VeraL
Mitglied
»Unter einer Fee wird heute oft eine schöne, magisch begabte Frau verstanden.«
Marissa schnaubte. Sie war eine Fee, aber niemand würde sie mit ihren Pickeln, den strähnigen Haaren und ihrem leichten Übergewicht als schön bezeichnen. Ihre magische Begabung ließ zum Leidwesen ihrer Eltern ebenfalls zu wünschen übrig. Aber was sollte man erwarten? Ihre Biologielehrerin zitierte Wikipedia-Artikel, da waren differenzierte Betrachtungen unwahrscheinlich. Obwohl. Marissa sah sich in ihrer Klasse um. Die meisten ihrer Mitschüler waren Menschen, aber die anderen magischen Wesen entsprachen so ziemlich jedem Klischee, das Wikipedia hergab. Es gab einen Zombie, dem ständig ein Auge herausfiel, einen leicht verrückten Gnom, außerdem eine Undine mit langen blonden Haaren, die mit Vorliebe fließende weiße Kleider trug. Und dann war da Jason, definitiv der coolste Typ der ganzen Schule. Er sah aus wie ein Footballspieler aus einer amerikanischen Teeniekomödie und konnte sich in einen Drachen verwandeln.
Die Biologielehrerin hatte ihren Vortrag endlich beendet und es läutete. Marissa drängte sich durch ihre Mitschüler zur Tür. Dabei stieß sie an Jasons Pult und sein Heft fiel zu Boden.
»Pass doch auf, du picklige Pummelfee.«
Ein paar der anderen Jungen lachten und sie rannte mit brennenden Wangen nach draußen. Sie hatte keine Lust, sich Bemerkungen über ihre unfeenhafte Gestalt anzuhören, und verzichtete auf den Schulbus. Ihre Mutter würde begeistert sein, wenn sie zu Fuß ging und sich freiwillig bewegte.
Doch leider sah die das völlig anders. »Wo bitteschön, bist du gewesen? Du bist über eine halbe Stunde zu spät. Das Essen ist kalt und dein Vater und ich müssen mit dir reden.«
Sie wollten beide mit ihr reden? Das war nicht gut. Marissa überlegte, ob sie etwas angestellt hatte. Ihr fiel nichts ein. Verschwitzt setzte sie sich an den Esstisch.
Ihr Vater sah sie über seine Brille hinweg an. »Im nächsten Monat wirst du achtzehn. Es wird Zeit, über deine Hochzeit nachzudenken.«
Bitte was? Waren sie plötzlich in einem Jane-Austen-Roman gelandet? Sie stotterte: »Heiraten? Vielleicht in zehn oder fünfzehn Jahren oder so?«
Ihr Vater bekam eine steile Falte auf der Stirn. »Mach dich nicht lächerlich. Ich habe mit einigen Familien im Club gesprochen und ein paar finden dich durchaus interessant als Partnerin für ihre Söhne.«
Der Club war die Vereinigung der magischen Elite der Stadt. Marissa fühlte sich, als hätte sie gerade an der Ice Bucket Challenge teilgenommen. »Ernsthaft, Papa. Hast du mich mal angesehen? Niemand von deinen Freunden wird mich in der Familie haben wollen.«
Ihre Mutter schaltete sich ein: »Für das erste Treffen wird Constanza dir ein wunderbares Make-up auflegen. Dann wird kaum auffallen, dass deine Haut nicht ganz makellos ist. Und die Verlobungszeit wird mindestens ein Jahr dauern. Genug Zeit, um deine Fähigkeiten zu trainieren und«, sie ließ ihren Blick über Marissa Körper gleiten, »etwas abzuspecken.«
»Aber ich ...«
Ihr Vater schlug mit der Hand auf den Tisch. »Schluss jetzt! Dein Stammbaum ist tadellos. Jede magische Familie wäre froh über eine Verbindung zu uns. Das Treffen mit dem ersten Kandidaten und seinen Eltern findet am Sonntag statt.«
Marissa wollte schreien, ihr Besteck auf den Tisch werfen und wegrennen. Aber sie tat nichts von alledem. In ihren Ohren klang nach, was man ihr jahrelang eingebläut hatte: »Feen sind nicht wie Menschen. Wir achten unsere Eltern und hören auf ihren Rat. Rebellische Teenager sind peinlich.« Jetzt kam sie nicht dagegen an.
Marissa lag auf ihrem Bett und scrollte durch ihren Insta-Feed. Mit den Gedanken war sie allerdings bei dem Treffen am Sonntag. Warum taten sie ihr das an? Das konnte doch nur peinlich werden. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Bildschirm und stellte fest, dass sie die ganze Zeit das Profil von Jason Silver betrachtet hatte. Moment. Was hatte sie sich denn dabei gedacht? Der Typ war ein Idiot, der sie verachtete und ihr dämliche Spitznamen gab. Auch wenn er auf jedem zweiten Foto mit nacktem Oberkörper posierte und dabei sehr, sehr heiß aussah. Oh Boy. Hatte sie das wirklich gedacht?
Am Sonntag wurde Marissa von Constanza, Mamas Beauty-Expertin, bearbeitet. Als die mit ihr fertig war, fühlte sie sich wie eine Schaufensterpuppe. Zugegeben, man sah ihre Pickel nicht mehr, aber vor lauter Make-up hatte sie das Gefühl, dass ihr Gesicht genauso unbeweglich war wie ihre mit Haarspray fixierte Frisur und der Körper, der in einem zu engen Kleid steckte. Starr stand sie neben der Treppe und wartete auf ihr Schicksal. Die Standuhr im Flur zählte ihre letzten freien Sekunden herunter. Tick, tick. Ihre Eltern hatten nicht gesagt, welches Wesen auftauchen würde. Tick, tick. Vielleicht ein Troll? Tick, tick. Oder ein Ork? Tick, tick. Oder ein Zwerg?
Es klingelte. Ihre Eltern standen vor ihr an der Tür und begrüßten die anderen Eltern mit Küsschen auf die Wange. Dann traten sie zur Seite und sie sah den Sohn der Familie. Es war Jason. Während ihr Herz eine Runde Achterbahn fuhr, zuckte Jason leicht mit dem Mundwinkel und flüsterte ihr im Vorbeigehen »Hi, Pummelfee« zu.
Marissas Mutter hatte eine Sahnetorte gebacken, die in Marissas Mund zu Beton wurde. Die Silvers hatten ihr ein paar belanglose Fragen zur Schule und ihren Hobbys gestellt und unterhielten sich jetzt mit ihren Eltern über irgendwelche Leute im Club. Jason war unter dem Tisch mit seinem Handy beschäftigt.
Marissas Mutter lächelte gekünstelt: »Was haltet ihr davon, wenn wir einen Spaziergang machen? Im Park ist es im Moment herrlich und ihr jungen Leute wollt euch sicher ungestört unterhalten.«
Ungestört? Sonntags im Park, wo jeder sie sehen konnte? Ihre Mutter hatte ja oft merkwürdige Ideen, aber das war total lächerlich.
Im Park liefen sie mit einigem Abstand hinter ihren Eltern her. Jason beachtete Marissa nicht und wischte weiter an seinem Smartphone herum.
