Peethulhu
Mitglied
Mein Treffen mit dem Meister
Langsam erklomm ich die Stufen des alten Herrenhauses, in dem wir uns regelmäßig trafen, um uns über die kosmischen Schrecken auszutauschen, die in der Psyche des Menschen entstehen. Ich bin Peethulhu, und in meinen Gedanken sehe ich Wesen, die Ynorr oder Utlotl genannt werden. Es lässt meinen Körper erschaudern, und in den 35 Jahren, die ich mit diesem Planeten um die Sonne kreise, hatte ich Erkenntnisse gewonnen, die mich noch tiefer in die Schatten führen, als ich es je für möglich hielt.
Lange Zeit dachte ich, dass ich alleine auf diesen Wegen wandeln und sie in Textform aus meinem Gehirn verbannen würde. Einsam, dem Flüstern der Großen Alten ausgeliefert, die jederzeit drohend am Sternenhimmel auf mich herablächelten. In den Nächten, in denen ich meine Texte schreibe, höre ich sie flüstern und ihre Geschichten, die noch nicht aufgeschrieben wurden, in einer Kombination aus Buchstaben verfassen, die für manchen grotesk, aber auch faszinierend wirken mögen.
Nach einer Zeit des Versinkens in den Horror der Schatten entdeckte ich jemanden, der immer wieder als Meister des kosmischen Schreckens bezeichnet wurde, und es dauerte nicht lange, bis ich einige der Schriften jenes Meisters in die Hände bekam. Mein aufgeregtes Gehirn flog über die Zeilen und sog jede Wendung und jeden Buchstaben auf. Gab es diese Leidenschaft für das Unaussprechliche schon einmal auf dieser Welt? Konnte ich im Geiste mit eben jenem Meister des kosmischen Schreckens sprechen oder ihn treffen?
An einem Abend, es war kurz nach drei Uhr, sollte ich wieder über einem Text wie diesem brüten und meinem Gehirn den Fluss meiner Finger überlassen. Doch als sie so über die Tasten meiner Tastatur flogen, in fast besessener Schnelligkeit, sah ich mich im Geiste vor diesem alten Herrenhaus, welches aus schäbigen Brettern zusammengezimmert schien, ohne Fenster, nur mit einer Tür, die grünschwarz gestrichen wirkte. Im Hintergrund dieses Hauses breitete sich die Weite des Kosmos aus, der mich zu sich zu ziehen schien. Es wirkte, als wäre ich an einen Ort des Universums getragen worden, um ihn zu treffen.
Wie ich bereits erwähnte, stieg ich die vielen Stufen hinauf, die zunächst schienen, als wären sie unendlich schmal, aber auch unendlich breit. Ein gruseliger Mix aus dämonischen Pfeiftönen und Flüstern erinnerte mich an Geschichten von Wesenheiten des Kosmos, die mir durch den Meister bekannt waren. Angsterfüllt blickte ich mich um und suchte nach etwas, was meine Reise hierhin erklären konnte. In vielen seiner Geschichten war ich vorgedrungen und hatte sie verschlungen. Wurde ich nun selbst von eben jener Geschichte hineingesogen, ohne Aussicht auf Entkommen?
Plötzlich schien die Treppe kürzer zu werden, als würde sie mich einladen, und die grotesken Pfeiftöne der dämonischen Melodie schienen wie eine Art Test gewesen zu sein, ob ich erkennen würde, wen sie im Zaume hielten. Ich wagte es nicht, den Namen zu denken oder gar zu sagen, da allein das Aussprechen Unheil heraufbeschwören konnte. Weiter ging ich die Treppen hinauf, und als ich an der grünschwarzen Tür stand, sah ich das Gesicht eines weiteren Schreckens oder eine Andeutung davon. Die Stadt, die am Grunde des Meeres dieses Planeten lag, in der er schlief, sollte lange meinen Weg in den kosmischen Schrecken vorbereiten.
