Mein Blick verweilt...

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Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
...auf alten Fregatten,
die sich pudrigen Mut ins Gesicht pinseln.
Zwei junge Mädels nuscheln traumäugig über die Liebe,
von der sie nur vom Hören Sagen wissen.
Sie tipptappen mit ihren Klackerhacken,
spinnen einen Tausend und eine Nacht
Blitzer-Glitzer-Garn um ihre Geschichtem
Sie versuchen
die in Sternschrift geschriebenen Botschaften
am nächtlichen Himmel zu lesen.
Ich verstehe, dass nichts schwerer zu fassen ist
als der Augenblick in dem Moment,
in dem er geschieht.


Ich sitze in einer Ecke meines Ichs,
wo die Musik des Mainfloorlebens
nur noch als Chiffre zu mir dringt.

Über...


Blicke

Diese ewig Jugendlichen,
mit ihrem aufgesetzten Motherfuckerlächeln.
Einer von ihnen hat sich beim Pinkeln
augenscheinlich behost.
Saufende kindgebliebene Erwachsene in Trendy
-Mendy-Ausgehkleidung.

Sex on the Beach ist wieder In.

In jeder Beziehung.

Schummrig vor lauter leisem Nachtgeflüster
legt sich der Verstand schlafen.

Klick-Klack-Klackerhack.

Matt glänzt das Gold ihrer Eheringe

in der untergehenden Sonne.

Was will man sein im letzten Schein?

Oh, meine Brüder und Schwestern.
Gemach, gemach.
Dies ist ein gemeinsames Geschäft.

Klick, klack.

Klackerhack!

Alle fangen diese verräterischen unsichtbaren Küsse auf.

Oh Judas, mein Judas.

Was für ein Fest.
 
G

Gelöschtes Mitglied 20513

Gast
Natürlich ist es lächerlich, wenn Rentner wie 16-Jährige rumrüpeln und nichts anderes sein wollen, als noch rüstige Sexbomben oder 70-jährige Rocker, die ewig 30 bleiben. Sie sind Produkte des herrschenden Jugendwahns. Mich überkommt dann eine elende Traurigkeit, wenn mir so etwas begegnet. Denn das hat doch gesellschaftliche Ursachen, mit denen sich die nie alternden Sexbomben identifizieren, sich unterwerfen, sie sind Produkte und Opfer des Gewinnstrebens in der kapitalistischen Gesellschaft zugleich. Die mit großer Selbstverständlichkeit voraussetzen, dass mit diesen Alten kein Profit mehr zu machen ist, dass sie deshalb zu den Überflüssigen gehören. Die aber wissen es nicht, halten sich vielleicht sogar für Exzentriker. Diese Leute tragen eine Maske auf diese Weise, andere verstecken sich hinter der Maske des angepassten, aufstiegsbewussten Normalbürgers. Und beide Maskenträger wissen, dass sie nicht sind, was sie nach außen tragen. Ziemlich billig, sich darüber lustig zu machen, obwohl, klar, beim Anblick solcher Leute kann einem schon das Grinsen kommen.

Otto Lenk, wenn du nach den Ursachen dieses Mimikris der Alten gesucht hättest, wäre das ein lohnendes Thema gewesen. So aber hat dein Gedicht lediglich eine gehörige Portion Häme des "aufgeklärten", an die bürgerlichen Rituale Angepassten, dem so etwas "nie einfallen würde". Finde ich nicht nur zuwenig.

Gruß, blackout
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Schön, dass du einen Rahmen um die Ansichtskarte gestrickt hast. Ich gönne ihn dir von Herzen.
 

anbas

Mitglied
Lieber Otto,

den ersten Absatz finde ich - bis auf die beiden kurz hinterein ander folgenden "Sie-Zeilenanfänge" - richtig klasse und war schon im 4-5-Sternevergabe-Modus. Doch dann sah ich, dass ich weiter scrollen "musste" und der Text immer weiter ging.
Für mein Empfinden willst Du hier zu viel auf einmal, bringst zu viel rein. Die einzelnen Bilder und formulierung gefallen mir auch - aber ich würde sie lieber in einem anderen Gedicht lesen.

Liebe Grüße

Andreas
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Lieber Andreas,

ich weiß was du meinst. Aber ich kann da nichts trennen. Es waren die Beobachtungen auf der Terrasse unseres Hotels. Eingefangen in kurzer Zeit
und so untrennbar. Aber ich verstehe vollkommen, dass es überfrachtet erscheinen muss. Danke für deine Gedanken.

Liebe Grüße Otto
 



 
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