In Marissas Brust ballte sich ein kleiner Feuerball zusammen. »Findest du es nicht unhöflich, beim ersten Date die ganze Zeit auf dein Handy zu glotzen?«
Jason lachte auf. »Ach, komm, Pummelfee. Du denkst nicht ernsthaft, dass das hier ein echtes Date ist, oder? Ich mache das nur, weil meine Eltern mir dafür ein neues Tablet versprochen haben.«
Marissa blieb stehen und der Feuerball wuchs an und erfüllte ihre ganze Brust und den Bauch. »Du denkst also, ich bin nicht gut genug für dich?«
»Sorry, Pummelfee, aber hast du dich mal im Spiegel angesehen? Da hilft dir auch die Farbe im Gesicht nicht.«
Der Feuerball in Marissas Brust explodierte. Heiße Energie strömte durch sie hindurch. So musste es sich anfühlen, von innen zu verbrennen. Sie öffnete den Mund und spie Jason lila Flammen entgegen. Jason baute einen grünen Schild mit seiner Magie auf. Drachenmagie war normalerweise deutlich stärker als Feenmagie, aber Marissa war wütend. Sie legte jede dumme Bemerkung und jede Beleidigung in ihr Feuer. Jasons Schild zerbröselte und die Feuerzungen hüllten ihn ein. Nach ein paar Augenblicken war es vorbei.
Jason grinste sich höhnisch an. »Hat eine tolle Wirkung, dein Feuer. Das hat kaum gekitzelt. Soll ich dir zeigen, wie das geht?«
»Schalte doch mal die Selfie-Kamera von deinem Handy an.«
Jason schaute auf seinen Bildschirm und schrie auf. Sein Gesicht war über und über von eitrigen Pickeln bedeckt.
Marissa lächelte ihn an. »Sorry, aber du siehst echt abturnend aus. Ich glaube, das kriegst du mit keinem Gesichtswasser weg, und mit Magie bleiben da fiese Narben.«
Jetzt erst bemerkte Marissa, dass ihre Eltern und die Silvers sie anstarrten.
Jasons Vater stammelte: »Sie kann Drachenmagie kontern? Jason ist der Beste in seinem Jahrgang. Warum habt ihr nichts davon gesagt, dann hätten wir eine vollkommen andere Verhandlungsbasis gehabt.«
Marissas Vater sagte: »Ich glaube, unser Treffen ist beendet. Mit dieser Magie stehen unserer Tochter natürlich noch ganz andere Verbindungen offen.«
Marissa zog die High Heels aus und warf sie ihrem Vater vor die Füße. »Keine weiteren Dates.«
Sie lief barfuß durch den Park. Für einen Moment fühlte sie sich frei. Doch dann hörte sie hinter sich einen Schrei. Es war Jason. Er klang, als würde er Todesqualen erleiden. Hatte sie ihm mit ihrer Magie weiteren Schaden zugefügt? Hatte sie eines seiner inneren Organe verletzt? Sie wollte sich umdrehen, aber in ihrem Kopf ploppte ein Gedanke auf: Für jemanden wie Jason war es vermutlich schon ein Weltuntergang, wenn er Pickel hatte. Seine Eltern konnten sich die besten Zauber leisten und er war gemein zu dir. Geh weiter.
Sie spürte jemand direkt hinter sich und drehte sich um.
Es war Jason. Er heulte: »Geh nicht weg, ich kann ohne dich nicht leben.«
»Machst du dich über mich lustig oder haben dich deine Eltern geschickt? Sag ihnen, ich habe kein Interesse an einer Verbindung zwischen uns.«
Der Drachenjunge kreischte, fiel zu Boden und klammerte sich an ihre Beine. Andere Spaziergänger blieben interessiert stehen und starrten sie an. Weiter hinten sah sie ihre Eltern und die Silvers, die zu ihnen rannten und dabei versuchten, ihre schicken Schuhe nicht zu beschmutzen.
»Bist du komplett irre? Los, steh auf!«, zischte sie Jason zu und versuchte, ihn abzuschütteln.
Keuchend erreichten die Eltern sie. Jasons Mutter tupfte sich den Schweiß von der Stirn, die Väter hatten ihre Krawatten gelockert und aus der Betonfrisur ihrer Mutter hatte sich eine Strähne gelöst. Das war noch nie vorgekommen.
»Dad, bitte, sag ihr, sie darf nicht weggehen.«
Der Blick von Jasons Dad traf Melissa und sie zuckte kurz zusammen, so viel Unglauben und Hass lag darin. »Du hast seine Seele an deine gebunden, du Miststück. Das war doch kalkuliert.«
Sie hatte seine Seele an ihre gebunden? Dazu war eine enorme Macht nötig, das wusste Melissa. Aber wenn Jasons Vater recht hatte, hatten sie ein Problem. Dann musste Jason ihr ab jetzt auf Schritt und Tritt folgen. Alles andere würde ihm unendliche Qualen bereiten und könnte ihn im Extremfall sogar töten. Melissa versuchte, sich daran zu erinnern, was die Biologielehrerin über den Zauber vorgelesen hatte. Wie löste man ihn wieder? Das war kompliziert und die Details wollte ihr überfordertes Gehirn nicht preisgeben.
»Ich schlage vor, wir beruhigen uns jetzt alle, gehen zurück zu uns nach Hause und überlegen, was tun können. Privat.« Das war Melissas Mutter, die nervös auf die größer werdende Zuschauermenge starrte, mit der ersten brauchbaren Idee an diesem Tag.
Melissa flüsterte Jason zu: »Komm schon, ich bleibe bei dir. Wir gehen jetzt.« Tatsächlich schien er sich etwas zu beruhigen und stand auf. In eisiges Schweigen gehüllt liefen die beiden Familien zu Melissas Elternhaus. Doch kaum waren sie im Wohnzimmer angekommen, sank Jasons Mutter schluchzend auf das Sofa und die Väter brüllten sich an.
»Ich werde sie vor den Hohen Rat bringen. Dieser Zauber ist streng verboten. Was hat ihre Tochter sich dabei gedacht?«
»Es war keine Absicht, niemand wusste von ihren Kräften.«
»Das glauben Sie doch selbst nicht, sie ist fast volljährig, da weiß man doch um seine Kräfte. Gleich Morgen werden wir die Verbindung lösen lassen. Das wird für meinen Sohn äußerst schmerzhaft und ich verlange Schmerzensgeld. Abgesehen von den Kosten für den Magier, die Sie natürlich tragen werden. Mein Anwalt schickt Ihnen die Rechnung.«
Melissas Mutter war unbemerkt in Küche verschwunden und stellte jetzt Tee und Kekse auf den Tisch. »Beruhigt euch, bitte. Ich schlage vor, dass Jason heute Nacht hier bleibt. Morgen können die beiden eine Ritualstätte Ihrer Wahl aufsuchen und alles Weitere klären wir dann.«
Jasons Mutter richtete sich auf. »Mein Sohn kann nicht hierbleiben. Ihr Haus ist zu klein.«
Der Mund von Melissas Mutter wurde zu einem sehr kleinen Strich: »Für eine Nacht wird Ihr feiner Herr Sohn sich wohl einschränken können und mit unseren beengten Verhältnissen klarkommen.«
»Nein, Sie verstehen nicht. Er ist ein Drache. Im Schlaf verwandelt er sich. Er braucht Platz.«
»Ach so, na dann.« Melissas Mutter strich die verirrte Haarsträhne hinter ihr Ohr. »Pack deine Sachen, Schatz. Und vergiss nicht die neue Creme, die ich dir gekauft habe.«
Alle schauten Melissa an. Sie wollte das nicht. Sie wollte nicht zu dieser Familie und nicht bei Jason sein. Aber welche Wahl hatte sie? Sie drehte sich um und ging die Treppe hinauf in ihr Zimmer. Jason folgte ihr.
