung, aber zu mehr auch nicht.
Gruß Bo-ehd
 



 
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