Als ich dort stand und die Kreatur erblickte, die Drachenflügel, eine Art menschlichen Körper und Tentakel an ihrem Kinn zu haben schien, wusste ich, wer vor mir an dieser Tür stand. Ich musste trotz der erdrückenden Angst kurz lächeln, da ich weiß, dass jene, die diese Zeilen vielleicht eines Tages lesen oder hören, genauso wissen werden, wer hier an der Tür dargestellt wurde.
Ich sprach den bekannten Satz, den der Meister des kosmischen Schreckens für jene Kreatur in seinem Gehirn erdachte, und die Tür öffnete sich mit einem tiefen Knarzen. Die Dunkelheit, die sich hinter dieser Tür fast wabernd und dick wie Nebel ausgebreitet hatte, wurde durch ein kleines Licht, das von einer Kerze zu kommen schien, durchbrochen. Meine Füße waren wie angekettet und ich wagte nicht, einen Schritt zu machen.
Eine undeutliche Hand schien aus dem schwarzen Nebel hervorzukommen, die in einem feinen Anzug zu stecken schien. Sie zeigte auf mich und nannte mich beim Namen: „Peethulhu...“, flüsterte die Person, die im Schatten dieses Hauses neben der glimmenden Kerze zu sitzen schien. Das Flüstern meines Künstlernamens war im Gegensatz zu den dämonischen Pfeiftönen hier draußen fast schon angenehm und es löste die Fesseln, die meine Füße zu halten schienen, und ich schritt in das Haus, in welchem wir uns fortan öfter in meinen Träumen treffen sollten.
Als ich in diesen dunklen Nebel schritt, spürte ich die Kälte des Kosmos um mich und die Tür flog hinter mir mit einem Krachen zu, dass ich fürchtete, das alte Haus würde zerbrechen. Das Knarzen jedoch verstummte kurze Zeit danach und es wirkte, als wäre dieser Ort ein entrückter Raum. Nah genug, um den kosmischen Wahnsinn zu betrachten, aber noch weit genug weg, um seinen Verstand noch festhalten zu können, ohne in groteskem Wahnsinn umherzuirren.
Ich bewegte mich auf die leuchtende Kerze zu und je näher ich kam, umso mehr schien sich der schwarze Nebel aufzulösen und ich erkannte den Meister dieses kosmischen Schreckens, der zur Hälfte in den schwarzen Nebel versunken schien. Er sagte nichts und betrachtete mich von oben bis unten. Ohne Worte, nur in dem Gefühl, das wir durch unsere Geschichten vermittelten, verbunden, sah ich, dass er meine Werke und Wesen sah, die ich genauso wie er im Flüstern der dunklen Nächte von den Sternen her sprechen hörte.
Ich begriff, dass ihm mein Spiel mit den Realitäten zusprach und mein Lauschen in die Dunkelheit der menschlichen Psyche. Ich hätte gerne etwas gesagt, doch mein Mund war verschlossen und nur meine Texte sollten mit dem Meister des kosmischen Schreckens sprechen. Er sprach durch seine und ich durch meine, eine Verbindung, die es gibt, ohne etwas zu sagen, nur lesen, fühlen und erkennen.
Die Dunkelheit umfing mich und ich wurde nach diesem kurzen Treffen wieder hinausgeführt. Die Tür schloss sich wieder hinter mir und die Stufen drehten sich zu einem grotesken Kreis und schienen dabei einen Singsang anzustimmen, den ich nicht verstand, der mich aber motivierte, diesen Text trotz der Schrecken, die ich durchlebte, aufzuschreiben.
Ein letztes Mal drehte ich mich zu dem alten Haus um und flüsterte in der Sprache der Alten: Wenn ihr, die ihr diesen Text lest oder hört, den kosmischen Horror fühlt und fürchtet, dann sei hiermit übersetzt, was ich sage: „Danke für diese groteske, aber herrlich grausame Inspiration...“