»Kannst du nicht vor der Tür warten?«
»Das würde ich ja gerne, aber wir wissen ja, wessen Schuld es ist, dass das nicht geht.« Jason hatte sich offenbar erholt und wieder zu seinem arroganten Selbst zurückgefunden. Aber sie würde sich von ihm nicht länger alles gefallen lassen. Schließlich konnte er nicht ohne sie, andersherum war das problemlos möglich.
»Dann dreh dich gefälligst um, während ich meine Unterwäsche einpacke und lass mich in Ruhe.«
Das Haus der Drachen-Familie sah von außen aus, wie alle anderen Villen in dem schicken Vorort, aber in dem Moment, in dem sie die Eingangshalle betrat, war Melissa wirklich beeindruckt. Es gab hier kaum Möbel, das hohe Dach der Halle trugen elegante Säulen und die Wände waren über und über mit kunstvollen Mosaiken besetzt, die glitzerten und funkelten. Natürlich, Drachen horten Schätze, fuhr es Melissa durch den Kopf.
»Nett haben Sie es hier. Von außen sieht es gar nicht so groß aus«, sagte Melissa und Jason schnaubte.
»Raum-Dehnungs-Zauber. Komm mit, wir gehen nach oben.«
Jasons Zimmer war kurios. Eine Seite sah aus wie ein normales Teenager-Zimmer. Auf dem Schreibtisch stapelten sich Schulbücher und ein Laptop, Klamotten lagen auf dem Boden verstreut. An der Wand hing ein überdimensionaler Bildschirm, vor dem Sitzsäcke lagen. Nur ein Bett fehlte. Die andere Seite war riesig. Hier gab es nichts, nur eine Höhle aus glattem schwarzen Stein.
Melissa sah sich um. »Was machen wir jetzt?«
Jason zuckte mit den Schultern. »Zockst du?«
»Klar.« Melissa ließ sich auf einen der Sitzsäcke fallen und schnappte sich einen Kontroller. Auf dem Bildschirm erschien das Logo von »World of Dragons«. Wenn Jason dachte, er könnte sie hier leicht schlagen, irrte er sich. Melissa hatte Stunden mit diesem Spiel verbracht. Nach einigen Minuten spürte sie, wie sie sich entspannte. Auch Jason schien es so zu gehen. Seine Schultern sanken und die Falte zwischen seinen Augen war verschwunden.
Die ersten Ping-Geräusche, die eine neue Nachricht ankündigten, ignorierte Melissa. Doch dann schien ihr Handy zu explodieren. Und nicht nur ihres. In Jasons Hosentasche erklang ein Ping nach dem anderen. Er pausierte das Spiel, zückte sein Handy, wischte ein paar Mal darüber und sog scharf die Luft ein. Melissa schaute auf ihren Bildschirm. Alle Nachrichten kamen aus dem Klassenchat. Oh nein. Ausgerechnet. Gilbert, der Gnom, hatte Jason, der sich winselnd an Melissa klammerte, im Park gefilmt. Inklusive Close-up auf sein pickliges Gesicht. Das war die beste Wochenendunterhaltung, die ihre Mitschüler sich vorstellen konnten. Seufzend steckte Melissa das Handy wieder ein. Den Chat würde sie ein paar Tage lang nicht öffnen. Sie war es gewohnt, dass die anderen sich über sie lustig machten und schützte sich, in dem sie den Quatsch gar nicht erst las. »Spielen wir weiter?«, fragte sie Jason und schnappte sich ihren Kontroller.
Jason antwortete nicht. Er schien völlig in den Chat versunken. Seine Haut schimmerte rötlich und leichte Schuppen erschienen auf seinen Wangen. Eine gewisse Genugtuung erfüllte Melissa. »Jetzt weißt du, wie sich das anfühlt. Aber nimm es nicht so schwer. Wenn der Zauber morgen gelöst ist, siehst du wieder top aus und erzählst allen eine lustige Story dazu.«
Jason blickte sie an und seine Augen waren nicht mehr menschlich. Seine Pupillen zogen sich in die Länge. Es waren goldene Drachenaugen. Oh, oh. Sie hatte mal wieder übertrieben.
»Für dich ist das natürlich super. Du bekommst positive Aufmerksamkeit. Deine Heiratschancen steigen ja quasi stündlich.«
»Ist das dein Ernst? Ich will nicht heiraten. Und schon gar nicht dich, auch wenn das außerhalb deiner Vorstellungskraft liegt.« Melissa war jetzt richtig wütend. »Weiß du was? Ich sollte besser gehen. Deine Eltern könnten einen Schlaftrank oder so was geben. Wir sehen uns morgen.«
Sie griff nach ihrer Tasche und stürmte zur Tür.
»Warte!« Jason sprang auf und lief zu ihr.
Sie blieb stehen. Zögernd legte er eine Hand auf ihre Schulter.
Er redete weiter. »Gerade eben ... ich hatte eine gute Zeit mir dir. Du bist lustig und ich kenne kein Mädchen, dass so gut zockt. Bitte, geh nicht.«
Sie drehte sich zu ihm um und er küsste sie. Für einen Moment genoss sie es. Er schmeckte nach Feuer und Gold und jeder Muskel in ihr wurde weich. Doch dann setzte ihr Verstand wieder ein. Das war nur der Zauber. Er ist nicht wirklich an dir interessiert, dachte sie.
Ihre Stimme war kratzig, als sie sagte: »Ich bleibe, aber das hier führen wir nicht weiter. Wir können zocken oder schlafen gehen, aber wir tun nichts, was wir morgen bereuen.« In Gedanken änderte sie den Satz: »Was du bereuen wirst.«
Melissa schlüpfte ins Bad und als sie zurückkam, war Jason verschwunden. Stattdessen lag ein Drache in der Höhle. Seine roten Schuppen glänzten im Schein der Nachttischlampe. Er sah unfassbar schön aus. »Gute Nacht, Jason.« Er antwortete nicht. War er eingeschlafen oder konnte er in Drachenform nicht sprechen?
Melissa machte es sich auf einer Luftmatratze so bequem wie möglich und löschte das Licht. Ganz dunkel wurde es nicht. Jason stieß hin und wieder kleine Feuerwolken aus, die das Zimmer kurz erleuchteten. Melissa betrachtete ihn lange und schlief irgendwann ein.
