Mein Traum

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Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Am Morgen bin ich mal im Traume erwacht
und dachte schon wieder, zu kurz sei die Nacht,
zog Schuh an, und rannte dem Bus hinterher,
der Bus fiel zusammen, was hab ich gelacht.

Ein schreckliches Lachen, so böse und laut,
(ich lache und lache und alle Welt schaut,)
dabei bin ich irgendwie plötzlich erwacht
und saß in der Pfütze, die war mir vertraut.

Ich saß in der Pfütze, es regnete sehr,
ich wälzte mich lange im Schlamm hin und her,
da merkte ich plötzlich: Ich bin ja ein Schwein --
worauf ich erwachte. Es konnte nicht sein.

Ich kletterte auf einen sehr hohen Berg,
das war ein Vulkan, und ein Gott ging ans Werk,
nach oben quoll Lava, es rauchte, ein Knall,
weshalb ich erwachte. Der Mensch ist ein Zwerg.

Ich träume und träume im Traum einen Traum,
ich träume und träume und merke es kaum,
und doch bin ich müde, ich schufte so sehr,
denn über der Schulter sind Halfter und Zaum.
 

James Blond

Mitglied
Und täglich murmeln Verse hier

Lieber Bernd,

na, schön: ein Amphibrachys (xXx) mit einer leicht orientalisch anmutenden Reimfolge. Da wäre es prima, wenn sich auch S4V1 (Ich kletterte auf einen sehr hohen Berg,) dem Schema beugen würde. Schade auch, dass nicht der Reim der vorhergehenden Strophe jeweils in V3 aufgegriffen wird; den wiederholten Endreim "erwacht" in S2V3 halte ich hingegen für einen Unfall. Der Rhythmus des A. ist treibend und unterstützt ein dramatisches und abwechslungsreiches Traumgeschehen.

Und sonst? Eigentlich nichts!
Wechselnde Stationen scheinen recht willkürlich zu einer Traumreise zusammengefügt, was ja immer irgendwie geht. Die Idee vom Traum im Traum wird nicht weiter verfolgt, stattdessen ergießt sich eine ofmals dem Reim geschuldete, nur verhalten witzige Verssequenz, ohne dass ein roter Faden sichtbar würde. Sicher, in Träumen fehlt der meistens auch, aber bei einem Gedicht erwarte ich mehr als nur Zufallsreimfolgen.

Und wenn das LyrIch zum Schluss klagt, sehr eingespannt zu sein, entsteht bei mir der Eindruck, dass auch hier Zwang nach Produktivität zum Vater des Gedichtes wurde:

Ich dichte und dichte, mir fällt nur nichts ein,
ich bin doch der Dichter, so sollte es sein,
dass täglich ein Verslein vom Bäumelein fällt
doch fallen nur Späne, das find ich gemein.


Vielleicht besser mal ausspannen. ;)

Grüße
JB
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Eine Art Matrjoschka-Reise. Jeder folgende Traum ist von der Realität weiter entfernt, als der vorhergehende, wie man aus den Sterntagebüchern lernen kann.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Am Morgen bin ich mal im Traume erwacht
und dachte schon wieder, zu kurz sei die Nacht,
zog Schuh an, und rannte dem Bus hinterher,
der Bus fiel zusammen, was hab ich gelacht.

Ein schreckliches Lachen, so böse und laut,
(ich lache und lache und alle Welt schaut,)
dabei bin ich irgendwie plötzlich erwacht
und saß in der Pfütze, die war mir vertraut.

Ich saß in der Pfütze, es regnete sehr,
ich wälzte mich lange im Schlamm hin und her,
da merkte ich plötzlich: Ich bin ja ein Schwein --
worauf ich erwachte. Es konnte nicht sein.

Ich kletterte auf einen sehr hohen Berg,
das war ein Vulkan, und ein Gott ging ans Werk,
nach oben quoll Lava, es rauchte, ein Knall,
weshalb ich erwachte. Der Mensch ist ein Zwerg.

Ich träume und träume im Traum einen Traum,
ich träume und träume und merke es kaum,
und doch bin ich müde, ich schufte so sehr,
denn über der Schulter sind Halfter und Zaum.

Als ich dann erwachte, stand nichts auf dem Tisch,
das Nichts hing am Haken, der Wind wehte frisch,
das Wasser trieb Wellen, die warn mir zu hoch,
ich konnte nicht atmen, ich bin ja kein Fisch.
 

James Blond

Mitglied
Ah, ich verstehe: eine Art Karriereleiter: vom Schüler, der den Bus verpasst, über das Schwein in der Pfütze zum Gott, der Vulkane rauchen lässt - welch ein Aufstieg! Das macht den Berufsstress verständlich! :D

Dass ich darauf nicht gekommen bin!
Vielleicht auch, weil der Gott in den Versen scheinbar neben dem LyrIch auftritt, nur nicht als.

Auch lassen Matrjoschkas zumindest untereinander eine gewisse Ähnlichkeit erkennen. Aber woher hätte ich denn wissen können, dass im Schüler das Schwein steckt, und im Schwein ein Gott? :eek:

Der Pudels Kern scheint mir zuweilen nur schwer zugänglich. ;)

<schwer seufzend>

JB
 



 
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