Manchmal

OmaHans

Mitglied
Jetzt

Manchmal passieren unglaubliche Dinge. Tage, die man nicht mehr vergisst, denen man hinterherträumt, von denen man Geschichten spinnt und sie allen erzählt, die bereit sind zuzuhören. Mir passiert sowas nicht. Nicht heute. Und wenn ich so darüber nachdenke, auch nicht gestern oder vorgestern. Diese Momente, andere erzählen gerne davon, sind für mich wie ferne Sterne am Himmel, unerreichbar und irgendwie nicht da.

Wenn ich so darüber nachdenke, denn das mache ich manchmal - besser gesagt mache ich das immer -, was wäre, wenn ich einmal im Mittelpunkt stehen würde? Wenn alle auf mich schauten, meine Geschichte hören wollten? Das passiert aber nicht. Das ist noch nie passiert und das wird auch nie passieren. Ich bin kein Protagonist, ich bin nicht mal eine Nebenfigur.

Wenn ich ehrlich bin, weiß ich gar nicht, was ich Ihnen gerade erzähle. Heute früh bin ich aufgestanden, genau wie all die Tage zuvor. Und heute Abend lege ich mich wieder hin. Was dazwischen passiert, interessiert doch keinen, und Sie sicher auch nicht. Kein Mensch hat mich je gefragt. Niemand hat sich je für meine Gedankenwelten, meine Ängste und Hoffnungen interessiert. Wie ein Schatten schleiche ich durchs Leben, wie ein ungelesenes Buch, vergessen im Regal. Ich durchforste meine Gedanken, finde jedoch nichts, was es wert wäre, nach außen getragen zu werden. Ein Buch ohne Handlung, eine Melodie ohne Töne. Farblos und unscheinbar, wie ich selbst.


Dann

Manchmal passieren unglaubliche Dinge. Tage, die im Herzen verankert bleiben, von denen man noch Jahre später spricht. Mir passiert so etwas nicht. Nicht heute. Und wenn ich so darüber nachdenke, auch nicht gestern oder vorgestern. Diese Momente, von denen andere so begeistert erzählen, sind für mich wie ferne Sterne am Himmel, die trotz ihrer Unnahbarkeit einen zarten Glanz in meiner Dunkelheit hinterlassen.

Wenn ich darüber nachdenke – und das tue ich oft, vielleicht zu oft –, frage ich mich, was wäre, wenn ich einmal im Mittelpunkt stehen würde? Wenn alle auf mich schauten, meine Geschichte hören wollten? Ich kann mir nicht vorstellen, wie das sein könnte, aber ich fange an, darüber nachzudenken, wie es wäre, wenn die Dinge anders wären. Diese Gedanken, die ich bisher vermieden habe, beginnen nun, zögerlich ihren Weg in mein Bewusstsein zu finden.

Ich bin kein Protagonist, das weiß ich, aber vielleicht kann ich trotzdem eine Geschichte haben. Eine Geschichte, die vielleicht nicht die Welt verändert, aber meine Welt ein kleines bisschen heller macht. Und so beginne ich, unbewusst nach kleinen, unscheinbaren Dingen Ausschau zu halten. Ein Lächeln, das mir jemand schenkt. Ein Sonnenstrahl, der durch die Wolken bricht. Ein unerwartetes Gespräch, das mich berührt. Diese Momente sind wie zarte Pflänzchen, die in meiner grauen Welt keimen.

Heute früh bin ich aufgestanden, genau wie all die Tage zuvor. Und heute Abend werde ich mich wieder hinlegen, aber diesmal fühlt es sich anders an. Vielleicht interessiert es immer noch niemanden, was dazwischen passiert, aber vielleicht bin ich nicht mehr nur ein Schatten, der durchs Leben schleicht. Vielleicht bin ich wie ein Buch, das endlich geöffnet wird, oder eine Melodie, die zaghaft anfängt zu spielen. Ich mag zwar immer noch farblos und unscheinbar sein, aber in dieser Unscheinbarkeit finde ich langsam die Konturen meiner eigenen Existenz wieder.


Wann

Manchmal passieren unglaubliche Dinge. Tage, die wie funkelnde Sterne am Himmel leuchten und von denen man noch Jahre später spricht. Doch nicht für mich. Nicht heute. Und wenn ich so darüber nachdenke, auch nicht gestern oder vorgestern. Diese Momente, von denen andere so begeistert erzählen, sind für mich wie Sternschnuppen, die kurz aufflackern, nur um im nächsten Augenblick zu verschwinden. Ein flüchtiger Glanz in meiner ewigen Dunkelheit.