Da der Termin bei der Magierin erst am Nachmittag stattfinden sollte, wurden Jason und Melissa von seinen Eltern zur Schule geschickt. Auf den Fluren und in den Klassen erhob sich ein Murmeln, Flüstern und Kichern, sobald jemand die beiden entdeckte. Aber Jason setzte einen düsteren Blick auf und niemand traute sich, dumme Bemerkungen direkt an ihn zu richten. Da er sich nie weiter als einen Meter von Melissa entfernte, hatte sie einen der entspanntesten Tage ihrer Schullaufbahn. Beim Mittagessen steuerte er automatisch auf den Platz mit seinen Freunden zu, aber Melissa ging zu einem Tisch in einer Ecke am Fenster. Jason zögerte und folgte ihr dann stirnrunzelnd.
»Tut mir leid, aber ich brauche kurz eine Pause von den Leuten«, sagte Melissa.
Jason attackierte schweigend seine Pasta mit der Gabel.
»Du bist schon ein Drama-King, oder?«
Das immerhin entlockte ihm ein Zucken des Mundwinkels, das man als Lächeln interpretieren konnte. Melissa zog zwei Fantasy-Romane aus der Tasche und schob einen davon zu ihm rüber. »Damit du dich hier nicht zu Tode langweilst.«
Jason und Melissa nahmen den Bus zu der Adresse der Magierin. Melissas Eltern und die Silvers stiegen aus ihren Autos, als die beiden ankamen und warfen ihnen gezwungene Lächeln zu. Das Haus sah von außen nicht so prächtig aus wie das der Silvers, stellte sich aber als mindesten genauso groß heraus. Die Dame, die öffnete, war elegant in beigefarben gekleidet, trug ihre Haare hochgesteckt und führte alle in ein mit Polstermöbeln zugestelltes Empfangszimmer. Jasons Vater berichtete, was passiert war und die Dame hörte schweigend zu. Dann stand sie auf und fixierte Melissa: »Folge mir.«
Melissas Vater sprang auf: »Ich bestehe drauf, dass ich dabei bin, wenn sie Magie an meiner Tochter ausüben.«
Jason wirkte ebenfalls nervös, als Melissa aus dem Raum gebracht werden sollte. Aber die Dame brachte mit einem Blick alle zum Schweigen. »Wir brauchen absolute Ruhe und ich muss mich verwandeln. Warten Sie hier.«
Melissa folgte der Dame und ihre Gedanken rasten. In was oder wen würde sie sich verwandeln? Und warum war ihr Vater so aufgebracht? War der Zauber gefährlich für sie?
»Setz dich dort hin. Atme ganz ruhig ein und aus, den Rest mache ich.«
Die Steinbank, auf der sie zeigte, stand in einer Höhle, die so aussah wie die von Jason. Natürlich. Die Silvers hatten sie zu einer Drachen-Magierin gebracht. Sie wollte protestieren, aber die Drachen-Stimme war jetzt in ihrem Kopf. »Schließ die Augen!«
Melissa schaffte es nicht, ihr zu widersprechen. Ohne sie zu sehen, spürte sie die Kraft, die von der Magierin ausging, und war sich sicher, dass sie sich verwandelt hatte. Die Drachenmagie rollte wie eine Welle auf Melissa zu und umschloss sie. Sie versuchte einzudringen, aber Melissa wehrte sich. Wer sagte, dass Drachen mächtiger waren als Feen? Die Magie drückte mal von der einen, dann wieder von der anderen Seite, aber Melissa ließ sie nicht eindringen. Dann hörte sie die Drachen-Stimme. Sie klang amüsiert: »In Ordnung, Feen-Mädchen. Du hast gezeigt, was du kannst. Jetzt öffne dich, damit ich dir helfen kann. Ich tu dir nicht weh, versprochen.«
Melissa zögerte. Sie wollte keine fremde Präsenz in ihrem magischen Kern. Aber sie wollte endlich die Familie Silver loswerden. Langsam ließ sie ihren Schild sinken und es fühlte sich an, als würde ein Sturm durch ihr Innerstes fegen. Melissa keuchte und dann war es wieder vorbei. Sie öffnete die Augen. Ein gelbschimmernder Drache lag vor ihr und sah sie aus goldenen Augen an.
»Für eine Fee hast du ein außergewöhnliches magisches Talent.«
»So weit war ich auch schon.«
Die Drachen-Dame verzog ihr Maul, was Melissa als Lächeln deutete.
»Ich kann Jason nicht sein schönes Gesicht zurückgeben. Ich kann die Verbindung von euch nicht zerstören, jedenfalls nicht ohne euch beiden zu verletzen. Das kannst nur du selbst.«
»Und wie soll ich das machen? Keiner wusste, dass ich magisches Talent habe. Ich habe keine Ausbildung bekommen.«
»Die brauchst du dazu nicht. Alles, was du intuitiv ausgelöst hast, entspringt deinen tiefsten Gefühlen und Wünschen. Wenn du dich davon frei machst und zu dir selbst findest, kannst du den Zauber aufheben.«
»Klingt wie aus einem pinken Buch aus der Selbsthilfe-Ratgeber Abteilung. Soll ich darüber meditieren?«
Die Drachen-Dame reagiert nicht auf ihre Ironie und nickte nur. Melissa seufzte, aber sie versenkte sich in eine Mediation, immerhin das hatte sie in der Schule gelernt.
Bilder stürmten auf sie ein. Es war, als hätte jemand ein Fotoalbum über ihrem Kopf ausgeschüttet. Sie atmete. Wo sollte sie anfangen? Sie suchte die Erinnerung an den Nachmittag im Park, fühlte ihre Wut, ihre Verzweiflung und wie verletzt sie war. Sie wollte gemocht werden, wollte dazu gehören. Sie sah Jasons Gesicht, als die Nachrichten im Chat aufploppten und schmeckte seinen Kuss. Genug! Sie versenkte sich tiefer in ihre Kraft, ließ die Energie knisternd durch sich hindurchströmen. Dann ließ sie los und blieb bei sich.
»Hat es funktioniert?«
Die Drachen-Dame hatte sich zurückverwandelt. »Gehen wir nachsehen.«
Im Empfangszimmer schluchzte Jasons Mutter vor Freude und strich ihrem Sohn immer wieder über das perfekte, pickelfreie Gesicht, bis er sie zur Seite schob.
Jasons Vater fragte mit kühler Stimme: »Können wir jetzt gehen?«
Es war Jason, der antwortete: »Ja, können wir.« Er sah Melissa an. Lag Bedauern in seinem Blick? Sie musste sich geirrt haben, denn er drehte sich ohne ein Wort um und ging mit seinen Eltern zum Auto.
Melissas Vater öffnete ihr die Autotür, aber sie stieg nicht ein. »Ich laufe lieber.«
Abends lag Melissa auf ihrem Bett. Auf dem Laptop lief eine Serie, aber sie war zu aufgewühlt, um der Handlung zu folgen. Beim Essen hatte sie ihren Eltern klar gemacht, dass sie nicht heiraten würde. Jedenfalls nicht jetzt. Sie wollte eine gute Ausbilung für ihre magische Begabung und sie würde studieren. Und zwar weit weg von hier, irgendwo, wo sie niemand als picklige Pummelfee sehen würde. Ihr Handy zeigte eine neue Nachricht an. »Du schuldest mir eine Revanche. Lust auf Zocken?«
Marissa schnaubte. Sie war eine Fee, aber niemand würde sie mit ihren Pickeln, den strähnigen Haaren und ihrem leichten Übergewicht als schön bezeichnen. Ihre magische Begabung ließ zum Leidwesen ihrer Eltern ebenfalls zu wünschen übrig. Aber was sollte man erwarten? Ihre Biologielehrerin zitierte Wikipedia-Artikel, da waren differenzierte Betrachtungen unwahrscheinlich. Obwohl. Marissa sah sich in ihrer Klasse um. Die meisten ihrer Mitschüler waren Menschen, aber die anderen magischen Wesen entsprachen so ziemlich jedem Klischee, das Wikipedia hergab. Es gab einen Zombie, dem ständig ein Auge herausfiel, einen leicht verrückten Gnom, außerdem eine Undine mit langen blonden Haaren, die mit Vorliebe fließende weiße Kleider trug. Und dann war da Jason, definitiv der coolste Typ der ganzen Schule. Er sah aus wie ein Footballspieler aus einer amerikanischen Teeniekomödie und konnte sich in einen Drachen verwandeln.
Die Biologielehrerin hatte ihren Vortrag endlich beendet und es läutete. Marissa drängte sich durch ihre Mitschüler zur Tür. Dabei stieß sie an Jasons Pult und sein Heft fiel zu Boden.
»Pass doch auf, du picklige Pummelfee.«
Ein paar der anderen Jungen lachten und sie rannte mit brennenden Wangen nach draußen. Sie hatte keine Lust, sich Bemerkungen über ihre unfeenhafte Gestalt anzuhören, und verzichtete auf den Schulbus. Ihre Mutter würde begeistert sein, wenn sie zu Fuß ging und sich freiwillig bewegte.
Doch leider sah die das völlig anders. »Wo bitteschön, bist du gewesen? Du bist über eine halbe Stunde zu spät. Das Essen ist kalt und dein Vater und ich müssen mit dir reden.«
Sie wollten beide mit ihr reden? Das war nicht gut. Marissa überlegte, ob sie etwas angestellt hatte. Ihr fiel nichts ein. Verschwitzt setzte sie sich an den Esstisch.
Ihr Vater sah sie über seine Brille hinweg an. »Im nächsten Monat wirst du achtzehn. Es wird Zeit, über deine Hochzeit nachzudenken.«
Bitte was? Waren sie plötzlich in einem Jane-Austen-Roman gelandet? Sie stotterte: »Heiraten? Vielleicht in zehn oder fünfzehn Jahren oder so?«
Ihr Vater bekam eine steile Falte auf der Stirn. »Mach dich nicht lächerlich. Ich habe mit einigen Familien im Club gesprochen und ein paar finden dich durchaus interessant als Partnerin für ihre Söhne.«
Der Club war die Vereinigung der magischen Elite der Stadt. Marissa fühlte sich, als hätte sie gerade an der Ice Bucket Challenge teilgenommen. »Ernsthaft, Papa. Hast du mich mal angesehen? Niemand von deinen Freunden wird mich in der Familie haben wollen.«
Ihre Mutter schaltete sich ein: »Für das erste Treffen wird Constanza dir ein wunderbares Make-up auflegen. Dann wird kaum auffallen, dass deine Haut nicht ganz makellos ist. Und die Verlobungszeit wird mindestens ein Jahr dauern. Genug Zeit, um deine Fähigkeiten zu trainieren und«, sie ließ ihren Blick über Marissa Körper gleiten, »etwas abzuspecken.«
»Aber ich ...«
Ihr Vater schlug mit der Hand auf den Tisch. »Schluss jetzt! Dein Stammbaum ist tadellos. Jede magische Familie wäre froh über eine Verbindung zu uns. Das Treffen mit dem ersten Kandidaten und seinen Eltern findet am Sonntag statt.«
Marissa wollte schreien, ihr Besteck auf den Tisch werfen und wegrennen. Aber sie tat nichts von alledem. In ihren Ohren klang nach, was man ihr jahrelang eingebläut hatte: »Feen sind nicht wie Menschen. Wir achten unsere Eltern und hören auf ihren Rat. Rebellische Teenager sind peinlich.« Jetzt kam sie nicht dagegen an.
Marissa lag auf ihrem Bett und scrollte durch ihren Insta-Feed. Mit den Gedanken war sie allerdings bei dem Treffen am Sonntag. Warum taten sie ihr das an? Das konnte doch nur peinlich werden. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Bildschirm und stellte fest, dass sie die ganze Zeit das Profil von Jason Silver betrachtet hatte. Moment. Was hatte sie sich denn dabei gedacht? Der Typ war ein Idiot, der sie verachtete und ihr dämliche Spitznamen gab. Auch wenn er auf jedem zweiten Foto mit nacktem Oberkörper posierte und dabei sehr, sehr heiß aussah. Oh Boy. Hatte sie das wirklich gedacht?
Am Sonntag wurde Marissa von Constanza, Mamas Beauty-Expertin, bearbeitet. Als die mit ihr fertig war, fühlte sie sich wie eine Schaufensterpuppe. Zugegeben, man sah ihre Pickel nicht mehr, aber vor lauter Make-up hatte sie das Gefühl, dass ihr Gesicht genauso unbeweglich war wie ihre mit Haarspray fixierte Frisur und der Körper, der in einem zu engen Kleid steckte. Starr stand sie neben der Treppe und wartete auf ihr Schicksal. Die Standuhr im Flur zählte ihre letzten freien Sekunden herunter. Tick, tick. Ihre Eltern hatten nicht gesagt, welches Wesen auftauchen würde. Tick, tick. Vielleicht ein Troll? Tick, tick. Oder ein Ork? Tick, tick. Oder ein Zwerg?
Es klingelte. Ihre Eltern standen vor ihr an der Tür und begrüßten die anderen Eltern mit Küsschen auf die Wange. Dann traten sie zur Seite und sie sah den Sohn der Familie. Es war Jason. Während ihr Herz eine Runde Achterbahn fuhr, zuckte Jason leicht mit dem Mundwinkel und flüsterte ihr im Vorbeigehen »Hi, Pummelfee« zu.
Marissas Mutter hatte eine Sahnetorte gebacken, die in Marissas Mund zu Beton wurde. Die Silvers hatten ihr ein paar belanglose Fragen zur Schule und ihren Hobbys gestellt und unterhielten sich jetzt mit ihren Eltern über irgendwelche Leute im Club. Jason war unter dem Tisch mit seinem Handy beschäftigt.
Marissas Mutter lächelte gekünstelt: »Was haltet ihr davon, wenn wir einen Spaziergang machen? Im Park ist es im Moment herrlich und ihr jungen Leute wollt euch sicher ungestört unterhalten.«
Ungestört? Sonntags im Park, wo jeder sie sehen konnte? Ihre Mutter hatte ja oft merkwürdige Ideen, aber das war total lächerlich.
Im Park liefen sie mit einigem Abstand hinter ihren Eltern her. Jason beachtete Marissa nicht und wischte weiter an seinem Smartphone herum.