Ich kann es nicht leugnen; meine Gedanken beginnen erneut, sich in einem endlosen Kreislauf zu drehen. Was wäre, wenn ich im Mittelpunkt stehen würde? Was wäre, wenn die Welt auf mich wartete, um meine Geschichte zu hören? Doch diese Gedanken sind wie fallende, erlöschende Sterne. Ich schüttele meinen Kopf und versuche, diesen Gedanken zu vertreiben. Ich bin und bleibe der Schatten, der durchs Leben schleicht.

Heute früh bin ich aufgestanden, genauso wie all die Tage zuvor. Und heute Abend werde ich mich wieder hinlegen, aber diesmal fühlt es sich an, als ob die Dunkelheit einen Schritt näher gerückt wäre. Als ob all die Hoffnung, die ich dachte, gefunden zu haben, nie wirklich existiert hat. Die Pflänzchen, die zaghaft in meiner grauen Welt keimten, welken und verblassen, bevor sie überhaupt richtig wachsen können.

Ich falle zurück in die Leere, in die Gedanken, die keinen Ausweg zu finden scheinen. War das alles nur eine Illusion? War ich zu naiv? Zu denken, dass sich etwas ändern könnte. Mein Blick fällt auf das Regal, auf dem das ungelesene Buch steht, auf meine unsichtbaren Gedankenwelten, die niemand interessieren wird. Ein erstickendes Gefühl der Einsamkeit breitet sich in mir aus, und ich fühle mich wieder wie ein Fremder in meiner eigenen Existenz.


Bald

Manchmal passieren unglaubliche Dinge. Tage, die in der Erinnerung leuchten, von denen man noch Jahre später spricht. Für mich mag es nicht heute sein, aber wer weiß, vielleicht morgen oder in einer fernen Zukunft. Diese Momente, von denen andere so begeistert erzählen, könnten für mich wie die ersten Knospen im Frühling sein, die langsam ihre Köpfe in die Sonne recken. Ein zartes Versprechen in meiner endlosen Dunkelheit.

Ich kann nicht leugnen, dass meine Gedanken sich immer noch in einem endlosen Kreislauf zu drehen scheinen. Aber diesmal fange ich an zu erkennen, dass diese Gedanken auch etwas Neues und Hoffnungsvolles hervorbringen wollen. Ich schüttele meinen Kopf, nicht um die Gedanken zu vertreiben, sondern um sie zu ermutigen, zu wachsen.

Heute früh bin ich aufgestanden, genau wie all die Tage zuvor. Und heute Abend werde ich mich wieder hinlegen, aber diesmal spüre ich eine Veränderung. Ein Hauch von Optimismus schleicht sich in meine Seele. Vielleicht wird meine Geschichte nie die Welt erschüttern, aber sie könnte dennoch ein Lied von Durchhaltevermögen und Widerstandsfähigkeit sein. Ich sehe das ungelesene Buch in meinem Regal mit neuen Augen - es ist nicht nur ein Symbol der Einsamkeit, sondern auch ein Versprechen von Abenteuern, die darauf warten, entdeckt zu werden. In dieser Erkenntnis finde ich einen Funken Hoffnung und die Bereitschaft, meine Welt, wenn auch nur ein kleines Stück, zu verändern.

Der Schatten, der mich einst umhüllte, beginnt zu schwinden. Ich öffne das ungelesene Buch und beginne, meine Geschichte auf den leeren Seiten zu schreiben. Die Melodie, die einst verstummt schien, erklingt wieder, diesmal lauter und kraftvoller. Farben beginnen, meine Welt zu durchdringen, und ich erkenne, dass ich selbst der Pinselstrich bin, der mein Leben bunt machen kann.
 

John Wein

Mitglied
ich erkenne, dass ich selbst der Pinselstrich bin, der mein Leben bunt machen kann.
Na siehste!

Werter Freund,
Mir gefällt was du schreibst. Vielleicht ist dein Leben in Wirklichkeit bunt, aufregend und vielfältig, wer weiß das schon! (außer Du selbst). "Tagebuch Diary" heißt ja nicht immer "persönliches Tagebuch". Das Aufgreifen des Themas in ähnlicher Form in allen Absätzen und Sätzen, die Wiederholung, ist ein Stilmittel, das diesen Tagebucheintrag interessant macht, für mich jedenfalls.
Willkommen im Forum
John Wein
 



 
Oben Unten