In Marissas Brust ballte sich ein kleiner Feuerball zusammen. »Findest du es nicht unhöflich, beim ersten Date die ganze Zeit auf dein Handy zu glotzen?«
Jason lachte auf. »Ach, komm, Pummelfee. Du denkst nicht ernsthaft, dass das hier ein echtes Date ist, oder? Ich mache das nur, weil meine Eltern mir dafür ein neues Tablet versprochen haben.«
Marissa blieb stehen und der Feuerball wuchs an und erfüllte ihre ganze Brust und den Bauch. »Du denkst also, ich bin nicht gut genug für dich?«
»Sorry, Pummelfee, aber hast du dich mal im Spiegel angesehen? Da hilft dir auch die Farbe im Gesicht nicht.«
Der Feuerball in Marissas Brust explodierte. Heiße Energie strömte durch sie hindurch. So musste es sich anfühlen, von innen zu verbrennen. Sie öffnete den Mund und spie Jason lila Flammen entgegen. Jason baute einen grünen Schild mit seiner Magie auf. Drachenmagie war normalerweise deutlich stärker als Feenmagie, aber Marissa war wütend. Sie legte jede dumme Bemerkung und jede Beleidigung in ihr Feuer. Jasons Schild zerbröselte und die Feuerzungen hüllten ihn ein. Nach ein paar Augenblicken war es vorbei.
Jason grinste sich höhnisch an. »Hat eine tolle Wirkung, dein Feuer. Das hat kaum gekitzelt. Soll ich dir zeigen, wie das geht?«
»Schalte doch mal die Selfie-Kamera von deinem Handy an.«
Jason schaute auf seinen Bildschirm und schrie auf. Sein Gesicht war über und über von eitrigen Pickeln bedeckt.
Marissa lächelte ihn an. »Sorry, aber du siehst echt abturnend aus. Ich glaube, das kriegst du mit keinem Gesichtswasser weg, und mit Magie bleiben da fiese Narben.«
Jetzt erst bemerkte Marissa, dass ihre Eltern und die Silvers sie anstarrten.
Jasons Vater stammelte: »Sie kann Drachenmagie kontern? Jason ist der Beste in seinem Jahrgang. Warum habt ihr nichts davon gesagt, dann hätten wir eine vollkommen andere Verhandlungsbasis gehabt.«
Marissas Vater sagte: »Ich glaube, unser Treffen ist beendet. Mit dieser Magie stehen unserer Tochter natürlich noch ganz andere Verbindungen offen.«
Marissa zog die High Heels aus und warf sie ihrem Vater vor die Füße. »Keine weiteren Dates.«
Sie lief barfuß durch den Park. Für einen Moment fühlte sie sich frei. Doch dann hörte sie hinter sich einen Schrei. Es war Jason. Er klang, als würde er Todesqualen erleiden. Hatte sie ihm mit ihrer Magie weiteren Schaden zugefügt? Hatte sie eines seiner inneren Organe verletzt? Sie wollte sich umdrehen, aber in ihrem Kopf ploppte ein Gedanke auf: Für jemanden wie Jason war es vermutlich schon ein Weltuntergang, wenn er Pickel hatte. Seine Eltern konnten sich die besten Zauber leisten und er war gemein zu dir. Geh weiter.
Sie spürte jemand direkt hinter sich und drehte sich um.
Es war Jason. Er heulte: »Geh nicht weg, ich kann ohne dich nicht leben.«
»Machst du dich über mich lustig oder haben dich deine Eltern geschickt? Sag ihnen, ich habe kein Interesse an einer Verbindung zwischen uns.«
Der Drachenjunge kreischte, fiel zu Boden und klammerte sich an ihre Beine. Andere Spaziergänger blieben interessiert stehen und starrten sie an. Weiter hinten sah sie ihre Eltern und die Silvers, die zu ihnen rannten und dabei versuchten, ihre schicken Schuhe nicht zu beschmutzen.
»Bist du komplett irre? Los, steh auf!«, zischte sie Jason zu und versuchte, ihn abzuschütteln.
Keuchend erreichten die Eltern sie. Jasons Mutter tupfte sich den Schweiß von der Stirn, die Väter hatten ihre Krawatten gelockert und aus der Betonfrisur ihrer Mutter hatte sich eine Strähne gelöst. Das war noch nie vorgekommen.
»Dad, bitte, sag ihr, sie darf nicht weggehen.«
Der Blick von Jasons Dad traf Melissa und sie zuckte kurz zusammen, so viel Unglauben und Hass lag darin. »Du hast seine Seele an deine gebunden, du Miststück. Das war doch kalkuliert.«
Sie hatte seine Seele an ihre gebunden? Dazu war eine enorme Macht nötig, das wusste Melissa. Aber wenn Jasons Vater recht hatte, hatten sie ein Problem. Dann musste Jason ihr ab jetzt auf Schritt und Tritt folgen. Alles andere würde ihm unendliche Qualen bereiten und könnte ihn im Extremfall sogar töten. Melissa versuchte, sich daran zu erinnern, was die Biologielehrerin über den Zauber vorgelesen hatte. Wie löste man ihn wieder? Das war kompliziert und die Details wollte ihr überfordertes Gehirn nicht preisgeben.
»Ich schlage vor, wir beruhigen uns jetzt alle, gehen zurück zu uns nach Hause und überlegen, was tun können. Privat.« Das war Melissas Mutter, die nervös auf die größer werdende Zuschauermenge starrte, mit der ersten brauchbaren Idee an diesem Tag.
Melissa flüsterte Jason zu: »Komm schon, ich bleibe bei dir. Wir gehen jetzt.« Tatsächlich schien er sich etwas zu beruhigen und stand auf. In eisiges Schweigen gehüllt liefen die beiden Familien zu Melissas Elternhaus. Doch kaum waren sie im Wohnzimmer angekommen, sank Jasons Mutter schluchzend auf das Sofa und die Väter brüllten sich an.
»Ich werde sie vor den Hohen Rat bringen. Dieser Zauber ist streng verboten. Was hat ihre Tochter sich dabei gedacht?«
»Es war keine Absicht, niemand wusste von ihren Kräften.«
»Das glauben Sie doch selbst nicht, sie ist fast volljährig, da weiß man doch um seine Kräfte. Gleich Morgen werden wir die Verbindung lösen lassen. Das wird für meinen Sohn äußerst schmerzhaft und ich verlange Schmerzensgeld. Abgesehen von den Kosten für den Magier, die Sie natürlich tragen werden. Mein Anwalt schickt Ihnen die Rechnung.«
Melissas Mutter war unbemerkt in Küche verschwunden und stellte jetzt Tee und Kekse auf den Tisch. »Beruhigt euch, bitte. Ich schlage vor, dass Jason heute Nacht hier bleibt. Morgen können die beiden eine Ritualstätte Ihrer Wahl aufsuchen und alles Weitere klären wir dann.«
Jasons Mutter richtete sich auf. »Mein Sohn kann nicht hierbleiben. Ihr Haus ist zu klein.«
Der Mund von Melissas Mutter wurde zu einem sehr kleinen Strich: »Für eine Nacht wird Ihr feiner Herr Sohn sich wohl einschränken können und mit unseren beengten Verhältnissen klarkommen.«
»Nein, Sie verstehen nicht. Er ist ein Drache. Im Schlaf verwandelt er sich. Er braucht Platz.«
»Ach so, na dann.« Melissas Mutter strich die verirrte Haarsträhne hinter ihr Ohr. »Pack deine Sachen, Schatz. Und vergiss nicht die neue Creme, die ich dir gekauft habe.«
Alle schauten Melissa an. Sie wollte das nicht. Sie wollte nicht zu dieser Familie und nicht bei Jason sein. Aber welche Wahl hatte sie? Sie drehte sich um und ging die Treppe hinauf in ihr Zimmer. Jason folgte ihr.
»Kannst du nicht vor der Tür warten?«
»Das würde ich ja gerne, aber wir wissen ja, wessen Schuld es ist, dass das nicht geht.« Jason hatte sich offenbar erholt und wieder zu seinem arroganten Selbst zurückgefunden. Aber sie würde sich von ihm nicht länger alles gefallen lassen. Schließlich konnte er nicht ohne sie, andersherum war das problemlos möglich.
»Dann dreh dich gefälligst um, während ich meine Unterwäsche einpacke und lass mich in Ruhe.«
Das Haus der Drachen-Familie sah von außen aus, wie alle anderen Villen in dem schicken Vorort, aber in dem Moment, in dem sie die Eingangshalle betrat, war Melissa wirklich beeindruckt. Es gab hier kaum Möbel, das hohe Dach der Halle trugen elegante Säulen und die Wände waren über und über mit kunstvollen Mosaiken besetzt, die glitzerten und funkelten. Natürlich, Drachen horten Schätze, fuhr es Melissa durch den Kopf.
»Nett haben Sie es hier. Von außen sieht es gar nicht so groß aus«, sagte Melissa und Jason schnaubte.
»Raum-Dehnungs-Zauber. Komm mit, wir gehen nach oben.«
Jasons Zimmer war kurios. Eine Seite sah aus wie ein normales Teenager-Zimmer. Auf dem Schreibtisch stapelten sich Schulbücher und ein Laptop, Klamotten lagen auf dem Boden verstreut. An der Wand hing ein überdimensionaler Bildschirm, vor dem Sitzsäcke lagen. Nur ein Bett fehlte. Die andere Seite war riesig. Hier gab es nichts, nur eine Höhle aus glattem schwarzen Stein.
Melissa sah sich um. »Was machen wir jetzt?«
Jason zuckte mit den Schultern. »Zockst du?«
»Klar.« Melissa ließ sich auf einen der Sitzsäcke fallen und schnappte sich einen Kontroller. Auf dem Bildschirm erschien das Logo von »World of Dragons«. Wenn Jason dachte, er könnte sie hier leicht schlagen, irrte er sich. Melissa hatte Stunden mit diesem Spiel verbracht. Nach einigen Minuten spürte sie, wie sie sich entspannte. Auch Jason schien es so zu gehen. Seine Schultern sanken und die Falte zwischen seinen Augen war verschwunden.
Die ersten Ping-Geräusche, die eine neue Nachricht ankündigten, ignorierte Melissa. Doch dann schien ihr Handy zu explodieren. Und nicht nur ihres. In Jasons Hosentasche erklang ein Ping nach dem anderen. Er pausierte das Spiel, zückte sein Handy, wischte ein paar Mal darüber und sog scharf die Luft ein. Melissa schaute auf ihren Bildschirm. Alle Nachrichten kamen aus dem Klassenchat. Oh nein. Ausgerechnet. Gilbert, der Gnom, hatte Jason, der sich winselnd an Melissa klammerte, im Park gefilmt. Inklusive Close-up auf sein pickliges Gesicht. Das war die beste Wochenendunterhaltung, die ihre Mitschüler sich vorstellen konnten. Seufzend steckte Melissa das Handy wieder ein. Den Chat würde sie ein paar Tage lang nicht öffnen. Sie war es gewohnt, dass die anderen sich über sie lustig machten und schützte sich, in dem sie den Quatsch gar nicht erst las. »Spielen wir weiter?«, fragte sie Jason und schnappte sich ihren Kontroller.
Jason antwortete nicht. Er schien völlig in den Chat versunken. Seine Haut schimmerte rötlich und leichte Schuppen erschienen auf seinen Wangen. Eine gewisse Genugtuung erfüllte Melissa. »Jetzt weißt du, wie sich das anfühlt. Aber nimm es nicht so schwer. Wenn der Zauber morgen gelöst ist, siehst du wieder top aus und erzählst allen eine lustige Story dazu.«
Jason blickte sie an und seine Augen waren nicht mehr menschlich. Seine Pupillen zogen sich in die Länge. Es waren goldene Drachenaugen. Oh, oh. Sie hatte mal wieder übertrieben.
»Für dich ist das natürlich super. Du bekommst positive Aufmerksamkeit. Deine Heiratschancen steigen ja quasi stündlich.«
»Ist das dein Ernst? Ich will nicht heiraten. Und schon gar nicht dich, auch wenn das außerhalb deiner Vorstellungskraft liegt.« Melissa war jetzt richtig wütend. »Weiß du was? Ich sollte besser gehen. Deine Eltern könnten einen Schlaftrank oder so was geben. Wir sehen uns morgen.«
Sie griff nach ihrer Tasche und stürmte zur Tür.
»Warte!« Jason sprang auf und lief zu ihr.
Sie blieb stehen. Zögernd legte er eine Hand auf ihre Schulter.
Er redete weiter. »Gerade eben ... ich hatte eine gute Zeit mir dir. Du bist lustig und ich kenne kein Mädchen, dass so gut zockt. Bitte, geh nicht.«
Sie drehte sich zu ihm um und er küsste sie. Für einen Moment genoss sie es. Er schmeckte nach Feuer und Gold und jeder Muskel in ihr wurde weich. Doch dann setzte ihr Verstand wieder ein. Das war nur der Zauber. Er ist nicht wirklich an dir interessiert, dachte sie.
Ihre Stimme war kratzig, als sie sagte: »Ich bleibe, aber das hier führen wir nicht weiter. Wir können zocken oder schlafen gehen, aber wir tun nichts, was wir morgen bereuen.« In Gedanken änderte sie den Satz: »Was du bereuen wirst.«
Melissa schlüpfte ins Bad und als sie zurückkam, war Jason verschwunden. Stattdessen lag ein Drache in der Höhle. Seine roten Schuppen glänzten im Schein der Nachttischlampe. Er sah unfassbar schön aus. »Gute Nacht, Jason.« Er antwortete nicht. War er eingeschlafen oder konnte er in Drachenform nicht sprechen?
Melissa machte es sich auf einer Luftmatratze so bequem wie möglich und löschte das Licht. Ganz dunkel wurde es nicht. Jason stieß hin und wieder kleine Feuerwolken aus, die das Zimmer kurz erleuchteten. Melissa betrachtete ihn lange und schlief irgendwann ein.
Da der Termin bei der Magierin erst am Nachmittag stattfinden sollte, wurden Jason und Melissa von seinen Eltern zur Schule geschickt. Auf den Fluren und in den Klassen erhob sich ein Murmeln, Flüstern und Kichern, sobald jemand die beiden entdeckte. Aber Jason setzte einen düsteren Blick auf und niemand traute sich, dumme Bemerkungen direkt an ihn zu richten. Da er sich nie weiter als einen Meter von Melissa entfernte, hatte sie einen der entspanntesten Tage ihrer Schullaufbahn. Beim Mittagessen steuerte er automatisch auf den Platz mit seinen Freunden zu, aber Melissa ging zu einem Tisch in einer Ecke am Fenster. Jason zögerte und folgte ihr dann stirnrunzelnd.
»Tut mir leid, aber ich brauche kurz eine Pause von den Leuten«, sagte Melissa.
Jason attackierte schweigend seine Pasta mit der Gabel.
»Du bist schon ein Drama-King, oder?«
Das immerhin entlockte ihm ein Zucken des Mundwinkels, das man als Lächeln interpretieren konnte. Melissa zog zwei Fantasy-Romane aus der Tasche und schob einen davon zu ihm rüber. »Damit du dich hier nicht zu Tode langweilst.«
Jason und Melissa nahmen den Bus zu der Adresse der Magierin. Melissas Eltern und die Silvers stiegen aus ihren Autos, als die beiden ankamen und warfen ihnen gezwungene Lächeln zu. Das Haus sah von außen nicht so prächtig aus wie das der Silvers, stellte sich aber als mindesten genauso groß heraus. Die Dame, die öffnete, war elegant in beigefarben gekleidet, trug ihre Haare hochgesteckt und führte alle in ein mit Polstermöbeln zugestelltes Empfangszimmer. Jasons Vater berichtete, was passiert war und die Dame hörte schweigend zu. Dann stand sie auf und fixierte Melissa: »Folge mir.«
Melissas Vater sprang auf: »Ich bestehe drauf, dass ich dabei bin, wenn sie Magie an meiner Tochter ausüben.«
Jason wirkte ebenfalls nervös, als Melissa aus dem Raum gebracht werden sollte. Aber die Dame brachte mit einem Blick alle zum Schweigen. »Wir brauchen absolute Ruhe und ich muss mich verwandeln. Warten Sie hier.«
Melissa folgte der Dame und ihre Gedanken rasten. In was oder wen würde sie sich verwandeln? Und warum war ihr Vater so aufgebracht? War der Zauber gefährlich für sie?
»Setz dich dort hin. Atme ganz ruhig ein und aus, den Rest mache ich.«
Die Steinbank, auf der sie zeigte, stand in einer Höhle, die so aussah wie die von Jason. Natürlich. Die Silvers hatten sie zu einer Drachen-Magierin gebracht. Sie wollte protestieren, aber die Drachen-Stimme war jetzt in ihrem Kopf. »Schließ die Augen!«
Melissa schaffte es nicht, ihr zu widersprechen. Ohne sie zu sehen, spürte sie die Kraft, die von der Magierin ausging, und war sich sicher, dass sie sich verwandelt hatte. Die Drachenmagie rollte wie eine Welle auf Melissa zu und umschloss sie. Sie versuchte einzudringen, aber Melissa wehrte sich. Wer sagte, dass Drachen mächtiger waren als Feen? Die Magie drückte mal von der einen, dann wieder von der anderen Seite, aber Melissa ließ sie nicht eindringen. Dann hörte sie die Drachen-Stimme. Sie klang amüsiert: »In Ordnung, Feen-Mädchen. Du hast gezeigt, was du kannst. Jetzt öffne dich, damit ich dir helfen kann. Ich tu dir nicht weh, versprochen.«
Melissa zögerte. Sie wollte keine fremde Präsenz in ihrem magischen Kern. Aber sie wollte endlich die Familie Silver loswerden. Langsam ließ sie ihren Schild sinken und es fühlte sich an, als würde ein Sturm durch ihr Innerstes fegen. Melissa keuchte und dann war es wieder vorbei. Sie öffnete die Augen. Ein gelbschimmernder Drache lag vor ihr und sah sie aus goldenen Augen an.
»Für eine Fee hast du ein außergewöhnliches magisches Talent.«
»So weit war ich auch schon.«
Die Drachen-Dame verzog ihr Maul, was Melissa als Lächeln deutete.
»Ich kann Jason nicht sein schönes Gesicht zurückgeben. Ich kann die Verbindung von euch nicht zerstören, jedenfalls nicht ohne euch beiden zu verletzen. Das kannst nur du selbst.«
»Und wie soll ich das machen? Keiner wusste, dass ich magisches Talent habe. Ich habe keine Ausbildung bekommen.«
»Die brauchst du dazu nicht. Alles, was du intuitiv ausgelöst hast, entspringt deinen tiefsten Gefühlen und Wünschen. Wenn du dich davon frei machst und zu dir selbst findest, kannst du den Zauber aufheben.«
»Klingt wie aus einem pinken Buch aus der Selbsthilfe-Ratgeber Abteilung. Soll ich darüber meditieren?«
Die Drachen-Dame reagiert nicht auf ihre Ironie und nickte nur. Melissa seufzte, aber sie versenkte sich in eine Mediation, immerhin das hatte sie in der Schule gelernt.
Bilder stürmten auf sie ein. Es war, als hätte jemand ein Fotoalbum über ihrem Kopf ausgeschüttet. Sie atmete. Wo sollte sie anfangen? Sie suchte die Erinnerung an den Nachmittag im Park, fühlte ihre Wut, ihre Verzweiflung und wie verletzt sie war. Sie wollte gemocht werden, wollte dazu gehören. Sie sah Jasons Gesicht, als die Nachrichten im Chat aufploppten und schmeckte seinen Kuss. Genug! Sie versenkte sich tiefer in ihre Kraft, ließ die Energie knisternd durch sich hindurchströmen. Dann ließ sie los und blieb bei sich.
»Hat es funktioniert?«
Die Drachen-Dame hatte sich zurückverwandelt. »Gehen wir nachsehen.«
Im Empfangszimmer schluchzte Jasons Mutter vor Freude und strich ihrem Sohn immer wieder über das perfekte, pickelfreie Gesicht, bis er sie zur Seite schob.
Jasons Vater fragte mit kühler Stimme: »Können wir jetzt gehen?«
Es war Jason, der antwortete: »Ja, können wir.« Er sah Melissa an. Lag Bedauern in seinem Blick? Sie musste sich geirrt haben, denn er drehte sich ohne ein Wort um und ging mit seinen Eltern zum Auto.
Melissas Vater öffnete ihr die Autotür, aber sie stieg nicht ein. »Ich laufe lieber.«
Abends lag Melissa auf ihrem Bett. Auf dem Laptop lief eine Serie, aber sie war zu aufgewühlt, um der Handlung zu folgen. Beim Essen hatte sie ihren Eltern klar gemacht, dass sie nicht heiraten würde. Jedenfalls nicht jetzt. Sie wollte eine gute Ausbilung für ihre magische Begabung und sie würde studieren. Und zwar weit weg von hier, irgendwo, wo sie niemand als picklige Pummelfee sehen würde. Ihr Handy zeigte eine neue Nachricht an. »Du schuldest mir eine Revanche. Lust auf Zocken?«
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